Titel: | Erwiderung auf die Bemerkungen des Herrn Schädler zu einem Vortrage des Herrn Treumann. |
Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 474 |
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Erwiderung auf die Bemerkungen des Herrn Schädler
zu einem Vortrage des Herrn Treumann.Vgl. 1888 267 230.
Erwiderung Treumann's auf die Schädler'sche Kritik.
Die in dieser Zeitschrift veröffentlichte Entgegnung von Dr. C. Schädler in Berlin auf meinen in Glaser's Annalen, 1887 Bd.
21 Nr. 249 und 250, abgedruckten Vortrag über Mineralschmieröle enthält einerseits
auf völlig miſsverständlicher Auffassung beruhende Ausführungen, andererseits aber
irrige Angaben über den Inhalt meines Vortrages selbst. Deshalb erlaube ich mir, die
Leser dieser Zeitschrift, welche von dem Schädler'schen
Aufsatze Notiz genommen haben, auf meine in Uhland's
Wochenschrift für Industrie und Technik, 1888 Nr.
12 S. 91, veröffentlichte Antwort, vor Allem aber auf den
Wortlaut meines von Schädler kritisirten
Vortrages zu verweisen.
J. Treumann.
Wir geben nachstehend die Antwort des Herrn Treumann auf
die Ausführungen des Herrn Schädler in ihren
Hauptsätzen nach Uhland's Wochenschrift für Industrie und Technik, 1888 Nr. 12 S. 91, wieder:
„Auf die Angriffe des Herrn Schädler'sche ich mich veranlaſst, das Nachstehende
mit dem Bemerken zu erwidern, daſs ich die einzelnen Ausführungen des Herrn Schädler in der von ihm beachteten Reihenfolge
besprechen und in Folge dessen zuweilen genöthigt sein werde, Zusammengehöriges
gesondert zu behandeln.
Herr Schädler bemängelt zunächst,
daſs ich nicht mitgetheilt, welche Eigenschaften das Oelheimer Rohöl zur
Erzeugung von Schmieröl besonders geeignet machen, oder unter welchen
Voraussetzungen das Elsässer Rohöl durchaus brauchbare Schmieröle liefert. Ich
gebe zu, daſs ich schlechthin hätte sagen können, das Oelheimer Rohöl liefert
anerkannt gute Schmieröle. Herr Schädler sollte
aber wissen, daſs der Inhalt eines Vortrages, wenn er seinen Zweck nicht
verfehlen soll, dem Interesse der Zuhörer angepaſst sein muſs.
Das Gleiche gilt von der Schädler'schen Ausstellung in Bezug auf die Voraussetzungen, unter welchen
Elsässer Rohöle brauchbare Schmieröle liefern; zudem aber ist diese Bemängelung
völlig ungerechtfertigt, da ich im weiteren Verlaufe des Vortrages ausgeführt
habe, daſs aus Elsässer Rohölen nur bei Befolgung einer mit groſsem
Materialverluste verknüpften Verarbeitung in jeder Beziehung tadellose
Schmieröle erhalten werden können. Freilich dürfte Herr Schädler erwidern, daſs er durch diese meine Ausführung keinen
Einblick in die Fabrikationsmethoden erhält. Es lag aber gar nicht in meiner
Absicht, einen solchen Einblick zu geben. Der von mir bekannt gegebene Zweck
meines Vortrages war lediglich die Ergänzung meines im J. 1884 gehaltenen
Vortrages, für welchen ich mir ganz bestimmte Grenzen gesteckt hatte (vgl. Glaser's Annalen, 1884
Bd. 15 S. 194).
