Titel: | Ueber die Anstellung und das Schleifen der Drehstähle. |
Autor: | Pregél |
Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 251 |
Download: | XML |
Ueber die Anstellung und das Schleifen der
Drehstähle.
Mit Abbildungen.
Ueber die Anstellung und das Schleifen der Drehstähle.
In Folgendem wird versucht, den Einfluſs der Höhenstellung der Schneidkante zum
Werkstücke und die dadurch bedingten Druckverhältnisse zu erklären. Da aber hierbei
bloſs die Darstellung und Ermittelung von Vergleichswerthen bezweckt ist, so haben
die willkürlichen Annahmen einer Kräfteebene, welche winkelrecht zur Drehungsachse
des Werkstückes steht, sowie die Druckausgleichung in der Wagerechten, sobald die
Schneidkante an dem wagerechten Halbmesser CA (Fig. 1) liegt, nichts Bedenkliches. (Vgl.
Schnittwiderstand 1887 265 * 399.)
Der Zuschärfungswinkel a wird von der oben liegenden
Schneidfläche und der seitlichen Schleiffläche gebildet, der Winkel der letzteren
mit der Kreistangirenden am Berührungspunkt ist der sogen. Anstellungswinkel β, sowie die Winkelsumme (α + β) in dieser Kräfteebene als
Schneidwinkel bezeichnet wird.
Der Normaldruck des eben sich abhebenden Spanes auf die Schneidfläche sei P, der Druck auf die Schleiffläche Q, so daſs ihre Mittelkraft R für die Stellung in A beinahe lothrecht
abfällt, wenn nämlich für diese Lage die Annahme gemacht wird, daſs die horizontalen
Seitenkräfte von P und Q
sich aufheben, wobei das Kraftverhältniſs annähernd P :
Q = 2 wird. Die wagerechte Seitenkraft von P, welche den Stahl in das Werkstück zieht, ist H, hingegen diejenige, welche denselben herausschiebt
D, die Folge des Druckes Q an der Schleiffläche. Durch die Mittelkraft R wird in der Stellung A der Stahl nur um die Auflagekante B gedreht, so daſs ein einfacher, durch die
Spannschraube bedingter Druck K zur Herbeiführung des
Gleichgewichtes hinreicht, dessen Bedingung in 0 = Kb –
Ra gegeben ist, weil H – D = 0 ist, worin a und b die entsprechenden
Hebelarme bedeuten. Wird aber nun bei gleich bleibendem Anstellungs- bezieh.
Schneidwinkel die Schneidkante nach A1 verlegt, so wird der Horizontaldruck H1 = 0, die
herausschiebende Kraft aber D1 sein, während die Richtung der Mittelkraft R1 annähernd durch die Auflagekante B geht, so daſs bei einer mäſsigen, nach auſsen
wirkenden Schubkraft D1
das Drehmoment R1
a1 klein, daher auch
der Druck der Spannschraube K1 nur gering zu sein braucht: K1
= (a1 : b)R1. Zur Herstellung des
Gleichgewichtes wird daher die Supportspindel bezieh. der Druck an der linken
Seitenleiste der Drehbankwange beitragen.
Fig. 1., Bd. 267, S. 252 Wenn dagegen die Schnittstelle nach A2, also unter dem wagerechten Halbmesser CA gelegt ist, so wird bei gleichem Schneid- und
Anstellungswinkel die Mittelkraft R2 wohl die frühere Gröſse, aber eine andere nach links
weisende Richtung erhalten, wodurch nicht nur ein starkes Drehmoment R2
a2, sondern auch eine
nach Innen wirkende Horizontalkraft (H2
– D2) hervorgerufen
wird, so daſs zur Erreichung des Gleichgewichtes, sowohl ein stärkerer
Schraubendruck K2, als
auch beständige Versicherung gegen das Einziehen der Schneidkante in das Werkstück
statthaben muſs. Die Mittelkräfte sind alle gleich R1 = R = R2, weil bei gleichen
Schneidwinkeln und gleichen Spanverhältnissen kein Grund für eine Verschiedenheit
zwischen P und P1 bezieh. Q und Q1 zu finden ist.
Aus dem Vorgeführten ist der Vortheil leicht ersichtlich, welchen die Stellung A1 gegenüber A und A2 gewährt, eine Anordnung der Schneidstahlkante,
welche auch im Betriebe allgemeine Verbreitung gefunden hat.
Fig. 2., Bd. 267, S. 253 Doch kann es unter Umständen angezeigt sein, ein Mittel zu besitzen, um
für schon vorhandene Schneidstähle die günstigste Lage der Schnittstelle bequem zu
suchen.
Eine solche Vorrichtung besteht nach Portefeuille économique
des machines, 1887 Bd. 12 * S. 160 aus zwei kugelförmig abgewölbten
Scheiben (Textfig. 2), welche dem Schneidstahl als
verschiebbare Unterlagen dienen.
Ueber das Schleifen einiger Werkzeuge hat Prof. C. Pfaff
in den Mittheilungen des technologischen Gewerbe-Museums in
Wien, 1887 Nr. 35 * S. 161 einen schätzenswerthen Bericht
veröffentlicht.
Fig. 3., Bd. 267, S. 253Fig. 4., Bd. 267, S. 253Fig. 5., Bd. 267, S. 253 Davon ausgehend, daſs die Abnutzung der Schneidstähle hauptsächlich an der
Schleiffläche derselben auftritt, was seine Begründung in der Kleinheit der
Berührungsfläche an der Schneidkante, demgemäſs in dem groſsen Druck auf die
Flächeneinheit findet, wird der in Fig. 3
dargestellte Drehstahl
zur Anwendung empfohlen, weil durch die kleine Schleiffläche ab nicht nur das Anschleifen leichter und rascher von statten geht,
sondern auch der Stahl dadurch möglichst wenig geschwächt wird. Die Anbringung der
Schleiffläche an einem sogen. englischen Messer (Fig.
4) ist in der Fig. 5 zur Darstellung
gebracht.
Fig. 6., Bd. 267, S. 254Fig. 7., Bd. 267, S. 254Fig. 8., Bd. 267, S. 254Fig. 9., Bd. 267, S. 254Fig. 10., Bd. 267, S. 254 Um das Abbrechen der Spiralbohrer zu verhindern oder doch wenigstens auf
den unteren Theil derselben, auf die Schneidkante zu beschränken, schlägt J. E. Sweet im American
Machinist vom 17. September 1887 * S. 5 vor, die Schleiffläche hohl zu
machen, wobei an einem Hobelstahl (Fig. 6), der als
Freiträger von gleichem Widerstände gedacht ist, die Aushöhlung derart vorgenommen
wird, daſs diese Aushöhlung c (Fig. 7) die Linie des gleichen Widerstandes ab eben nur berührt. In Fig. 8 ist die
muthmaſsliche Bruchstelle, in Fig. 9 die empfohlene
Schleiffläche, in Fig. 10 der Spiralbohrer
dargestellt.
Pregél.