Titel: | Hochofen von Wilhelm Brügmann in Dortmund. |
Autor: | Stn. |
Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 292 |
Download: | XML |
Hochofen von Wilhelm Brügmann in
Dortmund.
Mit Abbildungen auf Tafel
14.
Hochofen von Wilhelm Brügmann.
Bei den bisherigen Hochöfen ist der Schacht entweder durch die Pfeiler des
Rauhgemäuers oder durch untergestellte eiserne Säulen unterstützt, so daſs die ganze
Schachtlast auf der untersten Steinlage des Schachtes ruht. Nun ist aber in den
allermeisten Fällen nur der kleinere untere, etwa bis zur oberen Linie des
Kohlensackes reichende Theil des Schachtes der Ausbesserung bedürftig, während der
gröſsere obere Theil derselben selten oder nie bedarf. Trotzdem muſs auch dieser
obere Theil des Schachtes bei jeder Ausbesserung des unteren Theiles mit Aufwand von
Zeit und Geld abgerissen und wieder neu aufgebaut werden, weil derselbe eben auf dem
unteren Theile ruht. Diese Einrichtung hat aber auch noch den Nachtheil, daſs der
untere Theil in Folge des starken Druckes, welchen der obere Theil auf ihn ausübt,
einer schnellen Zerstörung ausgesetzt ist. Der Druck wird gewöhnlich noch durch den
eisernen Obertheil des Schachtes (Gasfang, Ofenplattform u.s.w.) vermehrt. Alle
diese Nachtheile versucht Wilhelm Brügmann in Dortmund
dadurch zu heben, daſs er auſserhalb des Schachtes eiserne Säulen d (Fig. 9 Taf. 14) anordnet,
die durch geeignete Consolen den Schacht in mehreren
Höhenlagen unterstützen, den Gasfang und auch die Plattform i tragen. In Fig. 9 und 10 Taf. 14 sind 8 Säulen
aus
I-Eisen vorgesehen, welche bei ee1 und k mit
Consolen zur Unterstützung des Schachtuntertheiles, des Schachtobertheiles, der
Plattform und des Gasfanges versehen sind. Geeignete Streben und
Winkeleisenverbindungen versteifen die einzelnen Säulen gegen einander. Aus dieser
Anordnung ist ersichtlich, daſs man ohne den Schachtobertheil u.s.w. angreifen zu
müssen, den Untertheil vollständig erneuern kann. Die Anordnung hat aber auch noch
andere Vortheile. Bei Gestellen von über 3m
lichter Weite mit Wandstärken von über 1m wird die
Entfernung a zwischen dem Gestell und den
gebräuchlichen Säulen b eine so kleine, daſs letztere
für den Betrieb sehr hinderlich und bei Explosionen sogar einer Zerstörung leicht
ausgesetzt sind. Ferner verlangt bei den bisherigen freistehenden Hochöfen (ohne
Rauhgemäuer oder Eisenmantel) die Unterstützung der Plattform u.s.w. besondere
Säulen, welche also unabhängig sind von denjenigen zur Unterstützung des Schachtes.
Diese Nachtheile fallen aber bei der von Brügmann
vorgeschlagenen Einrichtung vollständig fort; wie Fig. 9 zeigt, stehen die
Säulen d auſserhalb des Schachtes und lassen deshalb
einen groſsen Raum g zwischen sich und dem Gestell
frei; die Säulen unterstützen aber nicht allein den Schacht in verschiedenen
Höhenlagen und das Heiſswindrohr, sondern auch die ganze Gicht. Die leichte
Erneuerung des Schachtes durch Ausbrechen und Ausmauern des unteren Schachttheiles
unabhängig vom oberen und eventuell durch gleichzeitige Inangriffnahme beider Theile
kann aber auch bei Hochöfen mit Rauhgemäuer und Blechmantel erreicht werden, wenn
man an diese in verschiedenen Höhenlagen Consolen anordnet. Letztere können bei
Rauhgemäuer aus eingemauerten Eisen- oder Steinplatten, Trägern o. dgl. hergestellt
werden. Bei Eisenmänteln haben die Consolen die in Fig. 9 skizzirte Gestalt.
Der Patentanspruch des auf diese Einrichtungen an Brügmann ertheilten bemerkenswerthen Patentes (* D. R. P. Kl. 18 Nr. 41701
vom 17. Februar 1887) lautet: Die mehrfache Theilung des Kernschachtes eines
Hochofens und die Unterstützung der von einander unabhängigen einzelnen Theile durch
Träger, Consolen oder Ringe, welche mit dem Rauhgemäuer, dem Blechmantel oder einem
besonderen eisernen Gerüst verbunden sind.
Stn.