Titel: | Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen. |
Autor: | G. W. |
Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 1 |
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Ueber Neuerungen an
Wirkereimaschinen.
(Patentklasse 25. Fortsetzung des Berichtes Bd.
263 S. 75.)
Mit Abbildungen auf Tafel 1
Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen.
Für die Fabrikation der Wirkmuster sind die Handwirkstühle noch immer unentbehrlich
und ihre Leistungsfähigkeit wird durch Verbesserung ihrer Einrichtungen zu erhöhen
gesucht. So ist neuerdings der Apparat zur Herstellung
geworfener Handschuhzwickel auf Wirkmaschinen von R. Schilling in Grüna bei Chemnitz (* D. R. P. Nr. 37792 vom 18. Mai
1886), welcher in D. p. J. 1886 260 * 204 verdeutlicht worden ist, in der folgenden Weise erweitert
worden: Die Tragschiene a einer Petinetmaschine enthält
fünf Schienen b1, b2 bis b5 (Fig. 1 und 2), deren
jede mit mehreren Nadelträgern c verbunden ist. Jeder
der letzteren hat auf der einen Seite eine gewöhnliche Decknadel d und auf der anderen Seite eine Werfnadel e und je zwei Schienen, b1 und b3, b4 und
b5 sind durch
Ketten und Kettenrad mit einander verbunden, so daſs sie beim Drehen der letzteren
sich gleich weit, aber entgegengesetzt gerichtet, verschieben, die Schiene b2 kann vom Arbeiter
mit besonderem Getriebe bewegt werden und man kann also in der Waarenbreite an fünf
Stellen Maschen oder halbe Maschen forthängen, theils nach rechts, theils nach
links, wie dies gerade für die Zierstriche auf den oberen Handflächen der Handschuhe
erforderlich ist.
An mechanischen Kulirstühlen sind die folgenden Neuerungen bekannt geworden: Die selbstthätige Mindervorrichtung von Oscar Webendörfer in Kappel bei Chemnitz (* D. R. P.
Nr. 36203 vom 26. Juni 1885) unterscheidet sich von der gewöhnlich angewendeten
dadurch, daſs die Decknadel a (Fig. 3 und 4) nicht wie
bisher üblich, über den Kopf der Stuhlnadel b und auf
deren Haken aufgedrückt wird, sondern unter oder hinter dem letzteren in die Rinne
des Nadelschaftes sich einsenkt und durch Bewegen gegen den Haken hin die Masche c erfaſst und von der Stuhlnadel abzieht, welch
letztere sich dabei gegen die Decknadel hin bewegt (Fig. 4). Man kann dieses
Verfahren des Abdeckens nicht gerade neu nennen, denn es wird an Handränderstühlen
für Herstellung von Petinetmustern beim Abdecken der Maschinennadeln bereits
angewendet.
Der Zählapparat für Wirkmaschinen von M. M. Mossig und Comp. in Neustadt bei Chemnitz (* D.
R. P. Nr. 38060 vom 8. Juli 1886) zeigt eine neue Ausführungsform, durch welche man
an Wirkstühlen selbstthätig verschiedene Reihenzahlen zwischen je zwei Minderungen
abzählen läſst. Das gewöhnliche Klinkrad a (Fig. 5 und
6) trägt
die Erhöhung t von der Länge einer Zahntheilung und
verschiebt mit ihr den Stab s, wodurch das Umsteuern
der Bewegungen zum Mindern bewirkt wird. Hat z.B. das Rad a 12 Zähne, so rückt es das Mindern nach je 11 Reihen ein und dasselbe
dauert eine Reihenzeit. Um schnell nach irgend einer anderen, gröſseren Reihenzahl
mindern zu können, ist neben a ein zweites Klinkrad o angebracht worden und den Klinkhebel d kann man so verschieben, daſs die Klinke b beide Räder a und o treibt. Das letztere, o,
enthält etliche Zähne o1 bis o2, von so groſser Höhe, daſs die Klinke b
durch sie über die Zähne von a gehoben wird und nun o allein leer, a dagegen
nicht fort dreht. Wenn z.B. 4 hohe Zähne vorhanden sind, so bleibt a auf vier Reihen still stehen, es vollendet also erst
nach 16 Reihen, anstatt nach 12, eine Umdrehung und rückt das Mindern nun alle 15
Reihen ein. Man kann also mit zwei solchen Rädern schnell zwischen 11 und 15 Reihen
oder irgend zwei anderen Reihenzahlen wechseln.
