Titel: | Einiges über Mineralschmieröle; von Dr. Carl Schaedler. |
Autor: | Carl Schaedler |
Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 230 |
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Einiges über Mineralschmieröle; von Dr. Carl
Schaedler.
(Eine Entgegnung auf einen Vortrag des Herrn Dr.
Treumann).
Schaedler, über Mineralschmieröle.
Es ist eine Notwendigkeit, daſs in unserer sogen. schnelllebigen Zeit gleichgesinnte,
in demselben Fache lebende Männer durch Gedankenaustausch in Form eines Vortrages
sich belehren, auf Grund dessen etwa verschiedene Ansichten über den Gegenstand
direkt zur Sprache gebracht werden, oder es werden durch Vereinsorgane die Vorträge
mitgetheilt, und dann haben selbst Fernstehende das Recht, andere Ansichten kund zu
geben.
Die nachstehende Entgegnung ist auf den von Dr. Treumann
in Hannover in der Versammlung des Vereins deutscher
Maschinen-Ingenieure den 27. September 1887 gehaltenen und mir aus den Glaser'schen Annalen für Gewerbe und
Bauwesen, Bd. 21 Heft 9 und 10 vom 1. und 15. November 1887 bekannt
gewordenen Vortrag über Mineralschmieröle gerichtet.
In diesem Vortrage sind Ansichten ausgesprochen worden, welche das Ergebniſs aller
bisherigen Forschungen und Erfahrungen umstoſsen. Meine Ausführungen sollen über den
Rahmen einer Widerlegung und Zurückweisung der Treumann'schen Angaben nicht hinausgehen, indem ich mich auf allgemein
Bekanntes und den Inhalt meines Werkes „Technologie der Fette und Oele der
Fossilien (Mineralöle)“Verlag von Baumgärtner. Leipzig 1887.
beziehen kann.
Treumann stellt eingangs seines Vortrages in Aussicht,
mit den Neuerungen und Erfahrungen auf dem Gebiete der Mineralschmieröle bekannt zu
machen. So aufmerksam der Leser dem Vortrage nach den Glaser'schen Annalen folgt, vermag er aber in
demselben von neuen Ermittelungen in Betreff der Mineralschmieröle, die man sich
aneignen könnte, nichts zu entdecken.
Da, wo anzunehmen war, etwas Wissenswerthes von Treumann
zu erfahren, läſst er überall im Stich, so wenn er beispielsweise mittheilt:
"Das Oelheimer Rohöl besitzt allerdings gewisse Eigenschaften,
welche zur Erzeugung von Schmieröl es besonders geeignet machen"
und nicht sagt „welche,“
oder wenn er fortfährt:
"unter gewissen Voraussetzungen liefert auch das Elsäſser Rohöl
durchaus brauchbare Schmieröle"
und verschweigt, unter welchen Voraussetzungen.
Wenn Treumann sagt:
"daſs die inländische Mineralschmieröl-Fabrikation, obwohl dieselbe
durch einen erheblichen Zoll gegen die Unterdrückung durch die ausländische
Mineralöl-Industrie geschützt ist, weder der Art noch der Menge ihrer Erzeugnisse
nach den deutschen, sich von Jahr zu Jahr steigernden Bedarf zu decken geeignet
ist"
und dann seine Betrachtungen über eine Raffinerie im Oelheimer
Revier anstellt und mit der Mineralölgewinnung im Elsaſs schlieſst, so vermiſst man
die Erwähnung der beiden gröſsten deutschen Firmen zur
Gewinnung von Mineralschmierölen in Hamburg und Salzbergen, welche nach Art und Menge ihrer Erzeugnisse
doch sicher allen Anforderungen zu genügen im Stande sind.
Treumann spricht zu Gunsten leicht erstarrender
Mineralölprpducte, welche ohne nähere Angabe des Wirkungswerthes im Wesentlichen
sich als Erzeugnisse aus Elsäſser Rohpetroleum ergeben werden.
Wenn man auf den volkswirthschaftlichen Theil des Vortrages näher eingeht, so ist zunächst zu
entgegnen, daſs auf Grund zuverlässiger Erhebungen diejenigen Mineralschmieröle, von
denen Treumann angibt:
"daſs sie zum Preise von 21 M. für 100k franco Ablieferungsort angeboten werden",
den von einer groſsen Anzahl deutscher Eisenbahnverwaltungen
gestellten Anforderungen nicht entsprechen.
