Titel: | Ueber Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen). |
Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 450 |
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Ueber Neuerungen an Elektromotoren
(Dynamomaschinen).
(Patentklasse 21. Fortsetzung des Berichtes S. 401
d. Bd.)
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 23.
Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen).
Eine neuere Trommelmaschine von J. Einstein und Comp. in
München ist auf S. 409 d. Bd. nach dem Centralblatt für
Elektrotechnik, 1888 * S. 1 abgebildet. Genannte Firma baute anfänglich
Flachringmaschinen, ging aber zu der Quadratringmaschine über. Diese Maschinen baut
sie auch nach wie vor für Bogenlichtanlagen. Für Glühlichtanlagen hat sie dagegen
neuerdings das von Ingenieur Hermann Müller in Köln
ausgearbeitete System angenommen. Die wesentlichen Eigenthümlichkeiten dieses
Systemes sind: die Verwendung mehrfacher magnetischer Felder und eine besondere
Ausführung der Wickelung der Trommel. Letztere ist sehr vortheilhaft sowohl in Bezug
auf Solidität, als auch in Bezug auf die Herstellungskosten. Die auf S. 409 d. Bd.
dargestellte Anordnung ist auch constructiv recht geschickt gemacht. Es sind vier
Pinselsysteme vorhanden. Da nun die diametral einander gegenüber liegenden Lamellen
mit einander in Verbindung stehen, so kann man immer einen oder zwei neben einander
liegende Pinsel vom Stromgeber abheben, ohne das Arbeiten der Maschine zu
beeinträchtigen. Dies ist besonders bei langdauernden Betrieben wichtig, wo während
des Betriebes das Bedürfniſs auftauchen könnte, den einen oder den anderen Pinsel
nachzustellen. In magnetischer Beziehung ist die Construction recht gut. Die Wege
für die Kraftlinien sind sämmtlich sehr kurz. Daſs der magnetische Widerstand der
Anordnung recht gering ist, geht daraus hervor, daſs für Magnetisirung nur ein sehr
geringer Effect erfordert wird.
Bei 600 Umdrehungen, denen eine Umfangsgeschwindigkeit von 10m,7 in der Secunde entspricht, sind die einzelnen
Effectgröſsen folgende:
Nutzeffect 28400, Verlusteffect im Anker
750
Volt-Ampère
Verlusteffect in den Hauptstrommagneten
170
„
Verlusteffect in den Nebenstrommagneten
605
„
Elektrisches Güteverhältniſs
95
Proc.
Die Leistungsfähigkeit dieser Maschine ist in hohem Grade befriedigend.
Eine in magnetischer Beziehung sehr ähnliche Construction hat vor mehreren Monaten
auch die Allgemeine Elektricitätsgesellschaft in Berlin
hergestellt. Wir bilden diese Maschine nach dem Centralblatt
für Elektrotechnik, 1888 * S. 2 in Fig. 1 und 2 Taf. 23 ab.Eine mit Fig.
2 ganz übereinstimmende Anordnung der 4 Elektromagnete in dem
ringförmigen Gestell besitzt auch die eine der Dynamomaschinen, welche nach
Engineering vom 5. September 1884 * S. 229
Gerard und Co. in London in der International Health Exhibition ausgestellt
hatten. Die Wickelung der Trommel unterscheidet sich von den
bisher bekannten Wickelungen sehr wesentlich. Sie besteht nämlich aus zwei Lagen
kreuzweise über einander liegender Stäbe. Diese Maschine wird auch in gleicher Form
als Ringmaschine, und zwar mit wie ohne Eisen im Anker gebaut.
