Titel: | Ueber Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof. Fr. Kick. |
Autor: | Fr. Kick |
Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 61 |
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Ueber Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof. Fr.
Kick.
(Patentklasse 50. Fortsetzung des Berichtes S. 17
d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Kick, über Neuerungen im Mühlenwesen.
Das Reinigen und Schälen des Getreides. Es ist bekannt,
daſs unter Reinigung des Getreides alle jene Verfahren
verstanden werden, durch welche man die dem Getreide anhaftenden Schmutztheilchen
und sonstige Beimengungen entfernt; während man unter Schälen auch die Beseitigung eines Theiles der äuſseren, werthlosen
Zellschichten (der Frucht- und Samenhaut) versteht, insoferne selbe nicht in die
tiefe Spalte reichen, welche Weizen und Roggen aufweist.
Die Schälmaschinen, wenn sie auch die genannten, wichtigsten Getreidearten nicht
völlig zu schälen vermögen, wie das z.B. bei Reis möglich ist, haben unbestritten
den Vortheil sehr kräftiger Reinigung, sie entfernen das Bärtchen und Theile der
Fruchthaut. Es fragt sich nur, wie weit ist ihre Anwendung von Vortheil, soll man so
weit zu schälen suchen, daſs die Körner nahezu weiſs (von der Spalte abgesehen)
erscheinen? In dem Berichte 1886 259 204 wurde
mitgetheilt, daſs V. Till in Brück a. d. Mur auf
trockenem Wege das Getreide zu schälen suchte, und wurden die Ergebnisse kurz
besprochen. Auf der Müllerei-Ausstellung 1887 in Mailand hatte Ganz und Comp. in Budapest eine Schälmaschine
senkrechter Anordnung ausgestellt, bei welcher das Getreide durch mit Schmirgel
belegte Arbeitsflächen, ähnlich wie bei Till's
Maschine, eine recht sanfte Einwirkung erfuhr; doch hafteten auch dieser Maschine
noch mannigfache Uebelstände an. Seither ist diese Firma, bezieh. Herr Friedrich Eichleiter im Vereine mit Herrn Wimmer bemüht, die Schälfrage weiter zu fördern. Sie
kehrten zur Till'schen Maschine, welche in mehreren
Einzelheiten verbessert wurde, zurück; das Schälen findet wie bei Till durch mit Schmirgel belegte Scheiben statt, doch
ist der Cylinder (Mantel) fest stehend, eine gute Regelung des Einlaufes und eine
kräftige Ventilation angebracht. Es wurden bereits vielfache und zum Theile recht
günstige Proben ausgeführt, und hofft Eichleiter, daſs
bei etwa 16 Proc. Schälverlust das Getreide so von den äuſseren Theilen der Frucht-
und Samenhaut befreit werden kann, daſs sowohl eine Verkürzung des Schrotprozesses,
als eine Verminderung der Griesauflöse-Durchgänge sich ergibt. Die Schrotmehle und
Schrotdunste fallen schöner aus, die Griese lassen sich leichter putzen. Die ökonomischen Vortheile, welche sich in Bezug auf die
besserwerthigen Producte nach eingelangten Mittheilungen auf etwa 60 fl. (100 M.)
für 100 MC Weizen belaufen, müssen die Kosten des Schälbetriebes natürlich
übersteigen. Dies dürfte der Fall sein, da der Schmirgelüberzug der Scheiben bei
beständigem Betriebe angeblich etwa 8 Tage Stand hält (zuweilen wesentlich länger)
und zur Schälung von 100 MC in 24 Stunden 20 erforderlich sein sollen,
welche des vereinfachten, weiteren Vermahlungsganges wegen zudem nur theilweise in Rechnung zu stellen
wären. Wenn auch noch weitere Versuche in groſsem Maſsstabe abzuwarten sind, so sind
doch schon die bisherigen sehr beachtenswerth.
