Titel: | Neuerungen im Schiffsbau. |
Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 49 |
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Neuerungen im Schiffsbau.
(Patentklasse 65. Fortsetzung des Berichtes S. 13
d. Bd.)
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 4, 7 und 8.
Neuerungen im Schiffsbau.
Schraubenpropeller. Eine zweiflügelige Sehraube von
besonderer Form wird von C.P. Wetherill in Woodville,
Nordamerika (* Oesterreichisch-Ungarisches Patent vom 7. Februar 1887)
angegeben.
Die Flügel (Fig.
1 Taf. 4) sind in ihrer Längenrichtung zur Mittellinie der Schraubenwelle
und in der Richtung der durch den Propeller bewirkten Vorwärtsbewegung nach vorwärts
geneigt. Die Neigungsebene der Flügel kreuzt die geometrische Achse der
Schraubenwelle.
An der Nabe A sind die Flügel BB, statt wie gebräuchlich in rechtwinkeliger Richtung zur Mittellinie der
Schraubenwelle hervorzuragen, in ihrer Längenrichtung schräg zur geometrischen Achse
angeordnet, so daſs sie eine in der Richtung der durch den Propeller bewirkten
Vorwärtsbewegung gegen die Welle zu nach vorn geneigte Lage einnehmen. Diese Neigung
der Propellerflügel gegen die geometrische Achse der Welle bewirkt, daſs die Flügel
in einem Raume rotiren, dessen Umschreibung eine conische Form besitzt. Der
Neigungswinkel kann von 40° bis 60° variiren und die Neigung der Flügel ist dann am
wirksamsten, wenn dieselben mit der Welle einen Winkel von etwa 45° bis 65°
einschlieſst.
Eine den bisherigen Ausführungen widersprechende Form gibt J.
Belduke in San Francisco (* D.R.P. Nr. 34256 vom 1. Juli 1885) der in Fig. 2 und 3 Taf. 4
dargestellten Schraube, um die Wirbelbewegung des Wassers um die Schraubenwelle
herum aufzuheben.
Die Schaufeln A sind Segmente einer Schnecke, deren
Achse mit dem Mittelpunkt des hohlen Cylinders B
zusammenfällt; letzterer trägt die Schaufeln A, welche
so lang sind, daſs sie über den vorderen Rand des Cylinders B weit hervorragen, aber hinter demselben nur ein kurzes Stück
hervorstehen. Die Art der Befestigung der Platten oder Schaufeln A auf dem Cylinder B macht
eine solche Länge der Schaufeln möglich. Die Flächen derselben sind in radialer
Richtung des tragenden Cylinders gerade und von gleicher Dicke. Die Schaufeln haben
an ihrer Grundlinie Flanschen b, die von einem Ende zum
anderen gehen und zur Stabilität der ersteren beitragen. Das vordere Ende der
Schaufeln ist etwas dünner als der übrige Theil hergestellt, wodurch dieselbe die
Form einer Flosse erhalten. Die Grundfläche der Platte A ist diagonal auf einer Befestigungsplatte D
aufgesetzt. Die Enden dieser Platte D übergreifen den
Rand des Cylinders B, zu welchem Zweck D mit den hakenförmigen Lappen c versehen ist. Das endgültige Festhalten geschieht durch die Schrauben
g, welche durch den Rand und den Flansch D hindurchgehen.
Da die Herstellung der Schraubenpropeller aus einem einzigen Guſsstücke nicht immer
vortheilhaft ist, z.B. wenn die Schraube sehr groſse Abmessungen erhält, namentlich
aber rücksichtlich des Umstandes, daſs für den Fall der Beschädigung oder des
Abbrechens eines Flügels die ganze Schraube unbrauchbar wird, so ist die Einsetzung
besonders gegossener Flügel in die Nabe sehr beliebt geworden. Selbstverständlich
bietet die Art der Zusammensetzung groſse Schwierigkeiten, welche sich jedoch noch
häufen, wenn die Flügel verdrehbar in der Nabe angeordnet sein sollen. Eine für
diesen letzteren Fall von Bell erdachte Ausführung ist
in D.p.J. 1887 263 * 170
beschrieben.
