Titel: | Die Wasserwerke von Khatatbeh. |
Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 337 |
Download: | XML |
Die Wasserwerke von Khatatbeh.
Mit Abbildungen auf Tafel
18.
Die Wasserwerke von Khatatbeh.
Die Revue industrielle vom 10. Februar 1887 S. 53 gibt
ausführliche Beschreibung und Zeichnung der Wasserhebungsmaschinen, welche zu Khatatbeh in Aegypten aufgestellt sind, um die Provinz
Behera in Unterägypten mit Wasser aus dem Nil zu versorgen. Das Wasser hierzu wird
zum Theile schon durch einen Kanal direkt aus dem Nil bei den Katarakten von Assuan entnommen, und flieſst mit sanftem Gefälle in
das weitverzweigte Netz von Kanälen und Bewässerungsgräben ein, durch welches es
über die Felder vertheilt wird; da aber der groſse Gehalt an Sinkstoffen die Kanäle
bei dem langsamen Strömen sehr rasch verschlämmt, so wurde es nothwendig, den
Wasserspiegel in den Kanälen – unter gleichzeitiger Anwendung von Ausbaggerung an
bestimmten Punkten – durch künstliche Speisung mittels Dampf kraft zu erhöhen. Dabei
handelte es sich darum, während 120 bis 130 Tagen der Sommerszeit die ungeheure
Wassermenge von etwa 2,5 Millionen Kubikmetern täglich auf 3 bis 3m,5 Höhe zu heben.
Zuerst wurde die Einrichtung des Wasserwerkes einer englischen Firma übertragen,
welche als Wasserhebungsmaschinen die archimedische Schraube benutzte. 10 mächtige
Wasserschrauben von 3m,69 Durchmesser und 11m,23 Länge wurden parallel zu einander in den
Kanal von Khatatbeh, welcher das Wasser zuführt, eingelegt. Jede dieser Schrauben
trug an ihrer Achse ein Kegelrad, mittels dessen die Schraube Are Bewegung von einer
langen Transmissionswelle aus erhielt, die an ihrem einen Ende durch 3
Verbund-Hammermaschinen mit Cylindern von 1m,272
bezieh. 0m,661 Bohrung und 0m,763 Kolbenhub angetrieben wurde.
Diese Anlage zeigte sich als vollständig unbrauchbar. Die Schrauben waren zu schwach,
und brachen fortwährend; nach zahlreichen Reparaturen muſste die englische
Gesellschaft auf die Ausführung der Wasserhebung mittels ihrer Apparate verzichten.
Nur 3 Schrauben, welche auf das Sorgfältigste verstärkt worden waren, blieben
betriebsfähig.
Nunmehr wurden auf dem Wege der Wettbewerbung von verschiedenen Fabriken Pläne
eingereicht, von welchen schlieſslich zwei zur engeren Bewerbung gezogen wurden.
Dieselben stammten von Creuzot und von Farcot her. Von diesen wurde wieder die letztere von
dem Preisgerichte empfohlen und schlieſslich von der Bewässerungsgesellschaft zu
Behera angenommen.
Die Hauptpunkte der zu erfüllenden Aufgabe waren dabei:
Das Wasser ist, je nach dem Stande des Flusses, auf 0m,5 bis 3m,00 Höhe zu heben.
Die tägliche Menge beträgt 2,5 Millionen Cubikmeter in 23 Stunden.
Der Kohlenverbrauch pro Pferdekraft der Nutzleistung, auf gehobenes Wasser bezogen, muſs
gewährleistet und ein sehr mäſsiger sein (1k,75
für die indicirte Pferdekraft und Stunde).
Von den alten Grundmauern u.s.w. soll zur Aufstellung der neuen Maschinen wieder
Gebrauch gemacht werden.
