Titel: | Ueber Einstellvorrichtungen an Baumwollkrempeln mit wandernden Deckeln; von G. Rohn in Chemnitz. |
Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 346 |
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Ueber Einstellvorrichtungen an Baumwollkrempeln
mit wandernden Deckeln; von G.
Rohn in Chemnitz.
(Patentklasse 76. Fortsetzung des Berichtes Bd.
263 S. 545.)
Mit Abbildungen auf Tafel 20.
Rohn, über Baumwollkrempeln mit wandernden Deckeln.
Die im laufenden Jahre in Manchester abgehaltene sogen.
Königin-Jubiläums-Ausstellung, welche nach früheren Andeutungen in Bezug auf die
Darstellung der englischen Maschinenindustrie sehr reichhaltig zu werden versprach,
konnte einen Beweis für die im ersten Berichte am Anfange dieses Jahres
ausgesprochene Behauptung, daſs die Baumwollkrempel mit wandernden Deckeln die
Krempel mit festen Deckeln verdränge, erbringen. Manchester, als der Mittelpunkt des
Sitzes der englischen Baumwollspinnerei und mit seinen Nachbarstädten Sitz der
groſsen Fabriken für Baumwollspinnereimaschinen, lieſs eine würdige Vertretung
derselben in dem Neuesten erwarten, und da für Maschinen zur Baumwoll-Feinspinnerei
englische Fabriken noch allein maſsgebend sind, so gewann die Ausstellung auch
hervorragende Bedeutung für unsere deutsche Spinnerei.
Die Manchester Ausstellung hat nun die in dieser Hinsicht an sie gestellten
Erwartungen in reichem Maſse erfüllt. Nahezu ein Viertel der Grundfläche der
Maschinenhalle, etwa 3500qm, bedeckten Maschinen
zur Baumwoll-Feinspinnerei, und unter diesen forderten die Krempel mit wandernden
Deckeln zur meisten Aufmerksamkeit auf. Unter den 12 ausgestellten Baumwollkrempeln
fand sich nur eine Krempel mit ruhenden Deckeln und eine mit Arbeitswalzen. In den
10 Krempeln mit wandernden Deckeln fanden sich fünf verschiedene
Einstellvorrichtungen des Laufbogens für die Deckel und zeigten sich folgende die Arbeitsfähigkeit der
Krempel bestimmende Verhältnisse:
Es hatte die Krempel von
eine Haupt-trommel imDurchmesservon
mm
eineDeckelkettemit Deckeln
eineDeckel-breitemm
von der Kettearbeiteten
stetsDeckel
Platt Brothers in Oldham
1270
89
41
34
Asa Lees und Comp. in Oldham
1270
102
38
42
Howard und Bullough in
Ac- crington
1270
110
35
43
Dobson und Barlow in Bolton
1270
110
–
44
Curtis, Söhne und Comp.
in Manchester
1270
106
35
43
Lord Brothers in Todmorden
1270
102
–
40
Auffallender Weise war die Krempel von Ashworth
Brothers, die sogen. Ashworth-Carde, nicht
ausgestellt; doch konnte dieselbe und ihr Bau in der Fabrik der Genannten zu
Collyhurst bei Manchester besichtigt werden. Zur Vergleichung seien die Verhältnisse
derselben hier angeführt.
Haupttrommel 1270, Kette mit 109 Deckeln je 35mm
breit, von denen 44 stets arbeiten.
Die Platt'schen und die Asa
Lees'chen Krempel hatten federnde, an fünf Punkten stellbar befestigte Lauf
bogen, deren Einrichtung im früheren Aufsatze ausführlich beschrieben ist. Die
Einstellvorrichtungen des Deckellaufbogens der Krempeln von Howard und Bullough (Englisches Patent 1886 Nr. 1849), Curtis und Dobson und
Barlow sind ebenfalls beschrieben. Die Einstellvorrichtung der Letzteren
und die von Lord Brothers sind in neuerer Zeit auch in
Deutschland patentirt worden und sollen zunächst diese beiden Vorrichtungen, die
erstere zwar wiederholt, jedoch mit näheren Angaben, unter Zugrundelegung der
Patentschriften besprochen werden.
