Titel: | Ueber die Herstellung venetianischer Mosaiken und Glasstudien. |
Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 223 |
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Ueber die Herstellung venetianischer Mosaiken und
Glasstudien.
Herstellung venetianischer Mosaiken und Glasstudien.
Ueber dieses Thema hat Prof. H. Schwarz einen Vortrag im
Verein zur Beförderung des Gewerbfleiſses in
Deutschland (Berlin)Nach gefälligst eingesendetem Seperatabdruck aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes, 1887
S. 204. gehalten, dem wir das Folgende entnehmen: Zunächst
bespricht Schwarz die Versuche, welche er behufs
Ermittelung der rationellen Zusammensetzung eines Normalglases angestellt hat, das
bei genügender Leichtschmelzigkeit und Billigkeit den nordischen klimatischen
Einflüssen genügend Widerstand leisten konnte. Die feingepulverten Glasproben wurden
durch feinste Müllergaze gesiebt und unter häufigem Umschütteln mit 10 procentiger
Salzsäure digerirt. 5g Glas blieben mit 50cc dieser Salzsäure bei etwa 40° durch 24 Stunden
in Berührung, worauf 40 bis 45cc abfiltrirt und
zur Trockne gebracht wurden. Im Rückstand wurden die gelösten Glasbestandtheile
quantitativ bestimmt. Es zeigte sich, daſs die vom Vereine vorgeschriebene
Normalformel 6SiO2 + RO + R2O vollkommen genügt, indem solche Gläser nur etwa
0,16 bis 0,42 Proc. an die Säure abgeben. Das Glied RO war durch Bleioxyd, Kalk,
Baryt und Zinkoxyd, das Glied R2O durch Kali und
Natron vertreten, wobei natürlich auch eine theilweise Substitution in derselben
Basenklasse zulässig erschien und in mannigfaltiger Art durchgeführt wurde. Man
hätte im Gliede RO auch Magnesia oder Strontiumoxyd, endlich verschiedene Farboxyde
einführen können.
In dem häufig angewendeten Glase Nr. VIIDie mit römischen Zahlen bezeichneten 22 Glassorten sind auf Veranlassung von
Prof. Schwarz hergestellt worden und zeigen
folgende Zusammensetzung:Nr.I.6(SiO2)PbO.K2O.„II.6(SiO2)PbO.Na2O.„III.6(SiO2).PbO.NaKO.„IV.6(SiO2).CaO.K2O.„V.6(SiO2).CaO.Na2O.„VI.6(SiO2).CaO.NaKO„VII.6(SiO2).½PbO.½CaO.½K2O.½Na2O.„VIII.5(SiO2).PbO.K2O.„IX.5(SiO2).PbO.Na2O.„X.5(SiO2).PbO.KNaO.„XI.5(SiO2).CaO.K2O.„XII.5(SiO2).CaO.Na2O.„XIII.5(SiO2).CaO.Na2O.K2O.„XIV.4(SiO2).CaO.K2O.„XV.3(SiO2).CaO.K2O.„XVI.6(SiO2).BaO.K2O.„XVII20SiO2 + 3K2OSnO2„XVIII.6(SiO2).½PbO.½BaO.K2O.Nr.XIX.6(SiO2).½PbO.½ZnO.K2O.„XX.6(SiO2).⅓PbO.⅓ZnO(SnO2).⅓BaO.K2O.„XXI.6(SiO2).⅓PbO.⅓ZnO(SnO2)⅓BaO.½K2O.½Na2O.„XXII.6(SiO2).¼PbO.¼ZnO.¼BaO.¼CaO.½K2O.½Na2O. finden wir ½ Mol. Bleioxyd neben ½ Mol. Kalk, ½ Mol. Natron neben ½ Mol Kali, eine
Glasmischung, welche bei genügender Leichtschmelzigkeit sich billig aus gemengten
Brocken von englischem und böhmischem Krystall und dem gewöhnlichen Kalknatronglas
bezieh. unter Zusatz von Sand, Mennige, Kreide, Soda, Potasche darstellen lieſs.
