Titel: | Ueber Hefereinigung. |
Autor: | E. Haase |
Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 238 |
Download: | XML |
Ueber Hefereinigung.
Ueber Hefereinigung.
Die Herstellung von Preſshefe durch Centrifugiren ist ein bekanntes Verfahren,
welches schon früher in dieser Zeitschrift (1869 191 337)
erwähnt wurde. In neuerer Zeit hat man aber auch angefangen, die gesunden
lebenskräftigen Hefezellen von den abgestorbenen Zellen und von anderen die
Keimkraft der gesunden Zellen beeinträchtigenden Verunreinigungen durch
Centrifugalkraft abzuscheiden.
Versuche, welche in dieser Richtung in den Laboratorien der Actiengesellschaft Separator in Stockholm vor einer Anzahl von
Brauereibesitzern und Ingenieuren angestellt wurden, gaben ein sehr günstiges
Resultat. Denn während aus dem einen Ablaufrohr des zu den Versuchen verwendeten
Centrifugalseparators ein dünnflüssiges Gemisch von Wasser, Bacterien und todten
Hefezellen ablief, trat aus dem anderen Rohr eine ziemlich consistente Hefe aus,
welche nur aus lebenskräftigen Zellen, frei von jeder die Vermehrung störenden
Verunreinigung, bestand.
Die Hefe, wie sie aus der Brauerei kam, wurde zu diesem Zwecke mit einer
fünfprocentigen Zuckerlösung verdünnt; dieses Gemisch lieſs man dann unter stetem
Umrühren in den Separator langsam einflieſsen. Bei der mikroskopischen Untersuchung
fand sich in der verdünnten Hefe neben den runden gesunden Hefezellen eine Unzahl
abgestorbener Zellen, vermischt mit in der Flüssigkeit theilweise sich bewegenden
Bacterien. Die Centrifugalkraft des Separators schied die eingelassene Flüssigkeit:
der eine dickflüssige Theil zeigte unter dem Mikroskop die gesunden Hefezellen ohne
jede Verunreinigung, während der andere dünnflüssige Theil abgestorbene Hefezellen
und Bacterien, mit sehr wenigen gesunden Zellen vermischt, enthielt.
Die gereinigten Hefezellen entwickelten eine enorme Keimkraft-, denn ein ursprünglich
etwa zum vierten Theil mit denselben angefülltes Trinkglas war nach
viertelstündlichem Stehen bei einer Temperatur von 10° zum Ueberlaufen voll Hefe.
Dagegen scheint der durch den Zusatz von Zuckerlösung beabsichtigte Nebenzweck – das
Auflösen und Ausscheiden des Hopfenharzes – nicht erreicht zu werden: die gereinigte
Hefe war von eben solchem leicht bitteren Geschmack wie die dünnere Flüssigkeit,
welche die abgestorbenen Zellen und die Bacterien enthielt. Die Verdünnung hat also
nur den Effect, die zu scheidenden Zellen und Mikroorganismen schwebend zu erhalten,
um sie dadurch leichter ihrem specifischen Gewichte entsprechend von einander
abzusondern; jede indifferente Flüssigkeit, welche den Geschmack und die Natur der
Hefezellen unbeeinfluſst läſst, vor Allem also reines Wasser, kann demnach anstatt
der Zuckerlösung verwendet werden.
Zu dem Experimente wurde ein Centrifugalseparator benutzt, welcher im Aeuſseren den
von der Actiengesellschaft Separator gebauten Milchseparatoren glich,
im Inneren aber der von Milch verschiedenen Zusammensetzung der Hefeflüssigkeit
entsprechend construirt war.
E. Haase.