Das im Deutschen Reiche unter Nr. 39379 vom 11. August 1886 an B. A. Dobson in Bolton, in England an diesen und J. Bromiley ertheilte Patent betrifft die bereits in
D. p. J. 1887 263 * 551
erläuterte Vorrichtung zur concentrischen Verstellung des
federnden Deckellaufbogens durch eine Verschiebung in seinem Kreise, jedoch
findet sich damit verbunden eine Einrichtung, um bei
der Verstellung des Laufbogens gleichzeitig die
Treibwalzen für die Deckelkette mit zu
verstellen.
Der Deckellauf bogen B (Fig. 1 bis 4 Taf. 20)
ruht mit den Zapfen s (Fig. 1) auf den
Curvenstelleisen S, wird an seinem hinteren Ende, wie
in Fig. 4
ersichtlich, von einem drehbaren Arme b gehalten und
ist vorn mit einem Zahnbogen c ausgerüstet, in welchen
der Trieb h greift. Die Achse des Triebes h trägt die mit einer Eintheilung versehene Scheibe j (Fig. 2 und 3), auf
welcher ein Zeiger j1
den jedesmaligen Grad der Verstellung angibt. Die Scheibe j ist am Umfange verzahnt, und in diese Verzahnung greift die Schnecke k, welche in dem Halter i
steckt und ein Schneckenrad k1 trägt, in das wieder eine auf der Welle l sitzende Schnecke l1 greift. Die Welle l reicht über
die ganze Krempelbreite, trägt auf der anderen Seite die Schnecke zur Verstellung des zweiten Bogens B und kann durch das Ueberlegen des Schlitzhebels m1 über das viereckige
Ende von l und Festlegen von m1 durch ein Schloſs m vor der Verdrehung durch Unberufene geschützt
werden.
Um nun bei einer Verschiebung des Bogens B in der
Richtung des Pfeiles in Fig. 1, wodurch die
Deckel näher an die Trommel der Krempel gerückt werden, gleichzeitig auch die Walze
R2 näher an die
Trommel zu rücken, ist diese Walze in besonderen Stelleisen o gelagert, welche sich in dem Hauptstelleisen S2 verschieben und durch Schrauben i1 fest mit den Haltern
i verbunden sind. In ein Loch des Stelleisens o greift der am Bogen B
feste Stift c1,
welcher, durch die Form des Stelleisens g gezwungen,
das hier die Rolle der Stützen S (Fig. 1) von auſsen
vertritt, das Stelleisen o nach innen zieht.
Aehnlich ist auch die Verstellung des Lagers für die andere Kettenwalze R, welche Fig. 4 veranschaulicht.
Die Walze R liegt in dem radial in dem Stelleisen S1 verschiebbaren,
durch die Schraube s zu befestigenden Stelleisen q, in dessen Schlitz q1 der Anhängestift c2 vom Bogen B an dem Hebel b faſst. Der Hebel b dreht sich um den am Gestellbogen der Krempel festen
Bolzen a.
Die von W. Lord und J.
Stocks in Todmorden (* D. R. P. Nr. 39404 vom 18. November 1886) angegebene
Einstellvorrichtung benutzt wie die Vorrichtung von
Whitworth (vgl. 1887 263
* 554) statt eines federnden Bogens radial verstellbare
Bogenstücke. Die gleichzeitige Verstellung aller Bogenstücke (es sind deren
neun gewählt) wird dabei von einer einzigen Schraube aus bewirkt.
Jedes der neun Bogenstücke b (Fig. 5 Taf. 20) wird an
dem Gestellbogen G, wie im Besonderen aus Fig. 6 und
7
hervorgeht, zwischen den an diesen gegossenen Leisten b3 radial geführt und an jedes Bogenstück
sind auf beiden Seiten Augen angegossen, in welchen sich die Stifte e verschieben können. Die Stifte e verbinden stets zwei benachbarte Bogenstücke und
dadurch werden bei der Verstellung eines Stückes b alle
übrigen unter einander mitgenommen. Wird also das mittelste Stück durch die Schraube
f, welche zwischen dem Rande b1 und der Nase b2 am Bogen G gehalten wird, und für welche die Mutter dieses
Bogenstück abgibt, verstellt, so folgen alle übrigen Stücke b nach. Da diese Mitnahme bis an die äuſsersten Stücke jedoch etwas
schwierig erscheint, so wird das zweite und achte Bogenstück b durch die Brücke g mit dem mittelsten
Stücke b verbunden und zwar durch Schrauben h, für welche an den äuſseren Stellen, des
Auseinandergehens der Stücke bei der radialen Verstellung halber, Schlitze k in der Brücke g
vorgesehen sind.
