Titel: | Brückenbau. |
Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 529 |
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Brückenbau.
(Fortsetzung des Berichtes S. 241 d.
Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel
28.
Ueber Brückenbau.
c) Fundamentirung.
Die Fundamentirung der Viaduktpfeiler ist mit gewöhnlichen Fangedämmen ausgeführt
worden. Sie bot bei geringer Wassertiefe und da sie mit Ausnahme von 2 Fällen
unmittelbar auf dem Felsen erfolgte, keinerlei Schwierigkeiten. Der Fangedamm des
Pfeilers, welcher das südliche Ende der Wagebalkenbrücke trägt, steht 400m vom Ufer des gewöhnlichen Fluthwasserstandes. Er
hat eine Länge von 38m,40, eine Breite von 22m,80 und ist gebildet aus 2 Spundwänden, deren
Zwischenraum von lm,20 Breite mit Thon
ausgestampft wurde. Die Seitenwände des Fangedammes waren innerhalb und auſserhalb
der Fundamentgrube durch Streben abgesteift und die Kopfwände durch Ketten gehalten.
Der Baugrund lag 10m,60 unter dem
Fluthwasserstande und bestand aus einem felsenfesten Thongemisch.
Die Grundlage der Viaduktpfeiler besteht aus Beton und Bruchsteinen, welche in
Zwischenräumen von 3m,60 quer durch den Pfeiler,
durch eine Reihe gröſserer Steine gebunden sind. Das Pfeilermauerwerk ist in 0m,6 Stärke bis zu den Auflagern hinauf mit Granit
von Aberdeen verblendet.
Von den Hauptpfeilern sind diejenigen von Fife, sowie die beiden nördlichen Pfeiler
von Inch-Garvie mit Fangedämmen, die südlichen Pfeiler von Inch-Garvie und die
Pfeiler von Queensferry dagegen mit gepresster Luft fundamentirt worden.
Die Pfeiler von Fife sind auf zwei Arten gegründet.
Bei der ersten Art stehen die Pfeiler auf einer Felsbank aus Kohlenkalkstein. Die
letztere hatte ein Gefälle von 1,5 : 1, und es wurden mit Hilfe von Diamantbohrern
mit senkrechter Bewegung Flächen für die Pfeilerfundamente abgesprengt: Die Ablösung
des Kalkfelsens ging nur schwierig von statten, so daſs man schlieſslich Fangedämme
aus Holz zu Hilfe nahm. Bei der zweiten Art, nach welcher auch die beiden nördlichen
Pfeiler der Insel fundamentirt wurden, versenkte man eiserne Zylinder von 18m,28 Durchmesser als Fangedämme vollständig in den
Heeresboden. Dieselben waren nach oben durch eiserne Ringe bis über den
Fluthwasserstand verlängert, welche Ueberhöhungen nach Fertigstellung der Pfeiler
wieder entfernt wurden.
Um die Dichtigkeit der Cylinder so viel als möglich zu sichern, stampfte man Thon
zwischen die Cylinderwand und die zuerst versenkten Verblendungsplatten der
Fundamente.
Diese Arbeiten wären vermieden worden, wenn die englischen Unternehmer sich früher
zur Anwendung der gepressten Luft hätten entschlieſsen können.
Die eisernen Senkkasten mit Arbeitskammern für die Pfeiler von Queensferry haben in
demjenigen Theile, welcher als Pfeiler Umhüllung im Wasser verbleibt, 22m,07 Höhe, 21m,35 Durchmesser am unteren Rande, 20m,72
Durchmesser in einer Höhe von 10m,86 über diesem
Rande und 18m,30 Durchmesser an ihrem oberen
Rande. Fig. 1
Taf. 28 zeigt einen senkrechten Schnitt durch einen solchen versenkten eisernen
Kasten. Dieselben sind in ganzer Höhe aus 2 eisernen Umhüllungen gebildet, welche
unter sich 2m,20 Abstand haben, so daſs der innere
Durchmesser 16m,95 beträgt.
