Titel: | Neuerungen an Rauhmaschinen für Gewebe. |
Autor: | Hugo Glafey |
Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 299 |
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Neuerungen an Rauhmaschinen für
Gewebe.
(Patentklasse 8. Fortsetzung des Berichtes Bd. 259
S. 403.)
Mit Abbildungen auf Tafel
18 und 19.
Neuerungen an Rauhmaschinen für Gewebe.
Die Rauhmaschinen sind bisweilen bedeutenden Temperaturschwankungen ausgesetzt, die
häufig ein Verziehen bezieh. Werfen der Rauhwalzen zur Folge haben, wodurch wieder
ein verschieden starkes Eingreifen der Karden oder Kratzen in den Stoff bedingt
ist.
Emil Pongs in Odenkirchen (* D.R.P. Nr. 35655 vom 24.
Mai 1886) sucht diesem Uebelstand dadurch abzuhelfen, daſs er die Holzbekleidung der
Rauhwalzen auf einem festen eisernen Trägersystem aufruhen läſst, welches durch ein
Rohr mit warm aufgezogenen Scheiben und aufgeschraubten Trägereisen gebildet wird.
Die Ausführung ergibt sich aus den Fig. 1 bis 3 Taf. 18. Die Rauhwalze
besteht aus einem rohen Gasrohr ab, welches an den
Enden mit den Lagerzapfen ZZ1 versehen ist und auf welches sechsseitige Scheiben SS1
S2
S3.. in Entfernungen
von 300 bis 500mm warm aufgezogen sind. An die
guſseisernen Scheiben sind zu diesem Zweck ringförmige Ansätze A angegossen, die ausgebohrt und abgedreht werden,
auſserdem sind die Scheiben mit einer schlitzförmigen Aussparung cd versehen. Ueber jeden Ansatz A wird ein rothwarm gemachter schmiedeeiserner Ring R gezogen, welcher sich dicht um den Ansatz A legt und beim Erkalten die durch die Aussparung cd federnd gemachte Scheibe S fest mit dem Rohr verbindet. In die Vertiefung ef sind durch Schrauben g einfach ⊺-, ∟- oder ∪-Eisen
geschraubt, die nun mit den Scheiben und dem Rohr ein festes geschlossenes
Trägersystem bilden.
Die Trägereisen nehmen mittels Holzschrauben h die
Holzbekleidung auf, welche die Unterlage für die Rauhkardenlager, die Rauhblätter
oder Bänder bildet.
Ein weiterer Uebelstand, der sich in Folge der Temperaturveränderungen, welchen die
Rauhmaschinen ausgesetzt sind, an denselben zeigt, ist das Lockerwerden der durch
die Nägel auf den Holzmantel der Rauhwalzen befestigten Kratzengarnituren, welches
allerdings auch durch die starke Inanspruchnahme derselben beim Rauhprozeſs mit
hervorgerufen wird. Die Befestigungsnägel müssen dann herausgezogen und die
Garnituren von Neuem straff genagelt werden.
Um dieser lästigen und zeitraubenden Arbeit vorzubeugen, wendet Waldemar Dietrich in Luckenwalde (* D.R.P. Nr. 35659
vom 2. Juni 1886) Walzen mit mechanisch zu spannenden Bezügen an.
Das mechanische Spannen geschieht entweder, wie es die Fig. 4 und 5 Taf. 18 andeuten,
mittels einer Klemm welle k unter Verwendung eines
blattförmigen Bezuges, oder, wie es die Fig. 6 und 7 Taf. 18 zeigen, durch
stellbare stählerne Stäbe ss, wobei der Bezug in Form
einer Hose hergestellt wird.
Bei der in Fig.
4 dargestellten Anordnung besteht die Walze aus einem schmiedeeisernen
Rohr mit eingesetzten Böden und durchgehender Achse, kann aber auch ganz aus
Guſseisen hergestellt sein. Das Rohr r besitzt einen
durchgehenden Schlitz, ebenso auch die an den Enden befindlichen Böden, in welchen
letzteren gleichzeitig die Klemmwelle k mit
Zuhilfenahme eines Deckels d gelagert ist. Die Enden
des Bezuges werden in die getheilte Klemm welle k
eingelegt und dann durch conische Ueberwurfmuttern u,
welche durch Stifte z mit k fest verbunden werden, zusammengepreſst. Dreht man die Klemm welle
mittels eines Schlüssels am Viereck v in der Richtung
des Pfeiles (Fig.
