Titel: | Schmiedehämmer mit Kraftbetrieb. |
Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 577 |
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Schmiedehämmer mit Kraftbetrieb.
Patentklasse 49. Mit Abbildungen auf Tafel 30.
Schmiedehämmer mit Kraftbetrieb.
Einen dem schon beschriebenen Hammer von Longworth (1878
227 * 524) sowie dem von Longworth-Player (1887 263 * 318) nachgebauten
Hammer von Player bringt die Revue générale des machines-outils 1887. Der Antrieb dieses
Luftfederhammers erfolgt durch eine am Hammerbär angelenkte Hebelstange, welche sich
durch zwei Kreuzköpfe D und H (Fig.
1) schiebt. Der Kreuzkopf H ist auf den
Zapfen der Kurbelscheiben g aufgesteckt, und bringt die
Hebelstange in Schwingungen, während der auf einen Doppelhebel Q angesetzte Kreuzkopf D
die Unterstützung gewährt. Durch Drehung dieses Hebels Q werden die Hebelarme verändert, wodurch eine veränderliche Hubgröſse und
Schlagwirkung des Hammerbärs erhalten wird. Die Drehung bezieh. Verstellung des
doppelarmigen Hebels Q wird vom Führerstande aus
selbstthätig durch Riemenverschiebung erreicht, indem eine Schraubenspindel T durch Vermittelung eines conischen Wendegetriebes
entweder in Rechts- oder Linksdrehung versetzt wird, wie dies aus Fig. 2 leicht zu ersehen
ist. Die Ingangsetzung des Hammers wird dagegen durch Niederdrücken des Fuſstrittes
P erhalten, während ein Gegengewicht den
Antriebsriemen stets auf die schmale Scheibe zurückführt und den Betrieb
abstellt.
Durch die um einen stehenden Zapfen wagerecht sich drehende Riemengabel U wird der zum Betriebe der Hubeinstellung dienende
schmale Riemen auf die mittlere Scheibe Y geschoben und
so eine gleich bleibende Schlagwirkung erzielt.
Bei J. Wild's Schmiedehammer mit
Kraftbetrieb (* D. R. P. Nr. 40578 vom 15. Januar 1887) greift in den
hohlgegossenen Hammerbär a (Fig. 3 und 4) zwischen vier
Spiralfedern f der Triebhebel g ein. Der Angriffspunkt des Kurbeltriebwerkes liegt zwischen dem
Hammerbär und der Unterstützungsstelle des Triebhebels. Sowohl der Angriffs- als
auch der Unterstützungspunkt dieses Triebhebels sind nach dem englischen Patent Nr.
2373, Engineering vom 25. Februar 1887 S. 193,
verstellbar, wodurch sowohl der Hub, sowie die Schlagstärke geregelt werden
können.
In der Ausführung Fig. 3 geschieht der Antrieb durch eine Kurbelstange p, deren Kreuzkopf s
taschenformig über die stabartig gebildeten Triebhebel g sich verschieben läſst, wodurch verschiedene Hebelverhältnisse erhalten
werden. Durch die Schraube h wird mittels Drehung der
Mutter i die Hubhöhe geändert, was durch das Handrad
m bequem zu bewerkstelligen ist.
Dahingegen erfolgt in der Ausführung Fig. 4 der Antrieb mittels
eines Schlitzhebels unmittelbar durch eine Kurbelscheibe, deren Zapfen excentrisch
in dieselbe eingesetzt ist. Durch Verdrehung dieses Excenterzapfens in der Bohrung
der Kurbelscheibe wird der Hub ebenfalls geändert. Obwohl diese Schmiedehämmer in
guter Ausführung entsprechende Leistung versprechen, so ist doch die Verstellung des
Hammerhubes nur in den Arbeitspausen möglich und der Betrieb von der Wirksamkeit der
Pufferfedern abhängig.
