Titel: | Beiträge zur Stickstoffernährung einiger Kulturpflanzen. |
Autor: | W. L. |
Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 229 |
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Beiträge zur Stickstoffernährung einiger
Kulturpflanzen.
Beiträge zur Stickstoffernährung einiger
Kulturpflanzen.
O. Harz studirte die augenblicklich
wichtige Frage des Düngungswerthes von Ammoniaksalz und
Chilisalpeter an verschiedenen Nutzpflanzen. An eine Uebersicht über die
vorhandene Literatur schlieſsen sich die angestellten Versuche mit Welschkorn,
Rispenhirse, Weizen, Gerste, Roggen, Hafer, Reis, Buchweizen, Inkarnatklee, Erbsen
und Tabak.
Die Pflanzen wurden, nachdem sie kurz zuvor mittels Einquellen in destillirtem Wasser
zum Keimen gebracht waren, in etwa 6l fassende
unglasirte Töpfe mit Quarzsand gepflanzt und an einer nach Südost gerichteten Wand
im Freien aufgestellt; nur der Reis wurde im Warmhause untergebracht. Jeder Topf
erhielt zu Beginn der Versuche eine mineralische Düngung aus:
4g Kaliumsulfat,
4g Kaliumphosphat,
2g Magnesiumsulfat,
0g,5 Chlorkalium
nebst einer Spur von Eisenphosphat.
Sämmtliche Pflanzen wurden früh und Abends, wenn nöthig, auch Mittags mit einer
feinen Brause reichlich, jedoch derart begossen, daſs ein Ausflieſsen von Wasser aus
dem Topf nicht stattfinden konnte, um ein Auswaschen der Nährsalze zu vermeiden.
Eine Versuchsreihe erhielt keine andere Düngungsart. In einer zweiten Versuchsreihe
bekam jeder Topf wöchentlich 0g,4 Ammoniumsulfat
in 250cc Wasser gelöst. Bei der dritten
Versuchsreihe wurde wöchentlich einmal mit 0g,4
Chilisalpeter, in 250cc Wasser gelöst, gedüngt.
Reis erhielt noch eine andere Düngung, nämlich wöchentlich 0g,5 Ammoniumnitrat.
Bei sämmtlichen Pflanzenarten wurde nach der Reife die Zahl der entwickelten
Pflanzen, die Höhe, Zahl der Blätter, Früchte, Aehrenlänge u. dgl., sowie die
charakteristischen Eigenschaften verglichen, ebenso das Gewicht der erhaltenen
lufttrockenen Pflanzensubstanz festgestellt.
Die erhaltenen Resultate sind kurz folgende: Die meisten in Untersuchung genommenen
Pflanzen: Hirse, Gerste, Reis, Buchweizen, Inkarnatklee, Erbsen, Tabak gediehen
entschieden besser bei der Ammoniakdüngung als bei der mit Salpeter. Mais und Hafer
verhielten sich umgekehrt. Weizen und Gerste stehen in der Mitte oder verhalten sich
vielmehr fast gleich gegenüber beiden Düngungsarten; jedoch neigt der Weizen mehr
zur Ammoniak-, die Gerste mehr zur Salpeternahrung hin. Der Reis entwickelt sich,
mit salpetersaurem Ammoniak gedüngt, noch schöner als die mit Sulfat gedüngten
Pflanzen.
Auf Grund dieser Versuche dürfte wohl die von J. LehmannZeitschrift des landwirtschaftlichen Vereins in
Bayern 1881 S. 316 bis 321. aufgestellte
Ansicht die richtige sein, daſs sich die Pflanzen nicht gleichartig gegen
Stickstoffnährsalze verhalten: „es gibt solche, welche die Ammoniaksalze, andere,
Reiche die Salpetersalze als Nährstoff bevorzugen“, d.h. mit den einen oder
den anderen bessere Erträge liefern.
Zu den Versuchen wurde Quarzsand verwendet, weil hier die Gefahr einer schnellen
Ueberführung des Ammoniaksalzes in Nitrate nicht in dem Maſs gegeben war, als wenn
Kalksand oder Torferde u. dgl. Verwendung gefunden haben würde. Auſserdem wurden die
als Nährstoffe verwendeten Salze aus demselben Grunde in kleinen Quantitäten, dafür
aber wöchentlich verabreicht. Man darf daher wohl annehmen, daſs die Ammoniaksalze
der Hauptsache nach in unveränderter Form von den Versuchspflanzen aufgenommen
wurden. Zweifellos würde ein kalk- und humusreicher Boden sich den Ammoniaksalzen
gegenüber anders verhalten haben; man kann also die hier gewonnenen Resultate nicht
ohne Weiteres auf alle beliebigen Bodenarten übertragen.
Es wäre zu wünschen, daſs diese Versuche mit verschiedenen Pflanzen, als Blumen- und
Gemüsearten, Obstbäumen, Hopfen, Weinreben, unter Anwendung verschiedener
Bodensorten fortgesetzt würden.
Nach Separatabzug aus dem Jahresbericht der h. Thierarzneischule
zu München 1885/86.
W.
L.