Den langdauernden Versuchen Eichleiter's entsprang auch
dessen *D. R. P. Nr. 36859 vom 18. März 1886 auf ein Verfahren trocken geschältes
Getreide, durch Beimengung von Kleie, gemeinsamer Bewegung des Gemenges und
schlieſslichen Trennung der Theile, von dem anhaftenden Schälstaube zu befreien.
Durch dieses Verfahren wird der Schälstaub entschieden vollkommener entfernt, als
durch Ventilation allein, doch bedingt dessen Anwendung die Einschaltung zweier
Cylinder hinter die Schälmaschine. Durch die gute Absonderung des Schälstaubes hebt
sich die Qualität des Schrotmehles vom 1. und 2. Schroten, und deshalb ist dieselbe
von Wichtigkeit.
Recht interessant ist der von Wimmer in Scheibbs mit
zwei Posten zu 100 MC durchgeführte Versuch, welcher hier mitgetheilt werden
möge:
100 MC Weizen ergabengereinigt:
100 MC Weizen ergaben ge-reinigt und geschält:
als Material für die 1. Schro- tung
98,70 MC
als Material für die 1. Schro- tung
82,25 MC
zur
2.
Schrotung
gelangten
95,64 „
zur
2.
Schrotung
gelangten
78,26 „
„
3.
„
„
86,65 „
„
3.
„
„
57,96 „
„
4.
„
„
73,91 „
„
4.
„
„
32,46 „
„
5.
„
„
50,81 „
„
5.
„
„
15,30 „
„
6.
„
„
29,56 „
„
6.
„
„
7,44 „
Uebergang von derselben
19,51 „
Uebergang
4,94 „
–––––––
––––––––
Demnach betrugen die ge- sammten Schrotmengen:
454,78 MC
278,61 MC
Hiernach verhalten sich die zu verarbeitenden Schrotmengen wie 8 zu 5, und müſste
danach auch die Zeit der Vermahlung eine wesentlich verkürzte sein.
Eichleiter und Wimmer
verbinden die Schälmaschine, wie oben bereits erwähnt, mit einem Ventilator und
schalten zwischen beide einen Staubfänger, wodurch das Schälmehl vollkommen
gesammelt wird. Von besonderer Wichtigkeit ist zartes
Schälen; das Abschleifen der Frucht- und Samenhaut hat ohne tieferes Ritzen des
Kornes zu erfolgen. Reichliche Ventilation verhindert nicht nur die Erhitzung des
Getreides, sondern soll auch das Schälen bei geringerem Kraftaufwande ermöglichen.
Die Versuche Wimmer's in Scheibbs und bei Krendl in Wildon ergaben gröſsere Ausbeute an
Weiſsmehlen und an Mehl überhaupt, doch liegen darüber genaue Zahlenangaben nicht
vor; letztere beziehen sich durchweg auf kleinere Posten. Der Satz auf S. 66 meiner
„Mehlfabrikation“: „Dennoch ist die Anwendung der 'Schälmaschinen'
anzurathen, weil sie den Weizen höchst intensiv putzen, das Bärtchen und Theile
der Fruchthaut entfernen und dadurch die Erzeugung eines schönen Mehles
erleichtern,“ dürfte nach den mitgetheilten Ergebnissen eine Erweiterung erfahren müssen, etwa
dahin gehend, daſs eine geringe Mehrausbeute an Mehl überhaupt und an besseren
Mehlen insbesondere durch das Schälen erreichbar ist und dasselbe auch eine
Verkürzung des Schrot- und Griesprozesses ermöglicht.
Es ist übrigens durchaus nicht ausgeschlossen, daſs die von Eichleiter und Wimmer zum Schälen verwendete
verbesserte Till'sche Maschine ihre Verwendung
groſsentheils als eine intensiv wirkende Reinigungsmaschine finden wird.
Unter den neueren Getreide-Reinigungs- und Putzmaschinen
finden sich zunächst zwei, welche mit dem alten „Conus“ groſse Aehnlichkeit haben. A.
Wache's Mühlenbauanstalt und Maschinenfabrik in Glatz in Schlesien
verwendet einen conischen Stern S (Fig. 1), zwischen welchem und dem Mantel m, aus geschlitztem Bleche, das Getreide allmählig
gegen unten gelangt. Bei der Anordnung von H. M.