4), so wird die Garnitur gespannt. Damit nun der Bezug fest bleibt, sind
an den Ueberwurfmuttern u Sicherungen x angebracht, welche das Zurückgehen der Klemmwelle
verhindern. Hat sich der Bezug gelockert, so spannt man ihn durch Drehung der
Klemmwelle wieder.
Bei der in den Fig.
6 und 7 dargestellten Vorrichtung hat die Walze zwei durchgehende Schlitze; das
Spannen der in Hosenform verwendeten Kratzengarnitur wird durch die stählernen Stäbe
s bewirkt. Zu diesem Zweck haben die Stäbe Lappen
l, durch die man Schrauben y steckt, welche in die mit Gewindelöchern versehenen Böden b geschraubt werden. Die Garnitur wird hierbei durch
Anziehen der Schrauben y gespannt.
Diejenigen Rauhmaschinen, welche mit Trommeln ausgestattet sind, die aus einem System
kleiner, mit metallischen Garnituren versehener Walzen bestehen, deren Achsen in
gleicher Entfernung von der Drehachse der Trommel angebracht sind und Bremsrollen
tragen, deren Durchmesser gleich dem äuſseren Durchmesser der Rauhwalzen ist, und
wobei die Energie
der letzteren durch eine Differentialbewegung geregelt wird, haben die geringste
Wirksamkeit, sobald die obere Welle, welche die Bremsriemen beeinfluſst, unbeweglich
gemacht wird.
Bei denjenigen Rauhmaschinen, welche auf der einen Seite der aus Rauhwalzen
gebildeten Trommeln mit Bremsriemen und auf der anderen Seite derselben mit
Treibriemen versehen sind, wird das Minimum von Energie dadurch erhalten, daſs man
den Treibriemen fest anzieht.
Sowohl bei dem einen als auch bei dem anderen System ist, nachdem der Riemen ganz
fest angezogen, und zwar weil der Durchmesser der Bremsrollen gleich dem Durchmesser
der Rauhwalzen, die Rückwärtsbewegung der letzteren gleich der Vorwärtsbewegung der
Trommel, es findet also ein Rauhen nicht statt.
Die Kraft der Rauh walzen wird dann dadurch geregelt, daſs man die Riemen mehr oder
weniger schnell in der Richtung, in welcher sich die Trommel dreht, vorrücken läſst.
Man benutzt zu diesem Zweck eine Stufenscheibe mit vier oder fünf Stufen, um den
Bremsriemen vier oder fünf, mehr oder weniger groſse, Geschwindigkeiten zu
geben.
Grosselin père et fils in Sedan (* D.R.P. Nr. 36971 vom
1. Oktober 1886) wenden nun, um dem Bremsriemen eine erhöhte Wirkungsfähigkeit zu
geben, Bremsrollen an, deren Durchmesser etwa um ⅓ gröſser ist, als der Durchmesser
der Rauhwalzen. Es bestimmt sich diese Gröſse aus dem Abstand der letzteren,
dadurch, daſs die Bremsrollen so groſs gemacht werden, daſs sie sich nahezu
berühren.
Hieraus ergibt sich folgendes:
Wenn die Riemen fest angezogen sind, wie bei der alten Maschine, so rauhen die Walzen
auf ungefähr 30 Proc. des Umfanges der Trommel, wodurch ein Grad von Kraft erzielt
wird, der beinahe gleich dem durch die gröſste Geschwindigkeit der Stufenscheiben
der alten Maschine erlangten ist. Soll diese Energie vergröſsert werden, so läſst
man die Riemen in der Richtung der Drehbewegung der Trommel vorwärtsgehen. Zwei
zusammen arbeitende Stufenscheiben mit fünf verschiedenen Stufen ermöglichen also,
fünf verschiedene Grade von allmählich zunehmender Energie zu erhalten. Soll die
Energie der Maschine verringert werden, so wird die Bewegung umgekehrt, d.h. die
Bremsriemen bewegen sich entgegengesetzt der Richtung der Drehbewegung der Trommel,
und man erhält auf diese Weise durch eine einfache Kreuzung des Riemens der
Stufenscheiben oder Conen fünf neue Grade von allmählich abnehmender Kraft. Bei der
kleinsten Kraft bei der umgekehrten Bewegung, welche den Graden der Conen für die
gröſste Kraft bei der direkten Bewegung entspricht, haben die Rauhwalzen eine
Rückwärtsbewegung, welche gleich ist der Vorwärtsbewegung der Trommel.
