Titel: | Eisenbahnwesen. |
Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 439 |
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Eisenbahnwesen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 156 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Ueber Eisenbahnwesen.
B) Oberbau. (Fortsetzung.)
Holzschwellen schwächen den Einfluſs der Laststöſse in ihrer Wirkung auf das rollende
Material und die Kiesbettung durch ihre Elasticität ab, und ergeben durch Eindringen und
Anhaften einzelner Kiessteine in und an den Holzfasern eine feste Lagerung in der
Kiesbettung, so daſs sie durch eiserne Schwellen in dieser Hinsicht niemals einfach
zu ersetzen sind.
Wenn es deshalb gelingt, das Imprägniren der Holzschwellen billiger und besser
auszuführen wie bisher und dieselben von den schädlichen Einflüssen des Kappens und
der wiederholten Nagelung zu befreien, so Werden sie gegenüber dem eisernen Oberbau
noch immer den Vorzug verdienen.
Die vertieften Kappstellen schwächen die Schwelle an den gefährlichsten Querschnitten
und befördern das Faulen der Sitzstellen unter den Schienenfüſsen. Die Nägel bieten
besonders bei weicheren Holzarten, in Curven und Weichen keinen ausreichenden
Widerstand gegen seitliches Ausweichen der Schienenfüſse. Sie müssen deshalb zur
Berichtigung der Spurweite wiederholt an anderen Stellen neu geschlagen Werden,
wodurch die Schwellen an den Sitzstellen langrissig werden. In die entstandenen
Oeffnungen und die Rostschichten der Eisentheile saugt sich Wasser ein und befördert
die Zerstörung der Sitzstellen, so daſs fast bei jeder Schienenauswechselung durch
Entfernen der faulen Theile neue Sitzstellen in tieferer Lage herzustellen sind.
An ausgewechselten Schwellen sind die Sitzstellen zur Unbrauchbarkeit geschwächt und
zerstört, während die anderen Schwellentheile noch wohl erhalten sind.
Verzinkte Schwellen-Holzschrauben (Tirefonds), welche
seit 2 Jahren auch bei den preuſsischen Staatsbahnen als Ersatz für die
Schienennägel eingeführt worden sind, ergeben nicht nur eine weit gröſsere
Sicherheit gegen seitliches Ausweichen und Ausziehen, sondern machen auch das öftere
Erneuern der Locher entbehrlich und das Aufspalten unmöglich.
Fig. 1., Bd. 266, S. 439
Fig. 1a, Bd. 266, S. 439
Fig. 1 und 1a zeigen
solche Schrauben. Die
Schraubenlöcher werden conisch vorgebohrt und die Schrauben so weit eingeschlagen,
bis das Gewinde angreift, dann aber mit einem Schraubenschlüssel durch Drehen fest
angezogen. Es muſs darauf geachtet werden, daſs die Schraube mit dem Hammer nicht
ganz oder zu tief eingeschlagen wird, damit die Vortheile nicht verloren gehen.
Unterlags-Spurplatten nach dem Patente Josef Seidl, Eisenbahn-Ingenieur in Prag (* D. R. P.
Kl. 19 Nr. 40356 vom 13. Februar 1887) scheinen geeignet, auch die Mängel der
Kappstellen zu beseitigen, so daſs sie in Vereinigung mit excentrisch gelochten
Krämpplatten und Schwellen-Holzschrauben eine sehr solide Lagerung und Befestigung
der Schienen ergeben müssen. Die Spurplatte ist in Fig.
2 und die Krämpplatte in Fig. 3
dargestellt.