Collyer und Middleton Crawford in New York
(*D. R. P. Nr. 39585 vom 7. September 1886) ist der Kegel in seinen oberen drei
Viertheilen aus Holz, mit Schmirgel belegt, im unteren Viertheile mit Bürsten
besetzt; der Mantel ist aus Drahtsieb gebildet. Die Anordnung von Wache besitzt eine vom Handrade R aus stellbare Achse, wie dies zu Folge der allmähligen Abnutzung des
Steines nöthig ist, das Getreide wird sodann einer Bürstmaschine zugeführt; Collyer hingegen hat im Untertheile einen
Saugventilator angeordnet, gestattet der äuſseren Luft durch einen ringförmigen
Spalt oben am Mantel Eintritt in den Raum zwischen dem Siebmantel und einen
denselben umgebenden Vollmantel und saugt dieselbe gegen einwärts und unten ab.
Fig. 1., Bd. 269, S. 63Neu ist die Anordnung von Ernst Garbe in
Berlin (*D. R. P. Nr. 41927 vom 13. Mai 1887), welcher einen wellenförmigen Mantel
aus Drahtgeflecht anwendet, in welchem eine Trommel kreist, deren Oberfläche mit
entsprechend geformten, in die Vertiefungen des Mantels passenden Wellen aus
Drahtgeflecht bedeckt ist. Die Anordnung ist gleichfalls die lothrechte. Abgesehen
von den Schwierigkeiten der Herstellung und besonders der Ausbesserung der
wellenförmigen Drahtgeflechte, mag Garbe's Maschine
recht gut reinigen, wenn zwischen Trommel und Mantel der richtige Spielraum
ermittelt ist.
Die Herren Em. Störr und Wilh. Uhlmann in Lützschera,
Sachsen (*D. R. P. Nr. 43406 vom 7. Oktober 1887) haben eine Getreideschälmaschine
ausgeführt, bei welcher in zwei senkrechten Cylindern
aus Drahtgewebe (viereckigen Drähten), welche mit einander in Verbindung stehen (wie
die Fig. 2 im wagerechten Schnitt andeutet), zwei
Teller und Schaufelsysteme kreisen, welche der Höhe nach versetzt sind, so daſs die
erste Abtheilung des ersten Cylinders höher liegt als die erste Abtheilung des
zweiten Cylinders u.s.w. Auch sind die Cylinder durch Zwischenböden in Abtheilungen
getheilt. Das Getreide gelangt auf den obersten Teller t1 des Cylinders c1 wird gegen die Sieb wand geschleudert,
fällt auf den ersten Zwischenboden und wird von diesem durch Flügel, welche an der
Unterseite des Tellers sitzen, in den Cylinder c2 geworfen, von den Schlägern f in diesem herumgetrieben, bis es auf den obersten
Zwischenboden von c2
fällt, von welchem Flügel es in die zweite Abtheilung des ersten Cylinders
zurückwerfen u.s.w. Das Getreide wird also von der ersten Abtheilung des ersten
Cylinders in die erste Abtheilung der zweiten, von dieser in die zweite Abtheilung
von c2, von hier in die
zweite Abtheilung von c2, von hier in die dritte Abtheilung von c1 u.s.w. geworfen. Da man denselben langen Weg auch
durch einen Cylinder mit der doppelten Zahl
Abtheilungen erreichen kann, so ist diese Anordnung als unnöthige Complication
aufzufassen.
