Titel: | Ueber die Herstellung gewebter Spitzen. |
Autor: | H. Glafey |
Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 301 |
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Ueber die Herstellung gewebter
Spitzen.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 15.
Ueber die Herstellung gewebter Spitzen.
Seit ungefähr zwei Jahren kommen im Handel wollene Spitzen in den verschiedensten
Farben vor, welche sich besonders durch ihren niedrigen Preis auszeichnen und in
Folge dessen in der Putzmacherei und Confection eine groſse Verwendung finden. Der
niedrige Preis dieser Spitzen ergibt sich aus deren Herstellungsweise, sie sind
nicht geklöppelt, gehäkelt u.s.w., sondern auf dem Webstuhle angefertigt und dann
einem Appretur verfahren unterworfen, durch welches ihnen das Aussehen der echten
Spitzen gegeben wird.
Das Verfahren und die zur Ausführung dieses Verfahrens dienende Vorrichtung, den
durch die Webeart spitzenartig vorbereiteten Geweben das Ansehen echter Spitzen zu
geben, rührt von Gustav Wuppermann, Friedrich Siebel
und Caspar von der Mühlen, sämmtlich in Barmen, her und
ist Gegenstand des *D. R. P. Kl. 8 Nr. 35509 vom 19. Mai 1885.
Das Verfahren besteht darin, daſs das vom Webstuhle kommende Gewebe durch eine
Vorrichtung geführt wird, in welche es in seiner natürlichen Breite, also im
trockenen Zustande eintritt, an den Kanten gefaſst, nach links und rechts in die Breite gezogen, dann
bei fortgesetztem Auseinanderziehen einer Dämpfung unterworfen und in ausgedehntem
Zustande leicht getrocknet wird. Durch das Dämpfen werden die Kettenfäden weich und
plastisch und kommen in Folge des Auseinanderziehens des Gewebes in eine Wellenform,
die sie, da das Trocknen dem Dämpfen sogleich folgt, auch beibehalten, wenn die
Waare nicht mehr gespannt ist.
Die Vorrichtung gleicht im Wesentlichen einer Spannrahmenmaschine mit Nadelketten,
wie solche zum Ausbreiten, Strecken, Spannen und Trocknen benutzt wird. Während aber
der Zweck der letzteren der ist, das durch das Weben entstandene oder durch die
Behandlung in der Färberei und Appretur hervorgerufene „Schieflaufen“ der
Fäden zu beseitigen, um der Waare ein ganz regelrechtes Aussehen zu geben, d.h.
Kette und Schuſs rechtwinkelig zu einander erscheinen zu lassen, so hat die
vorliegende Vorrichtung gerade den Zweck, den Kettenfäden der spitzenartig gewebten
Waaren die ursprüngliche, im Wesentlichen rechtwinkelige Lage zu den Schuſsfäden zu
nehmen, sie aus der geraden, zur Kante parallelen Richtung zu bringen und ihnen eine
bleibende Wellen form zu geben.
Die Vorrichtung besteht aus einem passend construirten und zusammengefügten Gestelle
