Titel: | Ueber Versuche zur Klarstellung des Wirkungsgrades des Locomotivkessels; von Prof. H. Gollner in Prag. |
Autor: | H. Gollner |
Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 448 |
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Ueber Versuche zur Klarstellung des
Wirkungsgrades des Locomotivkessels; von Prof. H. Gollner in Prag.
(Fortsetzung des Berichtes S. 391 d.
Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel
1 und 2.
Gollner, Klarstellung des Wirkungsgrades des
Locomotivkessels.
Ueberblickt man die Ergebnisse, welche in der Tabelle XI zusammengestellt sind, so
lassen sich betreffend den Effect der Feuerungseinrichtungen, die bei den 4
Probefahrten für Braunkohlenfeuerung ausgenutzt wurden, folgende Schlüsse
ziehen:
1) Ist der Gehalt der Rauchgase an Kohlensäure trotz des verschiedenen Effectes der
beiden in Verwendung gebrachten Feuerungsanlagen nicht wesentlich verschieden und
schwankt zwischen den Grenzen 9,3 und 8,1 Vol.-Proc.; die gröſsten Werthe wurden bei
Anwendung der Nepilly-Feuerung erzielt; gleichgültig ob
Mittelkohle I oder Nuſskohle II zur Verfeuerung kam.
2) Mit dieser Feuerung wurde auch für beide Brennstoffarten eine vollkommene Verbrennung erzielt. (Die für die
Probefahrt A gefundenen 0,1 Vol.-Proc. Kohlenoxydgas liegen innerhalb der
Fehlergrenzen des Orsat'schen Apparates.) Für die
angewendete gewöhnliche Planfeuerung gelang es nicht, eine vollkommene Verbrennung
zu erzielen. Bei der ersteren (Nepilly-) Feuerung
wirkte die eigentliche Hauptrostfläche und die Stehrostanlage sammt Feuerschirm
vortheilhaft, bei letzterer (gew. Plan-) Feuerung war eine zu kleine freie Rostfläche angeordnet, durch welche trotz
lebhafter Wirkung des Blaserohres nicht die nöthige primäre Verbrennungsluft
zutreten konnte.
3) Bei den Fahrten A bis D sind in Folge des häufigen Oeffnens bezieh. Offenhaltens
der Heizthür bei offenem Dampfregulator und wirksamem Blaserohre Veränderungen des
Feuerungseffectes eingetreten, welche sich allerdings nicht verläſslich verfolgen
lassen. Es ist aber gerechtfertigt, anzunehmen, daſs insbesondere bei Verwendung der
gewöhnlichen Planfeuerung die durch die geöffnete Heizthür periodisch eintretende
Luft als „secundäre“ Verbrennungsluft auf die Entwickelung des
Verbrennungsprozesses nicht unvortheilhaft einwirkte, zumal nachweislich die primäre
Verbrennungsluftmenge nicht hinreichte, den vollkommenen Verbrennungsprozeſs
einzuleiten und zu erhalten.
4) Bei den Versuchsfahrten B, C, D ist die Verbrennung bei einem sehr geringen
mittleren Luftüberschusse durchgeführt worden, welcher sich für die Verbrennung
während der Fahrt B als hinreichend, für jene der Fahrt C und D als unzureichend
erwies. Bei der Fahrt A ist in Folge der Verbrennung von Nuſskohle II auf dem Roste
der Nepilly-Feuerung und der hierdurch nothwendigen
häufigen Eröffnung der Heizthür ein wesentlich gröſserer Luftüberschuſs erreicht
worden, welcher eine Vergröſserung des Wärmeverlustes W6 zur unmittelbaren Folge hat.
5) Die Nepilly-Feuerung ist vollkommen geeignet, bei
mäſsigem Luftüberschusse eine praktisch vollkommene Verbrennung von Braunkohle in
Locomotivfeuerungen zu liefern, wenn auch eine hohe Brennstoffschichte erhalten
werden muſs. Die gewöhnliche Planfeuerung gestattet nicht die Zufuhr der zur
vollkommenen Verbrennung nöthigen praktischen Verbrennungsluftmenge.
6) Im Allgemeinen wird der Wärmeverlust W6 (Essenverlust) für Locomotivkessel entschieden
geringer sein, als für stationäre Kesselanlagen. Die für den theoretischen
Wirkungsgrad der Gesammtheizfläche wesentliche Endtemperatur T2 ist nach den bezüglichen Werthen
derselben Tabelle (XI).