Schädler vermiſst sodann in meinen Ausführungen die
Erwähnung der beiden gröſsten Firmen zur Gewinnung von Mineralschmierölen in
Hamburg und Salzbergen. Zu diesem mir von Schädler
zur Last gelegten Vergehen bekenne ich mich rückhaltlos. Wer meinen Vortrag
gelesen hat, wird sofort das Miſsverständniſs von Seiten Schädler's erkennen. Ich hatte in meinem Vortrage ausgeführt, daſs die
deutschen Rohöle entweder der Art oder der Menge der aus ihnen hergestellten
Erzeugnisse nach den deutschen Markt nicht ausschlieſslich zu befriedigen
vermögen, und hatte diese Behauptung damit begründet, daſs die Oelheimer Rohöle
zwar gute Schmieröle liefern, aber nicht in genügender Menge gewonnen werden,
während die Elsäſser Rohöle zwar in groſsen Mengen gewonnen werden, aber
Fabrikate liefern, welche an und für sich nicht genügen und entweder mit Destillaten aus Rohölen
anderen Herkommens vermischt oder ökonomisch unvortheilhaft verarbeitet werden
müssen, um in allen Beziehungen tadellose Schmieröle zu liefern. Herr Schädler dagegen schiebt mir unter, daſs nach
meinen Ausführungen die im Deutschen Reiche belegenen, mit. der Verarbeitung
mineralischer Rohöle beschäftigten Fabriken den deutschen Markt nach Art und
Menge ihrer Fabrikate nicht zu befriedigen vermögen. Eine derartige Behauptung
kann aus meinem Vortrage nicht herausgelesen werden. Daſs in Deutschland
belegene Fabriken, welche neben den deutschen Rohölen auch Russische und
amerikanische Rohöle verarbeiten, den deutschen Markt nach jeder Richtung hin zu
versorgen und zu befriedigen vermögen, kann denn doch überhaupt nicht
angezweifelt werden und es sollte Herrn Schädler
füglich bekannt sein, daſs keine einzige deutsche Raffinerie zur Zeit zur
ausschlieſslichen Verarbeitung deutscher Rohöle genöthigt ist, zumal der
russische Wechselcours und die zur Zeit auſserordentlich niedrigen Preise der
russischen Oele eine Verarbeitung selbst dieser Oele in deutschen Raffinerien
neben den deutschen Rohölen trotz des hohen Zolles den zollinländischen Fabriken
ermöglichen. Das gilt nicht nur von den beiden Raffinerien, auf die Herr Schädler hinweist, sondern von allen Raffinerien
Deutschlands.
Schädler fährt fort: Treumann spricht zu Gunsten leicht erstarrender Mineralölstoffe,
welche sich ohne nähere Angabe des Wirkungswerthes im Wesentlichen als
Erzeugnisse aus Elsässer Rohpetroleum ergeben werden. Will Herr Schädler vielleicht die Güte haben, mir anzugeben,
in welcher meiner Ausführungen er die Begünstigung leicht erstarrender
Mineralölstoffe (soll wohl heiſsen: Mineralschmieröle) erblickt? Etwa darin,
daſs man nach meinen Ausführungen an ein tadelloses Schmieröl unter allen
Umständen die Anforderung zu stellen berechtigt ist, daſs es kein
unvortheilhafteres Verhalten bei niederen Temperaturen zeige als die früher
benutzten fetten vegetabilischen Oele, oder darin, daſs ich übertriebene
Anforderungen nicht zu billigen vermag, z.B. die Forderung, daſs auch die zur
Sommerszeit zu liefernden Schmieröle noch bei – 10° und darunter flüssig bleiben
sollen?
Wäre es nicht Herrn Schädler schon
früher bekannt gewesen, so müſste er ja aus meinem Vortrage ersehen haben, daſs
die amerikanischen Eisennbahnen im Sommer Oele verwenden, welche bei + 10° sich
noch in salbenartigem oder, wie Herr Schädler sich
ausdrückt, in starrem Zustande befinden. Meint Herr Schädler, daſs die beiden zur Zeit im Elsaſs bestehenden Raffinerien
ihre Oele nach Amerika exportiren, und weiſs er nicht, daſs gerade die leichter
erstarrenden, billigen amerikanischen Oele trotz des hohen Zolles noch zu
verhältniſsmäſsig niedrigen Preisen bezogen werden können?