Fig. 2., Bd. 266, S. 440
Fig. 3., Bd. 266, S. 440
Die Unterlagsplatte wird auf die ebene Oberfläche der Schwelle aufgelegt und bietet
jeder Schiene eine nach dem Winkel 1 : 20 oder 1 : 16 geneigte Sitzfläche. Sie
vertheilt die von einem Schienenfuſs ihr übertragene Last über eine Fläche von
263mm Länge und 130mm Breite. Die mittlere Verbindung hat einen
Querschnitt von 55mm Breite und 8mm Höhe, was jedoch voraussetzt, daſs die
Unterlagsplatte aus Schmiedeeisen oder Fluſsstahl angefertigt wird. Zur Ermäſsigung
der Herstellungskosten sollen Versuche mit Unterlagsplatten aus bestem Stahlguſse
angestellt werden, bei denen die mittlere Verbindung die ganze Breite von 130mm und eine Stärke von 8 bis 10mm erhält.
Die Krämpplatten, aus bestem Kupolofenguſs hergestellt, füllen die Zwischenräume
zwischen den Schwellenschrauben und den Schienenfüſsen aus und gestatten durch die
excentrisch sitzenden Schraubenlöcher bei ungeänderter Unterlagsplatte eine
Spurerweiterung für Curven von 4, 8, 10, 14, 18, 20, 24 und 28mm.
Eine Erweiterung der Spur durch Ausweichen ist bei dieser Construction unmöglich und
der seitliche Schub eines Schienenfuſses gegen eine Schwellenschraube wird durch die
Unterlagsplatte auf alle 4 Schrauben vertheilt.
Gegen den üblichen Oberbau mit imprägnirten Kiefernsehwellen, stellt sich dieser
Oberbau mit schmiedeeisernen Unterlags-Spurplatten und imprägnirten Kiefernschwellen
um etwa 40 Procent theurer und fast genau so theuer wie der gewöhnliche Oberbau mit
imprägnirten eichenen Schwellen.
Das Gewicht einer Unterlags-Spurplatte ist 12k.
Eine Holzschwellenschraube wiegt 0k,44 und eine
guſseiserne Krämpplatte 1k,1.
Es unterliegt keinem Zweifel, daſs die Anwendung solcher Seidl'schen Unterlags-Spurplatten auch gemischt mit dem jetzt eingeführten
Oberbau mit einzelnen Unterlagsplatten und Holzschrauben sehr vortheilhaft ist.
Die Anwendung müſste derart erfolgen, daſs an den Stöſsen und in gerader Strecke je
auf der dritten Schwelle, in schwachen Curven je auf der zweiten Schwelle und in
starken Curven auf jeder Schwelle eine Seidl'sche
Unterlagsplatte eingelegt wird. Da mit der vergröſserten Anwendung die
Herstellungskosten sich erfahrungsmäſsig vermindern, so würde auf diese Art die
allmähliche Einführung angebahnt werden.
Von einer Kostenverminderung durch Anwendung von guſseisernen Unterlags-Spurplatten
ist bei der ungünstigen Form derselben kein groſser Erfolg zu erwarten, da hierdurch
die Sicherheit der Construction vermindert wird und schon bei dem Transporte und dem
Einlegen die Ersparniſs durch Abgang an gebrochenen Stücken aufgezehrt werden
dürfte.
Gemischte Constructionen, bei denen Holz als elastische
Unterlage beibehalten wurde und durch Eisen oder Stahl die erforderliche Stärke und
Sicherheit gegeben wird, werden in neuerer Zeit nicht mehr ausgeführt.
Die Niederländische Staatsbahn hat 10000 Stück solcher Schwellen seit dem J. 1865 in
Betrieb. Sie sind gebildet aus -Eisenstäben von 2m,7 Länge, 200mm Höhe und 62mm Flanschenbreite. Unter jedem Schienenfuſse
liegt ein Eichenholzstück von 220mm Länge zwischen
den Flanschen des -Eisens, in welches der Schienensitz eingekappt ist. Die
Befestigungsschrauben gehen durch das Holzstück und den Steg der Schwelle hindurch.
