Titel: | Rosindole, eine neue Klasse von Farbstoffen. |
Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 423 |
Download: | XML |
Rosindole, eine neue Klasse von
Farbstoffen.
Rosindole, eine neue Klasse von Farbstoffen.
In den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft,
1887 Bd. 20 S. 815 beschreiben Emil Fischer und Philipp Wagner einen von ihnen dargestellten Körper,
welcher als der erste Repräsentant einer neueröffneten Reihe
technisch voraussichtlich brauchbarer Farbstoffe ist. Erwähnter Farbstoff
entsteht, wenn man Methylketol mit Benzoylchlorid unter Zusatz von Chlorzink auf dem
Wasserbade erhitzt. Derselbe ist das salzsaure Salz einer rothgefärbten Base C25H20N2 und entsteht nach der Gleichung:
2C9H9N + C7H5OCl = C25H20N2 . HCl + H2O.
Er nimmt bei der Behandlung mit Reductionsmitteln zwei
Wasserstoffatome auf und verwandelt sich in das farblose Benzylidenmethylketol, welches auch direkt aus Methylketol und
Bittermandelöl entsteht. Umgekehrt kann das letztere durch Oxydation leicht in den
Farbstoff verwandelt werden. Aehnlich verhalten sich die Bittermandelölderivate des
Skatols und Pr1n-Methylindols. Diese Farbstoffe
stehen höchst wahrscheinlich in naher Beziehung zu den Triphenylmethanabkömmlingen
und haben daher auch den Namen „Rosindole“
erhalten. Der einfachste Körper der Reihe muſs aus dem Indol entstehen und wird die
Zusammensetzung C23H16N2 haben. Der vorstehend beschriebene
Farbstoff färbt prächtig fuchsinroth. Bei der Bereitung des Dimethylrosindols
entsteht als Nebenproduct das Benzoylmethylketol
Dasselbe bleibt beim Auskochen der Schmelze mit Wasser ungelöst und kann durch
mehrmaliges Umkrystallisiren aus heiſsem Alkohol in farblosen, glänzenden Blättchen
von der Zusammensetzung C6H5.CO.C9H8N erhalten werden.
Der neue Farbstoff ist in seinen Reactionen den Rosanilinbasen auſserordentlich
ähnlich. Wie durch Reduction aus Rosanilin das Leukanilin entsteht, so wird auch das
Rosindol in alkoholischer Lösung durch Zink und Ammoniak zu dem farblosen
Benzylidenmethylketol reducirt, umgekehrt läſst sich aus letzterem durch Oxydation
mit Eisenchlorid leicht der Farbstoff wieder gewinnen. Die Verfasser schlieſsen aus
der Aehnlichkeit des Rosindols mit den Triphenylmethanfarbstoffen, daſs dasselbe ein
Anhydrid des Carbinols ist und vielleicht die Formel
hat.
Die Base würde nach dieser Auffassung das Analogon der Rosolsäure sein. Aehnliche
Farbstoffe entstehen durch Oxydation aus der Verbindung des Bittermandelöls mit
Pr1n-Methylindol und Skatol (vgl. auch E. Fischer 1887 263
200).