1) während der „freien“ Fahrt verhältniſsmäſsig geringen Veränderungen
unterworfen, welcher Umstand auf eine gleichmäſsige Führung sowie auf die ungestörte
Qualität der angeordneten Verdampfflächen schlieſsen läſst; eine Ausnahme besteht
allerdings für die Versuchsfahrt (D), deren Begründung schon an früherer Stelle
gegeben wurde.
2) Liegt der gröſste Werth T2 max. hoch (340°) und erreicht ferner der kleinste Werth T2 min. (210° C),
woraus auf eine verhältniſsmäſsig kleine indirekte Verdampffläche Fi geschlossen werden
muſs; hiernach wäre mit weiterer Rücksicht auf den Umstand, daſs für alle
Versuchsfahrten betreffend T2 analoge Verhältnisse zutreffen, zu schlieſsen, daſs die
Versuchslocomotive zunächst hinsichtlich der indirekten Verdampffläche nicht günstig
gebaut ist; die Frage, ob dies nicht etwa auch hinsichtlich der direkten
Verdampffläche Fd zutrifft, wird im Folgenden nach
Ermittelung der Charakteristik des Feuerraumes bezieh. der Feuerung beantwortet
werden.
Es sei hier ergänzend mitgetheilt, daſs nach den von F.
Fischer auf der Strecke Hannover-Bremen während der Fahrt mit dem Zuge Nr.
51 (Personenzugmaschine) gemachten direkten Messungen die Temperatur der Rauchgase
aus der Verbrennung der Kohle des Hörder-Vereines in der Rauchkammer während der
freien Fahrt zwischen 300 und 350° C schwankte. Die folgende Tabelle XII enthält
noch jene auf dem rechnungsmäſsigen Wege gefundenen
Gröſsen, welche bei der folgenden Berechnung der einzelnen Wärmeverluste verwerthet
werden müssen. Eine besondere Bedeutung liegt in der Gröſse des
Ueberschuſscoefficienten α als Verhältniſswerth der
praktischen zur theoretischen Verbrennungsluftmenge. Die ermittelten Werthe von α im Zusammenhange mit den maſsgebenden Werthen der
Tabelle XI lassen erkennen, daſs
1) die Nepilly-Feuerung für Nuſs- und Mittelbraunkohle
bei einem 30,5 bezieh. 14,0 procentigen Luftüberschusse im Stande war, eine
praktisch vollkommene Verbrennung zu erzielen, ferner
2) die gewöhnliche Planfeuerung bei einem Luftüberschusse von 15,0 bezieh. 13,0 Proc.
für Verfeuerung von Nuſs- und Mittelkohle eine unvollkommene Verbrennung lieferte. Dieser geringe Luftüberschuſs ist a)
in der reducirten freien Rostfläche, b) in dem Mangel eines Stehrostes und c) in der
für die eingehaltene hohe Brennstoffschichte zu wenig kräftigen Wirkung des
Blaserohres begründet.
Die Frage, welche freie Rostfläche anzuordnen, welche Verbrennungsluftmenge bei den
Versuchsfahrten C und D durch die Rostspalten zum Zwecke der Erreichung der
vollkommenen Verbrennung eintreten muſs, wird im Folgenden erledigt werden.
Vergleicht man noch auf der schon früher angegebenen Basis die Werthe von α für die Versuchsfahrten A und C sowie B und D, so
findet sich, daſs für dasselbe Brennmaterial (Nuſskohle) die eingetretene
Verbrennungsluftmenge bei der Planfeuerung 50 Proc. jener bei Verwendung der Nepilly-Feuerung beträgt, daſs ferner für Mittelkohle
und Planfeuerung die effective Verbrennungsluftmenge allerdings 93 Proc. jener für
Nepilly-Feuerung erreicht, aber für die Erzielung
der vollkommenen Verbrennung nicht hinreichte. Aus diesen Verhältniſswerthen geht
zugleich hervor, daſs zwar die angeordnete freie
Rostfläche der Planfeuerung für beide Brennmaterial
Sorten unzureichend ist, daſs aber die Mittelkohle I in Folge der Gröſse, Form und
Lagerung der einzelnen Stücke des Brennstoffes hinsichtlich der Menge der möglichen
Falles durch die Wirkung des Blaserohres eintretenden Verbrennungsluftmenge
wesentlich günstiger und geeignet ist, einen Ausgleich bezüglich des nöthigen
Bedarfes an effectiver Verbrennungsluftmenge für die Nepilly- und gewöhnliche Planfeuerung herzustellen.