Die enorme zu bewältigende Wassermenge leitete von selbst auf die Benutzung von
Centrifugalpumpen hin; auſserdem muſste der schlammige Zustand des Nilwassers es
vortheilhafter erscheinen lassen, kreisende Pumpen anzuwenden, als Kolbenpumpen,
deren Gesammtkolbenquerschnitt hätte 38qm betragen
müssen, wobei als höchste zulässige Geschwindigkeit 1m,8 gerechnet ist. Bei der geringen Förderhöhe und den gewaltigen
Abmessungen der Pumpen muſsten dieselben mit stehender Achse angeordnet werden, was
ebenso sehr auch bezüglich des Ausgleiches der Abnutzungen in Folge des groſsen
Gewichtes von Vortheil war, welcher nun durch einfache Hebung des Spurzapfens
erfolgen konnte. Es wurden deshalb 5 gesonderte Centrifugalpumpen in Aussicht
genommen, deren jede direkt durch eine Dampfmaschine in Thätigkeit gesetzt werden
sollte; die geringe Förderhöhe erlaubte dabei mit sehr mäſsigen
Umfangsgeschwindigkeiten auszukommen, wie dies auch bezüglich möglichster Sicherheit
gegen Unfälle wünschenswerth war.
Die Aufstellung der 5 Kreiselpumpen erfolgte in zwei Gruppen zu drei und zwei Stück,
welche durch die dazwischen liegenden archimedischen Schrauben getrennt werden. Die
Dampfcylinder liegen direkt auf dem Damme parallel zum Laufe des Werkskanales, und
die Enden ihrer Rahmen ruhen auf Bögen von 8m,3
Spannung. Die Ebene der Anlage ist 0m,4 über dem
höchsten bekannten Hochwasserspiegel.
Zu der gesammten Anlage gehören noch 8 Röhrenkessel von 175qm Heizfläche.
Jede einzelne Centrifugalpumpe besitzt bei einer Förderhöhe von 3m eine Leistungsfähigkeit von 6cbm in der Secunde bei 32 Umgängen in der Minute.
Die stehende Achse trägt an ihrem oberen Ende eine Kurbel, an welcher die
Pleuelstange einer direkt wirkenden Dampfmaschine angreift. Das Flügelrad hat 3m,8 äuſseren Durchmesser, und bedarf für 3m Hubhöhe nur einer Umfangsgeschwindigkeit von
6m,36.
Der Pumpenkörper ist ein einziges Guſsstück von ungefähr 7m Durchmesser und 3m,3 Höhe; derselbe ruht auf dem Bassinboden mittels 6 Säulen von 2m Höhe mit kreisförmiger Basis von 870mm Durchmesser auf; oben tragen die Säulen
Stellschrauben zum genauen Justiren des Pumpenkörpers. Die centrale Säugöffnung, mit
einer Weite von 3m, taucht 400mm unter den tiefsten vorkommenden Wasserspiegel;
das Gewicht des mit Wasser gefüllten Pumpenkörpers beträgt etwa 40t.
Wie aus Fig. 1
und 2
ersichtlich, ist die Saugöffnung der Pumpe nach auſsen conoidisch gestaltet, und
verengt sich allmählich bis auf 2m,100 Durchmesser
an der Anschluſsstelle der Pumpe. Durch einen in der Mitte angebrachten Hohlkegel
wird der Querschnitt noch weiter verengt. An dieser Stelle ist die Wassergeschwindigkeit
bei der normalen Lieferung von 6cbm gleich 1m,89. Die hier anschlieſsenden Kanäle der Pumpe
haben im Vertikalschnitte parabolische Begrenzung; an der Eintrittsstelle sind sie
767mm, an der Austrittsstelle 630mm entfernt von einander. Die Höhe des Pumpenrades
beträgt 1m,425. Zwischen die parabolischen Wände
sind 8 Schaufeln von schraubenartiger Form eingesetzt, welche an der
Eintrittsöffnung (einem ganz flachen Kegelmantel) radiale Stellung haben, unter
einem gewissen Winkel aufsteigen und am äuſseren Umfange der Pumpe fast radial
auslaufen. An diesen Umfang schlieſst sich der Druckkanal der Pumpe mit allmählich
wachsendem Querschnitte an; derselbe hat im Ganzen 13m in der Länge, und der Querschnitt vergröſsert sich dem Wasserzugange aus
der Pumpe entsprechend. Dabei hat man dem Querschnitte jene Formen gegeben, welche
ein elastischer Stab annimmt, dessen Enden fortwährend tangential zu der oberen
bezieh. unteren Begrenzung der Radkanäle bleiben. Der ringförmige Kanal geht dann in
ein tangentiales Ansatzrohr über, dessen Mündung einen Kreis von 1m,600 Durchmesser bildet, in welchem die
Wassergeschwindigkeit noch 3m,18 beträgt. An diese
schlieſst sich eine 17m,80 lange Druckleitung,
deren Querschnitt sich allmählich derart verändert, daſs er am Ende der Leitung ein
Rechteck von 4m Breite und 2m,50 Höhe bildet. Ein hölzerner Schützen gestattet
diese Oeffnung, in welcher das Wasser noch 0m,6
Geschwindigkeit besitzt, vollständig abzuschlieſsen.
