Titel: | Ueber Dampfpflüge. Von Victor Thallmayer, Professor an der landw. Akademie in Ungarisch-Altenburg. |
Autor: | Victor Thallmayer |
Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 21 |
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Ueber Dampfpflüge. Von Victor Thallmayer, Professor an der landw.
Akademie in Ungarisch-Altenburg.
Mit Abbildungen.
Victor Thallmayer, über Dampfpflüge.
Zweimaschinensystem mit einem und zwei Pfluggeräthen. – Yull-Dallgo's Pflugapparat. – Verwendung von
Druschlocomobilen als Dampfpflugmaschinen. – Direktes System. – Pflugapparat von D. Nagy.
Wenngleich das Fowler'sche Zweimaschinensystem (zwei
Dampfmaschinen mit einem zwischen selben hin und her gezogenen Pfluggeräth) alle anderen Systeme in
den Hintergrund drängte, so lieſs doch der Umstand, dem zu Folge bei genanntem
Systeme immer abwechselnd die eine und die andere Maschine unthätig bleibt, schon zu
wiederholten Malen die Idee auftauchen, ob es denn nicht lohnend wäre, an der
Pflügearbeit gleichzeitig beide Dampfmaschinen theilnehmen zu lassen.
Das Zweimaschinensystem leistet beim Pflügen, gleiche Aufenthalte
von Pfluggang auf Pfluggang vorausgesetzt, nicht mehr als das Einmaschinensystem.
Der Unterschied in der Verwendung der Dampfmaschinen bei beiden Systemen besteht
darin, daſs beim Zweimaschinensystem jede der beiden Dampfmaschinen nur während
einer Hälfte \frac{T}{2} der Arbeitszeit T zum Zuge am Pfluggeräth verhalten ist, während beim Einmaschinensystem
den Zug am Pfluggeräth durch die ganze Arbeitszeit T
eine Maschine zu besorgen hat. Beim Einmaschinensysteme steht der Dampfmaschine der
Ankerwagen gegenüber. Wir können das Zweimaschinensystem ganz gut als ein solches
Einmaschinensystem hinnehmen, bei welchem der Ankerwagen durch eine Dampfmaschine
ersetzt ist, und wo dann immer abwechselnd die eine Dampfmaschine den Ankerwagen der
anderen abgibt. Es ist leicht einzusehen, daſs eine selbstbewegliche Dampfmaschine,
obwohl ein theurer, jedoch der beste und einfachste Ankerwagen ist.
Durch rechnungsmäſsiges Vorgehen in dieser Angelegenheit Anhaltspunkte zu gewinnen,
ist Zweck der nachfolgenden Erörterungen. Zwei Fragen sind es, die sich hier von
selbst aufwerfen, nämlich Frage 1: Welche Mehrleistung steht in Aussicht, wenn statt
eines Geräthes deren zwei zwischen zwei Dampfmaschinen pflügen? Frage 2: Wie viel
betragen in beiden Fällen die Kosten?
Frage 1. Behufs Beantwortung dieser
Frage muſs vorerst die Flächenleistung des Zweimaschinensystemes bei Verwendung
eines und bei Verwendung von zwei Pfluggeräthen bestimmt werden. Bestimmung der Flächenleistung F1
in Hektar bei Verwendung eines Geräthes. Skizze Fig. 1 veranschaulicht die Arbeitsweise beim
Zweimaschinensystem bei Verwendung nur eines Pfluggeräthes. Die beiden in gleichen
Zeitintervallen längs der Feldränder vorrückenden und mit Seiltrommeln versehenen
Dampfpfluglocomotiven sind mit M bezeichnet. Das
Pfluggeräth P (der Balancepflug) wird abwechselnd bald
von der einen, bald von der anderen gezogen. Geschieht das Pflügen mit der
Geschwindigkeit C in m,
ist der Aufenthalt von Pfluggang auf Pfluggang a
Secunden, ist die vom Pfluggeräthe zwischen den beiden Maschinen durchfurchte
Strecke L in m, ist ferner
die zur Vollendung eines Pflugganges nothwendige Zeit t
Secunden, so ist zur Verrichtung von n Pfluggängen die
Zeit: T=nt+(n-1)\,a nöthig.