In 2m,10 über dem unteren Rande liegt die Decke der
Arbeitskammer. Der untere Rand ist als Messermantel ganz aus Stahl hergestellt und
zwar aus 3 Blechringen von 450mm Höhe und 25mm Stärke, von denen die äuſseren je um ihre
Stärke tiefer sitzen als die inneren. Die innere Umhüllung erweitert sich von der
Decke der Arbeitskammer gegen den Messermantel hin nach der Form eines
Kegelmantels.
Die beiden Umhüllungen sind gegen einander durch senkrechte und ringförmige
Gitterträger aus Winkeleisen abgesteift.
Die Decke der Arbeitskammer stützt sich nach oben gegen 4 Gitterträger von 5m,15 Höhe und in den Zwischenräumen zwischen
diesen gegen je 13 Blechträger von etwa 1m Höhe,
welche in 1m,21 Abstand an die untere Gurtung der
Gitterträger angeschlossen sind. Die Gitterträger und die Querträger sind fest
verbunden mit der inneren Umhüllung.
Die eisernen Senkkasten für die beiden südlichen Pfeiler der Insel sind 16m,33 hoch und, wie Fig. 2 Taf. 28 erkennen
läſst, im unteren Theile bis über die Gitterträger genau so gestaltet, wie die oben
beschriebenen; hier endet jedoch die innere Umhüllung 7m,30 unter dem oberen Ende und die äuſsere Umhüllung wird in dieser Höhe
durch 4 wagerechte, ringförmige Rippen, welche 1m,82 Abstand von einander haben und deren Zwischenräume mit Mauerwerk gefüllt
sind, abgesteift. Der kegelförmige innere Mantel der Arbeitskammer geht bei diesen
Senkkasten nur bis auf halbe Höhe der Kammer hinab und schlieſst sich dort mit einem
wagerechten Blechringe an die äuſsere Umhüllung an. Der stählerne Schneidemantel ist
gegen den letzteren durch kräftige Winkeldreiecken abgesteift.
Die Arbeitskammern waren mit Sorgfalt verdichtet, um jeden Luftaustritt zu
verhindern, auch die äuſseren Umhüllungen erhielten eine vollständige Dichtung.
Die Senkkästen, welche in den Werkstätten der Gebrüder
Arrol in Glasgow angefertigt worden sind, wurden am Ufer von Queensferry
aufgestellt und mit einem Ballast von Beton von Stapel gelassen, welcher genügte,
die schwimmenden Kästen stabil zu erhalten, während Dampfschiffe sie nach den
Punkten schleppten, an denen sie versenkt werden sollten. Nachdem sie an
Pfahlrüstungen befestigt waren, welche ihnen bei der Senkung als Führungen dienten,
brachte man Beton auf die Decken der Arbeitskammern, und in dem Maſse, in welchem sich die Kästen
hierdurch senkten, wurden Erhöhungen aufgebaut, welche für die gröſste Senkung von
27m,37 unter dem Fluthwasserstande aus drei
doppelten Blechumhüllungen von je 3m Höhe
bestanden. Jeder King der Erhöhungen muſste aus 14 Stücken dicht zusammengeschraubt
werden. In diese Erhöhungen, welche nach Fertigstellung der Pfeiler wieder entfernt
worden sind, waren auf Holzgerüsten je 3 Arbeitsbühnen eingebaut, von welchen die
untere auf den Querabsteifungsträgern des oberen Senkkastenrandes ruhte. Auf jeder
unteren Bühne stand die Betonmaschine B bereits auf dem
Stapel, so daſs aller zum Senken verwendeter Beton auf dieser Bühne zubereitet
werden konnte.
Das Einbringen von Beton wurde so lange fortgesetzt, bis das Gewicht genügte, den
Senkkasten auch beim Fluthwasserstande auf dem Meeresboden festzuhalten und die
Schneide des unteren Randes genügend tief in diesen zu versenken. Während dieser
Zeit waren auf den Arbeitsböden Maschinen zum Verdichten der Luft und zum Fördern
des Fundamentaushubes, sowie Erahnen aufgestellt worden und es wurde demnach die
Arbeitskammer mit verdichteter Luft gefüllt.
