Titel: | Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen. |
Autor: | G. W. |
Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 1 |
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Ueber Neuerungen an
Wirkereimaschinen.
(Patentklasse 25. Fortsetzung des Berichtes Bd.
266 S. 1.)
Mit Abbildungen auf Tafel
1.
Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen.
Die im verflossenen Halbjahre bekannt gewordenen Erfindungen in der Wirkerei beziehen
sich in drei Fällen auf runde, in zweien auf flache Kulirstühle, in zwei Fällen auf
Kettenstühle und in sechs solchen auf Strickmaschinen; es zeigt sich also noch immer
das lebhafte Bestreben, die kleinen, leicht zu handhabenden Wirkmaschinen
vorzugsweise weiter zu vervollkommnen, welche man mit dem Namen Strickmaschinen
bezeichnet. In vielen Fällen ist freilich der letztere Name nicht ganz geeignet,
denn es wäre wohl angezeigt, nur diejenigen Wirkereimaschinen Strickmaschinen zu
nennen, welche die Maschenbildung und die Vollendung der Gebrauchsgegenstände nach
Art des Handstrickens vornehmen, welche also die Maschen einzeln bilden, indem sie
die neuen Schleifen durch die alten Maschen hindurchziehen und welche ferner die
Gegenstände thunlichst fertig zum Gebrauche liefern. Es ist nothwendig, diese
Erklärung festzuhalten, da wir sonst leicht unser Wort „Wirken“ überhaupt
verlieren könnten und im gewerblichen oder Fabrikationsverkehre die Wortarmuth
sicher nicht zur Deutlichkeit beiträgt. Enthält doch z.B. die Liste des Kaiserl.
Patentamtes nicht das Wort „Wirkmaschinen“, sondern dasjenige
„Strickmaschinen“ an Stelle des ersteren – es ist aber sicher, daſs
Wirkmaschinen seit etwa drei Jahrhunderten und Strickmaschinen seit nahezu drei
Jahrzehnten bestehen und daſs die letzteren aus den ersteren hervorgegangen sind,
also auch in ihnen eingeschlossen liegen.
Nach der oben angedeuteten Reihenfolge kommen also zunächst an Rundkulirstühlen
folgende Neuerungen vor: Ein Verfahren und eine Einrichtung
zur Herstellung schlauchförmiger Wirkwaare von wachsender oder abnehmender
Weite von Edgar Covell und Elisha Gram in Laconia, New Hampsh., Nordamerika (*D.
R. P. Nr. 42149 vom 21. Juni 1887), ist in Bezug auf das Verfahren thatsächlich
nicht eine Neuheit, denn dasselbe besteht einfach darin, die schlauchförmige Waare
locker zu arbeiten, um den Schlauch weit, und sie fester zu arbeiten, um ihn enger
zu erhalten. Das ist eine
längst bekannte Erfahrung, sie ist auch vorübergehend dazu benutzt worden, um
Strumpflängen oben etwas weiter als unten, folglich mit ungefähr richtiger Form des
Oberlängens und der Wade herzustellen. Das soll durch die Vorlage auch geschehen und
der Stuhl enthält zum Zwecke der regelmäſsigen Veränderungen die in Fig. 1 Taf. 1 angedeutete
Vorrichtung: Der englische Rundkopf b mit den lothrecht
stehenden gewöhnlichen Hakennadeln c hat das bekannte
Kulirrad d, dessen Tragbolzen f wagerecht verschiebbar in seinem Tragarme h
liegt und von einer Spiralfeder nach innen, also vom Stuhle c ab, durch einen Hebel pm aber nach auſsen
gegen den Stuhl hin getrieben wird, wenn das zwischen p
und dem Gestellarme q hindurchlaufende Musterband z die Erhöhungen b1 an die Stelle qp
bringt, welche p nach links hin abdrängen und m nach rechts treiben, so daſs das Kulirrad d tiefer zwischen die Stuhlnadeln c eintritt und längere Schleifen, also lockere Waare
herstellt. Nimmt die Erhöhung b1 ab, so geht auch d
weniger tief in den Nadelkreis hinein und die Waare wird stetig fester. Das
Musterband z ist oben mit der empor gehenden Waare
verbunden und unten um eine Scheibe y gelegt, an
welcher es mit dem Fallgewicht w gespannt erhalten
wird; es trägt, neben b1 liegend, Erhöhungen v1 welche zu geeigneter Zeit durch p1
o1 eine Feder y1 auslösen, so daſs
diese den Treibriemen des Stuhles verschiebt und den Stuhl still stellt.
