Titel: | Die elektrische Kraftübertragung Kriegstetten-Solothurn. |
Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 169 |
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Die elektrische Kraftübertragung
Kriegstetten-Solothurn.
Mit Abbildung auf Tafel
12.
Elektrische Kraftübertragung Kriegstetten-Solothurn.
Nach Fertigstellung der Anlage Kriegstetten-Solothurn sind auch an Ort und Stelle
(vgl. 1887 266 95) Versuche über die elektrische
Kraftübertragung daselbst angestellt worden und zwar unter Leitung des Prof. Amsler in Schaffhausen und unter Mitwirkung von Prof.
Weber in Zürich, Prof. Hagenbach-Bischoff in Basel, Prof. Veith in
Zürich, Ingenieur Keller von Escher, Wyſs und Co. in Zürich, Fabrikant Lang in Derendingen und E. Bürgin in Basel.
Dem Berichte über die Versuche sind nach Industries,
1888 Bd. 4 * S. 18, folgende Angaben entnommen.
In Kriegstetten ist eine Wasserkraft von etwa 40 ; die Mühle in Solothurn ist
in gerader Linie 7km,6 davon entfernt, die Länge
der Leitungen kann aber zu je 8km angenommen
werden. Zwei Dynamomaschinen erzeugen in Kriegstetten den Strom, zwei andere dienen
in Solothurn als Motoren. Dieselben sind nach dem Dreileitersystem mit einander
verbunden. Die Fig.
8 Taf. 12 zeigt die Anordnung in Kriegstetten; die Anlage in Solothurn
weicht von ihr nur durch Weglassung der elektromagnetischen Umschalter R und R1 ab, wodurch die Drähte h und h1
überflüssig werden, während a und a1 unmittelbar mit g und g1 verbunden sind. Jede der 4 Maschinen wiegt 3658k und hat einen Gramme-Ring von 508mm Durchmesser und
356mm Länge; die Normalgeschwindigkeit ist 700
Umdrehungen in der Minute. Die Umschalter R und R1 haben die erregenden
Rollen der Stromerzeuger G und G1 kurz zu schlieſsen, sowie die
Stromstärke eine gewisse Grenze übersteigt; sie haben G
und G1 gegen Zerstörung
zu Folge einer irgendwo an der Leitung auftretenden Kurzschlieſsung zu schützen. Der
Strom von G bezieh. G1 geht durch ein Ammeter A bezieh. A1
nach einem Stöpselumschalter P, an den auch der
Ausgleichungsdraht m geführt ist, welcher die negative Bürste von G1 mit der positiven
von G verbindet. Von P
geht m nach dem mittelsten der 3 Blitzableiter B und nach dem mittelsten L2 der 3 Leitungsdrähte; die Auſsendrähte
sind durch 2 Flüssigkeitsumschalter S und S1 an die äuſseren
Blitzableiter und die Leitungen L und L1 geführt. Jeder
Blitzableiter besteht aus einer kreisrunden Metallscheibe, deren Rand mit
vorspringenden Zähnen versehen ist, gegenüber ähnlichen Zähnen eines concentrischen
Metallringes, der mit den beiden Erdplatten E in
Verbindung gesetzt ist.
Die Umschalter S und S1 enthalten in einem Gefäſse eine leitende
Flüssigkeit und darin eine durchbohrte Metallkugel; soll der Strom unterbrochen
werden, so wird der Griff umgelegt und dadurch die Kugel aus der Flüssigkeit
gehoben. Die Ausschaltung erfolgt aber nicht plötzlich und mit entsprechendem
Uebergang; denn die Flüssigkeit strömt aus den Bohrungen der Kugel aus und unterhält
noch eine Zeit lang den elektrischen Strom, aber die Strahlen werden dünner und
dünner, der Widerstand also immer gröſser und der Strom immer schwächer.
Die Leitungen liegen in Entfernungen von je 40m auf
den patentirten, mit einer Flüssigkeitsschicht gefüllten Isolatoren von Johnson und Phillips.