In ihrem ersten Theile senkt sich diese Leitung um etwa 2m, um einen Wasserverschluſs zu bilden, welcher die Entleerung der Pumpe,
selbst bei mehrstündigem Stillstande, verhindert. Von hier aus steigt der Kanal
wieder 2m,70 bis zu seiner Mündung in den
Abzugskanal. Zum Anlassen einer neuen Pumpe bedient man sich einiger
Dampf-Ejectoren, welche in 5 Minuten den ganzen Apparat anfüllen, worauf man die
Maschine in Gang setzt. Ungefähr 1m,30 von der
Auslaſsmündung des Druckkanales hat man zur Vorsicht einen kleinen lothrechten Kamin
aufgesetzt, welcher jeden Druck auf das Mauerwerk von unten flach, oben verhindert,
namentlich im Momente des Anlassens der Pumpe.
Der ringförmige Kanal sitzt mit seinen Flanschen nach unten auf einem conischen
Mantel, welcher mit dem Saugrohre zusammengegossen ist; dieser Mantel ruht wieder,
wie schon vorerwähnt, auf 6 guſseisernen, mit Stellschrauben versehenen Säulen.
Mit seiner oberen Flansche trägt der Pumpenkörper einen mächtigen guſseisernen
Deckel, welcher die Lagerbüchse der Pumpenwelle unterstützt.
Die Achse der Pumpe ist in ihrer Fortsetzung gleichzeitig die Kurbelwelle der
Dampfmaschine; sie ist hohl und dreht sich auf einem Oberwasserzapfen, dessen Lager
auf einer schmiedeisernen Säule 1m,70 über dem
höchsten während der Ueberschwemmung zu erwartenden Wasserstände angebracht ist. Diese Säule ist
unten in ein massives Fuſsstück eingekeilt, und weiter oben von dem Kegel umgeben,
welcher die Mitte des Saugrohres einnimmt, und sich an die hohle Achse mittels eines
durch Schrauben centrirbaren Muffes mit Lagern aus hartem Holze anschlieſst. Auf
diese Weise wird jeder Eintritt von Luft aus dem Hohlraume der Welle in die Mitte
der Pumpe vermieden, woselbst eine sehr energische Saugwirkung stattfindet.
Die hohle Achse trägt mittels einer Nabe von 720mm
Höhe das Turbinenrad; letzteres ist aus 2 Theilen zusammengesetzt und wiegt
(gefüllt) 12200k. Oberhalb des kuppelförmigen
Deckels des Pumpenkörpers geht die Welle durch ein Halslager, das mit
Pockholzschalen versehen ist; nach unten ist dasselbe durch eine Stopfbüchse
abgeschlossen. Dringt etwas Wasser durch diese hindurch, so hat dies nichts zu
sagen; dieses Wasser dient dann dem Schmieröle zur Unterlage und verhindert dessen
Verlust. Ein Wasserstandsglas erlaubt jederzeit, das Niveau des Wassers und Oeles zu
beobachten. Um die Stopfbüchse zu dichten und anzuziehen, steigt man durch
besondere, in dem Deckel angebrachte Mannlöcher in den groſsen Hohlraum des Deckels
ein.
