Titel: | Die Fabrikation des Arsensäurefuchsins; von Dr. Otto Mühlhäuser. |
Autor: | Otto Mühlhäuser |
Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 548 |
Download: | XML |
Die Fabrikation des Arsensäurefuchsins; von Dr.
Otto Mühlhäuser.
(Schluſs der Abhandlung S. 503 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel 26 und 27.
Mühlhäuser, über die Fabrikation des
Arsensäurefuchsins.
b) Die Herstellung der
Rosanilinbase.
Geschichtliches.
Das Rosanilin wurde erstmals von A. W. HofmannJahresbericht 1862 S. 347. im J. 1862 in reinem Zustande dargestellt und in seinen
Eigenschaften studirt. Die Farbenindustrie zog die Hofmann'schen Beobachtungen zu Nutzen und gründete auf die, wie es
scheint, zuerst von Monnet und Dury1861 159 392. beobachtete Eigenschaft des Rosanilins, sich in Alkalien zu lösen,
ein Verfahren, um das Fuchsin der Schmelze zu entziehen. Diese Methode der
Rosanilingewinnung, welche früher unter dem Namen des basischen Verfahrens in
mehreren Fabriken ausgeübt wurde, ist von Hofmann, Girard
und de LaireRapports du Jury international de l'exposition de
Paris de 1867 Bd. 7 S. 244. im J. 1867, später von Girard und de
LaireTraité des dérivés de la houille p. Girard et de
Laire 1873 S. 567. im J. 1873 beschrieben worden. Nach diesem Verfahren wird die
gepulverte Rothschmelze in Wasser gekocht, nach Lösung von sämmtlichem Fuchsin mit
einem Ueberschuſs von Kalkmilch versetzt, freies in der Schmelze enthaltenes Anilin
zunächst mit Dampf abgetrieben, das Ganze der Ruhe überlassen, durch ein Filter
decantirt und das Filtrat erkalten gelassen. Beim Erkalten des Filtrates setzen sich
Krystalle von rohem Rosanilin mit ziegelrothem Aeuſseren ab. Die Mutterlauge wird
von Neuem in den Kocher zurückgepumpt und dient zu abermaliger Extraction der Masse,
indem man vorher die zur Lösung von Rosanilin nöthige Menge Kalkmilch zusetzt und
die Operation wiederholt. So kann nach Girard und de
Laire dieselbe Mutterlauge längere Zeit verwendet werden. Bei dieser
Behandlungsweise wird der Schmelze das Rosanilin unter dem Einfluſs des Alkalis
entzogen und beim Erkalten des Filtrates ausgeschieden. Das Extractions-Rosanilin
wird mit Alkohol gereinigt. Derselbe löst nur das Rosanilin und läſst die in
geringen Mengen vorhandenen Verunreinigungen, die aus Mauvanilin und Chrysanilin
bestehen, ungelöst zurück. Man löst 1 Th. Rohbase in 2 Th. Alkohol auf und filtrirt
direkt in eine Destillationsblase ab. Durch Abtreiben des Alkohols gewinnt man
diesen und die Base in reinem Zustande.
Die Extraction des Rosanilins durch Kalkwasser hatte groſse Nachtheile. Das Umkochen
des aus den Farbbasen, aus arsenig- und arsensaurem Kalk bestehenden Conglomerates
war eine höchst lästige und schwer auszuführende Arbeit, die ganze Operation selbst
sehr zeitraubend, wegen der verhältniſsmäſsig geringen Löslichkeit des Rosanilins in
Kalkwasser, welche noch durch die bedeutende Löslichkeit des arsenigsauren Kalkes in
Wasser stark herabgedrückt wird. Man suchte in der Folge diese Uebelstände zu
umgehen, indem man die abgekochte Schmelze nur mit so viel Kalk versetzte, als zur
Ausfällung der Farbstoffe gerade nöthig war, diese von dem abgeschiedenen Arsenit
und Arseniat durch Abschöpfen trennte, in Salzsäure löste und die so erhaltene, zum
gröſsten Theile von Arsensäuren befreite Lösung im geschlossenen Kessel mit
Kalkmilch unter Druck behandelte. Man erhielt so, namentlich als man an Stelle des
Kalkes den Baryt verwendete, eine weit bessere Ausbeute; dennoch konnte das
Verfahren nicht mit den anderen Rothextractionsverfahren concurriren und muſste in
dieser Form als Fuchsinextractionsmethode aufgegeben werden. Da aber das Fuchsin,
wie man es in jener Zeit durch bloſses Umkrystallisiren erhielt, wohl genügend rein
für Färbereizwecke, aber nicht hinreichend rein für die Zwecke der Farbenindustrie
war und man die reine Base zur Herstellung gewisser Rosanilinderivate benöthigte, so
gab man das alte Verfahren nicht ganz auf, sondern änderte es dahin ab, daſs man statt der Schmelze
Fuchsinkrystalle verarbeitete, sonst aber die Extraction in gleicher Weise
ausführte. Man erhielt so die Base in der dem Zwecke entsprechenden reinen Form.
Nach Girard und de LaireTraité des dérivés de la houille par Girard et de
Laire 1873 S. 571. wird das Fuchsin in der nöthigen Menge Wasser gelöst, mit einem
Ueberschuſs von Alkali in Form von Natron, Aetzkalk, Aetzbaryt oder Aetzammoniak
versetzt und die Mischung im geschlossenen Kessel 4 bis 5 Stunden lang auf 2 bis
3at erhitzt. Das heiſse Filtrat läſst beim
Erkalten das Rosanilin auskrystallisiren, dasselbe wird filtrirt, nach dem
Nachwaschen mit Wasser getrocknet und in der verwendungsfähigen Form erhalten.