Noch complicirter erscheint Nr. XXII von der Formel
6SiO2 + ¼PbO + ¼BaO + ¼ZiO + ¼CaO
+ ½Ka2O + ½Na2O.
Die Gläser wurden zum Theil auf der Reich'schen
Glashütte in Voitsberg geschmolzen, wo dann ein umständliches Formiren durch
Zerschneiden nöthig war, theils im hessischen Tiegel erzeugt und direkt in
Rahmenformen gegossen, worauf ein Kühlen in der geheizten Gasmuffel auf
Asbestpappenunterlage folgte.
Die Analyse eines Theiles dieser Gläser zeigte, daſs die Zusammensetzung, wenigstens
bei den Laboratoriumsgläsern nicht wesentlich von den aus der Synthese berechneten
Zahlen abwich, der Schmelzverlust also unbedeutend war. Der Weber'schen Probe mit MHgas gegenüber verhielten sich alle diese Gläser
indifferent.
Um die Grenze der Widerstandsfähigkeit kennen zu lernen, wurden sub Nr. VIII bis XIII
Gläser nach der Formel 5SiO2 + RO + R2O dargestellt, bei denen Weber's Probe zwar ebenfalls versagte, die Salzsäuredigestion aber 1 bis
1,5 Proc. Gelöstes ergab, was noch immer zulässig erscheint. Für die gefärbten
Pasten, bei denen durch Farboxyde und Trübungsmittel die Acidität meist herabgesetzt
wird, erschienen diese Versuche besonders wichtig. Eine Berechnung sämmtlicher
Proben auf ihr Aciditätsverhältniſs zeigt nur ausnahmsweise ein Herabgehen der
SiO2-Mol. unter
2,5\,\mbox{SiO}_2+1\left\{\mbox{RO}\ \ \,\atop
\mbox{R}_2\mbox{O.} Die Ausnahmen sind besonders bei den Versuchen zu
bemerken, bestimmte gegebene Nuancen nachzubilden, die sich nur in stark basischen
Gläsern hervorrufen lassen. Eventuell ist eine leichte Abhilfe in der Vermehrung der
Kieselsäure bei speciellen Nuancen geboten.
In den Nr. XIV und XV liegen endlich Gläser mit 4 bezieh. 3 Mol. SiO2 auf 1RO + 1R2O
vor. Hier reagirt Weber's Probe entsprechend energisch;
an die Digestionssalzsäure gab Nr. XIV 7,66 Proc., Nr. XV gegen 45 Proc. ab.
Letztere wurde daher vollkommen aufgeschlossen.
Die verschiedenen Proben, auf ihr specifisches Gewicht geprüft, zeigten bei den
Bleioxydgläsern ein specifisches Gewicht über, bei den Kalkgläsern bedeutend unter
3. Auffallend war es, daſs die Natrongläser um etwas schwerer waren, als die
entsprechenden Kaligläser. Wenn sich dies auch theilweise dadurch erklärt, daſs das
niedere Molekulargewicht des Natrons bei den Bleigläsern einen gröſseren Procentgehalt an Bleioxyd bedingt,
so mag auch der Umstand von Einfluſs sein, daſs ebenso wie die Metalle auch die
Salze des Natriums specifisch schwerer als die des Kaliums sind.
Schmelzbarkeitsversuche, durch Einbringen der Glaspulver in die geheizte Gasmuffel
und Vergleichen des Sinterungsgrades angestellt, führten zu der Annahme, daſs der
Procentgehalt an Kieselsäure die Schmelzbarkeit wesentlich beeinfluſst Bleiglas ist
nicht deshalb schmelzbar, weil das Bleioxyd ein besonders gutes Fluſsmittel ist,
sondern weil sein hohes Molekulargewicht bei gleicher Formel den Procentgehalt an
Kieselsäure herabdrückt. Das Normalkalkkaliglas enthält etwa 75,5 das
Bleioxydkaliglas 53,4 Proc. Kieselsäure.
