Titel: | Heissluftmotor von Gebrüder Bénier. |
Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 193 |
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Heiſsluftmotor von Gebrüder Bénier.
Mit Abbildungen auf Tafel
10.
Heiſsluftmotor von Gebrüder Bénier.
Der nachstehend beschriebene Heiſsluftmotor zeigt einen neuen Versuch, die
theoretisch als beste Nutzbarmachung der Wärme erkannte Methode in praktisch
verwerthbare Form zu bringen. Die Schwierigkeit lag bisher vorwiegend in der
Construction der Ausführungen, zu denen nachstehende Beschreibung einige
bemerkenswerthe Einzelheiten liefert.
Beschreibung des Motors. Unsere Tafel zeigt einen Motor
von 6 , dessen Cylinder C auf das Gestell A geschraubt ist, welches zugleich die Säule B mit dem Balancier E, der
die Kraft vom Cylinder auf die Schwungradwelle überträgt, aufnimmt. Im Inneren des
Gestelles ist die Pumpe G angebracht, welche zu jedem
Hube die erforderliche Luftmenge in den Treibcylinder liefert. Die Zugstange G1 der letzteren ist
mit dem Hebel F1
verbunden und ist der Zusammenhang der Bewegung aus den Fig. 1 bis 5 sofort zu erkennen. Ein
Schieber b1, der seine
Bewegung von der Scheibe d aus vermittels Rollenhebel
d1 und Stange e erhält, regelt den Zutritt der kalten Luft zur Pumpe,
sowie den Uebertritt zum Treibcylinder. Die Triebkraft wirkt, während der Kolben
ansteigt, und werden die verbrauchten Gase durch das Ventil h (Fig.
3 und 6) entlassen.
Der Treibcylinder besteht aus 2 Theilen C und C1. In den oberen Theil ist der Treibkolben genau
eingepaſst und ist unten um 1 bis 2mm kleiner
gedreht, so daſs ein ringförmiger Zwischenraum entsteht. Der Feuerraum ist im
unteren Theile des Cylinders C1 befindlich und durch einen Graphitüberzug
geschützt. Ist der Treibcylinder am Grunde angekommen, so schlieſst sich das
Ausströmungsventil, der Schieber b1 verbindet den Pumpenraum mit dem Raume des
Treibcylinders. Die in der Pumpe enthaltene Luft ist alsdann bereits auf annähernd
1k Spannung gebracht und tritt so in den
Cylinder, wobei die Verbindung so lange bestehen bleibt, bis alle Luft in den
Treibcylinder übergetreten ist. Der Pumpencylinder befindet sich dabei am Ende, der
Treibcylinder auf der Mitte seines Hubes. Die von der Pumpe gelieferte Luft tritt
theils oben in den Cylinder, theils geht sie nach unten, wo sie unter den Rost
tritt, hier zur Verbrennung dient und als warme Luft den Cylinder füllt. Die oben
eintretende kalte Luft streicht durch den ringförmigen Raum, in welchen in Folge
dessen die heiſsen Verbrennungsgase gar nicht eintreten und also auch nicht an die
reibenden Flächen gelangen können.
Die Regelung der Geschwindigkeit wird, da die Menge der
eintretenden Luft stets dieselbe ist, durch den verschiedenen Wärmegrad der Gase
bewirkt, welche in den Cylinder eintreten. In demselben Maſse als weniger Luft durch
die Feuerung getrieben wird, geht mehr durch den ringförmigen Raum und in
demselben Maſse wird die Spannung vermindert. Zu diesem Zwecke ist ein Ventil n1 angeordnet (Fig. 8),
welches unter dem Einflüsse des im Inneren der Säule B
befindlichen Regulators L1 steht.
Die Beschickung des Feuers geschieht vom Trichter I aus selbstthätig durch die Aufgabevorrichtung I1, welche den Koks
stückweise auf den Trichter J wirft, von wo aus
derselbe durch einen Schieber in den Verbrennungsraum gelangt. In diesem Augenblicke
gestattet ein Schauloch im Deckel des Trichters J die
Beobachtung des Feuers.
Die Abkühlung des Cylinders wird, wie bei den Gasmaschinen üblich ist, durch einen um
den Cylinder geführten Wassermantel bewirkt. Um die Maschine in Betrieb zu setzen,
dreht man, wenn der hinreichende Wärmegrad erreicht ist, einige Male das Schwungrad,
worauf die Maschine weiter läuft.
Arbeitsweise. Die verschiedenen Theile arbeiten fast
unter denselben Verhältnissen wie bei der Dampfmaschine. Die Pumpe saugt und drückt
nur kalte Luft, ebenso durchstreicht den Vertheilungsschieber nur kalte Luft. Der
Kolben und der Treibcylinder haben an der Stelle, wo sie sich berühren, 60 bis 80°,
also eine niedrigere Wärme als bei einer Dampfmaschine, und kommen nicht mit
heiſser, staubiger Luft in Berührung, arbeiten also auch unter günstigen
Bedingungen. Es kommt also nur noch das Austrittsventil in Betracht. Doch ist zu
bemerken, daſs die austretenden Gase sowohl durch ihre Ausdehnung als auch durch die
Wasserkühlung den hohen Wärmegrad verloren haben, so daſs das Ventil leicht dicht zu
halten ist. Doch war selbst nach einem fünfmonatlichen Betriebe ein erneutes
Einschleifen des Ventiles noch nicht erforderlich.
Die an 4, 6 und 9 pferdigen Maschinen durch 6 Stunden hindurch angestellten
Bremsversuche, bei welchen die angegebene Kraft wirklich übertragen wurde,
ergaben
bei
4
1,50k
Koksverbrauch
in
der
Stunde
„
6
1,35
„
„
„
„
„
9
1,10
„
„
„
„
Die Erfinder hofen, bei 20 mit höchstens 0,8 bis 0k,9 Koks auszukommen.