Titel: | C. und E. Fein's Telephon-Anlagen für den Hausgebrauch. |
Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 122 |
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C. und E. Fein's Telephon-Anlagen für den
Hausgebrauch.
Mit Abbildungen.
Fein's Telephon-Anlagen für den Hausgebrauch.
Die Verwendung des Telephons für Privatzwecke hat in Deutschland noch bei Weitem
nicht die Ausdehnung erlangt, wie anderwärts, und wie man es bei dem groſsen Nutzen,
den eine solche Verwendung in Aussicht stellt, wohl erwarten sollte. An
Telephon-Anlagen, welche die Vortheile der Benutzung des Telephons im häuslichen
Gebrauche zu verwerthen und durch dieselbe den persönlichen Verkehr im Innern von gröſseren Gebäuden und ausgedehnteren
Höfen, mögen dieselben nun bloſs als Wohnungen benutzt werden oder irgend welchen
geschäftlichen Zwecken dienen, zu erleichtern bestimmt sind, wird man indessen nach
verschiedenen Richtungen hin andere Anforderungen stellen, als an städtische
Telephonnetze. Bei letzteren wird die Vermittelung des Verkehres in den
Vermittelungsämtern erfahrenen Beamten übertragen, welche zugleich die ganze Anlage
fortlaufend überwachen und jede Störung schleunigst beseitigen. Anlagen in
ausgedehnten Baulichkeiten dagegen, in denen eine Verwaltungsbehörde ihren Sitz hat,
ein kaufmännisches Geschäft untergebracht ist, irgend eine gewerbliche Thätigkeit
ausgeübt wird u. dgl., ermangeln einer solchen beständigen fachmännischen
Beaufsichtigung, und bei ihnen muſs daher um so mehr eine bequeme und dauernd
zuverlässige Handhabung sicher gestellt werden; zumeist ist aber auch in höherem
Maſse eine geschmackvolle Ausführung der verwendeten Apparate anzustreben, damit
dieselben auch in fein ausgestatteten Arbeitsräumen sich nicht als eine Unzierde der
Schreibtische auffällig machen. Diesen Rücksichten ist bei der nachfolgend
beschriebenen Einrichtung Rechnung getragen worden, welche C. und E. Fein in Stuttgart ganz neuerdings für die von ihnen
auszuführenden Telephon-Anlagen für den Hausgebrauch gewählt haben. Natürlich lassen
sich diese Apparate auch zum Anschluſs an die Netze von städtischen Telephon-Anlagen
benutzen.
Die Ausrüstung einer Sprechstelle besteht aus einem Druckknopf zum Anrufen einer andern Stelle,
einem Mikrophon als Geber, zwei kleinen Dosentelephonen als Empfängern und einer
selbstthätigen Umschaltvorrrichtung für die Telephone und das Mikrophon. Das Ganze
ist tragbar und entspricht dadurch seiner Bestimmung noch vollkommener. Alle die
genannten Theile sind nämlich in der aus Fig. 1
ersichtlichen Anordnung an einer ornamentalen Säule angebracht und lassen sich in
der bequemsten Weise durch ein leicht biegsames Kabel mit den an der Wand
befestigten Leitungsdrähten bezieh. mit dem für jede Sprechstelle erforderlichen
Wecker in Verbindung setzen, welch letzterer am zweckmäſsigsten in der Nähe des
Arbeitstisches aufgehängt wird.
Fig. 1., Bd. 269, S. 122Das Mikrophon ist auf dem oberen Theile der genannten Säule zwischen zwei
metallenen Trägern drehbar befestigt. Es besteht in der Hauptsache aus zwei über
einander liegenden dünnen, kreisförmigen Kohlenplatten; gegen die obere als
Schallplatte wird gesprochen; der Raum zwischen den Platten ist durch ein lose
eingeschüttetes, grobkörniges Graphitpulver ausgefüllt (ähnlich wie auch bei Berliner's neuerem Mikrophon; vgl. 1887 266
* 245). Die Platten befinden sich in einem Gehäuse aus
Hartgummi, welches mit seiner Achse in den beiden Trägern gelagert ist und sich
leicht drehen läſst, so daſs der Sprechende während der Unterredung jede beliebige
Stellung einnehmen kann. Diese beiden Träger bilden gleichzeitig die
Stromzuleitungen zu den beiden Mikrophonplatten, und stehen mit der Inductorrolle,
welche im Fuſse der Säule untergebracht ist, in Verbindung.
Fig. 2., Bd. 269, S. 122Die für den Apparat verwendeten Telephone zeichnen sich durch ihre geringen
Abmessungen und die dadurch erreichte leichte Handhabung aus. Die innere Einrichtung
eines solchen läſst sich nach abgeschraubtem Mundstück aus der Fig. 2 ersehen. Sein Magnet, welcher in einem kleinen
cylinderförmigen Gehäuse von Metall eingeschlossen ist, besteht aus einem doppelten
Stahlringe, dessen Polenden in demselben Durchmesser nach der Mitte hin gehen und
mit kreissegmentförmigen
Inductionsrollen derjenigen Anordnung versehen sind, welche für Fein schon 1880 (*D. R. P. Nr. 10673; vgl. 1881 239 488) patentirt worden ist.
