Titel: | Repetirgewehr von Franz von Dreyse in Sömmerda. |
Autor: | Stn. |
Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 97 |
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Repetirgewehr von Franz von Dreyse in
Sömmerda.
Mit Abbildungen auf Tafel
7.
v. Dreyse's Repetirgewehr.
In heutiger Zeit, wo fast alle Groſsstaaten in der Einführung von Repetirgewehren
begriffen sind, und wo in Deutschland von einem Ersatz des erst im J. 1884
eingeführten Repetirgewehres durch ein neues kleinkaliberiges Repetirgewehr
gesprochen wird, ist ein auf neuen Prinzipien beruhender Vorschlag des bewährten
Waffentechnikers Franz v. Dreyse in Sömmerda zur
Vereinfachung der den Cylinderverschluſs anwendenden Repetirgewehre bemerkenswerth
(* D. R. P. Kl. 72 Nr. 41731 vom 26. Juni 1887).
Der Vorschlag betrifft diejenige Einrichtung an Repetirgewehren, welche den
Uebertritt der Patronen aus dem unter dem Laufe liegenden Magazinrohr in die
Gewehrhülse des Cylinderverschlusses regelt. Die Einrichtung zeichnet sich durch
äuſserste Einfachheit aus und ist in allen ihren Theilen auf dem Abzugsblech
befestigt, so daſs sie leicht an jedem Cylinderverschluſs-Gewehr angebracht werden
kann. Wie die Fig.
1 bis 4 Taf. 7 erkennen lassen, besteht die Vorrichtung im Wesentlichen aus 2
um einen gemeinschaftlichen Bolzen drehbaren Flügeln z,
welche auf der unteren Seite je eine Abflachung z1 besitzen, so daſs sie von einer Blattfeder F in zusammengeklappter Lage (Fig. 1) erhalten werden.
Hierbei schlieſsen die vorderen Enden der Flügel z das
Magazinrohr M ab, und dienen gleichzeitig die oberen
Ränder der Flügel z der auf ihnen ruhenden Patrone als
Unterlage, so daſs diese vom Verschluſscylinder in den Lauf geschoben werden kann.
Damit nun eine neue Patrone aus dem Magazin M zwischen
die Flügel Z treten kann, ist es nur nothwendig,
dieselben aus einander zu drängen (Fig. 2 und 4). Letzteres wird durch
einen Arm D bewirkt, welcher auf 2 Zapfen z2 der Flügel z ruht und in dem Lager R
drehbar ist. Beim Vorschieben des Verschluſscylinders K
drückt die Leiste k desselben auf den Arm D und spreizt dadurch die Flügel z aus einander, so daſs eine Patrone, von der
Magazinfeder, in bekannter Weise getrieben, auf die Flügel z gelangen kann. Bewegt man dann den Verschluſscylinder wieder zurück, so
klappen die Flügel z unter dem Druck der Feder F wieder zusammen und heben dadurch die Patrone, indem
sie dieselbe zwischen sich gleichsam herausquetschen, bis sie in die Verschluſshülse
gelangt (Fig.
1). Bewegt man nun den Verschluſscylinder wieder vor, so schiebt dieser
die Patrone in den Lauf, während die Flügel z vom
Anschlag K zur Aufnahme einer neuen Patrone wieder aus
einander gespreizt werden. Um das Gewehr als Einzellader benutzen zu können, ist das
Lager R vermittels des kleinen Hebels r1 etwas drehbar, so
daſs der Arm D aus dem Bereich der Leiste k des Verschluſscylinders K gedreht werden kann. In diesem Falle schlieſsen die oberen Ränder der
Flügel z die Verschluſshülse nach unten ab. Das Laden des
Magazinrohres M geschieht bei geöffnetem
Verschluſscylinder K sowohl bei ein- als ausgerückter
Repetirvorrichtung. In jedem Falle sind dabei die Flügel z zusammengeklappt. Man legt in Folge dessen die Patrone auf dieselben,
drückt sie unter Auseinanderspreizung der Flügel z nach
unten und schiebt sie vor, bis die Flügel z, wenn die
Patrone ganz in das Magazin M hineingetreten ist,
wieder zusammenklappen und dadurch der Patrone den Rücktritt aus dem Magazin
verwehren. Die Gestalt der oberen Ränder der Flügel z
ist eine solche, daſs beim Zusammenklappen derselben der vordere Theil der Patrone
mehr gehoben wird als der hintere, so daſs die aus dem Lauf ausgezogene
Patronenhülse ausgeworfen, während die frische Patrone beim Vorschieben des
Verschluſscylinders in den Lauf geschoben wird. Es bleibt abzuwarten, in wie weit
bei der Einrichtung Einfachheit und Sicherheit der Patronenzufuhr mit einander
verbunden sind.
Stn.