Titel: | Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen. |
Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 303 |
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Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 251 d.
Bd.)
Mit Abbildung.
Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
Eisen- und Stahlguſs.
Der auf der Herbst-Versammlung des Iron and Steel
Institut im J. 1886 gehaltene Vortrag Gautier's
„Ueber das Silicium im
Gieſserei-Roheisen“ hat in Stahl und
Eisen, 1887 S. 562 eine Besprechung durch Dr. H.
Wedding in Berlin erfahren, welcher der folgende Auszug
entnommen ist. Wedding weist vor Allem, und zwar mit
Recht, darauf hin, daſs die von Gautier aufgestellten,
angeblich neuen Gesetze den Metallurgen schon längst bekannt gewesen seien, daſs
aber trotzdem Gautier das Verdienst gebühre, diese
Gesetze den Gieſserei-Technikern wiederum ins Gedächtniſs zurückgerufen und neue
Wege gezeigt zu haben, dieselben praktisch zu verwerthen. Bekanntlich war bisher
schottisches Silicium reiches Roheisen für die Gieſsereien fast unentbehrlich. Gautier versuchte deshalb mit Erfolg, dasselbe durch 10
Proc. Silicium haltendes Siliciumeisen zu ersetzen. Letzteres bezog Gautier anfänglich von Govan in Glasgow, später aus
Terre-Noir und enthielt 9 bis 10 Proc. Silicium. Zum Umschmelzen benutzte Gautier Bruchstücke von groſsen Guſswaaren
(Dampfmaschinen-Rahmen, Cylinder u.s.w.) mit 1,5 Proc. Silicium, Bruchstücke kleiner
Guſswaaren mit 1 Proc. Silicium, Drehspäne von Guſswaaren mit 1 bis 1,5 Proc.
Silicium, welche aber in Folge Rostung mehr als Silicium freies Eisen betrachtet
werden konnten, weiſses Roheisen mit 0,5 Proc. Silicium und verbranntes Roheisen
(Roststäbe, Gasretorten u.s.w.). Um hieraus gute Guſsstücke herzustellen, war es
nothwendig, so viel Siliciumeisen mit 10 Proc. Silicium hinzuzusetzen, daſs die
Mischung davon 2 bis 2,5 Proc. enthielt. Die auf diese Weise erzeugten Guſsstücke
sind selbst bei dünnem Guſs lichtgrau, haben ein sehr dichtes Korn, einen
gleichmäſsig in der ganzen Masse vertheilten Graphitgehalt und sind auffallend weich
und leicht bearbeitbar.
Das Siliciumeisen wird in Stücke gebrochen und dann mit dem Brucheisen in den in
regelmäſsigem (also heiſsen) Gange befindlichen Kupolofen geworfen. Letzterer
besitzt zweckmäſsig behufs guter Mischung der Roheisen-Sorten einen Sammelherd. Ein
Mangangehalt wirkt dem Silicium entgegen, ist aber zur Herstellung von Hartguſs
nothwendig. Ist das Brucheisen stark verrostet, so muſs man natürlich mehr (20 statt
5 Proc.) Siliciumeisen zuschlagen, weil das Eisenoxyd einen Theil des Siliciums nach
der Formel: Si + Fe2O3 = Fe + FeSiO3
verschlackt. Nach Gautier soll das Silicium auch auf die Dichte der Gusse
gerade wie beim Fluſseisen hinwirken, indem es die Blasenbildung verhindert. Der
Verbrauch an schottischem Roheisen soll durch die Verwendung von Siliciumeisen in 1
Jahre von 200000t auf 20000t gefallen sein. Der Preis des Siliciumeisens
stellt sich einstweilen noch auf:
97,50
M.
bei
10
Proc.
Silicium
103,25
„
„
11
„
„
120,25
„
„
12
„
„
132,25
„
„
13
„
„
145,50
„
„
14
„
„
157,50
„
„
15
„
„
Im Hinblick auf diesen verhältniſsmäſsig hohen Preis erscheint es noch sehr fraglich,
ob sich die Verwendung desselben hier in Deutschland empfiehlt. Ohne Zweifel ist es
aber billiger, gewöhnliches Silicium haltiges Roheisen zur Reduction von verbranntem
oder mit Rost und Hammerschlag bedecktem Eisen zu benutzen, als Siliciumeisen. Aus
diesem Grunde scheint auch der in Deutschland bereits angewandte Zuschlag des
Siliciumeisens im Sammelherd zweckmäſsiger zu sein, als
dasselbe mit dem Brucheisen durch den Kupolofen hindurchgehen zu lassen. Zur
Herstellung des Siliciumeisens hält Wedding den
Flammofen für geeigneter als den Hochofen, in welchem eine fortdauernde Erblasung
des Siliciumeisens praktisch kaum ausführbar ist, weil im Flammofen das Metall vor
der Einwirkung des Kohlenoxydes geschützt werden kann.