A. Auf demselben ruht an der vorderen Seite (Fig. 1 und 2 rechts Taf.
15) die Achse C in Lagern F; hinten (Fig. 1 und 2 links) sind zwei Achsen
DD1 auf besonderen
Unterlagsplatten WW1
mit Längsschlitzen X X1
in Lagern EE1 beweglich
und in der Wagerechten etwas drehbar montirt. Auf diesen Achsen sitzen zwei
Scheibenpaare GH, G1
H1 und die Achse C trägt ferner die feste und lose Antriebsscheibe JJ1. Ueber je ein
Scheibenpaar GH und G1
H1 ist ein in Abständen
von 6 bis 8mm mit Nadeln besetztes Band BB1 gezogen und über
den Scheiben GG1 ist
eine Bürstenwalze K in den Lagerbocken L so montirt, daſs sie gerade sanft auf die Scheiben
bezieh. die über dieselben laufenden Nadelbänder drückt und durch Reibung mit ihnen
umläuft und den auf die Bänder gelegten Stoff in die Nadeln eindrückt. Die Scheiben
GG1 und HH1 sind mit ihren
Nadelbändern verschiebbar, so daſs die letzteren der jeweiligen Breite der zu
bearbeitenden Waare entsprechend eingestellt werden können. Auf ihrem Wege von G bis H werden die
Nadelbänder zwischen den in der Breitenriehtung verstellbaren Führungskluppen OO1 und PP1 geführt und durch
diese gezwungen, erst (zwischen G und O) eine ziemlich stark divergirende Richtung
einzunehmen, zwischen O und P ebenfalls noch aus einander zu gehen, doch weniger als von G bis O, und dann von G bis H wieder zu
convergiren, um bei H etwa die Weite zwischen OO1 einzunehmen, damit
die nun ausgespannte Waare bequem von den Nadelbändern abgenommen werden kann. Die
Kluppen OO1 und PP1 sind auf Spindeln
R und S in den Lagern
T und U mittels
Stellschrauben befestigt
und können leicht in der Breitenrichtung der Maschine verstellt werden.
Zwischen den Kluppen O und P ist ein Dämpfkasten aufgestellt, durch welchen die Nadelbänder mit der
Waare hindurchgeführt werden, damit letztere angefeuchtet und gedämpft und hierdurch
geschmeidiger und plastischer wird, so daſs die Kettenfäden leicht in die ihnen
vorgeschriebene Lage übergehen können, um beim Trocknen in derselben zu verbleiben.
Der Dämpfkasten ist von bekannter Construction. Er besteht aus einem
parallelepipedischen Gefäſse mit oberem Siebboden, in welches durch das Rohr Y Dampf eingeleitet wird, während das
Condensationswasser durch das Rohr Z austritt.
Es liegt zunächst in der Natur des hier in Rede stehenden Gewebes, eine groſse
Erweiterung in der Breite zuzulassen, da dasselbe sehr locker ist. Die Bindung ist
eine derartige, daſs der Schuſs nie die ganze Breite des Gewebes direkt durchläuft,
sondern seinen Weg sprungweise macht und jeweils mit einem Bündel Kettenfaden
wiederholt sich verbindet, um dann auf ein anderes Bündel überzugehen, sich mit
diesem ebenso und vielleicht mit einer kleinen Abänderung einige Male zu verbinden
u.s.w., bis die ganze Breite durchlaufen ist, um auf dem Rückwege dasselbe Spiel zu
wiederholen, jedoch die Kettenfadenbündel anders wählend als zuvor.
Die Art und Weise, wie diese sprungweise Einführung des Schuſsfadens erfolgt, hängt
von dem zu erzeugenden Muster ab und ist also Sache des Webers, hat aber keinen
Einfluſs auf das Appreturverfahren.
Wenn nun ein solches Gewebe, indem es durch die Nadeln der Vorrichtung an beiden
Seiten festgehalten ist, durch die Nadelbänder gleichzeitig nach links und rechts in
die Breite gezogen wird, wie es bei der vorliegenden Vorrichtung der Fall ist, so
werden die Kettenfäden abwechselnd nach links und rechts gezogen und nehmen die
Wellenform an. Diese sollen sie aber beibehalten, und damit dieses geschieht, muſs
die Reihenfolge der von der Vorrichtung ausgeführten Operationen eine ganz bestimmte
sein.
Bei den gewöhnlichen Spannrahmenmaschinen wird die Waare feucht in dieselben
eingeführt, sei es, daſs sie vorher mit einer Appreturmasse behandelt oder aus
irgend welchem Grunde angefeuchtet worden ist. Durch diese Operation werden die
Fäden zusammengezogen und die Waare wird schmäler und bisweilen auch etwas kürzer.
Der Zweck der bekannten Spannrahmen und Trockenmaschinen ist es nun, diesen Verlust
an Längen- und Breitenmaſs wieder auszugleichen, oft auch etwas mehr als nur zu
ersetzen. Nebenbei soll dem Gewebe Geschmeidigkeit gegeben und etwaige Appretur- und
Webefehler sollen beseitigt werden.