Die Lord'sche Einstellvorrichtung kommt durch die
geringe Zahl der Bogenstücke der Forderung einer beständig concentrischen Lauffläche
für die Deckel nur in geringem Maſse nach und die Genauigkeit der Einstellung erscheint zu
sehr an die Vollkommenheit der Stiftverbindung der einzelnen Bogenstücke unter
einander gebunden. Es kann dem ersteren Umstände allerdings entgegengehalten werden,
daſs die einer vollständigen Kratzenabnutzung entsprechende radiale Verstellung kaum
5mm überschreitet. Daſs durch die einzige
Stellschraube f die Einstellung gegenüber den anderen
Vorrichtungen nicht mit groſser Feinheit erfolge, dürfte als Einwand nicht immer
bestehen, da auch der einfache federnde Bogen nur radiale Stellschrauben hat und die
mit solchen erreichbare Feinheit genügen kann. Dem einfachen federnden Bogen
gegenüber hat die Lord'sche Vorrichtung aber den
Vorzug, nur eine Stellschraube für die ganze Lauffläche zu besitzen.
Ein bisher noch nicht benutztes Mittel, eine concentrisch stellbare Lauffläche zu
erzielen, die gegenseitige Verschiebung von Bogen, welche
mit einer Spiralfläche an einander liegen, findet sich in der
Einstellvorrichtung von T. Knowles in Bolton
(Englisches Patent Nr. 6204 vom 7. Mai 1886), welche nach dem Textile Recorder, Juli 1887 * S. 57, von John Tatham in Rochdale ausgeführt wird.
Die Umfangsfläche des Gestellbogens G (Fig. 8 Taf. 20) ist nach
einer archimedischen Spirale geformt, weshalb der Bogen bei der Vorreiſswalze A etwas gegen die Krempeltrommel zurücksteht. Die
cylindrische Lauffläche vermittelt der Bogen B, welcher
Keilform besitzt, sich auf den Bogen G, seitlich durch
Stelleisen S gehalten, legt und an beiden Enden durch
die in den Stelleisen p und p1 steckenden Schrauben s bezieh. s1 in seiner Lage erhalten wird. Durch
Einbohren von Löchern und einseitiges Aufschlitzen derselben wird der Bogen B federnd gemacht, so daſs sich derselbe bei seiner
Verschiebung der wechselnden Krümmung seiner Stützfläche gut anschlieſst.
Eine ganz ähnliche Einrichtung ist in Deutschland unter * Nr. 41097 vom 20. April
1887 an die Elsässische Maschinenbau-Gesellschaft in
Mülhausen i. E. patentirt worden. Nur wird hier der keilförmige Laufbogen nicht
verschoben, sondern zwischen dem concentrisch zur Trommelachse der Krempel stehenden
Gestellbogen G (Fig. 9 und 10 Taf. 20)
und dem federnden Lauf bogen B wird ein dritter Bogen
C gelegt, dessen Auſsenfläche für die
gleichgestaltete untere Fläche von B nach einer Spirale
geformt ist. Der Bogen C erhält eine Innenverzahnung,
in welche der Trieb D1
eingreift, wodurch die concentrische Verstellung der Bogenlauffläche erzielt wird.
Der Bogen B ist unverrückbar mit dem Bogen G vermöge der durch Längsschlitze des Bogens C reichenden Schrauben s
verbunden, während der Bogen C durch die in gleich
langen Schlitzen steckenden Schrauben d an dem Bogen
G festgestellt wird.
Frederick Wilkinson in Reddish, England (* D. R. P. Nr.
40500 vom 5. December 1886) will, wie bereits vor ihm Elce und Whitworth (vgl. 1887 263 * 555), von jeder
Einstellvorrichtung absehen und die Lauffläche mit
der Abnutzung der Kratzen abarbeiten. Nur wird, um der vorzeitigen Abnutzung der Lauffläche
durch die darüber schleifenden Deckel vorzubeugen, die Lauffläche nicht ruhend genommen, sondern dieselbe schreitet mit der Fortbewegung der Deckelkette vor, so daſs der Lauf
bogen, oder vielmehr, wegen der Bewegung, der Laufkreis aus einem weicheren für die
nöthige Nachstellung leicht abzudrehenden Stoffe hergestellt werden kann.
