Titel: | W. Oesterreich's Stadt-Fernsprechanlage mit Ruhestrombetrieb. |
Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 210 |
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W. Oesterreich's
Stadt-Fernsprechanlage mit Ruhestrombetrieb.
Mit Abbildungen.
Oesterreich's Stadt-Fernsprechanlage mit
Ruhestrombetrieb.
Die Deutsche Reichs-Telegraphenverwaltung verwendet in den Stadt-Fernsprechanlagen
zum Anruf des Vermittelungsamtes und des gewünschten Theilnehmers galvanische
Batterien, welche bei jedem Theilnehmer aufgestellt sind. Im J. 1884 wurde von dem
Postrath W. Oesterreich in
Berlin eine einfache und trotz wesentlicher Ersparniſs an
Batteriematerial sehr betriebssichere Einrichtung mit Ruhestrom (vgl. auch 1886 262 * 408) angegeben, nach welcher im J. 1885 eine
Stadt-Fernsprechanlage in einer rheinischen Provinzialstadt angelegt worden ist.
Fig. 1 zeigt nach der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1887 * S. 373 die Schaltung des
Vermittelungsamtes V und zweier Sprechstellen S. Im Amt ist die gemeinsame Erdschiene e nicht unmittelbar mit der Erde E verbunden, sondern es ist in die Erdverbindung eine
Linienbatterie B
(20 bis 30
Kupferzinkelemente) eingeschaltet; die Fernsprechstellen S1, S2
. . erhalten gar keine Batterie. Die Einrichtung ist gegen die üblicheVgl. 1883 248 * 327. nur dadurch
verschieden, daſs in den Weckerzweig ein (Graphit-) Widerstand R eingeschaltet wird, der so groſs zu wählen ist, daſs
einmal der Ruhestrom der Batterie im Amte zur Ersparung von Batteriematerial nicht
zu stark wird, andererseits die Widerstandsänderungen in der Leitung bei Wechsel der
beiden Zweige F und R, W
mittels der Umschaltevorrichtung u möglichst groſs
werden. Zweckmäſsig werden durch entsprechende Bemessung der Widerstände R die Widerstände aller Leitungen ungefähr auf die
gleiche Höhe gebracht. In der erwähnten, noch jetzt bestehenden
Stadt-Fernsprechanlage sind 30 Elemente als Ruhestrombatterie angewendet, der
Widerstand R ist auf 5000 S.-E. bemessen.
Fig. 1., Bd. 266, S. 211
Sind die Constanten eines Elementes E = 100, w = 5 und 50 Leitungen (ein Klappenschrank) zu je 5000
S.-E. vorhanden, so hat der Gesammtruhestrom die Stärke Sr = 12, wovon auf jede Leitung 1/50 = 0,24 kommt,
ein Strom, welcher weder die Klappe k des Amtes, noch
den Wecker W in Thätigkeit setzt; beide Apparate würden
mit der sechsfachen Stromstärke ansprechen. Der Anruf des Amtes von der Sprechstelle
aus erfolgt durch Abheben des Fernsprechers vom Haken der Umschaltevorrichtung u (Fig. 2): es wird
dadurch statt des Widerstandes R + W (rund 5000 S.-E.)
der Widerstand zweier Fernsprecher F (in der Zeichnung
ist nur einer angegeben) mit 400 S.-E. eingeschaltet. Sinkt dadurch der ganze
Widerstand auf 500 S.-E. herab, so sendet die Batterie B einen Strom von rund 2 in die Leitung, welcher die Klappe k im Amte zum Fallen bringt.
Fig. 2., Bd. 266, S. 211
Die Differenz beider Ströme kann dadurch vergröſsert werden,
daſs man beide Fernsprecher neben einander schaltet, oder daſs man zum Anruf des
Amtes eine Taste
benutzt, in welcher der Batteriecontact mit der Erde verbunden ist.
