Titel: | Die Tachymeter von Wagner-Fennel. |
Autor: | R. |
Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 305 |
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Die Tachymeter von Wagner-Fennel.
Mit Abbildungen.
Tachymeter von Wagner-Fennel.
Die in den zwanziger Jahren von Prof. Porro in Mailand
erfundene, erst viel später durch den Mechaniker Richer
in Paris und den französischen Ingenieur Moinot in
weitere praktische Verwendung gekommene, Tachymetrie
benannte Aufnahmemethode ist eine Theodolithaufnahme, welche jeden Punkt
hinsichtlich seiner horizontalen sowohl als auch hinsichtlich seiner Höhenlage von
nur einem einzigen Standpunkte aus aufnimmt. In den Jahren der zahlreichen
Bahnbauten stellte sich die tachymetrische Aufnahme als ein lebhaft gefühltes
Bedürfniſs heraus; es galt, schnell und billig zu arbeiten, selbst unter Preisgebung
der sonst unter getrennter Anwendung der Horizontalaufnahme und Bestimmung der Höhen
mittels geometrischer Nivellements erreichbaren gröſseren Genauigkeit, die für den
Zweck der Arbeit ohnehin nicht in jenem Grade erforderlich war. Die tachymetrische
Aufnahmemethode hat sich bewährt und auch seither vielfache Verbreitung und
Anwendung gefunden und es erscheinen die zahlreichen Versuche, die dahin zielen, die
Aufnahmemethode zu vervollkommnen, entweder indem man, insbesondere bei der dabei
erforderlichen Distanzmessung, eine gröſsere Genauigkeit zu erreichen strebt,
andererseits durch entsprechende Einrichtungen noch weiter zu vereinfachen auch vom
praktischen Standpunkte aus gerechtfertigt.
Bei den Tachymetern ist das Fernrohr zum Distanzmessen eingerichtet und erfolgt die
optische Distanzmessung entweder nach Reichenbach unter
Anwendung zweier fester Horizontalfäden oder es ist einer derselben beweglich
verstellbar mit Hilfe einer genauen mit Trommel u.s.w. ausgestatteten
Mikrometerschraube, wie dies bei den sogen.
Ocular-Filar-Schraubenmikrometer-DistanzmessernA. Schell, Professor, Die Tachymetrie, unter besonderer Berücksichtigung des Tachymeters
von Tichy und Starke. Wien 1880, und Die Terrainaufnahme mit der tachymetrischen
Kippregel von Tichy und Starke. Wien
1881. der Fall ist. Hier wird man eine Latte mit Zieltafeln
benutzen können, und da insbesondere für gröſsere Entfernungen das Einstellen auf Zieltafeln
genauer erfolgen kann, als das Ablesen auf Latten zum Selbstablesen, wird die
Bestimmung der Lattenintervalle, von welcher wieder die Genauigkeit der
Distanzmessung abhängt, genauer erfolgen können. Der Bestrebung, die Genauigkeit der
Distanzmessung zu erhöhen, ist der logarithmische Tachymeter, Patent Tichy-Starke, zu verdanken und sei bezüglich des
Prinzipes, der Anwendung u.s.w. auf: Das optische
Distanzmessen und dessen Beziehung zur direkten Längenmessung von Forstrath
Josef Friedrich, Wien 1881, sowie auf Ant. Schell, k. k. Prof.: Die
Methoden der Tachymetrie bei Anwendung eines
Ocular-Filar-Schraubenmikrometers, Wien 1883, sowie auf die von Starke 1885 herausgegebenen
logarithmisch-tachymetrischen Tafeln für den Gebrauch der logarithmischen Tachymeter
verwiesen.