Heute gewinnt man das Rosanilin durch Ausfällen einer reinen Fuchsinlösung mit
Natronlauge. Man löst zu dem Zweck das Fuchsin in einer bestimmten Menge Wasser auf,
versetzt die schwarze Brühe mit der äquivalenten Menge Soda, schäumt das sich
abscheidende aus Chrysanilin und Mauvanilin bestehende Harz ab und zersetzt die
geklärte, alkalische Fuchsinbrühe mit Natron. Das Charakteristische an diesem
Verfahren ist auſser der Art und Weise der Fuchsinreinigung der Umstand, daſs das
Verfahren nicht als selbständiger Betrieb auftritt, sondern dem Fuchsinbetrieb
einverleibt ist, mit demselben ein Ganzes bildet, insofern die rosanilinhaltigen
Mutterlaugen immer wieder zur Krystallisation des Rohfuchsins, behufs Herstellung
von Fuchsinkrystallen verwendet werden.
Die Fabrikation des Rosanilins.
Zur Herstellung des Rosanilins nimmt man, wie erwähnt, die weniger gut ausgebildeten
Fuchsinkrystalle, das Fuchsin B. Dieselben werden in
einem dem Fuchsinschmelzkocher vollkommen gleichen Apparate Q in Wasser gelöst, mit Soda gereinigt und durch das Druckfilter R filtrirt. Das gereinigte Filtrat leitet man in den
sogen. „Basefäller“
S, der einen eisernen, etwa 30001 haltenden offenen und mit Rührwerk versehenen
Kessel darstellt. In diesem Kessel S wird das Rosanilin
mit Natronlauge in der Art ausgefällt, daſs man die Fuchsinlösung zu der durch
Rühren in Bewegung gehaltenen Natronlösung in dünnem Strahle einlaufen läſst. Die in
einen Holzbottich T abgelassene heiſse Brühe setzt dort
vollends beim Erkalten den gröſsten Theil des Rosanilins ab. Man trennt Rosanilin
und Lauge, indem man den ganzen Bütteninhalt in das Druckfaſs V abläſst und durch die damit verbundene sechskammerige
Filterpresse U filtrirt. Die noch Rosanilin haltige
alkalische Lauge leitet man entweder in das Reservoir W
oder aber gleich in den Feinkocher X, falls gerade
Fuchsin krystallisirt wird.
Will man Rosanilin darstellen, so läſst man zunächst Wasser bis zum Markirhahn, d.h.
2000l in den Kessel Q einlaufen, erhitzt mit direktem Dampfe zum Kochen, setzt das Rührwerk in
Gang und streut 44k Fuchsin innerhalb 20 Minuten zum bewegten,
schwach kochenden Wasser ein. Das Fuchsin löst sich im Wasser auf und wird nun durch
Zusatz von 4k Soda, die man innerhalb 15 Minuten
einstreut, gereinigt, d.h. von den in verdünnter Sodalösung unlöslichen Farbstoffen,
Spuren von Mauvanilin und Chrysanilin, die sich harzig abscheiden, getrennt. Ist
alle Soda eingestreut, so kocht man noch weitere 10 Minuten und stellt endlich
Rührwerk und Dampfzufuhr ab. Inzwischen hat man auch im Basefäller S 5k festes Natron in
100l heiſsem Wasser gelöst. Man kann daher
Fuchsinlösung und Natronlösung mischen und drückt die erstere mit Dampf durch das
Druckfilter R in den Basefäller S, dessen Rührwerk während der ganzen Operation in Gang bleibt. Die
einlaufende rothe Brühe entfärbt sich und ein blaſsrothes Pulver scheidet sich aus.
Nach Beendigung der Filtration und Mischung läſst man in den unterstellten
Holzbottich T ab, in welchem die Masse innerhalb 2 bis
3 Tagen erkaltet. Zur Gewinnung des Rosanilins läſst man den aufgerührten
Bütteninhalt in den Montejus V ab. Das an Boden und
Wand der Bütte auskrystallisirte Rosanilin wird mit einem Reisbesen abgekehrt und
aus dem Bottich mit frischem Wasser ins Druckfaſs geflöſst. Man filtrirt durch die
mit starkem Baumwolltuch ausgeschlagene Filterpresse U
und leitet das Filtrat in das Reservoir W. Nach dem
Ausblasen der Preſskuchen mit Luft drückt man frisches Wasser durch die Presse und
wäscht das Rosanilin aus. Sobald das der Presse entlaufende Waschwasser nur noch
schwach alkalische Reaction zeigt, hört man mit der Wasserzufuhr auf und bläst die
Preſskuchen mit Luft trocken. Die der Presse entnommenen Kuchen vertheilt man auf
Zinkblechen und trocknet das Rosanilin bei 50 bis 60° in der gut ventilirten
Trockenkammer.
Folgende Tabelle gibt einen Einblick in die Ausbeuteverhältnisse:
Fuchsin
Calc. Soda
Natron
Base
44k
4k
5k
37k
44
4
5
38
44
4
5
36
c) Herstellung des Fuchsins mit
Basenbrühe.