Fig. 2., Bd. 269, S. 64Fig. 3., Bd. 269, S. 64Die Maschine von Gustav Hartlaub in Hamburg
gehört zu den Spitzgängen oder Schälmaschinen mit einem Steine. Der Stein ist auf
einer p. senkrechten Spindel gelagert, oben von
etwas gröſserem Durchmesser als unten und von einem Siebmantel umgeben, in welchem
elastische Einlagen angebracht sind, welche den eigentlichen Gegenstand des Patentes
(*D. R. P. Nr. 38497 vom 5. August 1886) bilden. Die zwischen Stein und Mantel
befindlichen Körner werden, dem Kreislaufe des Steines folgend, sich an einander, am
Steine und am Mantel reiben. Die aus Kautschuk, Filz oder anderem Materiale
bestehenden elastischen Einlagen hemmen den Umlauf, die Körner müssen sich um sich
selbst drehen und dadurch um so vollkommener den Reinigungsprozeſs durchmachen. Die
Hartlaub'sche Maschine soll namentlich zum Poliren
der Kaffeebohnen sich eignen, aber auch zur Reinigung anderer Körnerfrüchte dienlich
sein. Fig. 3 stellt im wagerechten Schnitte bei S ein Stück des Steines, bei m den Mantel und bei e eine der stellbaren Einlagen vor, deren
mehrere, etwa sieben, in gleichen Abständen in dem Mantel angebracht sind. Der
Mantel läſst sich, der Verkleinerung des Steines bei dessen allmähliger Abnutzung
entsprechend, nachstellen.
Bei der Schäl- und Reinigungsmaschine von Otto Fuchs in Buttstädt (*D. R. P. Nr. 38707 vom 27.
August 1886), welche dem äuſseren Ansehen nach einem Mahlgange ähnlich ist, trägt
die senkrechte Achse eine Scheibe, in deren Mitte sich der Einlauf befindet und an
deren Unterseite mehrere Treiber befestigt sind, welche in ringförmige Abtheilungen
des das Getreide aufnehmenden, niedrigen Kastens hineinragen und bei der Drehung der
Spindel darin umlaufen. In den ringförmigen Wänden der Abtheilungen sind Oeffnungen
angebracht, so daſs das Getreide aus der innersten Abtheilung endlich bis in die
äuſserste gelangt, welche Bewegung noch durch Schaufeln befördert wird, die gleich
den Treibern an der Unterseite der rotirenden Scheibe befestigt sind. Der Boden und
die Wände der Abtheilungen bestehen groſsentheils aus eingesetztem Reibbleche und
die Treiber sind damit bekleidet, und zwar so, daſs die erste (innerste) Abtheilung
das gröbste, die äuſserste das feinste Reibblech besitzt, wodurch Herr Fuchs eine schonendere Einwirkung auf das Getreide
hervorbringen will. Aus dem Hohlraume, unter den Abtheilungen, welcher mit den
Hohlräumen der doppelwandigen Zwischenwände der Ringabtheilungen in Verbindung
steht, wird die Luft durch einen Ventilator abgezogen und werden daher die
abgestoſsenen Schalentheilchen thunlichst rasch entfernt.
Eine Schälmaschine, deren Anordnung einige Aehnlichkeit mit einem Graupengange nach
Martin hat, bei welcher die Trommel aber an der
Umfläche und an den Seitenflächen mit zahlreichen kleinen Messern nach Fig. 4, der fest stehende
Mantel mit Reibblech versehen ist, wurde von C. F.
Rolle in Zschopenthal, Sachsen (*D. R. P. Nr. 34164 vom 17. April 1885)
eingeführt. Drei nach Bedarf in Wirkung zu bringende Ausläufe, in verschiedener
Höhe, gestatten gröſsere oder kleinere Füllung und mehr oder weniger heftige
Einwirkung. Die scharfen Schneiden und Spitzen der Messer sollen ritzend auf die
äuſseren Gewebsschichten des Getreides wirken. Doch halten Messer die Schärfe nur
durch beschränkte Zeit.
Fig. 4., Bd. 269, S. 65Fig. 5., Bd. 269, S. 65Fig. 6., Bd. 269, S. 65Zu den Reinigungsmaschinen, bei welchen das Abscheuern der Getreidekörner
vorzüglich durch Reiben der Körner an einander erfolgt, gehört die
Getreidepolirmaschine von Ludwig Röſsler in Aibling und
Heinr. Reinhard in München (*D. R. P. Nr. 41693 vom
24. März 1887) und die Maschine von August Schneider in
Firma Schneider und Werner in Dresden-Neustadt (*D. R.