Was die zweite Art der Versuche, die tachymetrischen Methoden zu vervollkommnen,
anlangt, so muſs vorher bemerkt werden, daſs bei der Tachymetrie, wie sie
ursprünglich üblich war, aus den am Horizontal- und Vertikalkreis, sowie auf der im
aufzunehmenden Punkt meist vertikal aufgestellten Latte gemachten Ablesungen die
Horizontalentfernung und der Höhenunterschied des beobachteten und des
Instrumentenstandpunktes abzuleiten sind. Die für diesen Zweck zur Berechnung
gelangenden hinreichend bekannten Formeln genau zu berechnen wäre zu zeitraubend und
kostspielig, und auch mit Rücksicht auf die bei der Beobachtung der Aufnahmedaten
erreichbare Genauigkeit vollkommen überflüssig; die Anwendung der, für die schnelle
Verrechnung dieser Formeln eigens angefertigten Rechenschieber (Starke in Wien), Tabellen (Jordan, Hilfstafeln für Tachymetrie, Stuttgart 1880) oder Apparate
(Ingenieur E. Teischinger, Zeitschrift des österreichischen
Ingenieur- und Architektenvereines, 1883) kürzen unter Einhaltung einer dem
Zweck der Aufnahme ausreichend entsprechenden Genauigkeit die Arbeit
auſserordentlich ab, ja man kann sagen, daſs diese Hilfsmittel erst die praktische
Anwendung dieser Aufnahmemethoden ermöglichten. Trotzdem ist die rechnerische
Bureauarbeit, wenngleich sie zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter und auch von
minderem, eigens hierzu geschulten Personale geleistet werden kann, immerhin noch
lästig und die Versuche, die Instrumente mit Einrichtungen zu versehen, welche diese
rechnerischen Bureauarbeiten und allenfalls auch die zeichnerischen wenigstens
theilweise ausfallen machen, haben Berechtigung, und werden auch praktischen Erfolg
haben, wenn die hierdurch naturgemäſs eintretende Verlangsamung und Erschwerung der
Feldarbeit aufgewogen wird durch den Vortheil des Wegfalles jener Arbeiten; nicht zu
vergessen jenes Vortheiles, der darin liegt, daſs bei der sofortigen zeichnerischen
Aufnahme allfällig aufgetretene Irrthümer gleich entdeckt und berichtigt werden
können. Dieses ist der Fall bei dem Vielmesser von JahnsDer Vielmesser, ein neues Feldmeſsinstrument zu
universalem Gebrauch auf dem Meſstische, von R.
Jähns. Berlin 1874.
, beim Tacheometer von KreuterDas neue Tacheometer von T. Ertel und Sohn in München, von F.
Kreuter iun Wien 1875. und bei C. Wagner's Tachymeter und Tachygraphometer.
In Nachstehendem soll eine Beschreibung des Prinzipes und des Gebrauches der
letzteren Instrumente folgen, da sich dieselben bewähren, wie zahlreiche aus der
Praxis einlaufende UrtheileDie Wagner-Fennel'schen Tachymeter. Cassel 1886. sowie die stetig wachsende
Verbreitung beweisen. Nicht nur die Einfachheit der Handhabung bei der Aufnahme
allein, sondern auch die den Anforderungen der Praxis entsprechende damit
erreichbare GenauigkeitVgl. Prof. Dr. W. Tinter. Zeitschrift des
österreichischen Ingenieur- und Architektenvereines
1876. wird diesen Instrumenten Anwendung in der Praxis sichern.
Fig. 1., Bd. 267, S. 307 Bei den Tachymetern, wie sie nach C. Wagner
im mathematisch-mechanischen Institute von O. Fennel in
Cassel seit 1868 angefertigt werden, ist das zur Anwendung gelangende
Distanzmesserprinzip das bekannte nach Reichenbach.