Treumann sagt in seinem Vortrage ferner:
"Mehrere deutsche Eisenbahnverwaltungen hätten auf Grund
mehrjähriger Erfahrungen die Ueberzeugung gewonnen, daſs für sie das Vortheilhaftere sei, billige
Mineralöle von relativ niedrigem Schmierwerthe zu verwenden."
So lange die betreffenden Verwaltungen keine genaue chemischphysikalische
Charakteristik solcher Oele besitzen oder aufzustellen vermögen und sich bezüglich
derselben auf die Kriterien von „billig“ und
„relativ niedrigem Schmierwerthe“ oder
„überhaupt unzureichende Merkmale“
beschränkt sehen, dürfte der Vortragende in derartigen Beobachtungen weder das
Material zur Lösung einer wirthschaftlichen Frage
finden, welche in hervorragender Weise die genaueren
Angaben erfordert, noch bei Hörern und Lesern des Vortrages die
Ueberzeugung erwecken, daſs die betreffenden Verwaltungen damit selbst die Frage
irgendwie in erschöpfender Weise als gelöst betrachten. Die nicht unerheblichen Bedenken werden nun folgender Maſsen zu
beschwichtigen gesucht:
"Als selbstverständliche Voraussetzung für die Beschaffung billiger
Mineralschmieröle gilt jedoch, daſs dieselben zwar einen relativ niedrigen Schmierwerth, aber keinerlei
sonstige Eigenschaften besitzen dürfen, welche sie für den speciellen
Gebrauchszweck ungeeignet erscheinen lassen."
Darin liegt doch wohl keine Belehrung!
Wenn Treumann sodann darauf hinweist, daſs der Nutzwerth
billiger Mineralschmieröle für die Eisenbahn Verwaltungen sich höher herausstelle,
als man anzunehmen geneigt sei, weil ein groſser Theil des Oeles für die Ausnutzung
nicht in Betracht komme, so ist solche Aeuſserung doch nur
geeignet, eine an sich höchst einfache Frage zu verwickeln und Trugschlüsse
herbeizuführen.
Stets wird die Verwaltung, welche Schmieröle verbraucht, das Ergebniſs so zu ziehen
haben, daſs bei einem billigen Oele der Gesammtpreisunterschied der ganzen Bedarfsmenge den muthmaſslichen Nachtheilen
an erhöhtem Brennmaterialverbrauch, vermehrten Heiſsläufern, gröſsere
Abnutzung u.s.w. gegenübergestellt wird.
In welche einzelnen Zahlen der Verbrauch des Schmiermaterials zerfällt, insofern doch
als Gesammtverbrauch eine bestimmte Ziffer sich herausgestellt, ist wirthschafllich vollkommen unerheblich.
Die zur Erwägung gestellte Treumann'sche Ansicht würde
höchstens dann angebracht erscheinen, wenn Treumann
behaupten wollte, daſs bei den billigen
Mineralschmierölen weniger Material sich der Ausnutzung entziehe als bei den
besseren Oelen. Gerade aber bei den vom Redner befürworteten billigen, leicht dick und steif werdenden Massen pflegt allein schon beim
Aufgieſsen aus den Oelkannen, wie jeder mit dem Schmieren betraute Arbeiter weiſs,
ein gröſserer Materialverlust einzutreten.
Zum chemisch-technischen Theile des Vortrages übergehend, muſs es auffallen, daſs Treumann bei der Besprechung der Zähflüssigkeit der
Schmieröle von dem eigentlichen Gegenstande seines Vortrages sehr weit abschweift;
aus derselben geht hervor, daſs Treumann sich mit dem
Engler'schen Apparate noch nicht befreundet hat,
obgleich derselbe sehr wohl zu allseitigem Gebrauche hinsichtlich der Bestimmung der
Zähflüssigkeit innerhalb eines zulässigen Spielraumes geeignet ist.
Die Anwendung des Engler'schen Apparates, welcher seit
Jahren keinerlei Bedenken in Betreff der Handhabung ergeben hat, ist bei der Königl. rechtsrheinischen Eisenbahndirektion, der
Königl. bayerischen und den Groſsherzogl. badischen Staatseisenbahnen – am
nur einige Verwaltungen zu nennen – längst verfügt.