Bei der Fabrikation des Rosanilins erhält man auſser den Waschwässern die noch
verwerthbare Rosanilinmutterlauge. Erstere gibt man verloren, letztere verwendet
man, wie schon erwähnt, mit Vortheil zum Umkrystallisiren von Rohfuchsin, indem man
mit der im Reservoir W befindlichen Lauge den
Feinkocher X bis zum Markirhahn anfüllt und das
Rohfuchsin einer Schmelze oder ein gleich groſses Quantum Rohfuchsin anderen
Herkommens zur Rosanilinmutterlauge einträgt. Zur siedenden Brühe streut man nur
6k Soda ein, da in der Brühe von der
Fuchsinreinigung schon 4k enthalten sind. Man
schlieſst nach Zugabe der Soda den Kessel, erhitzt 2½ Stunden unter fortwährendem
Umrühren
Textabbildung Bd. 266, S. 551
Fabrikate; Zwischenproducte;
Rohfuchsin in verdünnter Sodalösung umgekocht und filtrirt; Heißes Filtrat mit
HCl und NaCl versetzt und erkalten gelassen; Krystallrückstand; Mutterlauge;
Fuchsinkrystalle getrennt in; Fuchsin 00; Fuchsin 0; Fuchsin B in verdünnter
Sodalösung gelöst und filtrirt; Rückstand; Filtrat mit NaOH gefällt; Rosanilin;
Lauge (Rosanilin haltig); Rosanilin; Mutterlauge (zum Umkochen von Rohcerise);
Rückstand (zur Herstellung von Cerise); Lauge (zum Krystallisiren von Fuchsin);
Rückstand (für Fabrikation von Marron)
auf 0at,5, läſst den Dampf
aus dem Kessel abblasen, filtrirt, rührt zum Filtrat erst 20k Salzsäure, dann 25k Kochsalz ein, setzt die Schwimmdeckel ein und beendet die Operation, wie
oben ausführlich erörtert wurde.
Folgende Tabelle gibt Zahlen, wie sie im Groſsen erhalten werden:
Sorte Rohfuchsin
CalcinirteSoda
Salzsäurevon 21° B.
Kochsalz
Ausbeute
Ganzer Posten einer Schmelze
6k
20k
25k
63k
Rohfuchsin von Cerise
6
20
25
65
Rohfuchsin aus dem Krystallrückstand
6
20
25
59
Ganzer Posten einer Schmelze
6
20
25
62
Den beim Umkrystallisiren im Kessel verbleibenden Rückstand, den sogen.
Krystallrückstand verarbeitet man in einer weiter unten zu beschreibenden Weise auf
Marron als Hauptproduct, Rohcerise und Rohfuchsin als Nebenproducte. Er besteht aus
Violanilin, Mauvanilin, Rosanilin und Chrysanilin und einigen weiteren nicht
bekannten braunen Farbstoffen. In dem Schema auf S. 551 ist die Verarbeitung des
Rohfuchsins auf Fuchsin und Rosanilin und die Gewinnung der dabei abfallenden
Nebenproducte dargestellt. Letztere kehren in den Kreislauf der Fabrikation zurück.
Die von der Fuchsinkrystallisation und Rosanilindarstellung herrührenden Laugen
dienen zum Umlösen von Rohcerise bezieh. Rohfuchsin, der Krystallrückstand wird zur
Herstellung von Marron verwendet.
2) Die Fabrikation von
Cerise.
Als Cerise kommen im Handel Farbstoffgemische vor, die neben fuchsinartigen
Farbstoffen namentlich auch Phosphine enthalten. Walten die Fuchsine im Gemenge vor,
so führt das Product den Handelsnamen Cerise RR, im
gegentheiligen Falle heiſst es Cerise R.
Geschichtliches.
Die als Cerise bezeichneten Producte wurden, wie es scheint, zuerst durch die Firmen
R. Knosp in Stuttgart und J. R. Geigy1866 180 246. in Basel im J. 1866 im Handel eingeführt. Ueber die Herstellung der
Cerise ist lange Zeit nichts bekannt geworden, erst E.
KoppTraité des matières colorantes p. Boliey et
Kopp 1874 S. 143 und 158. hat im J. 1874 Angaben über die Cerisegewinnung gemacht. Nach ihm
erhält man das Cerise durch Ausfällen der Rohcerisemutterlaugen mit Soda. Nach WurtzProgrès de l'industrie des matières colorantes p.
Wurtz 1876 S. 55. (1876) wird das so zu erhaltende Farbstoffgemisch durch Umlösen in
Wasser gereinigt, mit Kochsalz gefällt, filtrirt und getrocknet. Auch P. Schoop1885 258 * 276. (1885) erwähnt kurz die Gewinnung von Cerise.