Der Meinung Wedding's, daſs das Siliciumeisen nicht
berufen erscheint, das gewöhnliche Silicium haltige graue Roheisen aus den deutschen
Gieſsereien zu verdrängen, wird in einem Bericht in der Zeitschrift des Oberschlesischen Berg- und Hüttenmännischen Vereins (vgl.
auch Eisen-Zeitung, 1887 S. 644) beigetreten. Die
deutschen Hochöfen und besonders die schlesischen können ein Eisen liefern, welches
sogar das schottische Roheisen aus Deutschland zu verdrängen geeignet ist. Das im
Hände bekannte schlesische Eisen enthält 2,5 bis 3,5 Proc. Silicium, kann aber auf
Verlangen der Consumenten ohne Preissteigerung auch bis auf über 5 Proc. Silicium
gebracht werden, weil die verhütteten Erze die Herstellung gerade dieser Sorte
begünstigen. Die Ergebnisse von 3 Versuchsreihen weisen darauf hin, daſs mit
Zuschlag von 4 Proc. Silicium haltigem schlesischen Gieſserei-Roheisen mindestens
ebenso billig gearbeitet werden kann, wie mit Siliciumeisen bei gleichem
Siliciumgehalt des Endproductes. Bei den 3 Versuchen stellten sich die Preise von
100k Einsatz bei Verwendung von schlesischem
Eisen um 1 bis 10 Proc. billiger als bei Zusatz des Siliciumeisens.
Bekanntlich beruht auch die Herstellung des französischen Geschützstahles auf einem
Zusatz von Siliciumeisen zum Stahle. Diese Methode hat sich in Schweden und
Frankreich deshalb eingebürgert, weil sie ungleich einfacher zum Ziele führt, als
das wiederholte Schmieden der groſsen Stahlblöcke behufs Dichtung derselben, wie es
in ausgedehntestem Maſse in Deutschland bei Krupp
geschieht. Mit der gröſseren Einfachheit scheint aber auch eine geringere Sicherheit
Hand in Hand zu gehen, wie die verhältniſsmäſsig zahlreichen Unglücksfälle, welche
durch das Bersten französischer Geschütze schon hervorgerufen worden sind, zu
beweisen scheinen. Ein Satz des Martin-Ofens besteht
gewöhnlich aus 26 Proc. Roheisen aus besten Erzen, 6 Proc. Spiegeleisen mit 12 Proc.
Mangan, 63 Proc. kleinen Schmiedeeisenabfällen und 5 Proc. Silicium-Manganeisen. Die
Rohre (sowohl das Kern- als auch das Mantelrohr) werden in guſseiserne Formen
gegossen, welche mit einem Gemenge aus feinem Formsand und feuerfestem Thon
ausgekleidet sind. Die Mündung der Kernrohre liegt oben und trägt einen starken
verlorenen Kopf. Dagegen wird das Mantelrohr, welches die Schildzapfen trägt, mit
dem Verschluſsstück nach oben gegossen. Ueber die Frage, ob man Rohre mit über 15cm Kaliber hohl oder massiv gieſst, ist man sich
noch nicht einig. Ist die Schmelzung regelmäſsig verlaufen, so ist der Guſs
vollständig blasenfrei, hat eine krystallinische Textur und ein sehr glänzendes
Aussehen. In Folge des verhältniſsmäſsig hohen Kohlenstoffgehaltes (0,3 bis 0,4
Proc.) ist das Product hart und besitzt eine bedeutende Elasticität und Festigkeit.
Dieselbe wird etwas gemindert durch ein gutes Ausglühen der Blöcke, was auch die
Guſsspannungen aufheben soll. Ist dieses beendet, so bettet man den glühenden Block
in Kohlenstaub und läſst ihn in diesem vollständig erkalten. Proben des Blockes
werden dann auf Elasticität, Zugfestigkeit und besonders auf Dehnung untersucht.