Das Eisengewicht einer solchen Schwelle beträgt 56k,7 für 1 Stück. Abgesehen von der unvortheilhaften Materialvertheilung,
welche die gröſste Eisenmenge in die neutrale Faser des Schwellenquerschnittes legt,
wird auch die Holzunterlage selbst, welche diesmal nicht nur unter dem
Schienenfuſse, sondern auch in ihrer Lagerstelle der Fäulniſs in höherem Maſse
ausgesetzt ist, sich als unpraktisch erwiesen haben, so daſs eine weitere Einführung
dieses Systemes nicht mehr beabsichtigt wird.
Schwellen aus Winkeleisen, System PauletLe Génie civil, 1887 S. 342., sind auf der Belgischen Staatsbahn auf der Linie von Niort nach Montreuil-Bellay,
zwischen Arivault und Saint-Loup versuchsweise angewendet. Fig. 4 zeigt den Querschnitt und Fig. 5
die Ansicht einer solchen Schwelle, links mit einem Guſsstuhle zur Befestigung einer
Doppelkopfschiene mit einem Holzkeile, rechts mit einem Guſsstuhle zur Befestigung
einer Fuſsschiene mit einem Eisenkeile. Die an den Enden untergenieteten Querwinkel
haben 240mm Länge. Im Oktober 1885 ist die Bahn
versuchsweise mit Güterzug-Locomotiven von 53t
Gewicht befahren worden, und nach einem Versuche mit einer solchen Locomotive bei
80km Geschwindigkeit, bei dem sich keine
Gleisverschiebung ergab, wurde die Bahn am 16. December 1885 für groſse und kleine
Geschwindigkeit in Dienst gestellt.
Fig. 4., Bd. 266, S. 442
Fig. 5., Bd. 266, S. 442
Die Stopffläche ist keine vortheilhafte, besonders dann nicht, wenn die 90mm langen und 7mm starken Schenkel der Winkeleisen sich, wie in Fig. 4 punktirt ist, unter dem Einflüsse der Last aufwärts gebogen haben.
Da bei einem Gewichte von 70k für Fuſsschienen und
75k für Doppelkopfschienen, von dem etwa 20
bezieh. 25k auf die 2 Guſsstuhle zu rechnen sind,
weder an Material noch an Arbeit gespart wird, so sind nur die sehr sichere
Verbindung der Schienen mit der Schwelle, also die Erhaltung der Spurweite, und die
Möglichkeit der Verwendung von Eisenabfällen als Vortheil dieser Construction zu
erkennen.
Fig. 6., Bd. 266, S. 442
Eine ähnliche Schwelle ist diejenige von H. Walker und
R. Woodward in Notts, England, von welcher die Fig. 6, 7 und 8 einen Längen- und zwei verschiedene Querschnitte
darstellen. Die Winkel sind jedoch breiter und stehen weiter aus einander, wodurch
eine sichere Lagerung auf der Bettung erreicht wird, besonders bei Anwendung des
Querschnittes Fig. 8. Bei der letztgenannten
Construction muſs jedoch die ganze Last von dem ⊏-Eisen, welches die Winkel
verbindet, durch die Verbindungsschrauben auf die letzteren übertragen werden. Es
erscheint dies in der gezeichneten Art nicht gerade vortheilhaft zu sein.
Bei der letztgenannten Construction können auſserhalb der Schienenstühle noch je zwei
Winkelstücke, wie punktirt, innerhalb der durchgehenden Winkel angenietet werden,
wodurch die Tragfläche der Schwellenköpfe bedeutend vergröſsert wird.
Fig. 7., Bd. 266, S. 443
Fig. 8., Bd. 266, S. 443
Eine ähnliche Construction von Alt in Aachen (* D. R. P.
Kl. 19 Nr. 38839 vom 9. Juli 1886) ist in Fig. 9,
10 und 11
dargestellt. Die Winkel liegen hier umgekehrt, sind unter den Sitzstellen der
Schienen durch ⊤-Eisen verbunden und tragen die Schienenfüſse auf geschmiedeten und
aufgenieteten -Eisen, welche für die Neigung abgeschrägt sind. Die
Befestigung wird mit umgelegten Klammerstücken durch eine Schraube an jedem
Schienenstützpunkte bewirkt.
