Titel: | Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. |
Autor: | St. |
Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 552 |
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Neuere Verfahren und Apparate für
Zuckerfabriken.
(Patentklasse 89. Fortsetzung des Berichtes Bd.
264 S. 229.)
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
Die Ergebnisse der Weinverstärkung in Frankreich in den Jahren
1885 und 1886.
Bekanntlich ist in Frankreich durch das Gesetz vom 29. Juli 1884 die Steuer für den
bei der Weinbereitung (aus Trauben oder Obst vor der Gährung) verbrauchten Zucker
von 50 auf 20 Franken für 100k herabgesetzt
worden. Die folgenden Zahlenangaben über die in den oben genannten Jahren als Zusatz
zum Most und zum Nach wein verbrauchten Zuckermengen sind den amtlichen
Mittheilungen (nach dem Journal des fabrications de
sucre, 1887 Bd. 28 Nr. 28) entnommen.
Die Anzahl der weinbauenden Gemeinden, welche Weinverstärkung (vinage) ausgeführt
haben, betrug 18975 im J. 1885 und 19109 im J. 1886.
Geerntet
wurden
im
J.
1885
28536151hl
Wein
„
„
„
„
1886 nur
26063345
„
also 2472806hl weniger.
Die Zahl der Weinbauer und Weinkäufer, welche von der Steuerermäſsigung Gebrauch
machten, betrug
im
J.
1885
46257
„
„
1886
181520
hat sich also vervierfacht, und betrug 1886 etwa ein Zehntel
der Weinproducenten überhaupt.
Der Most (1re cuvée) wurde mit Zucker verstärkt von
21847 Weinbauern und Weinkäufern im J. 1886, gegen 5984 im J. 1885; Nachwein (2me cuvée) oder Tresterwein (vin de marc) wurde
hergestellt von 47597 Personen (gegen 12883 im J. 1885).
Die Menge Zucker, welche unter der Begünstigung der Steuerermäſsigung verbraucht
wurde, war folgende:
1885
1886
beim
Moste
2539469k
7095208k
„
Nachwein
5394418k
29761384k
Nimmt man in Ermangelung von bestimmten Zahlen an, daſs je 1hl Wein auf 10k
Zucker kommt, so waren die Mengen verstärkten Weines
1885
1886
beim Moste
421647hl
973086hl
und bei einem Verhältnisse von 25k Zucker auf 1hl Nachwein
beim Nachwein
365053hl
1359524hl
Apfel- und Birnenweine
wurden im J. 1885 in 11120, im J. 1886 in 12967 Gemeinden geerntet, und zwar bezieh.
19955323 und 8300793hl.
Die Zuckermengen, welche unter Steuerermäſsigung behufs Verbesserung des Obstweins
dem Moste zugesetzt wurden, betrugen
1885
1886
24142k
145555k
Die Gesammtmenge des mit Steuerermäſsigung zur Wein Verstärkung verbrauchten Zuckers
hat betragen in den Jahren
1885
1886
beim
Traubenwein
7933887k
27856592k
„
Obstwein
24142k
145555k
–––––––––
–––––––––
zusammen
7958029k
28002147k
entsprechend einer Vermehrung: von einem Jahre zum anderen von
rund 20000t.
Dadurch ist eine Vermehrung des Weines um etwa 1600000hl erzielt worden.
An steuerfreien Niederlagen waren 1886 1765 gegen 682 im J. 1885 errichtet worden. An
keinem Punkte haben sich in der Anwendung es Gesetzes Anstände ergeben, nirgends
sind Klagen oder Einsprachen erhoben worden.
In den beiden Jahren 1885 und 1886 zusammen sind rund 36000t raffinirter Zucker zur Weinverstärkung
verbraucht und dadurch der Staatskasse über 7 Millionen Franken zugeführt worden,
gewiſs ein wichtiges und vielversprechendes
Ergebniſs.
Ergebnisse der Bestimmung des Invertzuckers mittels des
Soldaini'schen Reagens (vgl. 1876 222 502) sind von J. Weisberg
(Succerie belge, 1887 H. 24 S. 584) mitgetheilt worden.