J. P. Hall in Oldham stellt nach dem Englischen Patent
Nr. 9586 vom 24. Juli 1886 die Haupttheile seiner Dynamomaschine, d.h. die
Grundplatte, die Magnetkerne mit ihrem Querstück und Schenkeln, sowie die Träger der
Lager der Ankerwelle aus einem Guſsstücke her, ähnlich wie dies von Brückner, Ross und Cons. in Wien geschieht (vgl. 1887
264 * 537). Die Magnetspulen werden, um die Arbeit
des Wickelns zu erleichtern, über besonderen Formen hergestellt und dann auf die
Kerne aufgeschoben (Industries vom 6. Mai 1887 S.
471).
Die durch Englisches Patent Nr. 4884 vom 7. April 1886 geschützte Verbesserung von
J. Platt in Manchester, J.
Hopkinson in London und E. Hopkinson in
Salford betrifft den Bau von Maschinen nach der v.
Hefner-Alteneck und Gramme'schen Methode, bei
deren Ankern die Drahtwickelung durch Kupferstangen A
(Fig. 3
Taf. 23) ersetzt werden. Die Erfinder wollen diese Stangen auf dem Anker durch
Ansätze G
befestigen, welche in
die einen Theil des Ankerkernes bildenden metallenen Scheiben D, E und F greifen. Um den
Stromkreis zwischen den diametral gegenüber liegenden Stangen auf der einen Seite
des Ankers zu vervollständigen und um auf der anderen Seite die Verbindung mit dem
Commutator herzustellen (Fig. 4 Taf. 23), werden
die Kupferstreifen B und B1 benutzt, welche zwei Reihen von
Spiralen bilden, die in zwei zur Welle rechtwinkeligen Ebenen liegen. Die
Kupferstreifen B und B1 können auf die verschiedenste Weise mit den
Kupferstangen verbunden werden. Um die Bildung lokaler Ströme zu verhüten, welche
beim Durchgang der Stangen durch die Kante des magnetischen Feldes entstehen
könnten, werden die Polstücke so geformt, daſs die Stärke des magnetischen Feldes
nur allmählich nach ihren Kanten hin abnimmt, und zwar wird dies dadurch erzielt,
daſs man entweder die Entfernung von Eisen zu Eisen allmählich von der Mitte der
Polstücke nach den Kanten hin wachsen läſst, oder auch durch Hinzufügen geeigneter
Erweiterungen der Polstücke. – In Fig. 5 ist noch die Art
der Befestigung und Verstellbarkeit der Bürsten dargestellt; es sind T und T1 die Klemmschrauben für die Hauptleitungen, in den
Stromkreis der auf einer Seite liegenden Bürsten L und
M sowie in den Stromkreis der auf der anderen Seite
liegenden Bürsten O und P
sind die Widerstände R, R bezieh. R1, R1 zur Verhütung des
Funkensprühens eingeschaltet (Industries vom 27. Mai
1887 * S. 549).
C. W. Hill in Seacombe, Cheshire, gibt in seinem
Englischen Patent Nr. 10186 vom 10. August 1886 folgende Einrichtung des Ankers.
Auf der Welle B (Fig. 6 Taf. 23) desselben
werden 2 metallene Büchsen C und ein Ring D mit vorspringenden Zähnen aufgekeilt; diese drei
Theile sind mit einer dünnen Lage isolirenden Materiales überzogen. Auf den Umfang
dieser Büchsen werden parallel zur Welle Kupferstäbe E
gelegt, welche die Zahnlücken des Ringes D genau
ausfüllen; diese Stäbe werden mittels einer umgewickelten starken Schnur fest
zusammengehalten, so daſs eine solide Trommel gebildet wird. Auf dieser sind dann
die Scheiben F befestigt, welche bestehen können
entweder 1) aus Bandeisen mit Zwischen lagen von isolirendem Firniſs, oder 2) aus
Eisendraht, der über Formen gewickelt und mittels geeignetem Kitt verbunden ist,
oder 3) aus dünnen, zusammengekitteten Eisenblechscheiben. Zwischen einzelnen der
Scheiben F sind Zwischenräume gelassen, in welche
geeignet geformte Zwischenstücke von Holz oder vulcanisirter Faser eingelegt sind,
so daſs Luftkanäle entstehen, durch welche bei der Drehung des Ankers die Luft von
innen nach auſsen strömt und so den Kern kühl erhält. Die Enden dieser Trommel sind
durch die isolirenden Scheiben I abgeschlossen, und das
Ganze wir getragen durch die beiden Rahmenstücke K und
L, von welchen ersteres auf der einen Hülse C festgekeilt ist, während das andere mittels Nuth und
Feder auf der zweiten Hülse C gleiten und mittels der
Mutter M
befestigt werden kann.