Ein besonderer, sehr zusammengesetzter Mechanismus zur Verstellung der Flügel und zur
Controle der Verdrehung ist W.P. Thompson unter * Nr.
39157 vom 7. August 1886 patentirt. Wir verweisen nur auf die Patentschrift, da
deren Wiedergabe rücksichtlich des geringen praktischen Werthes der Ausführung nicht
angebracht erscheint.
Auf die Verwendung sehr langgestreckter Schrauben greift sowohl A. Cardoso de los Rios in Neu-Orleans (* D.R.P. Nr.
29321 vom 6. Mai 1884 wie auch B. Dickinson in Bourne
End, England (* D.R.P. Nr. 30151 vom 17. Mai 1884), zurück. Die von letzterem
vorgeschlagene Zwillingsschraube ist in Fig. 4 und 5 Taf. 4 abgebildet, um
die derselben zugedachte eigenartige Wirkung näher zu erläutern. Beide Schrauben
sind möglichst nahe an einander auf getrennten Wellen angeordnet und rotiren mit
gleichmäſsiger Geschwindigkeit, aber entgegengesetzt zu einander, wie dies durch die
Pfeile angegeben ist. Bei Annäherung der entsprechenden Flügel pressen dieselben
zeitweise mit gleicher Stärke gegen das Wasser und bilden umgekehrt einen vermehrten
Widerstand gegen ihre eigene Drehung, welcher auf die Schraubenflächen der Flügel
sich äuſsernde Widerstand das Schiff nach vorwärts treiben soll. Jede Schraube kann
mit einer beliebigen Anzahl, jedoch nicht weniger als zwei Flügeln ausgestattet
sein, die immer so zu einander angeordnet sein müssen, daſs das Wasser, welches sich
gerade zwischen den am tiefsten stehenden Flügeln befindet, beim Nachoben- und
Gegeneinander-bewegen derselben zwischen ihnen gehoben wird.
AA1 sind die
Schiffsschrauben mit steilem Gewinde und im Verhältniſs zu ihrem Durchmesser von
gröſserer Länge. Die Flügel sitzen hier auf über die Welle C gesteckten Naben B, so daſs sie nicht
direkt auf der Welle sitzen und demzufolge das Wasser bei D frei zwischen den Flügeln und der Welle hindurchlaufen kann. Zweck des
Abschneidens der Flügelwurzeln ist, daſs ein Theil des erfaſsten Wassers durch die
Oeffnungen in die Räume zwischen die Flügel, welche gerade das Wasser nicht
erfassen, eintreten kann, durch den gröſseren Druck jenes Wassers Wirbelbildungen
zerstört werden und dadurch die Schrauben auf dem über den Wellen C liegenden Theile eine gröſsere Nutzkraft ausüben.
Beide Propeller AA1
sind mit rechts- und linksgängigen Schrauben versehen. Geht das Schiff vorwärts, so
bewegen sich die neben einander stehenden Schraubenumfänge nach oben, suchen die
zwischen ihnen befindlichen Wassermassen zu erfassen, um sie durch ein über den
Schrauben angeordnetes jalousieartiges Gitter E zu
werfen, wodurch die Fortbewegung des Schiffes weiter unterstützt werden soll. Um
auch den Druck des von den Schrauben zur Seite geworfenen Wassers auszunutzen, sind
auch seitliche Gitter FF1 angeordnet. Dieselben können an ihren vorderen Enden um die Zapfen GG1 drehbar angeordnet
sein, so daſs jedes der Gitter durch geeignete, vom Deck oder einem anderen Theile
des Schiffes getriebene Bewegungsvorrichtungen vom Propeller weg nach auſsen bewegt
werden kann, so daſs in dieser Weise eine Steuerwirkung erzielt wird.
Um die Schraube möglichst weit vom Schiff, also im ruhigeren Wasser arbeiten lassen,
sie aber auch bei Gefahr der Havarie an das Schiff heranziehen zu können, ist
dieselbe nach dem Vorschlag von C.W. Field jun. in
New-York (* D.R.P. Nr. 35701 vom 16. December 1885) mit dem Wellenstummel längs
verschiebbar angeordnet.