Für englische Rundstühle ist ferner verwendbar das Verfahren
und die Einrichtung zur Herstellung von Ringelwaaren von Emil und Oswald Meyer in
Chemnitz (*D. R. P. Nr. 40151 vom 12. Oktober 1886). Es ist dabei zunächst nur an
zweifarbige Ringelwaare gedacht und das Abschneiden des nicht arbeitenden Fadens in
folgender Weise vermieden worden: Der Stuhl hat, wie Fig. 3 Taf. 1 zeigt,
einzeln bewegliche Spitzennadeln o, Platinen b und Pressenstäbchen c,
er ist hohl und die Waare w wird innen nach unten
abgezogen. Die beiden Führerschienen ff1 (Fig. 2 und 3) mit den Fadenröhrchen
r, r1 sind
horizontal verschiebbar, ein Führer mit dem arbeitenden Faden (r in Fig. 2) steht auſserhalb
des Nadelkreises und der andere mit dem ruhenden Faden, r1 (Fig. 2 und 3), steht innerhalb dieses
Kreises a. Damit wird es möglich, den Nadelkreis mit
der daran hängenden Waare zu drehen und doch den ruhenden Faden r1 an der Waare zu
belassen, mit welcher er einfach auch im Kreise herumgeht und nur ein wenig
zusammengedreht wird. Der Färb Wechsel erfolgt in der Weise, daſs ein geeigneter
Zählapparat den Fadenführer f mit r nach innen und den anderen f1 mit r1 nach auſsen schiebt; sie werden jedoch dabei
zugleich um eine Nadel seitlich bewegt, so daſs sie auf eine Stuhlnadel beide ihren
Faden legen und diese Nadel also eine doppelte oder plattirte Masche erhält, behufs
fester Verbindung des Endes von einem Farbringe mit dem Anfange vom anderen. Diese
Einrichtung mag für zwei Fäden möglich und verwendbar sein, für mehrere aber erscheint
sie kaum als ausführbar.
Am französischen Rundstuhle hat Ernst Frenzel in
Dittersdorf bei Chemnitz die in Fig. 4 und 5 Taf. 1 gezeichnete Vorrichtung zur Herstellung plattirt gemusterter
Wirkwaare angebracht (*D. R. P. Nr. 42357 vom 17. April 1887), welche in
folgender Weise wirkt: Werden durch eine Platine p zwei
Fäden r und s (Fig. 5) zu
Schleifen zwischen die Nadeln eingedrückt, so liegt in der aus dieser Doppelschleife
entstehenden Masche rs derjenige Faden r auf der Waarenvorderseite oben auf, welcher auf die
Nadel am weitesten nach hinten gelegt worden ist. Ist r
ein rother und s ein schwarzer Faden, so entsteht also
bei der Schleifenlage rs rothe Waare und bei der
Schleifenlage s1
r1 schwarz aussehende
Waare. Der eine Faden s wird den Nadeln von einem
unbeweglichen Führer f2
(Fig. 4)
zugeführt, welcher über f1 liegt und oben am Stuhle befestigt ist; der andere Faden r aber kommt von einem Führer f1 welcher an dem in der Nadelrichtung
verschiebbaren Schieber c befestigt ist. Dieser
Schieber wird durch eine unter ihm befindliche Feder immer nach links gezogen, zum
Anstoſse der Schraube h an die Kante p, in welcher Stellung der Führer f1 in der gezeichneten
Lage 2 sich befindet, so daſs roth aussehende Maschen
rs entstehen. Die Deckplatten d des Nadelkranzes enthalten aber einen Reifen a mit Schrauben b, durch
welche der Schieber c nach rechts verschoben wird, so
daſs fa vor f2
, also etwa bei 3 liegt
und nun die schwarz aussehenden Maschen s1
r1 entstehen. Durch die
Vertheilung der Schrauben b im Umfange des Stuhles wird
es also möglich, in einer Reihe abwechselnd etliche Maschen roth und andere schwarz
aussehend herzustellen. Aus diesen Reihenstücken ist aber schlieſslich in der Längs-
und Breitrichtung der Waare ein Farbmuster zusammenzusetzen.
