Titel: | Neue Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. |
Autor: | St. |
Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 132 |
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Neue Verfahren und Apparate für
Zuckerfabriken.
(Patentklasse 89. Fortsetzung des Berichtes S. 69
d. Bd.)
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
Ueber das (Manoury'sche) Verfahren zur Reinigung der
Syrupe und Melassen durch Zurückführung derselben in die Saftextraction (vgl. 1886
262 383) hat A. Vivien
nach bezüglichen Untersuchungen Bericht erstattet (Bericht
über die Jahresversammlung der Association des chimistes im Bull. ass.
chim., 1887 Bd. 5 S. 259), welcher die schon früher ausgesprochene Ansicht,
daſs das Verfahren der Begründung entbehre, durchaus bestätigt.
Dieses Verfahren ist in Frankreich in drei oder vier Fabriken in folgender Weise
angewandt worden.
Der Syrup vom ersten Product wird mit so viel Salzsäure versetzt, daſs etwa ¾ der
Alkalität damit gesättigt ist, und dann so viel Kalk hinzugefügt, daſs die
ursprüngliche Alkalität wieder hergestellt wird. Dadurch soll die lösende Einwirkung
der Alkalien und alkalischen Salze auf das Albumin während der Diffusion verhindert
und dagegen die Gerinnung desselben durch den zugesetzten Kalk befördert werden
(wörtlich. D. Ref.).
Hierauf wird der Syrup in einem Mischapparat auf 1,024 bis 1,028 (etwa 3° B.)
verdünnt, durch einströmenden Dampf auf 80° erhitzt und zur Abscheidung des
gebildeten Niederschlages durch Puvrez-Filter oder
Filterpressen filtrirt. Der klare Saft geht in einen Sammelbehälter oberhalb des
Diffusionsapparates und wird von da mit gepreſster Luft oder mittels einer Pumpe in
stets gleichbleibender Menge in einen, gewöhnlich den vierten, Diffusionscylinder,
von der Spitze an gerechnet, befördert.
Nach Manoury haben die Versuche in der Fabrik und im
Laboratorium gezeigt,
daſs die organischen Stoffe von den Rübenschnitzeln in gröſserem Maſse als die Salze
festgehalten werden.
Die Ergebnisse waren in den einzelnen Fabriken verschieden, und zwar in der Weise,
wie für 2 derselben angegeben werden soll.
1) In der Fabrik Bresles zeigten die Rüben im
Durchschnitt nach Manoury:
Dichte
1,0641
Zucker,
in 100 Saft
12,95
„
in 100 Rüben
12,30
Reinheit
82,36
Die Fabrik besitzt 3 Reibereien, welche mit Walzenpressen arbeiten, während in der
Hauptfabrik die Diffusion und auch allein das Verfahren der Rückführung angewandt
wird.
Verarbeitete Rüben in der Hauptfabrik
11883183k
Verlust bei der Saftgewinnung 0,40 Proc.
Verarbeitete Rüben in den Reibereien
9661500k
Verlust bei der Saftgewinnung 1,10 bis 1,40 Proc.
–––––––––
Zusammen
21531683k
Erhalten:
Füllmasse I.
3196900k
Weiſser Zucker („extra“)
1583457k
2. und 3. Product
431067k
von 90,50
Melasse
597900k
Mittlere Zusammensetzung der Melasse bei 42,6°:
Zucker
47,57
Asche
12,79
Organisches
19,62
Wasser
20,02
–––––
100
Reinheit 59, Salzquotient
3,73.
Nach Angabe ist die Fabrik mit dem Verfahren sehr zufrieden und es hat die
Mehrausbeute an Zucker durch die Rückführung des Syrups 0,80 Procent des
Rübengewichtes betragen.
2) In der Fabrik Monchy-Lagache waren die Ergebnisse von
den vorher angegebenen verschieden. Vom 29. September bis 6. November 1886 sind
verarbeitet worden 6571500k Rüben, deren Saft eine
Dichte von 1,0656 und im Hektoliter Saft 13k,99
Zucker hatte. Aus 100k wurden bei gewöhnlicher Arbeit erhalten:
Diffusionssaft von 1,0460
129l
Füllmasse I.
9l,05
„ II.
4l,55
Weiſser Zucker:Nachproducte:
I.II.III.IV.