Bei der Aufarbeitung der Rohcerise sucht man dem zu verarbeitenden Farbstoffgemenge
eine bestimmte Menge Fuchsin zu entziehen, so daſs nach Wegnahme desselben ein
Farbstoffgemenge zurückbleibt, das beim Ausfärben eine dem Type Cerise RR oder R gleichkommende
Nuance zeigt. Diese Abscheidung des Fuchsins aus Rohcerisebrühen nimmt man in
ähnlicher Weise vor, wie diejenige von Rohfuchsin aus der Schmelzbrühe. Man löst das
Rohcerise einfach in Salzsäure haltigem Wasser auf und setzt zu der filtrirten
Farbbrühe so viel Kochsalz zu, als annähernd nöthig ist, um so viel Fuchsin aus der
Farbbrühe abzuscheiden, um ein dem Type entsprechendes Farbengemisch noch in der
Mutterlauge zu belassen. Das sich dabei in Form von Krystallen abscheidende
Rohfuchsin wird als solches auf Fuchsin und Rosanilin weiter verarbeitet; den aus
der Mutterlauge mit Soda gefällten Farbstoff, der wesentlich aus einem Gemenge von
Rosanilin und Chrysanilin neben anderen noch nicht definirten Farbstoffen besteht,
verarbeitet man entweder auf Cerise RR, indem man ihn
in einer Abdampfpfanne mit soviel Salzsäure eindampft als zum Löslichmachen nöthig
ist, oder aber man verarbeitet ihn auf Cerise R, indem
dem Niederschlag noch mehr Fuchsin in der eben beschriebenen Weise entzogen und der
schlieſslich erhaltbare Rückstand wie Cerise RR auf
Cerise R verarbeitet wird.
Zur Darstellung der Cerise dient ein System von Apparaten, das demjenigen, welches
zur Gewinnung der Zwischenproducte aus der Schmelze nöthig ist, vollkommen
entspricht.
a) Herstellung von Cerise
RR.
Um diesen Farbstoff herzustellen, drückt man die von einer Fuchsinkrystallisation
herrührende, sich in dem Druckfaſs C befindliche
Mutterlauge in den „Cerisekocher“
a und läſst, falls die Flüssigkeit nicht ausreichen
sollte, noch so viel Wasser zulaufen, bis das gewünschte, durch die Marke
bezeichnete Volum von 2500l Flüssigkeit im
Kessel ist. Man erhitzt dann zum Kochen und trägt zu der siedenden Brühe das
Rohcerise dreier Schmelzen unter Umrühren ein. Nach Zusatz von 40k Salzsäure schlieſst man den Kessel, bringt
den Druck auf 1at und erhält diese Spannung
ungefähr 1 Stunde lang. Nach Verlauf dieser Zeit läſst man den Druck
zurückgehen, bläst den Kessel ab und bereitet die Filtration der abgeruhten
Flüssigkeit vor, die man auch hier mit dem kurzen Steigrohr beginnt und mit dem
langen beendigt.
Zum heiſsen Filtrate rührt man 10k Salzsäure
ein, versetzt mit 20k Kochsalz, die man unter
Einstreuen in den eisernen Kasten e einrührt. Beim
Erkalten der heiſsen Brühe scheidet sich Fuchsin ab, das sich in Krystallen an
den Wänden des Kastens festsetzt. Man läſst eventuell nicht ganz erkalten,
controllirt vielmehr die Verarmung der Farbbrühe an Fuchsin durch Probefärben.
Es handelt sich bei dieser Controlle darum, den Punkt durch Ausfärbungen zu
treffen, wo die Mutterlauge eine Nuance ergibt, die mit derjenigen des Types
vollständig übereinstimmt. Ist dieser Augenblick durch den Färber angesagt, so
läſst man auch unverzüglich die Mutterlauge in den unterstellten Eisenkasten d ablaufen, um eben einer weiteren Verarmung an
Fuchsin vorzubeugen. Das im Kasten zurückbleibende Rohfuchsin verarbeitet man,
wie bereits erwähnt, sobald davon eine Menge aufgestapelt ist, welche der einer
Rohschmelze entspricht.
Die von dem Rohfuchsin abgezogene Mutterlauge, welche in der Regel noch lauwarm
ist, wird auf 40° mit Dampf angewärmt und durch Einrühren von 20k Soda vollkommen ausgefällt. Den sich
abscheidenden Farbstoff schöpft man mit einer Abschaumpfanne weg.
Die Flüssigkeit, welche noch Farbstoff suspendirt enthält, wird nach völligem
Erkalten in das Druckfaſs e abgelassen und durch
die Filterpresse f filtrirt. Man gewinnt so noch
die letzten Farbstoffmengen. Sämmtlicher Farbstoff wird zur weiteren
Verarbeitung in eine kupferne Doppelpfanne g
gebracht und dort bei mäſsiger Dampfzufuhr unter Umrühren zum Schmelzen
gebracht, Farbstoff und eingeschlossene Mutterlauge scheiden sich und können
getrennt werden.
Zur Schmelze setzt man so viel Salzsäure unter Umrühren zu, bis eine Probe des
innigen Gemisches vollkommen in destillirtem Wasser löslich ist. Das löslich
gemachte Product wird in der Pfanne g bei mäſsiger
Wärme und unter öfterem Umrühren vorgetrocknet. Nach hinreichender Eindickung
wird die Masse auf zinkene Bleche in dünner Schichte aufgetragen und im
Trockenraum bei 50 bis 60° getrocknet Sobald die Kuchen einigermaſsen dürr
geworden sind, werden sie zerbrochen und in Form nuſsgroſser Stücke fertig
getrocknet und gemahlen.
Der Farbstoff kommt als Cerise RR in den Handel.
Folgende Tabelle gibt Mengenverhältnisse an, wie sie im Groſsen in Anwendung
kommen:
Rohcerise
Salzsäure I
Salzsäure II
Kochsalz
Soda
von 3 Posten
40k
10k
20k
20k
„ 3 „
40
10
25
24
„ 3 „
40
10
20
25
b) Herstellung von Cerise
R.