Ganz anders dagegen ist die Reihenfolge und Wirkungen der Operationen bei
gegenwärtigem Verfahren und anders ist der Zweck der dabei verwendeten
Vorrichtung.
Hier wird die Waare trocken in die Vorrichtung eingeführt, und erst, nachdem sie
schon erbreitert ist und während dieses noch vor sich geht, wird sie heiſsen Dämpfen
ausgesetzt, um dadurch die thierische (Woll-)Faser zu erweichen. Dann hält die
Vorrichtung die Waare noch eine kurze Zeit, damit sie erkalten kann und so, wenn
abgenommen, die neue Form mit wellenförmig verlaufenden Kettenfäden behält. Das
Trocknen wird dabei nicht künstlich beschleunigt.
Durch Ausübung dieses Verfahrens unter Verwendung der vorgehend erläuterten Maschine
ist es nur möglich, die durch die Webeart spitzenartig vorbereiteten Gewebe derart
zu verändern, daſs ein spitzenartiges Muster zum Ausdrucke kommt, wenn die Spitze
flach und geradlinig aufliegt. Nun sollen die Spitzen aber als Besatz eines Kleides
oder auch zu einem ganzen Kleide benutzt, „conisch“ und in Falten sich legen,
so zwar, daſs jede Falte wieder den Theil eines Kegels bildet, welcher mit seiner
Spitze an dem Bördchen liegt und dort festgenäht wird.
Caspar von der Mühlen und Friedrich Siebel in Barmen bringen nun die Falten gleich beim Appretiren
in die Spitze, d.h. sie behandeln sie so, daſs bei geraden Bördchen der zackige und
gemusterte Theil sich „conisch“, d.h. wie der Mantel eines Kegels und in
gleichmäſsige halten legt, und daſs diese Falten beliebig tief oder breit in die
Waare eingeprägt werden. Das zu diesem Zwecke zu beobachtende Verfahren ist im
Grunde dasselbe, wie das durch *D. R. P. Nr. 35509 geschützte und vorstehend
beschriebene: Die Spitze wird trocken aufgenadelt, langsam aus einander gezogen,
währenddessen heiſsen Dämpfen ausgesetzt, um plastisch und weich zu werden, dann auf
den Maschinen etwas zusammengehen gelassen, damit sie bequem abgenadelt werden
kann.
Während aber nun hiermit nach dem alten Verfahren die Operation beendet ist, kommt
jetzt die Spitze noch zwischen zwei conische, cannellirte Walzen, die zahnartig in
einander greifen, und in Bezug auf ihre Mittelpunkte einander genähert oder von
einander entfernt werden können bezieh. auch heizbar sind, oder zwischen zwei
doppelte, endlose Gliederketten, deren Verbindungsbolzen zwischen den Kettenpaaren
Kegel bilden und wobei die Entfernung von Glied zu Glied, von Kegelachse zu
Kegelachse gleich dem doppelten Durchmesser der Kegelbasis ist oder etwas mehr, so
daſs die eine Kegelkette zum Theile in die andere eingesenkt werden kann und
folglich ein zwischen beiden Ketten liegendes Gewebe eine Wellenform annehmen muſs,
mit nach einer Seite tiefen, nach der anderen Seite schwächer werdenden Wellen.
Damit aber dieses möglich wird, muſs die dem Patente Nr. 35509 zu Grunde liegende, in
den Fig. 1 und
2 Taf. 15
dargestellte Maschine so abgeändert werden, daſs sie die Erweiterung der Spitze
derartig bewirkt, daſs dieselbe am Bördchen weniger, am anderen (Zacken-)Rande mehr
aus einander gezogen wird, und zwar sowohl in der Länge als auch in der Breite. Die
Spitze muſs „conisch“ erbreitert werden, d.h. so daſs sie die vielfache
Abwickelung eines abgestumpften Kegels bildet.