Mit den Conen mit fünf Abtheilungen erhalten wir demnach zehn Grade von verschiedener
Wirkung, ohne den Grad von mittlerer Energie mitzuzählen, welcher durch das Anhalten
der Conen und Bremsriemen erlangt wird, wobei die Maschine nach Belieben mit direkter oder indirekter
Bewegung in Gang gesetzt werden kann.
Ein anderer Vortheil ist der, daſs den Riemen eine viel gröſsere Wirksamkeit als bei
den alten Maschinen gesichert ist, weil die durch dieselben übertragene Kraft auf
einen viel gröſseren Hebelarm als denjenigen des Widerstandes wirkt; es folgt
hieraus, daſs die Nutzleistung der Riemen bei Bremsrollen von gleicher Breite in
hohem Maſse vermehrt und ein Gleiten des Riemens verhindert wird. Wir erhalten
folglich in der Praxis eine theoretische Regulirung, welche bisher nicht ausführbar
war, weil es unmöglich war, das Gleiten der Riemen auf den Bremsrollen zu verhüten.
Damit aber die auf diese Weise erhöhte Wirkung der Riemen wohl zur Geltung kommen
kann, ist es nothwendig, die Achslager der Kardenwalzen mit einer guten
Schmiervorrichtung zu versehen, welche ein Erhitzen und Festsetzen der Rauhwalzen
und dadurch erzeugtes ungleichmäſsiges Rauhen verhindert. Diese Schmierung wird im
vorliegenden Fall dadurch erreicht, daſs man auf den Naben der den Walzen als Lager
dienenden Kränze Oelbehälter A (Fig. 8 und 9 Taf. 18) anordnet,
welche den einzelnen Achsen D das Oel durch in die
Speichen eingelegte Dochte zuführen.
Zum Nachspannen der sich mit der Zeit lockernden Bremsriemen dient der
Spannungsregulator g, A, B, C (Fig. 10 Taf. 18). Wenn
die Spannrolle B in Folge der Verlängerung des Riemens
die Bremsscheibe P berührt, so hebt man die Welle der
letzteren mit Hilfe von Regulirschrauben und verkürzt den Riemen, wenn dies nöthig
ist.
Um die Wirkung der Bremsriemen noch zu unterstützen, kann man innerhalb der
Rauhtrommel einen oder mehrere Bremsringe (F,
Fig. 10 und
11 Taf.
18) anordnen, welcher aus einer mit Leder bezogenen Blattfeder von der Breite der
Rollen der Rauhwalzen besteht. Dieser Bremsring F wird
durch seine eigene Federkraft gegen die Rauhwalzen gepreſst. Die Spannung kann durch
eine Regulirschraube regulirt werden.
An Stelle der inneren Bremsringe können auch Scheiben mit Spiralfedern oder solche
mit Ringen u.s.w., wie die Kolben der Dampfmaschinen, versehen treten, das
Wesentliche bleibt der innere Lederriemen, dessen Adhäsion man nach Belieben
reguliren kann.
Franz Müller in M.-Gladbach (* D.R.P. Nr. 39098 vom 7.
April 1887) ersetzt den Antrieb durch Bremsriemen, welcher vielerlei
Unzuträglichkeiten und Reparaturen mit sich bringt, durch einen
Frictionsantrieb.
Auf den äuſseren Enden der Achse jeder kleinen Rauhwalze a (Fig.
12 und 13 Taf. 18) ist je eine Reibungsrolle b
befestigt, welche mit einer auf der Trommelachse C lose
aufsitzenden Reibungsscheibe B Berührung hat. Durch
Stellung der Achslager der Rauhwalzen a in ihren
Lagerböcken auf der Scheibe A kann diese Berührung und
die dadurch verursachte Reibung regulirt bezieh. auch ganz aufgehoben werden.
Die Welle C trägt auſsen ein Winkelrad d, welches mit einem Winkelrad d1 einer senkrechten Welle m in Eingriff steht. Auf dieser ist eine Reibungsrolle
e verschiebbar befestigt, welche gegen die
Seitenfläche einer Scheibe E wirkt und letztere, welche
auf einer Welle n sitzt, in Drehung versetzt.