Die Einrichtung ist so getroffen, daſs die verschiebbare Schraubenwelle durch den
Pfosten oder Rahmen des Steuerruders hindurchgeht, so daſs die Schraube bis dicht an
diesen Pfosten gebracht werden kann, wenn das Schiff die hohe See und offenes
Fahrwasser verläſst, um in den Hafen oder in ein beschränktes Fahrwasser
einzulaufen, in welchem Falle eine allzu weit rückwärts vom Hintertheil des Schiffes
vorspringende Schraube Beschädigungen ausgesetzt ist.
Das Steuerruder besteht aus zwei drehbaren Klappen aa1, welche sich in Vertiefungen auf beiden Seiten des
Ruderpfostens einlegen und von denen eine jede durch einen besonderen, auf
gewöhnliche Art eingerichteten Steuerungsapparat, um einen Winkel von 90° gedreht
werden kann.
Auf dem hinteren Ende desjenigen Stückes der Schraubenwelle, welches direkt von der
Maschine aus getrieben wird, ist eine lange Hülse befestigt, welche mit einem nach
innen vorspringenden Keil versehen ist. Letztere paſst in eine Längsnuth des
vorderen Endes des hinteren Theiles der Schrauben welle oder desjenigen Theiles, auf
welchem die Schraube sitzt, so daſs dieser letztere Theil sich in der Hülse
verschieben läſst. Der Mechanismus zum Verschieben der Welle b (Fig.
6 Taf. 4) besteht aus einem wagerechten, mit inneren Zahnstangen c4 und d versehenen, in dem Gestelle l verschiebbaren Rahmen c3, welcher mittels der Triebe f und g durch ein Handrad
in Bewegung gesetzt wird.
Das Bestreben, die Schraubenwelle von Schiffen durch Gas- oder
Petroleumkraftmaschinen betreiben zu lassen, findet eine geschickte Verwirklichung
in der Construction von G. Daimler in Cannstatt (*
D.R.P. Nr. 39367 vom 9. Oktober 1886). Die Schwierigkeit gestaltet sich hier in
gleicher Weise wie bei den Gaslocomotiven, indem für die Gasmaschine noch keine brauchbare
Umsteuerung bekannt geworden ist. Man muſs demgemäſs die Maschine stets in gleicher
Richtung umlaufen lassen und muſs ein Wendegetriebe zwischen Arbeitswelle und
Kurbelwelle einschalten. Die Schraubenachse b (Fig. 7 bis 9 Taf. 4) liegt
in derselben Geraden wie die Maschinenachse und ist in ihrer Längsrichtung
verschiebbar. Dieselbe trägt am hinteren Ende die Schraube d und an geeigneter Stelle die Frictionsscheibe c, beide fest mit der Welle b verbunden. Die
Kuppelungshälfte a1
dient mit dem erhöhten Rande als Antriebsscheibe beim Rückwärtsgang der
Schraubenachse b. Auf Wellet sitzt ferner fest ein Ring
oder Ansatz i2 und lose
ein Ring i3. Zwischen
beiden Ringen befindet sich die Spiralfeder i1, welche so gespannt ist, daſs die Schraubenachse
b sich immer von selbst gegen den Motor bewegt und
die Kuppelungshälften a1
a2 in leichte Berührung
bringt.
Der Motor dreht die Maschinenachse stets mit gleicher Geschwindigkeit und immer in
derselben Richtung. Zur Vorwärtsbewegung des Schiffes wird die Schraubenachse b durch Feder i1 gegen den Motor geschoben, so daſs die
Kuppelungshälften a1
a2 einander berühren
und die Schraubenbewegung einleiten hiernach bewirkt der Schraubenschub die
Anpressung derselben. Zur Rückwärtsbewegung des Schiffes wird die Schraubenachse b zurückgeschoben, die Kuppelungshälften a1
a2 also ausgelöst,
wobei die seitlichen Zwischenfrictionsscheiben e1
e2 mittels der Hebel
f1
f2 gegen die Scheiben
a1
c gedrückt werden und in Folge dessen die
Schraubenachse b in umgekehrter Richtung gedreht, das
Schiff also zurückbewegt wird. Die Winkelhebel f1
f2, die ihren festen
Drehpunkt in g1
g2 haben, übertragen
durch Anstoſs an die Nabe von c die Bewegung und den
Schraubenzug auf die Scheiben e1
e2, indem sie auf die
Spurzapfen e3
e4 einen Druck ausüben.