Auf dem Oberende der schmiedeisernen Mittelsäule ist zunächst ein guſseiserner
cylindrischer Kopf angebracht, welcher der untersten, kugelförmig in ihn
eingelassenen Spurplatte des Stützlagers zur Unterlage dient. Zur Aufnahme dieses
Lagers ist die Welle hier mit einer weiten, rechteckigen Durchbrechung versehen.
Oberhalb dieser letzteren bildet die Welle einen mächtigen hohlen Zapfen, welcher
sich in einem gewaltigen Halslager dreht, das nach unten durch eine Stopfbüchse
abgeschlossen wird. Das Halslager wird von einem starken, quer über den Kanal
hinüber gehenden -förmigen Balken getragen. In die mittlere Höhlung dieses
Zapfens ist die Schwungradwelle der Dampfmaschine mit Gewinde eingeschraubt. Diese
wichtige Verbindung wurde in den Farcot'schen
Werkstätten zu St. Ouen zusammengefügt, und zwar mit einer gröſseren Kraft, als sie
die Dampfmaschine entwickeln kann; auſserdem hindert noch ein Stift jedes
Losschrauben.Die bei Drehbänken o. dgl. so gebräuchliche Kuppelung mittels
Schraubengewinde hat im Ganzen genommen in der praktischen Technik noch
wenig Verwendung gefunden, obschon diese in mancherlei Verhältnissen ohne zu
groſse Schwierigkeit möglich wäre. Um so interessanter ist die Anwendung
derselben in dem vorliegenden Falle, wobei es sich um beträchtliche
Kraftübertragung handelt.
Unterhalb dieser Verbindung ist in die Höhlung der Welle eine Schraube eingesetzt,
deren bronzene Mutter in der Durchbrechung der Welle gelagert ist. Gegen diese
Schraube stützt sich das Spurlager der Pumpe; durch Drehen der Mutter kann die
Abnutzung desselben oder jede sonstige Höhenänderung bis zum Betrage von 100mm ausgeglichen werden. Das Lager selbst besteht
aus 3 Platten (Fig.
3 bis 7), von welchen die beiden äuſseren aus Phosphorbronze, die mittlere, von
zweifach gewölbter Form,
aber aus gehärtetem Stahle besteht. Diese Stahllinse liegt frei beweglich zwischen
den beiden Bronzeschalen. Da das Gewicht auf dem Zapfen ungefähr 50t beträgt, so berechnet sich der Druck zwischen
den Laufflächen bei 220mm Zapfenstärke auf 160k auf den Quadratcentimeter.
In Folge dieses hohen Zapfendruckes bereitete die Schmierung des Zapfens wesentliche
Schwierigkeiten, welche sich zunächst in stetem Warmlaufen des Zapfens kundgaben,
bis es schlieſslich gelang, dieselben mittels besonderer Vorkehrungen zu
beseitigen.Dieses Warmlaufen hätte sich freilich von vornherein voraussehen lassen. Der
Farcot'sche Ingenieur scheint sich, wie
unsere Quelle erkennen läſst, damit getröstet zu haben, daſs die Belastung
von 160k schon oft bei Anordnung von
Turbinen überschritten worden sei. Das ist wohl möglich; ob es ohne
Nachtheile geschehen, ist eine andere Frage. So viel ist gewiſs, daſs gerade
die Spurzapfen der Turbinen am meisten zu Unzuträglichkeiten durch
Warmlaufen, Festreiben u.s.w. Veranlassung gegeben haben, weil man sie
überlastete.
Dies gelang zuletzt in der Weise, das man mit Hilfe einer Pampe einen stetigen
Oelstrom durch die Bohrungen der Lagerschalen über die Reibungsflächen leitete, und
das dabei warmgewordene Oel nun durch einen Kühlapparat führte, in welchem ein
stetiger Strom kalten Wassers das Oel wieder auf entsprechende Temperatur brachte.
