Titel: | Ueber die Herstellung venetianischer Mosaiken und Glasstudien. |
Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 279 |
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Ueber die Herstellung venetianischer Mosaiken und
Glasstudien.
(Fortsetzung des Berichtes S. 223 d.
Bd.)
Herstellung venetianischer Mosaiken und Glasstudien.
Das Kupfer kommt im Glase in drei Formen als Farbe vor, als metallisches Kupfer,
Kupferoxydul und Kupferoxyd. Zu der ersten Gruppe gehören sicher Kupferrubin,
Aventurin und lebriges rothes Kupferglas, deren Herstellung übereinstimmend unter
Zusatz eines Reductionsmittels bewirkt wird. Der Kupferrubin enthält die geringste Menge Kupfer (1 Proc.), er gleicht dem
Goldrubin auch darin, daſs er nach heiſsem Schmelzen und raschem Erkalten ein nur
grünlich gefärbtes Glas liefert, das aber beim Wiederanwärmen sich so stark
dunkelroth färbt, daſs es nur als dünner Ueberfang Verwendung finden kann. Bei etwas
gröſserer Menge und beim allmählichen Erkalten sind die Ausscheidungen des Kupfers
so dicht, daſs sie die charakteristische Leberfarbe erzeugen. Aventurin entsteht bei etwa 3 Proc. Kupfergehalt in
einem mäſsig sauren Glase, wenn die Erkaltung gerade in der Periode, wo die
Ausscheidung des gelösten Kupfers stattfindet (etwa 800 bis 900°), möglichst lange
hinausgezögert wird, so daſs das Kupfer in möglichst groſsen Blättern
herauskrystallisiren kann, ohne zu Kugeln zusammenzuschmelzen.
Der Nachweis metallischen Kupfers in allen diesen Gläsern gelang Schwarz durch Digestion des feinen Glaspulvers mit
Silbernitratlösung: 68 wird Silber gefällt und Kupfernitrat gebildet. Nach der
Filtration wird im Filtrate das Kupfer, im Rückstande durch Behandlung mit
Salpetersäure, Fällung mit Salzsäure u.s.w. das Silber bestimmt. Nach der Formel Cu + 2AgNO3 = Cu(NO3)2 + 2Ag kommt auf 2 Mol. Silber 1 Mol. Kupfer.
Ganz abweichend verhält sich der sogen. Hämatinon oder
der Purpurino und Astralith, bei welchen die Farbe viel brillanter purpurroth ist. Die in
der angegebenen Art durchgeführte Analyse unter Zusatz von Essigsäure ergab 2 Mol.
Silber auf 2 Mol. Kupfer, entsprechend der Formel:
Cu2O + 2AgNO3 + 2(C2H4O2) = Cu(NO3)2 + Cu(C2H3O2)2 +H2O + 2 Ag.
Hier ist also Kupferoxydul im Glase enthalten gewesen,
wofür auch der Umstand spricht, daſs in den Rezepten von Pettenkofer wohl Kupferhammerschlag aber keine Reductionsmittel angeführt
sind.
Gleichzeitig tritt eine starke Basicität des Glases hervor, die in Pettenkofer's Rezepten vorwaltend durch Natron, bei
einem venetianischen Probestück nach einer Analyse von Schwarz durch Bleioxydüberschuſs hervorgebracht wird. Charakteristisch ist
ferner, daſs beim Gieſsen und raschen Abkühlen ein dunkelgrünes, fast schwarzes Glas
erhalten wird, das erst beim langdauernden Erhitzen bis zum Erweichen die rothe
Farbe annimmt. Dasselbe tritt ein, wenn die Schmelze langsam im Ofen abkühlt.
Durch Boraxzusatz erhält man den fast schwarzrothen Astralith, ein sehr schönes Product mit sternartigen Reflexen.
Ein ganz ähnliches Glas entsteht auch, wenn man Kupferoxydul mit einem Gemenge von
gleich viel Soda und Borax schmilzt und ebenfalls langsam abkühlt. In
mikroskopischen Dünnschliffen, die aus solchen Hämatinongläsern dargestellt sind,
erblickt man sehr zierliche Zeichnungen von federförmig aggregirten, prächtig roth
durchscheinenden Oktaedern, die wohl aus reinem Kupferoxydul bestehen. Das
Rothkupfererz krystallisirt ja auch in Oktaedern. Im dunkelgrünen Glase ist es als
Silicat gelöst, was in einer so alkalischen Schmelze ohne Zerfallen in Kupfer und
Kupferoxyd möglich ist; beim langsamen Erkalten wird es dagegen durch den
Basenüberschuſs ausgeschieden. Die Borax haltenden Gläser begünstigen seine
Ausscheidung in massigen Krystallen durch ihre Dünnflüssigkeit.
