Titel: | Zersetzung von Chlorammonium mit Phosphorsäure; von Dr. Konrad W. Jurisch. |
Autor: | Konrad W. Jurisch |
Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 424 |
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Zersetzung von Chlorammonium mit Phosphorsäure;
von Dr. Konrad W. Jurisch.
Jurisch's Zersetzung von Chlorammonium mit
Phosphorsäure.
Am 22. Mai 1885 erlangte Otto N. Witt ein deutsches
Reichspatent, Kl. 75 Nr. 84395, auf ein Verfahren zur
Darstellung von Salzsäure und Ammoniak aus Chlorammonium durch Zersetzung mit
Phosphorsäure.Chemische Industrie, 1886 Bd. 9 S.
113.
Das Verfahren sollte in der Ammoniaksodafabrikation die lästige Destillation der
Mutterlauge mit Kalk ersetzen, und zugleich das Chlor gewinnen lassen, welches sonst
als Chlorcalcium verloren ging. Der Salmiak sollte aus der Mutterlauge gewonnen
werden, entweder durch Eindampfen zur Trockne und Sublimation, oder durch
fractionirte Krystallisation.
Eine Untersuchung dieses Verfahrens hat folgende Resultate ergeben:
Zu den Versuchen diente syrupdicke, wasserklare Phosphorsäure von 1,725 spec. Gew.
1cc davon, durch Verdünnung genommen,
erforderte bei der Titration – mit Methylorange als Indicator – 14cc,6 Normalnatronlauge. Dabei fand folgende
Reaction statt:
H3PO4
+
HNaO
= H2NaPO4
+ H2O
98
40
Mit Lakmuslösung als Indicator bis zur vollständig blauen
Färbung titrirt, erforderte 1cc dagegen 29cc,2 Normalnatronlösung; oder es bildete sich
H3PO4
+
2HNaO
= HNa2PO4
+ 2H2O
98
80
Also zeigte 1cc
Normalnatronlösung an
: 0,040g
HNaO
= 0,040
– SO3
= 0,049 H2SO4
mit Lackmus
= 0,049
– H3PO4
= 0,0355 P2O5
mit Methylorange
= 0,098
– H3PO4
= 0,071 P2O5
Hiernach enthielt 1cc Phosphorsäure 1cc,43 H3PO4, oder 1g H3PO4 war in 0cc,7 Syrup enthalten. Nach Gewichtsprocenten
enthielt die Phosphorsäure 82,94 Proc. H3PO4 oder 60,08 Proc. P2O5.
I. Versuch.
In einer Silberschale wurden 20g Salmiak mit 12cc,6 Phosphorsäure 3 Stunden lang erwärmt, ohne
die Temperatur zu überschreiten, bei der Salmiak verdampft. Die Masse wurde zuletzt
weich hornartig. Es konnte nicht alle HCl ausgetrieben werden, ohne zugleich auch
NH4Cl zu verflüchtigen.
Die angewandten Mengenverhältnisse waren so bemessen, daſs folgende Reaction hätte
eintreten können:
2NH4Cl
+
H3PO4
=
H(NH4)2PO4
+
2HCl
2 × 53,5
98
132
73
denn da 12cc,6 Phosphorsäure
18g H3PO4 enthielten, so genügten sie der Proportion
53,5 : 49 = 20 : 18.
Nach dem Erkalten enthielt die Masse:
Unzersetzten SalmiakFreie
PhosphorsäureAmmonphosphat, Wasser (durch Differenz)
= 8,613g= 4,506=
17,532
= 28,1 Proc.= 14,7 „= 57,2 „
Gesammtgewicht
= 30,651g
= 100,0 Proc.
H3PO4
NH4Cl
Angewandt
18g
und
20g
Unzersetzt geblieben
4g,506
„
8g,613
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Also haben
13g,494
H3PO4 und
11g,387
NH4Cl,
enthaltend 3g,83 NH4, auf einander reagirt, und 17g,5 32 Salz mit etwas Wasser gegeben. Es kamen
also auf:
13g,494 H3PO4 3g,830 NH4
: 98 = 0,138: 18 = 0,213
1\ddot{1},54
2\ddot{3}
1 + 11\,\ddot{+}\,2
17g,324 Phosphat
Man kann also annehmen, daſs die Hälfte der Phosphorsäure auf 1 Aequivalent NH4, die andere auf 2 Aequivalente NH4 reagirt hat, daſs also entstanden sind:
H3PO4
+
NH4Cl
=
H2(NH4)PO4
+
HCl
(saures Ammonphosphat = 115)
H3PO4
+
2NH4Cl
=
H(NH4)2PO4
+
2HCl
(neutrales Ammonphosphat = 132)
Hiernach berechnet, ergaben die in Reaction getretenen 13g,494 H3PO4 folgende Mengen:
6,747g
H3PO4
+
1,239g
NH4
=
7,917g
H2(NH4)PO4
6,747
„
+
2,478
„
=
9,088
H(NH4)2PO4
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
13,494
„
+
3,717
„
=
17,005
Salzmasse.
