Titel: | Ueber die quantitative Bestimmung des Paraffins; von R. Zaloziecki. |
Autor: | R. Zaloziecki |
Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 274 |
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Ueber die quantitative Bestimmung des Paraffins;
von R. Zaloziecki.
Mit Abbildung.
Zaloziecki, über die quantitative Bestimmung des
Paraffins.
Das Fehlen einer Paraffinbestimmungsmethode war im Laboratorium sowohl wie auch im
Fabriksbetriebe ein fühlbarer Mangel. In der letzten Zeit haben Engler und BöhmMax Böhm, Beiträge zur Kenntniſs des galiz.
Erdöles Inaug. Dissert. Wien 1884. ein Verfahren angegeben, nach
welchem es möglich sein sollte, die festen Kohlenwasserstoffe von den flüssigen zu
trennen; dasselbe ist jedoch in der Ausführung mühsam und langwierig. Dagegen ist es
mir gelungen, eine Methode auszuarbeiten, welche schneller zum Ziele führt, genaue
Resultate liefert und einer weitgehenden Anwendung fähig ist. Das Prinzip meines
Verfahrens ist das gleiche wie bei Engler und Böhm, d.h. ich fälle mit einem Reagens, das beinahe keine Löslichkeit für Paraffin zeigt, in einer Lösung,
welche für die Oele
eine vollkommene, für das Paraffin dagegen nur eine beschränkte Löslichkeit hat. Als Fällungsmittel benutze
ich Aethylalkohol von bestimmter Concentration und als Lösungsmittel Amylalkohol
(Fuselöl), dem eine unbegrenzte Löslichkeit für flüssige Kohlenwasserstoffe, dagegen
nur geringe für Paraffin zukommt. Eine entsprechende Menge dieser Alkoholmischung in
einem bestimmten Verhältnisse hat bei einer bestimmten Temperatur die Eigenschaft
des vollständigen Lösens der Oele, während eine fast vollkommene Ausfällung des
Paraffins erfolgt. Da nun das Wesen der Methode sich auf die Lösungsverhältnisse der
angeführten Körper gründet und darauf Bezug habende Versuche fehlen, so habe ich
dieselben bestimmt für ein Paraffin mit 56° Schmelzpunkt und 0,896 spec. Gew. bei
20°. Selbstverständlich werden diese Zahlen keine strikte Gültigkeit für alle
Paraffinarten haben können, nichtsdestoweniger dürften diese Abweichungen nicht zu
groſs ausfallen. GalletlyEngler und Böhm, Ueber die chemische Natur des
Vaselins (vgl. 1886 262 472).J. Galletly (Chemical
News, 1871 S. 187).Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
1871 Bd. 4 S. 866., der Untersuchungen über die Löslichkeit des
Paraffins in Benzol angestellt, führt aus, daſs dieselbe mit dem Steigen des
Schmelzpunktes abnimmt, eine Beobachtung, die von mir auch für Aether bestätigt
wurde.
Bei den Bestimmungen habe ich die Lösungsmittel mit dem vollständig zerkleinerten und
überschüssigem Paraffin in einem gleichmäſsig temperirten Raume während 24 Stunden
verschlossen stehen gelassen, darauf wie gewöhnlich unter Vorsichtsmaſsregeln in ein
gewogenes, verschlieſsbares Glas filtrirt und die Menge des Lösungsmittels und nach
dem vollständigen Verflüchtigen desselben, das Gelöste bestimmt. Für alle
Flüssigkeiten wurden zwei Bestimmungen gemacht und auſserdem in zwei verschiedenen
Temperaturen, bei Zimmertemperatur (16 bis 180) und bei 2 bis 4°.
Es lösen nach meinen Versuchen:
100
Th.
Aethylalkohol von 75° Tralles
(16–18°)
0,00025
Th.
Paraffin
100
„
Amylalkohol
(von
Kahlbaum
bezogen)
(16–18°)
0,27
„
„
100
„
„
„
„
„
(2–4°)
0,09
„
„
100
„
Gleichvolumiger Mischung von Amyl- und 75° Aethylalkohol
(16–18°)
0,0084
„
„
100
„
Gleichvolumiger Mischung von Amyl- und 75° Aethylalkohol
(2–4°)
0,0023
„
„
oder:
1
Th.
