Titel: | Elektrische Strassenbahn in Brüssel. |
Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 546 |
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Elektrische Straſsenbahn in Brüssel.
Elektrische Straſsenbahn in Brüssel.
Nach den Mittheilungen, welche A. Bandsept in der Société des Anciens Elèves des Ecoles Nationales d'Arts et
Metiers über die elektrische Straſsenbahn in BrüsselWie der Techniker, 1887 S. 112 mittheilt, werden
in Amerika bereits über 3500000, in Europa 3000000 Fahrgäste auf
elektrischen Bahnen jährlich befördert. In Montgomery, Ala., befindet sich
eine Bahn von 18km (11 Meilen) Länge in
elektrischem Betriebe und die Kosten belaufen sich nach Aussage des
Geschäftsführers auf nur die Hälfte derjenigen des Betriebes mit
Pferden. gemacht hat (vgl. Industries, 1887 Bd. 3 S.
421), wird der Strom von Julien'schen Accumulatoren
(vgl. 1886 262 235) geliefert, welche unter den Sitzen
ihren Platz haben und nicht vom Kopfende des Wagens, sondern von der Seite her in
den Wagen eingeschoben werden. Die Batterie besteht aus mehreren Abtheilungen, und
diese sind mit Contactfedern versehen, welche beim Einschieben der Abtheilungen in
den Wagen von selbst den Stromkreis schlieſsen. Der das wirksame Material tragende
Rost der Platten ist aus 95 Th. Blei, 3,5 Th. Antimon und 1,5 Th. Quecksilber
gegossen; diese Legirung soll sehr steife Roste liefern, welche nicht oxydiren und
an denen die Füllmasse fest haftet. Für jeden Wagen sind zwei Batterien
erforderlich, von denen die eine geladen wird, während die andere arbeitet. In den
letzten 5 Monaten des Betriebes lief der Wagen 48km, bevor die Batterie erneuert werden muſste, jetzt nach Michelet's Mittheilungen auf dem im September d. J. in
Wien abgehaltenen Congreſs der Tramway-Gesellschaften (Zeitschrift für Elektrotechnik, 1887 S. 508) sogar 55km. Gesammtgewicht des Wagens mit Ausrüstung und
den vollzähligen Fahrenden 6100k, Gewicht der in 4
Gruppen getheilten Batterie 1500k; die 120 Zellen lassen sich zu
30, 60, 90 oder sämmtlich hinter einander gruppiren und liefern danach 60, 120, 180,
240 Volt elektromotorische Kraft. Die Umschaltung vermittelt ein Umschalter, mittels
dessen sich die Geschwindigkeit des Wagens reguliren läſst.
Der Elektromotor ist an der unteren Seite des Wagenbodens in der Nähe der einen Achse
angebracht und treibt mittels Seiltrieb eine zwischen den beiden Achsen des Wagens
liegende Zwischenachse, welche mittels Kette die Bewegung auf die beiden Achsen
überträgt. Der Motor hat einen doppelten Commutator, und es sind die Abtheilungen
des einen mit den im Durchmesser gegenüber liegenden Abtheilungen des anderen
verbunden, so daſs die positive und die negative Sammelbürste neben einander
angebracht werden können und nicht, wie sonst gewöhnlich, einander gegenüber. Es
sind 2 Paar Bürsten vorhanden, die so mit einander verbunden sind, daſs das eine
Paar anliegt, während das andere absteht. Dadurch läſst sich die Fahrtrichtung
wechseln. Die Elektromagnete haben gemischte Wickelung zur Erhöhung der Strom
Wirkung auf Steigungen.
Wie Michelet a. a. O. berichtet, ist die zur Zeit
elektrisch betriebene Linie 1650m lang; dieselbe
wird nur von 2 Wagen befahren. Die jetzigen Betriebskosten dürften sich nicht
erhöhen, wenn sich der Betrieb bis auf 8 Wagen erhöhte; sie gleichen den Kosten für
den Betrieb von 5 Wagen mit Pferdebespannung. Noch gröſser würde der Vortheil
gegenüber dem Pferdebetrieb bei Thätigkeit von 16 elektrischen Wagen sein.