Bei der Herstellung von Cerise R geht man mit der
Fuchsinentziehung noch weiter. Man löst das noch nicht mit Salzsäure löslich
gemachte Cerise RR wieder im Kocher a in Salzsäure und Wasser auf und scheidet aus dem
Filtrate diejenige Fuchsinmenge mit Kochsalz aus, die weggenommen werden muſs,
um die Mutterlauge auf Cerise R verarbeiten zu
können.
Die Arbeitsweise ist die folgende. Das von 3 Schmelzen herrührende Cerise wird in
2500l Krystallmutterlauge unter Zusatz von
35k Salzsäure gelöst, filtrirt und das
heiſse Filtrat mit 10k Salzsäure und 20k
Textabbildung Bd. 266, S. 555
Fabrikate; Nebenproducte;
Abfälle; Rohcerise in heiſsem salzsaurem Wasser gelöst und filtrirt; Heiſses
Filtrat mit HCl und NaCl versetzt; Rückstand; Rohfuchsin; Mutterlauge mit
Na2CO3
gefällt; Farbstoff; Filtrat; a) mit HCl löslich gemacht und getrocknet
Cerise RR; b) in salzsaurem Wasser gelöst: Filtrat; Rohfuchsin; Mutterlauge
mit Na2CO3
gefällt; Farbstoff mit HCl löslich gemacht Cerise R; Cerise RR; Cerise R;
Rohfuchsin; Rückstand
Kochsalz versetzt. Das Fuchsin scheidet sich beim Erkalten
nunmehr nur noch in spärlichen Mengen ab. Man unterbricht die Abscheidung,
sobald die Lösung beim Ausfärben dieselbe Nuance zeigt, wie der Type Cerise R.
Die Verarbeitung des mit Soda aus der Lösung gefällten Farbstoffes und die
schlieſsliche Fertigstellung ist dieselbe wie bei Cerise RR.
Folgende Tabelle ergänzt das oben Erörterte.
Cerise RR
Salzsäure I
Kochsalz
Salzsäure II
Soda
von 3 Schmelzen
35k
20k
10k
20k
„ 3 „
35
20
10
19
„ 3 „
35
20
10
27
Das Schema auf S. 555 erläutert die Aufarbeitung der Rohcerise zu Cerise RR und Cerise R und
die Gewinnung der dabei abfallenden Nebenproducte.
3) Die Verarbeitung der
Krystallrückstände.
Da die Rückstände, wie man sie bei einmaligem alkalischem Abkochen des Rohfuchsins
erhält, die sogen. Krystallrückstände, noch ziemlich viel Fuchsin und Chrysanilin
enthalten, so entzieht man denselben diese Farbstoffe in Form von Rohfuchsin und
Rohcerise, indem man die Rückstände zweier Krystallisationen mit Arsensäure haltigem
Wasser abkocht und das Filtrat mit Kochsalz versetzt, wodurch beim Erkalten das
Fuchsin sich ausscheidet und aus der Mutterlauge durch Fällen mit Soda Rohcerise
erhalten werden kann. Die nunmehr im Kessel zurückbleibenden Rückstände, welche
neben Violanilin, Mauvanilin, wenig Fuchsin und Phosphin auch braune Farbstoffe
enthalten, sammelt man in gröſseren Mengen an und verarbeitet sie durch Auflösen in
Salzsäure und Ausfüllen des Filtrates mit Soda auf Farbstoff, der nach dem
Löslichmachen das Marron darstellt.
Die Verarbeitung der Krystallrückstände zerfällt demnach in zwei Theile: a) in die
Gewinnung von Rohcerise und Rohfuchsin einerseits und b) in die Herstellung von
Marron aus den hierbei erhaltbaren Rückständen andererseits.
a) Gewinnung von Rohfuchsin und
Rohcerise.
Zur Abkochung der Krystallrückstände bedient man sich des zur Verarbeitung des
Rohcerise dienlichen Apparatensystemes. Der Kochkessel a wird bis zur Marke, d.h. mit 2500l
Fuchsinmutterlauge, die man aus C herüberdrückt,
angefüllt. Zu der zum Kochen erhitzten Flüssigkeit gibt man unter Umrühren die
Rückstände zweier Fuchsinkrystallisationen eimerweise zu. Nach dem Ansäuern mit
10k Arsensäure wird der Kessel geschlossen
und die Masse 1 Stunde lang auf 1at erhitzt.
Nach Verlauf dieser Zeit läſst man den Druck im Kessel auf 0at,3 zurückgehen und filtrirt durch das
Druckfilter b in den Kasten d.
Das heiſse Filtrat versetzt man mit 25k
Salzsäure und nachdem letztere eingerührt ist, streut man 40k Kochsalz unter Umrühren zu. Nach 3 Tagen ist
die Brühe erkaltet. Rohfuchsin hat sich abgeschieden, aus der Mutterlauge füllt
man mit Soda ein sehr gelbes, aus viel Chrysanilin und weniger Rosanilin
bestehendes Rohcerise aus. Beide Nebenproducte, Rohfuchsin und Rohcerise,
verarbeitet man nach Aufsammlung genügender Mengen, d.h. wenn letztere im Sinne
der Gröſsenverhältnisse der Gefäſse eine Aufarbeitung thunlich erscheinen
lassen, auf Fuchsin und Cerise R.