Eine weitere Prüfung auf Haltbarkeit gewährt endlich das Verhalten der Gläser gegen
destillirtes Wasser unter hohem Dampfdruck. In einem Autoclaven von Muencke wurden die Proben etwa 1 Stunde lang mit
destillirtem Wasser auf 15at Spannung erhitzt.
Auch die Normalgläser werden dadurch so weit angegriffen, daſs die feinmatte Fläche
das Beschreiben mit einem Bleistift gestattet. Normalglas Nr. I (Si6PbKaO14), Nr. IV
(Si6CaKa2O14), Nr. V (Si6Na2CaO14), Nr. VIII
(Si5PbKa2O12), Nr. XIII (Si5CaKaNaO12), Nr. XIV (Si4CaKaO10), ferner
Gläser nach der Formel Si4CaNa2O12 und Si60,5CaNa3O14, dann braunes Flaschenglas, Fensterglas,
böhmische Verbrennungsröhren zeigten in dieser Beziehung nur unwesentliche
Unterschiede, indessen war das alkalireichere Glas am stärksten angegriffen.
Tiefgreifend verändert wurden die sogen. Thüringer Biegeröhren; sie waren bei
gleicher Behandlung fast millimetertief innen und auſsen in eine weiſse, opake Masse
verwandelt, die sich in Schuppen von dem noch glasigen Kern ablöste; man hätte bei
längerem Erhitzen dieses Glas ganz zerkochen können. Das unveränderte Glas zeigt die
Formel 6\,\mbox{SiO}_2+0,5\,\mbox{CaO}+1,7\,\left.{\mbox{Ka}\atop
\mbox{Na}}\right\}\mbox{O} einen Mangel an Kalk, einen Ueberschuſs an
Alkali; es verlor beim Dämpfen etwa 11 Proc. seines Gewichtes, in der alkalisch
reagirenden Lösung wurden Kieselsäure und Alkali neben wenig Kalk gefunden, während
die Zusammensetzung der Schuppen bei 100° getrocknet der Formel
6\,\mbox{SiO}_2+0,54\,\mbox{CaO}+0,57\,\left.{\mbox{Ka}\atop
\mbox{Na}}\right\}\mbox{O}+3\,\mbox{H}_2\mbox{O}
entsprach. Diese 3 Mol. Wasser entweichen erst beim
Glühen.
Augenscheinlich sollte der Alkaliüberschuſs die Leichtschmelzigkeit des Glases
fördern und der geringe Kalkgehalt das Entglasen beim öfteren Anwärmen verhindern.
Bleiglas, das für Biegeröhren sonst sehr geeignet wäre, schwärzt sich zu leicht vor
der Lampe durch Bleireduction. Daſs man diesem Glase, das sonst als Typus des
Natronglases gilt, auch Kali zugesetzt hat, geschah wohl ebenfalls der leichteren
Schmelzbarkeit halber. Wo die Alkalisalze im Ueberschuſs vorhanden sind, so beim Aufschlieſsen der
Silicate, wird in der That die Leichtschmelzigkeit durch die Mischung erhöht, bei
Silicatüberschuſs kommt dieselbe indessen nach meinen Versuchen wenig zur
Geltung.
Die Mosaikpasten müssen opak sein, um durch Reflexion zu wirken und den Untergrund zu
decken. Bei sehr intensiv gefärbten dunkeln Gläsern kann man zwar die Trübung
entbehren, und bei den lebrigen Kupfergläsern fällt Färbung und Trübung
zusammen.
Neben den in den venetianischen Originalgläsern gefundenen Trübungsmitteln,
Arsensäure und Antimonsäure, wurde auch noch die Prüfung anderer zum Opakmachen
geeigneter Verbindungen, wie Knochenasche, Zinnoxyd und Fluoride, vorgenommen.