Die Scheibe E und mit ihr die Welle n wird folglich in schnellere oder bis zum völligen
Stillstand langsamere Drehung versetzt, je nachdem die Reibungsrolle e näher am Umfange der Scheibe E oder näher der Mitte derselben gegen deren Fläche wirkt. Auf der Welle
n ist eine Riemenscheibe R1 befestigt, welche die Drehung durch
Riemen P auf eine an der Reibungsscheibe B angeformte Riemenscheibe R überträgt.
Durch Stellung der Reibungsrolle e auf der Welle m kann folglich die Scheibe B die Reibungsrollen b auf den Walzen a und mithin diese letzteren selbst ganz nach Bedarf in
schnelle oder langsame Drehung versetzen; diese Drehung erfolgt entweder in
derselben Richtung mit der Achse C der Rauhtrommel,
oder in entgegengesetzter Richtung. Um letzteres zu bewirken, braucht nur die
Reibungsrolle e auf der Welle m über die Drehachse der Scheibe E hinaus
verschoben zu werden; letztere rotirt dann in einer zur vorhergehenden
entgegengesetzten Richtung und ebenso drehen sich die Riemenscheiben RR1 und die
Reibungsscheibe B in einem anderen Sinne.
Um die Rauhtrommel als Volltrommel wirken zu lassen, d.h. ohne daſs jede Rauhwalze
a einzeln um ihre Achse rotirt, werden die Achsen
dieser Walzen a mit ihren stellbaren Lagern so weit
emporgezogen, daſs die Reibungsrollen b auſser
Berührung mit der Reibungsscheibe B kommen.
In der Fig. 14
Taf. 18 ist eine Modifikation dieser Einrichtung dargestellt, welche eine
Vereinfachung dadurch erzielt, daſs die Reibungsrollen b auf den Achsenschenkeln der Rauhwalzen a
kegelförmig gestaltet sind und gegen eine entsprechende kegelförmige Kranzfläche der
Scheibe B anliegen. Letztere, lose auf der Achse C, ist so weit in der Längenrichtung derselben
verschiebbar, daſs sie mehr oder weniger gegen die Reibungskegel b angedrückt oder so weit abgerückt werden kann, daſs
die Berührung aufhört. Die stellbare Lagerung der Walzen a im Umfange der Scheiben A fällt dadurch weg
und es braucht nicht jeder einzelne Reibungskegel b in
oder auſser Berührung mit der Scheibe B gebracht zu
werden, sondern letztere tritt gleichzeitig mit allen Reibungskegeln b in oder auſser Berührung. Die Scheibe B ist zum Zweck ihrer Verschiebung mittels einer Hülse
B1 auf der Achse
C aufgesteckt.
Die Aufhebung der Drehung der Reibungsscheibe B kann
auch dadurch bewirkt werden, daſs der mittels Schraube oder Feder bewirkte Druck der
Scheibe E gegen die Reibungsrolle e gelöst oder abgestellt wird, so daſs die Drehung von
e nicht mehr auf E
übertragen wird.
Die Maschine kann schlieſslich auch als gewöhnliche Kratzenrauhmaschine benutzt werden, indem man die
Kuppelung der Scheiben oder Armkreuze A mit ihrer Welle
C löst, die Trommel steht dann still und nur die
Rauhwalzen a werden durch die Scheibe B um ihre eigene Achse gedreht.
Die Reibung zwischen der Scheibe B und den kleinen
Scheiben b auf den Achsen der Rauhwalzen kann
schlieſslich auch, anstatt durch direkte Berührung, durch einen Riemen P1 hervorgebracht
werden, welcher, wie aus Fig. 15 ersichtlich, um
die Scheibe B gelegt und von da ausgehend über die
Scheiben b geführt ist, welche demnach der durch
Reibungsgetriebe eE regulirbaren Drehung der Scheibe
B zu folgen gezwungen sind.
Rauhmaschine von August Monforts in M.-Gladbach (*
Englisches Patent Nr. 3185 vom Jahre 1887). Die in der Fig. 16 Taf. 18
wiedergegebene Rauhmaschine gestattet, den Stoff mit einer geringen Gesammtspannung
an den einzelnen Angriffsstellen, aber mit beliebiger, unabhängiger und leicht zu
ändernder Einzelspannung durch dieselbe zu führen.