Fig. 3 bis
7 zeigen
die bezügliche Einrichtung. Die 3 Lagerschalen sind von einem durchbrochenen
Bronzeringe umgeben und alle mit einander in ein cylindrisches Oelgefäſs eingesetzt,
in welchem sich das von den Reibungsflächen abflieſsende Schmieröl ansammelt. Ueber
den Rand dieses Gefäſses weg läuft dasselbe in eine kreisförmige, an der Welle der
Pumpe befestigte Rinne, aus welcher es wieder durch eine kleine rotirende Pumpe
entfernt wird, die an der Innenseite der Wellendurchbrechung angebracht ist. (Der
Vorsicht wegen sind zwei solche Pumpen einander gegenüber angeordnet.) Der Betrieb
dieser Pumpen erfolgt durch ein Zahngetriebe, welches in einen verzahnten Ring
eingreift, der an dem guſseisernen Lagerblock auf der festen Mittelsäule angebracht
ist. Von der Oelpumpe wird das Oel zunächst in den Kühlapparat geschafft, welcher an
der Seite der Welle fest sitzt, und aus einem rechteckigen guſseisernen Kasten
besteht, durch welchen 153 messingene Röhren von 600mm Länge, 30mm Durchmesser und 1mm Dicke hindurch gehen. Das Wasser umspült diese
Röhren von auſsen; es tritt durch eine Oeffnung am Boden ein und durch eine solche
an der Decke aus. Das durch die Röhren passirende Oel wird durch eine seitliche
Bohrung in die centrale Oeffnung des Schraubenzapfens eingeführt, und flieſst hier
ungehindert nach den radialen Bohrungen der Bronzeplatten, die es unter die
Reibflächen führen. Jede Platte besitzt 8 solcher Schmierkanäle.
Diese Vorrichtung wirkt so vorzüglich, daſs als Kühlwasser in dem Oelkühler nur das
lauwarme, von der Condensation der Dampfmaschine abflieſsende Wasser verwendet zu
werden braucht.
Unmittelbar über der Verbindung der guſseisernen Pumpenwelle mit der schmiedeisernen
Kurbelwelle der Dampfmaschine trägt die letztere ein Schwungrad von 22t Gewicht (Fig. 1), das aus 2 Stücken
besteht. Dasselbe ist so berechnet, daſs während eines Umganges der Maschine, bei 34
Touren in der Minute, die Pumpe keine gröſseren Abweichungen als 3 Proc. von der
mittleren Geschwindigkeit erleidet.
Weiter oben trägt die Welle das Excenter zur Steuerung und das Zahnrad für den
Betrieb des Regulators; der Zapfen im Kurbellager hat 300mm Durchmesser und 500mm Länge. Die Dampfmaschine selbst ist eine Corliſsmaschine mit 4
Hahnschiebern; sie hat 1000mm Bohrung und 1800mm Hub. Da die Pleuelstange in horizontaler Ebene
schwingt, so muſsten die Führungslineale für das Querhaupt natürlich in
entsprechende Lage gebracht werden; ein drittes Lineal wurde noch hinzugefügt, um
das Gewicht der Kolbenstange und des Kreuzkopfes zu tragen.
Um die Geschwindigkeit der Maschine, je nach der wechselnden Förderhöhe der Pumpe,
von 16 bis zu 42 minutlichen Umdrehungen steigern zu können, muſste auch der
Regulator mit verschiedenen Specialeinrichtungen versehen werden (Fig. 8 und 9). Für gewöhnlich ändert
man die Wirkung des Regulators durch Veränderung der Belastung seines Muffes mit
Hilfe eines Laufgewichtes an einem horizontalen Hebel. Auſserdem kann der Regulator
von seiner horizontalen Vorgelege welle aus durch zwei Paar conischer Räder mit
verschiedenen Geschwindigkeiten getrieben werden.
Im Juni 1886 wurde durch den Oberingenieur der Farcot'schen Maschinenfabrik, Hrn. Brüll, während
einer ganzen Woche der Gang der ganzen Anlage genau untersucht. Es fand sich dabei,
daſs die Hubhöhe der Pumpen im Mittel 3m,13 und
die Umdrehungszahl derselben in der Minute 33 bis 35 betrug. Die Pumpen sowohl wie
deren Motoren arbeiteten durchaus regelmäſsig, ohne Erschütterungen, ungewöhnlichen
Lärm oder Erhitzung bewegter Theile, trotzdem dieselben zunächst vollständig im
Freien aufgestellt waren, und der durch die Winde herbeigeführte Wüstensand sowie
die Ungeübtheit des Hilfspersonales die Bedienung in hohem Grade erschwerte.