Am 11. Oktober wurden die Versuche mit bloſs 1 Stromerzeuger und 1 Motor angestellt,
am 12. Oktober mit allen 4 Maschinen; im letzteren Falle wurde der Mitteldraht L2 ausgeschaltet, weil
er ohne Bedeutung war, da hierbei die Belastung jedes Motors sich leicht so
reguliren lieſs, daſs die Leistung zwischen ihnen gleichmäſsig vertheilt war.
Die elektrischen Meſsinstrumente waren an beiden Orten genügend entfernt von den
Maschinen aufgestellt. Der Strom wurde mit groſsen Tangentengalvanometern gemessen
und Thomson'sche Spiegelgalvanometer, Normalelemente
und Potentiometer wurden zur Messung der Spannung benutzt. Die Strommessung ward an
beiden Enden vorgenommen, um festzustellen, ob unterwegs merkliche Ableitungen
vorhanden waren. In Kriegstetten wurde der Wasserstand oberhalb und unterhalb der
Turbine, die Stellung des Regulators der letzteren und die Geschwindigkeit derselben
und der Dynamomaschinen beobachtet. Nach beendetem Versuche am 11. Oktober wurde der
Anker der Dynamo herausgenommen und durch eine volle Spindel mit Bremse am Ende
ersetzt, darauf aber die Turbine unter ganz ähnlichen Verhältnissen wieder
angelassen und die Leistung an der Bremse gemessen. Das Verhältniſs der so
gemessenen und der von dem Stromerzeuger ausgegebenen Leistung, gibt offenbar den
wirthschaftlichen Wirkungsgrad des letzteren. Die von den Motoren ausgegebene
Leistung wurde an beiden Tagen unmittelbar an einer Reibungsbremse gemessen, welche
an der ersten beiden Dynamomaschinen gemeinschaftlichen Welle angebracht war; eine
kleine Correctur wurde wegen der von dieser Welle beim Leergange verbrauchten
Leistung angebracht.
Der veröffentlichte Bericht gibt folgende Zahlen, aus denen u.a. hervorgeht, daſs auf
der Leitung kein Stromverlust stattfindet und überhaupt die Ergebnisse sehr
befriedigend sind.
I. Elektrische Messungen.
Versuchstag
Elektromotorische Kraft
Klemmenspannung
Strom, gemessen an den
Strom-erzeuger
Motoren
Erzeuger
Motoren
Erzeugern
Motoren
11. Oktober
1231,6
988,6
1177,7
1041,2
14,20
14,17
11. „
1237,0
1016,8
1186,8
1066,1
13,24
13,28
12. „
1836,5
1575,4
1753,3
1656,1
11,48
11,42
12. „
2129,0
1896,2
2058,0
1965,2
9,78
9,79
II. Widerstände und Spannungsverluste.
Versuchstag
Widerstand der
Linien-widerstand
Spannungsverlust inder Leitung
Temperaturder
LuftCelsiusgrade
Erzeuger
Motoren
berechnet
gemessen
11. Oktober
3,741
3,716
9,228
130,9
136,5
+ 7,5
11. „
3,741
3,710
9,228
122,3
120,7
+ 7,5
12. „
7,251
7,060
9,044
103,7
97,2
+ 3,2
12. „
7,240
7,042
9,040
88,4
92,8
+ 3,2
III. Bestimmung der Leistung.
Versuchstag
Innere elektrischePferdekraft
Elektrische Pferdekraftan den
Klemmen
Wirkliche Pferdekraft
Erzeuger
Motoren
Erzeuger
Motoren
den Er-zeugerngeliefert
aus den Motorenerhalten
11. Oktober
23,76
19,03
22,72
20,02
26,15
17,85
11. „
22,27
18,34
21,35
19,23
24,54
16,74
12. „
28,64
24,46
27,34
25,71
30,87
23,21
12. „
28,29
25,21
27,37
26,13
30,87
23,05
IV. Procentsatz der Leistungen.
Versuchstag
Elektrische Leistung
Wirthschaftliche Leistung
Gesammt-leistung
derUeber-tragung
Bemerkungen
Erzeuger
Motoren
Erzeuger
Motoren
11. Oktober11. „
90,890,6
93,791,3
86,886,9
89,187,1
68,368,2
Erzeuger und1 Motor
12. „12. „
92,891,6
94,891,4
88,588,7
90,388,2
75,274,6
Beide Erzeugerund beideMotoren