Die bahnseitig erfahrungsmäſsig festgestellten Grenzen, innerhalb welcher bei
bestimmten Temperaturen die Zähflüssigkeit der Mineralschmieröle für bestimmte
Gebrauchszwecke sich zu halten hat., sind damit vollkommen hinreichend zu
controliren.
Unbegründet hat Treumann die Beseitigung der
hinsichtlich des Erstarrungs- und Entflammungspunktes der Mineralschmieröle
allgemein als erforderlich angesehenen Vorschriften, welche von einer möglichst
gleichbleibenden Wirkung der Oele unzertrennlich sind, angeregt. Das Vorhandensein
einer bestimmten Zähflüssigkeit ist nun keineswegs ausreichend für den zu
beanspruchenden Nutzwerth bezieh. die Brauchbarkeit eines Schmieröles. Es ist
vielmehr geboten, auch sämmtliche übrigen Eigenschaften festzustellen, damit ein
Schmiermittel die ihm obliegende Arbeit genügend und thunlichst gleichmäſsig ohne
jegliche Nachtheile erfüllt.
Die Bahn Verwaltungen haben demnächst in ihren bis zum heutigen Tage aufgestellten
Vorschriften erkennen lassen, daſs sie ihre bisherigen Anforderungen bei Anschaffung
der Mineralschmieröle voll aufrecht erhalten. Von einem eventuellen Zurückgreifen auf bessere Oele, wie sich Treumann ausdrückt, kann deshalb bei der groſsen
Mehrheit deutscher Eisenbahnverwaltungen nicht die Rede sein, da dieselbe von den
besseren Oelen überhaupt nicht abgegangen ist. Es ist Eisenbahnverwaltungen zur Verhütung verhängnisvoller Rückschritte nicht
dringend genug zu empfehlen, von den bisherigen Vorschriften – wollen sie dieselben
nicht verschärfen – doch wenigstens nichts nachzulassen, so lange keine andere
wissenschaftliche Begründung stattgefunden hat. Dabei ist es von der gröſsten
Wichtigkeit, daſs die Methoden zur Bestimmung der vorgeschriebenen Eigenschaften
möglichst einheitlich ausgeführt werden.
Von der im Vortrage mitgetheilten Methode des „Umrührens“ bei der Bestimmung des Erstarrungspunktes ist Abstand
zu nehmen. Das Umrühren bewirkt unzweifelhaft durch die dabei gestörte
Krystallisation der von dem Redner erwähnten Paraffin
haltigen Rückstände aus Elsäſser Rohpetroleum o. dgl. Producten, daſs man
zur Feststellung eines wesentlich tiefer liegenden Erstarrungspunktes gelangt, als
den natürlichen Bedingungen entspricht, unter welchen eine Untersuchung Interesse
darbietet. So lange die Oelkannen und Schmierapparate nicht mit selbstthätigen
Rührvorrichtungen versehen sind, wird schwerlich irgend jemand auf den eigenartigen
Standpunkt bezüglich Treumann's Umrührungsmethode
folgen wollen.
In dem Vortrag drängt nun alles zu einer Folgerung, die der Redner aus seinen
bisherigen Ausführungen hat ziehen wollen; er hält mit derselben auch nicht länger
zurück, wenn er in diesem Theile seines Vortrages die Beantwortung der Frage auch
noch den Maschinentechnikern überlassen will, „ob die ins Treffen geführten,
leicht erstarrenden oder salbenartig werdenden Oele,“ wie er zu bezeichnen
vorzieht, „überhaupt mit Vortheil im Eisenbahnbetriebe verwendet werden
können“.
Dieser Vorbehalt tritt in einen grellen Widerspruch mit den vorausgehenden Angaben,
daſs die Frage der Verwendbarkeit der billigen Mineralöle schon entschieden sei.
Um billige Oele für den Eisenbahnbedarf zu beziehen, ist es aber nach Treumann's eigenen Worten
"nicht möglich, gleichzeitig hohe Anforderungen an den sogen.