Ueber die Scheiben F ist alsdann eine zweite Lage von
Stäben N gelegt, die aber sowohl von einander, als auch
von F isolirt und mittels starkem, ebenfalls isolirtem
Draht festgebunden sind. Die inneren Stäbe E und die
äuſseren N sind durch Streifen O in der Weise verbunden, daſs auf der einen Seite jeder Stab N mit dem unmittelbar unter ihm liegenden Stabe E verbunden ist, während auf der anderen Seite die
Verbindung erst mit dem nächstfolgenden hergestellt ist, so daſs auf diese Weise
eine fortlaufende Spirale hergestellt ist (Industries
vom 3. Juni 1887 * S. 575).
W. Geipel in Edinburg bezweckt mit seiner in dem
Englischen Patent Nr. 7953 vom 15. Juni 1887 niedergelegten Erfindung die Regulirung
des Stromes einer Dynamomaschine durch einen, aus einem regulirbaren Widerstände
bestehenden Regulator, und zwar wird dieser Widerstand selbstthätig regulirt durch
einen Magnet oder ein Solenoid und ein sehr empfindliches Relais, welches so
angeordnet ist, daſs es entweder den Magnet oder das Solenoid in den Stromkreis,
oder einen Nebenschluſs einschaltet. Der regulirbare Widerstand kann aus einer
Anzahl auf einander ruhender Kohlenplatten von beliebiger Dicke bestehen, die also
eine Säule bilden, deren Widerstand durch den Druck bestimmt wird, der durch die
Anziehung des Solenoides ausgeübt wird. Der Druck desselben kann unmittelbar oder
durch geeignete Hebelübersetzung auf die Kohlensäule übertragen werden. Statt der
Kohlenplatten können auch Widerstandsspulen verwendet werden, von denen eine
gröſsere oder kleinere Zahl durch einen, vom Solenoid aus bewegten Gleitcontact
eingeschaltet wird. Das Relais ist so eingerichtet, daſs es den Stromkreis bei
bestimmter Stromstärke öffnet oder schlieſst (Industries vom 8. Juli 1887 * S. 51).
Der selbstthätige Regulator von C. E. L Brown (vgl. 1887
264 * 588) ausgeführt von der Maschinenfabrik Oerlikon in Zürich, enthält 40 in 4 Reihen angeordnete,
spiralförmig gewickelte Widerstandsdrähte h (Fig. 7 und 8 Taf. 23),
welche unter Vermittelung isolirender Streifen i in
einem eisernen Rahmen m befestigt sind. Auf der oberen
Seite desselben sind auf einem isolirenden Streifen die Contactstücke g angebracht, auf welchen der Schleifcontact b mit Hilfe einer Schraube und Mutter verschoben werden
kann. Der Schleifcontact b ist nicht fest mit der
Mutter verbunden, sondern wird durch eine Feder (Fig. 8 Taf. 23) gegen die
Stücke g gedrückt, so daſs immer seine innige Berührung
mit demselben gesichert ist. Nach der Stellung des Schleifcontactes wird eine
gröſsere oder geringere Zahl der Widerstände h in den
Stromkreis gebracht. Die Verstellung des Schleifcontactes geschieht selbstthätig mit
Hilfe der Schraube a durch folgende Einrichtung. Am
unteren Theile des guſseisernen Rahmens m ist eine
Welle gelagert (Fig.