Alle von Bodenbender und Scheller (vgl. 1886 261 487. 1887 264 622) angegebenen Vorzüge dieser Flüssigkeit wurden
bestätigt, beispielsweise fand Weisberg, daſs man
Invertzucker freien Rohrzucker 10 Minuten auf freier Flamme mit Soldaini'scher Lösung kochen könne, ohne die geringste
Reduction zu bewirken, während derselbe Zucker mit Fehling'scher Lösung bereits nach 4 Minuten Kupferoxydulausscheidung
zeigte.
Kochen der Lösung während 15 Minuten und Abdampfen bis fast zur Trockne ergab keine
Reduction, während Fehling'sche Lösung sich unter
diesen Verhältnissen zersetzte.
Die Empfindlichkeit der Soldaini'schen Lösung zeigte
sich in Folgendem:
10g Rohrzucker mit 0g,0003 Invertzucker ergaben, obwohl schwache, doch
schon ziemlich deutliche Reaction. 10g Rohr- mit
0g,001 Invertzucker gaben sehr deutliche, mit
0g,01 starke, mit 0,02 bis 0g,03 sehr starke Reduction; in letzterem Falle war
die Menge quantitativ bestimmbar.
14 Proben belgischer Zucker wurden im Juli untersucht.
Davon waren 5 erstes Product aus November und December 1886, 5 zweites Product aus
Januar und Februar 1887 und 4 drittes Product aus Juni 1887. In keinem Falle konnte
Invertzucker gefunden werden. Um deutlich die Reduction beobachten zu können, wurde
stets etwas Bleiessig zugesetzt und der Ueberschuſs mit schwefelsaurem Natron
ausgefällt, das Kochen geschah auf freier Flamme etwa 10 Minuten lang. Zusatz von
nur 0g,002 Invertzucker ergab dagegen sofort
reichliche Fällung.
Einen neuen Cylinder in Metall für Flachbrennerlampen mit
Beleuchtungsvorrichtung für Polarisationsapparate empfahl F. Bangert (Sucrerie belge, 1887 H. 24 S. 592). Es ist
bekannt, daſs der Flachbrenner gegenüber dem Rundbrenner unbestreitbare Vortheile
darbietet, beim Halbschattenapparat sind erstere sogar unumgängliche Vorbedingung.
Leider werden diese Vortheile aber durch das häufige Zerbrechen und Zerspringen der
bauchigen Glascylinder sehr oft illusorisch. In einem solchen Falle lieſs Bangert einen Cylinder von Schwarzblech anfertigen,
dessen innere Rundung behufs Reflexion der Lichtstrahlen mit polirtem, weiſsem
Bleche bekleidet war; ferner war in der Flammenhöhe eine Linse angebracht, und somit
ein unzerbrechlicher Cylinder im Prinzipe hergestellt.
Nach Bangert's Angaben construirten Schmidt und Hänsch (Berlin) einen Metallcylinder, der
die gehegten Erwartungen noch bei Weitem übertraf, da auſser der angestrebten
Unzerbrechlichkeit des Cylinders auch der Lichteffect der Lampe noch ganz wesentlich
erhöht wird. Während die Hinks'sche Flachbrennerlampe
für Erdöl in ihrer bisherigen Anwendung mit Glas- und Thoncylinder und
Beleuchtungslinse nur 8 Normalkerzenstärken ergab, wird bei Anwendung des
Metallcylinders eine Intensität von 11 Normalkerzen, bei der Gastriplexlampe sogar
eine solche von 14 Kerzen erzielt, und vermöge dieser hellen Beleuchtung kann man
nun sehr dunkel
gefärbte Lösungen sogar im Farbenapparate noch mit Erfolg polarisiren. Der Cylinder
ist aus starkem Messingbleche hergestellt und hat an beiden flachen Seiten je eine
34mm groſse Oeffnung, an der sich je eine
Kappe mit Ansatzrohr befindet, deren eine zur Aufnahme der Beleuchtungslinse, die
andere zur Anbringung eines kleinen Emaillereflectors dient, und können Linse und
Reflector ohne Weiteres abgenommen und gereinigt werden. – Ein fernerer Vortheil
besteht darin, daſs die Aufstellung des Polarisationsapparates nicht mehr derartig
genau auf die Mitte der Flammen zu geschehen braucht, wie bisher; man kann vielmehr
den Apparat nicht unbedeutend nach rechts oder links belegen, ohne daſs
Gesichtsfeldhälften verschieden beleuchtet werden.