P. Nr. 42257 vom 3. Mai 1887). Bei beiden Maschinen wird das Getreide in hoher
Schicht in einem wagerechten, liegenden Cylinder der Wirkung von Flügeln ausgesetzt,
welche an einer rotirenden Welle befestigt sind. Röſsler und
Reinhard verbinden mit der Welle schraubenartig gewundene lange Flügel,
welche ganz wenig von der Achsenrichtung abweichen, und viel kürzere Flügel mit
starker entgegengesetzter Neigung, welche eigentlich transportirend wirken. Die
langen Flügel wirken daher mehr als Rührer und suchen dabei das Getreide gegen den
Einlauf zu schieben, die kurzen Flügel besorgen den Transport gegen den Auslauf und
bedingen in ihrem Zusammenwirken mit den langen Flügeln eine kräftige Reibung der
Körner unter sich, so daſs z.B. bei geschälter Hirse recht wohl eine polirende
Wirkung bei richtiger Tourenzahl und entsprechender Regelung von Zu- und Ablauf
erfolgen kann. – Bei der Maschine von Schneider sind
mit der Achse theils Rührarme, theils schräg gestellte, das Getreide befördernde
Bleche verbunden, wie die Fig. 5 und 6 darstellen. Die Formen der Arme werden nach Fig. 5 verschieden gehalten und ihre Neigung ist
einstellbar. Diese Maschine arbeitet in Verbindung mit einem Ventilator und wird
dieselbe auch zur Reinigung von Malz verwendet.
Fig. 7., Bd. 269, S. 66
Fig. 8., Bd. 269, S. 66
Fig. 9., Bd. 269, S. 66
Reispolirmaschine. All der Reis, welcher in den
Kleinhandel gelangt, ist geschälter Reis, d.h. von den Spelzen befreit. Um das Ansehen dieser Getreidefrucht noch weiter zu
verschönern, findet nach dem Schälen noch ein einmaliges bis dreimaliges Schleifen
statt und läſst man auf das letzte Schleifen ein Bürsten folgen um der Waare Glanz
zu geben. Besonders schönen, hohen Glanz erlangt der Reis durch das sogen. Poliren,
und hat Giuseppe Locarni in Vercelli auf der
Müllereiausstellung in Mailand 1887 eine Reispolirmaschine ausgestellt, bei welcher der Reis durch ein ganz
eigenthümliches Gewebe, welches aus etwa 4mm
dicken Flachs-Schnüren sammtartigDie an Stelle der Sammtnadeln gebrauchten Leisten mögen eine Höhe von 40 bis
50mm besitzen. hergestellt
ist, gerieben wird. Zu diesem Zwecke ist das Innere einer langsam rotirenden Trommel
mit diesem Gewebe überzogen; in derselben liegt eine kleinere Trommel, welche auſsen
mit demselben Gewebe bekleidet ist und der Reis gelangt zwischen beide und wird
einer sanften Reibung unterworfen. Die Leistung der Maschine ist der Menge nach
nicht bedeutend, denn in 2 Stunden werden etwa 150k Reis polirt (oder glacirt); jedoch ist der so behandelte Reis von hohem,
fast öligem Glänze und von weit glasigerem Aussehen, als der bloſs gebürstete. Durch
diese Behandlung soll der Reis haltbarer werden; gewiſs ist, daſs er ein weit
schöneres Aussehen als der bloſs gebürstete erlangt.
Fig. 10., Bd. 269, S. 67Bürstmaschinen oder Reinigungsmaschinen, bei
welchen Bürsten doch wesentlich mitwirken, sind von Wilhelm
Zahn in Berlin, H. Gathmann in Hannover und
Emil Fritsch in Leipzig patentirt worden. Bei der
Maschine von Zahn (*D. R. P. Nr. 40380 vom 8. December
1886) sind an einer senkrechten Trommel Schlagleisten angebracht, welche das
Getreide gegen einen mit Bürsten besetzten Mantel werfen. Fig. 7 zeigt die Anordnung in einem senkrechten Schnitte, aus welchem zu
entnehmen ist, daſs für gute Ventilation gesorgt ist.