Fig. 1., Bd. 267, S. 22
Da t=\frac{L}{c}, so wird:
T=n\,\frac{L}{c}+(n-1)\,a. Hieraus besimmt sich
n=\frac{(T+a)\,c}{L+ac}. Demnach ergibt sich, wenn B die Arbeitsbreite des Geräthes in m, als Flächenleistung F1 in der Zeit T Secunden die Fläche:
F_1=\frac{(T+a)\,c}{L+ac}\ .\
\frac{BL}{10000} . . . . . . . . . 1)Hier kann ich nicht umhin, zu erwähnen, daſs die Verwendung dieser und
ähnlicher Formeln zur Berechnung der Flächenleistung landwirthschaftlicher
Maschinen, dem Geschmacke mancher Vertreter des landwirthschaftlichen
Maschinenwesens nicht zu entsprechen scheint. Ich meinerseits sehe in dem
Umstände, in Formeln so weit als möglich alle jene Gröſsen mit
einzubeziehen, die auf das zu Berechnende von Einfluſs sind, nichts
Widersinniges. Siehe diesbezüglich in der „Wiener
landwirthschaftlichen Zeitung,“ Jahrgang 1886, meine
Controverse über diesen Gegenstand mit L. Paul
Lázér, Professor am Polytechnicum in Budapest.
Der Zeitverlust Z1 in Procenten der ganzen Arbeitszeit T beträgt hierbei:
Z_1=\frac{(Tc-L)\,a}{(L+ac)\,T}\ .\ 100
. . . . . . . . . 2)
Bestimmung der Flächenleistung F2in Hektar im Falle der Verwendung von zwei
Pfluggeräthen. Skizze Fig. 2 versinnlicht
die Arbeitsweise des Zweimaschinensystemes bei Verwendung von zwei Geräthen. Als
Unterschied ist hier hervorzuheben, daſs die Geräthe nicht von Maschine zu Maschine
gehen, sondern daſs die beiden Geräthe von den Maschinen einmal von den Feldrändern
bis auf die Mitte der Strecke zwischen selben, das andere Mal von dort wieder zurück
bis an die Feldränder gezogen werden.
Fig. 2., Bd. 267, S. 23
Ist nun der Aufenthalt von Pfluggang auf Pfluggang βα Secunden, so ist: angenommen, daſs der erste Gang
der Geräthe von den Rändern nach der Mitte zu stattfindet, und daſs nach dem letzten
Gange sie sich wieder an den Feldränden befinden, bei Beibehaltung der oben
gewählten Bezeichnungen die zur Vollführung von n
Gängen nöthige Zeit
T=\frac{nt}{2}+\frac{n}{2}\,\beta\,a+\left(\frac{n}{2}-1\right)\,\beta\,a
und hieraus, da t=\frac{L}{c},\ n=\frac{2\,(T+\beta a)\,c}{L+2\,\beta
ac} und da die Flächenleistung F2 in der Zeit T
demnach:
F_2=\frac{2\,(T+\beta a)\,c}{L+2\,\beta ac}\ .\
\frac{BL}{10000} . . . . . . . . . . 3)
Der Zeitverlust Z2 in Procenten der Arbeitszeit T beträgt hierbei:
Z_2=\frac{\beta a\,(2\,Tc-L)}{T\,(L+2\,\beta
ac)}\ .\ 100 . . . . . . . . . . 4)
Fig. 3., Bd. 267, S. 23
Aus Skizze Fig. 3 ist zu entnehmen,
daſs beim Pflügen mit einem Geräthe in der Zeit t
Secunden bei der Pflugbreite B und Furchenlänge L ein Streifen BL gepflügt
wird, und daſs bei Verwendung von zwei Geräthen, welche nur bis auf die Mitte von L und von da wieder zurückgehen, in der Zeit
\frac{t}{2} zwei Streifen \frac{BL}{2}
also im Ganzen auch die Fläche BL gepflügt wird.
