Titel: | Mein's Pressluftmaschine zum Betriebe von Strassenbahnwagen. |
Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 145 |
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Mein's Preſsluftmaschine zum Betriebe von Straſsenbahnwagen.
Mit Abbildungen auf Tafel 10.
Mein's Preſsluftmaschine zum Betriebe von
Straſsenbahnwagen.
Nach dem Vorschlage von E. Mein in Liverpool (* D. R. P.
Kl. 46 Nr. 39965 vom 3. November 1886) werden auf dem fortzubewegenden Wagen vier
Preſsluftbehälter mitgeführt, aus denen die Bewegungsmaschine gespeist wird.
Zwei Luftbehälter sind unter den Bänken des Wagens angeordnet und ziehen sich unter
den gesammten Sitzen des Wagens hin. Jeder dieser Behälter hat 0cbm,6 Inhalt-Luftraum. Unterhalb des Bodens des
Wagens liegen auſserdem noch zwei kleinere Luftbehälter; jeder von ihnen faſst nur
0cbm,3 Luft.
Von der auch für Preſsluftbetrieb beliebt gewordenen Anwendung einer Compoundmaschine
ist Abstand genommen und beide Cylinder D (Fig. 1 Taf.
10) für Hochdruck eingerichtet. Die Kurbeln sind gegen einander versetzt.
Die Einström- und Ausströmventile werden von Knaggen einer Steuerwelle F (Fig. 1 bis 4)
beherrscht; letztere wird von der Triebwelle aus mittels Gegenkurbel und
Zwischenstange angetrieben. Zu dem Zwecke trägt die Welle F an ihren beiden Enden, welche etwas verstärkt sind, Büchsen g, welche, in Lagern h am
Maschinenrahmen h1
geführt, mit Nuth und Feder auf der Welle F sitzen und
an ihrem äuſseren Stirnende je einen Kurbelzapfen tragen, an welchen die
Zwischenstange angreift. Von der Gegenkurbel aus wird die Steuerwelle in stetig
rotirende Bewegung versetzt.
Es ist die Einrichtung getroffen, daſs durch Verschiebung der Steuerwelle F in der Richtung ihrer Längsachse gleichzeitig ein
Umsteuern bezieh. Stillstehen erreicht werden kann. Zu diesem Behufe trägt die
Steuerwelle F beiderseits je zwei Knaggen f, welche auf die Einströmventile Z einwirken. Die letzteren liegen auf jeder
Cylinderseite in einer Flucht und haben kleine Kolbenventile a als abschlieſsendes Organ; ihre Ventilstangen tragen an dem Ende kleine
Reibungsrollen b, um ein leichtes Gleiten auf den
Steuerknaggen zu ermöglichen. Durch eine Feder c,
welche zwischen Kopf und Rohranschluſs eingesetzt ist, wird das Ventil, wenn es
nicht durch die Knaggen beherrscht wird, stets zum Schlieſsen gebracht. Die
Steuerknaggen f sind gegen einander versetzt, haben
entgegengesetzte Anordnung und sind durch eine Nuth d
von einander getrennt. Wird die Steuerwelle so verschoben, daſs die Reibungsrollen
der Einströmventile in dieser Nuth laufen, so werden die Einströmventile nicht durch
die Knaggen gehoben, so daſs keine Einströmung und damit Stillstand des Wagens
eintritt. Verschiebt man dagegen die Steuerwelle F nach
rechts oder nach links, so wird zunächst das eine oder das andere der
Einströmventile gehoben und dadurch Vorwärtsgang oder Rückwärtsgang erzielt. Um auch
verschiedenfache Expansion der Arbeitsluft im Cylinder zu erreichen, also die
Einströmventile verschieden lange zu heben, sind die Steuerknaggen auf ihrer
hinteren, den Schluſs der Ventile bewirkenden Fläche schraubenförmig gekrümmt, so
daſs durch gröſseres oder geringeres seitliches Verschieben der Steuerwelle F die Expansion verändert wird.
In entsprechender Weise sind die Steuerknaggen k für die
Auslaſsventile beschaffen, nur daſs die hintere Fläche derselben gerade abfallt, da
der Auspuffkanal während der ganzen Auspuffdauer geöffnet sein muſs. Die
Auspuffventile werden stets durch eine Feder geschlossen gehalten, wenn die
Steuerknaggen nicht auf sie einwirken.
Da sehr hoch gespannte Luft in Anwendung gebracht werden soll (70at Ueberdruck), das plötzliche Zuströmen so hoch
geprester Luft jedoch auf die Theile der Vorrichtung schädlich einwirken könnte, so
ist die Anordnung getroffen, daſs die Luft im ersten Moment nur mit etwa 7at und erst allmählich in ihrer vollen Kraft
wirkt. Dadurch, daſs die Steuerknaggen allmählich ansteigen, die Einströmventile
also langsam angehoben werden, wird die bei Beginn des Hubes eintretende Preſsluft
gedrosselt.
Um die Arsbeitscylinder gut und gleichzeitig sparsam ölen zu können, ist eine
besondere Schmiervorrichtung vorgesehen. Der hintere Cylinderdeckel trägt ein Ventil
o (Fig. 5) mit Ventilsitz,
über welchem ein Oelbehälter liegt. Der Ventilkörper hat gebohrte Schmiernuthen q, q1; in die hintere,
conisch ausgehöhlte Oeffnung x dieser Nuthen paſst die
an der Kolbenstange angeordnete conische Spitze y. Beim
Zurückgehen des Kolbens in die äuſserste Stellung links gelangt die Spitze y in die zugehörige Oeffnung x und schiebt das Ventil zurück, so daſs eine bestimmte kleine Menge
Schmiermaterial in die Nuthen q, q1 laufen kann. Geht dann der Kolben wieder vorwärts, so schlieſst
sich zunächst das Ventil, bis später die Spitze y ihre
zugehörige Oeffnung x im Ventilkörper verläſst und das
in den Schmiernuthen enthaltene Oel austropfen kann. Bleibt zufällig der Kolben in
der hinteren Endlage stehen, so preſst sich die Spitze y luftdicht in x ein, so daſs das durch die
Schmiernuthen q, q1
einlaufende Oel nicht in den Cylinder tropfen kann. Auf diese Weise wird einer
unnützen Oelvergeudung vorgebeugt.
Eine Erhitzung der Luft vor ihrem Eintritt in die Arbeitscylinder wird durch Platten
bewirkt, welche in eisernen Kasten seitlich der Arbeitscylinder liegen und längs
deren die Luft in kupfernen Schlangenröhren zu beiden Seiten der Platten geführt
wird. Die Enden dieser Schlangenröhren führen zu den Einströmventilen an beiden
Enden der Cylinder. Die Heizplatten werden nach Bedürfniſs ausgetauscht und an
besonderen Orten erhitzt. Heizvorrichtung und Cylinder sind mit Wärmeschutzmasse
umkleidet.