Fig. 9., Bd. 266, S. 443
Fig. 10., Bd. 266, S. 443
Fig. 11., Bd. 266, S. 443
Fig. 12., Bd. 266, S. 443
Auch diese Construction ist auf die Verwendung von Eisenabfällen berechnet.
Winkelabfälle von 2m,4 Länge werden sich jedoch
nicht in so groſser Menge finden, daſs es sich der Mühe lohnt, auf dieselben bei der
Schwellenfabrikation zu rechnen, auch sind bei der letztgenannten Construction so
viele, theils schwierige, Schmiedearbeiten erforderlich, daſs durch diese der
Vortheil der Verwendung von Abfällen aufgewogen wird. Gegen seitliche Verschiebung
bietet die Befestigung des Schienenfuſses wenig Sicherheit, da der Seitendruck mit
Hebelübersetzung auf die Schraube wirkt und diese abzusprengen sucht.
Schwellen aus allen Schienen sind von Schmidt (* D. R. P. Kl. 19 Nr. 34657 vom 14. Juli 1885,
Inhaber L. Schülke in Düsseldorf) nach Fig. 12 in Vorschlag gebracht, werden jedoch in der
gezeichneten Art kaum Aussicht auf Einführung haben, da sie selbst bei der
Verwendung schwächerer Schienenprofile 70 bis 75k
das Stück wiegen und ihre Zusammenstellung noch erhebliche Arbeit erfordert.
Vortheilhaft kann diese Verwendung alter Schienen nur werden, wenn es gelingt, eine
Construction zu erdenken, welche die Schienen, so wie dieselben ausgewechselt
werden, ohne Transportkosten sofort zur Verwendung brauchbar macht.
Boyenval et Ponsard's cannelirte Schwelle aus Walzstahl,
welche in den Fig. 13, 14 und 15 dargestellt ist, soll bei der
Französischen Staatsbahn probeweise angewendet werden. Die Befestigung der Schienen
mit Mutterschrauben oder Schwellenholzschrauben (Tire-fonds) ist aus der Zeichnung
zu ersehen, es bleibt nur zu bemerken, daſs das doppelte Mutterstück (Fig. 13) wenig gewölbt ist und so durch seine
kräftige Federkraft die Schrauben am Losdrehen hindert; ferner ist der Holzkeil Fig. 14 und 15
zwischen den Seiten des inneren Kanales eingeklemmt und kann nicht reiſsen oder das
Gewinde loslassen. Die Befestigung der Schienen ist jedenfalls eine sehr
vortheilhafte, auch die Stabilität der Schwelle eine sehr groſse. Das Stopfen der
Schwelle wird nur mit groſser Sorgfalt auszuführen sein, da die Kiessteine nicht
leicht in die engen Kanäle eindringen werden. Hierfür würde es besser sein, wenn der
mittlere umgekehrte Kanal weniger tief wäre als die beiden äuſseren Stege.
Fig. 13., Bd. 266, S. 444
Fig. 14., Bd. 266, S. 444
Fig. 15., Bd. 266, S. 444
Das Gewicht dieser Schwelle wird mindestens 33 Proc. groſser werden, als dasjenige
anderer eiserner Schwellen von gleich berechnetem Trägheitsmomente, wobei jedoch
nicht übersehen werden darf, daſs bei den meisten Schwellenprofilen die Wirkung in
den Fasern der Berechnung nie in dem Maſse entsprechen kann, wie bei dem cannelirten
Profile. Das groſse Gewicht wird jedoch als ein Vorzug angeführt unter Berufung auf
einen Vortrag des Ingenieurs M. Contamin, gehalten in
der Société des Ingénieurs civils. Es ist dort das
groſse Gewicht und das
Ankern in dem Bettungsmaterial als erforderlich bezeichnet, um das Heben der nicht
direkt belasteten Schwellen durch die Biegung der Schienen zu verhindern. Diese
Ansicht ist eine durchaus richtige und von dem Verfasser bereits vor 17 Jahren
öffentlich vertreten wordenZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
1870 S. 411 und 1873 S. 596.; ob jedoch das gewünschte Ankern durch die vorstehend beschriebene
Construction in höherem Maſse erreicht wird, muſs die Erfahrung erst beweisen.
