Aufnahmen der Sternenspectra. Pickering's Aufnahmen der Sternenspectra. Die Photographische Correspondenz, 1887 S. 250 bringt eine interessante Notiz über zwei von Prof. E. C. Pickering ausgeführte Photogramme von Sternenspectren, nämlich des α Cygni und des α Tauri, welche alles bisher in dieser Richtung Geleistete überbieten sollen. Pickering ist zu Lesern glänzenden Resultate durch Vergröſserung früherer im Harward College Observatory bewerkstelligter Aufnahmen gelangt, bei welchen ein groſses Voigtländer-Objectiv mit vorgesetztem Prisma angewendet und der Apparat so aufgestellt worden war, daſs die Längendimension des Spectrums senkrecht auf die Bewegungsrichtung der Sterne ausfiel. Da das Bild eines Sternes ein Punkt ist, so würde das Spectrum als sehr schmale Linie erschienen sein, wenn nicht durch Unterbrechung der Uhrwerksbewegung die Platte zeitweise zum Stillstande gebracht Worden wäre, wodurch sich das Spectrum als ein Band von wahrnehmbarer Breite darstellte. Pickering suchte nun aus den Photographien aller ins Gesichtsfeld gefallenen Sternenspectra die interessantesten heraus, um sie auf photographischem Wege zu vergröſsern, wozu er einen vorzüglichen, mit einem Corrector für die photographisch wirksameren Strahlen versehenen Refractor von Clark benutzte. Die bei einer Expositionszeit von etwa einer Stunde erhaltenen Bilder suchte er nun weiter zu vergröſsern. Um aber dabei die Breitendimensionen der Spectra vor jenen der Längendimensionen vorherrschen zu lassen, fügte er der gewöhnlichen Vergröſserungslinse des Apparates noch eine Cylinder linse bei. Durch dieses Verfahren erhielt er die ursprünglich 5cm lange, 1/10cm breite Aufnahme um das Fünffache ihrer Länge und das Siebzigfache ihrer Breite vergröſsert. Das Spectrum des α Cygni zeigt fünf besonders ausgeprägte Linien, wovon vier der Breite G, h, H und K des Sonnenspectrums entsprechen, während das Spectrum des α Tauri in Folge des von diesem Sterne ausgestrahlten rothen Lichtes eine groſse Menge Linien in der blauen Region enthält. Im Spectrum des α-Cygni war die Vertheilung der Linien wegen des weiſsen Lichtes dieses Sternes eine gleichmäſsigere.