Verbindungsweise der Wirkmaschinen-Nadeln mit ihren
Führungsplatten von Schubert und Salzer in
Chemnitz (* D. R. P. Nr. 38061 vom 10. Juli 1886). Einzeln bewegliche Nadeln werden
entweder an ihren doppelt umgebogenen Endhaken oder an Vorsprüngen von angelötheten
Stahlplatten erfaſst und hin und her geschoben. Die letztere Verbindung mit
Stahlplättchen, welche man fälschlich wohl Platinen nennt, wird deshalb vorgezogen,
weil die Angriffsstelle für die Triebkraft sich schneller abnutzt als die sonstige
Nadel. Dann ist es aber auch erwünscht, die Nadel leicht von der Führungsplatte
lösen zu können und das gestattet die in Fig. 7 und 8 gezeichnete
Verbindungsweise: Das Führungsplättchen p enthält vorn
einen winkelförmigen Ausschnitt und die Nadel n einen
ebenso gebogenen Endhaken. Man legt die Nadel in die Aussparung und klappt die um
x drehbare Klammer a
herab, welche dann an beiden Seiten die Nadel bedeckt und in der Platte festhält.
Die Einrichtung setzt besondere Führungskämme für die Nadeln n und andere für die Platten p voraus.
Der mechanische Kulirstuhl für Ringelwaare von Carl Claus in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 38077 vom 13.
Juli 1886) enthält einen derart verstellbaren Fadenführerträger, daſs viele Führer
ohne besondere Erhöhung der Platinennasen über die Nadeln verwendet werden können.
Die Laufschienen sämmtlicher Fadenführer 1 bis 6 (Fig. 9 und 10) liegen
in den um i drehbaren Trägern c, welche von Armen i, k getragen und von der
Feder c1 mit der Rolle
d an die Curve in
angedrückt, von e und f
aber gehoben und gesenkt werden. Der Hebel g bewegt,
von Schraubenköpfen der
Musterkette q verstellt, durch h2, h1
den Mitnehmer h, welcher zwei Mitnehmergabeln enthält,
damit eine geringe Drehung schon genügt, um irgend einen neuen Führer zu erfassen.
Von beiden Hebeln f und g
reichen Knaggen p bis auf die Musterkette q und die Höhe der Schraubenköpfe r bestimmt durch f, e, m
die Stellung von c, so daſs immer derjenige
Fadenführer, welcher eben arbeiten soll, zwischen Stuhlnadel a und Platinennase b steht, z.B. Führer 6 in Fig. 9 und 1 in Fig. 10. Die
Schraubenköpfe auf q heben jedoch nicht direkt die
Hebel, indem sie an p anstoſsen und unter p hingleiten, sondern das Excenter f1 hebt vor jeder Reihe
den Hebel f und durch g1 auch g, so
daſs die Knaggen p über r,
q stehen und die Kette sich um ein Glied frei weiter drehen kann, worauf
die Knaggen p sich auf dieselbe hinabsenken.
In der Kettenwirkerei ist sowohl ein flacher als auch ein runder mechanischer Stuhl
als neu erschienen, und zwar der flache Kettenstuhl von
Heinrich Gulden in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 39361
vom 27. August 1886), in welchem, gegen die gewöhnliche Anordnung der Theile, nur
die Lage oder Richtung der letzteren geändert worden ist: Die Nadeln in beweglicher
Nadelbarre liegen horizontal, aber mit den Haken nach unten gewendet, die
Preſsschiene wird also von unten nach oben bewegt, und die Waare nach oben hin von
den Nadeln abgezogen. Es ist noch nicht bekannt geworden, ob der Stuhl in Betrieb
gekommen ist und welche Vortheile man mit ihm erreicht.