Die Scheiben e1
e2 drehen sich lose in
den Lagern e5 und e6 und werden in
ausgerücktem Zustande durch Spiralfedern auſser Berührung mit den Scheiben a1
c gehalten. Die Hebel f1
f2 stehen mit der
Schraubenachse b durch den auf einer losen Muffe um den
Punkt h pendelnden Balancier h1
h2 in Verbindung, und
ist auf diese Weise eine gleichmäſsige Uebertragung des Schraubenschubes auf die
Kuppelungsflächen gesichert.
An Stelle der Frictionsscheiben a1
e1
e2
c können auch Winkelräder zur Anwendung gebracht
werden.
Zur Vermeidung momentaner Selbsteinrückung der Kuppelung a1
a2 durch den
Schraubenschub, also zur langsamen und beabsichtigten Einrückung, sowie zur
Ausrückung und Einrückung der Kuppelung für die Rückwärtsbewegung der Schraubenachse
b, dient die Spindel k1 mit Handrad oder Kurbel k2, Winkelhebel l1 und Stellring i2.
An Stelle der Feder i1
und des Ringes i3 kann
auf der Schraubenachse b vor dem Hebel l1 ein zweiter Ring
fest angebracht werden, so daſs mittels Hebels l1 von Hand oder mit Fuſs die Schraubenachse b vor oder zurück zwangsläufig geschoben werden
kann.
Die Spindel k1 wird
umschlossen von einer hohlen Achse o1, an welcher der Handhebel o2
o3 dicht unter dem
Handrad k2 der
Schraubenspindel k1
befestigt ist und von welcher irgend eine bekannte Transmission, beispielsweise
Kette und Kettenrad n, nach dem Steuerruder m geführt ist. Spindel k1 kann auch dicht neben der Steuerachse
o1 angeordnet sein.
In beiden Fällen ist erreicht, daſs die Gesammtsteuerung des Schiffes, also die der
Maschine und des Steuerruders, von einer gemeinsamen Stelle, nämlich vom Führersitz
p aus bewirkt werden kann.
Der Schraubenschub der Achse b wird aufgenommen durch
die Spurpfanne q an der vorderen Seite der
Maschine.
Die Kühlung des Arbeitscylinders A geschieht durch das
See- bezieh. Leckwasser des Schiffsbodens, welches durch die vom Vordertheile des
Schiffes kommende Rohrleitung s1
s1 nach dem
Wassermantel des Arbeitscylinders A geführt wird. Von
diesem Wassermantel führt eine zweite Rohrleitung s2
s2 in das Hintertheil
vor die Schraube des Schiffes, wo sie ausmündet. Während der Fahrt wirkt das Wasser
in der Rohrleitung s2
saugend, und es kann durch Trichter t1 und Hahn t2 beim Anfang der Schiffsbewegung Wasser eingefüllt
und dadurch die beabsichtigte Wirkung beschleunigt werden. Zu diesem Zwecke besitzt
die Rohrleitung s1 ein
Rückschlagventil s3.
Um die Kühlvorrichtung zu unterstützen, ist ferner auf der Maschinenachse eine
Centrifugalpumpe u angeordnet, welche Wasser ansaugt,
nach dem Wassermantel des Arbeitscylinders A drückt und
bei der Schraube am hinteren Schiffstheile austreten läſst.
Zum Auswerfen des Leck- und Regenwassers, welches sich am Schiffsboden ansammelt,
dient der Dreiwegebahn v, welcher entweder das Wasser
aus dem See oder vom Schiffsboden nach der Pumpe bezieh. nach dem Wassermantel des
Arbeitscylinders gelangen läſst.