Analoge Dünnschliffe trugen auch wesentlich zur Aufklärung der Aventurinbildung bei. Mit den beschränkten Hilfsmitteln
des Laboratoriums ist es schwer, schönen Aventurin zu erhalten.
Selbst in Venedig mit seiner alten Praxis existiren nur zwei Finnen, die Aventurin
erzeugen, und zeigt auch bei ihnen der nach der Schönheit zwischen 1 bis 20 Franken
schwankende Kilopreis, daſs selbst für erfahrene Fabrikanten der vollkommene
Aventurin ein Kind des Zufalles (Aventura) ist. Gerade die unvollkommenen
Erzeugnisse des Laboratoriums aber, in denen sich nur wenig eigentliche
Aventurinblättchen entwickelten, zeigen sich im Dünnschliffe besonders instructiv.
Bei günstiger Beleuchtung und mäſsiger Vergröſserung lassen sich dann neben ausgebildeten Dreiecken,
einseitig ausgebildeten Oktaederflächen auch andere Formen des regulären Systemes,
neben zierlichen Oktaedern Würfel-Rhombendodekaeder, Pyramiden-Oktaeder und
Pyramidenwürfel beobachten, die allmählich zu der Gestalt der feinsten Kügelchen
führen, welche dicht gedrängt das lebrige Glas erfüllen. Die Undurchsichtigkeit und der Glanz des reinen Metalles im auffallenden
Lichte sind leicht zu constatiren. Wo sich eigentliche Aventurinblättchen
ausgebildet haben, da findet sich meist ein hellerer
Hof, aus dem eben das Kupfer herauskrystallisirt ist.
Die ganze Frage der Aventurinbildung kommt auf eine geschickte Handhabung der
Krystallisation hinaus. Wir erhalten schöne Krystalle z.B. von Soda oder Alaun auch
aus wässerigen Lösungen nur dann, wenn diese mäſsig concentrirt sind und sehr
langsam abkühlen. Als besondere Schwierigkeit tritt beim Aventurin das vorzeitige
Zähewerden des Glases und bei höherer Temperatur das Zusammenschmelzen des
ausgeschiedenen Kupfers hinzu. Schwarz glaubt, daſs das
ganze Geheimniſs der Aventurinbildung darin besteht, daſs man das geschmolzene Glas
in dem Schmelzhafen in einen angeheizten Temperofen überführt, in welchem 4 bis 8
Tage lang durch Nachheizen die Krystallisationstemperatur, welche etwas unter dem
Schmelzpunkte des Kupfers liegt, erhalten wird.
Das lebrige Glas ist sehr leicht zu erzeugen, nur darf
man, um schöne Nuancen zu erhalten, beim Reduciren nicht zu viel Eisen und nicht zu
wenig Kupfer anwenden. Ein basisches Grundglas, z.B. von der Formel 6SiO2 + 2PbO + K2O,
erhöht die Frische der Farbe; mit Kryolith erhält man ein streifiges Glas, in
welchem sich die rothen und grünen Bänder gegenseitig durch Contrast heben.
Mit den Kupferoxydgläsern beginnt die groſse Reihe der
Pasten, in denen Metalloxydsilicate die Färbung
übernehmen. Sie gehören alle der Gruppe RO der anfangs gegebenen Formel an.
Das Kupferoxyd wurde als solches, als Carbonat und Nitrat dem Glase zugefügt. Schon
in der Menge von 1 Proc. färbt es durchsichtiges Glas intensiv blau, getrübtes
hellblau. Man verhindert seine Reduction am besten durch Zusatz von Salpeter. Das
Blau ist etwas grünstichig. Arsensäure bewährte sich als Trübungsmittel, wesentlich
besser noch Fluorverbindungen; während andere Trübungsmittel nur schlecht wirken.
Die Töne des Blau konnten durch Erhöhung des Kupferoxydzusatzes von 0,5 auf 3 Proc.,
sowie durch Verminderung des Trübungsmittels vertieft werden. Als Grundglas wurde,
wie noch bei vielen anderen Pasten, das Normalglas Nr. VII angewendet. Ein Zusatz
von Gold in Form von mit Goldlösung imprägnirtem Sande gab keine wesentliche
Aenderung der Farbe.