Der zu behandelnde Stoff geht zu diesem Zweck um eine unmittelbar an der Rauhtrommel
gelagerte Zug- und Zuführwalze Z1 über die zwischen den Rollen ab gelegene erste Angriffsstelle, dann um eine gleiche
Zug- und Zuführwalze Z2
und von dieser auf die Walze Z3, Z4 u.s.w. in der Weise, daſs immer zwischen je zwei
Walzen Z eine Angriffsstelle für die Rauhwalzen
geschaffen wird. Die Walzen Z1
Z2 ... sind auf ihrer
ganzen Oberfläche mit feinen Häkchen oder einem rauhen Bezug versehen, wodurch ein
Gleiten des Stoffes auf denselben verhindert wird und in Folge dessen die an den
einzelnen Angriffsstellen einmal vorhandene Spannung des Stoffes erhalten bleibt und
ein Mitnehmen des Stoffes durch die Rauhwalzen verhindert wird.
Die Walzen Z werden durch die über die Kettenräder K laufende Kette (Fig. 17 Taf. 18) in
Umdrehung versetzt. Die Kettenräder sind hierbei durch eine leicht lösbare Kuppelung
mit den Walzen Z verbunden, so daſs durch Lösen einer
Kuppelung die zugehörige Walze innerhalb gewisser Grenzen vor und zurück gedreht
werden, also die Spannung des Stoffes für die zu beiden Seiten dieser Walze
liegenden Arbeitsstellen geändert werden kann.
Die Kuppelung wird im vorliegenden Fall aus der auf der Welle f der Walze Z festsitzenden Muffe P und einer Mutter gebildet, welche gestattet, das
Kettenrad K derart an die Muffe P zu pressen, daſs es durch Reibung die letztere, also die Walze Z mitnimmt.
An Stelle des Kettenantriebes kann auch jeder andere Antrieb gewählt werden, welcher
ein Ausschalten einzelner Walzen Z gestattet.
Die Rauhtrommel kann innen durch einen bis dicht an die Rauhwalzen herangehenden
Mantel m geschlossen werden, wodurch das durch die
groſse Umfangsgeschwindigkeit der Trommel bedingte Fortschleudern des vom Stoff
genommenen Abfalles in den Arbeitsraum verhindert wird.
Rauhmaschine von Joseph Hanson in Philadelphia,
Nordamerika (* Englisches Patent Nr. 3451 vom Jahre 1887). Die Rauhwalzen E sind in den auf der Welle B (Fig.
18 Taf. 18) sitzenden Sternrädern CC
gelagert. Die Achsen D dieser Rauhwalzen tragen
Zahntriebe F, welche bei der Umdrehung der Sternräder
in die in den beiden Stirnseiten des Gestelles untergebrachten Zahnkränze eingreifen
und hierdurch eine Drehung der Rauhwalzen veranlassen, welche derjenigen der Achse
B entgegengesetzt ist. Der zu behandelnde Stoff
wird über die die beiden Stirnwände des Gestelles verbindenden Stangen g geleitet, zwischen welchen der Kratzenbeschlag e der ebenfalls sternförmig gestalteten Rauhwalzen E hindurchgreift und den Stoff bearbeitet.
Das Rauhen der Stoffe kann entweder nur nach einer oder nach zwei entgegengesetzten
Richtungen erfolgen. Für den letzten Fall finden entweder Rauhmaschinen mit nur
einer Rauhtrommel Anwendung, bei welchen die Drehrichtung der letzteren, sowie
gleichzeitig auch die Bewegungsrichtung des Stoffes geändert werden kann, so daſs
also der Stoff seiner ganzen Länge nach erst nach der einen Seite und dann nach der
anderen Richtung hin gerauht wird, oder er wird auf mit zwei Trommeln ausgestatteten
Rauhmaschinen bearbeitet, wobei die eine Trommel den Rauhprozeſs nach der einen
Richtung und die zweite folgende Trommel denselben nach der entgegengesetzten Seite
ausführt.