Entflammungspunkt und den sogen. Kältepunkt zu stellen",
an welcher Stelle er dann fortfährt:
"daſs ein und dasselbe Oel mit Rücksicht auf die wachsende
Zähflüssigkeit nicht mit gleichem Erfolge in den Sommer- und Wintermonaten zu
gebrauchen ist".
Die letztere Aeuſserung hätte nur dann eine praktische
Bedeutung, wenn unter den vorhandenen guten Mineralschmierölen von geringerem
Paraffingehalte hinreichendes Material nicht vorhanden wäre, welches für Winter- und
Sommerbedarf in gleicher Weise genügte, und wenn die Lufttemperatur das
Entscheidende für Zähflüssigkeit bezieh. Dicke der zwischen den gleitenden Flächen
befindlichen Oelschicht und dafür nicht vielmehr die in Wärme umgesetzte Reibung das
Maſsgebende bildete.
Treumann führt sodann an, daſs die getrennte Beschaffung
von Winter- und Sommeröl in früherer Zeit vorgeschlagen, aber mit groſsen
Unzuträglichkeiten verknüpft sei und äuſsert sich wie folgt:
"Da unter den in Deutschland obwaltenden Witterungsverhältnissen
die Monate von heiſser und gemäſsigter Temperatur der Zahl nach vorwiegen, so würde
es sich vielleicht empfehlen, ausschlieſslich Sommeröl zu beschaffen und dasselbe
durch geeignetes Zusetzen von Petroleum oder anderen dünnflüssigen
Mineralölen zum Gebrauch in der Winterzeit geeignet zu machen, immer vorausgesetzt.,
daſs man von der Innehaltung der Vorschrift über den sogen. Entflammungspunkt
Abstand und in erster Linie darauf Bedacht nehmen will, billige Mineralöle zu
beschaffen."
Hier begegnet man also einer schon oben als Notwendigkeit gedachten praktischen
Folgerung, die Redner nun ziehen werde. Bedauerlicher Weise muſs aber gerade diesem
Vorschlage, dem Mineralschmieröle Petroleum zuzusetzen, der gröſste Widerspruch
entgegengestellt und den mit dem Schmieren beauftragten Arbeitern, die nach Treumann sich nicht selten dieses Mittels bedienen – ob
mit oder ohne Vorwissen ihrer Vorgesetzten sagt Redner nicht –, solche Art zu
mischen nachdrücklichst untersagt werden.
Der Vortragende hat in dieser Richtung wohl noch keine Versuche gemacht?
Hier folgen einige Zahlen nach den diesseits angestellten Ermittelungen:
Rückstände von Elsässer Rohpetroleum mit einem Flammpunkt von 140°
erstarren bei 6°. Ein Zusatz von 10 Proc. raffinirtem Erdöl mit 30° Flammpunkt zu
diesen Residuen setzt deren Flammpunkt um 60°, also auf 80° herab, ohne daſs der
Erstarrungspunkt dabei unter 0° sinkt. Die Zähflüssigkeit dieser Residuen, welche
bei 15° schon unter derjenigen der im Eisenbahnbetriebe gebräuchlichen liegt, sinkt
bei diesem Erdölzusatz um den halben Werth.
Werden solche Residuen aus Elsässer Rohpetroleum gereinigt, bezieh. durch Chemikalien von ihren sehr erheblichen Asphalt artigen
Bestandtheilen befreit und auf einen Flammpunkt von 160° gebracht, so tritt
in Folge erhöhter Krystallisierfähigkeit des Paraffins in der gereinigten Substanz
der Erstarrungspunkt derselben schon bei 14° ein. Ein Zusatz von 10 Proc.
raffinirtem Erdöl von etwa 30° Flammpunkt nach dem Abel'schen Apparate bewirkt in diesem Falle nichts anderes, als daſs
solche Residuen dann immer noch bei 7° erstarren, der Flammpunkt auf etwa 85° und
die Zähflüssigkeit dabei unter die Hälfte sinkt.
Es ist also zu ersehen, daſs mit solchen unpraktischen Vorschlägen nichts
auszurichten ist. Will der Vortragende für solche Flammpunkte sprechen, wie sie bei
obigen Mischungen festgestellt sind, welche überdies auch sonst die von ihm
angenommene Brauchbarkeit für Eisenbahnzwecke nicht ergeben, so möge er die
Verantwortung übernehmen.