8 und 9), welche drei kleine Schnurscheiben trägt, von denen die äuſserste Q auf der rechten Seite die Bewegung von irgend einer
geeigneten Welle erhält. Die beiden anderen Scheiben U und U1 übertragen diese
Bewegungen auf die oberhalb liegenden Schnurscheiben W
und W1, und zwar durch
eine offene und eine gekreuzte Schnur, so daſs die beiden Scheiben W und W1 entgegengesetzte Umdrehungsrichtung haben. Wie aus
dem Schnitt in Fig.
7 ersichtlich, befinden sich in den Scheiben W und W1 die
Elektromagnete P und P1, welche, sobald ein Strom durch sie hindurch geht,
die schmiedeeisernen Scheiben C bezieh. C1 anziehen, von denen
aus die drehende Bewegung der Schnurscheibe W oder W1 bezieh. der
Elektromagnete mit Hilfe der Stifte d auf die
Schraubenspindel a übertragen wird, die nun je nach der
stattgehabten Kuppelung eine Rechts- oder Linksdrehung macht. Sobald die normale
elektromotorische Kraft in dem zu regulirenden Stromkreise erhalten bleibt, wird
keiner der beiden Magnete P und P1 erregt, die Schraube a bleibt in Ruhe. Sobald sich aber die
elektromotorische Kraft nach der einen oder anderen Seite von dem Normalpunkt
verändert, wird ein kleines, unter dem Rahmen angebrachtes Relais R (Fig. 8 und 9) in Thätigkeit gesetzt,
durch welches der Strom entweder in den Magnet P oder
P1 gesendet wird;
in Folge der hierdurch veranlaſsten Drehung der Schraubenspindel a in dem einen oder anderen Sinne wird ihre Mutter mit
dem Schleifcontacte b nach der einen oder anderen Seite
verschoben und werden dem entsprechend mehr oder weniger Widerstandsspulen in den
Stromkreis gebracht. – Das Relais R besteht aus einem
Hufeisenelektromagnete (Fig. 9) mit vorstehenden
Polen, zwischen welchen der eigenthümlich gestaltete, um seinen Mittelpunkt leicht
drehbare Anker n liegt. An demselben ist eine Zunge l angebracht, an welcher eine regulirbare Feder r befestigt ist, die der Anziehung des Relais-Magnetes
bei normaler Stromstärke genau das Gleichgewicht hält. Das andere Ende der Zunge
macht Contact mit den Schrauben c oder c1, wodurch der
Stromkreis geschlossen und der Arbeitsmagnet P oder P1 in Thätigkeit
gesetzt wird.
Die Anordnung des Stromkreises ist aus dem Schema Fig. 10 zu ersehen; in
demselben bezeichnet D den Commutator, F die erregenden Spulen des Feldmagnetes der
Dynamomaschine; R den Relaismagnet, P und P1 die beiden Stellmagnete, h die Widerstände, b den Schleifcontact, c und c1 die Contacte des Relais. – Ueberschreitet die
elektromotorische Kraft den Normalwerth, so wird die Relaiszunge nach rechts
gezogen, der Strom geht durch c nach P, die Schraube a wird
derart gedreht, daſs sich der Schleifcontact b weiter
nach links schiebt und hierbei eine gröſsere Zahl von Widerständen in den erregenden
Stromkreis schaltet. Fällt die elektromotorische Kraft unter die normale, so treten
die entgegengesetzten Bewegungen ein, in Folge deren Widerstände ausgeschaltet
werden. (Vgl. 1887 264 * 440.)
C. G. Curtis, F. H. Cracker und S. S. Wheeler in New-York schlagen (Englisches Patent Nr. 16739 vom 21.
December 1886) Verbesserungen an Elektromotoren und dynamoelektrischen Maschinen bezieh.
in der Herstellung derselben vor, welche sich besonders auf Anker nach Art des Gramme'schen Ringes beziehen. Der eiserne Kern
derselben besteht aus einer Anzahl von einander isolirter ringförmiger Scheiben von
Eisenblech, welche auf dem hölzernen Körper J (Fig. 11 Taf.