Die flachen Kulirstühle weisen zwei Neuerungen auf, mit welchen man wohl eine
Erhöhung der Arbeitsgeschwindigkeit angestrebt hat. Der Cottonwirkstuhl mit Vorrichtung zur Randmaschenbildung von Lamb und Löwe in
Nottingham (*D. R. P. Nr. 42358 vom 4. Mai 1887) benutzt die Decker der
Mindermaschine zur Erreichung einer richtigen Fadenlage auf sämmtlichen Nadeln in
folgender Weise: Nach dem Abschlagen einer Maschenreihe (Fig. 6 Taf. 1) müssen die
Nadeln a zunächst wieder gehoben werden, ehe der
Fadenführer b den Faden zur neuen Reihe auf sie legt.
Eilt nun doch dieser Führer etwas vor, so daſs er schon zur Seite fortgeht, bevor
die Nadeln genügend hoch gestiegen sind, so kann es vorkommen, daſs er den Faden
über den Kopf der Randnadel a1 hinweg zieht, anstatt ihn auf diese Nadel zu legen. Dann erhält, wie
Fig. 8 in
punktirter Linie zeigt, diese Randnadel keine neue Masche und die alte fällt von ihr
ab. Zur Verhütung dieses Uebelstandes hat man nun Einrichtung dahin getroffen, daſs
beim Abschlagen der Waare die Decker c sich senken
(Fig. 7),
so daſs der Faden um die
erste Decknadel c herum gelegt wird (Fig. 8 in x), wenn die Stuhlnadel noch nicht in richtiger Höhe
steht. Ist letztere Stellung erreicht, so hebt sich der Decker c und übergibt den Faden unmittelbar der Stuhlnadel a.
Flacher Kulirwirkstuhl mit besonderem Einschlieſskamm
von Ernst Boeſsneck in Chemnitz (*D. R. P. Nr. 41090
vom 9. November 1886). Wenn auf den Stuhlnadeln a (Fig. 9 Taf. 1)
eine neue Maschenreihe vorbereitet werden soll, so muſs die alte Waare w zwischen den Abschlagzähnen b und den Platinen c eingeschlossen gehalten
werden. Die Verwendung der Platinen zu diesem Zwecke bedingt für dieselben eine
besondere Bewegung, und eine gröſsere Breite und deshalb wieder für die Nadeln
gröſsere Länge und längeren Weg. Zur Erhöhung der Geschwindigkeit ist indessen
gerade die Verminderung in der Ausdehnung aller dieser Stücke erforderlich und man
hat deshalb den Platinen nicht den vorspringenden Theil 1 (Fig.
9), sondern die Form von Fig. 10 und 11 gegeben und
einen besonderen Einschlieſskamm d angebracht, welcher
entweder mit dem Abschlagkamme b verbunden (Fig. 10) oder
getrennt von diesem an der Platinenschiene befestigt ist (Fig. 11).
Die Verbesserungen, welche an Kettenstühlen getroffen worden sind, betreffen eine
Construction zur Verwendung eines sonst im Allgemeinen schon bekannten Verfahrens
und ein Verfahren zur Herstellung einer neuen Fangkettenwaare. Der Kettenvirkstuhl für flache Waare von Cohnheim und Berndt in Berlin (*D. R. P. Nr. 42735 vom
31. August 1887) enthält, als Handstuhl ausgeführt, eine Verbindung des
Pressentrittes t1 (Fig. 12 Taf.
1) mit dem Spannkreuze r der Kettenfäden k, und der Arbeiter hat diesen Tritt t1 während des Pressens
einer Reihe niederzudrücken, wobei er zugleich durch Wenden der Welle w mittels der Spiralfeder z2 einen elastischen Zug auf die
Spannrolle r und die Kettenfäden ausübt, so daſs diese
die entstehenden Maschen straff anspannen und dichte oder feste Waare herstellen.