Die Schmelze hat folglich noch
0,527
Wasser und andere Ver-
––––––––––
17,532g
unreinigungen enthalten.
Hiermit ist jedoch noch keineswegs bewiesen, daſs keine anderen Phosphate zugegen
waren. Es hätte sich z.B. aus der Summe von je 1 Mol. der beiden Orthophosphate
durch Austritt von 1 Mol. Wasser ein Pyrophosphat bilden können:
H3(NH4)3P2O8 – H2O = H(NH4)3P2O7.
Bis hierher sind von 20g Salmiak 11g,387 zersetzt oder es sind 56,94 Proc. HCl
ausgetrieben worden.
I. Versuch, 1. Fortsetzung.
Von den 30g,651 wurden 27g,45 weiter behandelt. Dieselben sind
entstanden aus:
haben in der Schmelzegegeben:
Es reagirten auf einander
17,91g Salmiak16,159
Phosphorsäure
7,71g unzersetztes NH4Cl 4,02 freie H3PO415,70 Salze
12,084g 3,43
H3PO4NH4
27,43 Schmelze
15,514
Phosphate
Diese 27g,45 Schmelze wurden noch mit ebenso viel
Phosphorsäure Ersetzt, als zu ihrer Bildung verwendet worden war, nämlich mit 16g,159 oder 11cc,3 Phosphorsäure, so daſs folgende Reaction eintreten konnte:
NH4Cl
+
H3PO4
=
H2(NH4)PO4
+
HCl
53,5
98
115
Erst jetzt entstand eine vollständig klare Lösung. Dieselbe wurde auf einem Drahtnetz
bei etwa 250 bis 300° erhitzt. Es entwickelten sich reichliche Dämpfe von Salzsäure.
Als dieselben nachlieſsen, ergab die Analyse:
Unzersetzter Salmiak, NH4ClFreie Phosphorsäure, H3PO4Ammonphosphate u.s.w. (durch
Differenz)
= 0,168g= 10,658=
25,674
= 0,46 Proc.= 29,20 „= 70,34 „
Totalgewicht der Schmelze
= 36,500
= 100,00 Proc.
Angewandt wurden zu dieser Schmelze:
7,71g
NH4Cl
als von früher unzersetzt geblieben,
jetzt noch unzersetzt
0,168
„
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
also zersetzt
7,542
„
oder 97,92 Proc. von dem restirenden.
Von der ganzen Menge, 20g Salmiak, sind also bis
jetzt 56,94+\frac{97,9}{100}\,43,04 oder 99,1 Proc. der
theoretischen Menge Salzsäure ausgetrieben worden.
Ferner wurden angewandt:
4,02g
H3PO4
von früher unzersetzt
+
16,159
„
neu zugefügt in 11cc,3 Syrup.
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
=
20,179
„
im Ganzen angewendet.
10,658
„
blieben als freie Säure in der Schmelze
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
=
9,521
„
sind chemisch gebunden worden.
Da die zersetzten 7g,542
NH4Cl 2g,538
NH4 enthalten, so haben bis jetzt auf einander
reagirt:
In
den
27,45g
Schmelze:
12,084g
H3PO4
auf
3,43g
NH4
„
„
36,50
„
9,521
„
„
2,538
„
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Im Ganzen
21,605
„
„
5,968
„
und damit
25g,674
Salze gegeben.
Da nun
H3PO4 = 21,605NH4 = 5,968
: 98 = 0,22: 18 = 0,33
2\ddot{3}
1 + 11\,\ddot{+}\,2
27,573
so schien auch jetzt noch das frühere Verhältniſs der beiden
Phosphate vorhanden zu sein. Da dies aber wegen der hohen Temperatur, der die
Mischung ausgesetzt gewesen war, als unwahrscheinlich betrachtet werden muſste, so
wurde die Analyse noch einer genaueren Berechnung unterzogen. Es war wichtig, die
Zusammensetzung gerade dieser Schmelze möglichst genau festzustellen, weil dieselbe
auf dem Wendepunkt stand, nach Austreibung der Salzsäure Ammoniakdämpfe zu
entwickeln.