Bestimmung des Verhältnisses\frac{F_2}{F_1}. Selbes ergibt sich dem Obigen nach, als:
\frac{F_2}{F_1}=2\ .\ \frac{T+\beta a}{T+a}\ .\
\frac{L+ac}{L+2\,\beta ac};
da \frac{T+\beta a}{T+a} von der
Einheit nicht viel verschieden ist, wird
\frac{F_2}{F_1}=2\,\frac{L+ac}{L+2\,\beta
ac} . . . . . . . . . 5)
Aus Obigem ist zu ersehen, daſs \frac{F_2}{F_1} kleiner wird mit
dem Wachsen von c und β.
Es wird also das erreichbare Mehr an Flächenleistung bei Verwendung von zwei
Geräthen gegenüber jener von nur einem Geräthe geringer, wenn die Geschwindigkeit,
mit der gepflügt wird, zunimmt, und wenn die Aufenthalte von Pfluggang auf Pfluggang
zunehmen gegenüber jenem Aufenthalte, der bei Verwendung von nur einem Geräthe von
Pfluggang auf Pfluggang nothwendig wird.
Bei gewöhnlichem Betriebe ist L etwa
400m. Von Pfluggang auf Pfluggang verstreicht
beim Arbeiten mit nur einem Geräthe nicht mehr als eine Minute. Mithin ist α = 60 Secunden. Die Arbeitszeit ist im Durchschnitte
10 Stunden, also T = 36000 Secunden. Ist nun:
β =
1
1,5
2
2,5
3 so ist
für„„„„„
c = 0m,75c = 1mc =
1m,25c = 1m,5c = 1m,75c = 2m
1,791,741,701,661,641,60
1,631,551,481,421,371,33
1,491,391,311,241,181,13
1,371,261,171,101,040,99
1,281,161,061,000,930,88
der Werth
desVerhältnisses\frac{F_2}{F_1}=\gamma.
Bei groſser Pfluggeschwindigkeit (1,5 bis 2m) wird also die Verwendung von zwei Pfluggeräthen
nur dann vortheilhaft, wenn der Aufenthalt von Pfluggang auf Pfluggang jenen von 1
Minute, der bei Verwendung nur eines Pfluggeräthes vollends genügt, nicht um vieles
übersteigt. Bei mäſsiger Pfluggeschwindigkeit verkleinert die Gröſse des
Aufenthaltes die Mehrleistung an Fläche bei Verwendung von zwei Pfluggeräthen in
geringerem Maſse. Pflügen mit mäſsiger Geschwindigkeit und groſser Breite gibt unter
Voraussetzung eines gewissen von Pfluggang auf Pfluggang nothwendigen Aufenthaltes
mit Bezug auf Flächenleistung günstigere Resultate als Pflügen mit geringer Breite
und groſser Geschwindigkeit. Ist nämlich in einem bestimmten Falle beim Pflügen in
einer gewissen Tiefe, die Arbeitsbreite B, die
Arbeitsgeschwindigkeit c, so werde die Flächenleistung
Fc genannt. Wird bei Verwendung desselben Motors
und bei derselben Tiefe mit der Geschwindigkeit ac
gepflügt, so kann die Breite nurmehr \frac{B}{a} sein. Nennen wir
für diesen Fall die Flächenleistung Fac, so findet sich
\frac{Fac}{Fc}=\frac{L+ac}{L+aac}, woraus das oben Angeführte
erhellt.
Frage 2. Die Bestimmung des
Kostenunterschiedes beim Pflügen mit zwei und mit einem Geräthe anbelangend, sind
zunächst die Kosten K1
pro Hektar bei Verwendung von einem Geräth den Kosten K2 pro Hektar bei Verwendung von zwei
Geräthen gegenüberzustellen.
Kosten K1bei Verwendung nur eines Geräthes. Diese setzen sich
zusammen aus B, den Kosten für Brennmaterial, Wasser-
und Brennmaterialzufuhr, Schmiermaterial pro Hektar und den Kosten an Drahtseil und
Instandhaltung der Maschinen pro Hektar; ferner aus E,
den Kosten pro Tag für Lohn von zwei Maschinisten, zwei Maschinistengehilfen und einem
Pflugführer, endlich aus v, den Kosten für Verzinsung
und Amortisation des Anlagekapitales. Ist demnach die Tagesleistung F1 in Hektar, so
betragen die Kosten K1
pro Hektar so viel als: K_1=B+\frac{E+v}{F_1}, oder wenn
\frac{E+v}{F_1}=e gesetzt wird
K_1=B+e.
