Titel: | Zersetzung des Erdöles beim Erhitzen. |
Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 226 |
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Zersetzung des Erdöles beim Erhitzen.
Zersetzung des Erdöles beim Erhitzen.
Ueber diesen Gegenstand berichtet K. Lissenko im
russischen Journal für Berg- und
Hüttenwesen, 1887 S. 349.
Bei der Destillation des Erdöles (Naphta) findet bekanntlich nicht allein eine
Zerlegung desselben in seine Bestandtheile von verschiedener Siedetemperatur,
sondern auch eine Zersetzung einiger höher siedenden Bestandtheile in solche von
niedrigeren Siedepunkten statt. Je länger dabei die Erhitzung des Erdöles dauert,
eine desto gröſsere Menge von relativ niedrig siedenden Producten kann man erhalten.
Die Ausbeute an Kerosin, von dem aus dem kaukasischen Erdöl jetzt keine 30 Procent
gewonnen werden, soll auf diese Weise mehr als um das Doppelte vergröſsert werden
können. Hierauf beruht auch das von Alexejew in
Petersburg genommene Patent auf die mit einer weitgehenden Zersetzung verbundene
Destillation des Erdöles in eine Atmosphäre von Leuchtgas. Welche Temperatur der
Zersetzung des Erdöles am günstigsten ist, muſs als unentschieden betrachtet werden
und wird wohl für die verschiedenen Bestandtheile des Erdöles nicht dieselbe sein
können. Soll aus Erdöl-Rückständen möglichst viel Kerosin (Petroleum) gewonnen
werden, so ist nach im Laboratorium des Berg-Institutes in Petersburg ausgeführten
Versuchen, die zwischen 434° und 501° liegende Temperatur am vortheilhaftesten. Zu
den Versuchen war ein Rundkolben aus schwer schmelzbarem Glase benutzt worden, in
dessen Hals ein Dephlegmationsrohr mittels Gyps eingekittet war. Dieses Rohr hatte
eine Länge von 40cm und einen Durchmesser von 1cm,5 und war mit vier über einander in Abständen
von 6cm angebrachten Ableitungsröhren versehen.
Zuerst wurden die drei unteren Röhren geschlossen und das obere mit dem Kühler
verbunden und so lange destillirt, als noch eine Zunahme des Destillates in der
Vorlage vor sich ging, dann wurde letztere gewechselt, das obere Rohr geschlossen
und durch das nächst niedrigere gesammelt u.s.w., bis zuletzt die Dämpfe nur noch
bis zum untersten Ableitungsrohre stiegen. Die Temperatur der siedenden Flüssigkeit
wurde nach den Schmelzpunkten von Zink (400°), Brom- und Chlorsilber (434° bezieh.
457°) und Chlorblei (501°) bestimmt, indem diese Körper in kleinen Glasröhrchen in
den Kolben eingesenkt wurden und zwar durch ein Rohr, das durch das
Dephlegmationsrohr bis an den Boden des Kolbens reichte. Anspruch auf Genauigkeit
können also diese Versuche nicht machen. Bei denselben wurden aus den
Erdöl-Rückständen 64 Proc. eines Destillates vom specifischen Gewichte 0,805 und 30
Proc. von 0,860 erhalten. Nach Versuchen dagegen, die im Groſsen im technischen
Laboratorium der Fabrik von Nobel (in Petersburg)
angestellt worden waren, geht die Zersetzung de Erdöl-Rückstände am besten bei etwa
400° vor sich. Das erwähnte Destillat vom specifischen Gewicht 0,805 ergab nach dem
Behandeln mit Schwefelsäure und Natronlauge und einer zweiten Destillation ein
vortreffliches farbloses Leuchtöl, das beim Stehen an der Luft keine gelbliche
Färbung mehr annahm. Wenn aber auf die beschriebene Weise eine bedeutend gröſsere
Menge von Kerosin oder richtiger Brennöl aus der Naphta gewonnen werden kann, so
muſs in Betracht gezogen werden, daſs dabei die Destillation sehr bedeutend
verlangsamt werden muſs; nach Lissenko's Berechnung
würde bei derselben in einem Destillationsapparate wenigstens 20 mal weniger
Material verarbeitet werden können, abgesehen von der erforderlichen Reinigung und
zweiten Destillation. In Baku zahlt man aber jetzt 1¼
bis 2 Kopeken (1 Silberrubel =100 Kopeken = 3,24 M.) für 1 Pud (= 16k,380) Erdöl, so daſs Leuchtöl oder Kerosin auf 12
bis 14 Kopeken für 1 Pud zu stehen kommt.