Die bezüglichen Werthe derselben Tabelle lassen ferner erkennen, daſs die
Gewichtsmenge Rauchgas, welche für 1k Brennstoff
exclusive Wasserdampf erzeugt wird, eine sehr geringe und günstige war, wenn für C
und D gleichzeitig die Erzielung der vollkommenen Verbrennung gelungen wäre; für die
Fahrten A und B trifft diese wesentliche Bedingung zu, und erscheinen daher die
bezüglichen Werthe von αL0 als sehr vortheilhaft, indem durch diese der bekannte
„Essenverlust“ verringert wird. Die geringen Werthe von αL0 (d.h. für die
Fahrten C und D zu kleinen Werthe) liefern ferner den Nachweis, daſs der Einfluſs
des Offenhaltens der Heizthür für die Verbrennungsverhältnisse kein nachtheiliger
ist, als im ersten Augenblick erscheint. Der Grund für die im Allgemeinen geringen
Störungen des Effectes der Locomotivfeuerungen durch den eben erwähnten Umstand
liegt in erster Linie in der auſserordentlichen Wirkung des Blaserohres, welche eben
jene entschieden überwiegt, die durch das Oeffnen der Heizthür behufs Einführung von
Brennstoff, mit welcher unvermeidlich der Zutritt von secundärer Verbrennungsluft
verbunden ist, erzielt wird. Es ist hierbei allerdings eine rationelle, übrigens
auch für die 4 Versuchsfahrten A bis D zutreffende Methode der Zuführung von
Brennstoff vorausgesetzt.
Die Werthe L0 in
Cubikmeter und Kilogramm sind auf die mittleren Werthe der beobachteten
Lufttemperatur und des Luftdruckes reducirt; die Gewichtsmenge Wasserdampf, welche
in den Rauchgasen für 1k Brennstoff enthalten ist,
konnte leider nicht – wie allerdings vorbereitet und angestrebt war – im
Versuchswege ermittelt, sondern muſste berechnet werden.
Die am Schlusse der Tabelle XII angeführten Gröſsen gehören einerseits zur
Charakteristik des erzeugten Wasserdampfes, andererseits zur Bestimmung jener
Flüssigkeitswärmemenge, q0 und qi,
welche der ursprünglichen Temperatur t0 des Tenderwassers, ferner der Temperatur es vom
Injector auf ti Grade
vorgewärmten Speisewassers entsprechen, während qw die Flüssigkeitswärme entsprechend der
Temperatur w des Wasserdampfes bedeutet.
Tabelle XII.
Art der Feuerung
Nepilly-Feuerung
Gewöhnliche Plan-feuerung
Zeichen der Versuchsfahrt
A
B
C
D
Ueberschuſscoefficient
α
1,305
1,140
1,152
1,130
Theoretisches Verbrennungs-
luftvolumen
L
0
kbm
5,12
5,61
5,25
5,31
Theoretische Verbrennungs- luftmenge
L
0
k
6,143
6,733
6,379
6,183
Praktische Verbrennungsluft- menge
αL
0
k
8,016
7,675
7,348
6,986
Wasserdampf
k
0,704
0,705
0,694
0,565
Rela-tionen:
VerdampfungswärmeVerdampfungswärmeFlüssigkeitswärmeVerdampfungswärme
λ – q0λ – qwqwλ –
qi
648,0477,5184,5592,0
644,3477,5184,5587,0
647,2481,4179,95914
641,3481,4179,9586,4
Nachdem nunmehr das anläſslich der 4 Versuchsfahrten gewonnene Versuchs- und
Rechnungsmaterial vollständig gesammelt und durch die Tabellen I bis XII in
übersichtlicher Weise vorgeführt wurde, kann die specielle
Berechnung der früher hervorgehobenen Wärmeverluste W1 + W2 + ...W10 erledigt werden. Diesen Berechnungen sollen stets
allgemeine analytische Darstellungen der Hauptbeziehungen zwischen den wichtigsten
Gröſsen für die einzelnen Wärmeverluste vorangestellt und gleichzeitig einige durch
das Studium des vorgeführten Versuchsmateriales sich ergebene Fragen erledigt
werden.