Die Maschine, welche das „conische Erbreitern“ und das in „Wellenlegen“
der gewebten Spitzen ausführt, ist durch das *D. R. P. Kl. 8 Nr. 42844 vom 6. Mai
1887 geschützt und in den Fig. 3 bis 5 Taf. 15 und Textfig. 1 bis 3
dargestellt. Derjenige Theil derselben, welcher die erste Operation, also das
conische Erbreitern bewirkt, besteht im Wesentlichen aus zwei groſsen
Arbeitsscheiben A und B,
welche jede für sich auf einer besonderen Achse C
bezieh. D aufgekeilt und unabhängig von einander
drehbar sind, Achse C ruht in den beiden Lagern EE1 auf dem
Säulenständer F.
Fig. 1., Bd. 269, S. 304
Fig. 2., Bd. 269, S. 304
Dieser selbst steht auf einem Lagerstuhle G und ist mittels des rund abgedrehten Fuſsflansches so
darauf befestigt, daſs er in wagerechter Richtung gedreht werden kann, was durch die
in dem Fuſsflansche angebrachten Rundschlitze H
ermöglicht wird. Der Lagerstuhl G steht auf einer
Fundamentplatte J mit gehobelten Führungsleisten und
Längsschlitzen K, so daſs er, wenn die
Befestigungsschrauben, mit denen er auf J aufgeschraubt
ist, gelöst sind, mittels der Schraube L und einer in
ihm passend angebrachten Mutter in der Längsrichtung mitsammt dem Säulenständer und
der auf ihm befestigten Theile, Lager, Achse und Scheibe (ECA) in der Längsrichtung verschoben werden, also Scheibe A der Scheibe B in
paralleler Richtung genähert oder von ihr entfernt werden kann. Schraube L findet ihren Stützpunkt im Lager M, das ebenfalls auf der Fundamentplatte J, aber unverrückbar sitzt. Lager M nebst Lager M1, die beide auf der Fundamentplatte J stehen, dienen zur Lagerung der Hauptachse O der Maschine. Die letztere geht durch den Lagerstuhl
G hindurch, unter welchem sie das Kegelrad P trägt, das mit dem gleichen Rade P1 auf der senkrechten
Achse Q, die durch die Säule F hindurchgeht, in Eingriff steht. Oben auf der Achse Q sitzt das Kegelrad R,
das mit dem Zahnrade S auf der Achse C zusammen
arbeitet, woraus sich die Inbetriebsetzung der Scheibe A von der Hauptachse O aus ergibt.
Fest- und Losscheibe T dienen zur Aufnahme der
Betriebskraft von einer Transmission.
Die Scheibe B sitzt am inneren Ende der Achse D, der Seheibe A
gegenüber. Achse D ist ähnlich wie C in zwei Lagern U und U1 gelagert. U1 steht auf der an V angeschraubten Console W. Der Ständer V ist, ähnlich wie der
Säulenständer F auf dem Lagerstuhle G, auf der Fundamentplatte J drehbar befestigt, indem sein runder Bodenflansch in geeigneten
Führungen und mittels der Schlitze X bis zu einem
gewissen Grade in der Wagerechten gedreht werden kann.
Rechts vom Ständer V sitzt nun auf der Hauptachse O ein gleiches Kegelrad Y
wie P, das mit dem Rade Y1 auf der senkrechten Achse Z in Eingriff steht, welch letztere in Halslagern a und a1 am Ständer V ruht und
oben das Kegelrad b trägt, das seinerseits mit dem ihm
gleichen Kade c auf der Achse D in Eingriff steht.
Aus der beschriebenen Anordnung folgt, daſs die Scheiben A und B in gleicher Richtung und mit gleicher
Geschwindigkeit von der Hauptachse O aus in Umdrehung
versetzt werden können. Um die Maschine für Versuche und zum Mustermachen, statt von
einer Transmission, mit der Hand regieren zu können, ist am freien Ende der Achse
D eine Kurbel d
angebracht.