Leider konnte aus mehreren Gründen der Wirkungsgrad der Maschinen und Pumpen und
insbesondere der Kohlenverbrauch im Verhältnisse zur Wasserförderung nicht
festgestellt werden. Dagegen konnte man die indicirte Leistung der Dampfmaschinen
und das von den Pumpen geförderte Wasser bestimmen, wodurch, da die Farcot'schen Maschinen und Kessel vielfach geprüft
worden sind, ein Schluſs auf die Ausnutzung des Brennmateriales sich wohl machen
läſst.
Die bezüglichen Versuche dauerten 2 Tage, während deren 4 Pumpen in Gang waren.
Einerseits wurde das geförderte Wasser in dem Druckkanale gemessen, andererseits
gleichzeitig Diagramme von den Dampfcylindern entnommen. Die Füllung der letzteren
betrug im Mittel ⅛ bis
1/10. Aus den
gemachten Beobachtungen ergab sich die Wasserförderung in der Secunde zu 27472l und die mittlere Geschwindigkeit zu 0m,598, was bei einer Förderhöhe von 3m,13 einer Nutzarbeit von 85987mk pder 1146,5 Pferdekräften entspricht. Im Mittel
leistete also jede Pumpe 287 Pferdestärken.
Während dieser Zeit betrug die gesammte mittlere Arbeit des Dampfes in den 4
Maschinen 132075mk, d.h. 1761 Pferdekräfte;
hieraus berechnet sich der Wirkungsgrad der ganzen Anlage zu
85987 : 132075 = 0,651.
Hierbei ist zu beachten, daſs die Arbeit zur Ueberwindung des
Widerstandes in dem langen Druckkanale mit in die Nutzarbeit eingerechnet ist, sowie
daſs die Schützen für den Ausfluſs aus den archimedischen Schrauben, welche nicht in
Thätigkeit waren, Gelegenheit zu Wasserdurchsickerungen gaben, die sich der Messung
entzogen. Endlich ist noch zu bemerken, daſs die ungewöhnlich groſse Förderhöhe der
Ausnutzung der Pumpen wie der Motoren direkt nachtheilig war. Bei normalem Gange mit
mittlerer Förderhöhe wäre der Wirkungsgrad sicher noch günstiger gewesen.
Was den Brennmaterialverbrauch anbelangt, so darf man wohl hierfür die mit
gleichartigen Dampfmaschinen und Kesseln auf den Wasserwerken von Paris zu Ivry erhaltenen
Resultate als maſsgebend Ansehen. Nach ganz genauen Untersuchungen, welche während
mehr als 3 Monaten durch die Werks-Ingenieure angestellt wurden, bewegte sich der
Brennmaterial verbrauch zwischen 5k,54 bis 6k,50 in der Stunde für die indicirte Pferdekraft,
und war im Mittel 5k,96. Weiterhin ist
festgestellt, daſs die Kessel im Mittel 8l,303
Wasser mit 1k Briquettes von Anzin verdampfen.
Werden diese beiden Zahlen mit den Versuchsresultaten von Khatatbeh zusammengestellt,
so ergibt sich, daſs eine Pferdestärke Nutzarbeit in indicirter Arbeit 1 : 0,651 =
1,536 Pferdestärken kostet; um diese zu erhalten, braucht man nach den Versuchen von
Ivry
1,536 × 5,96 = 9k,155
Dampf,
und endlich kostet die Erzeugung dieser Dampfmenge nach
denselben Versuchen eine Kohlenmenge von
9,155 : 8,303 = 1k,103.
Man würde also zu Khatatbeh selbst bei der Förderhöhe von 3m,13 eine Pferdekraft Nutzarbeit, in gehobenem
Wasser berechnet, mit 1k,103 Kohle per Stunde
erhalten, was 37 Proc. Ersparniſs gegenüber der Ziffer von 1k,75 bedeutet, welche im Vertrage vorgesehen
war.