An dem Lager der Haupttrommelachse der Krempel wird mit zwei Schrauben ein Ring g (Fig. 11 und 12 Taf. 20)
befestigt, auf welchen lose die Scheibe B drehbar ist.
Diese Scheibe B, welche mit einem Ueberzuge f von weichem Metall, Papier o. dgl. Masse am Umfange
für die Auflage der Deckel D versehen ist, hat einen
Stirnradkranz, in den eine Schnecke s greift, wodurch
die Scheibe langsam mit einer Umfangsgeschwindigkeit gleich der Geschwindigkeit der
Deckelkette K gedreht wird. Bei dem Nachschleifen der
Trommel können die Scheiben B auf beiden Seiten gleich
von der Schleifwalze W mit und bei der Nachstellung
durch besondere Schmirgelrollen abgeschliffen werden.
Mit dieser sind die bisher bekannt gewordenen Einstellvorrichtungen erschöpft, doch
sollen im Weiteren noch Verbesserungsvorschlage für die Baumwollkrempel mit
wanderndem Deckel besprochen werden, welche die Beseitigung anderer dieser Krempel
anhaftender übler Umstände anstreben.
Einer der ersten Vorwürfe, welche man der Krempel mit wandernden Deckeln macht,
besteht darin, daſs, wie bereits in der Einleitung zu dem ersten Aufsatze bemerkt
ist, die Deckelkette mit der Bewegungsrichtung der Krempelhaupttrommel läuft, die
Deckel also bei ihrer Wanderung die bei ihrem Antritt an die Trommel aufgenommenen
Unreinigkeiten über die ganze Arbeitsfläche mitschleppen, so daſs dieselben theils
vermählen, theils leicht in die reine Baumwolle mitgerissen werden. Dies könnte
durch eine entgegengesetzte Bewegung der Deckelkette
vermieden werden und für eine solche Anordnung hat L.
Fessmann in Augsburg (* D. R. P. Nr. 39893 vom 11. Januar 1887) eine Putzvorrichtung für die Deckelkette angegeben.
Von der Triebwalze R (Fig. 13 Taf. 20) der
Deckelkette K wird durch ein doppeltes Kegelräderpaar
das Rad A getrieben, an welchem Stifte o sitzen, die auf den Hebel N einwirken. Der dadurch in Schwingungen versetzte Hebel N theilt diese durch einen Zahnbogen M dem Kamme H mit, welcher
die Deckel D reinigt. Die Bewegung des Kammes H erfolgt nun so, daſs, wenn ein Stift o den Hebel N langsam
aushebt und der Kamm H niedergeht, derselbe an der
Berührungsstelle mit der Deckelkette gerade in einer Lücke zwischen zwei Deckeln
durchgeht und, wenn der Hebel N an dem Stifte o abschnappt, der Kamm H
durch die Wirkung der Feder L schnell hochgeht und
dabei einen Deckel nach oben zu auskämmt (Fig. 15). Der Kamm H wird durch die Feder L
so weit gehoben, daſs derselbe beim darauffolgenden langsamen Niedergange den vorher
aus dem Deckel entfernten Ausputz an den festen Deckel P abgibt (Fig. 14); von diesem
nimmt eine Blechmulde n den Ausputz auf. Ueber der nahe
am Abnehmer der Krempel liegenden Kettenwalze R liegt
die gewöhnliche, an einem Ausputzkamm arbeitende Bürstenwalze V, welche die Deckel zum Arbeiten an die Krempeltrommel
vollkommen gereinigt übergibt.
Der Putzkamm der Deckel liegt hier oberhalb der Einführung in die Krempel und dabei
kann es leicht vorkommen, daſs Ausputz auf den vorgelegten Baumwollwickel gelangt.
Aus diesem Grunde scheint hier auch der besondere Reinigungsdeckel P angeordnet.
Einen weiteren Uebelstand der Krempel mit einer
wandernden Deckelkette, daſs auf der ganzen Arbeitsfläche die Kratzenbeschläge der
Deckel alle von gleicher Feinheit sind, während die Krempel mit festen Deckeln eine
der zunehmenden Auflösung der Baumwollbüschel entsprechende Verschiedenheit des
Kratzenbeschlages gestatten, wollen R. Goodwin und W. Cook in Katharinenhof bei St. Petersburg, Ruſsland
(Englisches Patent 1884 Nr. 10341) durch Anordnung zweier
Deckelketten etwas beseitigen. Die beiden Ketten K und K1
(Fig.