Die Cylinder sind für Erdöl- und Gaslampen etwas abweichend geformt. Die beste
Beleuchtung für den Polarisationsapparat findet dann statt, wenn zwischen der Linse
des Cylinders und dem Apparate selbst eine Entfernung von etwa 15 bis 20cm inne gehalten wird.
Der Cylinder kann von der Firma Franz Schmidt und Hänsch
in Berlin zum Preise von 12 M. bezogen werden.
Reinigungsverfahren für Zuckersäfte.
1) Verfahren zum Filtriren und Entfärben von Zuckerlösungen,
Syrupen und anderen Flüssigkeiten. Von Matthew
Forster Heddle, David Corse Glen und Duncan
Stewart in Glasgow, Schottland (D. R. P. Nr. 39287 vom 8. September 1886).
Die Erfindung hat den Zweck, das Verfahren des Filtrirens und Entfärbens von Zucker,
Syrupen und anderen Flüssigkeiten zu verbessern, und besteht hauptsächlich in der
Anwendung eines Materials, das als Diatomeenerde, Kieselguhr, Bergmehl oder unter
anderen Namen bekannt ist. Die Behandlung des Bergmehles, um für den gedachten Werk
verwendbar zu sein, geschieht in folgender Weise:
Es wird in Retorten gebracht und so weit erhitzt, daſs sämmtliche
zu verflüchtigende Bestandtheile ausgetrieben werden und das Material carbonisirt
wird. Zu diesem Zwecke können Retorten und Heizapparate verschiedener Construction
Anwendung finden. So kann man z.B. Apparate anwenden, wie sie gewöhnlich bei der
Herstellung von Thierkohle oder Beinschwarz gebraucht werden. Auch können
gewöhnliche Gasretorten oder selbst die eisernen Retorten angewendet werden, welche
gewöhnlich zum Wiederbrennen der Thierkohle in Zuckerraffinerien dienen. Beim
Carbonisiren des Materials ist es wichtig, von den Retorten die Luft gänzlich fern
zu halten und auch den Luftzutritt zu dem carbonisirten Material so lange
auszuschlieſsen, bis dasselbe sich auf gewöhnliche Temperatur oder so weit abgekühlt
hat, daſs es bequem gehandhabt werden kann.
Das so bereitete Material, welches „Hedylglin“ oder mineralische Kohle genannt wird, kann wie
Thierkohle zum Filtriren und Entfärben von Zucker, Syrupen und anderen Flüssigkeiten
angewendet werden.
Bei der Anwendung des Hedylglins zum Entfärben von Syrupen hat es
sich als sehr vortheilhaft herausgestellt, die Mischung so zu wählen, daſs auf 1
Gewichtstheil Hedylglin je 2 Gewichtstheile in dem
Syrup enthaltenden Zucker kommen. Die Mischung wird in einem mit mechanischem
Rührwerke ausgestatteten Kessel vorgenommen und der Syrup durch eine Centrifuge,
Filterpresse oder durch Filtersäcke filtrirt, welche in einer Vacuumkammer
angeordnet sind.
Soll ein Rohrzuckersaft oder eine kalte Zuckerlösung behandelt
werden, so wird zuerst eine gewisse Menge Hedylglin zur
Abscheidung der vegetabilischen Eiweiſs- und Gummibestandtheile, sowie der
Farbstoffe angewendet. Nach der Abdampfung und Concentrirung kann dann
erforderlichenfalls der Syrup zwecks Entfärbung weiter mit Hedylglin behandelt werden, wobei letzteres jedesmal gut mit der
Flüssigkeit untermischt und durchgerührt und nachher durch einen Filtrirprozeſs
wieder von demselben getrennt wird.
Nachdem man das Hedylglin zur
Behandlung mit gröſseren Mengen Syrup verwendet hat, kann seine Filtrirfähigkeit
dadurch zum groſsen Theil wieder hergestellt werden, daſs es einfach mit Wasser oder
einer anderen geeigneten Flüssigkeit ausgewaschen oder der Luft oder der vereinten
Einwirkung von Wasser und Luft ausgesetzt, oder endlich, daſs Dampf hindurchgeblasen
wird. Ist die Behandlung mit Wasser und Luft oder Dampf nicht ausreichend, so kann
das Hedylglin dadurch wieder völlig regenerirt werden,
daſs es, wie beim Wiederbrennen von Thierkohle, in Retorten erhitzt wird. Auch kann
dieses Wiederbrennen in Töpfen vorgenommen werden, die in Oefen gestellt sind.
