Titel: | Allen's Nietmaschine mit Pressluftbetrieb. |
Autor: | Pregél |
Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 259 |
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Allen's Nietmaschine mit
Preſsluftbetrieb.
Mit Abbildungen.
Allen's Nietmaschine mit Preſsluftbetrieb.
Trotzdem Allen's Nietmaschinen schon früher beschrieben
worden sind (vgl. 1878 230 * 101. 1879 231 * 306. 1880 238 * 125) und
dieselben erst neuerdings erwähnt wurden (1887 265 492),
so dürfte doch eine Darstellung ihrer Wirkungsweise schon deswegen gerechtfertigt
sein, weil in Folge der sinnreichen Anordung ihrer Zwischenglieder es möglich wird,
die treibende Preſsluft durch Expansion besser auszunutzen, ohne nennenswerthe
Einbuſse an Stempeldruck zu erleiden. Auch muſs hierbei auf die Vorzüge hingewiesen
werden, welche die Preſsluft als Betriebsmittel für Nietmaschinen gegenüber dem
Druckwasser besitzt, als da sind: Die Elasticität der Luft, ihre geringere Spannung,
die zulässige Verwendung biegsamer Zuleitungen, der Wegfall von Ablaufröhren an den
Arbeitscylindern, die Möglichkeit beliebiger Druckregelung durch Drosselung, die
Ausnutzung der Expansion, die Sicherheit gegen das Einfrieren der RohrleitungenIm Winter wird die Betriebsluft getrocknet., sowie endlich der
Umstand, daſs der Betriebsstoff, die Luft, nichts kostet. Diesen Vortheilen stehen
als Nachtheile gegenüber: Der gröſsere Querschnitt der Rohrleitungen und der
Arbeitscylinder, sowie die Unzulässigkeit des unmittelbaren
Kolbendruckbetriebes.
Eine Vergleichung aller dieser Umstände dürfte die Verwendung der Druckluft als
Betriebsmittel für Nietmaschinen vortheilhaft erscheinen lassen, wie es auch im
Engineering,
1887 Bd. 44 S. 302 bemerkt wird, daſs der in Amerika vielfach übliche
Betrieb mit Druckluft in England noch zu wenig Beachtung gefunden hat.
Beachtenswerth muſs diese Betriebsart in Ländern mit strengem Winter, oder dort sein,
wo das Betriebswasser gekauft werden muſs.
Fig. 1., Bd. 266, S. 260
Fig. 2., Bd. 266, S. 260
Allen's tragbare Nietmaschine, welche von De Bergue und Company in Manchester gebaut wird,
besteht nach Fig. 1 aus einem hufeisenförmigen
Guſsstahlbügel mit angegossenen Stützzapfen für zwei Kurbelschienen und einer
Aufhängeschlinge, welche in der Schwerebene des Ganzen angebolzt ist. Auf dem
Guſsstahlbügel ist der Arbeitscylinder von 254mm
Bohrung aufgeschraubt, an dessen Kolben die Schubstange unmittelbar schwingend
angebolzt und durch die röhrenförmige Kolbenstange nach auſsen geführt ist. Der
durchgehende Kreuzkopf bolzen bildet ein Gelenk für Schubstange, Kurbelschienen und
einen zwischenliegenden Kniehebel, welcher sich auf ein geführtes Druckstück setzt,
in welchem der Nietstempel nach Belieben stellbar eingeschraubt wird. Die Steuerung
erfolgt mittels eines auſsenliegenden Griffhebels durch einen gewöhnlichen
Muschelschieber wie bei der Dampfmaschine. Hubbegrenzung des Rücklaufes ist nicht
vorgesehen und auch nicht erforderlich. Der Kolbenüberdruck P beträgt bei 4⅔k/qc Luftpressung annähernd 2t,5. Der anfängliche Stempeldruck steigt hierbei
von 1,5 bis auf 30t und mehr am Hubende des 90mm betragenden Stempelweges. Die Weg- und
Kraftverhältnisse in dieser Maschine, die Wirkungsweise derselben, sowie der
Wirkungsgrad können aus den beigegebenen Diagrammen (Fig.
2 bis 5) beurtheilt werden.
Es stellt A5 die Richtung der Cylinderachse und demnach
des Kolbendruckes P, AB die Schubstange, BC die Kurbelschienen, BE
die Kniehebel in ihren Anfangsstellungen (Fig. 2)
vor, während C den unveränderlichen Stützzapfen, E und F Anfangs- und
Endstellung des Nietstempels bedeutet. Den Kreuzkopfstellungen 0 bis 5 im Kurbelkreise
entsprechen die gleichbenannten Stempelstellungen 0 bis
5 auf der Linie CE, so
daſs F5 die Endstellung des Kniehebels ist.
Die Projection des Kurbelbogens (0, 5) auf die
Kolbenstangenrichtung (A5) ergibt den vollen Kolbenhub.
Das Verhältniſs des Kolbenhubes zum Stempelhub (5, 0) :
(EF) ist die mittlere Uebersetzung dieser Maschine. Die eigentliche
Uebersetzung ist aber sehr verschieden, bei Beginn des Kolbenweges klein, beinahe
gleich 1, während dieselbe am Ende zu groſser Höhe
steigt. Ueber die Kräftezerlegung gibt Fig. 3
Aufschluſs, in welcher P den Kolbendruck, S die Kurbelspannung (BC)
und D den Druck im Kniehebel (BE) vorstellt. Dieser Druck D zerlegt sich
im Gelenkpunkt E, in den Führungsdruck N und den Stempeldruck W.
Mit Berücksichtigung der Reibung in der Führung wird W
kleiner sein als die Normalprojection von D, und zwar
um so kleiner, je gröſser der Reibungscoefficient (f =
⅛) wird. Mit dieser Annahme und für volle Füllung des Betriebscylinders ist das
Arbeitsdiagramm Fig. 4 erstellt, aus welchem das
Anwachsen des Stempeldruckes W ersichtlich ist, während
Fig. 5 die Zunahme des Führungsdruckes N zeigt.
Fig. 3., Bd. 266, S. 261
Fig. 4., Bd. 266, S. 261
Fig. 5., Bd. 266, S. 261
Der kleine Flächenabschnitt (fN) stellt die durch die
Führungsreibung verbrauchte mechanische Arbeit dar, so daſs die Flächensumme dieser
(fN) und jener von (W)
die gesammte, durch das Kolbendiagramm P dargestellte
Arbeit eines Hubes ist. Bei halber Füllung wird der Stempeldruck W in der Stellung der Ordinate 3 erst eine Abweichung (Fig. 4) aufweisen, so
daſs derselbe bei 10t Stärke gleichbleibt oder bei
weiterem Hub langsam zunimmt, eine Druckstärke, die beim Nieten schwacher Bleche nur
erwünscht sein kann.
Wenn aber in Folge mangelhafter Nietstempeleinstellung bei wechselnden Blechstärken
und schwankenden Nietstiftlängen der Triebkolben nicht seinen vollen Hub zurücklegt,
so wird der vorgeschriebene Enddruck niemals erreicht und nur jener Nietdruck
erhalten, welcher dem Kraftverhältnisse dieser augenblicklichen Stellung (Fig. 3 und 4)
zukommt. Während also der geforderte Nietdruck bei Druckwassermaschinen unter allen
Umständen gesichert ist, hängt die Erreichung dieses Grenzdruckes bei Allen's Druckluftmaschinen wesentlich von der
Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt des Arbeiters ab.
Pregél.