Die Analyse hatte ergeben:
Unzersetzter SalmiakFreie Phosphorsäure, P2O5Gebundene Phosphorsäure, P2O5NH4Sauerstoff, um (NH4)2O zu bildenWasser durch
Differenz
= 0,168g= 7,731=
15,649= 5,968=
2,652= 4,332
: 142 = 0,054: 142 = 0,110: 18 = 0,331: 16 =
0,165: 18 = 0,241
1\ddot{2},02\ddot{6},09\ddot{3},04\ddot{4},42
1\ddot{2}\ddot{3}\ddot{4},5
Ganze Schmelze
= 36,500
Berücksichtigt man nun, daſs entsteht:
Orthophosphorsäure, 2(H3PO4)
aus
P2O5 +
3H2O
Pyrophosphorsäure, H4P2O7
„
P2O5 +
2H2O
Metaphosphorsäure, 2(HPO3)
„
P2O5 +
H2O
und daſs die bekannten Ammonphosphate: nämlich das einbasische
Orthophosphat, das zweibasische Orthophosphat, das saure Pyrophosphat und das
Metaphosphat folgende Molekülverhältnisse enthalten:
Molekülverhältnisse von
P2O5
:
(NH4)2O
:
H2O
H2(NH4)PO4
=
1
:
1
:
2
H(NH4)2PO4
=
1
:
2
:
1
H2(NH4)2P2O7
=
1
:
1
:
1
(NH4)PO3
=
1
:
1
:
0
so kann man 4 Fälle unterscheiden:
1. Fall. Angenommen, alles freie P2O5 sei als H3PO4 vorhanden, dann
erforderte 1P2O5 :
3H2O, und es blieben für die Salzbildung noch
1,5 Mol. Wasser übrig; oder das Molekülverhältniſs:
P2O5
:
(NH4)2O
:
H2O
2
:
3
:
1,5
4
:
6
:
3
Als einzige Lösung dieses Verhältnisses würde sich folgende Gruppirung ergeben:
2 : 4 : 2
entsprechend
2 [H(NH4)2PO4]
1 : 1 : 1
„
H2(NH4)2P2O7
1 : 1 : 0
„
(NH4)PO3
––––––
4 : 6 : 3
Es müſste also freie Orthophosphorsäure neben Metaphosphat zugleich vorhanden sein,
was wenig wahrscheinlich ist.
2. Fall Angenommen, alles freie P2O5 sei als H4P2O7 vorhanden, dann erforderte 1P2O5 : 2H2O, und es blieben für die Salzbildung noch 2,5 Mol.
Wasser übrig, oder das Molekülverhältniſs:
P2O5
:
(NH4)2O
:
H2O
2
:
3
:
2,5
4
:
6
:
5
Als einzige Lösung dieses Verhältnisses würde sich folgende Gruppirung ergeben:
1 : 1 : 2
entsprechend
H2(NH4)PO4
2 : 4 : 2
„
2[H(NH4)2PO4]
1 : 1 : 1
„
H2(NH4)2P2O7
––––––
4 : 6 : 5
Es müſste also noch einbasisches Orthophosphat vorhanden sein, nachdem alle freie
Phosphorsäure schon in Pyrophosphorsäure übergegangen wäre, was auch
unwahrscheinlich ist.
3. Fall. Die Annahme, daſs alles freie P2O5 in
Metaphosphorsäure übergegangen sei, daſs also zur Salzbildung folgendes
Molekülverhältniſs verblieb:
P2O5
:
(NH4)2O
:
H2O
2
:
3
:
3,5
4
:
6
:
7
läſst keine Auflösung zu. Es bleibt daher als einzige, mit
keiner Unwahrscheinlichkeit behaftete Auflösung der
4. Fall übrig, bestehend in einer Combination der beiden
ersten Fälle. Allen Anforderungen genügt schon die einfachste Annahme, daſs die
freie P2O5 zur
Hälfte in Pyrophosphorsäure übergegangen sei. Es hatte sich durch die Analyse
folgendes Molekülverhältniſs ergeben:
Freies P2O5
:
Gebundenes P2O5
:
(NH4)2O
:
H2O
2
:
4
:
6
:
9
Hieraus berechnet sich die freie Säure wie folgt:
1P2O5 +
3H2O = 2H3PO4
1P2O5 +
2H2O = H4P2O7
–––––––––––––––––––––––––
2P2O5 +
5H2O = 2(H3PO4) + H4P2O7
Für die Salzbildung bleibt dann folgendes Molekülverhältniſs
übrig:
P2O5
:
(NH4)2O
:
H2O
4
:
6
:
4
2
:
3
:
2
Diesem Verhältniſs entspricht folgende Gruppirung:
1 : 2 : 1
entsprechend
H(NH4)2PO4
1 : 1 : 1
„
H2(NH4)2P2O7
–––––
2 : 3 : 2
Hiernach berechnet, enthielt die Schmelze am Wendepunkte:
Proc.