Herr Schädler bestreitet sodann,
daſs die zum Preise von 21 M. franco Anlieferungsort angebotenen Mineralöle den
von einer groſsen Anzahl deutscher Eisenbahnverwaltungen gestellten Bedingungen
entsprechen. Ich weiſs nicht, auf Grund welcher sorgfältigen Ermittelungen Herr
Schädler diese Behauptung aufstellt, und kann
nur nochmals wiederholen, daſs gelegentlich der Untersuchung von
Ausschreibungsproben zum Preise von 21 M. angebotene, aller Wahrscheinlichkeit
nach aus russischen Oelen hergestellte und selbst den rigorosesten Anforderungen
einzelner deutscher Eisenbahnverwaltungen entsprechende Mineralschmierölproben
mir vorgelegen haben.
Ich hatte in meinem Vortrage ausgeführt, daſs einerseits nach
den praktischen Erfahrungen von Seiten der Eisenbahnen, andererseits aber nach
den Ergebnissen der schönen und werthvollen Arbeit von Lamansky der Schmierwerth der Mineralöle oder doch der Nutzwerth
derselben nicht immer dem Preis entspricht, sondern daſs zu verschiedenen
Preisen angebotene Oele den gleichen Nutzwerth für die Verbrauchszwecke der
Eisenbahnen (aber auch auf den Versuchsapparaten von Lamansky) ergeben und daſs mit Rücksicht hierauf eine Anzahl von
Eisenbahnverwaltungen sich zum Ankaufe von billigen, aber selbstverständlich in
ihren Eigenschaften dem Verbrauchszwecke entsprechenden Mineralölen entschlossen
haben. Ich begreife nicht, welche meiner hierauf bezüglichen Ausführungen den
Herrn Schädler zu der irrthümlichen Annahme geführt
haben, daſs die fr. Verwaltungen keine genaue 'chemisch-physikalisch-technische' – ich brauche hier den Schädler'schen Ausdruck – Charakteristik besitzen
oder aufzustellen vermögen; ein Einblick in die technischen Bedingungen
sämmtlicher deutschen Eisenbahnverwaltungen dürfte ihm das Gegentheil
beweisen.
Wenn eine Eisenbahnverwaltung durch ihre praktischen
Erfahrungen zu der Ueberzeugung gelangt ist, daſs sie mit 100k eines Oeles, welches zum Preise von 21 M.
angeboten wird, dasselbe erreicht, was erfahrungsmäſsig mit 100k eines zum Preise von 28 M. angekauften Oeles
geleistet worden ist, so ist die Verwaltung wohl berechtigt, dem zu dem
billigeren Preise angebotenen Oele den Vorzug zu geben; ja sie würde dem
billigeren Oele auch dann den Vorzug geben müssen, wenn ein Mehrverbrauch des
letzteren, aber nur in solcher Höhe stattgefunden hätte, daſs derselbe durch den
aus dem Preisunterschiede hervorgehenden Vortheil ausgeglichen würde. Nun meint
Herr Schädler, die Verwaltung müsse dem
Gesammtpreisunterschiede der ganzen Bedarfsmenge die muthmaſslichen Nachtheile
an höherem Brennmaterialverbrauch, vermehrten Heiſsläufern, gröſserer Abnutzung
gegenüber stellen. Mir haben in hervorragender Dienststellung befindliche
Eisenbahn-Maschinentechniker versichert, daſs von einer auch nur annähernden
Ermittelung des muthmaſslichen Unterschiedes in dem Brennmaterialverbrauche und
der Abnutzung gar keine Rede sein könne. Und was die Ermittelung der Heiſsläufer
betrifft, so haben mehrjährige Erfahrungen den Nachweis geliefert, daſs den
aufgestellten Bedingungen entsprechende Oele in verschiedener Preislage in
dieser Beziehung keine oder doch kaum wahrnehmbare Unterschiede aufweisen, und
gerade diese Wahrnehmung hat bei der Unmöglichkeit, die von Herrn Schädler vermutheten Unterschiede im Brennmaterial
verbrau ehe und in der Abnutzung zahlenmäſsig oder selbst annähernd
schätzungsweise festzustellen, dazu geführt, bei dem Gebrauchszwecke
entsprechender Beschaffenheit der Oele den billigeren ohne Rücksicht auf die so
oft von betheiligter Seite ins Gefecht geführte Brennmaterialersparniſs bei der
Verwendung theurerer Mineralschmieröle den Vorzug zu geben. Herr Schädler scheint meine hierauf bezüglichen
Ausführungen überhaupt nicht richtig aufgefaſst zu haben. Wenn ich ausgeführt
habe, daſs bei der Beschaffenheit der Schmierapparate ein groſser Theil der Oele
für die Ausnutzung verloren geht und daſs selbstverständlich ceteris paribus der
Nutzwerth bei der Verwendung eines billigeren Oeles gröſser ist als der eines
theuren, so bedarf die Richtigkeit dieser Behauptung füglich keines Beweises.