Der nunmehr im Kessel zurückbleibende Rückstand wird aus dem Kessel
herausgebrochen, er ist das Material für Marron.
b) Herstellung von Marron.
Geschichtliches.
Namentlich zwei Reactionen sind es, welche die Herstellung von Braun und Rosanilin
gestatten, beide haben auch versuchsweise zur industriellen Gewinnung von Braun
gedient. Nach der einen Methode erhält man das Braun durch Ueberoxydation des
Fuchsins bezieh. Leukanilins, nach der anderen durch Ueberhitzung des Fuchsins in
Gegenwart eines Anilinsalzes. Die Bildung des Brauns durch Ueberoxydation des
Fuchsins hat A. W. HofmannJahresbericht der Chemie 1862 S. 350. schon im J. 1862 beobachtet. Die zweite Reaction ist von Girard und de LaireBrevet d'invention vom 23. März 1863, s.
auch Traité des dérivés de la houille p. Girard
et de Laire 1873 S. 622. im. J. 1863 entdeckt worden. Girard und de
Laire erhielten nach ihrem in Frankreich patentirten Verfahren den
Farbstoff durch Erhitzen von 4 Th. salzsaurem Anilin mit 1 Th. Fuchsin auf 240° bis
zur Entwickelung gelber Dämpfe. Dieses Verfahren hat indessen nur kurze Zeit zur
Braundarstellung gedient. Die Reactionen von A. W.
Hofmann und Girard und de Laire sind aber
darum interessant, weil sie uns vermuthen lassen, daſs auch das beim
Arsensäureprozeſs entstehende Braun sein Dasein der einen oder anderen Reaction
verdankt.
Die Isolirung dieser braunen Farbstoffe aus der Schmelze ist für technische Zwecke
nie angestrebt worden, immer hat man das Braun im Verein mit anderen Farbstoffen aus
der Schmelze extrahirt.
Nach ParafBulletin de la soc. chim. 1867 Bd. 7 S.
92. (1862) verwendet man zur Darstellung von Marron die schon einmal
mit Salzsäure behandelten, also gröſstentheils von Fuchsin und Phosphin befreiten
Fuchsinrückstände. Diese in Wasser unlöslichen Producte behandelt Paraf mit heiſser Salzsäure und scheidet aus der
abgeklärten Flüſsigkeit den Farbstoff' mit Kalk aus. In derselben Weise wird das
Marron nach den Angaben von WurtzProgrès de l'industrie des matières colorantes p.
Wurtz 1876 S. 57. (1876) und
HäuſsermannIndustrie der Theerfarbstoffe von C.
Häußermann 1881 S. 24. (1881) im Groſsen dargestellt. Nach Schoop1885 258 * 276. (1885) gewinnt man das Marron durch Behandlung des von den leicht
löslichen Farbstoffen befreiten Fuchsinrückstandes durch Digestion mit Salzsäure,
partielle Fällung mit Soda und Ausfällung mit Natron.
Herstellung des Marron.
Behufs Darstellung von Marron werden die angesammelten Krystallrückstände mit einem
hölzernen Klotze grob zerstoſsen und durch mehrmaliges Umschaufeln gemischt. Die
torfähnlich aussehende Masse wird mit heiſser wässeriger Salzsäure behandelt und in
einen löslichen, werthvollen und einen darin unlöslichen Antheil durch Filtration
getrennt. Der hauptsächlich aus Violanilin und Mauvanilin bestehende Rückstand kann
noch zur Verarbeitung auf aromatische Basen dienen. Die partiell mit Soda gefällte
Farbbrühe wird filtrirt und aus dem gereinigten Filtrate der Farbstoff mit Soda
ausgefällt. Er besteht aus einer Mischung von Mauvanilin, Braun, wenig Rosanilin und
Chrysanilin. Mit Salzsäure löslich gemacht und getrocknet kommt der Farbstoff in den
Handel.
Bei Herstellung des Marron bringt man 200k der
gemischten und gepulverten Fuchsinrückstände mit 120k Salzsäure von 21° B. in dem auf einem Podium stehenden Bottich h zusammen. Man rührt das Ganze mit 600l Wasser zu einem Brei an, erhitzt zum Kochen und
läſst unter fortwährendem Kochen langsam Wasser einlaufen, bis ein Volum von 2400l Wasser erreicht ist. Die Masse wird schlieſslich
3 Stunden lang im Kochen erhalten. Die etwas geklärte Farbbrühe versetzt man mit 10
bis 12k calcinirter Soda. Nach 1- bis 2stündigem
Stehen wird durch i nach k
filtrirt. Das Filtrat fällt man am folgenden Tag vollständig mit Soda aus und trennt
Rückstand und Brühe durch Filtration durch das Kastenfilter l.
Den in eine Trockenpfanne g gebrachten Farbstoff befreit
man erst von Imbibitionsfeuchtigkeit durch Schmelzen und Abheben der sich
ansammelnden Lauge. Man setzt schlieſslich die zur Löslichmachung nöthige Menge
Salzsäure unter Umrühren zu. Löst sich eine dem Kessel entnommene Probe klar in
Wasser, so dickt man die Masse ein und trocknet sie schlieſslich im Trockenraum, wie
bei Cerise beschrieben wurde.
Das im Kollergange gemahlene Marron stellt ein schwarzes Pulver dar und kommt als
solches auf den Markt.