Die auf 1k Brennstoff reducirten, früher
angeführten Wärmeverluste W1, W2, W3 setzen sich je aus 2
Verlustgröſsen zusammen, und zwar 1) in Folge der Bildung von Brennstoffrückständen,
welche noch gewisse, in einzelnen Fällen sehr beträchtliche Heizwerthe nachweisen,
und 2) in Folge des Umstandes, daſs die in diesen Rückständen in ihrer
Bildungsperiode angesammelte Wärme für die Dampfbildung nicht mehr wirksam sein
konnte, daher als sogen. „verlorene“ Wärme aufzufassen ist. Es kann
allerdings eingewendet werden, daſs die Wärme jenes Rückstandes, welcher in dem
Aschenkasten des Locomotivkessels gefunden wird, zur Erwärmung eines Theiles der
primären Verbrennungsluftmenge verwerthet werde; allein wenn die im Folgenden
ziffermäſsig nachgewiesene sehr groſse Eintrittsgeschwindigkeit dieser Luft in
Betracht gezogen wird, so kann von einer rationellen Ausnützung der bezeichneten
Wärmequelle zu Gunsten der Oekonomie der Kesselanlage nicht wohl die Rede sein;
ebenso liegen die Verhältnisse für die Abfallmaterialien, welche auf dem Roste
bezieh. in der Rauchkammer zurückblieben oder endlich als „Auswurf“
vollständig verloren gingen.
Bezeichnen in der Folge Ra,
Rb, Rr
in Kilogramm die Gewichtsmengen Verbrennungsrückstände für Bk Brennstoff, Ha, Hb,
Hr in Cal. die nachgewiesenen theoretischen
Heizwerthe dieser Materialien, T0 die Anfangstemperatur der Verbrennungsrückstände
in der Feuerbox und im Aschenkasten, Tp die Anfangstemperatur der
Verbrennungsrückstände in der Rauchkammer und des „Auswurfes“, Ca und Cb die specifische
Wärme der in dem Aschenkasten und in der Feuerbox vorgefundenen Materialien, Cr jene für die in der
Rauchkammer vorgefundenen Abfallmaterialien sowie jene für die Auswurfmaterialien,
t° C. die Temperatur der äuſseren Luft während der
Versuchsfahrten A, B, C, D; A in Kilogramm das durch
den „Auswurf“ verschwundene Material, im Wesentlichen von der Zusammensetzung
des in der Rauchkammer angesammelten Materiales, so berechnet sich unter
Berücksichtigung des bezüglichen eintretenden Temperaturgefälles von (T0
– t) bezieh. (Tp – t)
IV) W_1=\frac{R_a}{B}\,[H_a+C_a\,(T_0-t)],\
W_2=\frac{R_b}{B}.[H_b+C_a\,(T_0-t)],\
W_3=\frac{R_r}{B}\,[H_r+C_r\,(T_p-t)],
hierbei ist Ca = Cb =
0,185 und Cr = 0,90
genommen worden. Die Werthe \frac{R_a}{B},\ \frac{R_b}{B},\
\frac{R_r}{B} sowie die Gröſsen Ha, Hb und
Hr sind auf Grund
der durchgeführten Wägungen und Analysen bekannt; hingegen fehlt noch die
Hauptgröſse T0, während
wieder die Werthe Tp
und t durch direkte Messungen bestimmt wurden.
Zum Zwecke der allgemeinen Darstellung jener Verhältnisse, welche auf die
Wärmeverluste W4
Einfluſs nehmen, der durch die unvermeidliche Entführung einer sehr bedeutenden und
werthvollen Menge (A) von Verbrennungsrückständen unter
dem Einflüsse der Exhaustionen sowie des Blaserohres der Locomotive entsteht und
welcher Vorgang kurzweg als „Auswurf“ von Rückstandmaterialien bezeichnet
wurde, diene Folgendes:
Bezeichnen in der Folge:
ck, ce, ca, cb, cr
bezieh. die Kohlenstoffmengen in Kilogramm, welche für 1k
Brennstoff a) in demselben selbst nachgewiesen wurde
(ck), b) durch die
praktische Verbrennung consumirt wurde (ce) und als effectiver Kohlenstoff bezeichnet werden soll, c) in den Rückständen des
Aschenfalles (ca), der
Feuerbox (cb) und der
Rauchkammer (cr)
enthalten sind, ist ferner C = (ca + cb + cr) eine Hilfsgröſse, cA in Kilogramm der
Kohlenstoffgehalt des Auswurfes A für 1k Brennstoff,
G in Kilogramm die durch die praktische Verbrennung von
1k Brennstoff erzeugten Verbrennungsgase
inclusive Wasserdampf (H2
O), so ist zunächst:
ck –
ce = (ca + cb + cr) + cA; cA = (ck – C) – ce,
weiters:
\frac{R_a+R_b+R_r}{B}=R und
c_A=\varphi.A oder
\varphi=\left(\frac{c_A}{A}\right)
und berechnet sich Gk nach der allgemeinen Gleichung:
a) G = ce . μ . v H2
O,
wobei μ und v Werthe sind, welche von der volumprocentischen
Zusammensetzung der Rauchgase abhängen. Es bedeutet
\mu=\left(\frac{1}{CO+1,0395\,CO_2}\right);\
v=(2,335\,CO+3,8113\,CO_2+2,4116\,L+2,3427\,N).