Nach der Untersuchung einiger in der Groſsindustrie erzeugten Opakgläser, so
Milchglas, Alabasterglas, Kryolithglas, Emailglas, Spathglas, in denen
Kieselsäureüberschuſs, Arsensäure, Zinnoxyd in geringen Mengen, endlich Kryolith und
Fluſsspath die Trübung hervorrufen, wurde eine Reihe mehr oder weniger gelungener
Schmelzversuche angestellt, deren Resultate kurz folgende sind:
1) Zinnoxyd eignet sich wenig für Normalgläser, in denen es sich bei längerem
Schmelzen klar auflöst, wobei es sich wohl der Kieselsäure zur Seite stellt. Bei
weniger heiſsem Schmelzen bleiben unaufgelöste Körnchen zurück, die nur wenig
trüben. Im Deckemail für Eisenguſs und in der Glasur der Emailkacheln oder der
echten Majoliken liegen stark basische Gläser vor, was zur Hervorrufung der Opacität
durch Zinnoxyd nöthig scheint. Da eine genügende Dünnflüssigkeit durch Boraxzuschlag
herbeigeführt werden muſs und viel Zinnoxyd nöthig ist, würde das Glas auch theuer
werden. Zinnoxyd ist nur zur Glasur, nicht zur Glastrübung brauchbar.
2) Die Knochenasche, das Tricalciumphosphat, das sonst vielfach verwendet, jetzt aber
in der Lampenglockenfabrikation wegen der gelblichen Färbung des durch solches
Milchglas durchfallenden Lichtes aufgegeben ist, dürfte ebenfalls für die
Pastentrübung ungeeignet erscheinen. Man muſs groſse Mengen davon (bis 30 Proc.)
verwenden, das Glas schmilzt dann schwieriger und tritt die Trübung eigentlich erst
beim Anwärmen gut hervor. Sie mag auf der Ausscheidung z.B. von Dicalciumphosphat
beruhen und tritt dadurch zur Arsensäuretrübung in Beziehung. Meine Versuche damit
gaben erst bei Boraxzusatz genügend flüssiges Gas.
3) Die Fluorverbindungen – Kryolith, Fluſsspath und Fluorwasserstoff-Fluorkalium –
ergaben besonders zufriedenstellende Resultate, indem sie schon in relativ geringer
Menge (5 bis 10 Proc.) ein reinweiſses, gleichmäſsig opakes Glas lieferten, das
überdem wesentlich an Schmelzbarkeit gewonnen hatte. Wenn man trotzdem in neuerer
Zeit in den Glashütten dem Kryolith vorwirft, daſs er Häfen und Oefen stark
angreife, so liegt dies wohl in einer miſsverständlichen Anwendung desselben. Der dafür üblich
gewordene Ausdruck „Emailsoda“ zeigt, daſs man damit auch die Soda ersetzen
wollte und deshalb unnöthig groſse Mengen anwendete. Bei einem Versuche, wo nach
einer Rezeptangabe ¾ Glas Nr. VII und ¼ Kryolith angewendet wurden, bildete sich
eine dünnflüssige Glasgalle, die sich leicht vom Glase abgieſsen lieſs und im
Wesentlichen die Formel CaFl2 + 3NaFl besaſs, und
die man auch direkt durch Zusammenschmelzen von Fluſsspath und Fluornatrium im
Platintiegel über dem Bunsenbrenner darstellen konnte. Der kieselsaure Kalk hatte
sich mit dem Fluoraluminium in kieselsaure Thonerde und Fluorcalcium umgesetzt, das
sich mit dem restirenden Fluornatrium verband. Durch solche dünnflüssige Massen
werden die Häfen leicht zerstört, indem unmerkliche Sprünge dadurch rasch erweitert
werden. Auſserdem liefert das verdampfende Fluorsilicium mit dem Wasserdampf der
Flamme Fluorwasserstoff, der wieder die Ofen wände angreift, was sich alles durch
die Beschränkung auf die zur Trübung nöthige geringe Menge vermeiden oder wenigstens
stark vermindern läſst. Die Trübung hängt meiner Ansicht nach mit der Bildung von
Kieselfluormetallen zusammen, die sich fein vertheilt im Glase ausscheiden. Die
Thonerde des Kryolithes spielt keine wesentliche Rolle, da auch Fluſsspath und
Fluorkalium gut trübend wirken Die Zusätze von Thonerdehydrat (aus Bauxit) oder von
Feldspath beim Fluſsspath, wie sie die Praxis vorschreibt, erscheinen
unmotivirt.