Wesentlich ist es, daſs man das Hedylglin vor dem
Brennen tüchtig auswäscht.
Bei der Behandlung von anderen als Zucker haltigen Flüssigkeiten wird in derselben
Weise wie bei diesen verfahren, indem man so viel Theile Hedylglin anwendet, als
sich durch den Versuch als geeignet ergeben-
Patent-Anspruch:
„Verfahren zum Filtriren und Entfärben von Zuckerlösungen, Syrupen und anderen
Flüssigkeiten, bestehend in der Anwendung von Diatomeenerde, Kieselguhr oder
Bergmehl, welches durch Glühen bei Luftabschluſs carbonisirt worden ist.“
2) Ein Verfahren zur Scheidung von Rübensaft mittels Magnesia
(„Reinigung von Zuckerlösungen oder Pflanzensäften mittels
Magnesiumhydrat“) ist H. Oppermann
patentirt worden (D. R. P. Nr. 39134 vom 4. Oktober 1885, aber erst ausgegeben am 4.
Mai 1887).
Magnesia in der Zuckerfabrikation anzuwenden, ist schon öfter, jedoch nie mit gutem
Erfolge versucht worden (vgl. auch E. Bohlig 1885 255 492). Der Genannte will nun eine geringe Menge
Magnesia im Entstehungszustande anwenden, indem er
„in den Lösungen basisches oder neutrales oder saures Magnesiumcarbonat durch
ein bestimmtes Quantum Kalk, Baryt oder Strontian zersetzt“. Bekanntlich ist
auch die Magnesia im Entstehungszustande schon bei dem sogen. Morgenstern'schen Verfahren (vgl. 1868 190 479) zur Wirkung gekommen, bei welchem erst
schwefelsaure Magnesia und dann Kalk zugesetzt wurde. Dasselbe hat keinerlei Erfolg
aufzuweisen gehabt, und neu ist an dem Oppermann'schen
Verfahren nur das, daſs diese entstehende Magnesia aus kohlensaurer gebildet wird,
und daſs man hierzu auſser Kalk auch Baryt oder Strontian anwenden kann. Es bleibt
natürlich abzuwarten, ob der Erfinder durch bestimmte Versuche nachweisen wird, daſs
diese Art der Entstehung der Magnesia diese dazu
befähigt, eine bisher an derselben nicht bemerkte Reinigungswirkung zu vollziehen,
wobei nicht wird übersehen werden dürfen, daſs eine solche schon dem zugesetzten
Kalk („Baryt oder Strontian“) allein zukommt, so daſs also erwiesen werden
muſs, daſs Kalk (Baryt oder Strontian) und kohlensaure
Magnesia eine gröſsere Reinigung erzielen lassen als ersterer allein.
3) Ein anderes Verfahren zur Reinigung von Rübensäften („Klärung von Zuckersäften“) ist E. Hefter patentirt worden (D. R. P. Nr. 39279 vom 22.
Juni 1886). Dasselbe besteht in der Anwendung von Gerbsäure (Gerbstoff). Nun ist es
eine bekannte Sache, daſs alle Arten von Gerbstoff in der verschiedensten Weise zu
demselben Zwecke angewandt worden sind (vgl. Stammer's
Jahresbericht für Zuckerfabrikation für 1877 Bd. 17
S. 186 und 1878 Bd. 18 S. 292. 293), und zwar ohne bleibenden Erfolg; die
Patentirung ist denn auch für eine ganz besondere Art von Anwendung erfolgt. Der
Erfinder gibt nämlich an, daſs die bisherigen Miſserfolge dem Umstände zuzuschreiben
seien, „daſs die Säfte nicht den richtigen Concentrationsgrad hatten, nicht
kalkalkalisch waren und die Fällung nicht in der richtigen Weise vorgenommen
wurde.“
Das patentirte Verfahren besteht nach dem Patentansprüche darin, daſs man die bis
ungefähr zur Consistenz von Dicksaft concentrirten und eine Kalkalkalität von
mindestens 0,05 zeigenden Säfte oder Lösungen unter Abkühlung auf 25 bis 40° mit so
viel Gerbsäure (Gerbstoff) behandelt, daſs die Alkalität auf 0,02 bis 0,04 sinkt und
sich ein groſsflockiger Niederschlag bildet, worauf die Säfte mit dem Niederschlage
bis auf etwa 80 bis 95° erwärmt werden.