F. Martinot in Paris (* D.R.P. Nr. 43014 vom 28. Juli
1887) wendet nun an Stelle zweier Rauhtrommeln zwei Rauhwalzen an, welche in der
Kettenrichtung des Gewebes hin und her geführt werden und wobei durch das Festsetzen
der Zähne der einen Rauhwalze in dem Gewebe sich diese dreht und diese Drehbewegung
auf die andere Rauhwalze behufs Rauhens überträgt, während bei der Rückkehr der
Bewegung die Rauh walzen ihre Functionen ändern.
Die Ausführung dieser Maschine ergibt sich aus Fig. 1 und 2 Taf. 19.
Die Rauhwalzen R sind auf den Hebeln Q gelagert, welche von der Antriebswelle I mittels Kurbel und Lenkstange eine schwingende
Bewegung um die Drehzapfen Z erhalten. Gleichfalls in
den Hebeln Q und unterhalb der Rauhwalzen sind in einem
Support P1 die mit
weichem metallischen Bande, Fischbein, Borsten u.s.w. besetzten Reinigungswalzen R1 gelagert und können
mit dem Support P1 in
ihrem Hebel Q in dem Schlitz G1 verstellt werden. Von der Antriebswelle
I aus wird durch Rädergetriebe die Transportwalze
A bewegt, deren Bewegung weiterhin durch Riemen
u.s.w. auf die gleich groſsen Zugwalzen E, S, H
übertragen wird. Mit der Walze S ist gleichzeitig eine
Ausbreitvorrichtung für den Stoff verbunden. Weiterhin werden von I aus die Welle V in
Bewegung gesetzt und von dieser mittels geeigneter Riementriebe die Glättwalze K und deren Reinigungswalze L, sowie die Bürstenwalzen R1. Die Walzen P, o, c,
G, welche den Stoff leiten, erhalten keinen Antrieb.
Die Spannrollen T können durch Zahnstangen senkrecht
verstellt werden, um mehr oder weniger auf den Stoff zu drücken und die
Berührungspunkte desselben mit den Walzen R zu
regeln.
Wenn die Rauhmaschine für baumwollene oder sonstige knotige Gewebe bestimmt ist, wird
auf einem im verlängerten Vordergestell der Maschine gelagerten Hebel Q1 ein Messer y aufgesetzt, welches zum Entfernen von Knoten und
hängenden Fäden bestimmt ist. In diesem Fall nimmt das Gewebe den dünn
strichpunktirt gezeichneten Weg über die Rollen T1, o1
, welche es über das Messer y und von hier nach den Kardenwalzen B
führen. Soll das Gewebe zwei oder mehrere Gänge machen, so wird es bei dem zweiten
Gang nicht mehr über das Messer geleitet, und wenn die Bearbeitung vollendet ist, so
wird es direkt unter die Leitwalzen F geführt.
Aus Fig. 2 Taf.
19 ist die Anordnung der Rauhwalzen in dem schwingenden Hebel und deren
Bewegungsmechanismus ersichtlich.
Der Kratzenbeschlag ist auf den Walzen A1, E1 angebracht. Auf der Achse von A1 sitzt lose das Rad
B1
, welches einen Ansatz D1 trägt. In diesem Ansatz ist ein
Sperrhaken C2 gelagert,
der von einer Feder nach auſsen gedrückt wird und durch einen in einer Nuth
geführten Keil gegen Verdrehung gesichert ist. Der Sperrhaken C2 greift in ein
Sperrrad R2 ein welches
fest auf der Achse der Walze A1 sitzt. Auf der Welle der anderen Rauhwalze E1 ist das Getriebe F1 angebracht, welches
einen kleineren Durchmesser hat als B1.
Die beiden Triebe B1 und
F1 stehen durch ein
Zwischenrad I1 mit
einander in Eingriff, welches auf einem Arm sitzt, der durch Schraubenbolzen
beweglich in dem Schlitze G1 befestigt ist.
Auf den anderen Enden der Walzen A1 und E1 ist der gleiche Mechanismus angebracht, nur mit
dem Unterschiede, daſs die in Fig. 2 auf A1 sitzenden Theile B1, C2, R2 auf der anderen
Seite auf E1 sitzen und
Rad F1 sich auf A1 befindet.
