Titel: | Breuer und Schuhmacher's Wasserdruck-Nietmaschine mit Dampfbetrieb. |
Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 159 |
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Breuer und Schuhmacher's Wasserdruck-Nietmaschine
mit Dampfbetrieb.
Mit Abbildungen auf Tafel
12.
Breuer und Schuhmacher's Wasserdruck-Nietmaschine.
Die Kalker Werkzeugmaschinenfabrik in Kalk bei Cöln a.
Rh. baut eine Nietmaschine, welche nach dem Oesterreichisch-Ungarischen Patentblatt
1887 Nr. 4 * S. 60 am 6. December 1887 in Oesterreich-Ungarn patentirt ist. Die
Steuerungseinrichtungen derselben sind auch an Pressen, Scher- und Lochmaschinen
verwendbar.
Die in Fig. 3
und 4 Taf. 12
dargestellte Nietmaschine besteht aus einem Gabelständer gewöhnlicher Bauart mit
Setzstock e1 und
Druckkolben E, an dessen hochragender Nase der
Nietstempel e angesetzt ist. Das Cylinderfutter D geht mit seinem Rohransatz durch den Cylinderboden
und trägt auſsen einen Ventilkörper K, an welchem sich
die Druckwasserleitung nach der Pumpe anschlieſst. Das darin befindliche
Schluſsventil regelt den Wasserabfluſs aus dem Druckcylinder D und begrenzt durch Vermittelung des Gestänges k1 bis k3 den Rücklaufhub des Nietkolbens E selbstthätig durch eine stellbare Anschlagstange k3. Am Pumpencylinder
C ist ein, die Wassermenge regelnder Behälter H angeordnet, dessen Abschluſs durch das
Rückschlagventil h herbeigeführt ist, und welches durch
das Hebelgewicht h2
geöffnet, durch ein am Steuerungshebel g angekuppeltes
Gestänge i, j1 aber
geschlossen wird.
Der Pumpenkolben B ist zugleich die Kolbenstange des im
Hauptdampfcylinder A laufenden Kolbens, welcher durch
den Kolbenschieber G gesteuert wird. Dieser Kolben-
oder Rohrschieber G steuert auch zugleich den
einfachwirkenden Nebenkolben F, welcher also durch
Dampf gehoben und nach erfolgter Abströmung desselben, durch sein Eigengewicht im
Niedergange, mittels des Hebelgestänges f1 bis f4 den Nietkolben E bis
zur Nietstelle vorführt, während der Nebenkolben F im
Auf hübe unter Dampf und nach beendetem Nietvorgang, den Nietkolben bis zu jener
durch das Schluſsventil K bestimmten Hubgrenze
zurückführt.
Der Nietvorgang ist folgender: Nachdem der sinkende Nebenkolben F den Nietstempel e an den
Nietstift angestellt hat, der Pumpencylinder C und
durch den ansaugenden Nietkolben E auch der
Cylinderraum D mit Wasser aus dem Behälter E nachgefüllt ist, wird durch den Umsteuerungshebel g das Rückschlagventil h
geschlossen und durch den Rohrschieber G die
Dampfeinströmung unter dem Kolben A eröffnet. Der
steigende Pumpenkolben B preſst das Druckwasser nach
D und bringt einen Arbeitsdruck hervor, welcher aus
nachfolgender Berechnung ersichtlich ist.
Seien A, B und D die
Durchmesser von Dampf, Pumpen und Nietkolben, s und h die entsprechenden Kolbenwege, p die Dampf- und q
die Druckwasserspannung,
so ist: \frac{\pi}{4}.B^2\,q=\frac{\pi}{4}.A^2.p und
q=p.\frac{A^2}{B^2} die Druckwasserspannung. Der Arbeitsdruck
am Nietkolben ist demnach Q=\frac{\pi}{4}\,D^2.q. Es ist ferner,
wenn μ den Wirkungsgrad der Maschine bedeutet
Q.h=\mu.\frac{\pi}{4}.A^2.p.s die Arbeitsgröſse eines
Stempelhubes unter der Voraussetzung eines gleich bleibenden Arbeitsdruckes, daher
\left(\frac{\pi}{4}\,D^2\right).\left(p.\frac{A^2}{B^2}\right).h=\mu.\frac{\pi}{4}\,A^2.p.s
oder nach erfolgter Abkürzung \frac{h}{s}=\mu.\frac{B^2}{D^2} die
Kraftübersetzung oder das Wegverhältniſs.
Ist z.B. das Kolbenverhältniſs \left(\frac{A}{B}\right)=5,5 und
\left(\frac{A}{B}\right)^2=30, der Dampfüberdruck p = 4k/qcm, so ist q = 4 . 30
= 120k/qcm oder
Atm. die Spannung des Druckwassers.
Wenn ferner \left(\frac{B}{D}\right)=\frac{1}{6} und
\mu=\frac{3}{4} angenommen ist, so wird das Wegverhältniſs
\frac{h}{s}=\frac{3}{4}.\frac{1}{36}=\frac{1}{48} oder
h=\frac{s}{48} sein.
Der Hub des Dampfkolbens müſste demnach annähernd 50mal so groſs, als der
Nietstempelhub sein, was aber bei Nietmaschinen nicht annähernd der Fall zu sein
braucht, weil während des Anstauchens des heiſsen Nietstiftes bis zur Vollendung des
Nietkopfes der Arbeitsdruck allmählich ansteigt und nur beim Blechschluſs seinen
höchsten Werth Q erreichen soll. Deſshalb ist ein
gröſseres Wegverhältniſs zwischen Pumpen- und Nietdruckkolben für Nietmaschinen
zureichend.
Wird (s : h) = 10, anstatt
50 angenommen, so folgt eine mittlere Arbeitsspannung am Nietdruckkolben, wenn
q_1.\frac{\pi}{4}\,\delta^2.h=\mu.\frac{\pi}{4}\,A^2.p.s die
Arbeitsleistung ist, q_1=\mu\,\frac{s}{h}.\frac{A^2}{D^2}.p und
weil \frac{A}{D}=\frac{A}{B}.\frac{B}{D}=\frac{5,5}{6}=0,9 und
\left(\frac{A}{D}\right)^2=0,81 ist, die mittlere
Arbeitsspannung
p_1=\frac{3}{4}\,10.0,81.p=6.p
während der statische Enddruck beim Blechschluſs den 5mal
höheren Werth q=p\,\left(\frac{A}{B}\right)^2=30.p allerdings auf
Kosten der vollen Füllung des Dampfcylinders mit hochgespanntem Dampf erreicht.
Weil aber in Folge der ungehinderten Hubbewegung des Dampfkolbens A derselbe nach erfolgter Dampfausströmung sich stets
auf den Bodendeckel stützt und der schädliche Raum dadurch klein wird, so ist die ganze
verbrauchte Dampfmenge für die Nietarbeit nutzbar gemacht.Ueber Nietmaschinen vgl. Higginson 1884 252 * 313. Platt-Fielding 1886 260 * 111. Tweddell 1877 224 *
33. 1878 229 * 505. 1882 246 497. 1887 265 * 495. Arrol 1886 260 *
113, sämmtlich mit unmittelbarem Druckwasserbetrieb. L. Husson 1887 265 * 498. Delaloë-Piat 1887 263 * 73 und 265 * 498, beide mit
eingeschaltenen Druckpumpen. Allen 1878 230 * 101. 1879 231 *
306. 1887 266 * 259 mit
Druckluftbetrieb.