Es muſs dahin gestellt bleiben, ob die Arbeitsweise in Folge dieser Begrenzung nun
einen nennenswerthen Erfolg haben werde.
Ueber die Ergebnisse der amtlichen Versuche zur Förderung der
Zuckerindustrie in den Vereinigten Staaten ist jetzt Bericht erstattet
worden.Record of Experiments at Fort Scott, Kansas, in
the Manufacture of Sugar from Sorghum and Sugar Cane 1886 by H. W. Wiley, Washington 1887 and Report of
Experiments in the Manufacture of Sugar at Magnolia
Station, Lawrence 1886–87, third report by Guilford L. Spencer, Washington 1887, durch Deutsche Zuckerindustrie von M. Herbertz 1887 Nr. 33 S. 1029 ff.
Die Versuche wurden unter der Leitung des Staatschemikers Wiley zur Hebung der einheimischen Zuckerindustrie ausgeführt, und
erstreckten sich sowohl auf Zuckerrohr wie auf Sorghum.
1) Versuche mit Sorghum.
Der eine dieser Berichte behandelt die Diffusionsversuche, welche im J. 1886 mit
Sorghum zu Fort Scott angestellt worden sind.
Veranlassung zu denselben gab der ermuthigende Ausfall der 1885 zu Ottawa ausgeführten Experimente, der Congreſs hatte
von Neuem 94000 Dollars bewilligt und man schritt alsbald zur Aufstellung einer
Batterie von 14 Diffuseuren.
Die Schnitzel enthielten neben 5 bis 11 Proc. Zucker 1 bis 8 Proc. Invertzucker,
der sich in den Säften noch vermehrte, der Dicksaft enthielt 5 bis 19 Proc. und
die Füllmasse 40 bis 50 Proc. Invertzucker.
Um die starke Zunahme des Invertzuckers zu verhindern, wurden eine ganze Anzahl
Experimente angestellt. So wurde im Diffuseur direkt Kalk zugegeben, doch
verhinderte dieser Zusatz die Diffusion des Zuckers, Kalkwasser erwies sich als
zu schwach wirkend, doppeltschwefligsaurer Kalk nutzte ebenso wenig, den besten
Erfolg erzielte man noch auf Swenson's Vorschlag
durch Zusatz von frisch gefälltem kohlensauren Kalk, der direkt in den Diffuseur
gebracht wurde. Der dadurch erzielte annähernd neutrale Saft zeigte beim
Eindampfen keine oder geringe weitere Inversion. Folgende Stelle ist wörtlich
aus dem Berichte übersetzt:
„Folgendes ist die mittlere Zusammensetzung des während der ganzen Campagne
gebrauchten Sorghumrohres:
Gesammte
festeBestandtheile
Zucker
Glykose
Vor dem 1. Oktober
15,63
Proc.
9,34
Proc.
3,57
Proc.
Nach dem 30. September
14,77
„
7,74
„
3,79
„
Nach dem 14. Oktober
13,17
„
6,48
„
3,31
„
Mittel
14,56
„
7,85
„
3,52
„
Mittlere Reinheit 53,9, mittlerer Glykosengehalt auf 100 Zucker 43,84.“
Nach einem Hinweise auf die Zusammensetzung des in der Magnolia-Station 1885 verwandten ungleich besseren Zuckerrohres wird
dann fortgefahren:
„Bei sorgfältigem Studium der analytischen Daten wird offenbar, daſs das
Sorghumrohr, welches in der Batterie in Fort
Scott eingeführt wurde, gänzlich ungeeignet war, um Zucker daraus
zu gewinnen. Diejenigen, welche es etwa der Art der Versuchsanstellung zur
Last legen wollen, daſs nicht höhere Ausbeuten erhalten wurden, werden wohl
thun, diese Thatsache nicht aus dem Auge zu verlieren.“
Nach dieser Erklärung kann man wohl darauf verzichten, auf die einzelnen Versuche
selbst näher einzugehen; man kann den Chemiker nicht genug bedauern, der so viel
Zeit, Mühe und Erfindungsgeist an einem so ganz aussichtslosen Unternehmen hat
aufopfern müssen.