Während sonst in der Regel die Latte in dem aufzunehmenden Punkte vertikal gestellt
wird, ist dies bei den Fennel'schen Tachymetern nicht
der Fall; hier wird die Latte von dem Gehilfen senkrecht zur mittleren Visur gehalten. Um dieses bewerkstelligen zu
können, sind an der Latte, 1m,5 vom Boden
entfernt, wagerechte Handhaben (Fig. 1), und der
hinter der Latte stehende Figurant bringt, an diesen die Latte haltend, indem er
über die Oberkanten der an dieser Stelle sich befindenden Visirbrettchen auf das
Fernrohr visirt, diese in die verlangte Stellung, deren Richtigkeit zu controliren
der Beobachter jederzeit in seiner Macht hat, indem er in das Fernrohr sieht und bei
unrichtiger Stellung nicht die schwarz angestrichenen vorderen Flächen der
Visirbrettchen allein, sondern auch die oberen oder unteren weiſs angestrichenen
Seitenflächen sehen wird, und durch geeignete, mit dem Gehilfen vereinbarte Zeichen
die Richtigstellung veranlassen wird. Damit die Latte auch seitlich richtig gestellt
werden kann, ist an der rückwärtigen Seite in der Höhe der Handhaben eine Libelle
angebracht, wie aus der Fig. 1 zu ersehen ist. Die
vordere, bei der Distanzmessung dem Beobachter zugewendete Seite hat 1m,5 vom Boden entfernt den Null-Punkt; die Länge
der Latte ist 4m,5 und ist die zweite Seite vom
Boden weg fortlaufend getheilt und beziffert für geometrische Nivellements zu
verwenden. Aus der mit dem Distanzmesser gemessenen Länge der schiefen Visur (CL + c, wo C die Constante des Instrumentes, c die additionelle Constante und L
das beobachtete
Lattenintervall ist) wird nun einerseits die Horizontalentfernung des
Instrumentenstandpunktes und des beobachteten Punktes, andererseits deren
Höhenunterschied abzuleiten sein, was auf Grundlage der nachstehenden Einrichtung
geschieht.
Fig. 2., Bd. 267, S. 308 Ist in Fig. 2
O der Drehungspunkt der Visirlinie VV, die auf den Punkt P
gerichtet ist, und stellt HH eine mit der Visirlinie in
derselben Vertikalebene gelegene Horizontale vor, so wird, wenn Op die im gewählten Verjüngungsverhältniſs genommene
Länge OP bedeutet und C1
D1
E ein rechter Winkel ist, der sich längs HH an VV verschieben
läſst, OD1 die
horizontale, D1
p die vertikale Entfernung der Punkte O und P geben, und zwar in
dem angenommenen Verjüngungsverhältniſs. Ersetzt man HH
durch die in derselben Vertikalebene gelegene Parallele BB, so wird O1
D = OD1 die horizontale
und D1
p = Dp – OO1 (OO1 eine bekannte Constante) die vertikale Entfernung
dieser Punkte O und P
geben.
Die Wagner-Fennel'schen Tachymeter besitzen nun einen
von Wagner angegebenen sogen. Projectionsapparat, der
auf dem oben erläuterten einfachen Prinzipe beruht und im Wesentlichen folgende
Einrichtung hat.
Die Fig. 3 zeigt ein Lineal AA mit dem Fernrohre in fester Verbindung parallel der Visur, so daſs
dasselbe stets dieselbe Richtung und Neigung wie jene hat. Das Lineal trägt eine
Theilung und längs dieser ist ein Schieber mit selbstwirkender Federklemmung
verstellbar, welcher 2 Nonien trägt, und zwar den mit b
bezeichneten, der am Schieber fest ist und zur Einstellung der der Länge der
schiefen Visur OP entsprechenden verkürzten Länge auf
der Theilung AA dient. Der zweite Nonius, in der Figur
mit a bezeichnet, ist drehbar angeordnet, so daſs
dessen Theilung in jeder Lage des Lineales AA an die
vertikale Kathete des anzuschiebenden Projectionswinkels CDE anliegen kann. Der Projectionswinkel ist längs der Theilung, die auf
dem horizontalen Lineale BB angeordnet ist, zu
verschieben, und ist die vertikale Kathete DE ebenfalls
mit einer Theilung versehen. Zur leichteren Bewegung des Projectionswinkels läuft derselbe auf
Frictionsrollen (in C und D) und die mit i bezeichnete Feder hat den
Zweck, denselben in jeder Stellung zu klemmen. Die bei E ersichtliche Mikrometerschraube dient zur Verschiebung der vertikalen
Theilung um etwa 1cm,5.