Die Wendewelle w wird auch durch Bolzen c und Arm d in der Lage
erhalten, in welcher sie diese stärkere Spannung auf die Kettenfäden ausübt, bis bei
dem Einschlieſsen der Waare der nach hinten bewegte Stangenarm a1 an den Hebel e stöſst, diesen wendet und durch d3 den Arm d hebt, so daſs die Welle w mit dem Bolzen c sich nach links wenden und
den Zug auf die Spannrolle aufheben kann. Die Kettenfäden liegen also nun locker,
denn es beginnt nun das Legen derselben auf die Stuhlnadeln, während welcher Zeit
die starke Spannung schädlich ist und Fadenbruch verursacht. An mechanischen
Kettenstühlen wird dieselbe Spannungsvorrichtung durch ein Excenter der Triebwelle
zu geeigneter Zeit in Thätigkeit gebracht, so daſs auch da die Fäden während des
„Legens“ locker und während der übrigen Zeit der Reihenbildung straff
gespannt sind. Es soll ein solches Verfahren zur Herstellung dichter Waare bei
möglichster Schonung der Kettenfäden führen.
Fangkettenstuhl für Doppelkettenwaare von C. A. Roscher in Mittweida in Sachsen (*D. R. P. Nr.
42368 vom 23. Juni 1887). Auch in der Kettenwirkerei kann man Rechts- und
Rechtswaare arbeiten, wenn man zwei Nadelreihen a und
b (Fig. 13 Taf. 1) am Stuhle
verwendet. Die dadurch entstehende Waare, welche man gewöhnlich nicht Ränder–,
sondern Fangkettenwaare nennt, hat im Allgemeinen die in Fig. 14 gezeichnete
Fadenverbindung, nach welcher alle Fäden sowohl auf der Nadelreihe a, als auch auf derjenigen b Maschen bilden. Nach der neuen Anordnung des Stuhles (Fig. 13) schwingen jedoch
die Kettenmaschinen c und d nicht durch beide Stuhlnadelreihen a und
b, sondern jede dieser Maschinen gibt ihre Fäden
nur der gegenüber liegenden Nadelreihe, also c nur an
b und d nur an a. Jede Maschine und Nadelbarre bildet also ein Stück
Waare für sich, aber die Fäden von beiden kreuzen und umschlingen sich zwischen
diesen Waaren, wie Fig. 15 und 16 zeigen, so daſs in der
That nur ein Stoffstück, eine Doppelkettenwaare, entsteht. Der Stuhl hat zwei
Triebwellen a1
a2, welche durch
Excenter die Nadelbarren bewegen und von einer Kurbelwelle b1 umgedreht werden. Die Nadelbarren
werden nur je an beiden Seiten geführt, und diese zu ölenden Führungen liegen
auſserhalb der Waare, welch letztere also gegen Verunreinigung geschützt ist.
Eine interessante Neuheit ist die doppelte Rundstrickmaschine
zur gleichzeitigen Herstellung zweier schlauchförmigen Waarenstücke von Josephine Barbara Schröder in Cleveland, Ohio,
Nordamerika (*D. R. P. Nr. 42459 vom 5. April 1887). Wie Fig. 17 Taf. 1 zeigt, ist
auf einem Gestell A eine gewöhnliche Bickford-Rundstrickmaschine mit äuſserem
Schloſscylinder C aufgestellt und ein Gestellarm A1 trägt an der
festhängenden Achse B eine zweite Rundstrickmaschine
mit innerem Schloſscylinder D. Durch ein in die Zähne
G des äuſseren Schloſscylinders C eingreifendes Kegelrad mit Drehung wird C gedreht und der an C
befestigte Arm H dreht die Röhre J mit um und diese endlich nimmt den inneren
Schloſsmantel D mit fort. An dem Arme H hängen zugleich die Fadenführer K für beide Nadelreihen und am äuſseren Mantel C ist auch der Spulenträger L angeschraubt mit je einer Spule für die äuſsere und für die innere
Reihe, so daſs diese Spulen sich um die Nadelcylinder mit herumdrehen. Die Nadeln
der beiden Maschinen sind einander ganz gleich, auch die Anzahl derselben ist in
einer Maschine so groſs wie in der anderen; natürlich wird dann aber die Theilung
beider Nadelreihen sehr verschieden sein. Man läſst nun, um von beiden Maschinen
doch gleiche Waaren zu erhalten, die innere viel lockerer arbeiten als die äuſsere
und rechnet darauf, daſs die langen, eng an einander stehenden Maschen der inneren
Waare sich später breit und kurz ziehen zu ganz gleichem Aussehen mit der äuſseren
Waare. Diese Doppelmaschine würde also thatsächlich ein Paar Strümpfe von gleicher
Gröſse und sonstiger Beschaffenheit liefern, wenn man an beiden Waaren dieselben Arbeiten vornimmt. In die
ersten Anschlagreihen muſs man zwei runde Abzugkämme MN
einhängen, welche mit entsprechendem Gewicht die beiden Waarenstücke abziehen.