Paraffin
erfordert
bei
(16–18°)
450,000
Th.
Aethylalkohol
1
„
„
„
„
(16–18°)
370
„
Amylalkohol
1
„
„
„
„
(2–4°)
1,060
„
„
1
„
„
„
„
(16–18°)
12,000
„
Alkoholmischung
1
„
„
„
„
(2–4°)
42,500
„
„
Woraus gefolgert werden kann, daſs 1) Aethylalkohol von 75° Tralles Paraffin gar nicht löst, 2) die Löslichkeit in Amylalkohol durch
Zusatz des Aethylalkoholes bedeutend herabgesetzt wird, 3) bei
Temperaturerniedrigung die Löslichkeit unverhältniſsmäſsig abnimmt.
Aus den angeführten Resultaten kann bereits das Wesen der Analyse gefolgert werden
und es hat sich bloſs darum noch gehandelt die Bedingungen einer vollständigen
Paraffinausfällung zu ermitteln, ohne die Grenze des Aethylalkoholzusatzes zu
überschreiten, denn durch denselben wird die Mischbarkeit der flüssigen
Bestandtheile mit Amylalkohol ebenfalls beeinfluſst. Zur Feststellung dieser
Bedingungen habe ich mir bekannte Lösungen von Paraffin in Kerosin bereitet und den
Paraffingehalt durch Ausfällung daraus mit verschieden combinirter Alkoholmischung
festzustellen versucht. Um die Genauigkeit dieses Verfahrens zu erproben, wurden nur
ganz schwache Lösungen bereitet, etwa 1 Proc. des eben beschriebenen Paraffins in
selbstbereitetem und gereinigtem Kerosin (von 0,8174 spec. Gew. bei 20°, gesammelt
in Grenzen von 150 bis 300°). Zur Ausfällung habe ich 5 mal so viel Amylalkohol wie
Kerosin und darauf verschiedene Mengen Aethylalkohol von wechselnder Concentration
hinzugegeben und auſserdem noch bei verschiedenen Temperaturen operirt. Nach vielen
Versuchen wurde in Erfahrung gebracht, daſs eine vollständige Fällung erst erreicht
wird bei Anwendung derselben Menge Aethylalkohol wie die ursprünglich zugesetzte des
Amylalkoholes, daſs die beste Concentration desselben 75° Tralles ist und daſs man um so vollständiger fällt, je niederer die
Temperatur gehalten wird.
Einige Beispiele sollen das erläutern:
a) Zur Analyse genommen 0g,0547
Paraffin, gelöst in 10g Kerosin, hinzugegeben
50g Amyl- und 50g Aethylalkohol (85°). Gefällt bei 8 bis 10°. – Gefunden 0g,05 Paraffin.
b) Zur Analyse genommen 0g,0974
Paraffin, gelöst in 10g Kerosin, gefällt bei 6 bis
8° mit 50g Amyl- und 50g Aethylalkohol (80°). – Gefunden 0g,1013 Paraffin.
c) Zur Analyse genommen 0,0697 Paraffin, gelöst in 7g Kerosin, gefällt mit 35g Amyl- und 35g
Aethylalkohol (75°) bei 1 bis 40. – Gefunden 0g,0862 Paraffin.
d) Zur Analyse genommen 0g,05221
Paraffin, gelöst in 5g Kerosin, gefällt mit 25g Amyl- und 25g
Aethylalkohol (75°) bei 1 bis 2°. – Gefunden 0g,0693 Paraffin.
e) Zur Analyse genommen 0g,0752
Paraffin, gelöst in 7g Kerosin, gefällt mit 35g Amyl- und 35g
Aethylalkohol (75°) bei 2 bis 4°. – Gefunden 0g,0931 Paraffin.
Wurde 70° Alkohol in derselben Menge verwendet, so trat bereits eine Ausscheidung von
Tröpfchen ein; ebenso beim Hinzufügen einer gröſseren wie der angegebenen Menge des
75° Alkoholes.
