Titel: | Anlagen für elektrische Beleuchtung. |
Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 71 |
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Anlagen für elektrische Beleuchtung.
Anlagen für elektrische Beleuchtung.
The Engineer vom 25.
Februar 1887 gibt einige Notizen über die Anlage zur elektrischen
Beleuchtung auf den Hadfield Mills, welche durch die
Firma Mather und Platt zu Salford eingerichtet wurde.
Die beiden Dynamomaschinen dieser Anlage werden durch eine Dampfmaschine mit
Condensation getrieben; diese Maschine hat 585mm
Cylinderweite und 762mm Hub, und leistet bei einer
Kesselspannung von 5at,6 und 100 minutlichen
Umdrehungen 170 Indicatorpferde. Diese Maschine besitzt ein Bajonettgestell, an
dessen einem Ende der auf besonderem Fuſse stehende Cylinder in üblicher Weise
angefügt ist, während am anderen das Schwungradlager angegossen ist; die
Linealführung ist zylindrisch ausgebohrt. Die Kurbel ist von Scheibenform, und auf
die Welle aufgeschrumpft und gekeilt; der Kurbelzapfen ist ebenfalls eingeschrumpft.
Die Kurbelwelle hat im Zapfen 203, im Schwungradsitze 216mtn Stärke; der Kurbellagerzapfen ist 381mm lang, während am anderen Ende ein Zapfen von
305mm Länge und 165mm Länge angebracht ist. Das Kurbellager hat
allseitig verstellbare Schalen. Das Schwungrad (Riemenscheibe) hat 3m,656 Durchmesser und 686mm Kranzbreite, und ist für zwei 305mm breite Riemen eingerichtet. Dasselbe ist im
Ganzen gegossen, gesprengt und am Kranze zusammengeschraubt; an der Nabe ist es mit
Schrauben und Schrumpfringen verbunden. Sein Gewicht beträgt 6334k. Die Steuerung erfolgt mit Doppelschiebern nach
Meyer-System; der Porter-Regulator wirkt auf eine Drosselklappe. Alle Lager, Zapfen u.s.w.
werden von einem Oelgefäſse aus geschmiert, welches oberhalb des Schwungradlagers
steht; das abflieſsende Oel wird in geeigneten Tropfgefäſsen gesammelt, in ein
Sammelbassin geleitet und von da durch eine Pumpe wieder in das Schmiergefäſs
gehoben. Der Cylinder wird durch einen „sight feed“ Selbstöler von Mather und Platt geschmiert.
Der Kolben der doppeltwirkenden Luftpumpe ist in bekannter Weise direkt an die
Dampfkolbenstange befestigt; er hat 254mm
Durchmesser. Luftpumpe und Dampfcylinder stehen nicht bloſs auf ein und demselben
Fundamentsteine, sondern sind auch noch durch Zugstangen verbunden. Die Schrauben an
allen bewegten Theilen sind durch Gegenmuttern und aufgespaltene Vorsteckkeile
gesichert.
Die beiden Edison-Hopkinson-Dynamos haben eine
Leistungsfähigkeit von 44000 Volt-Ampères (110 Volts,
400 Amp.), genügend für 750 Lampen, bei 620 minutlichen Umdrehungen. Die
Commutatoren bestehen aus 47 mit Glimmer isolirten Kupferstäben, und sind leicht von
der Armatur abzunehmen. Die Dynamos geben einen elektrischen Wirkungsgrad von 96
Proc. und einen finanziellen Nutzeffekt von 94 bis 95 Proc.
Eine andere bedeutende Beleuchtungsanlage wurde in den groſsartigen Magazinen von Whiteley (kürzlich erst abgebrannt) durch die Firma Jos. Richmond und Comp. zu London ausgeführt. Dieselbe
ist im Engineer vom 18. Februar 1887 beschrieben. Als
bewegende Kraft dient eine gekuppelte Dampfmaschine, welche bei 457mm Cylinderweite und 914mm Hub in der Minute 80 Umdrehungen macht. Die
Dampfspannung ist 5at,6 und die indicirte Leistung
der Maschinen ungefähr 190 Pferdekräfte. Diese Maschine treibt aber nicht bloſs die
Dynamos zur elektrischen Beleuchtung, sondern auch noch eine Anzahl andere Maschinen
in den verschiedenen Werkstätten, einen Aufzug u.s.w. Der sehr wechselnde
Kraftbedarf erheischt eine prompte Wirkung des Regulators auf die Dampfabsperrung,
was der Erbauer dadurch erreicht hat, daſs er die Maschine mit einer
Doppelschiebersteuerung mit Zwischenplatte versah, auf welcher der Absperrschieber
liegt. Dieser letztere wird durch einen kleinen Dampfcylinder mit Luftbuffer bewegt;
der Moment des Dampfabschlusses aber wird durch ein Excenter bestimmt, welches vom
Regulator je nach Umständen auf der Welle etwas vorwärts oder rückwärts bewegt wird,
so daſs also der Voreilungswinkel desselben wechselt. Ein besonderes Absperrventil
dient als Sicherheitsvorkehrung gegen Durchgehen der Maschine. Dasselbe wird durch
einen Gewichtshebel geschlossen, wenn die den letzteren stützende Klinke ausgelöst
wird, was der Regulator bei zu hohem Steigen bewirkt. Diese Vorrichtung hat schon
einmal beim Reiſsen der Hauptbetriebsriemen weitere Unfälle verhindert.
Von der Dampfmaschine aus wird zunächst eine Vorgelegewelle durch zwei
Leder-Ketten-Riemen von je 457mm Breite getrieben,
von welcher aus dann die einzelnen Dynamomaschinen, 13 an der Zahl, ihren Antrieb
erhalten. Dieselben sind theils nach Ferranti-, theils
nach Siemens- und Jablochkoff-System gebaut; die gröſste ist ein Ferranti-Dynamo, welches den Strom für 1300 Glühlampen liefert. Alles
zusammengenommen werden 2000 Glüh- und 100 Bogenlampen betrieben, welch letztere 370
bis 1200 Kerzen Lichtstärke haben. Am meisten hat sowohl in Bezug auf Lichtstärke
wie billigen Betrieb die Jablochkoff-Lampe befriedigt.
Was die Dynamomaschinen anbelangt, so haben dieselben alle, trotz der
Verschiedenheit ihrer Construction, zufriedenstellende Resultate geliefert, so daſs
es fast scheint, als ob auch Maschinen, welche man für gewöhnlich als mangelhaft
bezeichnet, bei gehöriger Betriebskraft und regelmäſsigem Gange gut zu arbeiten im
Stande seien.