Bei Verwendung von Gas zum Betriebe des Motors wird man zweckmäſsig das Reservegas
unter höherem Druck in besonderen Hochdruckgefäſsen mitführen, die an geeigneten
Plätzen, als unter den Sitzen u.s.w. ihren Platz finden. Diese Hochdruckreservoire
stehen mit einem Niederdruckreservoir derartig in Verbindung, daſs letzteres mittels
Hand durch Hahn oder selbstthätig durch ein Reducirventil oder mittels eines
Schwimmers zeitweise gespeist und das Arbeitsgas aus diesem Behälter der
Gaskraftmaschine zugeführt wird. Das Niederdruckreservoir ist von beuteiförmiger
Gestalt zu nehmen und mit einer von der unteren Schiffswand bis zum Fuſsboden sich
blähenden luftdichten Membran aus Stoff oder Gummi zu überziehen. Die Gasbehälter
werden auf der Station in bekannter Weise gespeist und dienen gleichzeitig dazu, das
Schiff unversinkbar zu machen. Die unter höherem Druck austretenden
Verbrennungsproducte des Motors werden in einer der gewöhnlichen Fahrrichtung
entgegengesetzten Richtung ausgestoſsen, so daſs die Reactionswirkung derselben das
Schiff fortbewegen hilft.
Schaufelräder. Bei dem Schaufelrade mit beweglichen
Schaufeln von F. Neukirch in Bremen (* D.R.P. Nr. 39902
vom 18. November 1886) greifen die Zugstangen z (Fig. 10 und
11 Taf.
4) für die Verstellung der Schaufeln an einem Punkt q
an, welcher in der untersten Stellung der Schaufel nahezu senkrecht über dem
Drehpunkt r der Schaufel liegt, während bei den
seitherigen Schaufelrädern dieser Punkt in einer nahezu horizontalen Ebene zum
Drehpunkt liegt. Durch diese veränderte Lage wird bewirkt, daſs die auftretenden
Kräfte in nahezu parallelen Ebenen wirken.
Die Einstellung der Schaufeln geschieht durch ein Armsystem a, welches so viele Angriffspunkte p für die
Zugstangen z bietet, als das Rad Schaufeln hat. Dieses
Armsystem a dreht sich um eine Achse x, welche excentrisch zur Achse y des Rades liegt, und zwar nahezu senkrecht über der Achse des Rades. Das
Armsystem a dreht sich mit dem Rade in derselben
Richtung und mit derselben Umdrehungszahl zwangläufig. In der Fig. 11 ist dafür ein
doppeltes Universalgelenk gg angegeben, doch kann der
Antrieb auch durch Kettenräder und Kette erfolgen. Es erscheint aber der in Fig. 11
angegebene Antrieb sicherer, weil weniger einzelne Theile daran vorkommen.
Beim Arbeiten des Rades im Wasser wirken die Kräfte so, daſs das Armsystem dem Rade
vorzueilen sucht. Die auf Torsion starre Verbindung des Armsystemes a mit dem Rade hat nur das Armsystem am Voreilen zu
verhindern.
Das Schaufelrad kann mit sehr geringer Schaufelzahl, in der Zeichnung sind fünf
angegeben, ausgeführt werden, es erhält also einen kleinen Durchmesser und dreht
sich mit verhältniſsmäſsig groſser Umdrehungszahl. Die Dampfmaschinen für den
Antrieb fallen daher leicht aus und die Radkasten sind in den meisten Fällen nicht
erforderlich, da man das Deck gleich durchgehen lassen kann.
Das in D.p.J. 1887 265 * 58 besprochene Schaufelrad mit
verstellbarem Eintauchwinkel wird vom Erfinder P.
Molnàr in Wien (* D.R.P. Zusatz Nr. 41251 vom 4. März 1887) nunmehr in der
Weise abgeändert, daſs der Hebel b1 als Winkelhebel gestaltet ist, dessen Drehpunkt
von einem besonderen, auf dem Radkasten befestigten Bolzen gebildet ist.
Die Patentschrift von R. Wilcox in London (* D.R.P. Nr.