Entsprechen die Proben den Anforderungen, so wird der Block abgedreht und
ausgebohrt, wonach man ihn wiederum glüht und in Oel härtet. Die Härtespannungen
werden dann durch ein schwaches Glühen wieder entfernt. Der fertige Stahl hat ein
specifisches Gewicht von 7,82 bis 7,84 und dieselben Eigenschaften wie bester mäſsig
gehärteter Tiegelstahl (vgl. Comptes rendus de la Société de
l'industrie minérale, 1885 S. 154).
Zur Herstellung von Nickelstahl schmilzt die Société anonyme
le Ferro-Nickel in Paris (D. R. P. Kl. 18 Nr. 37376 vom 6. December 1885)
950 Th. Schmiedeeisen, 50 Th. Nickel, 10 Th. Mangan, 0,5 Th. Aluminium, 0,75 Th.
Wolfram und 5 Th. Kaliumeisencyanür in einem Tiegel zusammen, und zwar setzt man die
einzelnen Bestandtheile in der angegebenen Reihenfolge unter fortwährendem Umrühren
der Mischung zu, sobald dieselbe geschmolzen ist. Die Gieſsform soll mit einem
dünnen Ueberzug von Wasser freiem Steinkohlentheer versehen sein. Der Stahl ist sehr
spröde und darf nur in der Kirschrothgluth bearbeitet werden. Die Härtung erfolgt
durch Schlag oder Stoſs,
Manganstahl der Firma Hardfield und Co. hatte nach in
den Woolwicher Werkstätten angestellten Proben bei einer Zusammensetzung von 0,72 Proc.
Kohlenstoff, 0,37 Proc. Silicium, 0,06 Proc. Schwefel, 0,08 Proc. Phosphor und 9,83
Proc. Mangan nach der Härtung eine Zugfestigkeit bis zu 82,6k auf 1qmm bei
einer Dehnung von 28,90 Proc. Letztere stieg auffallender Weise mit der Festigkeit. Der Probestab hatte einen
Durchmesser von 19mm und die Körnerentfernung
betrug 203mm (vgl. Transactions of the American Institute of Mining Engineers, Vol. XV und
Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1886 S. 61).
Der Mitis-Guſs, von welchem seit Jahresfrist so viel
geredet wird, tat nichts Weiteres als ein durch einen Aluminiumzusatz dünnflüssig gemachter Stahlguſs. Der Stahl oder das
Schmiedeeisen wird in Tiegeln bis zur Schmelztemperatur erhitzt. Man setzt dann 0,1
bis 0,5 Proc. Aluminium zu und erniedrigt dadurch die Temperatur, welche die
Mischung zu ihrer Schmelzung bedarf, um etwa 200°, was bei der bereits vorhandenen
hohen Temperatur eine groſse Leichtflüssigkeit der Mischung zur Folge hat. Die durch
Petroleum geheizten Tiegelöfen haben einen ununterbrochenen Betrieb, welcher in der
Weise erzielt wird, daſs die 16 bis 20 Tiegel in dem Maſse der Feuerung näher
gerückt werden, als welche herausgenommen werden, was wieder ein Einsetzen neu
gefüllter Tiegel bedingt. Jeder Tiegel enthält 33k
Schmiedeeisen-Schnitzel und es gehen in 12 Stunden 16 bis 20 Tiegel durch den Ofen.
Die Deckel der Tiegel haben je eine Oeffnung, welche unter einem Loch des
Ofengewölbes zu stehen kommt, so daſs der Aluminiumzuschlag leicht eingeführt werden
kann. Letzterer ist eine 7 bis 8 Proc. Aluminium haltende Eisenlegirung. Dieselbe
wird von der Webster Aluminium Crown Metal-Company in
Birmingham zu 130 M. für 1k geliefert. Die Formen
für den Guſs bestehen aus fein gemahlenem, gutem, feuerfestem Thon, welcher mit
Melasse angemacht ist. Die Güsse sind vollständig rein und bedürfen eines Ausglühens
nicht. Zur Herstellung von Massenguſs wird das Eisen in der Gieſspfanne durch einen
Strom sehr heiſser Gase (Luft?) flüssig erhalten, während die durch Wasser gekühlten
Formen auf einem Drehtisch stehend unter dem Ausguſs der Pfannen vorbei gedreht
werden. Das Eisen läuft in die feinsten Formkanäle aus, entläſst aber hierbei und
auch vorher die gasförmigen Einschlüsse, so daſs es auch dichter als gewöhnlicher
Guſs ist. Seine Bruchfestigkeit soll 65k auf 1qmm betragen. In Folge dessen kann der Mitis-Guſs zum Gieſsen von Maschinentheilen sehr gut
benutzt werden und läſst dem Constructeur eine groſse Wahl bezüglich der
Formverhältnisse derselben.