Fig. 3., Bd. 267, S. 309
Die vertikale Theilung hat keine feste Bezeichnung, sondern
auf einem seitlich befindlichen Elfenbeinstäbchen wird mittels Bleistift die jeweils
entsprechende Bezifferung von 10 zu 10 Einheiten hingeschrieben, nach Veränderung
des Standpunktes weggewischt und durch die der Höhe des neuen Standpunktes
entsprechende ersetzt. Die kleine, öfter nöthige Verschiebung der Skala um einzelne Einheiten
oder um Bruchtheile von einer solchen, erfolgt mit Benutzung der Mikrometerschraube
E und mit Hilfe des Nonius d. Man kann demnach die Höhe des Instrumentenstandpunktes auf irgend einen
Horizont bezogen auf der Skala DE mit Hilfe von E, dem Nonius d und der
Beschreibung auf dem Elfenbeinstäbchen einstellen. Bei horizontaler Visur müſste nun
auf a und d diese Höhe
abgelesen werden; würde man weiter b auf BA auf Null einstellen, so sollte der Nullpunkt von a sowie die vertikale Kante DE des Projectionswinkels in die verlängerte horizontale Drehungsachse des
Fernrohres fallen, während der Nonius c auf der auf BB befindlichen Theilung die Lesung Null geben sollte.
Um aber gewisse sonst noch nöthige Nebenrechnungen wegfallen zu machen, sind die
Nonien nicht den obigen Bedingungen entsprechend justirt, sondern so, daſs jene
Nebenrechnungen, d. i. gewisse sonst erforderliche Correctionen auf mechanischem
Wege selbst erfolgen. Ist h der Höhenwinkel der
mittleren Visur, so erhält man die Horizontaldistanz E
nach der Formel: E = (CL +
c) cos h + S sin h, in welcher Formel C die Constante des Instrumentes (100 oder 200), c die bekannte additionelle Constante und S
die Signalhöhe (1m,5) ist. L ist der zwischen Distanzmesserfäden abgelesene Lattenabschnitt. Man
hätte also nach der Formel zu dem mit der Constanten multiplicirten Lattenabschnitt
c zu addiren, was im Kopfe leicht geschehen kann,
die so erhaltene Länge in 1 : n verjüngt (z.B. 1 :
1000), auf AA mit Hilfe des Nonius b einzustellen, und den Projectionswinkel anzuschieben.
Die Addition von c, die jedesmal nothwendig wäre, kann
erspart werden und mechanisch dadurch erfolgen, daſs b
so justirt ist, daſs wenn a und die vertikale Kante des
Projectionswinkels mit der horizontalen Drehungsachse in einer Ebene liegen, b die Ablesung – c gibt.
(Die wirkliche Correction des Nonius b beträgt
\frac{c}{n}.) Bei irgend einer Stellung des
Projectionswinkels und dem entsprechenden L und
geneigtem Fernrohre wird dann auf c und der Skala BB die Ablesung (CL + c)
cos h sein, wobei a
nur auf CL eingestellt wurde.