Product„„„
bruttoohneOsmoseosmosirt
6,650,2,694,0,658,0,296,
netto„„„
6k,4202k,3740k,5650k,260
9k,619
Vom 7. November bis 30. December wurden mit dem Manoury'schen Verfahren 8060500k Rüben
verarbeitet, deren Saft 1,0636 Dichte und im Hektoliter Saft 12k,83 Zucker hatte.
Aus 100k Rüben wurden erhalten:
Diffusionssaft von 1,047
162l
Füllmasse I.
11l,12
„ II.
3l,55
Weiſser Zucker:Nachproducte:
I.II.III.IV.
Product„„„
bruttoohneOsmoseosmosirt
7,560,1,527,0,209,0,323,
netto„„„
7k,3001k,3460k,1790k,282
9k,107
Aus diesen von der Fabrik selbst gegebenen Zahlen folgt, daſs die Anwendung des
Verfahrens eine Verzögerung der Arbeit um täglich
16400k Rüben oder um etwa 10 Proc. der
früheren Arbeit bewirkt hat.
Am 9. December hat Berichterstatter das Verfahren in der genannten Fabrik beobachtet
und Folgendes gefunden:
Durchschnitt des Rübensaftes 1,0620. Im Hektoliter enthalten:
Zucker
13k,200
Glucose
0k,091
Asche
0k,684
Organisches
2k,225
Wasser
90k,000
–––––––
106k,200.
Reinheit
81,2
Salzquotient
19,30
Kalk
in der
Asche
0,139
(1k,05
auf
100k
Zucker)
Chlor
„ „
„
0,040
(0k,303
„
„
„ )
Die Melasse, d.h. der Ablauf vom I. Product hatte 39° B. und
enthielt in 100k
Zucker
53,90
Glucose
0,00
Asche
6,30
Organisches
9,80
Wasser
30,00
––––––
100,00
Reinheit
77,0
Salzquotient
8,55
Kalk in der Asche
0,112
(0k,208
auf
100k
Zucker)
Alkalität (CaO)
0,150
Chlor
0,546
(1k,013
„
„
„ )
Die nach dem Verfahren behandelte Melasse, vor dem Wiedereintritt
in die Diffusion, hatte nach dem Erkalten eine Dichte von 1,022 und enthielt im
Hektoliter:
Zucker
3k,971
Glucose
0k,000
Asche
0k,704
Organisches
1k,072
Wasser
96k,653
––––––––
102k,200
Reinheit
69,0
Salzquotient
5,67
Alkalität
keine
Kalk
in der
Asche
0,320
(8k,06
auf
100k
Zucker)
Chlor
„ „
„
0,0639
(1k,61
„
„
„ )
Es fällt zunächst auf, daſs die behandelte Melasse viel unreiner
ist, als der Syrup von der Schleuder; auch der Gehalt an Kalk und Chlor ist höher.
Die Zahlen der folgenden Tabelle zeigen die Zusammensetzung der Safte verschiedener
Diffusionsbehälter während der Arbeit.
Saft vom Gefäſs 3vor dem Zusatzdes
behandelten Syrups
Saft aus dem Calorisatordes Gefäſs 2vor
dem Syrupzusatz
Calorisator Nr. 2 nach-dem derselbe durch
Hin-zunahme eines frischenGefäſses zum 3. gewor-den. Probe
nach demSyrupzusatz und nach Be-endigung des Einmai-schens
des neuen Gefäſses
Saft vom Meſsgefäſs
Saft vom Calorisator desvorletzten Gefäſses,
d.h.desjenigen, welches aufdas Gefäſs mit demWasserdruck
folgt.
DichtigkeitZuckerGlucoseAscheOrganischesWasser
2,6° 4,758k 0,000 0,759 1,258 95,808
2,8°5,492k0,0500,7701,00795,481
2,6° 4,670k 0,064 0,704 1,354 95,803
4,20° 6,446k 1,400 0,660 2,464 93,230
0,250° 0,352k 0,000 0,088 0,210 99,600
102,600
102,800
102,600
104,200
100,500
ReinheitSalzquotientKalk in
AscheChlorAlkalitätSäuregehalt
70,3 6,29 0,232 0,0426 0 –
75,07,130,1280,05680–
68,7 6,62 0,112 0,0497 – Spur
58,7 9,67 0,152 0,0365 – 0,0294
54,1 4,0 0,025 0,0085 0 –
KalkChlor
auf100k
Zucker
4,85 0,89
2,321,03
2,39 1,06
2,35 0,57
7,14 2,43
Wie man aus obigen Zahlen sieht, hat der bei dem Verfahren erzielte Saft einen
schlechten Reinheits- und schlechten Salzquotienten und enthält auf 100 Zucker mehr
Kalk und Chlor als der ursprüngliche Rübensaft. Uebrigens waren in der Fabrik sehr
schöne Füllmassen und sehr schöner Zucker zu sehen.