Die Arbeitskammer stand mit der oberen Arbeitsbühne durch drei eiserne Brunnen von
0m,93 Durchmesser in Verbindung. Von diesen
dienen 2 zum Fördern des Fundamentaushubes und der dritte zum Ein- und Ausgange für
die Arbeiter.
Auſserdem war die Arbeitskammer mit der Auſsenwelt durch 3 Röhren von kleinerem
Durchmesser verbunden, welche zum Auswerfen des Schlammes gedient haben. Diese
Röhren waren an ihren oberen Enden mit Ventilen oder Hähnen versehen, welche während
des Senkens geschlossen blieben.
Am Ufer von Queensferry muſsten 2 Pfeiler auf 27m,37 und die beiden andern auf 21m,60 unter
den Fluthwasserstand gesenkt werden. Der Boden des Meeres ist an dieser Stelle in 10
bis 12m Höhe mit einem widerstandslosen Schlamme
bedeckt, unter welchem sich ein sehr festes, thoniges Gemisch (boulder clay, abgespülter Steinthon) findet, auf dem
die Senkkästen aufsitzen. Während des Senkens füllte der Schlamm die Arbeitskammer
vollständig aus, so daſs dieselbe nicht befahren werden konnte.
Zum Ausräumen dieses Schlammes baute man in den Eintrittsbrunnen der gepressten Luft
2 Röhren ein, von denen das eine Wasser zum Auflösen des Schlammes unter Druck
hinabführte, während das andere dazu diente, den verdünnten Schlamm, welcher von der
bereits eingepumpten verdichteten Luft gehoben wurde, wenig über dem höchsten
Wasserstande aus dem Senkkasten hinauszuwerfen. Da diese Art sich bewährte, so wurde
sie mit 3 Rohrpaaren fortgesetzt, von denen diejenige zum Auswerfen bei den
folgenden Senkkästen, wie oben bemerkt, direkt bei der Herstellung eingebaut worden
waren. Während dieser Arbeit war die Luftpressung in der Arbeitskammer höher, als der Tiefe unter dem
Wasserstande entsprach, und zwar 1,93 bis 2at bei
12 bis 15m Wassertiefe. Ein Wechsel des
Wasserstandes von 5m,4 Höhe erzeugte nur 0,14 bis
0at,25 Druckerhöhung.
Die Senkung der Kästen schritt ziemlich rasch, jedoch nicht gleichmäſsig fort und man
muſste während der Ebbe die sämmtlichen anwesenden Arbeiter zu Hilfe nehmen, um
durch einseitiges Ausfüllen der Räume zwischen den beiden Umhüllungen den
schneidenden Ring gleichmäſsig in den Schlamm oder den Boden einzutreiben und den
Senkkasten gegen das strömende Wasser senkrecht zu erhalten. Aus dem gleichen Grunde
muſste bei gröſserer Wassertiefe die Luftspannung im Arbeitsraume allmählich bis auf
den Gegendruck des Wasserstandes vermindert werden, um die Last kräftiger auf den
äuſseren Messerrand wirken zu lassen.
Nachdem letzterer die thonige Mischung erreicht hatte, nahm man bei schlammleerer
Kammer die Spitzhacke und Schaufel zu Hilfe, fand jedoch gröſsere Schwierigkeiten
als erwartet, theils durch die Widerstandsfähigkeit und Zähigkeit, theils durch die
bedeutende Senkung der felsigen Schicht. Bei dem ersten Senkkasten erforderte es
eine bedeutende Zeit, um den Messerrand zum gleichmäſsigen Auftragen auf diesen
festen Untergrund zu bringen und einen ebenen Boden in der Arbeitskammer
herzustellen.
Der Unternehmer M. Arrol führte deſshalb einen
hydraulischen Spaten, nach Art der bei der Ausstellung in Newcastle verwendeten,
ein. Mit 4 solchen Schaufeln, deren Construction und Handhabung nachstehend noch
beschrieben werden soll, und mit 27 Arbeitern gelang es, den Boden der Luftkammer
von 21m,30 Durchmesser in 24 Stunden um 0m,30 abzuarbeiten und demnach 26cbm für 1 Schaufel zu lösen und an die Oberfläche
zu fördern.