Für Verzinsung des Anlagekapitales pflegt man 4 bis 5 Procent zu
rechnen, für Amortisation braucht man, indem unter gewöhnlichen Verhältnissen die
Dampfmaschinen durch 16 Jahre hindurch ganz gut betriebsfähig erhalten werden
können, nicht mehr als 6 Procent zu rechnen. Das Drahtseil muſs als dem Verschleiſs
unterworfenes Material angesehen werden; nach einer bestimmten Anzahl gepflügter
Hektar wird es unbrauchbar. Ebenso wird es nothwendig, nach einer gewissen Anzahl
gepflügter Hektar, die Siederohre, Feuerbox der Kessel auszuwechseln, neue
Pflugschare zu beschaffen u.s.f.
Kostenbetrag K2pro Hektar bei Verwendung von zwei Geräthen. In diesem
Falle sind die Kosten der Entlohnung für das Bedienungspersonal insofern gröſser,
als die Anstellung eines zweiten Pflugführers nothwendig wird; ferner ist die
Verzinsungs- und Amortisationsquote eine gröſsere, indem die Beschaffung eines
zweiten Balancepfluges und zweier Seiltrommeln eine Mehrauslage bedingen, endlich
ist die Flächenleistung F2 in diesem Falle gröſser. Bezeichnen α und
γ die Einheit an Gröſse übertreffende
Coefficienten, so kann für diesen Fall statt E+v der Werth
\alpha\,(E+v) und statt F1 der Werth γF1 gesetzt werden, wodurch
K_2=B+\frac{\alpha}{\gamma}\,e wird. Ist L die Länge der vom Pfluggeräth bei einem Gange
zurückgelegten Strecke, l die Länge an Seil, welche,
nachdem das Pfluggeräth seinen Gang schon zurückgelegt hat, noch auf der Trommel
bleiben soll, so ist beim Zweimaschinensystem mit einem Pfluggeräth ein Seil von der
Länge 2\,L+2\,l, beim Zweimaschinensystem mit zwei Geräthen
hingegen eines von der Länge 3\,L+4\,l nöthig.
Kostenunterschied pro Hektar gepflügter
Fläche bei Verwendung eines und zweier Geräthe. Als solcher ergibt sich:
K_1-K_2=\left(1-\frac{\alpha}{\gamma}\right)\,e. In Procenten
m von K1 ausgedrückt, beträgt der Unterschied in den Kosten
pro Hektar so viel wie:
m=\frac{\left(1-\frac{\alpha}{\gamma}\right)\,e}{B+e}. Aus
beiden Ausdrücken ist zu entnehmen, daſs der Kostenunterschied zwischen Pflügen mit
einem und mit zwei Geräthen desto geringer wird, mit je gröſserer Geschwindigkeit
c gepflügt wird, denn je gröſser c, desto kleiner werden γ
und e und desto kleiner K1
– K2 und m. Je gröſser ferner B im
Verhältnisse zu e wird, desto geringer wird der
Unterschied zwischen K1
und K2.
Billiger wird das Pflügen mit zwei Geräthen demnach nur dann, wenn
α < γ. Die gewöhnlichen Preise und
Lohnverhältnisse in Betracht gezogen, ergibt sich für a
der Werth 1,2. Demnach muſs \gamma=\frac{F_2}{F_1}>1,2
sein, um mit zwei Geräthen billiger pflügen zu können als wie mit einem.
Fig. 4. Bd. 267, S. 25
Proben mit zwei Pfluggeräthen zwischen zwei Dampfpfluglocomotiven
wurden bereits schon im J. 1867 von Howard in der Nähe
von Paris, und auch in jüngster Zeit im J. 1886 mit Unterstützung des kgl.
ungarischen Ackerbauministeriums von Yull-Dallgo bei
Budapest gemacht. Bei Howard's Pflugapparat Skizze Fig. 4 war Kessel und Maschine M quer zur
Richtung der Fahrräder angebracht und zwischen die zwei Seiltrommeln gesetzt. Nach
dem Berichte der Jury arbeiteten die beiden Balancepflüge E mit einer Breite B = 1m,5 auf eine Tiefe von 16cm. Die Länge der Furche (L) war 352m. Die beiden Geräthe machten
22 Gänge in 3780 Secunden, wovon 940 Secunden oder 24 Procent der Arbeitszeit zum
Umstellen nöthig waren. Die Pflüge arbeiteten mit einer Geschwindigkeit von 1m,36.