Es ist aber auch:
b)
G=\alpha\,L_0+1-\left(R+\frac{c_A}{\varphi}\right)+H_2O=\alpha\,L_0+1-\left[R+\frac{(c_k-C)-c_e}{\varphi}\right]+H_2O
Durch Verbindung der obigen Gleichungen a) und b) erhält man:
V)\left\{{c_e=\frac{\varphi\,(\alpha\,L_0+1-R)-(c_k-C)}{\mu.v.\varphi-1},\
\mbox{wobei nach Früherem ist:}}\atop{c_A=(c_k-C)-c_e;\
A=\frac{c_A}{\varphi};\ G=\alpha\,L_0+1-(R+A)+H_2O,
hierbei bezeichnet φ das
Verhältniſs des Kohlenstoffgehaltes der Auswurfmenge zu dieser.
Nachdem direkte Beobachtungen während den Versuchsfahrten ergeben haben, daſs die
aufgefangenen Auswurfstoffe sowohl hinsichtlich ihrer Gröſse, Form und dem äuſseren
Ansehen und des Gefüges vollständig jenen Rückständen glichen, welche sich in der
Rauchkammer ansammelten, so wurde angenommen, daſs das thatsächlich ausgeworfene
Material A mit jenem des Rauchkammerrückstandes (Rr) im Wesentlichen
übereinstimmen, und wurde diese Annahme sowohl durch die übereinstimmenden
Ergebnisse mehrfacher Glüh versuche mit beiden
Materialien sowie durch den Nachweis der sehr befriedigenden Gleichartigkeit des
Rauchkammerrückstandes und des Auswurfmateriales, welch ersterer offenbar nur durch
den Einfluſs des Funkenfängers zurückgeblieben war, als berechtigt erkannt. Hiernach
ist der Werth φ aus der Beschaffenheit des
Rauchkammerrückstandes (Rr), welche durch Analyse bekannt ist, abzuleiten.
Durch Verbindung der Gleichungen V gelangt man nach einigen Transformationen zu
folgenden Werthen von A:
VI)
A=\frac{c_k-C}{\varphi}+\frac{\alpha\,L_0}{1-\mu.v.\varphi}+\frac{1-\left[R+\frac{c_k-C}{\varphi}\right]}{1-\mu.v.\varphi}
In dieser Gleichung VI sind nun die Gröſsen L0 und ck constant und sowohl von der Einrichtung
wie von der Führung des Feuers unabhängig, dagegen lediglich von den physikalischen
Eigenschaften des verwendeten Brennstoffes abhängig; alle übrigen Gröſsen sind
Variable und ihrerseits hauptsächlich von der Führung der Feuers abhängig.
Dieselbe Gleichung VI läſst erkennen, daſs die specifische Auswurfmenge A von folgenden Verhältnissen abhängig ist, und
zwar:
a) von der Beschaffenheit des Brennmateriales, b) von der Construction und der mechanischen Einrichtung der Locomotivfeuerung,
c) von der Art der Führung des Feuers für die gegebenen
bezüglichen mechanischen Einrichtungen und zu verwerthenden Brennmaterialien. Es
soll weiter
ad a) die Beschaffenheit des Brennmateriales derart sein, daſs es bei normal
geführter Feuerung mit möglichst geringen Rückständen verbrennt, welche gleichzeitig
möglichst geringe Mengen Kohlenstoff enthalten; mit Rücksicht auf die Wirkung des
Blaserohres ist auch das specielle Verhalten des Brennstoffes im Feuer (Sintern,
Sanden, Schlacken, Backen u.s.w.) von Wichtigkeit, ebenso die Korngröſse desselben.
Kleinkörniges, grusiges Material wird unter übrigens gleichen Umständen einen
gröſseren Werth von A bedingen; backendes Material kann
in kleinerem Formate, sandendes und sinterndes Material muſs in Nuſsgröſse oder als
Mittel- und Stückkohle zur Verwendung kommen.
ad b) Die Feuerungsanlagen sollen eine vollkommene Verbrennung erreichen lassen und
mit Rücksicht auf die Wirkung des Blaserohres und den specifischen Eigenschaften des
Brennmateriales das Auswerfen von glühenden Rückständen verhindern bezieh.
vermindern. Für diesen Zweck eignen sich die Feuerschirme überhaupt und insbesondere
die Einrichtung von Nepilly, welche die Vortheile der
vollkommenen Verbrennung mit jenem der Verminderung des Auswurfes verbindet.