Der erste Senkkasten wurde ohne die hydraulische Schaufel mit groſser Mühe in 99
Tagen 11m,90, der zweite mit derselben ohne groſse
Ermüdung der Arbeiter in 72 Tagen 11m,27 und der
dritte in derselben Zeit 13m,10 gesenkt, wobei zu
beachten ist, daſs die gröſsere Senkung durch den Schlamm von der Anwendung der
Schaufel nicht beeinfluſst wurde, so daſs die gegebenen Zahlen nicht etwa ein Maſs
für die Vorzüge der Schaufel ergeben. Das Sickerwasser wurde, an mehreren Stellen in
Bodenvertiefungen gesammelt und zum Betriebe der Schaufel verwendet.
Es zeigte sich jedoch hierbei, daſs in Folge der Undurchdringlichkeit des Bodens die
Luftspannung viel unter dem hydraulischen Drucke gehalten werden muſste, damit noch
Wasser eindrang. Für 18 bis 21m Wassertiefe betrug
die Spannung der Luft nur 0,92 bis 1at,68, so daſs
sie nicht mehr zum Auswerfen des verbrauchten und überflüssigen Wassers genügte. Man
nahm Zuflucht zu der Art, welche bereits im J. 1839 bei der Senkung von Brunnen bei Chalonnes an der
Loire angewendet worden ist und welche darin besteht, daſs man verbrauchte Luft aus
der Kammer durch eine Düse in das Austrittsrohr und zwar in den bereits mit Wasser
gefüllten Theil führt. Die Luft mischt sich mit dem Wasser, wodurch dies aufschäumt
und theilweise austritt, bis der Luftstrahl sich durch das verminderte Wasser Bahn
bricht und frei austritt. Nachdem das langsamer von unten aufsteigende Wasser den
Luftstrahl wieder überströmt hat, erfolgt ein erneuertes Aufschäumen mit Austritt.
Das Wasser tritt stoſsweise aus wie bei einer Pumpe, und da dasselbe noch viel
hochgespannte Luft enthält, wird diese Förderungsart die des „moussirenden
Wassers“ genannt.
Die hydraulische Schaufel besteht aus einer Schaufel A (Fig. 3 u. 4 Taf. 28) von 370mm Höhe und 250mm Breite, deren oberes Ende an einer Kolbenstange B sitzt, welche den Kolben C mit einem
Dichtungsringe nach Bramah trägt. Der Kolben bewegt
sich in einem Cylinder D mit der Stopfbüchse E und der Decke F. In die
letztere ist ein Rohr G von solcher Länge
eingeschraubt, daſs die ganze Höhe wenig kleiner ist, als die lichte Höhe der
Arbeitskammer. Ein Spiralschlauch verbindet den Raum über dem Kolben mit dem
ringförmigen Raume zwischen der Kolbenstange und dem Cylinder mittels des Hahnes H, welcher in der gezeichneten Stellung den Raum über
dem Kolben durch den Stutzen h und einen Spiralschlauch
mit der äuſseren Luft in Verbindung setzt.
Das gepresste Wasser, welches durch den Stutzen i auf
dieselbe Art zugeführt wird, gelangt stets in den ringförmigen Raum unter dem Kolben
und hält diesen für gewöhnlich in der gezeichneten Stellung. Wird der Hahn H um 90° gedreht, so wird der Austritt h abgesperrt, das Wasser tritt auch über den Kolben und
drückt diesen nach unten, wobei dasjenige des ringförmigen Cylinderraumes in die
Leitung zurückgeht. Die Schaufel wird von drei Arbeitern bedient, von denen zwei zu
beiden Seiten stehen und dieselbe auf 100 bis 120mm vom Rande des Abstiches aufstellen. Der dritte Arbeiter, welcher hinter
der Schaufel steht, dreht den Hahn H um 90°, wodurch
sich der Cylinder hebt, bis eine Klaue am oberen Ende des Rohres G einen Stützpunkt an der Kammerdecke gefunden hat. Die
Schaufel dringt in ganzer Höhe in den Boden. Nach erfolgtem Zurückdrehen des Hahnes
senkt sich der Cylinder, theils durch sein Gewicht, theils durch den Ueberdruck im
ringförmigen Cylinderraume, wobei die Arbeiter denselben aufrecht halten, um ihn
nach vollständiger Senkung nach rückwärts umzureiſsen, wobei ihnen das Gewicht
desselben hilft, einen Bodenklumpen von 370mm
Höhe, 250mm Breite und 100 bid 120mm Stärke abzutrennen.