Fig. 16., Bd. 266, S. 445
Fig. 17., Bd. 266, S. 445
Fig. 18., Bd. 266, S. 445
Fig. 19., Bd. 266, S. 445
Fig. 20., Bd. 266, S. 445
Die „Sampan“ vereinigte Eisenbahnschwelle und Schienenstühle, patentirt der Railway-Sleeper and Steel-Company in Manchester, ist in
den Fig. 16 bis 19
dargestellt, zur Hälfte links für Zwischen- und rechts für Stoſsschwellen. Fig. 20 zeigt einen Längenschnitt des
Befestigungskeiles. Schwellen mit Stühlen und Keilen sind aus weichem Guſsstahl
gegossen, welchen die Gesellschaft in besonderen kleinen Bessemer-Converter zum
billigeren Preise erbläst und aus diesen direkt in die Schwellenform gieſst. Die
Construction der Schwelle ist aus der Zeichnung zu ersehen. Die Schienen können
Doppelkopf- oder Fuſsschienen sein und in beiden Fällen mit Holz oder hohlen
Stahlkeilen befestigt werden. Die Stahlkeile sind unten offen; sie legen sich
passend an die Schiene und mit der anderen Seite an das gewölbte Maul des Stuhles.
Am vorderen Ende der äuſseren Seite ist eine Zunge durch 2 Einschnitte hergestellt,
welche an dem Angezogenen Keile der Zwischenschwellen, wie in Fig. 20 dargestellt, aufgebogen wird und so das Lösen
verhindert.
Durch die Erbreiterung der Stoſsschwellen sollen Laschen und Bolzen entbehrlich
gemacht werden. Die äuſsere Maulfläche des Schienenstuhles nähert sich bei diesen von
beiden Seiten nach der Mitte zu der Schiene und ist rauh gegossen. Die äuſseren
Keilflächen sind entsprechend gerifft. Zwei Keile sind durch eine Schraube
zusammengezogen und festgehalten. Um eine Lösung dieser Schraube zu verhindern, ist
die Kopffläche des Keiles, gegen welche der Kopf oder die Mutter der Schraube
angespannt ist, vertikal durch das Schraubenloch aufgespalten, so daſs sie elastisch
wird und die Anspannung dauernd erhält, und die Mutter bildet in der Kopfansicht ein
längliches Rechteck, in welches das Bolzenloch einseitig gebohrt ist. Das längere
Ende der Mutter wird abwärts gedreht und hindert durch sein Gewicht die Lösung auch
dann noch, wenn durch Stöſse die Anspannung der Schraube zeitweise aufgehoben wird.
Für Curven und ausländische Bahnen wird ein Schienenstuhl besonders gegossen und
behufs Regulirung der Spurweite verschieblich durch einen Binderiegel befestigt,
wobei der bewegliche Stuhl abwechselnd auf die rechte oder linke Seite verlegt
wird.
Die Erfinder sind der Ansicht, daſs diese Schwelle für den lebhaftesten und
schwersten Verkehr verwendbar ist und die Herstellungskosten kleiner als diejenigen
eines anderen Systemes sind. Die Unterhaltungskosten sind auf ⅕ von Oberbausystemen
mit Laschen und Schrauben berechnet worden. Das einzig Zweifelhafte bei diesen
Schwellen ist die Frage, ob das Material, aus dem dieselben bei Massenausführungen
gefertigt werden, ein so vorzügliches ist, daſs die Schwellen wirklich die nöthige
Stärke und Ausdauer haben, und dies kann nur der praktische Versuch klarstellen.
H. White's gepreſste Stahlblechschwelle bezweckt
dasselbe wie die vorstehend beschriebene. In den Fig.