Folgendes Schema zeigt in übersichtlicher Weise die Verarbeitung des
Krystallrückstandes auf Marron mit Gewinnung von Rohfuchsin und Rohcerise:
Textabbildung Bd. 266, S. 559
Fabrikat; Nebenproduct;
Abfallproduct; Krystallrückstand mit verdünnter Arsensäure abgekocht; Rückstand
mit wässeriger Salzsäure abgekocht, mit Soda partiell gefällt und filtrirt;
Heiſses Filtrat mit HCl und NaCl versetzt; Rückstand; Filtrat mit Soda gefällt;
Rohfuchsin; Mutterlauge mit Soda versetzt; Niederschlag mit HCl löslich gemacht:
Marron; Brühe; Rohcerise; Marron; Rohfuchsin; Rückstand wird auf aromatische
Basen verarbeitet; Brühe (werthlos)
V. Die Aufarbeitung der
Rückstände.
Als der Arsensäureprozeſs in seiner Vervollkommnung einen gewissen Grad von Abschluſs
erreicht hatte, fing man an, den Rückständen der Fabrikation, namentlich den dabei
abfallenden Arsen Verbindungen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Die Frage bot in
jener Zeit ein zweifaches Interesse dar und zwei sich oft widersprechende
Gesichtspunkte, die Wahrung der öffentlichen Gesundheit und das Sonderinteresse des
Fabrikanten, hatten in ihrer Vereinigung eine Lösung zu finden. Die Gefahren, welche
durch die Anhäufung einer so giftigen Substanz wie das Arsen entstanden,
erforderten, daſs man im Interesse der Umgebung der Fuchsinfabriken auf ein Mittel
sinne, dasselbe vollkommen unschädlich zu machen. Viele Vorschläge, welche in dieser
Richtung gemacht worden sind, haben nur theilweise Abhilfe geschaffen und das
radicale Mittel der Unschädlichmachung, die Versenkung der Rückstände ins Meer, war
der Fracht halber manchen Fabriken unmöglich. Die in der Nähe groſser Städte
befindlichen Werke haben es vorgezogen, das Verfahren aufzugeben, um den bei
Ausübung desselben entstehenden Unannehmlichkeiten mit den Behörden zu entgehen,
welche die kostspielige Verschiffung der Rückstände oder die in Praxis schwer
durchführbare und voraussichtlich wieder mit ähnlichen Widerwärtigkeiten verknüpfte
Regeneration der Arsensäure verlangten. Die Versenkung der Rückstände ins Meer ist
nur den in nächster Nähe desselben gelegenen Fabriken möglich. In der That entledigt
sich der gröſste Theil der englischen Werke und auch eine nordamerikanische Fabrik
in dieser Weise der Rückstände. Die inländischen Werke, sofern dieselben in
abgelegener Gegend und an groſsen wasserreichen Strömen angelegt sind, häufen ihre
festen Rückstände heute noch wie vor 25 Jahren auf der Halde an oder verstürzen sie
in Gruben und lassen die mit Kalk versetzten, zum gröſseren Theile des Arsens
beraubten LaugenWie Brimmeyr (1865 176 462 und 1866 179 388) gezeigt hat,
läſst sich die Arsensäure ziemlich vollkommen, die arsenige Säure weder in
der Kälte noch in der Wärme in namhaften Mengen aus den Fuchsinlaugen mit
Kreide oder Kalk ausfällen. Er führt dieses Factum auf den Ammoniakgehalt
der Fuchsinlaugen zurück. in den Strom ablaufen.
Nur wenige Fabriken regeneriren das Arsen aus den Rückständen und verarbeiten die bei
der Fabrikation abfallenden organischen Rückstände auf Anilin und Verwandte. Da bei
einer im Groſsen betriebenen Arsensäureregeneration ein arsenfreier Glührückstand
schwerlich erhalten werden dürfte, so können die besten der vorgeschlagenen und in
Ausübung stehenden Methoden wohl zur Wiedergewinnung des gröſsten Theiles des
Arsens, nicht aber zur Unschädlichmachung der Rückstände dienen. Eine Gefahr für die
einer Fabrik anwohnende Nachbarschaft wird also nach wie vor bestehen bleiben.
1) Die Natur der
Rückstände.
Wie wir aus Früherem wissen, erhält man bei der Fabrikation des Fuchsins, nach
welcher Methode auch gearbeitet wird, stets Rückstände der folgenden Art:
a) Einen aus organischen Stoffen und mehr oder weniger arseniger Säure
bestehenden „Schmelzabkochungsrückstand“.
b) Arsenreiche Laugen, welche das Arsen als Natriumarseniat und als
Natriumarsenit enthalten.
c) Arsenkalke, welche aus Kalkarseniat und Kalkarsenit, gemischt mit mehr oder
weniger organischer Substanz, bestehen.
d) Organische Rückstände, die nur wenig anorganische Substanz enthalten.
2) Die Verarbeitung.
a) Der
Schmelzabkochungsrückstand.