Angenommen den Fall, daſs nur 25 Proc. des Oeles für die Ausnutzung als
Schmiermaterial in Betracht kommen, 75 Proc. verloren gehen, so würden bei einem
Preise von 20 M. für 100k 15 M., bei einem
Preise von 30 M. für 100k 22½ M. verloren
gehen. Solange es Herrn Schädler nicht gelingt,
nachzuweisen, daſs bei der Verwendung theurer Oele thatsächlich eine
Erniedrigung des Brennmaterial-Verbrauches, eine Verringerung der Anzahl von
Heiſsläufern, eine verminderte Abnutzung des Materiales erzielt wird, so lange
schweben seine Muthmaſsungen in der Luft.
Herr Schädler hat sodann die Güte,
auf eine Abschweifung aufmerksam zu machen, die ich mir in dem
chemisch-technischen Theile meines Vortrages gestattet habe. Ich habe in meinem
Vortrage ausdrücklich hervorgehoben, daſs der Engler'sche mit Wasserbad versehene Viscositätsmesser anderen
gleichartigen Apparaten an Brauchbarkeit keineswegs nachsteht (ich selbst
bediene mich seit längerer Zeit ausschlieſslich dieses Apparates für
Viscositätsermittelungen). Aber obschon ich lediglich einen zweiten, von Engler
für Viscositätsbestimmungen zum Zwecke der Entscheidung von Tariffragen
construirten Apparat einer nochmaligen Besprechung unterzogen habe, scheut sich
Herr Schädler nicht, die Sache so darzustellen, als
könne ich mich mit dem Engler'schen
Viscositätsmesser zum Zwecke der Ermittelung der Viscosität für die bahnseitige
Beschaffung, Prüfung und Abnahme von Mineralschmierölen nicht
befreunden!
Herr Schädler weist sodann darauf
hin, daſs die Bahnverwaltungen ihre Vorschriften bisher in vollem Umfange
aufrecht erhalten haben, scheint also in vollständiger Verkennung der
thatsächlichen Verhältnisse anzunehmen, daſs die Eisenbahnverwaltungen sich aus öffentlichen
Vorträgen oder Entgegnungen auf solche die erforderlichen Unterlagen für den
Erlaſs, die Ergänzung und Abänderung der technischen Bedingungen beschaffen,
oder daſs ich mit dem Vortrage den Zweck verfolgt habe, derartige Aenderungen
herbeizuführen. Soweit ich überhaupt dazu berufen bin, meine Ansichten über die
Zweckmäſsigkeit etwaiger Abänderungen technischer Lieferungsbedingungen zu
äuſsern, steht mir für derartige Aeuſserungen ein anderer Weg offen; soweit ich
aber hierzu nicht berufen bin, habe ich gar keinen Anlaſs zu irgend welcher
Einfluſsnahme.
Mit Fug und Recht habe ich von einem Zurückgreifen auf bessere
Oele gesprochen; freilich sind nach den Ergebnissen der letzten Ausschreibungen
auch die Preise der „besseren“ Oele sehr erheblich
zurückgegangen.
Die Eisenbahnverwaltungen werden es sicher Herrn Schädler zu danken wissen, daſs er die
Freundlichkeit hat, sie vor schwerer Schädigung zu schützen, indem er vor
Verringerung der Anforderungen warnt und eher eine Verschärfung derselben
anräth. Da jedoch zwischen den Vorschriften der einzelnen deutschen Verwaltungen
auſserordentlich groſse Verschiedenheiten obwalten, so müſste Herr Schädler, um seinen Rath praktisch verwerthbar zu
machen, erst angeben, welche Vorschriften er denn eigentlich im Sinne
hat.