Bei Yull-Dallgo's Pflugapparat (Fig. 2) sind die Seiltrommeln d, ähnlich wie dies auch schon Yarrow und Hilditch in England und Lotz in Nantes angewendet hatten, seitlich angebracht. Als Dampfmaschinen
dienen zwei gewöhnliche Druschlocomobilen, die sich ihrer Fahrräder entledigt, auf
einem vierräderigen Wagengestelle T aufmontirt
befinden, welcher Anordnung man sich übrigens in den sechziger Jahren auch schon
bediente. Die Seiltrommeln sowohl als auch die Räder des Wagengestelles werden vom
Schwungrade der Locomobile mit Riemen und Zahnradvorgelege getrieben. Ende September
1886 arbeitete dieser Apparat auf der Pachtung der Herren Brill in Puszta-Kengyel bei Szolnok in Ungarn. Eine vom kgl. ungarischen
Ackerbauministerium dorthin entsendete Commission, welcher anzugehören auch
Schreiber dieses die Ehre hatte, war in der Lage, Nachfolgendes erheben zu können:
Die zwei dreischarigen Balancepflüge E arbeiteten bei
0m,75 Breite 24cm tief mit einer Geschwindigkeit c = 0m,84. Die Strecke zwischen den beiden Maschinen,
die von den Pflügen befahren wurde (L), betrug 400m. Nach Anlangen der Pflüge auf der Mitte
genannter Strecke verstrich bis zu ihrem Wiederingangsetzen nicht mehr Zeit (am) als ½ Minute. An
den Rändern des Feldes hingegen verstrich vom Anlangen der Geräthe bis zu deren
Wiederingangsetzen und Vorrücken der Maschinen die Zeit (ar) von 1½ Minuten. Die Tagesleistung
bei 12stündiger Arbeitszeit betrug 10 ungarische Joch à 1200 Wiener Quadratklafter
oder 4ha,3. Zur Verständigung zwischen Pflugführer
und Maschinisten sind an den Balancepflügen einfache Signalscheiben angebracht. Da
bei nominell 8 pferdigen Locomobilen mit 4at
Ueberdruck arbeitend als auf den Balancepflug wirkende Zugkraft etwa 1100k entfallen, so betrug beim Furchenquerschnitte
75cm × 24cm
der Bodenwiderstand pro Quadratdecimeter Furchenquerschnitt 61k.
Mit Rücksicht auf die Verschiedenheit der Aufenthalte am und ar ergibt sich zur
Bestimmung der Flächenleistung in Hektar der Ausdruck
F_2=2\,\frac{(T+a_r)\,c}{L+(a_m+a_r)\,c}\ .\
\frac{BL}{10000} . . . . . . . . . 6)
und es ist für diesen Fall der Zeitverlust Z2 in Procenten von T so viel wie
Z_2=\frac{c\,.\,T\,(a_m+a_r)-a_r\,L}{(L+[a_m+a_r]\,c)\,T}\ . \
100 . . . . . . . . . 7)
Diesem nach ergibt sich unter Annahme der bei Gelegenheit des
Pflügens bei Szolnok constatirten Daten für die
Geschwindigkeiten c =
0,75
1
1,25
1,5
1,75
2m
\gamma=\frac{F_2}{F_1}=1,8
1,8
1,76
1,72
1,68
1,64
1,60.
Gesetzt den Fall, daſs die Pflüge nicht immer genau zu demselben
Zeitpunkte auf der Mitte und den Rändern der Strecke eintreffen sollten, und einer
dem anderen gegenüber etwas Verspätung haben sollte, und daſs hierdurch am bis auf 1 Minute,
ar bis auf 2
Minuten steige ergeben sich für \gamma=\frac{F_2}{F_1} immer noch
annehmbare Werthe. In diesem Falle findet sich nämlich für die
Geschwindigkeiten c =
0,75
1
1,25
1,5
1,75
2m
\gamma=\frac{F_1}{F_2}
1,66
1,58
1,52
1,46
1,40
1,36.