Ebenso ist für den Rundkettenstuhl von William Start in Nottingham, England (* D. R. P. Nr.
39904 vom 23. November 1886) aus seiner in Fig. 11 skizzirten
Anordnung der Theile eine geeignete Verwendung mindestens für feine Waaren nicht zu
ersehen: Die Nadeln a sind zu je dreien mit einem
Bleistücke b umgössen, das Blei wird mit dem Hehel c auf dem Schieber d fest
geklemmt und wird auch durch die Platte e auf denselben
niedergedrückt und die Schieber d endlich werden durch
Winkelhebel f, g beim Heben und Senken der Scheibe h einwärts gezogen und auswärts geschoben. Die Nadeln
a sind also einzeln, oder vielmehr zu je dreien
beweglich; die Platinen i werden gehoben und gesenkt
und die Kettenmaschinen k, l, welche zugleich einzelne
kurze Kettenbäume m, n tragen, werden ebenfalls gehoben
und gesenkt, sowie im Kreise fortbewegt durch ein Getriebe, ähnlich wie die flachen
Maschinen seitlich verschoben werden. Die Platinen sind partienweis unten und oben
mit Bleikörpern umgössen, damit sie nicht leicht sich seitlich abbiegen.
Die Construction eines Rundstuhles für enge Schläuche
ist von Emil und Oswald
Meyer in Siegmar in Sachsen (* D. R. P. Nr. 34599 vom 5. August 1885) in
erster Linie zum Zwecke der Herstellung von Handschuhfingern vorgenommen worden; da
jedoch die für dergleichen Handschuhfabrikation erforderliche Arbeit des Aufstoſsens
zeitraubend und am Rundstuhle auch sehr schwierig ausführbar ist, so ist
schlieſslich der Stuhl in
gröſserem Durchmesser gebaut und zur Strumpffabrikation benutzt worden. Er hat, wie
Fig. 12
zeigt, einzeln bewegliche Nadeln a in einem sich
drehenden Nadelcylinder b, und um letzteren herum liegt
der mit ihm gleichmäſsig sich drehende Führungsring f
mit beweglichen Kulirplatinen e und Pressenstäbchen s. Die Nadeln werden von den feststehenden Führungen
d, d1 gehoben und
gesenkt und die Kulirplatinen und Pressen von dergleichen Führungsschienen einwärts
geschoben und nach auſsen gezogen. Bei Ausführung mit gröſserem Durchmesser dreht
sich der Nadelcylinder nicht um einen massiven Bolzen b2, sondern um einen Hohlcylinder, in
welchem dann auch die Waare w nach abwärts gezogen
wird.
Ein englischer Rundstuhl mit mehreren Arbeitssystemen
von Ferdinand Thomas in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 38898
vom 16. September 1886) enthält in gewöhnlicher Anordnung die feststehenden Nadeln
d (Fig. 13 und 14) und
innerhalb des Nadelkreises einzeln bewegliche Abschlagplatinen f. Durch keilförmige Führungsstücke d2 werden diese
Platinen dicht hinter dem Preſsrade c schnell gehoben,
um die Waare abzuschlagen, welche alsbald darauf durch Streicheisen i wieder gesenkt wird so daſs es möglich ist, einem
Systeme der Maschenbildung sehr kurze Ausdehnung zu geben und an einen Stuhl von
mittlerer Längenweite vier Systeme anzubringen. Die Stelleisen d2 für die
Abschlagplatinen werden am Gestelle auſserhalb des Nadelringes festgehalten und das
Sinken der Platinen nach dem Abschlagen erfolgt während des Niederdrückens der Waare
durch das Einschlieſseisen i gleichzeitig selbstthätig
mit. Für das Wirken von Ringelmustern ist diese Einrichtung von groſsem Werthe, sie
hindert auch die Handlichkeit des Stuhles nicht und vermehrt natürlich seine
Liefermenge sehr bedeutend.
Eine wichtige Neuerung für die Stofffabrikation ist der französische Rundwirkstuhl mit automatischer Waarenaufwickelung von C. Terrot in Cannstatt (* D. R. P. Nr. 39323 vom 31.