Unzersetzter Salmiak, NH4ClFreie Phosphorsäure, H3PO4Freie Pyrophosphorsäure, H4P2O7Zweibasisches Ammonphosphat, H(NH4)2PO4Saures Ammonpyrophosphat, H2(NH4)2P2O7
= 0,168g= 5,335=
4,845= 14,546= 11,681
0,4614,5913,2539,7731,93
: 98 = 0,149: 178 = 0,074: 132 = 0,301: 212 =
0,150
\ddot{2}
\ddot{1}
\ddot{4}
\ddot{2}
Ganze Schmelze
= 36,575
100,00
Moleküle
9
Angewendet waren dazu:
NH4ClH3PO4
= 17,91g= 32,27
48,9788,23
: 53,5 = 0,915: 98 = 0,900
12\ddot{12}
Im Ganzen
= 50,18
137,20
Moleküle
24
Benutzt man diese Coefficienten, um eine Formel aufzustellen, welche das Resultat der
bisherigen Reactionen ausdrückt, so erhält man:
12NH4Cl + 12H3PO4 = 2H3PO4 + 1H4P2O7 + 4[H(NH4)2PO4]
+ 2[H2(NH4)2P2O7] + 12HCl + 3H2O.
Resultat: Von der ganzen Menge der angewendeten Phosphorsäure
12 Mol., sind 8 Mol. oder ⅔ gebunden worden, während 4 Mol. oder ⅓ noch freie
Säure geblieben sind. Von jedem Theile ist die Hälfte Posphorsäure bezieh.
Phosphat geblieben, während die andere Hälfte in Pyrophosphorsäure bezieh.
Pyrophosphat übergegangen ist.
I. Versuch, 2. Fortsetzung.
Von den 36g,5 Schmelze wurden 34g,9 auf dem Drahtnetz weiter erhitzt. Anfänglich
ging noch eine Spur HCl fort; dann traten Ammoniakdämpfe auf. Die Masse kam in
ruhigen Fluſs, ohne Blasenbildung; Temperatur auf 300 bis 350° geschätzt. Dann über
freier Flamme erhitzt, wobei Ammoniakdämpfe reichlich fortkochten. Dann trat wieder
ruhiger Fluſs ein bei etwa 400°. Die Erhitzung wurde beendigt, als nur noch ganz
geringe Mengen von Ammoniak-Dämpfen wahrnehmbar waren. Nach dem Erkalten wog die
glasige Masse 27g,8.
Da zur Erzeugung der 36g,5 Schmelze 32g,3 H3PO4 und 17g,91 NH4Cl verwendet worden waren, so sind 34g,9 aus 30g,9
H3PO4 und der
entsprechenden Menge von 17g,12 NH4Cl entstanden. In der daraus erhaltenen glasigen
Schmelze von 27g,8 sollten also 30g,9 H3PO4 entsprechend 25g,22 HPO3 oder 22g,38 P2O5
enthalten sein.
Die Analyse ergab:
Freies P2O5Gebundenes P2O5(NH4)2OAg2OChlorWasser
durch Differenz
= 14,63g= 8,33=
2,86= 0,274= –= 1,706
: 142 = 0,103: 142 = 0,058: 52 = 0,055: 232 =
0,001: 18 = 0,095
2\ddot{1}\ddot{1}–\ddot{2}
Schmelze
= 27,800
Hiernach berechnet sich die Analyse wie folgt:
Freie Metaphosphorsäure, HPO3Ammonmetaphosphat, (NH4)PO3Silbermetaphosphat, AgPO3Verlust
= 16,48g= 10,67=
0,44= 0,21
59,28 Proc. 38,38 „ 1,58 „ 0,76 „
27,80
100,00 „
Der Verlust deutet jedoch darauf hin, daſs noch etwas Pyrophosphorsäure vorhanden
gewesen sein kann. Die Silberschale fand sich stark angegriffen.
Resultat: Es ist also ohne Verlust an Phosphorsäure
sämmtliche Salzsäure, und 63,6 Proc. des Ammoniaks ausgetrieben worden.
II. Versuch.
Wiederbenutzung der regenerirten
Phosphorsäure.