40679 vom 31, März 1887) behandelt eine Abänderung an jenen um eine senkrechte Achse
vollständig unter Wasser umlaufenden Ruderrädern, bei welchen die Ruderblätter nur
auf einem Theile ihres Weges mit voller Fläche gegen das Wasser treibend wirken,
während sie sich auf dem übrigen Wege umklappen, und nur die Kante in die
Drehrichtung stellen. Das Ruderrad ist im vorliegenden Falle so angeordnet, daſs der
Verdrehmechanismus für die Ruderblätter ziemlich hoch im Schiffskörper liegt; er ist
so weit in den Schiffskörper eingelassen, daſs die Ruderblätter nur während ihrer
Arbeitsdauer ins freie Wasser treten. Der Patentanspruch bezieht sich auch auf die in
der hohlen Triebwelle für das Ruderrad angebrachte Verstellvorrichtung.
Zur gleichen Art gehört das Ruderrad von A. Stanhouse
und H. Fenoulhet in Auekland, Neu-Seeland (* D.R.P. Nr.
41247 vom 17. Februar 1887). Die Räder rotiren hier um je eine wagerechte parallel
zur Schiffsachse gelagerte Welle; und es treten die Blätter auch nur während ihrer
Arbeitsperiode aus einem Gehäuse hervor. Die Ruderblätter haben, um bei dieser
Aufstellung des Rades auf Fortbewegung des Schiffes wirken zu können, eine
schraubenförmige Krümmung erhalten.
Bei den Klappenrudern von J.B. Merkl in Nürnberg (*
D.R.P. Nr. 40572 vom 28. April 1886 und Nr. 42411 vom 19. Juli 1887) sind gegen die
früher in D.p.J. 1887 265 *
71 beschriebenen Ausführungen desselben Erfinders nur geringfügige Aenderungen zu
bemerken. Dieselben seien nur deshalb erwähnt, weil sie als letzte Verbesserungen an
einem sehr plump und schwerfällig ausgeführten Versuchsdampfer angebracht waren,
welcher im Herbst des vergangenen Jahres von dem jüngst verstorbenen Erfinder auf
dem Rummelsburger See bei Berlin gefahren wurde und dabei die Verkehrtheit des
Prinzipes auffällig bewies.
Um die Uebelstände der hin- und her gehenden, stets Stöſse verursachenden Bewegung
der Rudergruppen zu vermeiden und eine gröſsere Ständigkeit der Fahrt zu bewirken,
hatte Merkl drei Rudergruppen von je zwei Rudern in
Gleitbahnen hinter dem Heck des Dampfers auf besonderem Rahmen neben einander so
angeordnet, daſs sie in gleichen Zeitunterschieden nach einander von einer dreifach
gekröpften Welle hin und her geschoben wurden. Um sämmtliche Klappen jedes Ruders
bei der Umsteuerung sofort zu schlieſsen, waren dieselben durch Gelenkhebel mit
einander so verbunden, daſs sie durch Anstoſs des letzteren an einen Anschlag
zwangläufig geschlossen wurden. Die Ruder selbst waren der Höhe nach in ihren
Zahnrädern, welche deren achsiale Verdrehung veranlassen sollten, in Nuth und Feder
verschiebbar.
Eine noch umständlichere Anordnung als Merkl hat L. Lucht in Colberg (* D.R.P. Nr. 36659 vom 27. Juni
1885) getroffen. Derselbe verlegt die Klappen in einen groſsen Rahmen, welcher in
wagerechter Richtung hinter dem Fahrzeuge um eine stehende Welle hin und her
geschwungen werden soll.
Prallschiffe.Vgl. Nagel und Kaemp 1886 262 *
250. Während man bisher die Reactions- oder Prallschiffe durch
einen gegen das Fahrwasser geworfenen Wasserstrahl fortbewegte, werden jetzt
Vorschläge laut, um den Wasserstrahl durch Luft oder sonstige Gase zu ersetzen.
K. Kieninger in Schwäbisch-Hall, Württemberg (* D.R.P.
Nr. 37652 vom 29. Mai 1886) läſst einen Strom verdichteter Luft, welcher mittels eines Gebläses angesaugt
und verdichtet wird, durch eine längs des Kieles des Fahrzeuges liegende am Heck
tief unter Wasserspiegel ausmündende Röhre aus dem Schiffe gegen das Fahrwasser
austreten.