Oktober 1886), durch welchen die periodische Hebung der bisherigen Gewichtsteller
vermieden und damit eine wesentliche Störung des Betriebes umgangen wird. Wie Fig. 15
zeigt, bringt man die Waare w vom Stuhle ab zunächst
über einen ovalen Ring c und über zwei Spannstäbe d, wodurch sie in zwei flache an einander liegende
Waarenstreeken geformt wird, welche um die rauhen Walzen C,
D, E geführt und auf die Wickelwalze F endlich
aufgewunden werden. Damit aber dieses Aufwickeln, also das Abziehen der Waare von
den Stuhlnadeln auch nach Maſsgabe der Liefermenge geschieht und die Waare nicht zu
stark angespannt wird, so ist folgende Einrichtung getroffen worden: Der
Stuhlnadelkranz A dreht durch a, b, d, f den Rahmen R und dabei läuft das
Kegelrad s auf dem festliegenden Rade s1 herum, es dreht also
die Welle s, r und Kurbel r, welche eine Klinke p bewegt. Das von
letzterer in Umdrehung versetzte Klinkrad l bewegt sich
lose auf der hohlen Welle h (Fig. 16) der
Abziehwalze E, ist aber durch die Scheibe l1 mit einem vierkantigen Stahlstabe i verbunden, welcher durch h hindurch reicht und am anderen Ende mit dem auf h festsitzenden Rad m gekuppelt ist. Die
Drehung des Klinkrades l bewirkt also eine Drehung der
Abziehwalze E nur durch den elastischen Stahlstab i, und der letztere wird gedreht, wenn die zwischen E und F wirkende
Waarenspannung gröſser ist als seine Torsionskraft. Dann aber erfolgt auch kein
Fortdrehen der Wickelwalze, sondern das Klinkrad l
geht, durch seine Klinke getrieben, um einen Zahn vorwärts, geht aber auch wieder
zurück, bis es mit dem Ende eines Schlitzes am Stifte k1 des auf h
festsitzenden Rades k wieder anliegt, durch welch
letzteres unter Vermittelung der festen Klinke t die
Abziehwalze an der Rückdrehung verhindert wird. Die Kuppelung zwischen dem
Stahlstabe i und dem Rade m bildet die drehbare Scheibe n, welche durch
Stift o mit dem Rade m
verbunden werden kann. Dreht man also diese Scheibe, wodurch der Stab i etwas gewunden wird, so vermehrt man dessen
Torsionsspannung und damit zugleich die Abzugsspannung der Waare, und hierin liegt
das Mittel, die letztere entsprechend der Liefermenge zu reguliren. Die Walzen C und D, welche in der
Mitte schwächer als an den Enden sind, sollen den Stoff gegen ungleichmäſsige
Streckung schützen, welche bei cylindrischen Walzen deshalb eintreten wird, weil der
Stoff als Cylindermantel vom Stuhle herabkommt und erst durch c und d in zwei flache
Lagen ausgestreckt wird. Die Waarenrolle F wird mit
ihren Zapfen in die langen Schlitzöffnungen zweier Röhren H lose eingelegt und von den Federn J empor
und an die Walze E gedrückt, der Druck beider an
einander bewirkt daher das Abziehen der Waare entsprechend der Drehung von E. Bei der Verstärkung der Rolle F durch die Waare sinkt die erstere in den Schlitzen
der Röhren hinab, bis sie mit ihren Zapfen an den durch Schieber zu verschlieſsenden
Oeffnungen u angelangt ist, durch welche sie seitlich
entfernt werden kann.
Die Rundränderstrickmaschine von der Chemnitzer Strickmaschinenfabrik in Chemnitz (* D. R.
P. Nr. 39143 vom 24. August 1886) ist eine Griswold-Strickmaschine, in welcher, behufs Verstellung der Rändermaschine
gegen die Stuhlnadelreihe, durch die erstere hindurch ein drehbarer Bolzen geführt
ist, der unterhalb des Maschinentellers mit einem Hebel gegen einen Vorsprung des
Nadelcylinders sich anstemmt, so daſs man von auſsen her die oben genannte
Verstellung leicht vornehmen kann.