Aus Obigem ist zu ersehen, daſs, obwohl die Vortheile, welche mit gleichzeitiger
Verwendung von zwei Pfluggeräthen zwischen zwei Dampfmaschinen in Aussicht stehen,
mit der Geschwindigkeit des Pflügens und der Unpünktlichkeit im gleichzeitigen
Anlangen auf der Mitte und an den Rändern sich verringern, es dennoch möglich ist, innerhalb der Grenzen der
gewöhnlichen Pfluggeschwindigkeit von 0,75 bis 1m,5 etwa 50 Procent an Fläche mehr zu leisten als wie mit Verwendung nur eines
Geräthes, und da hierbei die Mehrkosten um weniger als 50 Procent sich erhöhen, so
kommt das Pflügen pro Hektar auch um einige Procente billiger zu stehen, wenn
anstatt mit einem mit zwei Geräthen gearbeitet wird.
Gegen die Verwendbarkeit von zwei Geräthen zwischen zwei
Dampfmaschinen wurde vielfach geltend gemacht, daſs der Dienst für den Maschinisten
sowohl als auch für die Maschine zu anstrengend wäre, müſsten selbe jener Pausen
entbehren, welche bei Verwendung nur eines Geräthes abwechselnd bei der einen und
der anderen Maschine eintreten. Bei Yull-Dallgo's
Apparat, der doch durch Wochen im Betrieb war, bestätigte sich, obwohl die Maschinen
doppelt so viel Mal angelassen und abgestellt werden müssen, als wenn mit nur einem
Geräth gearbeitet wird, diese Annahme nicht. Maschine und Maschinisten arbeiteten
mit den zwei Pfluggeräthen gerade so gleichmäſsig weiter, als man dies bei
Verwendung nur eines Geräthes zu sehen gewohnt ist.
Der Gang der Arbeit bei Verwendung nur eines Pfluggeräthes, wo
zwei Maschinisten, zwei Maschinistengehilfen und ein Pflugführer mitwirken, besteht
in Folgendem. Der eine Maschinist, sagen wir der herübrige, läſst die Seiltrommel
durch Stellung des Anlaſshebels der Dampfmaschine langsam angehen, damit der
schwache Zug am Seile dem drüben befindlichen Pflugführer und Gehilfen des
Maschinisten die Einstellung des Balancepfluges erleichtere. Dann öffnet er das
Einlaſsventil ganz und das Geräth setzt sich mit voller Geschwindigkeit gegen seine
Maschine zu in Bewegung. Mit dem Anlangen des Geräthes bei der Maschine wird der
Betrieb der Seiltrommel sistirt und werden die Fahrräder in Bewegung gesetzt, damit
die Maschine am Feldrande um die Pflugbreite vorrücke. Nun wird mit der Pfeife dem
drübigen Maschinisten das Zeichen zum Anlassen seiner Seiltrommel gegeben. Die ganze
Zeit von etwa 5 Minuten, während welcher das Pfluggeräth auf der Reise gegen die
drübige Maschine begriffen ist, spielt die herübrige eine passive Rolle und treibt
leerlaufend die Speisepumpe. Gar so anstrengend ist also die Arbeit nicht, weder für
den Maschinisten noch für die Maschine. Wo dem Maschinisten Zeit bleibt, sich ab und
zu sein Pfeifchen anstopfen zu können, kann von einer Ueberanstrengung wohl nicht
die Rede sein.
Fig. 5., Bd. 267, S. 27
Fig. 5 veranschaulicht eine Art des
Zweimaschinensystemes mit zwei Geräthen, welches von Fowler in Anwendung gebracht wurde. Die Maschinen haben zwei horizontale
Seiltrommeln. Das eine Geräth E ist ein Balancepflug,
das andere G hingegen ein Grubber, dazu bestimmt, dem
Balancepfluge nachzuarbeiten, d. i. in dem von selbem gepflügten Boden zu wühlen.
Bei dieser Anordnung geht der Balancepflug sowohl als der Grubber von Maschine zu
Maschine.
(Schluſs folgt.)