16 Taf. 20) laufen auf einem gemeinschaftlichen Bogen B, haben eine verschiedene Geschwindigkeit – d.h. die
hintere der Krempeleinführung benachbarte Kette läuft schneller – und die Dichte des Kratzenbeschlages ihrer Deckel ist verschieden. Die eine Deckelkette treibt die andere
durch eine Gelenkkette an und jede Deckelkette hat ihre eigenen
Reinigungswerkzeuge.
Den gleichen Vorschlag mehrerer Ketten wandernder Deckel hat nach L'industrie textile, 1887 S. 14 auch Isitt gemacht; doch muſs zu solchen Vorschlägen bemerkt
werden, daſs durch diese Vermehrung die Einfachheit der Krempel beeinträchtigt wird.
Auch ist wohl zu verlangen, daſs jede Kette ihre eigenen Lauf bogen hat, da bei der
verschiedenen Beschlagdichte auch die Abnutzung der Beschläge und das
Schleifbedürfniſs derselben ein verschiedenes wird.
Ein Streben zur Vervollkommnung der Krempel mit wandernden Deckeln zeigt sich darin,
die von der Deckelkette an der Haupttrommel der Krempel belegte Fläche voll und ganz
zur Arbeit auszunutzen, d.h. die Deckelkette selbst eine möglichst ununterbrochene Kratzenfläche bilden zu lassen. Man sucht also
so viel wie möglich an den zahnlosen Rändern der Deckelkratzenstreifen, welche zu
deren Befestigung nothwendig sind, zu sparen. Für gewöhnlich werden die
Kratzenstreifen durch Kupfernieten an den Deckeln befestigt. Hierfür bringen nun Gebrüder Ashworth in Manchester an ihren Krempeln eine
neue Befestigungsart zur Ausführung, bei welcher die Ränder
der Kratzenstreifen mit den eisernen Deckeln durch einen Draht verstrickt
werden. Dieses Verstricken wird mechanisch auf einer besonderen Maschine ausgeführt
und veranschaulichen Fig. 17 und 18 Taf. 20
die Art der Verbindung. Der Deckel erhält an seinen beiden Seiten in gleichmäſsigen
Zwischenräumen Einschnitte, in welche die beiden Drähte, nach Art einer Naht durch den
Kratzenstreifen gehend, zu liegen kommen, so daſs die unteren Drahtschleifen
abwechselnd die Theile der eingekerbten Deckelränder umfassen. Dadurch ist der
kratzenlose Zwischenraum der Deckel in der Kette von 14mm,3, wie derselbe bei der Platt'schen
Krempel besteht, auf 10mm,6 herabgemindert.
J. A. Dyson in Manchester (Engliches Patent 1886 Nr.
5810) will die Deckel in voller Breite mit Kratzenzähnen versehen. Hierzu wird das
Tuch des Beschlagstreifens etwas breiter als der Deckel genommen, die zahnlosen
Ränder des Beschlagstreifens an den Seiten der Deckel umgebogen und an den
seitlichen Flächen durch Nieten oder Drahtklammern befestigt. Die beiden
Seitenflächen des Deckels erhalten je eine Nuth, in welche die Nietköpfe die
Beschlagstreifenränder einpressen, so daſs die Nietköpfe nicht mehr vorstehen und
die Deckel ohne Zwischenraum ganz dicht an einander liegen können.
Die selbst bei der letztbeschriebenen Art des Deckelbezuges immer noch bestehenden
Spalten zwischen den einzelnen Deckeln lassen immer Staub und kleine Fasern aus dem
Arbeitsfelde der Krempeln, das ist zwischen Trommel und Deckeln, nach auſsen treten,
so daſs dadurch die Luft in den Krempelsälen verunreinigt wird. Um dieses zu
vermeiden, bringen Gebr. Ashworth in Manchester
(Englisches Patent 1886 Nr. 3810) zum Vorschlage, eine Hülle über den jedesmal an der Trommel befindlichen Theil der Deckelkette
auszuspannen, welche die Spalten der letzteren
verschlieſst. Diese Hülle ist aus Gewebe, wird mit einem Ende an einer
festen Stange angehängt und mit dem anderen an einer Spannwalze befestigten Ende
straff' über den Deckeln gehalten.