Innerhalb der Säule ist der Hebel der selbstthätigen Umschaltvorrichtung gelagert, an
welchem die Telephone aufgehängt sind. Derselbe kommt beim Abnehmen, bezieh. beim
Wiedereinhängen der letzteren mit drei, im Inneren der Säule befindlichen
Reibungscontactfedern wechselsweise in Berührung, wodurch im ersten Falle die
Telephone eingeschaltet werden und gleichzeitig das Mikrophonelement geschlossen
wird, während im zweiten Falle die zum Anruf dienenden Apparattheile wieder in die
Leitung eingeschaltet werden.
An der Vorderseite der Säule befindet sich noch der Knopf des Tasters zum Geben des
Anrufsignales, dessen Contacttheile ebenfalls im Inneren der Säule untergebracht
sind.
Soll nun eine Unterredung zwischen zwei mit diesen Apparaten ausgerüsteten
Sprechstellen stattfinden, so wird zunächst der Tasterknopf der einen
niedergedrückt, wodurch der Wecker der anderen Station ertönt. Nach Abgabe des
Antwortsignales nehmen dann beide Personen die Telephone ab und schalten sie dadurch
selbstthätig in die Leitung ein, worauf die Unterredung in bekannter Weise begonnen
wird. Dieselbe erfordert gar keine Anstrengung, da sich mit den beschriebenen
Einrichtungen eine klare Verständigung auch bei ganz leisem Sprechen leicht
erreichen läſst.
Für ausgedehntere Anlagen, bei welchen eine gröſsere Anzahl von Sprechstellen mit ein
und demselben Orte, also mit einer gemeinschaftlichen Centralstelle in Verbindung
gebracht werden soll, muſs für die letztere der eben beschriebene Fernsprechapparat
noch mit einer Umschaltvorrichtung versehen werden, durch welche ein beliebiges Aus-
und Einschalten der damit verbundenen Stellen in einer einfachen und übersichtlichen
Weise ausgeführt werden kann.
Die Fig. 3 stellt einen für diesen Zweck bestimmten
Telephonapparat dar; aus derselben ist die Einrichtung seines Umschalters, dem eine
kreisförmige Form mit einer in einem Halbmesser des Kreises angeordneten Kurbel
gegeben wurde, ohne weitere Erklärungen verständlich. Der Apparat wird ebenfalls
durch eine leicht biegsame Leitungsschnur, welche ebenso viel Adern enthält als
Stationen vorhanden sind, mit den festliegenden Zimmerleitungsdrähten, bezieh. mit
einem entsprechend groſsen Nummernapparat in Verbindung gebracht, der dann beim
Gebrauch gleichzeitig die Stelle anzeigt, welche zu sprechen wünscht. Die übrige
Einrichtung dieses Fernsprechers ist in der Hauptsache dieselbe wie diejenige des
zuerst beschriebenen Apparates, nur besitzt er zwei Tasterknöpfe, welche sich an der
linken und rechten Seite des Apparatuntersatzes befinden; der eine derselben dient
zum Geben des Anrufes, der andere aber zum Zurücklegen der Seheiben oder Klappen des Nummernkästchens.
Diese werden gewöhnlich durch besondere Leitungen mit den zugehörigen Sprechstellen
verbunden, was bei derartigen Anlagen insofern weniger in Betracht kommt, als diese
in den meisten Fällen keine groſse Ausdehnung haben und deshalb die Länge der
erforderlichen Leitungsdrähte nicht sehr ins Gewicht fällt.
Fig. 3., Bd. 269, S. 124Wird nun bei einer solchen Anlage von irgend einer Stelle aus eine
telephonische Unterredung gewünscht, so drückt sie den Taster ihres Apparates
nieder, wodurch der Wecker der Centralstelle in Thätigkeit kommt und gleichzeitig
die betreffende Nummer am Kästchen erscheint, die so lange sichtbar bleibt, bis sie
der Gerufene in der oben angegebenen Weise wieder zurücklegt. Derselbe bringt dann
die Kurbel seines Apparates auf das zur sichtbar gewordenen Nummer zugehörige Feld
und gibt durch Drücken auf seinen Taster das Rücksignal, worauf nach Abnehmen der
Telephone die Unterredung beginnen kann. Wird dagegen der Anruf durch die
Centralstelle zuerst gegeben, so spielen sich diese Vorgänge in der umgekehrten
Aufeinanderfolge ab.
Eine Verbindung zweier beliebiger Sprechstellen unter einander ist mittels des in
Fig. 3 abgebildeten Umschalters nicht zu
ermöglichen. Es wird aber nicht schwer halten, denselben im Bedürfniſsfalle – etwa durch Hinzugabe
einer zweiten Kurbel nebst Zubehör – so umzuändern, daſs er auch die Leitungen
zweier beliebigen Stellen mit einander zu verbinden vermag.