Die Förderung des Thones aus der Arbeitskammer erfolgt in Tonnen aus Eisenblech,
welche auf schmalspurigen Bahnen nach den Förderbrunnen gefahren werden.
Die Brunnen sind oben mit je einer Schleuse A
abgeschlossen, von welcher die Fig. 5 und 6 Taf. 28 einen
Querschnitt durch die Fördertrommel C und einen
Längenschnitt durch die Brunnenmitte zeigen.
Die Fördertrommel C liegt in einem Ausbau B des Schleusenraumes. Ihre Achse c tritt rechts mittels einer Stopfbüchse durch die
Umwandung des Raumes B und trägt auſserhalb desselben
das Schneckenrad D, in welches die Schnecke E unten eingreift. Die Schnecke E sitzt auf der Kurbelwelle einer zweicylindrigen Wasserdruckmaschine H und wird von dieser in Umdrehung versetzt. Die
Trommelkette geht durch eine Leitrolle i, welche an dem
oberen Schleusenschieber F befestigt ist und sich mit
diesem zurückzieht, wenn die Schleuse oben geöffnet wird.
In der Zeichnung Fig.
6 steigt eine Fördertonne / durch den geöffneten unteren Schleusenschieber
G und wird nach kleiner Hebung an einen kleinen
Hebel n anstoſsen, welcher dem Wärter durch eine
Luftpfeife den Zeitpunkt meldet, wo die Hebetrommel still gestellt werden muſs und
gleichzeitig an einem Zählwerke die Anzahl der geförderten Tonnen markirt. Auf dem
äuſseren Ende der Trommelwelle ist noch eine Schraube m
angebracht, welche durch Drehen eines Zeigers an einem Zifferblatte die Höhe angibt,
bis zu welcher ein gehobener oder gesenkter Förderkorb angelangt ist.
Sehr sorgfältig sind die Vorkehrungen für das Oeffnen der beiden Schleusenschieber
eingerichtet. Die Bewegung der Schieber wird durch Wasserdruckcylinder f und g bewirkt, deren
Speisehähne Griffräder o und p tragen, von denen in der gezeichneten Stellung nur dasjenige p des geöffneten Schiebers gedreht werden kann.
Nachdem der Förderkorb seine richtige Höhe in der Schleuse erreicht hat und die
Hebetrommel still gestellt ist, wird der Hahn p um 180°
gedreht, wodurch das Druckwasser den Kolben im Cylinder g nach der Schleuse zu bewegt und den Schieber G schlieſst. Hierbei greift ein Zahnrad, welches auf der Welle des
Griffrades S sitzt, in eine Zahnstange s ein, wodurch sich dieses Rad selbstthätig dreht.
Der geschlossene Schieber G wird mittels des Hebels N mit Zugstangen durch kleine Winkelhebel t und t1 mit der Hand fest an seine Dichtungsfläche
gedrückt, worauf man mit dem Hahne Q durch das
Ausströmerohr q die gepresste Luft aus der Schleuse
entweichen läſst. Die Luftpressung im Brunnen dichtet hierbei den Schieber
selbstthätig. Wenn beide Schieber geschlossen sind, ist es möglich, mit dem Hebel
v einen Riegel x zu
verstellen und, indem man die Schieberstange des Schiebers F entriegelt, diejenige des Schiebers G zu
verriegeln. Nachdem das Griffrad p um 180° gedreht ist,
kann man auch das Griffrad o um 180° drehen, wodurch
dasjenige p verschlossen wird und das Druckwasser
hinter den Kolben im Cylinder f tritt. Der Kolben
bewegt sich nach rechts, öffnet den Schieber F und
bewegt die Rolle i ebenfalls nach rechts.