Ist ferner in Fig. 4
PV = S die Signalhöhe
(1m,5), V der
Nullpunkt der Distanzmesserlatte, O die horizontale
Drehungsachse des Fernrohres, OV die mittlere Visur, zu
welcher die Latte, wie schon bemerkt, senkrecht gehalten wird, ist weiter OO2 = S gemacht und
bezeichnet OO1
= J die Instrumentenhöhe, so ist O1
P1
= O2
P2 die zu messende
Horizontaldistanz und PP1 der zu messende Höhenunterschied des Latten- und des
Instrumentenstandpunktes. Um das Glied S sin h, welches
in der Distanzformel vorkommt, auf mechanischem Wege in Rechnung zu bringen, verlegt
man den Drehungspunkt des Nonius a nicht in die Höhe
der horizontalen Drehungsachse des Fernrohres, sondern um
\frac{S}{n}=\frac{1}{n}\ .\ VP=\frac{1}{n}\,OO_2=Oi nach
abwärts in den Punkt i und es ist nun wohl aus der Fig. 4 selbst unmittelbar zu sehen, daſs hierdurch,
wenn b auf CL eingestellt,
durch Anschieben des Projectionswinkels an a1 (Stellung von i für
CL) statt (CL + c) cos h die um S sin h gröſsere Ablesung auf BB mittels des Nonius c erhalten wird.
Fig. 4, Bd. 267, S. 311 Die vertikale Entfernung ergibt sich leicht, indem ja (Fig. 4) ia1
= O2
P und \frac{1}{n}\,O_2P ist, sowie
a_1a_3=\frac{1}{n}\,PP_2 sein wird. Da die vertikale
Entfernung H = PP2 +
J – S ist, die Gröſse
PP2 im verjüngten
Maſse auf der vertikalen Kante des Projectionswinkels durch a1
a3 gemessen bezieh.
abgelesen wird, so ist bezüglich der Höhenbestimmung Folgendes zu bemerken: Nimmt
man die Instrumentenhöhe J = S der Signalhöhe, so wird
H = PP2 und es ist
keine weitere Correction wegen J – S erforderlich, sondern die Ablesung auf a gibt die Höhe. Ist aber J nicht gleich S, so bringt man die Differenz
J – S in die Rechnung, indem man bei horizontaler
Lage des Fernrohres den Nonius d so verschiebt, daſs
seine Ablesung an der Höhenskala gegen die des Nonius a
um \frac{J-S}{n} differirt, und zwar ist, wie leicht einzusehen,
der Nonius d nach aufwärts zu verschieben, wenn J – S negativ ist, im
anderen Falle nach abwärts. Um diese Correction am Nonius d ausführen zu können, ist derselbe durch 2 Schräubchen, die sich in
vertikalen länglichen Schlitzen bewegen, mit dem Projectionswinkel verbunden, und
demnach die Vornahme dieser Correction von selbst klar.
Ist das Arbeiten mit der constanten Instrumenthöhe gleich S nicht thunlich, so kann der Unterschied J –
S auch noch in anderer als der vorhin angegebenen Weise in Rechnung
gebracht werden, indem man die für einen bestimmten Standpunkt constante Differenz
J – S bei der Einstellung der absoluten Höhe des
Standpunktes auf der Höhenskala entsprechend berücksichtigt, was jedenfalls
zweckmäſsiger ist, weil dadurch die Correction des Nonius d entfällt, oder man kann schlieſslich zu jeder auf a gemachten Höhenablesung den Unterschied J – S algebraisch addiren,
was ja auch sehr einfach ist.