Um aus dem Salmiak alle Salzsäure auszutreiben, ohne diesen selbst zu verflüchtigen,
muſs man einen Ueberschuſs an Phosphorsäure anwenden, damit die Mischung dünnflüssig
wird, und die Zersetzung bei niedriger Temperatur vorgeht. Das Verhältniſs von
18NH4 zu 31P, bei welchem vollständige Zersetzung
des Salmiaks eintritt, ist zugleich auch im Metaphosphat (NH4)PO3 vorhanden,
also kann man annehmen, daſs die aus 98g H3PO4 gebildeten
80g HPO3 auch
im Stande sein werden, 53g,5 NH4Cl zu zersetzen.
Angewandt wurden 25g Salmiak und 45g,8 H3PO4 oder 32cc,06
Phosphorsäure. Die Mischung wurde in einer Silberschale zuerst vorsichtig, um
Salzsäure, dann stärker erhitzt, um Ammoniak auszutreiben. Theoretisch sollten
hierbei 37g,38 Metaphosphorsäure übrig bleiben.
Die glasige Schmelze wog aber 39g,7, oder 2g,32 mehr als erwartet. Wenn man diesen
Ueberschuſs als NH4 betrachtete, so waren – da 25g NH4Cl 8g,411 NH4
enthalten – in dieser ersten Operation 72,4 Proc. Ammoniak ausgetrieben.
Die glasige Masse wurde in der Schale mit Wasser gelöst, was ziemlich langes Kochen
erforderte, und dann wurden wieder 25g Salmiak
zugefügt. Das Austreiben der Salzsäure dauerte 7 Stunden, unter Spritzen und
Stoſsen, es entwich auch eine Spur Salmiak dabei. Das Austreiben des Ammoniaks
dauerte 3 Stunden, mit gleichmäſsiger Entwickelung. Die Silberschale mit der
Schmelze wog nach Beendigung dieser zweiten Operation nur 0g,1 weniger als nach der ersten; aber es hatten
sich etwa 0g,6 Silber gelöst. Die Schmelze selbst
wog jetzt 40g,2 und enthielt:
Freies P2O5Gebundenes P2O5(NH4)2OAg2OWasser durch
Differenz
= 23,146g=
10,115= 3,374= 0,589= 2,976
: 142 = 0,1630: 142 = 0,0712: 52 = 0,0649: 232 =
0,0025: 18 = 0,1653
2,421,056\ddot{1}2,45
Schmelze
= 40,200
Also bestand die Schmelze aus:
Freie Metaphosphorsäure, HPO3Ammonmetaphosphat, (NH4)PO3Silbermetaphosphat, AgPO3Verlust
= 26,080g= 12,591=
0,950= 0,579
64,88 Proc. 31,32 „ 2,34 „ 1,44 „
Ganze Schmelze
= 40,200
100,00 „
Der Rechnungsverlust von 1,44 Proc. bedeutet hauptsächlich gebundene Phosphorsäure,
für welche die Basis nicht bestimmt wurde.
In dieser zweiten Operation waren folgende Mengen von Ammonium zugegen:
Rest aus der ersten Operation
=
2,320g
NH4
Neu zugefügt in 25g NH4Cl
=
8,411
„
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Angewandt
=
10,731
NH4
Davon blieben in der Schmelze
=
2,336
„ ,
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
also sind
ausgetrieben worden
=
8,395
NH4
oder 78,2
Proc. Ammoniak.
In beiden Operationen zusammengenommen, wie man ja bei continuirlichem Betriebe des
Prozesses rechnen müſste, stellt sich die Ammoniakerzeugung günstiger:
Angewandt in 50g NH4Cl
=
16,822g
NH4
Uebrig geblieben
=
2,336
„
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Ausgetrieben
=
14,486g
NH4
oder 86,1
Proc. des Gesammtammoniaks.
Resultat: Man kann also ohne Verlust an Phosphorsäure
successive mit derselben Menge immer neue Mengen von Salmiak zersetzen.
Leider hat dieses ausgezeichnete Verfahren noch keine Anwendung in der Technik
gefunden, weil – einer freundlichen Privatmittheilung des Herrn Dr. Otto N. Witt zu FolgeBrief vom 9. December 1887. – es bis jetzt noch nicht gelungen
ist, ein Ofen- oder Gefäſsmaterial zu entdecken, welches dem Angriff der
schmelzenden Phosphorsäure auf die Dauer widersteht.
Die Herren Brunner, Mond und Co., welche die technische
Ausarbeitung der Erfindung übernommen hatten, kamen zu dem Resultat, daſs selbst das
Platin – entgegen der Angabe von Berzelius – in so
starkem Grade angegriffen wird, daſs die Anwendung desselben als ausgeschlossen
erscheint.
Ob es je gelingen wird, ein geeignetes Material zu finden, ist noch eine Frage der
Zukunft.
Berlin im December 1887.