Die hierdurch nachgelassene Trommelkettte setzt die Fördertonne auf den geschlossenen Schieber
G ab. Die Trommelkette wird von der Fördertonne
abgehakt und diese mittels eines Wasserdruckkrahnes (Fig. 1) aus der Schleuse
gehoben und in ein Schiff hinabgelassen. Beim Einbringen einer leeren Tonne wird
diese vom Krahn in die offene Schleuse eingesetzt und an die Trommelkette
angeschlossen. Das Griffrad o wird in die gezeichnete
Stellung zurückgedreht, der Schieber F schlieſst sich
durch den Druckcylinder f selbstthätig und wird mit dem
Hebel M an seine Sitzfläche gedrückt. Durch Schlieſsen
des Hahnes Q tritt gepresste Luft aus dem Brunnen in
die Schleuse. Alsdann wird die Fördertonne von dem Schieber G abgehoben, der Riegel x mit dem Hebel v in die gezeichnete Stellung gebracht und das Griffrad
p ebenfalls in diese Stellung zurückgedreht, der
Schieber G öffnet sich selbstthätig und der Förderkorb
wird gesenkt. Anfang und Ende der Senkung müssen den Arbeitern gemeldet werden,
damit diese den Sicherheitsverschluſs am unteren Brunnenende rechtzeitig lösen und
die leere Fördertonne in Empfang nehmen.
Das Aus- und Einbringen der Tonnen vollzieht sich in der Schleuse meistens schon
innerhalb 45 Sekunden.
Die Schleusen zum Ein- und Aussteigen sind aus zwei Cylindern gebildet, von denen der
innere die Verlängerung des Brunnens über dem oberen Arbeitsboden bildet. Der
äuſsere Cylinder hat 2m,15 Durchmesser, oben sind
beide, unten ist nur der äuſsere Cylinder durch eine horizontale Blechwand
abgeschlossen. Der äuſsere ringförmige Raum ist in zwei Hälften getheilt, von denen
jede sowohl mit dem Brunnen als auch mit der äuſseren Luft durch Thüren verbunden
ist, welche sich nach innen gegen die Luftpressung öffnen. Die Dichtung der Thüren
wird durch einen Rahmen aus Gummiröhren erreicht, in welche die gepreſste Luft von
innen eintreten kann.
In einen solchen geöffneten Schleusenraum treten von auſsen 6 Arbeiter ein,
schlieſsen die äuſsere Thür dicht ab. Darauf lassen sie durch einen Hahn gepreſste
Luft langsam aus dem Brunnen in die Schleusenhälfte eintreten. Ein rasches Füllen
würde der Gesundheit schädlich sein. Nachdem die Pressungen in der Schleusenhälfte
und im Brunnen ausgeglichen sind, läſst sich die zu dem letzteren führende Thür
öffnen und den 6 Arbeitern ist die Arbeitskammer zugänglich. Während dieser Zeit
treten 6 andere Arbeiter in die andere Schleusenhälfte und der Vorgang wiederholt
sich.
Die Arbeitskammer ist elektrisch beleuchtet und die Luft in derselben wird genügend
gewechselt. Als Arbeiter wurden solche verwendet, welche früher bei den Hafenbauten
zu Antwerpen in gepresster Luft gearbeitet hatten.
Die Pressung stieg in den meisten Fällen nicht über lat,69, und konnten 27 Arbeiter 6 Stunden in den Kammern arbeiten. Die
höchste Pressung bei der Fluth betrug 2at,56. Bei
Pressungen über 2at,5 blieben die Arbeiter nur 4 Stunden in
der Kammer; bei 3at ist der längere Aufenthalt in
derselben selbst für kräftige Menschen ungesund.