Der Gebrauch des Projectionswinkels ist nun kurz zusammengefaſst einfach der, daſs
man in dem Standpunkt die Instrumentenhöhe J miſst, J – S zur absoluten Höhe
des Standpunktes gibt (wenn man nicht eine andere der früher angegebenen Arten der
Berücksichtigung dieses Unterschiedes vorzieht) und nun den Nonius d auf der Höhenskala DE
auf die dieser Höhe entsprechende Ablesung einstellt. (Das geschieht durch
Beschreibung des Elfenbeinstäbchens und mit Benutzung der Mikrometerschraube E.) Dann wird das Fernrohr auf die in dem zu
beobachtenden Punkte aufgestellte Latte gerichtet, das Lattenintervall abgelesen und
mittels b auf AA auf die
Ablesung CL eingestellt, der Projectionswinkel an a angeschoben und sodann auf BB mit c die Horizontalentfernung auf der
vertikalen Skala des Projectionswinkels mit a die Höhe
des beobachteten Punktes abgelesen. Es kann vorkommen, daſs CL so groſs wird, daſs hierfür die Theilung auf dem Lineale nicht mehr
ausreicht; in diesem Falle theilt man CL ab und
ermittelt mit Hilfe des Projectionswinkels für jeden Theil horizontale und vertikale
Projection, deren Summen zu bilden sind. Die Verwendung von Latten zum Selbstablesen
bedingt es, daſs man nicht zu groſse Distanzen nehmen kann und nur ausnahmsweise in
die Lage kommen wird, eine solche Theilung vorzunehmen und wird man dabei
berücksichtigen müssen, daſs die Nonien mit Bezug auf das in Rechnung Bringen der
Glieder c und S sin h justirt sind.
Nicht immer kann man die Latte senkrecht gegen die mittlere Visur stellen; ist dieses
z.B. in sehr coupirtem Terrain, oder aus anderen Ursachen nicht möglich, so wird man
sich dadurch helfen, daſs man die Latte vertikal halten läſst, CL bestimmt bei dieser Lage und den Projectionswinkel
einstellt; die auf BB gemachte Ablesung wird dann
neuerdings auf AA eingestellt, der Projectionswinkel
angeschoben, wodurch man dann auf BB die
Horizontaldistanz erhält; jedoch nicht vollkommen richtig, indem auch hier der
besonderen Justirung der Nonien gedacht werden muſs, was hier um so mehr übergangen
werden kann, als es nur Ausnahmefälle sein werden, in welchen man zu diesem
Auskunftsmittel greifen wird, das, wie Versuche ergeben haben, auch nicht besonders
empfehlenswerth ist. Das zweimalige Projiciren ist nicht genau und obwohl man die
Latte leichter vertikal hält als senkrecht zur Visur, so ist doch wieder zu
bedenken, daſs der Fehler wegen der Lattenschiefe im letzteren Falle fast für alle
Vertikalwinkel der gleiche sein wird, im Falle der vertikalen Stellung aber mit
zunehmendem Höhenwinkel ebenfalls wächst. Ueber die erreichbare Genauigkeit, sowie
über andere Versuche und über die von Starke und Kammerer, der die Anfertigung der Instrumente
Fig. 5., Bd. 267, S. 313
in Oesterreich besorgt, angeordneten Abänderungen kann auf die
Ausführungen Hrn. Prof. Dr. Tinter's in der Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und
Architektenvereins, 1876 hingewiesen werden, und soll hier nur noch eine
kurze Beschreibung der Instrumente selbst folgen.
Die Wagner-Fennel'schen Tachymeter unterscheiden sich
unter einander durch die Art, in welcher die Horizontalwinkelmessung erfolgt und
zwar in: 1) Tachymeter mit Repetitionskreis, 2) Tachymeter mit Boussole und 3)
Tachygraphometer oder Tachymeter mit Meſstisch. Der Tachymeter mit Repetitionskreis
(Fig. 3) bedarf wohl keiner weiteren Erläuterung;
zu bemerken ist, daſs das Fernrohr 35cm Brennweite
und 31 fache Vergröſserung hat, mit dem Ocularende zum Durchschlagen ist. Zum Zwecke
der Ausführung genauer geometrischer Nivellements ist auf dem Fernrohr eine
Reversionslibelle befestigt; der Ocularfadendistanzmesser ist so eingerichtet, daſs
jeder der beiden äuſseren Fäden gegen den mittleren verstellbar ist. Der
Horizontalkreis ist durch die Alhydade verdeckt, die Nonien sind unter Glas und
geben 30'' (oder centesimal 400° mit 1' Angabe) und die Klemmen central. Auch die
Stative, deren Kopf aus einem Bronzestück besteht, gewähren bei nicht zu groſsem
Gewichte solide Aufstellung und gute Standfestigkeit.