Der Prozeſs gewinnt in Amerika, wo die Cowles
Electric-Smelting-Company in Lockport das Aluminiumeisen liefert, in
England und in Schweden eine immer gröſser werdende Ausdehnung. Auch in Deutschland
sind bereits erfolgreiche Versuche gemacht worden, so daſs dem schmiedbaren Guſs und
auch der Herstellung gewöhnlichen Façongusses aus zähem Guſseisen eine schwerwiegende Concurrenz zu
entstehen scheint. Erwähnt sei noch, daſs der Mitis-Guſs auch schweiſsbar ist. Welche complicirten Verhältnisse beim
Tiegel-Stahlschmelzen obwalten, läſst eine verdienstvolle Arbeit von Dr. Friedrich C. G. Müller
(vgl. Stahl und Eisen, 1886 S. 695) erkennen. Ohne
näher auf die einzelnen zur Klarstellung des Prozesses angestellten Versuche hier
einzugehen, sei nur Folgendes hervorgehoben: Die Zusammensetzung der Tiegel ist von
wesentlichem Einfluſs auf den Schmelzprozeſs. Die Graphit reichen Tiegel sind bei
erheblicher Siliciumreduction durch Kohlenstoff gegen einen Mangangehalt des Eisens
bis zu 1,5 Proc. indifferent. Die Graphit armen Tiegel (z.B. von Duisburg)
widerstehen dem Mangan nicht, während der Kohlenstoff nur schwach auf die
Tiegelmasse wirkt. Auf reine Thontiegel wirkt der Kohlenstoff des Eisens nur sehr
wenig, so daſs nur Spuren von Silicium von letzterem aufgenommen werden. Das Product
ist aber ungahr und porös, wenn die Schmelzdauer nicht sehr lange währt. Ein
Mangangehalt greift die Thontiegel, selbst wenn nur wenig davon vorhanden ist, auf
das Lebhafteste an. Alle diese Reactionen beruhen wesentlich auf einem Austausch von
Sauerstoff aus der Tiegel wand in den Inhalt desselben. Als Sauerstoff abgebende
Körper treten vor Allem die freie und dann die gebundene Kieselsäure auf, nicht aber
die Thonerde (Al2O3), denn im Product findet man kein Aluminium. Der Sauerstoff kann an das
Eisen, den Kohlenstoff und das Mangan gehen. Von diesen ist aber ersteres
nebensächlich, wie der geringe Gehalt an Eisenoxyd der Schlacken beweist. Der
Kohlenstoff tritt in 2 Formen als Reductionsmittel auf: als Bestandtheil des Eisens
und der Tiegelwand. Das Mangan kann nach der Formel 2Mn + 3SiO2 = Si + 2SiO3Mn
direkt die Kieselsäure reduciren und wirkt um so stärker, je Graphit ärmer der
Tiegel ist. Das Einschmelzen einer Mangan reichen Legirung kann deshalb sehr wohl
zur Prüfung eines Tiegels auf seine Feuerbeständigkeit angesehen werden. Man soll
deshalb bei der Herstellung von Manganstahl das Manganeisen oder das Spiegeleisen
erst nach dem Flüssigwerden des Rohstahles oder des
Stabeisens zusetzen. Neben diesen Reactionen tritt noch ein Frischen auf, wenn dem
Einsatz Eisenoxyde beigemengt sind. Diese gehen mit der Kieselsäure Verbindungen
ein, können aber direkt das Silicium und bei Weiſsglut den Kohlenstoff oxydiren.