Das Eigenthümliche von Lombard's Fallhammer beruht nach der Revue industrielle
1887 Nr. 27 S. 261 im Riemenbetriebe mit ungehemmtem Freifall. In zwei
halbkreisbogenförmigen, am Hammergestelle befestigten Rahmen sind seitlich an der
groſsen Mittelscheibe Gleitrollen paarweise derart in Federn gelagert, daſs diese im
ungespannten Zustand der Federn etwas über den Scheibenumfang vorstehen und so den
breiten Zugriemen von der Antriebsscheibe abheben und den freien Fall des Hammerbärs
veranlassen. Dagegen werden durch Zugwirkung am freien Riemenende diese federnden
Gleitrollen niedergedrückt, wodurch der Aufhängeriemen, sich an die Betriebscheibe
anlegend, den Auf hub des Hammerbärs bewerkstelligt. Zu diesem Behufe ist der
Zugriemen breiter als die Mittelscheibe, so daſs der Riemen durch seine vorstehenden
Seitenränder mittels der Gleitrollen genügende Unterstützung findet.
Die seitliche Riemenführung wird durch sechs an den vorerwähnten Rahmen angebrachte
Führungsrollen erhalten. Obwohl für gewöhnliche Gesenkformarbeit die Handsteuerung
des Hammers zweckentsprechend ist, wird für Schmiedearbeit der Selbstgang des
Hammers durch eine geeignete Steuerungsvorrichtung zu erreichen gesucht.
Diese besteht aus einem am freien Zugriemenende angehängten Winkelhebel, welcher
durch einen stellbaren Zapfen einer sich drehenden Scheibe in Schwingungen versetzt
wird und so die zum Aufhube des Fallbärs erforderliche Zugspannung im Aufhängeriemen
hervorbringt. Eine kleine auf der Scheibenwelle aufgesteckte Stufenscheibe dient zur
Veranlassung dieser Bewegung. Fallhämmer mit einem Bärgewichte über 100k erhalten eine entsprechende Räderübersetzung,
während leichtere Fallhämmer unmittelbar durch Riemen betrieben werden. Die Führung
des Fallbärs ist aus der Querschnittsfigur genügend ersichtlich, wo eine kleine
Spiralfeder auf der Seitenstange den Schlag am Ende des Aufhubes mildert.
Mehrere beachtenswerthe Neuerungen neben guter allgemeiner Anordnung zeigt die
Construction des zum Recken, Breiten und Gesenkschmieden bestimmten Dampfhammers von
J. A. Henckels in Solingen (* D. R. P. Nr. 35606
vom 6. November 1885). Die Schieberbewegung erfolgt in bekannter Weise durch den
excentrisch gelagerten schwingenden Hebel a (Fig. 8 bis 10), der von
der Gleitbacke b bewegt wird. Die Bewegung desselben
wird durch den Hebelarm a1, die Aussparung C und die Schieberstange
d auf den Vertheilungsschieber e übertragen. Die Schieberstange hat im mittleren
Theile eine Verstärkung f, welche bewirkt, daſs der
Dampfdruck den Schieber stets nach unten zu drücken strebt und in Folge dessen der
Knaggen an der Aussparung C stets an a1 anliegt. In dieser
Weise benutzt, würde der Hammer als gewöhnlicher Schnellhammer mit Selbststeuerung arbeiten. –
Zum Zwecke des Gesenkschmiedens ist nun eine Vorrichtung angebracht, um die Bewegung
des Schiebers in einer bestimmten Lage festzuhalten. Diese ist so gewählt, daſs bei
derselben der untere Dampfkanal noch so viel Dampf einläſst, als zum Halten des
Hammerbärs in der obersten Lage nöthig ist. Die Klinke g, welche auf der in den Lagern i und k drehbaren Welle h
befestigt ist, legt sich stets an den Stahlknaggen n,
und wird in dieser Lage durch die Feder m gehalten, bis
sie durch den Hebel l und den Fuſstritt o nach Bedarf ausgelöst wird. Im Augenblicke des
Auslösens erhält die Schieberstange ihre Bewegung nach unten, so daſs der Oberdampf
auf den Kolben in Wirkung tritt, und der Hammer seine Bewegungen so lange fortsetzt,
bis der Arbeiter den Fuſstritt wieder freigibt. Um den beim Eingreifen der Klinke
g etwa auftretenden Seitendruck aufzuheben, ist die
Druckrolle p angebracht. Wird der Fuſstritt durch die
Klinke g1 festgestellt,
so dient der Hammer wieder als Reckhammer.