Sehr merklich wird aber die Farbe beeinfluſst durch Zusatz von Eisenoxyd.
Eisenoxydsilicat färbt hellgrün, das viel dunkler grün färbende Eisenoxydul kann nicht
gleichzeitig mit Kupferoxyd verwendet werden, weil es eine rothe Kupferfärbung
erzeugen würde. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines reichlichen
Eisenoxydzusatzes und man muſs, um z.B. ein ausgesprochenes Wiesengrün zu erzielen,
mit 2 Proc. Kupferoxyd 6 Proc. Eisenoxyd anwenden. Auffallend ist es, daſs
Fluſsspath die Grünbildung mehr unterstützt als Kryolith.
Bezüglich der mit reinem Eisenoxyd (Colcothar) erzeugten
Pasten ist zunächst der Irrthum zu beseitigen, als ob das Glas durch Eisenoxyd
braunroth gefärbt werde, welcher von der Verwendung des Eisenoxydes in der
Emailmalerei herrührt, wo es indessen nicht silicilirt und gelöst, sondern
unverändert aufgekittet wird. In metallurgischen Werken wird manchmal die
Verbindungsfähigkeit des Eisenoxydes mit der Kieselsäure bestritten, obwohl die
analoge Verbindung mit Thonerde so verbreitet ist. Man meint, das Eisenoxyd gehe
beim Schmelzen mit Silicaten unter Sauerstoffentwickelung in Eisenoxydul über. Die
Analyse eines mit Fluſssäure und Schwefelsäure aufgeschlossenen Eisenoxydglases hat
jedoch gezeigt, daſs keine Spur Eisenoxydul gebildet war. Als durch eingelegtes Zink
das Eisenoxyd zu Oxydul reducirt und durch titrirte Chamäleonlösung maſsanalytisch
bestimmt wurde, zeigte die gegen die Synthese stark verminderte Menge, daſs durch
den beigefügten Kryolith ein beträchtliches Quantum Eisenoxyd verflüchtigt worden
war, indem sich kieselsaures Eisenoxyd mit dem Fluoraluminium zu kieselsaurer
Thonerde und flüchtigem Eisenfluorid umgesetzt hatte. Fluſsspath scheint diese
Umsetzung nicht hervorzurufen und wirkt daher hierdurch, nicht allein durch seinen
Eisengehalt, auf die Production einer ternären, weniger frischen Färbung, er bringt
z.B. beim Kupferoxydglase leichter eine grüne Färbung hervor als Kryolith.
Wird auf nassem Wege, z.B. bei der oben angegebenen maſsanalytischen Bestimmung des
Kupfers, Kupferoxydul oder Kupfer mit Eisenchlorid zusammen gebracht, so entsteht
einerseits ein Kupferoxyd-, andererseits ein Eisenoxydulsalz. Beim Zusammenschmelzen
im Glase reagiren beide Substanzen nicht auf einander, man erhält eine rothgrüne
Bänderung. Wird ja doch das lebrige Kupferglas aus Kupferoxyd und Eisenoxydul
erzeugt, wobei Kupfer und Eisenoxydsilicat resultiren.
Das Eisenoxydul kam meist in der Form des bekannten
Hammerschlages, indessen auch als besonderes Präparat, das aus Ferrisulfat und
Eisenspänen durch Glühen erzeugt wurde, zur Verwendung. Die Formel der letzten
Zersetzung ist FeSO4 + Fe = 2FeO + SO2 und ähnelt der Darstellung von sogen. Ferret, des
Kupferoxyduls aus CuSO4 + 3Cu = 2Cu2O + SO2. Um das
immerhin beigemengte Eisenoxyd auszuschlieſsen, fügte Schwarz der Schmelze auch nachträglich feine Eisenspäne zu.
Das Eisenoxydul färbt viel intensiver grün als das Eisenoxyd, und ist bekanntlich die
Entfärbung des Glases durch Braunstein auf diese höhere Oxydation zurückzuführen,
wobei die restirende schwach grüne Färbung des Eisenoxydes durch das complementäre
Roth des Manganoxydes compensirt wird.
Schon mit 3 Proc. Eisenoxydul ohne Trübungsmittel erhielt Schwarz ein durch die intensive schwarzgrüne Färbung undurchsichtiges
Glas. Bei Kryolith und Fluſsspathtrübung hellte sich die Farbe bedeutend auf; man
ging dann mit dem Eisenoxydulzusatze bis 8 Proc. hinauf, muſste aber doch noch die
dunkleren Töne durch Verminderung der Trübung erzwingen. Die Nuancen nach der J. F.
