Titel: | Munier's Vielfachtelegraphie mit Hughes-Typendruckern. |
Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 500 |
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Munier's Vielfachtelegraphie mit
Hughes-Typendruckern.
Mit Abbildung.
Munier's Vielfachtelegraphie mit Hughes-Typendruckern.
In der absatzweisen vielfachen Telegraphie stöſst man auf gewisse Schwierigkeiten
oder Umständlichkeiten, wenn man als Empfangsapparate in gewöhnlicher Weise
Typendrucker verwenden will, wie dies Gräbner (vgl.
1878 228 * 413) und Koch
(vgl. 1878 228 * 515) versucht haben. Daher griffen Mimault, Baudot und Schaeffler (vgl. 1877 226 499. 1878 228 120. 1883 250 307) zu
einem abweichenden Betriebe, bei welchem sie das Drucken durch einen Lokalstrom
bewirken lassen, dessen Schliessung zur rechten Zeit sie durch 5 Linienströme
vorbereiten.
Der Umstand, daſs bei Typendruckern, welche gleich dem Hughes mit synchronen Laufwerken versehen sind, zum Drucken eines jeden
Buchstabens nur ein Linienstrom erforderlich ist und
daſs die Contactarme der Vertheiler bei der absatzweisen mehrfachen Telegraphie
ebenfalls synchron laufen müssen, läſst erwarten, daſs es vortheilhaft sein werde,
den Hughes als Empfänger bei der mehrfachen Telegraphie
zu verwenden. Einen Versuch zur Ausführung dieses Gedankens hat Munter gemacht. Ueber denselben hat P. Samuel am 5. Mai 1886 in der Monatsversammlung der
Société Internationale des Electriciens in Paris
einen Vortrag gehalten, dem wir (nach dem Bulletin der
Société, Mai 1886, durch die Zeitschrift für
Elektrotechnik 1887 * S. 352) folgendes entnehmen.
Um das Geben zu vereinfachen, soll in dem vierfachen Typendrucker bei jedem Umlaufe
des Typenrades nur 1 Buchstabe gedruckt werden; damit entfällt zugleich die
Schwierigkeit im Greifen der Tasten beim Hughes, die
dadurch bedingt ist, daſs 1 Umlauf der Druckachse eine Zeit erfordert, während
welcher der Schlitten des Gebers über 4 Buchstaben weiter läuft.
Der Vertheiler des vierfachen Apparates erhält fürs Geben in jedem Quadranten 28
Contacte, entsprechend den 28 Tasten der Claviatur. Der Vertheiler im Empfänger
braucht in jedem Quadranten nur einen einzigen, den ganzen Quadranten ausfüllenden
Contact, von dem aus der Linienstrom durch den Druckelektromagnet zur Erde geführt
werden könnte.
Nun soll aber die Umlaufszeit des Typenrades die nämliche sein, wie die des
Contactarmes der VertheilerEs hat dies den Vortheil, daſs nach Einleitung des Abdruckes eines
Buchstabens in irgend einem der 4 Empfänger der Contactarm des gebenden und
empfangenden Vertheilers gerade dann wieder auf dem zu eben diesem Empfänger
gehörigen Quadranten eintrifft, wenn das Typenrad dieses Empfängers seinen
Umlauf eben vollendet hat., also viermal so groſs als die Zeit,
welche der Oontactarm im Geber zum Ueberstreichen der zu dem Empfänger gehörigen 28
Contacte braucht. Trotzdem sollen die 28 Typen nicht auf ¼ des Umfanges des
Typenrades zusammengedrängt werden.
Deshalb schaltet Munier zwischen Leitung und dem
Empfänger ein von ihm Compensator genanntes
Zwischenorgan ein, dessen Bestimmung es ist, die Wirkung der Telegraphirströme in
dem Augenblicke ihres Eintreffens aufzunehmen, während der, je nach dem gegebenen
Buchstaben veränderlichen Zeit aufzubewahren, und schlieſslich genau in dem
Augenblicke auf die Druckorgane zu überliefern, in welchem der gewünschte Buchstabe
die unterste Stelle des Typenrades einnimmt, wo der Abdruck erfolgen kann.