Als dasjenige, was zum Gedeihen der Sorghumzuckerindustrie die Hauptsache ist,
wird schlieſslich die Kultivirung einer Sorghumpflanze bezeichnet, welche einen
annehmbaren constanten Gehalt an Rohrzucker zeigt. Nicht ohne einen gewissen
Widerspruch mit diesen Ausführungen schlieſst der Bericht damit, daſs zwar
zugestanden wird, die Versuche einer Sorghum-Industrie den Weg zu zeigen seien
gescheitert, vieles Nutzlose sei gethan worden, welches man mit den jetzigen
Erfahrungen unter Ersparung von Zeit, Arbeit und Geld besser machen würde; doch
seien die Schwierigkeiten, den Zucker aus dem Rohre zu extrahiren, überwunden
und die Thatsache, daſs Sorghum unter gewissen Umständen eine ausgezeichnete
Zuckerpflanze sei, unbestreitbar festgestellt worden. Ein geeigneter Boden und
Klima für die Kultur und Fabrikation sei für das Sorghum gefunden und die noch
vorhandenen Schwierigkeiten seien offen und klar dargelegt.
Wiley schlieſst mit den Worten:
„Vorliegende Versuche bezweckten, die Sorghumexperimente fortzusetzen und
abzuschlieſsen und ich halte meine Verbindung mit der Entwicklung dieser
Industrie damit für beendet. Ich scheide von dieser Arbeit nur mit einem
Bedauern, nämlich darüber, daſs die Zukunft der Sorghumindustrie noch eine
zweifelhafte ist.“
2) Versuche mit Zuckerrohr.
Im Anschlusse an die Sorghumexperimente wurden in Fort
Scott in derselben Campagne einige Versuche mit Zuckerrohr gemacht, das aus Louisiana
bezogen wurde. Der Preſssaft dieses Rohres hatte folgende Zusammensetzung:
Brix
14,38
Proc.
Zucker
10,62
„
Invertzucker
1,78
„
Es lag also auch hier ein recht schlechtes Versuchsmaterial vor, immerhin war
dasselbe ein ungleich besseres als das vorher gebrauchte Sorghumrohr. Die
Schnitzelmesser thaten hier ihre Schuldigkeit, die Diffusion gelang bei einer
Temperatur des Wassers von 90° in befriedigender Weise. Zwar waren beim ersten
Versuche die Schnitzel nur bis auf 1,4 Proc. Zuckergehalt ausgelaugt, doch lag
dies darin, daſs nicht genug Druck in der Batterie herrschte; beim zweiten
Versuche enthielten die ausgelaugten Schnitzel nur 0,4 Proc. Zucker.
Zur Scheidung wurden 0,7 Proc. Kalk angewendet und gelang die Saturation sowohl
mit Kohlensäure als mit schwefliger Säure, abgesehen von Betriebsstörungen, mit
gutem Erfolge. Aus diesen und den Versuchen zu Magnolia wird gefolgert, daſs durch Einführung des
Diffusionsverfahrens, verbunden mit Saturation, die Ausbeute an Zucker aus
Zuckerrohr um rund 30 Proc., gegenüber der nach dem üblichen Verfahren
allerwärts erhaltenen, gesteigert werden kann.
Nach einigen Bemerkungen über die Bagasse, die beim Diffusionsverfahren entfällt,
und für welche drei Verwendungen, nämlich zur Papierfabrikation, als Dünger und
als Brennmaterial (wie bisher) in Aussicht genommen werden, schlieſst der
Bericht mit dem Hinweise darauf, daſs nunmehr eine mit allen Mitteln der neueren
Technik ausgerüstete Station in Louisiana zu
errichten wäre, und den südlichen Pflanzern die Vortheile des
Diffusionsverfahrens vor Augen zu führen.
Die Versuche der Magnoliastation beschäftigten sich
nicht mit dem Diffusionsverfahren, sondern mit der Einführung der Filterpressen,
Verbesserung der Filtration u. dgl. unter Anlehnung an das alte
Saftgewinnungsverfahren aus Zuckerrohr.
St.