Während in Bresles das Manoury'sche Verfahren eine
Vermehrung der Ausbeute bewirkte, wurde in Monchy vielmehr eine Verminderung
beobachtet, indem 9k,619 Zucker ohne und 9k,107 mit dem Verfahren erzielt wurden. Auſserdem
betrug der Ablauf vom 4. Product 0l,1767 ohne und
0l,1414 mit dem Verfahren. Doch muſs bemerkt
werden, daſs beim Manoury'schen Verfahren mehr erstes
Product erhalten wurde, was einen zu beachtenden Vorzug ausmacht. Zugleich aber muſs
auch auf die oftmals unvortheilhafte Verminderung der verarbeiteten Rübenmenge
Rücksicht genommen werden.
In der österreichischen Fabrik Diosegh zeigen die Ergebnisse, daſs die Füllmasse mit
dem Verfahren weniger rein als ohne dasselbe war, daſs aber zuweilen mehr Zucker (?)
erhalten wurde. Dieselbe Beobachtung wurde in Bresles und in Monchy gemacht.
Zur Vermeidung dieser Uebelstände beabsichtigt Herr Manoury im nächsten Jahre (auch noch!) die Osmose mit seinem Verfahren zu
verbinden. [Die später von Manoury erhobenen Einwände
gegen diese Schlüsse sind nicht im Stande dieselben zu entkräften, oder das
Verfahren als empfehlenswerth zu erweisen. Ein Beweis
für die behauptete Reinigungswirkung ist, wie erwartet, nicht geliefert worden. St.]
Von der Sächsischen Maschinenfabrik zu Chemnitz ist ein
(patentirter)
Rüben-Waschapparat mit Trockenwäsche construirt worden
(Zeitschrift des Vereines für Rübenzuckerindustrie,
1887 Bd. 37 * S. 997). Wie aus den in der Quelle enthaltenen 3 Tafel-Abbildungen
hervorgeht, besteht dieser ganz neuartige und überaus reine und trockene Rüben
liefernde Reinigungsapparat aus einer Rundwüsche
eigenthümlicher Construction, der Hebevorrichtung mit dem Abscheider, der Naſswäsche
und der Trockenwäsche.
Letztere arbeitet mit Cylinderbürsten aus Piassava, welche die schlieſsliche
Reinigung und Trocknung der Rüben bewirken; die ganze von der bisherigen Wäsche
durchaus abweichende Einrichtung hat sich bereits in mehreren Zuckerfabriken
bewährt.
Nach Angabe der Maschinenfabrik Chemnitz hat die
Zuckerfabrik Weetzen bei der vorjährigen Rüben Verarbeitung an 439000 Ctr. die Summe
von 10000 M. durch diesen Waschapparat erspart.
Diese Summe setzt sich zusammen aus:
1) Verminderung der Arbeiter im Rübenhaus in Folge leichterer
Reinigung der Apparate;
2) Ablieferung trockener Rüben bei der Versteuerung:
3) Ausnutzung des Schmiermateriales;
4) Ersparniſs an Messern, sowie an Arbeitslöhnen für das Schärfen
derselben;
5) Geringerer Betriebskraft und daher Dampfersparniſs.
Die Wäsche macht sich in einer Campagne bezahlt und bietet die Möglichkeit der
Anpassung an die verschiedensten Bodenverhältnisse in folgender Weise:
Für leichte Böden:
Zwei Rundwäschen, eine Trockenwäsche.
Für mittlere Böden:
Eine Rund wasche, eine alte Trommelwäsche,eine Trockenwäsche.
Für schwere Böden:
Die vollständige Einrichtung.