Sc. waren 36 bis 38; die Töne gingen von a bis q. Das Eisenoxydul eignet sich
besonders dazu, die ternäre Trübung anderer Farben hervorzubringen. Seiner
unbeabsichtigten Gegenwart in den alten Kathedralgläsern danken diese ihren milden
harmonischen Effect.
Beim Mangan sind die Färbungen durch Oxyd und Oxydul zu
unterscheiden. Ersteres entsteht, wenn wir Braunstein oder noch besser
Kaliumpermanganat zusetzen oder der Schmelze Salpeter beimengen. Sehr kleine Mengen
Manganoxyd wirken nur entfärbend, gröſsere liefern ein bräunliches Violett, das sich
bei groſser Intensität bis zu einem bronze- oder stahlartigen Reflex steigert.
Ungetrübte Gläser erscheinen im auffallenden Lichte fast schwarz. Das sogen.
Jetglas, aus dem in Böhmen so viele Knöpfe und andere Quincailleriewaaren gefertigt
werden, wird aus Brocken unter reichlichem Braunsteinzusatz geschmolzen. Als
Trübungsmittel eignet sich Arsensäure besser als Fluorverbindungen u.s.w.
Manganoxydulgläser sind sehr wenig intensiv gefärbt, besonders wenn man Manganborat
und ausgiebige Trübung anwendet, ist die Paste fast rein weiſs.
Mit Mangancarbonat wurden orangegraue Gläser erzielt, die indessen an der Oberfläche
bräunliche Flecken zeigten, als ob sich Manganoxyduloxyd gebildet habe.
Von den Compositionspasten sind vor Allem die
Manganoxyd-Eisenoxydgläser zu erwähnen, welche bei etwas reichlicher Bemessung der
Farboxyde die bekannte braunrothe Färbung der Weinflaschen zeigen. Die gleichzeitige
Verwendung von Manganoxydul und Eisenoxyd oder -oxydul gibt fleckige, orangegraue
Nuancen. Günstiger erwies sich die gleichzeitige Anwendung von Kupferoxyd und
Manganoxyd, welche ein angenehmes Blaugrün gibt, welches beim Ersatz des
Manganoxydes durch Oxydul mehr ins Grünblaugraue nuancirt wird.
Das altbekannte Glasfärbemittel, das Kobaltoxydul,
zeichnet sich neben seinem enormen Tingirungsvermögen, das nur von dem des Goldes
übertroffen wird, durch den entschiedenen Farbton aus, den es hervorbringt. Die
Herstellung einer vollkommenen Tönungsskala ist nirgends leichter als beim
Kobaltoxydul, und in fast regelmäſsigen Abständen läſst sich bei gleichbleibendem
Trübungsmittel durch allmähliche Steigerung des Farboxydes und schlieſslich, bei
Festhalten der Maximalmenge desselben, durch Verminderung des Trübungsmittels die
ganze Reihe der blauen Pasten vom hellsten bis zum dunkelsten Tone herstellen. Schon
0g,01 Kobaltoxydul auf 100g Glas und 10g
Kryolith liefern ein schönes, helles Blau, nur ist dasselbe röthlich nuancirt und
steht vom reinen Blau etwa ebenso viel nach der rothen Seite hin ab, als dies beim
Kupferoxydblau nach der grünen stattfindet. Man muſs 0g,1 CoO mit 1,2 bis 2,4 Proc. CuO combiniren, um das Normalblau zu
erhalten. Die Verschiedenheit der Tönung tritt erst hervor, wenn man gleichnuancirte
Proben des Kobaltoxydul-, Kupferoxyd- und dieses Mischglases neben einander
vergleicht.
Sehr schön und mannigfaltig sind auch die Nuancen, welche das Kobalt bei diskreter
Anwendung mit anderen Farboxyden hervorbringt. Mit Eisenoxydul erhält man so
graublaue und grünlich graue Mischtöne, mit viel Eisenoxyd das sogen. Hechtgrau. Mit
viel Mangancarbonat entsteht ein röthliches Violettgrau, die sogen. Taubenhalsfarbe,
die bei Anwendung von Braunstein ins Violette umgeändert wird. Durch Zugabe von
Kupferoxyd wird dieses Grau ins Grünliche modificirt u.s.w. Es liegt hier ein
ausgedehntes Gebiet der ternären Farben, indem das Kobaltblau durch Kupferoxyd von
den röthlichen Strahlen gereinigt, durch Eisenoxydul stark, durch Eisenoxyd weniger
ins Grüngraue, durch Manganoxydul wenig, durch Manganoxyd stark ins Röthliche oder
Violettgraue gezogen wird. Bei vorsichtiger Anwendung des Mangans kann man sogar zum
Neutralgrau gelangen.