Die Vorgänge, welche bei einem vierfachen „Munier“ zum Abdrucke eines Buchstabens nöthig sind, ergeben sich
aus folgender Betrachtung. Nehmen wir an, der abzudruckende Buchstabe sei
beispielsweise E. In der Abbildung ist das Typenrad O in dem Augenblicke dargestellt, in welchem sich der
Buchstabe A an der untersten Stelle des Rades befindet.
In diesem Augenblicke befindet sich der Contactarm des Gebers über dem Contactstifte
A. Wenn der Beamte zur Zeit, in welcher der Arm
über den E entsprechenden Contactstift streicht, die
Aaste E angeschlagen hat, so wird ein Strom entsendet,
Bei dem gewöhnlichen Hughes-Apparate würde sich alsdann
der Buchstabe E an der untersten Stelle des Rades
befinden; hingegen ist hier das Typenrad nur um einen viermal kleineren Winkel
weitergerückt, nämlich um den Winkel AOB oder α.
Textabbildung Bd. 265, S. 501Man muſs daher, um den Abdruck bewirken zu können, warten, bis das Typenrad
den Winkel BOE = 3α
durchlaufen hat, Ebenso würde die dem Buchstaben J
entsprechende Stromsendung ihre Wirkung schon äuſsern, nachdem sich das Typenrad erst um den
Winkel AOC gedreht hat, und man müſste bis zum Abdrucke
eine Wartezeit einhalten, welche dreimal gröſser ist, als die für diese
Winkelbewegung AOC erforderliche Zeit.
Stellen wir uns nun einen um das Centrum O1 beweglichen Arm M
vor, der sich mit zwei Geschwindigkeiten bewegen kann; mit der Geschwindigkeit V, wenn die Bewegung derjenigen, die den Zeigern einer
Uhr eigen ist, entgegengerichtet ist, und mit der dreimal kleineren Geschwindigkeit
\frac{V}{3}, wenn die Bewegung in der anderen Richtung
erfolgt.
Wenn nicht gearbeitet wird, befindet sich M in der
Ruhelage.
In dem Augenblicke, in welchem der Buchstabe A beim
Arbeiten seine, für den Abdruck geeignete Lage verläſst, beginnt M sich in der durch den äuſseren Pfeil bezeichneten
Richtung zu bewegen. Wenn (nach der Zeit t) der Strom,
welcher den Abdruck des Buchstabens E zu besorgen hat,
in den Apparat gelangt, befindet sich der bewegliche Arm in m. Der Strom hat die Wirkung, daſs er die Richtung der Bewegung umkehrt.
Der bewegliche Arm kehrt demnach in seine Anfangslage zurück, jedoch mit einer
dreimal so kleinen Geschwindigkeit. Für die Zurücklegung des Weges von m nach M wird somit
dreimal so viel Zeit (3t) gebraucht, wie für den Weg
von M nach m. Es wird
folglich, und dies ist eben die Hauptaufgabe, der bewegliche Arm gerade zur selben
Zeit seine Ruhelage wieder erreichen, in welcher sich der Buchstabe E an der untersten Stelle des Rades befindet. Es ist
alsdann genügend, wenn der bewegliche Arm in dem Augenblicke, in welchem er in die
Ruhelage eintritt, einen Hebel hebt, um den Mechanismus auszulösen und den
beabsichtigten Abdruck hervorzurufen.
Samuel bemüht sich a. a. O. noch nachzuweisen, daſs bei
Berücksichtigung des allmählichen Anwachsens der Telegraphirströme in langen
Leitungen und der darauf folgenden Entladung der Leitung der Vielfachtelegraph von
Munier unter günstigeren Bedingungen arbeite, wie
andere Vielfachtypendrucker, welche, wie der von Baudot, 5 Linienströme für den Druck eines jeden Buchstabens senden
müssen, und deutet an, daſs dies auch durch die angestellten Versuche im
Lokalschlusse und auf der Linie bestätigt worden sei.