Ich hatte in meinem Vortrage ausgeführt, daſs mehrere
Eisenbahnverwaltungen auf Grund ihrer praktischen Versuche zu der Ueberzeugung
gelangt sind, daſs billige, aber bestimmten Anforderungen genügende Oele
vortheilhafter zu verwenden sind als die zu höheren Preisen angebotenen Oele,
deren Verkaufspreis häufig keineswegs dem wahren Werthe entspricht (was ja auch
die Arbeit von Lamansky in schlagendster Weise
bewiesen hat), während andere Verwaltungen nach wie vor von der Ueberzeugung
ausgehen, daſs ausschlieſslich russische, und zwar sehr hohen Anforderungen
genügende Oele mit Vortheil im Eisenbahnbetriebe Verwendung finden können. Nach
meinem Dafürhalten überschreitet der Chemiker seine Competenz, wenn er sich zu
Urtheilen über den Schmierwerth herbeiläſst, welcher, wie der Vorsteher der
königl. mechanisch-technischen Versuchsanstalt, Herr Martens, in voller Uebereinstimmung mit mir hervorgehoben hat, nur
durch die Erfahrung bezieh. durch wiederholte praktische Versuche in letzter
Instanz ermittelt werden kann. Herr Schädler
findet, daſs dieser Vorbehalt in einem grellen Widerspruche steht mit meinen
vorausgehenden Angaben. Herr Schädler hat eben
entweder den Vortrag gar nicht gelesen, oder er hat ihn nur sehr flüchtig
gelesen. Ich habe nirgends behauptet, daſs die Frage der vortheilhaften
Verwendbarkeit der billigen, aber mäſsigen Anforderungen entsprechenden Oele
bereits allgemein gültig entschieden sei, habe mich vielmehr, wie ja der
Wortlaut meines Vortrages beweist, auf die Ausführung beschränkt, daſs mehrere
deutsche Eisenbahnverwaltungen zu der Ueberzeugung gelangt sind, daſs die
Beschaffung und Verwendung von billigen Mineralölen für sie die vortheilhafteste
sei.
Den besten Beweis für seine Unkenntniſs der in Betracht
kommenden thatsächlichen Verhältnisse liefert Herr Schädler in seinen Ausführungen über den Erdölzusatz zu
Mineralschmierölen. Bekanntlich wurde früher von allen deutschen Verwaltungen
Rüböl als Schmiermaterial benutzt. Einerseits um Entfremdungen des auch für
Küchenzwecke verwendbaren Materiales vorzubeugen, andererseits um die bei
wenigen Graden unter 0 erfolgende Erstarrung des Rüböles zu verhüten, wurde dem
Rüböl Erdöl bis zu 5 Proc. zugesetzt. Nach meinen Versuchen besitzt ein Gemenge
von 95 G.-Th. Rüböl und 5 G.-Th. Erdöl von 30° Flammpunkt einen
Entflammungspunkt von 83°. Man begnügte sich aber nicht mit einem Zusätze von 5
Proc., sondern erhöhte den Zusatz namentlich bei der Verwendung des Rüböles bei
stationären Maschinen bis zu 10 Proc. und mehr. Erhöht man den Zusatz des
Erdöles bis zu 10 Proc., so beträgt der Entflammungspunkt des Gemenges nur noch
72°, also noch erheblich weniger, als die von Herrn Schädler angestellten Ermittelungen für Gemenge aus Elsässer Residuen
und Erdöl ergeben haben. Daſs die Zähflüssigkeit des Rüböles durch den
Erdölzusatz sehr erheblich verringert wird, liegt auf der Hand; ob in so hohem
Maſse, wie das Herr
Schädler für Elsässer Residuen behauptet, vermag
ich bei dem Mangel eigener Versuche nicht anzugeben. Es ist das aber auch
vollkommen gleichgültig; denn Herr Schädler hat
nicht das geringste Recht, vorauszusetzen, daſs die aus Elsässer Rohölen
hergestellten Mineralschmieröle mit den Fabrikaten, die ihm von interessirter
Seite vorgelegt sein mögen, übereinstimmen; wenigstens schlieſse ich das daraus,