23) befestigt sind, der so gestaltet ist, daſs er sich gleichzeitig zur Anbringung
des Commutators eignet. Dieser besteht aus einer Anzahl segmentförmiger Streifen M, welche an der Stirnwand der Trommel J befestigt sind. Die Bürsten F (Fig.
12) sind so angebracht, daſs sie einen Winkel mit den radialen
Zwischenräumen der Commutatorsegmente bilden, derartig, daſs der Anker in beliebiger
Richtung gedreht werden kann, ohne die Bürsten zu stören. Die Wickelung ist nicht
mit Draht von rechteckigem oder quadratischem Querschnitt, sondern mit solchem von
trapezförmigem Querschnitt ausgeführt, derart, daſs die breite Seite dem Kern des
Ringes zunächst liegt, die schmale Seite aber sich auswärts an dem äuſseren Umfange
des Ringes befindet, inwendig dagegen an der Innenseite des Ringes (Fig. 13); hierdurch wird
die Berührungsfläche an den isolirten Seiten des Drahtes vergröſsert. Die
Wickelungen werden auf besonderen Formen ausgeführt und dann über den Kern geschoben
(Industries vom 15. Juli 1887 * S. 83).
C. F. Brush in Ohio hat sich nachfolgend beschriebenen
selbstthätigen Stromregulator in England unter Nr. 14996 vom 18. November 1886
patentiren lassen. In den Stromkreis der zu regulirenden Dynamomaschine wird ein
langer Elektromagnet eingeschaltet. Unter dem sehr breiten Polstücke dieses Magnetes
liegt auf einer Holzleiste eine Reihe von Ankern in einem so beträchtlichen Abstande
vom Pol, daſs der Magnet eine gleichmäſsige Anziehung auf jeden Anker für die ganze
Länge seiner möglichen Bewegung gegen das Polstück hin ausübt. Am freien Ende jedes
Ankers ist ein herabhängender, am unteren Ende geschlossener röhrenförmiger Halter
befestigt, in welchem sich ein Contactkohlenstift frei und leicht führt, der durch
eine Feder fest gegen den über den Anker vorstehenden Theil des Halters gedrückt
wird. Quer über der Reihe dieser Contactstifte ist ein cylindrischer Kohlenstab
angebracht; unter den Ankern befinden sich aus feinem Neusilberdraht hergestellte
Widerstandsdrähte. Die Stärke des von der Dynamomaschine gelieferten Stromes im
Hauptstromkreis wird durch Veränderung der Stärke des magnetischen Feldes regulirt.
Die Windungen der Feldmagnete sind hinter einander geschaltet. Nebenschlieſsungen zu
den Feldmagneten können durch den oben erwähnten Contactstab und die Reihe der
Contactstifte hergestellt werden. So lange diese Nebenkreise flicht geschlossen
sind, geht der ganze von der Dynamomaschine erzeugte Strom in den äuſseren
Stromkreis und die Feldmagnete der Maschine. Wird aber der Widerstand im
Arbeitsstromkreis vermindert, z.B. durch Ausschaltung von Lampen, so nimmt der Strom
im Hauptstromkreis an
Stärke zu und die Stärke und Anziehung des im Hauptstromkreise liegenden
Elektromagnetes wird gröſser und derselbe zieht nun eine gröſsere oder kleinere
Anzahl seiner Anker an, so daſs deren Contactstifte den langen Contactstab berühren.
Hierdurch werden eine Anzahl der oben erwähnten bis dahin offenen
Nebenschlieſsungskreise geschlossen, und gleichzeitig deren Drahtwiderstände in
dieselben mit aufgenommen, wodurch ein Theil des von der Dynamo erzeugten Stromes
von den Feldmagneten abgeleitet wird. Der abgeleitete Betrag entspricht dem
Verhältniſs der Widerstände der Nebenschlieſsung und des Hauptstromkreises (Engineering vom 15. Juli 1887 * S. 84).