Den hauptsächlichsten Einfluſs auf die Gröſse der specifischen Auswurfmengen (A) hat die Art der Führung des Feuers bei gegebenem
Brennmateriale und Feuerungsanlage. Das zweite Glied der Summe auf der rechten Seite
der Gleichung VI bestimmt den eben angedeuteten Einfluſs der Gröſse nach:, hiernach
ist die Auswurfmenge proportional dem Ueberschuſscoefficienten α, mit welchem sich auch die Gröſsen (μ . v) im gleichen Sinne
ändern. Nachdem gröſse Werthe von α und (μ . v) nur durch
Verengung des freien Mündungsquerschnittes des Blaserohres zu erzwingen sind, so
ergibt sich, daſs die Auswurfmenge unmittelbar von der augenblicklichen Einstellung
des Blaserohres (fb)
beeinfluſst wird, welches sachgemäſs eine derartige Einrichtung besitzen soll, daſs
schon bei gröſserem freien Mündungsquerschnitte (fb) desselben die
nöthige Verbrennungsluftmenge zutreten kann. Die forcirte Wirkung des Blaserohres
wird ferner überflüssig, wenn eine reichliche freie Rostfläche (Rf), eine niedere
Brennstoffschicht eingehalten werden kann und der summarische Siederohrquerschnitt
fr) sachgemäſs
bemessen ist. Die Wirkung des Blaserohres wird weiter mit der Verringerung der
Anzahl der minutlichen Exhaustionen, d.h. also auch durch die Verwendung von
Compoundlocomotiven in günstiger Weise abgeändert werden.
Um also den gröſsten Wärmeverlust W4 für den
Locomotivkessel möglichst zu reduciren, sollen ausgenützt werden: 1) gute reine Brennmaterialien,
2) rationelle (zum Brennmaterial) passende Feuerungsanlagen mit Einrichtungen,
welche den Auswurf schon aus der Feuerbox verhindern, 3) zweckmäſsige Einrichtung
des Blaserohres, 4) möglichst geringen Luftüberschuſs, bei welchem noch eine
vollkommene Verbrennung erreicht wird, 5) Reduction der Anzahl und Intensität der
Maschinenexhaustionen. Für die mittleren Verhältnisse, welche für die 4
Versuchsfahrten maſsgebend waren, ergaben sich die in der Tabelle XIII
zusammengestellten Werthe, aus welchen zunächst hervorgeht, daſs die Verfeuerung von
kleinkörniger, sandiger Braunkohle von verhältniſsmäſsig geringerem theoretischen
Heizwerthe, ferner bei Beförderung von schweren Zügen und forcirtem Kesselbetriebe
nur unter Anwendung von solchen Einrichtungen an der Feuerung ökonomisch sein kann,
welche sowohl die Bildung von reichlichen Rückständen sowie den Auswurf derselben
vermindern. Der Wärmeverlust W4 berechnet sich mit Rücksicht auf die gegebenen
Gröſsen allgemein mit:
VII) W4
= A[Hr + cA(Tp – t)],
da das maſsgebende Temperaturgefälle (Tp – t) beträgt.
Tabelle XIII.
Art der Feuerung
Nepilly-Feuerung
Gewöhnliche Plan-feuerung
Zeichen der Versuchsfahrt
A
B
C
D
Kohlenstoff für 1k
Brennstoff
ck
k
0,4766
0,5114
0,4873
0,4984
Kohlenstoff in den Rückstän- den C = (ca + cb + cr)
C
k
0,0130
0,0153
0,0243
0,0296
Kohlenstoff im Auswurf- materiale
\varphi=\frac{c_A}{A}
0,6720
0,6805
0,6891
0,7319
Gewichtsmenge Rückstände für 1k Brennstoff
R
k
0,0348
0,0538
0,0439
0,0635
Auswurfmenge für 1k
Brenn- stoff
A
k
0,178
0,276
0,249
0,267
Theoretische Verbrennungs- luftmenge
L
0
k
6,143
6,733
6,379
6,183
Luftüberschuſscoefficient
α
1,305
1,140
1,152
1,130
Praktische Verbrennungsluft- menge
L
0
k
8,016
7,675
7,348
6,986
Die Werthe der Tabelle XIII weisen nach, daſs 1) der Kohlenstoffgehalt der Rückstände
(C) für die Benutzung der Nepilly-Feuerung wesentlich
geringer als bei Verwendung der gewöhnlichen Planfeuerung ist, und zwar betreffend
die Fahrten A und C um 46,5 Proc., betreffend die Fahrten B und D um 48,3 Proc., je
nachdem Nuſs- oder Mittelkohle verfeuert wurde; daſs 2) der Kohlenstoffgehalt des
Auswurfes (A) selbst nicht wesentlich von der
Feuerungseinrichtung beeinfluſst wird; daſs 3) die für 1k berechnete Rückstandmenge R bei Verfeuerung
von Nuſskohle wegen höherer Brennstoffschicht und daher geringerer Wirkung des
Blaserohres geringer als bei Verwendung von Mittelkohle ausfällt, welch letztere mit
Rücksicht auf die Gröſse und Form der Brennstofftheile viel lockerer gelagert ist und
derart der energischen Einwirkung des Blaserohres nicht widerstehen kantig daſs 4)
im Zusammenhange mit Punkt 3) die specifische Auswurfmenge A für Verfeuerung von Mittelkohle gröſser
wird als bei Verwendung von Nuſskohle.