Auch hinsichtlich der von Treumann gemachten
Unterscheidung des Erstarrens der festen Oele und dem mehr Salben artigen Zustande
von Mineralölen bei niederen Temperaturen muſs noch hervorgehoben werden, daſs
solche Verschiedenheit für den Schmierzweck unerheblich ist.
Es ist Dämlich für den capillaren Vorgang vollkommen gleichgültig, ob auf den
Schmierpolstern ein erstarrtes oder ein sonst wie nicht bewegliches Material sich
befindet. In beiden Fällen geschieht die Erweichung auf Kosten der mechanischen
Arbeit und unter Gefahr des Heiſslaufens der Achsen.
Es erübrigt noch, die Besprechung mit Chemikalien gereinigter bezieh. nicht
gereinigter Mineralöle zu erwähnen. Treumann sagt in
seinen Schluſsworten:
"daſs der mehrjährige versuchsweisevorzugsweise Gebrauch mit Chemikalien nicht gereinigter Oele gewisse Unzuträglichkeiten
nicht zur Folge gehabt haben soll".
Es scheint dem Vortragenden unbekannt geblieben zu sein, wie seit Jahren, so auch bei
dem derzeitigen Gebrauche von Mineralschmierölen von den deutschen
Eisenbahnverwaltungen überhaupt ganz überwiegend Mineralöle, welche nicht mit Chemikalien gereinigt sind, zur Anschaffung und
Verwendung gelangen, wie ja auch die bei unseren deutschen Bahnen in Gebrauch
befindlichen Residuen aus russischer Naphta zu den nicht mit Chemikalien gereinigten
Schmierölen gehören. Wenn Treumann bezüglich der mit
Schwefelsäure nicht behandelten Schmieröle äuſsert:
"daſs solche nicht behandelten Oele dann häufig beim Schütteln mit Schwefelsäure die Säure braun bis schwarz
färben",
aber darüber in Zweifel läſst, welche unter solchen nicht
behandelten Mineralölen nun eigentlich Schwefelsäure „braun bis schwarz
färben,“ so liegt in der Allgemeinausführung des Versuches hier eben der
Fehler und die Gefahr falscher Schluſsfolgerung. Bei Verwendung nicht mit
Chemikalien gereinigter Mineralöle sind sehr gute Erfolge erzielt; es sind dies aber
auch zumeist Oele, welche beim Schütteln mit Schwefelsäure von 1,53 spec. Gew.
selbst bei 100° die Säure nicht intensiv färben.
Diejenigen Oele, welche bei solchen Versuchen und namentlich schon bei geringeren
Temperaturen die Säure braun oder gar schwarz färben, sind, ob sie zu niederen oder hohen Preisen angeboten werden, als erheblich Asphalt artige Bestandtheile enthaltende zu betrachten.
Die Beschaffung bezieh. Anwendung solcher Oele erscheint aber um so bedenklicher,
als die intensive Färbung der Säure nur anzeigt, daſs überhaupt beträchtliche Mengen
Asphalt artiger Bestandtheile vorhanden sind, nicht
aber, ob nach solcher Reaction die Asphalt artigen Stoffe in zunehmendem Maſse der
Lieferung beigemischt sind.
Wünscht eine Eisenbahnverwaltung, welche sich noch nicht darüber klar ist, ob das
bessere und reinere Material auch für sie gröſseren Nutzwerth besitze, versuchsweise
sich ein besonders billiges Schmiermaterial zu beschaffen, so möge die Verwaltung
einem bekannten guten Oele ein ihr ebenfalls seinem
Ursprünge nach zuverlässig bekanntes geringwertiges
Material zusetzen lassen. Auf diese Weise wird zunächst wenigstens Klarheit geschaffen,
welcherlei Oele man eigentlich verwenden soll. Ordnet man sich aber der Richtung und
den Bestrebungen der Verkäufer unter, welche aus willkürlichen Mischungen Vortheile
für sich ziehen zu können glauben, so lange der Begriff „billig“ an die Stelle eines „genauen
technischen Ausdruckes“ tritt, so wird nicht minder der Vortheil
der Bahnen als Wahrheit und Klarheit in der Mineralölfrage Schaden leiden.