Die „Neue Phönix-Dynamomaschine“ von Paterson und Cooper (vgl. 1887 265 * 104) gehört zu den Maschinen mit einfachen HufeisenmagnetenFrüher bauten Paterson und Cooper auch Maschinen
mit doppelten Hufeisenmagneten, anfänglich mit liegenden, später mit
stehenden; vgl. Industries vom 9. Juli 1886 *
S. 29., welche gegenüber denjenigen mit doppelten
Hufeisenmagneten den Vortheil bieten, daſs sie 1) weniger erregende Kraft bedürfen,
in Folge dessen eine etwas höhere Leistung geben; 2) daſs sie eine geringere
Drahtmenge in den Elektromagneten erfordern, daher billiger sind. Dagegen haben sie
den Nachtheil, eher schwerer zu sein als die Maschinen mit doppelten Magneten. Wie
nebenstehende Figur zeigt, besteht das magnetische System aus einem einfachen, in
einem Stücke geschmiedeten Hufeisenmagnet, gegen welchen, um unter Vermeidung einer
besonderen Grundplatte dennoch eine genügend groſse Standfläche zu erzielen, zwei
guſseiserne Winkel gebolzt sind. Die Lager der Ankerwelle befinden sich in den an
den oberen Theil der Magnetschenkel angeschraubten Querstücken von Metall. Die
abgebildete Maschine soll bei 700 Umdrehungen in der Minute 100 Ampère mit 250 Volt
Spannung liefern, sie wiegt etwa 1420k; der 305mm lange Anker hat 352mm äuſseren, 203mm inneren Durchmesser;
die Magnetkerne haben 305 × 203mm Querschnitt. Der
Anker ist mit Draht von 97qmm Querschnitt in 360
Windungen bedeckt. Jeder der beiden Schenkel hat 3540 Windungen aus Draht von 40qmm Querschnitt; Gesammtwiderstand des
Elektromagnetes ist 83 Ohm (Industries vom 29. Juli
1887 * S. 124).
Paris und Scott in Norwich bauen die in Fig. 14 und 15 Taf. 23
dargestellte Dynamomaschine mit 4 Polen, von denen die gegenüber stehenden
gleichartig sind; die Ankerwickelung derselben ist besonders eigenthümlich. Der
Anker selbst ist ein trommelförmiger. Theilt man denselben entsprechend Fig. 16 in 4
Quadranten, so beginnt die Wickelung in der Mitte eines derselben an der Stirn des
Ankers; der Draht ist parallel zur Achse auf dem Trommelmantel nach der Rückseite
gelegt, geht dann über die Stirnfläche nach der Mitte des folgenden Quadranten, wie
die punktirte Linie zeigt, kehrt dann auf dem Umfange parallel zur Achse zurück,
quer über die vordere Stirnwand nach der Mitte des dritten Quadranten, wie die ausgezogene
Linie angibt, dann auf dem Mantel parallel zur Achse nach hinten, kreuzt hier wieder
die Stirnfläche und geht nach der Mitte des vierten Quadranten (punktirte Linie),
kehrt auf dem Umfange nach der vorderen Stirnwand zurück (ausgezogene Linie) nach
dem Ausgangspunkte im ersten Quadranten, so daſs die Wickelung vollendet ist.