Die Benützung der Gruppe V der im Vorigen entwickelten Gleichungen führt noch für die
4 Versuchsfahrten zu bemerkenswerthen Ergebnissen, welche zur Darstellung der Art und Intensität der
Verwerthung des in der Gewichtseinheit des Brennstoffes enthaltenen Kohlenstoffes
(ck) dienen können.
Nach den früheren Entwickelungen muſs: ck = (cr +
C + cA ) sein. Die nunmehr für die 4
Versuchsfahrten berechneten Einzelwerthe (ce, C und cA) liefern das Material zu der in der
folgenden Tabelle XIV gegebenen Zusammenstellung.
Tabelle XIV.
Art der Feuerung
Nepilly-Feuerung
Gewöhnliche Planfeuerung
Zeichen der Versuchs-fahrt
A
B
C
D
k
ak
b Proc.
ak
b Proc.
ak
b Proc.
ak
b Proc.
Effectiv verbrann- ter Kohlenstoff
ce
0,3440
72,18
0,3080
60,21
0,2910
59,72
0,2730
54,77
Kohlenstoff in den Rückständen
C
0,0130
2,73
0,0153
2,99
0,0243
4,99
0,0296
5,94
Kohlenstoff im Auswurfe
cA
0,1196
25,09
0,1881
36,80
0,1720
35,29
0,1958
39,29
Summarischer Kohlenstoff = Kohlenstoff
für 1k Brennstoff
cK
0,4766
100,00
0,5114
100,00
0,4873
100,00
0,4984
100,00
Die einzelnen Gruppen der daselbst enthaltenen Gröſsen an sich sowie in ihrem
sachgemäſsen Zusammenhange liefern den erwünschten Ueberblick betreffend den Effect
der Halbgas- und gewöhnlichen Innenfeuerung bei Locomotiven. Es ergibt sich: 1) Daſs
die Nepilly-Feuerung mit Nuſs- oder Mittelkohle
gespeist, eine ökonomisch günstigere Verwendung des im Brennstoffe verfügbaren
Kohlenstoffes (ck)
erreichen läſst, als die gewöhnliche Planfeuerung. Für Nuſskohle beträgt der
Unterschied 12 bis 13 Proc., für Mittelkohle 5,5 Proc. 2) Daſs auch der
Kohlenstoffgehalt der Rückstände (C) für erstere
Feuerung, gleichgültig ob Nuſs- oder Mittelkohle verfeuert wird, ein geringerer als
für letztere Feuerung ist. Der resultirende Unterschied ist bezieh. 2,26 Proc. und
2,95 Proc. 3) Daſs für den Kohlenstoffgehalt des Auswurfmateriales (cA), dessen chemische
Zusammensetzung nach Früherem mit jener des in der Rauchkammer vorgefundenen
Rückstandes übereinstimmend ist, analoge günstige Einwirkungen der Nepilly-Feuerung gegenüber der erwähnten gewöhnlichen
Planfeuerung bestehen. Der ziffermäſsige Nachweis wird durch die Werthe der Tabelle
XIV geliefert, welche sowohl a) in Kilogramm für 1k Brennstoff als
auch b) in Procent des Kohlenstoffgehaltes (ck) ausgedrückt wurden.