In einem Berichte über „die Zuckerindustrie Spaniens“ (Deutsche Zuckerindustrie, 1887 Bd. 12 S. 1505, nach „Sugar Beet“) wurde ein Apparat von E. Crozat beschrieben, welcher dazu dient, groſse Blöcke von ungefähr 100 Pfund raffinirtem Zucker herzustellen.
„Mannigfache Erwägungen, das Resultat einer vieljährigen Erfahrung, führten zur
Erfindung des Apparates. Es gab manche schwierige Frage dabei zu lösen, u.a.
die, eine gröſsere Menge raffinirten Zuckers in einem gegebenen Raume zu
produciren, als dies im Allgemeinen geschieht, ohne dabei der Qualität des als
Brodzucker bekannten Productes Eintrag zu thun, ferner handelte es sich darum,
die Arbeit gegenüber den bisherigen Verfahren zu vermindern, aber hauptsächlich
muſste man mehr geschnittenen Zucker von regelmäſsiger Form zu erhalten suchen,
als dies aus den Kolonialbroden möglich ist.
„Der Apparat besteht aus zwei senkrechten Eisen- oder Holzplatten, die nach auſsen
hin in regelmäſsigen Entfernungen durch besonders dicke Stellen oder durch
Eisenstangen befestigt sind; die letzteren werden, wenn der Apparat von Holz
ist, wagerecht an der ganzen Länge der sogen. Platten angebracht. Acht Riegel verbinden die
Stangen an beiden Seiten und diese sind mit Schrauben versehen, um ein
gleichmäſsiges scharfes Anziehen der Riegel zu ermöglichen. Zwischen den
erwähnten Endplatten sind eine Reihe Holzrahmen, die am oberen Ende offen sind
und deren Weite der schlieſslichen Stärke der Zuckerkuchen entspricht. Im
vorliegenden Falle waren sie 12cm,5 weit; die
inneren Seiten dieser V-Rahmen sind oben weiter als unten, wodurch das
Herausnehmen der Zuckerkuchen erleichtert wird. Zwischen jedem Rahmen ist eine
Scheidewand aus Eisenblech, in welche in gleicher Höhe wie in den Endplatten
eine 5cm im Durchmesser groſse Oeffnung
geschnitten ist, und die Rahmen haben an ihrer inneren Seite unten
halbkreisförmige Rinnen. Während des Aufstellens und Füllens der Rahmen wird in
die Oeffnungen der Platten und Scheidewände eine kegelförmige Eisenstange
geschoben, deren Form mit Rücksicht auf ein leichteres Zurückziehen, wenn dieses
nöthig, gewählt ist.
„Die Füllmasse wird in die verschiedenen Rahmen gebracht, die sie bis zu deren
oberem Rande füllt; wenn alles hinlänglich gekühlt ist, um die Grünsyrupe
abzuscheiden, wird die Eisenstange fortgenommen und der Syrup läuft ab. Mit dem
Apparat kann auch eine Verbindung nach dem Vacuum angebracht werden, welche
durch Luftentziehung so gut absaugt, als es durch jede andere Vorrichtung
geschieht. Schwache Zuckerlösungen und Wasser werden eingegossen, die vermöge
ihrer Schwere über die Zuckerkrystalle hinweggehen, der letzte Tropfen Syrup
wird durch eine Pumpe ausgezogen. Das ganze Verfahren erfordert nur einen Raum, während die bestehenden Raffinerien
mehrere Stockwerke brauchen, um zu demselben Ziel zu gelangen. Die Ersparniſs an
Anlagekosten ist folglich eine sehr bedeutende. Wenn die Arbeit beendet ist,
werden die Rahmen entfernt und die Kuchen sofort nach dem Kühlraum gebracht. Die
Kuchen wiegen ungefähr 100 Pfund und haben die folgenden Groſsenausdehnungen: 9
× 480 × 125mm. Sie werden der Länge von 480mm nach in 21mm dicke und 125mm breite Streifen
geschnitten. Diese werden wieder in senkrechter Richtung in 480 × 23 × 21mm messende Stangen getheilt; das letzte
Schneiden ergibt 270 bis 280 Stücke für 1 Kilogramm. Ein Apparat wie der eben
beschriebene mit 20 Rahmen faſst 1650k Zucker
und können damit 1000 bis 1500k raffinirter
Zucker producirt werden.“
St.