Bei der Construction von P. Haenlein in Frauenfeld,
Schweiz (* D.R.P. Nr. 39251 vom 5. November 1886) wird die mittels einer Luftpumpe
verdichtete Luft in eine am Schiffsboden vorgesehene, gewölbte Ausbauchung geleitet,
um so durch den Druck der Luft gegen die Wandung dieser Ausbauchung und gegen das
Fahrwasser den Antrieb des Fahrzeuges zu bewirken.
Um einen recht hohen Druck für das gegen das Fahrwasser als Triebkraft geleitete Gas
zu erzielen, verwendet J. Buisson und A. Ciurcu in Angères, Frankreich (* D.R.P. Nr. 39864
vom 9. Oktober 1886), die aus der Verbrennung folgender Körper sich entwickelnden
hochgespannten Gase.
Der Brennstoff besteht aus 78 Proc. Ammoniumnitrat und 22 Proc. Erdöl; beide Stoffe
werden innig mit einander gemengt und mit einer Menge von 7 Proc. gepulverter
Holzkohle gemischt, welche vorher in eine Lösung von salpetersaurem Natron getaucht
war. Die Zersetzung dieser bedeutende Gasmengen entwickelnden Stoffe durch
Verbrennen erfolgt in besonderen Feuerkesseln, aus welchen die Gase in einen
gemeinschaftlichen Sammelkessel übergeführt werden.
Tauschiffe. Neue Vorschläge, welche eine Verbesserung
des Kettenbezieh. Tauereibetriebes bewirken sollen, liegen nicht vor. Bei dem Tau
triebe, welchen A. Schausten in Washington, Nordamerika
(* D.R.P. Nr. 38512 vom 11. August 1886) vorschlägt, sind längs der zu beschiffenden
Wasserstraſse Leitseile erforderlich.
Wie aus den Fig.
12 und 13 Taf. 4 zu ersehen, sind längs beider Seiten des Kanalufers Stangen A aufgestellt, deren paarige Verbindung durch Seile B bewirkt wird. Auf jedem der letzteren befinden sich
zwei Gleitstücke C, auf welchen je ein Kabel E aufgehängt ist, welches die Fortbewegung von Booten
F vermittelt und deren Fahrstraſse so bestimmt,
daſs eine Kreuzung im Betrieb stattfinden kann. Die Gleitstücke C bestehen entweder aus metallenen Cylindern, deren
Durchbohrungen so groſs sind, daſs sie durch Kloben D
begrenzte Bewegungen auf dem Kabel gestatten, oder aus zwei mit einander durch
Schrauben verbundenen Hülsen, welche mit Rollen versehen sein können. Die Aufhängung
des Kabels E geschieht in der Weise, daſs man dessen
Theile e an Punkten e2, von welchen je zwei symmetrisch in der Nähe der
Führungen liegen, durch kurze Kabelstücke e1 verbindet und das Kabel selbst um die
entsprechenden Hülsen C schlingt, so daſs der Leitweg
für die Boote aus den Theilen e1
e e1
e ... besteht. Auch kann man das Kabel mittels
besonderer Seile an Hülsen hängen. Das Kabel wird aus zwei Drahtseilen hergestellt,
welche durch Querstege mit einander verbunden sind. In ein solches gewissermaſsen
gezahntes Kabel E
greift ein Zahnrad I mit Zähnen i ein,
welches auf einem in dem Boote F angebrachten
zweiarmigen Träger H gelagert ist und mittels
Riemscheibe i1 durch
einen geeigneten Motor in Drehung versetzt wird. Der Träger H kann in einer Nuth eines Ständers mittels eines mit seinem gezahnten
Schaft verbundenen Getriebes h1 durch Handrad h2 oder mittels eines Schraubengewindes auf und ab
bewegt werden, so daſs also das Zahnrad I bei
beliebigem Tiefgang des Bootes mit dem Kabel E in
Eingriff gebracht werden kann.