Aus diesen Zusammenstellungen ersieht man die keineswegs vorauszusetzende Thatsache,
daſs die Resultate bei niedriger Temperatur durchwegs alle gröſser ausfallen, und
daſs diese Vergröſserung mit der Menge des zur Lösung genommenen Kerosins in einer
direkten Beziehung zu stehen scheint. Es konnte dies nur davon herrühren, daſs in
dem verwendeten Kerosin selbst Paraffin enthalten war. Eine Vermuthung, die
vollkommen bestätigt wurde durch Versuche mit reinem Kerosin. Portionen zu 10g Kerosin, mit 50g Amyl- und 50g 75° Aethylalkohol versetzt und während 12
Stunden einer Temperatur von 2 bis 3° ausgesetzt, haben Paraffinkrystalle in unter
sich übereinstimmenden Mengen, welche bei drei Versuchen 0,27, 0,3 und 0,35 Proc.
entsprachen, ausgeschieden. Das aus dem Kerosin ausgeschiedene Paraffin hatte 49°
Schmelzpunkt und es zeigen diese Versuche, daſs Normalöle (150 bis 300°)
Paraffinantheile enthalten, welche bereits in verhältniſsmäſsig niederen
Temperaturen in das Destillat übergehen können. Zweifelsohne werden Handelsöle, die
eine stärkere Erhitzung erleiden, oder welchen schwerere Destillate zugemischt
werden, davon erheblich mehr aufweisen. Immerhin spricht diese Beobachtung zu
Gunsten der Methode und hebt deren Zuverläſslichkeit hervor.
Um jedoch weiter bei meinen Versuchsbestimmungen von dieser Fehlerquelle frei zu
sein, habe ich Paraffin in Benzin gelöst und dabei denselben Vorgang wie früher
befolgt, jedoch durchwegs zu niedrige Resultate bekommen und zwar bei
Zimmertemperatur etwa ⅓, stark gekühlt ⅔ der Gesammtmenge. Es wird dies durch ein
eminentes Lösungsvermögen des Paraffins in Benzin erklärt, denn man kann annehmen,
daſs 1 Th. Benzin (0,72 spec. Gew.) 10 bis 12 Th. Paraffin zu lösen im Stande ist
und daſs dasselbe auch durch Verdünnen mit negativen Lösungsmitteln, wie ein solches
die angeführte Alkoholmischung ist, nicht vollständig behoben werden kann.
Dagegen wurden ganz gute Fällungsresultate aus Aetherlösungen (welche eine dem
Kerosin etwa gleichkommende Löslichkeit für Paraffin haben) erzielt und die
nachfolgend mitgetheilten Zahlen sollen für die Verläſslichkeit dieses Verfahrens
sprechen; 0g,5315 Paraffin wurden in 50cc Aether gelöst und zu den einzelnen Versuchen
10cc entsprechend 0g,1063 Paraffin genommen. In allen Fällen wurde
mit der fünffachen Menge Amylalkohol (50cc) und
derselben Menge 75° Aethylalkohol gefällt; Unterschiede waren nur in der Temperatur,
bei welcher die Operation ausgeführt wurde.
Es wurde erhalten:
a)
bei
Zimmertemperatur
0g,08
statt
0g,1063
b)
„
6 bis 8°
0g,0972
„
„
c)
„
6 bis 8°
0g,0981
„
„
d)
„
2 bis 4°
0g,1025
„
„
Man kann somit annehmen, daſs unter Anwendung dieses Alkohol-Mischungsverhältnisses
und bei niedriger Temperatur eine fast vollständige Ausfällung des Paraffins
erreicht wird und da gleichzeitig unter diesen Bedingungen eine vollkommene Lösung
der flüssigen Kohlenwasserstoffe erfolgt, so darf auf dieses Verhalten eine Methode
zur Abscheidung des Paraffins und zu dessen quantitativer Bestimmung in
Mineralöllösungen wie in Erdölen, Destillaten, Schmierölen, Rückständen, Vaselinen
u.s.w. gegründet werden.
Ich will nun im Zusammenhange den ganzen Gang der Analyse, wie ich ihn befolgt habe,
beschreiben. Hat man in einer Probe eine Paraffinbestimmung vorzunehmen, so nimmt man sich 10 bis
20cc oder Gramm des zu untersuchenden Körpers
in ein Wasserglas heraus, versetzt mit der fünffachen Menge Amylalkohol und darauf
demselben Quantum Aethylalkohol von 75° Tralles und
läſst während einiger Stunden, je länger desto besser, an einem kalten Orte, der
womöglich die Temperatur von 4° nicht überschreitet, stehen. Darauf filtrirt man
durch ein trockenes und kaltes Filter und wäscht den Rückstand auf dem Filter mit
einer gekühlten Mischung von 2 Th. Amyl- und 1 Th. 70grädigem Aethylalkohol nach.