Eine Muster Strickmaschine von Claes und Flentje in Mühlhausen in Thüringen (*D. R. P. Nr. 42381 vom 17.
April 1887) enthält als solche selbst, d.h. also hinsichtlich des Musterarbeitens,
nicht etwas Neues, sondern nur eine Vorrichtung der Musterwalze derart, daſs die auf
letzterer etwa liegenden Musterkarten thunlichst gegen Eindrücke und Abnutzung
geschützt sind. Es werden in ihr nach bekanntem Verfahren manche der eigentlichen
Stricknadeln a (Fig. 18 Taf. 1) durch
Hilfsnadeln b empor in die Arbeitsstellung geschoben
und dieses Verschieben bewirkt die Musterwalze c nicht
direkt durch Anstoſsen ihres Umfanges an die Hilfsnadeln, sondern es ist mit der
Musterwalze eine Schiene d verbunden, welche ebenso
viele Hebel e trägt, wie Nadeln vorhanden sind und
welche Hebel durch Federn f leicht auf den Umfang von
c gedrückt werden. Auf diesem Umfang liegt nun
zunächst das Musterblatt oder die Karte und zwar in der hier dargestellten Form als
ein drehbares Rohr mit eingebohrten Löchern. Die offenen Löcher gestatten den
Hebelenden ein Einsinken und die durch Schrauben geschlossenen Löcher halten die
Hebel hoch nach oben vorstehend. Wird nun die Musterwalze in Richtung i gegen die Nadelreihe hin bewegt, so stoſsen nur die
hoch vorstehenden Hebel an die Nadeln an und schieben dieselben vor sich her,
während die eingesunkenen Hebel unter ihren Nadeln hinweg gehen. Da also nicht der
Umfang der Walze direkt, sondern die von diesem regulirten Hebel die Nadeln treffen,
so wird erstere nicht angegriffen und nicht abgenutzt. Für diejenigen Randnadeln,
von denen man beim Mindern die Maschen abgenommen hat und welche nun auſser
Thätigkeit gesetzt werden, schlägt man die Hebel e so
weit zurück, daſs sie von der Feder f im Haken g gehalten werden und nun selbst auſser Thätigkeit
gesetzt sind.