Fig. 8 zeigt im wagerechten Schnitte die Anordnung
der Bürsten, deren Borstenbüschel in einem spitzen Winkel zur Bewegungsrichtung der
Schläger stehen. Bei der Anordnung von Gathmann (*D. R.
P. Nr. 38360 vom 6. Juli 1886) ist ein Bürstenconus an einer wagerechten Achse
angebracht, die Getreidezuführung erfolgt an der Achse, wie Fig. 9 zeigt, und wird das Getreide zuerst gegen den fest liegenden Stein
T gebürstet und dann gegen das aus kreisförmigen
Drahtringen und Verbindungsdrähten gebildete Sieb S.
Die Bürstmaschine von Fritsch (*D. R. P. Nr. 35275 vom
12. Mai 1885) arbeitet mit fest stehenden conischen Bürsten gegen unter denselben
rotirende Steine und ist, wie Fig. 10 darstellt, aus
zwei gleichartigen Abtheilungen zusammengesetzt. Oben an der Maschine befindet sich
der Ventilator, und die Luftbewegung erfolgt bei x quer
der Richtung des Getreidestromes, ist daher recht wirksam.
Magnetische Auslesemaschine. Abweichend von der
gewöhnlichen Anordnung, bei welcher die Polenden der Magnete in der geneigten Fläche
eingelassen sind, über welche das Getreide abgleitet, bringt Alwin Hempel in Dresden (*D. R. P. Nr. 42950 vom 1. Oktober 1887) die
gewölbten oder dachförmigen Polschuhe der Magnete am Ende der schiefen Ebene so an,
daſs das Getreide zuerst auf die Polschuhe und dann zwischen denselben
hindurchfällt, wodurch enthaltene Eisentheile meist an der unteren Seite der
Polschuhe hängen bleiben und von dort auch während des Betriebes abgenommen werden
können. Nach der Patentzeichnung zu schlieſsen, verwendet Hempel Inductionsmagnete.
Getreide- Wasch- und Trockenmaschinen. Die
Getreidewaschmaschinen können zwar eine sehr vorzügliche Reinigung des Getreides
bewirken, sie machen aber nachfolgendes Trocknen erforderlich, und das vertheuert
den Vermahlungsvorgang wesentlich. Das Trocknen für sich allein genommen hat bei
naſs geernteter Frucht und dumpfig gewordenem Getreide allerdings hohe Bedeutung,
weil durch das Trocknen dem Verderben Einhalt gethan werden kann. Die vorliegenden
Neuerungen weisen theilweise Beachtenswerthes auf.
Die Waschmaschine von Arnold Niederer in Heidelberg und
Amandus Kahl in Hamburg (*D. R. P. Nr. 36418 vom
22. Januar 1886) läſst das Getreide aus der Spalte einer Gosse aus ganz geringer
Höhe in eine Wanne so fallen, daſs die Körner knapp vor der Zwischenwand w (Fig. 11 und 12) in das Wasser tauchen. Indem das Wasser mit
bestimmter Geschwindigkeit in der Richtung des Pfeiles flieſst, werden die Körner
sofort über die Zwischenwand w nach III mitgenommen und sinken dort gegen den Auslauf a1, während Steinchen
von gleichem oder gröſserem Volumen noch in II
niedersinken und bei a2
entfernt werden können; taube Körner und leichter Schmutz gelangen durch die
Oeffnung o1 in die
Abtheilung IV, aus welcher sie bei o2 abflieſsen, während
etwa mitgerissene schwere Körner zum Auslaufe a3 gelangen.
Soll diese Maschine gut arbeiten, dann muſs durch einen Kleinweizencylinder eine
Entfernung der kleinen Steinchen bereits früher stattgefunden haben, denn sonst
würden diese, obwohl specifisch schwerer, durch das bewegte Wasser dennoch über w mit den Getreidekörnern gerissen und nach a1 gelangen. Die
Wasserzuführung erfolgt durch das Einlaufrohr e.