Ein ebenso verschieden wirkendes, wenn auch weniger farbkräftiges Oxyd ist das Chromoxyd, zu dem man in sehr verschiedener Art,
ausgehend vom chromsauren Quecksilberoxydul, vom sauren Ammoniumchromat oder
Kaliumchromat, endlich vom Chromalaun, gelangen kann. Auch Chromgelb und
Chromzinnober wurden benutzt. Beim Glasschmelzen liefern alle diese Verbindungen ein
grünes Chromoxydsilicat.
Bei der Emailmalerei hat man schon lange die Beobachtung gemacht, daſs die Frische
der grünen Färbung sehr wesentlich von der Bereitungsart des Oxydes abhängig ist,
daſs das schönste Grün z.B. durch Glühen von Quecksilberchromat gewonnen wird. Man
kann sich dies durch geringere oder gröſsere Dichtheit des Oxydes, wie beim schwach
oder stark geglühten Eisenoxyd, erklären, so lange es sich eben nur um das
Festkitten durch Fluſsmittel handelt. Auffallend ist es dagegen, daſs sich dieser
Einfluſs auch beim Glasschmelzen geltend macht, wo das Chromoxyd doch ganz zu einem
Silicate gelöst ist. Die frischesten Farben erhielt Schwarz auch hier stets bei Anwendung des Mercurochromates. Bei stark
basischen Gläsern tritt manchmal die Rückbildung von Kaliumchromat ein, das sich in
gelblichen Tropfen auf der Glasschmelze ansammelt. Bei sehr viel Chromoxyd und etwas
basischem Glase konnte leicht die Bildung des sogen. Chromaventurins beobachtet werden, bei dem das krystallisirt
ausgeschiedene Chromoxyd die Rolle der Kupferflimmer übernimmt. Das umständliche langsame Abkühlen ist
unnöthig und der Chromaventurin überhaupt sehr leicht zu erzeugen.
In Combination mit Eisenoxydul gibt das Chromoxyd in der Emailmalerei ein reines
Schwarz und macht sich in Chromoxyd selbst eine Spur Eisen durch Trübung des Grüns
bemerklich. Man stellt sogar eine Art künstlichen Chromeisenstein Cr2O3 + FeO durch
Glühen von Kaliumdichromat, Eisenvitriol und Kochsalz her, der in kleinen schwarzen
Oktaedern gewonnen wird und als schwarze Druckfarbe für Steingut dient. Als Schwarz ein solches selbst dargestelltes Präparat, das
die normale Zusammensetzung bei der Analyse ergab, zum Glasschmelzen verwendete,
zerfiel es in seine Bestandtheile und färbte nur grün.
Das in gröſserer Menge vorhandene und weit farbenkräftigere Chromoxyd dominirte über
das Eisenoxydul. Erst bei wenig Chromoxyd und viel Eisenhammerschlag drängt sich
letzteres hervor und erzeugt ein Grünlichgrau. In noch viel geringerem Grade
influirt Eisenoxyd. Die Verbindung mit Kupferoxyd gibt rein spangrüne Nuancen,
Kupferoxydul gibt Streifenbildung mit schönem Effect. Bei Kobaltzusatz bildet sich
ein Grau, in dem je nach der Kobalt- oder Chromoxydmenge die bläuliche oder
grünliche Nuance vorwaltet. Mit Braunstein, der durch seine violette Farbe das Grün
des Chromes bezieh. Kupfers theilweise auslöscht, wird ein nahezu reines Grau
erhalten, Eisenoxyd ändert dies wenig; sehr kleine Mengen Kobalt modificiren es zu
Violettgrau. Ammoniumchromat und Mangancarbonat geben eine violette Farbe mit
Lüsterreflex; wahrscheinlich hat die Chromsäure das Mangan höher oxydirt.