Textabbildung Bd. 267, S. 457
In gleicher Weise werden auch die übrigen Spulen gewickelt,
bis die ganze Trommel bedeckt ist und schlieſslich wird das Ende der letzten Spule
mit dem Anfang der ersten verbunden, so daſs alle Spulen eine zusammenhängende
Wickelung bilden. Die Verbindungen mit dem Commutator werden da hergestellt, wo die
Leiter die Stirnflächen der Trommel kreuzen, wie die radialen Linien in Fig. 16
andeuten. Die Wickelungen unter einem Polpaare sind hiernach parallel geschaltet, so
daſs die Maschine nur 1 Bürsten-Paar nöthig hat. Bei der neuesten Maschine dieser
Gattung, deren Anker im Körper 305mm Durchmesser,
152mm Breite hat, sind unter Beibehaltung
derselben Wickelungsmethode auf dem Umfange parallel zur Achse schmale Eisenstreifen
hochkantig aufgelegt, so daſs der Trommeldurchmesser 356mm
beträgt; in den sehr schmalen Zwischenräumen zwischen diesen Streifen liegt der
Wickelungsdraht, so daſs den Magneten nahezu eine ununterbrochene Eisenfläche
dargeboten wird. Der magnetische Widerstand wird hierdurch erheblich verringert,
demnach auch bei gleicher Leistung das Gewicht, so daſs z.B. eine Maschine für 270
Ampère bei 100 Volt nur etwa 860k wiegt. Das
elektrische Güteverhältniſs wird auf 93 Proc. angegeben (Engineering vom 2. September 1887 * S. 263).
R. M. Hunter in Philadelphia verwendet in seiner unter
Nr. 7527 vom 25. Mai 1887 in England patentirten in den Fig. 17 und 18 Taf. 23
dargestellten Dynamo zwei mit den Polstücken A und B versehene Elektromagnete N, welche aus abwechselnden Lagen von weichem Eisen oder Stahl P und den parallel zur Wickelungsrichtung gelegten
isolirten Drähten bestehen. Diese Lagen von Eisentafeln und Draht sind aufgerollt,
wie Fig. 18
zeigt, und diese so hergestellten Magnete sind mit Hilfe der schweren Stahlbolzen
E zwischen den Polstücken A, B und den guſseisernen Tragewänden C, C
befestigt. Die Bolzen E gehen durch massive Eisen- oder
Stahlkerne R, welche das magnetische Feld vermehren
helfen. Die Polstücke sowohl als auch die Tragwände C
haben Flanschen O, welche die Enden der Magnete N umfassen. Die inneren Enden der so hergestellten
Leiter sind in den hohlen Raum zwischen den Bolzen R
und den Wänden C gebracht, wie bei D1 (Fig. 18) angedeutet, dann
ist die innere Verbindung D1 mit der äuſseren D des nächsten
Rollenpaares verbunden. Diese Wickelung der Magnete gestattet eine beständige
Luftströmung von innen nach auſsen.
Da durch Verschieben der Bürsten über dem Commutator G
die Verbindungen geändert und der Strom, welcher durch den Anker geht, umgekehrt
werden kann, ebenso auch die Umdrehungsrichtung der als Motor arbeitenden Maschine,
so sind zu diesem Zweck die Bürsten an Führungsstangen befestigt, welche von einem
Querstücke G3 isolirt
und in Führungen F mit isolirenden Büchsen T geführt sind. Das Querstück trägt einen polarisirten
Anker G4, welcher durch
einen Magnet J in Thätigkeit gesetzt wird, der von
einem am Lager F2 der
Maschine befindlichen Arm W getragen wird. Dieser
Magnet ist im Nebenschluſs und in Parallelschaltung mit dem Anker. Sobald der Strom
im Ankerstromkreis umgekehrt wird, so wird der Strom in der Wickelung des Magnetes
J ebenfalls umgekehrt, hierdurch der Anker G4 angezogen und die
Bürsten werden nach dem zweiten Theil V des Commutators
verschoben, wo sie nun die entsprechende Lage zu den Commutatorabtheilungen erhalten
(Industries vom 26. August 1887).
Zum Schluſs mag auf einen Aufsatz von Wilh. Peukert in
Wien über die Fortschritte in der Ausnützung des Kupfers beim Bau der
Dynamomaschinen in der Zeitschrift für Elektrotechnik,
1886 S. 26, hingewiesen werden.