Die Rauhwalzen arbeiten nun in folgender Weise:
Wenn der hin und her schwingende Hebel Q sich in
Richtung des Pfeiles (Fig. 2 Taf. 19) bewegt, so
werden sich die Kratzen der Rauhwalzen A1 in dem von rechts nach links langsam
fortschreitenden Gewebe W festsetzen. Der Walze A1 wird also das
Bestreben mitgetheilt, sich nach links umzudrehen, wobei die Zähne von R2 gegen C2 drücken und somit
das Rad B1 nach links
umdrehen. Diese Bewegung wird vom Rad I1 auf das Rad F1 übertragen, so daſs F1 und damit die Rauhwalze E1 sich gleichfalls
links umdreht. Da nun F1 kleiner ist als B1, so wird sich die Rauhwalze E1 mit gröſserer Geschwindigkeit drehen als Walze A1. Bei der Rückkehr
der Bewegung, also wenn Hebel Q von rechts nach links
schwingt, kommt der auf der anderen Seite auf den Walzen A1 und E1 sitzende Bewegungsmechanismus in Thätigkeit; es
dreht sich also Walze E1 durch Festsetzen in das Gewebe nach rechts herum und überträgt ihre Bewegung mit
vermehrter Geschwindigkeit auf die Rauhwalze A1. Bei dieser Bewegung wird das auf A1 sitzende Sperrrad
R2 mit seinen
Zähnen bei seiner Rechtsdrehung einfach unter C2 hinweggleiten, d.h. die beiden wechselseitig auf
beiden Enden der Kardenwalzen angebrachten Mechanismen hindern sich nicht in ihrer
Thätigkeit.
Die Arbeitsweise der beiden Rauhwalzen kann durch Auswechseln der Rädergetriebe
beliebig geändert werden; auch können an Stelle der letzteren Reibungs- oder
Riementriebe treten.
Während des Rauhprozesses ist es nöthig, das Gewebe feucht zu erhalten. Man erzielt
dieses bei dem gewöhnlichen Verfahren durch Anwendung von Flieſspapier; um aber die
Härchen niederzulegen und denselben eine gleiche Richtung zu geben, d.h. um den
Strich zu fixiren, ist es nothwendig, dem Gewebe ein Uebermaſs von Feuchtigkeit zu
geben, es naſs zu machen. Man führt zu diesem Zweck das Gewebe durch den Behälter
B (Fig. 1 Taf. 19) und von da
durch die mit Kautschuk oder Tuch bezogenen Preſswalzen DD, welche es von dem Ueberschuſs an Wasser befreien.
Wenn das Einweichen in den Behälter B für gewisse Zwecke
zu stark ist, kann man ein perforirtes Rohr N anwenden,
welches Wasser auf einen Schwammstreifen N1 ergieſst. Das an dem Schwamm vorbeigehende Gewebe
wird dadurch angefeuchtet und die Oberfläche gleichmäſsig geglättet. Die Schwämme
lassen sich durch jede andere poröse Masse ersetzen.
Die Zugwalze E führt das Gewebe über Leitwalzen F, G, welchen eine Walze K
gegenüberliegt; letztere ist mit Kratzen, Fischbein, Haidekraut u.s.w. besetzt, um
ein Niederlegen der Härchen zu bewirken. Von einer Putzwalze L wird K beständig gereinigt. Eine
abgerundete Platte M, welche wie Walze K einen Bezug hat, drückt dann auf den Stoff und
glättet ihn vollkommen. Platte M läſst sich in die Lage
M1 behufs Reinigung
bringen.
Bei leichteren Geweben in Wolle oder Baumwolle, welche einer starken Bearbeitung
durch die Rauhwalzen nicht widerstehen würden, muſs die Bewegung der letzteren
vermindert werden. Dies erzielt man, indem man den Hebeln Q einen geringeren Ausschlag gibt, was wiederum durch Verstellen der die
Hebel bewegenden Kurbeln der Welle I erficht wird. Die
Arme der Kurbelwelle sind nicht durch einen geschweiſsten Zapfen verbunden, sondern
jeder Arm erhält einen Schlitz, in welchem der Zapfen der Lenkstange festgeschraubt
ist. Der freie Raum in den Schlitzen der Arme ist durch Lagerschalen ausgefüllt,
durch deren Umlagerung die Zapfen der Drehachse der Hebel Q genähert oder von derselben entfernt werden können. Das Gewebe kann
anstatt, wie in der Fig. 2 Taf. 19 angegeben, über die Kardenwalzen auch unter denselben
hinweggeführt werden.
Hugo Glafey.