Der Schmelzabkochungsrückstand, wie er stets bei der Abkochung der Schmelze
erhalten wird, besteht aus einem Gemenge von organischer Substanz mit mehr
oder weniger arseniger Säure. Zur Verarbeitung dieses Rückstandes auf
arsenige Säure erhielten Tabourin und LemaireBulletin de la soc. chim. Bd. 6 1866
S. 254. im J. 1866 in Frankreich ein Verfahren patentirt. Darnach
wird der feste Rückstand in einem Ofen verbrannt. Die organischen
Bestandtheile liefern den zur Reduction der arsenigen Säure nöthigen
Kohlenstoff. Das reducirte Arsen entweicht und verbrennt im glühenden Ofen
zu arseniger Säure, welche sich im Rauchfange ansammelt. RanduBulletin de la soc. chim. Bd. 6 1866
S. 254. glüht die Rückstände im Koksofen, condensirt die arsenige
Säure in Kammern und reinigt sie durch Resublimation. Diesen Verfahren
ähnlich ist ein Verfahren, welches August
LeonhardtD. R. P. Nr. 3216 vom 25. December 1877 (1879 232 * 80). in Deutschland patentirt erhielt. Leonhardt verbrennt den Schmelzabkochungsrückstand auf einem Herde
und fängt die arsenige Säure in. Giftfängen auf. Die bei der Verbrennung
erzeugte Wärme wird zur Heizung der Abdampfpfannen benutzt, welche zur
Concentration der Arsenlaugen dienen.
b) Die Arsenlaugen.
Zur Aufarbeitung von Laugen, welche reich an Natriumarseniat und
Natriumarsenit sind, hat Clemens WinklerVerhandlungen des Vereines für
Gewerbefleiß in Preußen 1875 S. 217. im J. 1875 ein Verfahren in Vorschlag gebracht, welches auf die Beobachtung gegründet ist, daſs
Natriumarseniat bei Anwesenheit von Calciumcarbonat durch Kohle leicht
reducirt wird. Das Verfahren besteht darin, die Mutterlaugen der
Fuchsinfabrikation in Form ihrer neutralen Natronsalzlösung bis zur
„Salzhaut“ einzudampfen, heiſs mit gepochtem Kalkstein und
Steinkohlenklein zu mengen, bis zum Erkalten und Erstarren der Masse zu
rühren und nun das so erhaltene, bröcklige Product im Muffelofen erst zu entwässern, dann
zu glühen. Das gasförmig entweichende Arsen kann metallisch in
Flugstaubkammern verdichtet oder unter Zufuhr von atmosphärischer Luft zu
arseniger Säure verbrannt und aufgefangen werden. Der von Arsen befreite
Glührückstand bildet ein Gemenge von kohlensaurem Kalk und Soda. Er wird
ausgelaugt und die Lösung zur Neutralisation neuer Fuchsinlaugen benutzt.
Der rückständige Kalk kann, so lange die Steinkohlenasche nicht störend
wirkt, wieder benutzt werden.
Ganz ähnlich verarbeitet A. LeonhardtD. R. P. Nr. 3216 vom 25. December 1877. 1879 232 * 80. seine abgedampften Laugen, die er der Röstung und
Sublimation im Flammofen unterwirft.
So können Laugen aufgearbeitet werden, welche nach unserer ausführlich
beschriebenen Methode oder nach den Verfahren von Habedank, Girard und de Laire erhalten werden.
c) Die Arsenkalke.
Um das Arsen aus den Laugen auszufällen, versetzt man dieselben mit
Kalkmilch, es scheidet sich dann alle Arsensäure und ein Theil der arsenigen
Säure ab. Nach der Methode von Tabourin und
LemaireBulletin de la soc. chim. 1866 Bd. 6
S. 254. wird der getrocknete und gepulverte Arsenkalk mit Kohle
gemengt, geglüht und das reducirte Arsen aufgesammelt. C. WinklerVerhandlungen des Vereines für
Gewerbefleiß in Preußen 1875 S. 217. schlägt vor den Arsenkalk mit so viel Soda als nöthig ist,
um die darin enthaltene Arsensäure in gesättigtes Natriumarseniat
überzuführen, zu mischen, darauf dem Gemenge Kohle in entsprechender Menge
zuzufügen und das Ganze zu glühen. Bei sorgfältiger Mischung wird das Arsen
ausgetrieben; man erhält sämmtliche Soda zurück und es bleibt beim Auslaugen
ein arsenfreier (?) Rückstand von kohlensaurem Kalk.
E. A. ParnellBerichte der deutschen Gesellschaft
1877 Bd. 10 S. 190. erhitzt den Arsenkalk mit Kohle und Sand, wobei alles Arsen
sich verflüchtigt und Calciumsilicat in der Retorte zurückbleibt. Er erhielt
sein Verfahren in England patentirt.
d) Die organischen
Rückstände.
Die organischen Rücksände, wie man sie bei Verarbeitung der
Krystallrückstände auf Cerise und Marron erhält, werden in liegenden
Retorten, welche mit einer geeigneten Condensationsvorrichtung in Verbindung
stehen, der trockenen Destillation unterworfen. Die in reichlicher Menge
dabei überdestillirenden, mit Wasser und Ammoniak gemischten aromatischen
Basen, werden, nachdem sie von Wasser getrennt sind, in einer
Destillationsblase entweder über freiem Feuer oder besser mit Wasserdampf
abgetrieben und bestehen im Wesentlichen aus Anilin, Toluidin und Xylidin
und einem hochsiedenden, aus Naphtylamin, Acridin und gröſstentheils aus
Diphenylamin bestehenden Oel. Dem Basengemisch entzieht man durch
fractionirte Extraction mit Salzsäure die einzelnen Bestandtheile, welche
man nach Ansammlung gröſserer Mengen durch Destillation reinigt.
* Anm. d. R.: Die zugehörigen Tafeln sind im Maſsstabe 1 : 130
gezeichnet.