Silicium wird also, wenn der Tiegel nicht aus basischem Material besteht, vom Eisen
immer aufgenommen (englische Guſsstahlsorten enthalten davon bis 0,5 Proc.), so daſs
es als der eigentliche Träger des Tiegel-Schmelzprozesses anzusehen ist. Ob die
Reduction des Siliciums am zweckmäſsigsten durch Kohlenstoff oder durch Mangan
geschieht, Wehtet sich nach den lokalen Verhältnissen, welche die Rohmaterialien für
den Tiegel bestimmen. Wo man Mangan arme gefrischte oder cementirte Rohstahle in
Graphit reichen Tiegeln einschmilzt, ist die Manganfrage ohne praktische Bedeutung. Schmilzt man aber
schwedisches Roheisen mit Stabeisen zu Werkzeugstahl zusammen, so erscheint die
Reduction der Kieselsäure durch Mangan günstiger, weil sie ohne Kohlenstoffverlust
und Gasentbindung gahrend wirkt, und weil ein etwaiger Ueberschuſs an Mangan aus dem
Product entfernt wird. Der Einfluſs des Mangans ist aber um so wesentlicher, je
Graphit bezieh. Koks ärmer der Tiegelofen ist, denn dann reicht der Kohlenstoff zur
Reduction des Siliciums nicht aus, man muſs deshalb dem Stahl Mangan zusetzen, wenn
dasselbe dem ersteren fehlt. Thatsächlich enthalten englische Werkzeugstahle bis
0,35 Proc. Mangan, welches bei Verwendung von cementirtem schwedischem Stabeisen als
Einsatz und durch Zuschlag von Manganlegirungen oder reducirbarer Mangan
Verbindungen in den Stahl gelangt sein kann.
In den folgenden 3 Patenten sind Neuerungen an Schacht-Schmelzöfen enthalten.
Werthlos ist das Deutsche Patent * Nr. 36990 vom 15. Januar 1886 von Antonin Montupet in Paris, welches sich auf die
Anbringung eines durchbrochenen Gewölbes über dem Herde des Ofens bezieht, welches
eine Schmelzung der auf dem Gewölbe aufgeschichteten Eisenmassen durch seitlich in
den Ofen eingeleitete und durch Einblasen von Luftströmen verbrannte Gase
bezweckt.
Theoretisch richtig ist die dem Oesterreichischen
Privilegium vom 15. Oktober 1886 von J.
Prausek, Ingenieur in Wien, zu Grunde liegende Betrachtung. Um nämlich ein
vollständig gleichmäſsiges Feuer in der Schmelzzone eines Kupolofens erzeugen zu
können, ist es vor Allem nothwendig, allen Düsen Wind von genau gleichem Druck
zuzuführen. Dies ist aber bei der Verbindung jeder Düse mit dem Windrohr durch eine
besondere Zweigleitung unmöglich, selbst wenn das um den Ofen laufende Windrohr den
gebräuchlichen Inhalt hat. Prausek vergröſsert deshalb
denselben ganz erheblich und ordnet dasselbe, um keine Belästigungen beim Betrieb
hervorzurufen, als doppelten Mantel in der ganzen Höhe des Ofens an. Der einen
Ringraum bildende Druckregler steht oben mit der Windleitung und unten mit den Düsen
in Verbindung.
Gegen diese Einrichtung lieſse sich gewiſs nichts einwenden, besonders da sie noch
den Nutzen der Windanwärmung und der Ofenfutter-Kühlung für sich hat, wenn nicht der
Hauptvortheil, das ist die Druckregelung des Windes, durch viele innere Aenderungen
des Ofens in Frage gestellt würde. Eine Versetzung der Düsen bewirkt, daſs das Feuer
sich nach derselben Seite hinzieht, also an der anderen Seite stärker wird, was
wiederum einen ungleichen Angriff auf das Ofenfutter zur Folge hat. Ist letzterer
aber einmal erfolgt, so helfen alle Druckregler nichts, mögen sie auch noch so
inhaltsvoll sein.