Die Wirkung des Kryolithes erklärt sich Schwarz nach
folgender Formel 4(Al2Na6Fl12) + 9SiO2 = 4Al2O3
+ 6Na2O + 6Na2SiFl6 + 3SiFl4. Das Fluorsilicium ist in den beim Schmelzen entweichenden weiſsen
Dämpfen enthalten. Schwarz suchte neuerdings obige
Formel durch einige quantitativ im Platintiegel durchgeführte Schmelzversuche zu
rechtfertigen. Als ein Gemenge von Sand und Kryolith nach obiger Formel gemischt
wurde, betrug der Schmelzverlust nur 4,4 Proc., was einer modificirten Formel 4Al2Na7Fl12 + 9SiO2 =
2(SiO2 + 2Al2O3 + Na2O) + 6Na2SiFl6 + FlNa + SiFl4 entsprach. Dieses
Fluornatrium löste sich langsam in Wasser, das Filtrat reagirte neutral, ergab durch
Fällen mit Kalkmilch Fluorcalcium im Niederschlag und Aetznatron im Filtrat, was
alles mit Fluornatrium stimmt. Ein besseres Resultat ergab sich mit der doppelten
Menge Kieselsäure, also nach der Formel 4(Al2Na6Fl12) + 18SiO2 + 9SiO2 + 6Na2O + 4Al2O3 + 6Na2SiFl6 + 3SiFl4. Hiernach
muſsten 11,35 Proc. Schmelzverlusteintreten, während 11,55 Proc. beobachtet wurden.
Bei einer Schmelze von 100 Th. Normalglas VII und 15 Th. Kryolith entwichen nur 2
Mol. SiFl4, da die Kieselsäure im Glas schon zu sehr
gebunden war, 10 Th. Kryolith wären wohl vollständig zersetzt worden Da auch
Probeschmelzen mit 16,6, 6,6 und 3,3 Th. Kryolith ergaben, daſs erstere Menge zu
stark, letztere zu wenig wirkte, wurde bei den Pastengläsern meist die Grenze
zwischen 10 bis 15 Proc. Kryolith eingehalten.
Beim Fluſsspath zeigt sich die Trübungsfähigkeit etwas vermindert, die Zersetzung
erfolgt nach der Formel 3CaFl2 + 3SiO2 = 2CaSiO3 +
CaSiFl6. Daſs hier kein Fluorsilicium auftritt,
mag neben dem billigeren Preise die Bevorzugung des Fluſsspathes durch die Praxis
erklären. In den Pastengläsern ruft er durch seinen Eisengehalt die Neigung zu
ternären Färbungen hervor.
Dies fällt bei dem sehr reinen Fluorwasserstoff-Fluorkalium fort, das man zweckmäſsig
mit etwas Alkali neutralisirt, um beim Schmelzen mit Glas das Entweichen des
Fluorsiliciums zu mindern. Beim Satzschmelzen erfolgt die Sättigung nebenbei durch
die angewendeten Alkalien. Die Zersetzungsformel ist analog der des Fluſsspathes
6KaFl + 3SiO2 = 2Ka2SiO3 + Ka2SiFl6.
4) Antimonsäure als Trübungsmittel scheint auf ein basischeres Grundglas angewiesen
zu sein, wie es in vielen venetianischen Pasten vorliegt. Normalgläser zeigen damit
leicht die Erscheinung des Durchgehens, wobei die Antimonsäure in flüchtiges
Antimonoxyd und Sauerstoff zerfällt. Bequemer ist die Anwendung des käuflichen
metaantimonsauren Natrons oder des basisch antimonsauren Bleioxydes (Neapelgelb).