Eine andere Rundstrickmaschine von Walter Aiken in Franklin Falls, Nordamerika (* D. R. P.
Nr. 38063 vom 25. August 1885) enthält einen feststehenden Nadelkranz und einen sich
um denselben drehenden Schloſsring, dessen Seitendreiecke bei jeder Umdrehung um
einen gewissen Betrag einwärts geschoben werden, so daſs die Maschenlängen der auf
einander folgenden Reihen nach und nach immer kürzer werden. Man will damit die
Strumpflängen oben weiter (mit längeren Maschen) als unten (mit kürzeren Maschen)
herstellen, erhält aber natürlich dabei zugleich Waare von ganz verschiedener Dichte. Zu dieser
Strickmaschine gehört ferner eine Scheibe mit radial stehenden Decknadeln, auf
welche man ein cylindrisches Waarenstück in gewöhnlicher Weise mit der Hand
aufstöſst; dann deckt man die Decknadeln auf die ebenfalls horizontal liegenden
Nadeln der Strickmaschine und schiebt auf letztere die Maschen über durch ein mit
der Hand zu drehendes, unterhalb der Deckscheibe befindliches Abstreichrad.
Die Rundstrickmaschine für flache reguläre Waare von William Henry Reynolds in London (* D. R. P. Nr. 39306
vom 9. Februar 1886) enthält eine eigentümliche Vorrichtung zum Ausrücken der
abgedeckten Nadeln, welche in der Folge also nicht mehr mit Maschen bilden sollen.
Die Nuthen, in denen sich die Nadeln a (Fig. 17) auf und ab
bewegen, sind nicht geradlinig, sondern nach innen zu in der Mitte weiter als oben
und unten. Während der Arbeit stehen die Nadeln gerade und ihre Arbeitsfüſse a1 kommen in die
Führungen des Schloſscylinders b und werden gehoben und
gesenkt. Da man nun flache Waare arbeiten will, so wird der Schloſscylinder b nur in hin und her gehende Schwingungen versetzt und
diejenigen, an der Seite stehenden Nadeln, welche nicht mehr arbeiten sollen, werden
von keilförmigen Schieberplatten c, so weit nach innen
gedrängt, daſs das Schloſs ihre Füſse a1 nicht mehr berührt, daſs sie also auch
nicht mehr bewegt werden.
Flache mechanische Kulirstühle sind noch mit folgenden einzelnen neuen Anordnungen
versehen worden: Eine Vorrichtung zur Herstellung von
Farbmustern am Cottonwirkstuhle von F. Reinhold
Brauer in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 38892 vom 12. December 1885) ist
verwendbar zum Wirken von Ringelwaare in den Fersentheilen der Strümpfe und besteht
in den von einer Musterkette zu verstellenden Verbindungsstücken zwischen
Röſschentrieb und Fadenführer, sowie in einer leicht ausrückbaren Hebelverbindung
zwischen Triebwelle und Nadelbarre, um letztere während den Leerreihen (bei
einreihigen Farbringen) nicht an die Preſsschiene drücken zu lassen.
Georg Werner und Comp. in Chemnitz haben Hilfsplatinen im mechanischen
Kulirstuhle (* D. R. P. Nr. 38891 vom 15. September 1886) zum Zwecke der
Spannung der fallenden Platinen gegen die Einwirkung des Röſschens angebracht: In
Stühlen ohne Schwingen stehen über den Platinen stärkere Stahlplatten in besonderen
Führungen und auf diese wirkt das Röſschen während es entlang der Platinenreihe
gezogen wird. Das Röſschen kann nun allerdings nicht mehr die dünnen Platinen
verbiegen, da es dieselben nicht trifft, aber es kann, bei ungünstigem Stoſse an die
Platten, deren Führungswände zur Seite drücken, da diese nun natürlich dünner sein
müssen als diejenigen der Platinen führ ungen. Immerhin werden die stärkeren Platten
diesen Stoſs mindestens gleichmäſsig nach beiden Seitenführungen fortpflanzen und
damit eine gröſsere Haltbarkeit sichern.