Auf den Armen des Trägers H (Fig. 14) ist ein
Leitschiffchen K mit Boden k2 und zwei vertikalen Seitenwänden k befestigt, welche letztere derart geschweift sind,
daſs die beiden seitlichen Oeffnungen k1 sich nach auſsen erweitern. Dieses Schiffchen K nimmt das Kabel E
zwischen den an den Seitenwänden k2 angebrachten Frictionsrollen k3 auf, und die Zähne
i des durch eine Oeffnung des Bodens k2 tretenden Zahnrades
I greifen in das Kabel. Um ein Heraustreten der
Zähne i aus dem Kabel zu verhindern, ist in dem
Schiffchen kurz hinter dem Zahnrad 1 eine federnde
Sperrklinke L vorgesehen, welche in punktirt
gezeichneten Aussparungen l und l1 der Seitenwände k untergebracht ist.
Unter den vielfachen Vorschlägen, die Stromkraft dazu auszunutzen, Fahrzeuge an
Seilen gegen den Strom aufwärts zu ziehen, hat die sogen. Wasserlocomotive von Wernigh (vgl. 1884 253 *
229) eine besondere Beachtung gefunden, ohne daſs sich jedoch ihre vortheilhafte
Anwendung erwiesen hätte. Im Centralblatt der
Bauverwaltung, 1887 * S. 547, ist ein längerer Bericht über diese
Wasserlocomotive enthalten.
Fig. 1., Bd. 268, S. 57
In einem Rahmen, welcher durch wasserdichte Trommeln a (Textfig. 1 und 2) schwimmend erhalten wird, sind auf letzteren
Schaufeln b angeordnet, welche vom Wasserstrom umgedreht
werden, dadurch Zahnräder mit um treiben, welche sich nun auf dem Seil h abrollen, so daſs sich das Fahrzeug an dem Seile
aufwindet.
Fig. 2., Bd. 268, S. 58Bei genügender Fahrtiefe, also im gewöhnlichen Zustande, schwimmt die
gesammte Einrichtung; um aber auch bei niedrigeren Wasserständen unbehindert durch
zu hoch belegene Sandbänke o. dgl. fahren zu können, ist sie mit zwei Laufrädern c versehen, welche sich dann auf der Fluſssohle
fortbewegen. Da der Unterschied zwischen Gewicht und Auftrieb stets nur ein geringer
ist, so soll die Triebkraft genügen, die Bewegungswiderstände auch in diesem Falle
zu überwinden. Die Laufräder, welche gleichzeitig den Schaufeln einen seitlichen,
schützenden Abschluſs geben, sind hohl gestaltet, um durch sie die Tragfähigkeit des
Ganzen zu erhöhen. Ein Rahmen f umspannt alle Theile;
er ist vor den Trommeln mit einem Leitblech d versehen,
welches verhindert, daſs Wellen und Stauwasser gegen die über der Achse befindlichen
Schaufeln wirken. An der Spitze befindet sich ein vorn zu geschärfter, um einen
senkrechten Dorn drehbarer Hohlkörper g als Steuer. Die
Wasserlocomotive wird durch drei Seilscheiben e – deren
mittlere durch eine lösbare Kuppelung auf der Achse der Schaufeltrommeln befestigt
ist, also sich im eingerückten Zustande mit diesen gleichzeitig dreht – mit dem auf
dem Fluſsgrunde verlegten, dünnen Drahtseile h in
Verbindung gebracht. Fig. 2 zeigt die Führung des Taues über die Scheiben, welche, um die
nöthige ruhende Reibung hervorzubringen und dadurch ein Gleiten des Seiles zu
vermeiden, mit einer wellenförmigen Rille versehen sind. Die Gleichmäſsigkeit der
Drehung aller drei Rollen wird durch eine Stirnkuppelung erzeugt. Von der
Geschwindigkeit, mit welcher die Wasserlocomotive sich bewegen soll, hängt das
Verhältniſs der den Seilscheiben zu gebenden Maſse zu dem Umfange der Schaufelräder
ab; werden die ersteren zu groſs, so ist eine Zahnradübersetzung einzuschalten. In
der Regel werden nämlich die Seilscheiben verhältniſsmäſsig gröſser sein müssen, als
die nach dem vorhandenen Modell angefertigten Zeichnungen angeben, da nur dann eine
Fahrgeschwindigkeit erzielt wird, welche dem Bedürfniſs des Verkehres
entspricht.
(Fortsetzung folgt.)