Den Anruf des gewünschten Theilnehmers bewirkt das Amt, welches dazu eine
Weckbatterie von solcher Stärke (in der erwähnten Anlage 100 Elemente) erhält, um
den Widerstand von 5000 S.-E. zu überwinden. Statt derselben könnte
selbstverständlich ein kräftiger Inductor benutzt werden. Das Wecken geschieht
mittels einer am freien Batteriepole befestigten Leitungsschnur, die in die
betreffende Klinke gesteckt wird.
Bei der Verbindung zweier Leitungen (Fig. 2) werden
die Klappenelektromagnete eingeschaltet. Dagegen wird zum Empfange des
Schluſszeichens ein Galvanoskop G und eine besondere
Batterie b eingeschaltet. Je empfindlicher das
Galvanoskop ist, desto kleiner kann die Batterie b
sein; in der erwähnten Anlage werden 8 Kupferzinkelemente angewendet. Die
Empfindlichkeit des Galvanoskopes bezieh. die Stromstärke läſst sich leicht so
bemessen, daſs die Nadel schon auf Null zurückgeht, wenn nur einer der verbundenen
beiden Theilnehmer den Fernsprecher an den Haken hängt; um so sicherer tritt dies
ein, wenn beide es thun. Dies ist das von dem Willen der Theilnehmer unabhängige,
ganz unfehlbare Schluſszeichen. Da bekanntlich auch Galvanoskope von beträchtlichem
Widerstände in eine Sprechleitung eingeschaltet werden können, ohne daſs die
Verständigung abgeschwächt wird, so kann die Batterie b
leicht auf ein Element herabgedrückt werden.
Auſser dieser zum gewöhnlichen Betriebe ausreichenden Einrichtung sind noch einige
besondere Schaltungen nothwendig, die a. a. O. kurz erwähnt werden.
Die erste ist die Einrichtung einer Leitung mit Zwischenstelle. Die Zwischenstelle
erhält in diesem Falle einen kräftigen Inductor, mit welchem die Endstelle geweckt
werden kann. Das Anrufen des Amtes erfolgt von beiden Stellen aus durch Verminderung
des Widerstandes der Leitung, wie oben angegeben.
Eine zweite Einrichtung ist die dauernde Verbindung zweier Sprechstellen während der
Nachtzeit. Beide Sprechstellen S, die durch die
Leitungen L1 und L2 an das
Vermittelungsamt V angeschlossen sind, erhalten zu
diesem Zwecke einen Umschalter U, dessen Einschaltung
in beiden Stellen gleich und aus Fig. 3 zu ersehen
ist. Die Theilnehmer werden kurz vor Dienstschluſs vom Amte aufgefordert, die Kurbel
des Umschalters nach rechts zu drehen; das Amt verbindet wie gewöhnlich beide
Theilnehmer unter Einschaltung einer Batterie (8 bis 12 Elemente), die in diesem
Falle aber als Weckbatterie dient. Im Ruhezustände geht der Strom in der
Sprechstelle über den Ruhecontact der Taste T durch die
Umwindungen des Weckers W zur Erde E. Der Anker wird dauernd angezogen, der Wecker läutet
aber nicht. Drückt jedoch eine der Stellen die Taste T,
so geht der Strom von dem Arbeitscontacte der Taste T
durch den Zweig a über den Ruhecontact r durch die Umwindungen zur Erde, der Anker wird angezogen, der
Strom wird bei r unterbrochen, der Anker fällt ab, der
Strom wird bei r wieder geschlossen u.s.w., beide
Wecker klingeln. Beim Dienstbeginn erkennt der Beamte aus dem Stande der Nadel
leicht, ob beide Theilnehmer wieder Tagesstellung genommen haben, und er trennt die
Leitungen.
Fig. 3., Bd. 266, S. 213
Bei dieser Anordnung werden die meisten Fehler in den Leitungen, insbesondere
Isolationsfehler, sofort beim Eintreten oder beim Anruf entdeckt. (Auf Taf. 14 lies
statt „Gleichgewichtsanzeiger für Telephons“, „für elektrische
Beleuchtungsanlagen“.)