Zur Bestimmung des Gewichtes des Paraffinniederschlages erweist sich die Anwendung
der Extraction mit Aether oder Benzin am vortheilhaftesten, und benutze ich dazu den
im Texte abgebildeten einfachen Extractionsapparat. In das kleine gewogene Kölbchen
a desselben wird Aether oder Benzin eingegossen und
der an der Luft abgetrocknete Niederschlag mit dem zusammengefalteten Filter in eine
auf beiden Seiten offene Röhre b eingeführt, welche
ihrerseits in eine weitere, unten ausgezogene und mit dem Kölbchen mittels eines
Korkes verbundene Röhre c eingeschoben ist. Die
Extraction ist bei dieser Anordnung, wo der auszulaugende Körper von allen Seiten
vom Dampfstrome umflössen wird, in ¼ bis ½ Stunde beendigt, worauf man das
Auflösungsmittel sammt den anhaftenden Alkoholtheilchen im Trockenschranke verjagt
und bei Erreichung des constanten Gewichtes wägt. Zum vollständigen Austrocknen
genügt eine Temperatur von 125° und zweistündige Dauer, denn die Dämpfe von
Amylalkohol besitzen eine groſse Spannung und verflüchtigen sich leicht. Auch ist
eine Zersetzung des Paraffins von Belang bei dieser Operation nicht zu befürchten,
denn bei direkt angestellten Versuchen, wobei ich Decigramme reinen Paraffins bei
der oben angegebenen Temperatur während zweier Stunden erhalten habe, wurden die
Gewichtsverluste kaum in Decimilligrammen constatirt.
Textabbildung Bd. 267, S. 278 Nach dieser Methode läſst sich auch der Gehalt an Paraffin oder richtiger
an festen Bestandtheilen in Rohölen bestimmen. Ich habe Versuche mit einem Rohöl
Provenienz Lipinki Westgalizien (spec. Gew. 0,857 bei 20°) vorgenommen und in drei
ausgeführten Proben durchaus übereinstimmende Resultate erhalten, und zwar 1) 5,67
Proc., 2) 5,44 Proc., 8) 6,2 Proc. Es empfiehlt sich jedoch bei solchen
Untersuchungen eine gröſsere Menge der Alkoholmischung., etwa die 10 fache des zur
Analyse genommenen Rohöles, sowie ein wenigstens 12stündiges Stehenlassen an einem
kalten Orte, weil man anderenfalls mit Schwierigkeiten beim Filtriren zu kämpfen
hat, und soll endlich das Auswaschen des Niederschlages auf dem Filter so lange
geschehen, als noch die Waschflüssigkeit gefärbt erscheint. Im vorliegenden Falle
habe ich die Fällung in einem Raume von 1 bis 2° vorgenommen und war dieselbe allem Anscheine
nach vollständig, worauf die Uebereinstimmung der Resultate und entsprechende
Versuche hingewiesen haben, denn durch weitere Abkühlung des Filtrates wurden keine
Abscheidungen mehr erzielt, ebenso beim Hinzufügen neuer Portionen Aethylalkohol
oder einer geringen Menge Wasser nur dicke Oeltropfen abgesondert.
Endlich ist diese Methode noch weiterer Anwendung fähig, denn es läſst sich mit deren
Hilfe der Paraffingehalt neben Fettsäuren, Neutralfetten, Harzen, Harzölen mit
derselben Genauigkeit feststellen. Alle diese Körper sind in den Alkoholmischungen
unter den beschriebenen Bedingungen vollständig löslich und es kann mithin Paraffin
aus einem solchen Gemenge auf analoge Weise abgeschieden und bestimmt werden.
Dagegen eignet sich dieses Verfahren nicht zu Wachsuntersuchungen, indem Bienenwachs
durch Alkohole ebenfalls gefällt wird.
Lemberg (Chemisch-techn. Laboratorium, der techn. Hochschule) im
Januar 1888.