Die drei ersten Senkkasten am Ufer von Queensferry wurden ohne Unfall gesenkt, nicht
so der vierte. Nachdem bei letzterem drei Erhöhungskränze von zusammen 2m,73 Höhe aufgebracht waren, schwamm derselbe bei
einer Betonlast von 2500t mit seiner Oberkante
3m,96 hoch über Wasser. Bei der Ebbe in der
Nacht vom 31. December 1884 sank das Wasser so auſsergewöhnlich tief, daſs der
Senkkasten früher, als erwartet wurde, mit seiner Schneide einseitig tief in den
Boden einsank, und da er bei der einsetzenden Fluth nicht stieg, wurde er von dieser
überfluthet. Beim Sinken des Wassers konnten die Ablaſshähne für eingedrungene
Niederschläge die groſse Wassermenge nicht schnell genug entfernen und durch das
Uebergewicht desselben legte sich der Senkkasten um mehr als 30° auf eine Seite.
Nachdem sich die Bauleiter vergeblich bemüht hatten, den Kasten durch Aufsetzen von
Erhöhungsringen bei der Ebbe und durch Auspumpen aufzurichten, gelang es erst nach
9monatlicher unausgesetzter Arbeit, mit Hilfe einer um den ganzen Senkkasten
geschlagenen hölzernen Spundwand von 300mm Stärke,
welche an den Kasten durch Anker angeschlossen war, und durch Anlegen von
Fangedämmen die Entleerung zu bewirken, so daſs der Senkkasten flott wurde,
aufgerichtet und neu gesenkt werden konnte. Auf der Insel Inch-Garvie hatte der
Kalkfelsen ein Gefälle von 22°. Es wurden deſshalb je zwei Holzpfeiler von 2m,75 quadratischer Grundfläche errichtet und an
diesen die Senkkasten mit starken Seilen geleitet, auch an der niedrigen Bodenseite
durch Auffüllen mit Säcken, welche mit Sand und Beton gefüllt waren, eine
horizontale Sitzfläche hergestellt, ehe die Schneide auf den Felsen aufsetzte. Dann
füllten einige Taucher die Lücken zwischen der Schneide und dem Felsen sorgfältig
aus, so daſs nunmehr die Belastung und das Einbringen gepreſster Luft ohne Bedenken
ausgeführt werden konnten.
Man beabsichtigte, die Senkung durch Abarbeiten und Fördern des Kalkfelsens bis zur
Gewinnung einer wagerechten Ebene fortzusetzen, fand jedoch so erhebliche Senkungen,
daſs man sich entschloſs, dieselben von innen durch vorgesetzte Blechplatten zu
schlieſsen, diese durch Beton, welcher in die Vertiefungen eingebracht wurde,
abzudichten und alsdann den Raum unter der doppelten Senkkastenwandung mit Mauerwerk
auszufüllen. Auf diese Art wurde viel Lösungs- und Förderarbeit erspart, was bei der
Festigkeit des Felsens unbedenklich erschien.
Nach der Senkung und Ausfüllung eines Senkkastens über der Decke der Arbeitskammer
wurde diese letztere selbst durch die Förderbrunnen mit Beton gefüllt mittels
Röhren, welche durch die Decke dieser Brunnen gingen und oben in einem Trichter
endeten. In der Arbeitskammer vertheilten Arbeiter den Beton und stampften ihn fest
unter die Decke derselben. Die Füllung wurde durch den Einsteigebrunnen beendet, nachdem das Einpumpen
gepreſster Luft bereits eingestellt war. Jede Kammer ist mit Tag- und Nachtarbeit in
7 Tagen gefüllt worden.
Die Senkbrunnen und Arbeitsböden wurden alsdann abgebrochen und die Kästen bis auf
300mm von dem oberen Rande (ausschlieſslich
der Erhöhungen) mit Beton gefüllt. Auf diesem Fundamente errichtete man Pfeiler von
10m,275 Höhe, 16m,75 unterem und 14m,95 oberem
Durchmesser aus wagerechten Steinlagen, mit einer Blendung aus Granit. Die
Mauerpfeiler werden zusammengehalten durch je drei starke Ringe aus Flacheisen von
45mm Höhe und 16mm Stärke, sowie durch 48 senkrechte Stahlanker von 7m,3 Länge und 40mm Durchmesser, welche gleichzeitig zum Befestigen der Auflagerplatten
dienen.
(Fortsetzung folgt.)