Die Waschmaschine von F.
Brandstaedter in Louvain, Belgien (*D. R. P. Nr. 40927 vom 28. August 1886)
soll das Getreide waschen und zugleich schälen, indem dasselbe in einem
cylindrischen, stehenden Gefäſse, welches einwärts gerichtete, radiale Stäbe trägt,
von einer mit radialen Armen versehenen rasch umlaufenden Spindel gepeitscht wird.
Die Anordnung ist für postenweisen Betrieb eingerichtet und würde, ganz abgesehen
von der sehr kräftigen Durchfeuchtung des Getreides, nur geringe Leistung
bieten.
Fig. 11., Bd. 269, S. 69Fig. 12., Bd. 269, S. 69Von demselben Erfinder ist eine Getreidetrockenmaschine (* D. R. P. Nr. 41044 vom 4. Januar 1887) gebaut,
bei welcher in einem senkrechten Siebcylinder ein Flügelsystem rotirt, welches
sowohl hebend als trocknend wirkt. Getreide und Waschwasser treten unten ein,
schraubenförmige Flügel befördern das Getreide aufwärts, während andere Flügel einen
Luftstrom erzeugen, welcher trocknend wirken soll. Nahe an der Decke der Maschine
findet der Austritt des Getreides statt.
Ungleich beachtenswerther ist die Anlage für Waschen und
Trocknen, welche von Edmundson Scholes in
Hollinwood, England (* D. R. P. Nr. 40113 vom 13. Juli 1886) in dessen Patentschrift
dargestellt ist. Das Getreide fällt in ein stehendes Waschgefäſs, in welchem eine
Spindel mit Schlagleisten (Rührleisten) sich dreht, sinkt in diesem Gefäſse nieder
und gelangt in ein damit verbundenes, darunter befindliches, schräg liegendes Rohr,
welches auf gröſsere Höhe ansteigt, als die des Waschgefäſses. In diesem Rohre
befindet sich eine Getreideschraube, welche das Getreide hebt, und da das Rohr über
die Höhe des Wasserspiegels im Waschgefäſse hinausragt, so wird das Getreide durch die
Schraube aus dem Wasser gehoben und in ein Fallrohr befördert, welches es einer
Centrifuge zuführt. Diese wirkt ähnlich gewissen Milchcentrifugen ununterbrochen,
indem die Füllung oder der Zulauf nahe der Achse, der Auslauf oder die Hebung des
Getreides nahe an der Wand des Centrifugenkorbes durch fest stehende, schräg
gestellte Schaufeln erfolgt, um welche sich der Korb dreht.
Das ausgeschleuderte Wasser und das Getreide haben natürlich getrennten Ablauf. Das
Getreide gelangt sodann zu einer Trockenmaschine, welche aus über einander gesetzten
Tellern mit hohlen, durch Dampf geheizten Böden und einem Rührwerke besteht. Das
Getreide fällt aus dem Zuleitungsrohre auf den obersten Teller, wird von dem
Rührwerke allmählig gegen auswärts befördert, fällt auf den zweiten, gröſseren
Teller, wird auf diesem durch entgegengesetzt geneigte Rührer gegen einwärts
befördert, fällt durch eine nahe der Achse befindliche Durchbrechung des Tellers
nach abwärts auf den dritten Teller, auf welchem es wieder nach auswärts befördert
wird u.s.w., bis es endlich unten die Maschine trocken verläſst.
Oben an der Trockenmaschine ist ein Saugventilator angebracht, welcher die Dämpfe aus
der Maschine absaugt. Die Luftbewegung ist der Richtung der Bewegung des Getreides
entgegengesetzt, wie es sein soll.
Den Gegenstand des Patentes bildet eigentlich nur die Abführung von Schlamm und
schweren Verunreinigungen aus dem schrägen, die Getreideschraube enthaltenden Rohre.