Die Unsicherheit der Wirkung läſst diese Trübungsmittel gegen die Fluorverbindungen
zurückstehen.
5) Die Arsensäure erscheint für gewisse Nuancen der
Gold- und Silbergläser unentbehrlich. Statt des käuflichen Monokaliumarseniats
wandte Schwarz ein Gemisch von gleichen Theilen
arseniger Säure und Kalisalpeter an, aus welchem Gemenge unter Bildung von
salpetriger Säure nach der Formel: As2O3 + 2KaNO3 =
2KaAsO3 + N2O3 das Monokaliumarseniat entsteht. Eine
Verdreifachung der Salpetermenge und dadurch veranlaſste Bildung von
Trikaliumarseniat hatte keinen besonderen Erfolg. Alle Arsenweiſsgläser schmelzen
blank ein und werden erst durch Anlaufen opak, wobei wahrscheinlich arsensaures Blei
herauskrystallisirt. Der Gehalt an Arsensäure kann zwischen 4 bis 8 Proc. schwanken,
mehr davon würde beim Schmelzen als arsenige Säure und Sauerstoff entweichen.
Bei den Pastengläsern unterscheidet man Grundglas, Trübungs- und Färbemittel. Nur bei
sehr intensiv gefärbten Pasten kann man die Trübungsmittel weglassen und tritt in
einzelnen Fällen das Färbemittel selbst als Trübung auf.
Schwarz hat versucht, durch entsprechende Mischung die
primären, secundären oder tertiären Farbennuancen der Pastengläser in den
verschiedenen Tönen von Hell und Dunkel zu erzeugen. Die Glastechnik hat im
Bestreben, reine intensive Nuancen herzustellen, gerade den binären und mehr noch
den ternären Nuancen wenig Werth beigelegt, während insbesondere die letzteren für
das Mosaik die gröſste Bedeutung besitzen.
Die Nuance wurde sowohl durch allmähliche Vermehrung der Menge des färbenden Oxydes, als
auch für dunkle Färbungen durch Verminderung oder Aenderung des Trübungsmittels
hervorgerufen. Bei den meisten Färbemitteln liefert der Guſs oder die Pressung
gleich das gewünschte Product, in anderen Fällen tritt die Farbe bezieh. Trübung
erst durch Anlaufen beim Wiederanwärmen ein.
Schwarz bespricht nun die Farben, die durch gelöste
regulinische Metalle: Gold, Silber, Kupfer, im Glase hervorgebracht werden.
Daſs sich einzelne Metalle in heiſsem geschmolzenen Glase auflösen, ist bekannt (vgl.
z.B. R. Zsigmondy 1887 266
367). Die Färbung tritt dann erst nach dem Anlaufen ein, indem das Metall in
molekularer Form ausgeschieden wird.
Kühlt sich das fertig geschmolzene Glas langsam ab, so tritt die Ausscheidung in
dichterer Form auf, das Glas trübt sich, wird lebrig. Beim Golde genügt schon eine
sehr kleine Menge, höchstens 1/10000 des Glasgewichtes, um intensive Purpurfärbung
zu erzeugen, falls man nur Sorge trägt, daſs es wirklich vollkommen gelöst wird.
Stark basische Bleioxydkaligläser zeigen das gröſste Lösungsvermögen. Durch
möglichste Vertheilung des Goldes im Glassatz und langes heiſses Schmelzen erreicht
man die vollkommenste Sättigung. Wird lebrig gewordenes Glas aufs Neue geschmolzen,
so löst sich nur ein Theil des ausgeschiedenen Goldes wieder auf, ein anderer setzt
sich als Kügelchen zu Boden und die Färbung beim Anlaufen ist gering.