Die Mühleisenanordnung am Wirkstuhle von Adolf Heidler in Siegmar in Sachsen (* D. R. P. Nr.
40318 vom 8. Juli 1886) gewährt die Möglichkeit, das Mühleisen schnell aus dem
Stuhle zu entfernen. Das letztere ist deshalb an zwei Stäben befestigt, welche mit
gegabelten Enden auf den Traghebeln ruhen, und es führt sich an beiden Seiten an
vertikalen Schienen, welche man abschieben kann, so daſs nun das Mühleisen frei wird
und hinweggenommen werden kann. Damit legt man auch die Platinen frei und kann diese
einzeln nach oben aus ihren Führungen herausziehen.
Die Strickmaschine für Schlauchwaare von wachsender
Weite von G. F. Grosser in Markersdorf bei Burgstädt (* D. R. P. Nr. 37951 vom 19. December 1885) ist diejenige Maschine, deren
Einrichtung und Arbeitsweise in D. p. J. 1886 260 * 209 verdeutlicht wurde; es sind jetzt jedoch an
derselben Zählketten angebracht, welche die selbstthätige Einrückung der Randnadeln
reguliren und ebenso ist das Schloſs derart vervollständigt worden, daſs es die neu
zukommenden Nadeln in die Arbeitslage bringt.
Strickmaschine mit mechanischem Minderapparat von Albin Beyer in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 38715 vom 25.
Mai 1886). Das Mindern an Wirkmaschinen mit Zungennadeln ist bisher noch nicht in
zufriedenstellender Weise gelungen. Die vorliegende Einrichtung scheint es jedoch
mit vollkommener Sicherheit zu ermöglichen, so weit die bisher damit gemachten
Erfahrungen erkennen lassen. Den wesentlichsten Theil der Neuerung bilden die
Decknadeln f (Fig. 18 und 19), welche
zu je 4 oder 6 Stück in Deckern f1 befestigt sind und je eine Zasche oder Rinne und vorn an der
Spitze eine Oeffnung enthalten. Die Rinne sichert das Fangen und richtige
Ueberdecken der Haken der Zungennadeln, auch wenn letztere bei Abnutzung ihrer
Arbeitsfüſse etwas seitlich gewendet liegen; in die Oeffnung aber legt der Haken
sich so ein, daſs die Zungennadeln durch die Decknadeln gezogen und geschoben werden
können. Der zweite wichtige Theil der Neuerung ist die Nadelschiene c, welche sowohl die richtige Lage der abzudeckenden
Nadeln herstellt, als auch die leeren Nadeln herabzieht und aufser Thätigkeit
bringt; sie reicht zu dem Zwecke über die ganze Nadelreihe der Maschine und ihre
Nuth hat eine bestimmte Weite, wie sich aus der folgenden Darstellung des Verfahrens
beim Mindern ergibt: Zu Anfang desselben schiebt die Nadelschiene c die Zungennadeln d so
weit nach oben, daſs die Waare noch auf ihren zurückliegenden Zungen hängt. Dann
werden die Decker bewegt und ihre Nadeln in die Haken der Zungennadeln eingehängt.
Die aufwärts gehenden Decker nehmen nun ihre Zungennadeln so weit empor, daſs deren
Maschen bis hinter oder unter die zurückliegenden Zungen gleiten und das ist
geschehen, wenn die Nadelfüſse in der Rinne von e an
deren obere Wand anstoſsen. Nun gehen die Decker wieder abwärts und schieben ihre
Zungennadeln vor sich her durch die Maschen hindurch, welche dabei die Zungen vorwärts legen und von
ihren Nadeln d auf die Decknadeln f gelangen. Hierbei stoſsen endlich die Füſse 2 an die untere Wand der Schiene c, die Nadeln d werden
aufgehalten und die noch weiter sinkenden Decker f
schieben sich selbst aus den Haken von d heraus, sie
werden nun über die letzteren gehoben, zur Seite gerückt und wieder in die Haken
eingehängt, f und d gehen
empor und dabei gelangen die übergedeckten Maschen wieder auf die Zungennadeln.