Die Buntmusterstrickmaschine von Karl Groſs in Penzing und Eduard Popp in Wien
(*D. R. P. Nr. 40482 vom 30. Juli 1886) liefert Farbmuster, welche als unterlegte
Muster in Ränderwaaren anzusehen sind. Sie enthält für jede Nadelreihe, also unter
jedem Nadelbett ein Jacquardprisma DD (Fig. 19 Taf. 1) mit
überhängenden Musterkarten, welche bei der Verschiebung der Prismen nach oben direkt
an die Nadeln stoſsen und dieselben heben. Durch das Parallelogramm C werden beide Prismen gleichzeitig gehoben, wenn der
Arbeiter den Handhebel C1 abwärts drückt. Die Karten E lassen diejenigen Nadeln, an deren Anstoſsstelle sie
durchlocht sind, unten in der Abschlagstellung liegen und heben die anderen, für
welche sie nicht durchlocht sind, bis in die Einschlieſsstellung, so daſs nur diese
gehobenen Nadeln den Faden zu Maschen verarbeiten. An den anderen, in tiefster
Stellung liegenden Nadeln wird der Faden geradlinig und straff vorübergeführt, diese
Nadeln gehen dann bei der
Arbeit der nächsten Maschenreihe über ihn hinweg, er liegt also als lange
Platinenmasche unter ihnen, genau so wie in den unterlegten Farbmustern. Man
arbeitet nun an dieser Strickmaschine einreihige Ringelwaare, d.h. man wechselt in
der Verwendung zweier verschiedenfarbigen Fäden in jeder folgenden Reihe; läſst man
dabei nur auf einer Seite der Maschine die Nadeln theilen in solche, welche gehoben
werden und andere, welche unten liegen bleiben, während auf der anderen Seite stets
alle Nadeln arbeiten, so erhält man in der Waare auf der ersten Seite Musterbilder
aus beiden Fäden zusammengesetzt, auf der anderen Waarenseite aber Querstreifen. Die
Jacquardkarten der zweiten Maschinenseite sind dann gar nicht durchlocht, sie
treiben alle Nadeln empor in die Arbeitslage. Wenn aber die Prismen DD auf beiden Maschinenseiten durchlochte Karten
enthalten, so werden beide Nadelreihen getheilt, beide stellen Musterwaare her und
jede Seite dieser Waare kann ein besonderes Musterbild erhalten. Diejenigen
Fadenstrecken, welche von keiner der beiden Nadelreihen verarbeitet worden sind,
liegen gerad gestreckt zwischen beiden Rechts- und Rechtsmaschenstäbchen des
Stoffes. Das Schloſs der Maschine enthält, wie Fig. 20 zeigt, einen
Winkel FF zum Herabziehen der jeweilig empor
geschobenen Nadeln und dieser Winkel wird durch den Schloſsschieber G, welcher am Ende des Hubes an die bekannten Riegel
stöſst, verstellt, so daſs er auch in die punktirt gezeichnete Lage F1
F1 kommen kann.
Endlich sind an der Schmitt'schen Strickmaschine mit schraubenlinigem Waarenträger
folgende Neuerungen angebracht worden: Zunächst die Einrichtung zum einseitigen Offenstricken von Johann Schmitt in Coblenz a. Rh. (*D. R. P. Nr. 41076 vom 18. April 1886),
welche darin besteht, daſs der Fadenführer n (Fig. 21 Taf.
1), d. i. die schwingende Nadel, welche die einzelnen Maschen näht, um etwa 90°
gewendet werden kann, so daſs er zu den beiden Enden der Strickspiralen oder des
Waarenträgers s1
s2 eine der
ursprünglichen fast entgegengesetzt gerichtete Lage n1 (Fig. 22) einnimmt und
folglich ein Maschennähen im umgekehrten Sinne vornimmt.
Ferner ist dieselbe Strickmaschine von demselben Erbauer, J.
Schmitt, zur Herstellung gerippter, also der Rechts- und Rechtswaare
eingerichtet worden (*D. R. P. Nr. 42015 vom 8. Januar 1887) durch Hinzufügung eines
Maschenwenders m (Fig. 23 Taf. 1) zwischen
die Enden der Strickspiralen s1
s2. Derselbe nimmt
zunächst die alte Masche a von einer Spirale ab und
hält sie entweder direkt in der Lage Fig. 23 oder umgewendet
in der Lage Fig.
24 der Nadel n zum neuen Stiche vor, so daſs
entweder eine Rechts- oder eine Linksmasche entsteht.
Endlich ist für dieselbe Schmitt'sche Strickmaschine von
J. Schmitt, J. Coblenzer und C. G. Rommenhöller die Zusammensetzung der
Strickspirale aus zwei Theilen angegeben worden (*D. R. P. Nr. 41271 vom 26.
November 1886), welche, wie Fig. 25 Taf. 1 zeigt, auf
ein Stück in einander
geschraubt worden sind und durch Umdrehung eines Theiles weiter oder enger gestellt
werden können, je nachdem die daran hängende Waare erweitert oder verengt wird.
Beide Theile liegen mit je einer Nuth und Feder in einander und die Spitze oder das
Ende des einen Theiles ist in die Nuth des anderen eingesenkt, so daſs die Maschen
ungehindert darüber hingleiten können.
G. W.