Welche Gold Verbindung zur Verwendung kommt, ist gleichgültig, da alle schon weit vor
der Schmelztemperatur metallisches Gold liefern. Schwarz wendete eine verdünnte Goldchloridlösung, 0g,005 Au auf 1cc, an, die dem Schmelzsande beigemischt wurde. Da beim Eintrocknen durch
Capillarwirkung die Vertheilung ungleich werden konnte, wurde nachträglich ein
Reductionsmittel, meist eine Lösung von Mercuronitrat zugegeben, die das Gold mit
violetter Farbe auf dem Sande fällte. Der nachträglich ausgeglühte Sand erschien
schwach röthlich gefärbt, wie es dem höchsten Grade der Vertheilung des Goldes
entspricht. Die Qucksilberverbindung wird dabei natürlich ohne Rückstand
verflüchtigt.
Auf 100g Glas wurden 1 bis 3cc der Goldlösung angewendet, was 1/20000, 1/10000, 1/6666 Gold
entspricht. Beim Sande, der die doppelte Menge Glas bildet, natürlich das Doppelte.
Als Grundglas wurde theils Nr. I, theils Nr. VII, endlich das bleireiche Ebellglas
verwendet, auch schmolz man wohl zuerst ein Weiſsglas mit etwa 8 Proc. arseniger
Säure und gleich viel Salpeter, schreckte es in Wasser ab, worauf dem Pulver das
Gold zugesetzt und von Neuem eingeschmolzen wurde. Der umgekehrte Weg, erst
durchsichtiges Goldglas zu schmelzen und nach dem Abschrecken das Trübungsmittel
zuzufügen, gab schlechte Resultate, wohl weil beim zweiten Schmelzen das Gold lebrig
ausgeschieden und nicht vollkommen wieder gelöst wurde.
Die Anwendung von Kryolith als Trübungsmittel ergab im Allgemeinen helle rothe Nuancen, die
indessen häufig marmorirt waren, was Schwarz auf eine
partielle lebrige Ausscheidung des Goldes zurückführt. Besonders auffallend zeigt
sich dies bei Anwendung des Fluſsspathes, der unerwarteter Weise statt rothe schöne
graugrüne Töne hervorrief. Man kann dies kaum durch den Eisengehalt desselben
erklären, da ein Zusatz von Eisenoxyd zum Arsensäure-Goldglase wieder die
purpurrothe Färbung lieferte. Die leichte Schmelzbarkeit, welche durch
Fluorverbindungen erreicht wird, führt leicht dazu, das Schmelzen früher zu
unterbrechen, ehe die vollkommene Lösung des Goldes erzielt ist, wo dann eine
lebrige Ausscheidung zu erwarten ist. Sehen wir von dem Zwecke, rothes Glas zu
erzeugen, ab, so bieten gerade diese unerwarteten Färbungen eine gute Ausdehnung der
Mosaikpalette. Das Anlaufen ändert die Nuance der fluorgetrübten Goldgläser nur
wenig.
Metallisches Silber, im Glase gelöst, kommt bisher meist
als sogen. Lasur zur Verwendung. Ein Silbersalz, meist Chlorsilber, wird mittels
Thonschlämpe vertheilt auf Glasplatten dünn aufgestrichen, die sich nach dem
Einbrennen in der Muffel und Abbürsten des Thones schön und intensiv gelb gefärbt
zeigen. Schmelzgläser in dieser Art darzustellen, scheint erst in neuerer Zeit
böhmischen Glashütten gelungen zu sein.
Sehr interessant gestalteten sich die Versuche durch Combination von Gold- und
Silberfärbung (mit Arsensäuretrübung. Es bildeten sich orangegraue bis zinnobergraue
Töne, welche zur Färbung von Fleischpartien für den Maler von groſsem Werthe sind.
Die Nuancen waren leicht zu variiren, wenn von dem Verhältniſs gleicher Gold- und
Silbermengen nach der einen oder anderen Seite abgewichen wurde.
Fluortrübung verursachte auch bei reinem Silber grüngraue Bänderung. Wurde dieses
Lebrigwerden vermieden, so erhielt man ebenfalls orangegraue bis gelbe
Färbungen.
(Fortsetzung folgt.)