Das Nickel wurde bisher, und zwar in sehr geringen
Dosen, zum Entfärben des Glases statt Braunstein angewendet, weil man gefunden, daſs
solche Braunsteingläser sich unter dem Einfluſs des Sonnenlichtes nachträglich
violett färben. Bei Anwendung gröſserer Mengen (etwa 1 Proc.) erscheint das
ungetrübte Glas bei durchfallendem Lichte in bräunlicher Purpurfarbe, bei
auffallendem Lichte dunkelschwarz. Schon bei 0,1 Proc. Nickel erhält man die Farbe
der London smoke-Gläser für Schutzbrillen. Das durch Kryolith getrübte Glas ergibt
eine schöne purpurkarmingraue Färbung in den Tonhöhen von 6 bis v. Die Zahl der Combinationen nimmt naturgemäſs mit
jedem neu verwendeten Farboxyde zu. Nickel- und Eisenoxydul neutralisiren sich zu
einer bläulich grauen Nuance. Werden auf 1 Th. Kobalt 5 Th. Nickel angewendet. so
entsteht ein Blau, in dem die röthliche Nuance durch das Nickel erhöht wird. Während
in wässeriger Lösung das Roth des Kobalts schon durch die 3 bis 4 fache Menge Nickel
zu einem schwachen Braun neutralisirt wird, zeigt sich das blaue Kobaltsilicat der
Glasschmelze der Nickelfärbung weitaus überlegen. Auch das Chromoxydgrün wird durch
Nickel nur wenig modificirt.
Besondere Aufmerksamkeit schenkte Schwarz den Schmelzen
mit Uranoxyd, die rein gelbe Nuancen zu geben
versprachen. Das Uran wurde theils als Uranoxyd-Natron, theils als Uranylnitrat
angewendet. Mit durchsichtigem Kalk-Kali- bezieh. Natronglase entstand die bekannte
kanariengelbe Färbung; die, nach Handbüchern erwartete, reingelbe Färbung mit einem
Blei-Kaliglase fiel indessen nicht schön aus. Die Trübung mit Arsensäure lieferte
ein orangegelbes, aber wenig getrübtes Glas. Bei einem bleireicheren Glase erschien
die Farbe hellgelb. Durch Fluorverbindungen wurde das Urangelb sehr stark gedeckt
und zog stark ins Graue. Der hohe Preis des in groſsen Mengen anzuwendenden Urans
lieſs wenig Hoffnung einer zweckmäſsigen Benutzung.
Ein besseres Resultat lieferte die Anwendung von Eisenoxyd mit überschüssigem Kalk in einem
bleireichen basischen Glase. Es scheint sich hierbei die charakteristische
ledergelbe Verbindung von Eisenoxyd-Kalk zu bilden, die auch z.B. den bekannten
Bitterfelder Ziegeln ihren warmen Ton verleiht. Ein schön gelbes opakes Glas von Riedel in Polaun (Nordböhmen) führte durch seine
Analyse hierauf.
Schöne Effecte ergab das Uran in einigen Combinationsgläsern. Mit Gold erhält man ein
brillantes Karminroth, eine bisher vergebens gesuchte Nuance. Die röthliche Farbe
entwickelte sich erst durch den Anlaufeprozeſs. Das Silber, welches an und für sich
gelb färbt, erhöht die Wirkung des Uranoxydes wesentlich, so daſs ein hochgelbes
getrübtes Glas resultirte. Mit Chromoxyd endlich aus Mercurochromat wurde durch Uran
ein sehr frisches Gelbgrün erhalten. Möglicherweise ist auch in dem käuflichen
Kanarienglase etwas Chromoxyd enthalten.
Von bisher in der Glasfärbung noch nicht benutzten Metallen ist noch das Platin zu
erwähnen. Wird dem Normalweiſsglaspulver etwas Platinchloridlösung zugesetzt (etwa
0,1 bis 0,2 Proc.) eingetrocknet und eingeschmolzen, so entsteht durch das
feinvertheilte Platin ein schönes werthvolles Neutralgrau.
Molybdänsäure und Wolframsäure fungiren nur als Trübungsmittel, und gelang es auch durch
Reduction nicht, charakteristische Farben hervorzurufen. Das auftretende Grau ist
wahrscheinlich reducirtem Blei zuzuschreiben.
Aus der freilich sehr kostspieligen Vanadinsäure erhält
man endlich ein schönes Apfelgrün, fast in der Nuance des Chrysopras, das indessen
auch auf billigerem Wege darzustellen ist. Die Färbungen durch Schwefel oder
Schwefelantimon, endlich Spieſsglanzglas gaben unschöne Nuancen und wurden die
Versuche damit daher nicht weiter fortgesetzt.
(Schluſs folgt.)