21 bis 24 sind ein Querschnitt durch die
Schwellenmitte, eine Figur halb Längenansicht, halb Längenschnitt und ein
Querschnitt durch das Stuhlmaul gezeichnet.
Fig. 21., Bd. 266, S. 446
Fig. 22., Bd. 266, S. 446
Fig. 23., Bd. 266, S. 446
Die glühende Stahlplatte wird zuerst gerollt oder in einer Mulde in eine dem
Schwellenquerschnitte Fig. 21 ähnliche Form gebracht
und dann unter einer Vorpresse der Längenrichtung nach an den Stellen, wo die
Schienenstühle entstehen sollen, gewellt. Es wird hierdurch das Metall, welches zur
Bildung des Schienenstuhles erforderlich ist, aus der Längenrichtung der Schwelle
dahin zusammengebracht, wo es für die weitere starke Umformung erforderlich ist. In
einer zweiten Hitze wird nun die Stuhlbildung durch ein Specialwerkzeug ausgepreſst.
Das Specialwerkzeug ist in Fig. 24 als Ansicht und
in Fig. 25 als Querschnitt dargestellt. Dasselbe
besteht aus einem unteren Blocke A, in welchem, in entsprechenden
Aussparungen, zwei lose Stücke B, B1 drehbar um ihre untere Stützfläche
gelagert sind, und mit je zwei Endzapfen b, b1, b2 und
b3 in zwei
auſserhalb des Blockes an diesen angeschraubte Flacheisen C,
C1 hinein treten, so daſs sie auch
gegen Ausheben und seitliches Verschieben gesichert sind. Die losen Stücke überragen
den Block um die innere Höhe der Stuhlbacken und ihre oberen Enden haben eine dem
Hohlräume dieser Backen entsprechende Form. Auf diesem unteren Theile wird die
glühende Schwelle aufgelegt, wobei sie sich auf die anfangs senkrecht stehenden
Stücke B, B1 stützt.
Der obere Theil des Werkzeuges besteht aus einem Blocke D, welcher mit seinem oberen runden Theile in den Stempel einer
hydraulischen Presse eingesetzt und festgekeilt wird. In diesem oberen Blocke,
welcher entsprechend der äuſseren Form des Schienenstuhles ausgehöhlt ist, sitzt ein
Stempel d, dessen unteres Ende genau der inneren Form
des Schienenstuhles entspricht und je nach der Schienenform durch ein anderes
passendes Stück ersetzt werden kann.
Fig. 24., Bd. 266, S. 447
Fig. 25., Bd. 266, S. 447
Indem dieser obere Theil des Werkzeuges auf die gewellte Schwelle hinabgedrückt wird,
spannen sich die Wellen in die Stuhlform und die Stücke B,
B1 werden durch die Form des Blockes
D zangenartig in die gezeichnete Art
zusammengedrängt.
Nach der Angabe des Erfinders kann der Stempel d auch
die Fuſsforrn einer Schiene erhalten, und es sollen sich auch dann die Kosten der
Herstellung nicht höher stellen als bei anderen eisernen Schwellen. Für
Doppelkopfschienen scheint diese neue Schwellenform viele Vortheile zu bieten, wenn
auch Curvenschwellen besonders zu pressen und zu verwenden sind. Mit Schwellen für
Fuſsschienen dürfte jedoch kein groſses Geschäft zu machen sein, da auch die
Dehnbarkeit des Stahles ihre Grenzen hat.
Um zu erkennen, daſs solche, aus einem Stücke gefertigte Schwellen die Mängel der Schwellen mit
aufgeschraubten Stühlen beseitigen und die Spurweite besser sichern als alle anderen
Constructiones dazu bedarf es nicht der Aussprüche hervorragender englischer
Ingenieure, wie Joseph Nasmith, Head und W. B. Marshall, fraglich bleibt nur, ob bei der
Massenfabrikation die neue Schwelle genügend stark und billig wird, und wie sich
dieselbe im Betriebe als dauerhaft bewährt.
(Fortsetzung folgt.)