Titel: | Zwei Gegensprecher für Differentialwickelung oder mit getrennten Rollen im Empfänger; von Ed. Zetzsche. |
Autor: | Ed. Zetzsche |
Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 268 |
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Zwei Gegensprecher für Differentialwickelung oder
mit getrennten Rollen im Empfänger; von Ed. Zetzsche.
Mit Abbildungen.
Zetzsche's Gegensprecher für Differentialwickelung.
In D.p.J. Bd. 267 sind auf * S. 504 und * S. 553 zwei
telegraphische Gegensprecher beschrieben, bei denen die beiden Elektromagnetrollen
im Empfänger getrennt sind und die eine in einem Arbeitsstrom kreise, die andere in
einem Ruhestromkreise arbeitet. Da der Gegensprecher Santano's mir die Anregung zur Auffindung der anderen Schaltungsweise
gegeben hatte, so war auch bei letzterer die Schaltung der Batterien B und B1 in den beiden Aemtern genau so gewählt worden, wie
sie von Santano bezieh. Banker benutzt worden ist, d.h. so, daſs sich die Ströme beider Batterien
in der Leitung L summiren. Es zeigt sich indessen, daſs
es auch zulässig ist, die Batterien mit entgegengesetzten Polen an die Leitung zu
legen, so daſs sich ihre Ströme in der (als vollkommen isolirt vorausgesetzten)
Leitung bei gleicher Stärke aufheben. Es ergeben sich dann zwei neue Schaltungen zum
Gegensprechen, welche mit den Vorzügen jener beiden Schaltungen ebenfalls behaftet
sind, auſserdem aber in einigen Punkten für den Betrieb noch günstiger sein werden
und auch sonst von besonderem Interesse sind. Bei ihnen können ebenfalls die
gewöhnlichen Morseapparate als Empfänger benutzt werden, falls man nur die beiden
Drahtrollen der Elektromagnete trennen will; natürlich würden aber auch Empfänger
benutzt werden können, deren Elektromagnete in der bekannten Weise für die
Differentialschaltung mit einer doppelten Bewickelung versehen sind.
In Fig. 1 ist wieder das eine Amt nach der von Santano benutzten Schaltung dargestellt; die gleich
starken Batterien B und B1 der beiden Aemter seien jedoch jetzt
mit dem nämlichen (positiven) Pole an Erde E und den
Ruhecontact r des Tasters T gelegt; der Schreibapparat S aber sei so
beschaffen, wie er für Ruhestromlinien gebraucht wird,
d.h. daſs er schreibt, wenn die Rollen n und u seines Elektromagnetes von keinem Strome durchflössen
werden. Der künstliche Widerstand W gleiche dem
Widerstände der Leitung L.
Textabbildung Bd. 268, S. 268Das Minuszeichen bei B1 setze man diametral gegenüber über
Linie links von den Kreisen.So lange beide Taster ruhen, sendet jede Batterie über r und d einen Strom durch
die Rolle n und den Widerstand W; die Linie L und die Rollen u sind (nahezu) stromlos; in beiden Schreibapparaten
S sind die Anker angezogen und keiner schreibt.
Drückt ein Amt seinen Taster T nieder, so wird der Strom
in der bisherigen Richtung durch u in L gesendet und der Anker des Schreibapparates bleibt
angezogen. In dem empfangenden Amte dagegen wird die von der Batterie B1 in der Rolle n hervorgebrachte magnetisirende Wirkung durch die
Wirkung des aus L ankommenden und durch die Rolle u zur Erde E gehenden
Stromes aufgehoben, der Anker fällt daher ab und das Zeichen wird auf den
Papierstreifen niedergeschrieben.
Wenn endlich beide Aemter zugleich ihre Taster niederdrücken, so sind beide Rollen
n (nahezu) stromfrei, die beiden Rollen u aber werden von zwei gleichen und entgegengesetzt
gerichteten Strömen durchlaufen, vermögen daher auch nicht den Anker angezogen zu
erhalten und beide Schreibapparate schreiben.
Auch in Fig. 2 sei jetzt die Batterie B1 des zweiten Amtes
mit dem nämlichen (negativen) Pole wie B an Erde E gelegt; der Schreibapparat S schreibe jetzt auf Arbeitsstrom.
Während beide Tasterhebel sich in ihrer Ruhelage auf dem Contacte c befinden, gleichen sich die Ströme von B und B1 in der Leitung L und
den Rollen r1 aus, die
Rollen r2 der
Schreibapparate aber sind (nahezu) stromlos, beide Schreibapparate werden daher
nicht schreiben.
Textabbildung Bd. 268, S. 269Wird in dem einen Amte der Hebel des Tasters T
auf den Arbeitscontact a niedergedrückt, so heben sich
der aus L kommende Strom in der Rolle r1 und der lokale Strom
in der Rolle r2 noch in
ihrer Wirkung auf, und der Schreibapparat schreibt in diesem Amte nicht. Anders im
empfangenden Amte; denn hier ist bloſs die Rolle r1 von dem in die Leitung L eintretenden Strome durchflössen, und deshalb wird der Schreibapparat zu
Folge der vom Strome bewirkten Ankeranziehung schreiben.
Liegen endlich beide Tasterhebel zugleich auf dem Arbeitscontacte a, so senden die Batterien B und B1 nur
verschwindend schwache Stromzweige in die Leitung L und
beide Schreibapparate werden auf den von ihrer Batterie durch die Rolle r2 gesendeten Strom
ansprechen. Es sei noch hervorgehoben, daſs dieser Strom in r2 über v her
von dem entgegengesetzten Pole kommt, als der bei ruhendem Taster über v durch r1 in die Leitung gesendete, auf den ja S beim Arbeiten des anderen Amtes anzusprechen hat.
Es ist einleuchtend, daſs auch bei diesen beiden Schaltungen, sofern gewöhnliche
Morsetaster T benutzt werden, sich stets zwischen die
volle Stromstärke und die Stromlosigkeit in der Linie beim Schweben des Tasters ein
Strom von halber Stärke einschiebt. Dagegen tritt die doppelte Stromstärke in der
Linie hier nicht mehr auf. Ja, es könnte überhaupt scheinen, als ob hier das
Gegensprechen sich mit bloſs zwei verschiedenen Strom
zuständen in der Leitung L vollziehe, während doch
allgemein deren drei erforderlich sind. Es darf aber
nicht auſser Acht gelassen werden, daſs die Stromlosigkeit der Leitung hier in zwei
Fällen und auch aus zwei wesentlich verschiedenen Ursachen auftritt, weshalb diese
beiden Stromlosigkeiten als zwei verschiedene Stromzustände aufzufassen und zu
zählen sind. Das eine Mal ist nämlich die Leitung stromlos, weil gar keine Batterie
in ihr liegt, das andere Mal hingegen, weil zwei gleich starke und entgegengesetzte
Stromquellen in ihr thätig sind.