Die Herstellung einer vollkommenen Arbeitsfläche erfordert auch eine möglichst vollkommene Anlage der Deckel in ihrer ganzen
Beschlagbreite an der Haupttrommel. Man nimmt aus diesem Grunde die Deckel ziemlich
schmal und sucht auch neuerdings die Deckel hohl nach
dem Trommeldurchmesser zu schleifen. J. Bullough in
Accrington (Englisches Patent 1886 Nr. 3401) hat hierzu die von Howard und Bullough ausgeführte, in Fig. 19 Taf. 20
veranschaulichte Einrichtung angegeben. Der Beschlag der Haupttrommel T ist an zwei oder mehreren Stellen unterbrochen und an
diesen Stellen können auf der Haupttrommel Schmirgelleisten L befestigt werden. Das, Schleifen der Deckel D, welches sonst oberhalb der Krempel durch eine besondere Schmirgelwalze
besorgt wird, führt also hier gleich die Trommel T
aus.
Gebrüder Ashworth haben an ihrer Krempel oberhalb
derselben eine besondere Einrichtung zum Hohlschleifen der Deckel getroffen.
Die Schleifwalze W (Fig. 20 Taf. 20) lagert
in den Stelleisen S4,
welche in den eigentlichen Schleifstelleisen S3 verschiebbar sind. Letztere tragen den Steg a, welcher nach unten zu bogenförmig mit einem Radius
gleich dem der Haupttrommel gestaltet ist, den festen Bogen b, über welchen die Deckelkette an die Trommel, zurückgehend läuft, und die drehbaren
Hebel c und c1, welche durch die Gegengewichte g und g1 immer nach oben gedrückt werden. Kommt
nun ein Deckel unter die Schleifwalze, so läuft derselbe auf die Enden der Hebel c und wird von diesen während seines Weiterlaufes an
der Bogenfläche von a anliegend erhalten.
T. B. Kay in Manchester (Englisches Patent 1885 Nr.
14876 und 14877) ordnet den Führungsbogen für die
Deckel unter der Schleifwalze senkrecht beweglich an.
Ist bei herabgelassenem Führungsbogen ein Deckel unter die Schleifwalze getreten, so
wird durch ein absetzend gedrehtes Sternrad der Führungsbogen gehoben und dadurch
der zu schleifende Deckel gegen die Schleifwalze gedrückt. Der Führungsbogen geht
dann durch Weiterdrehung der Sternscheibe wieder zurück und gestattet einem neuen
Deckel den Zutritt an die Schleifwalze.
In dem ersten Aufsatze über die Krempel mit wandernden Deckeln wurde eine Vorrichtung
von Howard und Bullough beschrieben, durch Welche die
genaue concentrische Stellung der federnden Laufbogen mit Hilfe des elektrischen Stromes und eines Läutewerkes ermittelt wird. E. Tweedale in Accrington (Englisches Patent 1886 Nr.
1886) benutzt diese Einrichtung zur Untersuchung der
Genauigkeit der mit Kratzen beschlagenen und geschliffenen Deckel. Diese werden auf ein besonderes Gestell gelegt,
welches mit dem einen Pol einer Elektricitätsquelle in Verbindung steht und unter
dem Deckel auf einer ebenen Bahn, jedoch von dieser isolirt, wird ein Taster dem
Deckel entlang geschoben. Berührt der Fühlstift des Tasters die Kratzenzähne nicht,
so wird der Strom unterbrochen und das Läuten hört auf, zum Zeichen, daſs der Deckel
ein sogen. Loch hat.
An ihren Krempeln zeigten auf der Manchester Ausstellung Dobson und Barlow einen einfachen mechanischen
Apparat zur Erkenntlichmachung der Genauigkeit der Einstellung der
Deckellaufbogen. An der Haupttrommel wurde ein Doppelhebel befestigt,
dessen einer kurzer Arm auf dem Laufbogen ruhte, während der andere bedeutend
längere Arm mit einem feiger an einer am Trommelachsenlager befestigten, mit einer
Eintheilung versehenen Scheibe spielte. Bei der Drehung der Haupttrommel glitt der
kurze Hebelarm über den Laufbogen und gab dadurch der lange Hebelarm an der Scheibe
den Grad der ungenauen Rundung an. Diese Einrichtung dürfte überall leicht
anzufertigen sein und ihre Anwendung kann daher nur empfohlen werden.