Die Stärke der Schläge wird dadurch geregelt, daſs der Zutritt des Oberdampfes
geregelt wird, und zwar durch Aufsetzen des unteren Endes der Schieberstange auf
einen in den Böckchen r gelagerten Keil S, welcher an einer mit Coulisse versehenen Stange t (Fig. 10) angeschlossen
und durch Achse u und Hebel v verschiebbar ist. Um bei schwachen Schlägen auch die Menge des
zuströmenden Unterdampfes zu verringern, ist in dem Unterdampfkanale der
Plungerkolben w angebracht, welcher charnierartig an
den Hebel x angeschlossen ist. Da letzterer auf der
Achse u befestigt ist, so bewegt sich Kolben w gleichzeitig mit dem Keile S, so daſs die Verringerung von Ober- und Unterdampf gleichzeitig
erfolgt.
Es sei noch kurz der selbstthätige Friktionshammer von L.
Wilmotte in Brüssel erwähnt (* D. R. P. Nr. 35405 vom 29. August 1885). Bei
demselben geht die Bewegung von dem auf der Trieb welle O (Fig.
11 tos 15) festgekeilten Rade B aus, in
dessen Keilrinne die Sperrklinke C greift. Letztere ist
mit dem Rade A verbunden, welches die Rinne für das zum
Heben des Hammers N bestimmte Seil trägt. Fig. 13 zeigt
den Hammer im Zustande der Ruhe. Wird nun Hebel I
niedergedrückt, so geht folgende Bewegung vor sich: Die oberen Arme der Hebel K schlagen nach rechts aus, und bringen dadurch die
Nase l des bogenförmigen Verbindungsstückes L mit den Stiften R des
Bremsringes E in Berührung, welchem dadurch ein Anstoſs
gegeben wird, die Klinke C zu fassen und auf das Rad
A zu drücken, womit die Bewegung des Hammers
eingeleitet ist. Der durch die Scheibe A mitgenommene
Ring E wird dieselbe Bewegung so lange fortsetzen, bis
er durch seine Nase e an den mit Gegengewicht
versehenen Hebel schlägt, den letzteren hochhebt und die Friktion auslöst. In Folge
dieser Auslösung macht das Rad A die entgegengesetzte
Bewegung und läſst den Hammer fallen. Bei dieser letzteren Bewegung schlägt der Ring
E in dem Augenblicke, in dem der Hammer auffällt,
gegen den Hebel F, das Rad A hält an, die Hebel C greifen von Neuem in
die Nuth des Rades B und das Spiel beginnt von Neuem.
Um den Hammer auſser Betrieb zu setzen, gibt man den Hebel I frei, welcher sich durch das Eigengewicht des Gestänges senkt und
dadurch die Nase l auſser Wirksamkeit setzt, während
sich die Nase S vorschiebt und den Friktionshebel C vom Rade B entfernt. Mit
dem Hebel I in Verbindung steht die Hebelanordnung P (Fig. 12), welche den
Sperrschieber Q vorschiebt, auf welchen sich der Hammer
auflegt. Mittels der in den festen Sektoren H
angeordneten Löcher können die Stellungen der Hebel F
und G verändert werden; diesen entsprechend werden die
Friktionshebel C früher oder später ausgelöst und die
Hubhöhe des Hammers geregelt. Die Anordnung der Hebel IKLF und G ist derartig, daſs das Anhalten
des Rades A ohne Stoſs vor sich geht, weil letzteres
sich selbst nach der durch Hebel F und G bewirkten Auslösung des Ringes in Folge seiner
Trägheit weiter bewegt und allmählich zur Ruhe kommt.