Das Boussoleninstrument hat eine andere Fernrohrlagerung; das Fernrohr ist hier nicht
wie bei dem früheren in den Lagern umlegbar. Die Boussole ist in halbe Grade
getheilt.
Was endlich die dritte Gattung der Instrumente, die Tachygraphometer, anlangt, so
kann das Wesentlichste aus Fig. 5 ersehen werden. Die
Ablesung der Horizontaldistanz entfallt hier, indem durch Niederdrücken einer Nadel
bei entsprechend eingestelltem Projectionswinkel der beobachtete Punkt gleich auf
der Unterlage pikirt wird. Der Meſstisch, auf welchem die Kartirung erfolgt, ist
entweder wie gewöhnlich aufgespannt oder es ist für Aufnahmen zu Tracirungszwecken
u.s.w., die sich auf lange schmale Terrainstreifen erstrecken, das Papier mittels an
der Unterseite des Tisches angeordneter Rollen befestigt. Auf dem Tische bewegt sich
die Kippregel, bestehend aus einer das Lineal einer Kippregel ersetzenden
Fuſsplatte, auf welcher an einem Träger das Fernröhr und der Projectionsapparat
befestigt ist. Um die Bewegung der immerhin etwas schweren Kippregel zu erleichtern,
läuft diese auf drei zur vertikalen Drehungsachse radial gestellten Rollen, die in
Ausschnitten der Fuſsplatte sich bewegen und welche durch Stellschrauben in
denselben gehoben werden können, so daſs sie nur wenig unter der Fuſsplatte
hervorragen; die Stellschrauben haben zugleich den Zweck, die Fuſsplatte in
horizontaler Lage zu erhalten, und eine der Rollen ist mit einer Bremsvorrichtung
ausgestattet zur Regulirung der Beweglichkeit der Kippregel. Die gerade Kante der
Fuſsplatte ist durch eine Flachschiene verstärkt, längs welcher sich parallel mit
BB ein Schieber bewegt, der eine vertikale Hülse
trägt, in welcher sich eine Nadel mit spiralförmiger Gegenfeder herabdrücken läſst.
Die Bewegung des genannten Schiebers mit der Nadel erfolgt mit dem
Projectionswinkel, mit welchem er durch einen vertikalen Stift verbunden ist. Zu
bemerken ist noch, daſs die Kippregel nicht geschoben, sondern centrisch um den auf
dem Tische markirten Punkt gedreht werden muſs, und ist zu diesem Zwecke ein
Centrirstäbchen beigegeben, bestehend aus einem entsprechend langen Lineal, das mit
einem kreisrunden in der Mitte durchbohrten Ansatz versehen ist. Das Lineal wird so
gelegt, daſs die Bohrung centrisch den markirten Standpunkt umgibt und an den
kreisförmigen Ansatz wird, während man das Lineal mit der einen Hand fest
niederhält, die Kippregel mit dem an der entsprechenden Stelle angeordneten
kreisbogenförmigen Querschnitt der Kante angeschoben, und nun kann dann, da der
Ausschnitt genau zum Ansatz paſst, nur eine centrische Drehung des Instrumentes um
jenen Punkt erfolgen. Die Flachschiene ist ebenfalls getheilt und der Schieber mit
einem Nonius versehen, um auch unabhängig vom Projectionswinkel im Bedarfsfalle die
Kartirung vornehmen zu können. Der Tachygraphometer wird in seiner Verwendbarkeit
noch wesentlich unterstützt durch die Einrichtung, daſs man in Fällen, wo Witterung
oder andere Umstände ein Arbeiten auf dem Meſstische nicht zweckmäſsig erscheinen
lassen, die Kippregel direkt auf das mit einem Theilkreis versehene Stativ
aufschrauben und das Instrument dann als einfachen Theodolithtachymeter verwenden
kann.
R.