Zu diesem Zwecke befindet sich an demselben eine feste, durchlochte Platte, einen
Oberboden bildend, unter welcher eine auf und ab gehende Platte mit conischen, in
die Löcher des Doppelbodens passenden Zapfen bald den Abfluſs des Schlammes
gestattet, bald aufhebt, wodurch ein Festsitzen des Schlammes einerseits und ein zu
groſser Wasserverlust andererseits vermieden ist. Etwas oberhalb des genannten
Doppelbodens befindet sich an der Unterseite des schrägen Rohres ein Ausschnitt, in
welchen sich schwere Verunreinigungen, Steinchen u. dgl., einlagern. An diesem
Ausschnitte ist ein Zellenrad (Trommel mit Aussparungen) angeschlossen, welches
ruckweise Drehungen macht. Aus dem Rohrausschnitte fallen die Steinchen in die
Zellen des Rades und werden durch dessen Drehung entfernt, gleichfalls ohne allzu
groſsen Wasserverlust. Die ganze Anordnung scheint wohl durchdacht, doch ist Waschen
und nachfolgendes Trocknen eine theuere Reinigung, welche nur in Ausnahmsfällen
gerechtfertigt ist.
Unter der Benennung Reinigungsmaschine hat Emil Weiſs und Louis Fränkel in Berlin (*D. R. P. Nr.
37831 vom 1. Mai 1886) eine in der Hauptsache vielen Getreideputzmaschinen sehr
ähnliche Maschine patentirt erhalten, welche er zum Auflösen
plattgedrückten Schrotes verwendet wissen will. Die Maschine ist eine
stehende. In einem Mantel aus Drahtgewebe, dessen lothrechte Drähte scharfkantig und
dessen wagerechte Drähte
rund sind, dreht sich ein System von Scheiben, welche an den Umflächen gleichfalls
mit solchem Drahtgewebe bekleidet sind, und tragen die Scheiben an der Unterseite
Flügel. Der Mantel ist entsprechend der Scheibenzahl durch nach innen einspringende
Ringe in Abtheilungen getheilt; jede Abtheilung steht durch einen Ausschnitt im
Ringe mit der nächsten in Verbindung, und da die Ausschnitte um 180° versetzt sind,
so muſs jedes Theilchen jede Abtheilung mindestens halb durchlaufen. Auf diesem Wege
finden zahlreiche Stöſse des plattenförmigen Schrotes an den Mantel- und
Scheibenwänden statt und dadurch die Auflösung des Schrotes. Empfehlenswerth kann
diese Maschine für Schrot aus hartem Weizen gar nicht, für plattes Schrot aus
weichem Weizen auch nur bei einem einfachen, weniger auf weiſse Züge gerichteten
Mahl verfahren sein.
Zum Schlusse dieses Abschnittes sei noch des Verfahrens gedacht, geschälte Hülsenfrüchte mit einem schützenden Ueberzuge
zu versehen, welches den Gegenstand des Patentes von Friedrich Krietsch in Wurzen, Sachsen (D. R. P. Nr. 39223 vom 27. Oktober
1886) bildet. Krietsch beabsichtigt, das Eindringen der
atmosphärischen Luft in den Kern geschälter Hülsenfrüchte dadurch zu verhindern,
daſs er dieselben in einen mit Dampfröhren umgebenen Cylinder bringt, bei dessen
Durchlaufen durch Zuführung von heiſsem Wasser oder Dampf eine Erwärmung auf 40 bis
50° R. erzielt wird, worauf die Hülsenfrüchte unmittelbar in eine Maschine mit
glatten Arbeitsflächen gelangen, welche dieselben Korn an Korn reiben, wodurch eine
Erwärmung bis 70° R. erfolgt. Durch die Erwärmung und das Reiben wird eine gebildete
Kleisterschicht geglättet und hierdurch eine Art Ueberzug erzielt, welcher die
Hülsenfrüchte (Erbsen u. dgl.) vor der Einwirkung der Luft schützen und ihnen ein
schöneres Aussehen verleihen soll. Die Patentschrift enthält keine näheren Angaben
über die angewendeten mechanischen Mittel.
(Fortsetzung folgt.)