Diejenigen Randnadeln, von denen man die Maschen hinweggenommen hat, und welche
nicht mit emporgezogen werden, bleiben mit ihren Füſsen 1 unter 2 und nun hebt sich die Schiene c, rückt empor, senkt sich mit der unteren Wand
zwischen 1 und 2 und geht
hinab, so daſs sie die leeren Nadeln 1 tief hinabzieht
unter das Schloſs und also für die Folge auſser Thätigkeit bringt. Vor dem
Hinabgehen von c sind d
und f wieder geschoben worden, wobei sich die letzteren
aus den ersteren wieder ausgehakt haben; alle diese Bewegungen vollziehen sich
selbstthätig nach Maſsgabe einer Zählkette.
Ringelapparat für die Lamb'sche Strickmaschine von Hermann Schmidt in Werdau
(* D. R. P. Nr. 39792 vom 1. Juni 1886). Die Strickmaschine enthält einen offenen
Fadenführer a (Fig. 20) und so viele
Fadenleiter b, c, d u.s.w. wie Fäden verschiedener
Farbe vorhanden sind. Derjenige Faden, welcher verarbeitet werden soll, wird von
seinem Leiter (wie b in Fig. 20) vorgeschoben,
während die anderen zurück liegen; a erfaſst dann nur
den vorn liegenden Faden, nimmt ihn mit nach rechts hin, bringt ihn auch nach links
wieder zurück und verliert ihn bei Beginn des nächsten Hubes (a1 bis a), wenn der betreffende Fadenleiter zurückgezogen
worden ist. Diese Bewegungen der Leiter b, c, d u.s.f.
veranlaſst und regulirt ein Rahmen A (Fig. 21), welcher mit
einem Jacquardprisma B am Ende eines jeden Doppelhubes
des Schlittens verschoben wird. Beim Zuge nach links drückt dieser Rahmen mit der
Schiene C den vorn liegenden Leiter b zurück und beim Zuge nach rechts stöſst er durch sein
Prisma denjenigen Leiter vor, für dessen Stift b1 die betreffende Karte D nicht durchlocht ist. Der Haken E wendet das Prisma und bringt für jeden Doppelhub eine
neue Karte in Thätigkeit. Die Verschiebung des Rahmens A erfolgt vom Schlitten der Maschine aus, indem letzterer mit einem Stifte
c1 in eine schräge
Nuth des Rahmens eintritt.
Lamb'sche Strickmaschine mit
automatischer Ausrückung von Carl August
Wittmann in Pausa im Voigtland (* D. R. P. Nr. 39490 vom 5. September
1886). Der Zweck dieser Ausrückvorrichtung ist, zu verhindern, daſs Knoten, welche
im Garne sich befinden, mit in die Maschine gelangen. Der Faden wird deshalb durch
einen engen Schlitz in der Platte d (Fig. 22 und 23) eines
Winkelhebels geleitet, dessen anderer Arm an Schnuren z
zwei Bremsarme b trägt. Damit der Hebel das Gewicht
dieser Arme trägt und in seiner Stellung erhalten wird, so ist hinter ihm ein Magnet e oder eine entsprechend starke Feder angebracht. Wenn
aber ein Knoten im Garne ankommt, so drückt derselbe den Hebel d aus seiner Lage und die Bremsarme b fallen herab auf eine mit dem Schlitten verbundene
Schiene c. Dieser Schlitten mag nun nach der einen oder
anderen Seite gehen, so wird immer derjenige Arm, welcher der Bewegungsrichtung
entgegen steht, diese Bewegung hemmen oder vielmehr das ganze Stelleisen a mit dem Schlitten verbinden, so daſs die Stange g mit verschoben wird. Dadurch rückt aber die Nase g1, an welcher die
Riemengabel h anliegt, hinweg und diese Gabel wird vom
Gewicht i verschoben, so daſs der Riemen auf die
Leerscheibe kommt. Bei Handbetrieb stöſst der Stab g an
einen Gestellarm und hemmt damit die weitere Schlittenbewegung
G.
W.