Um sehr schwer verbrennliche Kohle, selbst Graphit zum Schmelzen von Eisen benutzen
zu können, schlagen J. E. Bott, S. J. Hackney und
W. Craven in Manchester (vgl. Englisches Patent * Nr.
16523 vom 16. December 1886) einen Kupolofen vor, welcher unten seitlich mit einer
besonderen, von demselben trennbaren Hilfsfeuerung und auf der gegenüber liegenden
Seite mit einem leicht zu ersetzenden Sammelraum verbunden ist. Der Ofenschacht
besitzt 2 Reihen Düsen und wird oben von einem mit einer kleinen Oeffnung versehenen
Deckel geschlossen. Behufs Inbetriebsetzung füllt man den Ofen bis über die obersten
Düsen mit Kohle, zündet dann die seitliche Feuerung an und bringt mittels dieser die
schwer verbrennliche Kohle im Ofen auf Rothglut. Ist dies geschehen, so fährt man
die Hilfsfeuerung vom Ofen fort, schlieſst die Verbindungsöffnung und bläst
Druckwind in die Kohle. Diese wird hierbei weiſsglühend, wonach Schmiedeeisen,
Stahlabfälle und Roheisen oder Spiegeleisen aufgegeben werden. Diese schmelzen durch
die Kohle und flieſsen in den Sammelraum. Als Kohle sollen die Graphit reichen
Krusten der Gas- und Oelretorten angewendet werden.
In The Engineer, 1886 * S. 72 sind 4 Gieſspfannen der
Firma Stevenson und Co. in Treston beschrieben.
Dieselben dienen besonders zum Transport des Eisens (bis zu 15t) vom Hochofen zum Bessemer- oder Martin-Ofen, sind aber auch
für andere Zwecke verwendbar. Die Pfannen, deren Herstellung die Firma als
Specialität betreibt, sind auf einem fahrbaren Gestell gelagert, welches direkt
durch Locomotiven oder von Hand oder durch Rädervorgelege von Hand bewegt wird. Das
Kippen der Pfannen erfolgt durchweg durch ein Schneckenrad-Vorgelege von Hand. Die
schönen perspectivischen Zeichnungen der Pfannen in The
Engineer gestatten kein näheres Eingehen auf die Construction derselben an
dieser Stelle.
In der Revue industrielle, 1887 S. 95 ist eine
selbstthätige Gieſspfanne erläutert, deren Wirkung darauf beruht, daſs die
Tragzapfen derselben in von Federn unterstützten Ständern gelagert sind, während
eine an der Pfanne befestigte Handhabe vom Gieſser während des Gieſsens festgehalten
wird. Die Pfanne wird demgemäſs bis an die Form herangefahren und dann von Hand
geneigt, bis eine genügende Strahlstärke erreicht ist. Ist dies der Fall, so soll
man die Handhabe nur in ein und derselben Stellung festhalten, um trotzdem einen
fortdauernd gleichmäſsigen Strahl zu erhalten, weil, wie der Erfinder J. Burrow meint, sich die Pfanne um so mehr hebt, je
leichter sie durch Ausfluſs von Eisen wird. Je höher sie aber unter dem Federdruck
steigt, um so stärker neigt sie sich, weil die Handhabe vom Gieſser festgehalten
wird. Hiernach scheint der Werth der Erfindung noch sehr fraglich, trotzdem
angeblich schon viele Gieſsereien Englands die Einrichtung benutzen und dieselbe
sich bewährt haben soll. Ein Arbeiter soll mit der Pfanne 300 bis 350k leichter handhaben können, als 3 Mann eine
gewöhnliche Pfanne mit 100 bis 150k, was eine
immerhin gröſsere Nutzleistung von etwa 800 Proc. ausmachen würde, ein Umstand, welcher sicherlich zur
Einbürgerung der Pfanne führen wird, im Falle die angeblichen Vorzüge derselben sich
als thatsächliche herausstellen sollten.
Um metallurgische Schmelzöfen abzustechen, schlägt F.
Weeren in Berlin (* D. R. P. Kl. 18 Nr. 39302 vom 7. Oktober 1886) folgende
Einrichtung vor. An der Abstechstange a (s. Figur) ist
am vorderen Ende eine Scheibe b befestigt, über welche
sich ein Ganz- oder Halbcylinder c schieben läſst.
Derselbe wird in der gezeichneten Stellung mit Stopfmaterial e (Lehm u.s.w.) gefüllt, so daſs letzteres eine aus c hervortretende Spitze bildet. Diese wird beim Schluſs
des Abstiches in diesen hineingestoſsen, wobei der Cylinder c von dem den Abstich umgebenden Mauerwerk zurückgehalten wird und den
Stopfen e freigibt, so daſs derselbe beim Zurücknehmen
der Stange a im Abstich stecken bleibt.
Textabbildung Bd. 266, S. 310