Um endlich die Berechnung der Gröſse des Wärmeverlustes W1 bis W4 zu ermöglichen, ist noch nothwendig, an die bisher
entwickelte allgemeine rechnungsmäſsige Grundlage (Gleichung VI und VII) im
Zusammenhange mit den Ergebnissen der bezüglichen einzelnen Beobachtungen und
Messungen 2 Werthe festzustellen, welche sich 1) auf die Initialtemperatur T0 der
Verbrennungsproducte und 2) auf die Temperatur Tp am Anfange der indirekten Verdampffläche
beziehen. Beide Werthe sind wesentlich für die später folgende Theorie des
Locomotivkessels bei Braunkohlenfeuerung; der erstere Werth ist ein Ergebniſs der
Theorie, da die Constanz der specifischen Wärme (c) der
Verbrennungsproducte für die hier in Betracht kommenden hohen Temperaturen
vorausgesetzt wird, der zweite Werth wurde im Wege des Versuches zu ermitteln
gesucht. Bezeichnet im Folgenden Gk die durch die Verbrennung von 1k Brennstoff erzeugte Gewichtsmenge Rauchgas, c Cal. deren specifische Wärme, ηf den Wirkungsgrad des Feuerraumes,
so ist nach der allgemeinen Theorie der Feuerungen:
T_0=\eta_f.\left(\frac{H}{G.c}\right)+t.
Der Werth ηf als Maſs
des Wirkungsgrades der Feuerungsanlage berechnet sich wieder mit Benutzung der
Werthe der Wärmeverluste
(W1 + ... W5); es ist n. fr.
\eta_f=\left[1-\frac{W_1+.\ .\ .\ .+W_5}{H}\right] durch
Verbindung der Werthe \eta_f=\left[1-\frac{W_1+.\ .\ .\
.+W_5}{H}\right]=\frac{G.c}{H}\,T_0-t findet sich mit Benützung der
allgemeinen Ausdrücke für W1, W2, W3 (Gleichung VI) und
W4 (Gleichung VII)
und wenn gleichzeitg (W3 + W4 + W5
) = C gesetzt wird
G.c\,(T_0-t)=H-\left(\frac{R_a}{B}.H_a+\frac{R_a}{B}\,c_a\,(T_0-t)+\frac{R_b}{B}.H_b+\frac{R_b}{B}\,c_b\,(T_0-t)\right)-C
oder
G.c\,(T_0-t)=H-\left[\frac{R_a}{B}.H_a+\frac{R_b}{B}\,H_b+C\right]-(T_0-t)\,\left[\frac{R_a\,c_a}{B}+\frac{R_b.c_b}{B}\right]
wird
\left[\frac{R_a}{B}\,H_a+\frac{R_b}{B}.H_b+C\right]=C_1 und
\left[\frac{R_a\,c_a}{B}+\frac{R_b.c_b}{B}\right]=C_2
gesetzt, so hat man
VIII) T_0=\frac{H-C_1}{G_c+C_2}+t.
Die Gleichung VIII läſst jene Verhältnisse erkennen, von welchen die
Initialtemperatur T0
der Verbrennungsproducte im Wesentlichen abhängig ist. Die Temperatur T0 wird um so gröſser,
je gröſser der theoretische Heizwerth (H) des
Brennmateriales und die Lufttemperatur
(t) bei einer bestimmten specifischen Gewichtsmenge
(G) der Verbrennungsproducte ist, je kleiner die
summarischen Wärmeverluste in Folge Anordnung und Verwendung einer gewissen
Feuerungsanlage sind, welche durch unvollkommene Verbrennung, also Bildung von
werthvollen Rückständen, durch theilweisen Auswurf derselben W1 bis W4, ferner durch Erzeugung noch brennbarer Gase (W5) entstehen. Dieselbe
Initialtemperatur T0
wird endlich um so gröſser, je kleiner neben den angedeuteten Wärmeverlusten (W1 bis W5) der angewendete
Luftüberschuſs (α) für die Verbrennung genommen
wird.
Für die Verbrennungsverhältnisse der Locomotivfeuerung sind wegen der meist groſs
entwickelten direkten Heizfläche, alle Bedingungen zu erfüllen und auch erfüllbar, um für T0
so groſse Werthe zu erreichen, welche schon mit
Rücksicht auf das für die Feuerbox gewählte Material zulässig sind. Für die vier
Versuchsfahrten konnte die Bedingung der Reduction des Wärmeverlustes in Folge
Auswurfes glühenden werthvollen Rückstandes (W4) aus der Feuerung nur unvollkommen, ferner die
Bedingung der reducirten Verbrennungs-Luftmenge (α)
hauptsächlich in zwei Fällen (C und D) in dem Maſse durch eine zu knapp bemessene freie
Rostfläche erfüllt werden, daſs dadurch ein Wärmeverlust (W5) in Folge Bildung von (CO) eintrat.
Die hohe Initialtemperatur T0 erhöht selbst bei reichlich bemessener direkter Heizfläche den
Wirkungsgrad der indirekten Verdampffläche (Fi) trotz der hohen Abgangstemperatur der
Verbrennungsproducte.
(Fortsetzung folgt.)