daſs nach einer Mittheilung, welche ich einem Eisenbahn-Maschinen-Techniker
verdanke, die Reichseisenbahnen seit 5 Jahren ausschlieſslich aus Elsässer Rohöl
hergestellte Schmieröle verwenden und mit den Erfolgen nach jeder Richtung hin
zufrieden sind. Herr Schädler scheint gegen diese
Fabrikate eine vorgefaſste Meinung zu besitzen und vergiſst ganz und gar, daſs
ein groſser Theil der aus amerikanischen Rohölen erhaltenen Schmieröle gleich
den Elsässer Oelen bei niederen Temperaturen leicht in einen salbenartigen
Zustand übergeht, daſs aber andererseits derartige Oele durch Verschnitt mit
geeigneten Destillaten auch zur Winterszeit verbrauchsfähig gemacht werden
können. Was übrigens den Erdölzusatz betrifft, so kann ich die Neugierde des
Herrn Schädler befriedigen. Diese 'Manscherei' wird
in mehreren Verwaltungsbezirken nicht nur mit Vorwissen der Vorgesetzten,
sondern auf direkte Anordnung derselben in gröſstem Maſsstabe seit längerer Zeit
betrieben. Ja noch mehr, es sind meines Wissens sogar ministeriellerseits
vergleichende Versuche bezüglich des Schmierwerthes derartiger Gemenge
angeordnet.
Die Meinung des Herrn Schädler,
daſs es für den capillaren Vorgang vollkommen gleichgültig ist, ob auf den
Schmierpolstern ein erstarrtes oder ein sonstwie nicht bewegliches (Herr Schädler stöſst sich an der von mir gebrauchten
Bezeichnung „salbenartig“) Material sich befindet, theile ich vollkommen,
begreife auch gar nicht, wie Herr Schädler mir die
gegentheilige Ansicht unterschieben kann, wenn er meinen Vortrag thatsächlich
gelesen hat.
Wenn Herr Schädler Stellen aus
meinem Vortrage citirt, so muſs er, sofern er nicht des Anrechtes verlustig
gehen will, als sachlich unbefangener Kritiker betrachtet zu werden, auch
richtig citiren. Ich habe nicht allein, wie Herr Schädler angibt, gesagt, 'der mehrjährige versuchsweise Gebrauch von
mit Chemikalien nicht gereinigtem Oele', sondern habe hinzugefügt, d.h. solcher
Oele, welche beim Schütteln mit Schwefelsäure die Säure braun färben können'.
Damit entfallen alle Folgerungen, welche Herr Schädler an sein Citat knüpft. Herr Schädler stellt sich an, als sei man eisenbahnseitig urplötzlich dazu
übergegangen, das Mineralöl zum Ersatze des Rüböles allgemein zu verwenden. Die
deutschen Eisenbahnverwaltungen haben allerdings, wie ich ganz richtig
angegeben, zunächst mehrere Jahre lang versuchsweise ungereinigte Oele neben
gereinigten benutzt. Das schlieſst nicht aus, daſs unter diesen ungereinigten
Oelen auch Oele vorhanden sind, welche beim Schütteln, mit Schwefelsäure diese
Säure nicht braun färben. Aber einen höheren Schmierwerth besitzen diese Oele
aus diesem Grunde keineswegs. Oele, welche bei niederen Temperaturen
Schwefelsäure von 1,53 spec. Gew. in gleichen Raumtheilen braun bis schwarz
färben, kommen nur sehr vereinzelt vor; dagegen gibt es eine groſse Zahl sehr
guter Schmieröle, welche die Säure bei 100° tief braun färben. Wenn gleichwohl
gewisse Lieferanten in voller Uebereinstimmung mit Herrn Schädler gegen die eisenbahnseitige Verwendung solcher Oele eifern, so
ist das weniger auf sachliche als auf geschäftliche Gründe zurückzuführen. Diese
Lieferanten haben ein Interesse daran, daſs die Eisenbahnen ihre technischen
Bedingungen den von ihnen vertriebenen Fabrikaten anpassen, während meines
Erachtens die technischen Bedingungen dem Verbrauchszwecke anzupassen
sind.“