Wenn nun die beiden als gleich groſs vorausgesetzten Scheiben A und B von je einem Nadelbande umgeben und
mittels der drehbaren Ständer F und V divergirend gegen einander gestellt werden, wie es
die schematische Textfig. 1 andeutet, und man dreht
dieselben in der Richtung des Pfeiles (Fig. 3 Taf. 15), und legt
an der genäherten Seite beider eine Spitze so auf, daſs z.B. das Bördchen auf der
Scheibe A, die Zackenseite auf der Scheibe B aufgenadelt wird, so wird die Wirkung in Beziehung
auf die Spitze genau dieselbe sein, wie bei der durch * D. R. P. Nr. 35509
geschützten Maschine. Die Spitze wird nach und nach aus einander gezogen, erreicht
an der der Eingangsstelle diametral entgegengesetzten Seite ihre gröſste Breite,
läuft dann wieder etwas zusammen, bis sie von den Nadelbändern abgenommen wird.
Während des Erbreiterns kann die Spitze mittels einer geeigneten Dämpfvorrichtung
ebenfalls gedämpft werden und wir hätten also somit dasselbe Verfahren und die
ähnlich wirkende Vorrichtung wie früher. Nun soll aber die Spitze an der Zackenseite
mehr ausgezogen werden, d.h. eine gleichzeitige Streckung erfahren und zwar in der
Länge.
Um dies zu erreichen, muſste zu der bisher beschriebenen Maschine ein neues Element
hinzukommen, welches den einen wesentlichen Theil der Verbesserung ausmacht. Es ist
die Scheibe B so construirt, daſs man ihren Umfang
beliebig vergröſsern kann, natürlich muſs auch das Nadelband dieser Erweiterung
folgen können. Sie ist deshalb nicht aus einem Stücke angefertigt, sondern aus Segmenten i zusammengesetzt, welche an Armen h sitzen, die auf den an die Nabe g angegossenen Armen f mit
Hilfe der Schrauben k verstellt werden können (Fig. 3 und 4 Taf. 15).
Damit die Verschiebung bei allen Armen gleich groſs und gleichzeitig bewirkt wird,
ist auf Nabe g eine Nabe l
mit Scheibenkranz genau passend aufgesetzt. In diesem Scheibenkranze sind
concentrische Schlitze m eingeschnitten, in welchen
Bolzen n stecken und darin verschoben werden können.
Mit diesen Bolzen sind die Stangen o an einem Ende
verbunden, während deren andere Enden gelenkig mit den Armen der
Scheibenkranzsegmente zusammenhängen. Wenn also nun die Bolzen n in den Schlitzen m
verschoben werden, ziehen die Stangen o die Segmentarme
und die Segmente selbst nach innen oder schieben sie nach auſsen und der Durchmesser
bezieh. der Umfang der Scheibe wird verändert.
Würden nun aber beide ursprünglich conachsial zu einander stehenden Scheiben auch bei
verändertem Durchmesser conachsial zu einander bleiben, so würde dies das Aufnadeln,
wenn auch nicht unmöglich machen, so doch wesentlich erschweren, so daſs der Werth
der Maschine in Beziehung auf Leistungsfähigkeit ein geringer würde; denn wenn die
eine Scheibe 10 bis 100mm über der anderen an der
Einlauf- oder Aufnadelseite vorstehen würde, wäre es schwer, die Spitzen gut und
gleichmäſsig aufzunadeln. Die Scheibe muſs deshalb ferner mit einer Einrichtung
verbunden sein, durch welche es möglich wird, trotz gröſseren Durchmessers der
einen, die Einlaufseiten beider Scheiben in gleicher Höhe zu erhalten, so daſs die
Projectionen der Umfangskreise beider Scheiben zwei sich innen berührende Kreise
bilden (Textfig. 3).
Fig. 3., Bd. 269, S. 306Der Mittelpunkt bezieh. die geometrische Achse der Scheibe mit
veränderbarem Durchmesser muſs zu diesem Zwecke ebenfalls verstellbar sein. Es sind
deshalb die Lager U und U1 auf dem Ständer V bezieh. der Console W mittels der Schlitze
pp1 verschiebbar
und auch die Lager aa1
sind verstellbar angeordnet. Diese letzteren können aber, ebenso wie die von ihnen
geführte Achse Z, eine Drehbewegung ausführen, indem
sich letztere um den Durchschnittspunkt ihrer geometrischen Achse mit der geometrischen
Achse von O dreht und es bleiben in Folge dessen die
Räder Y1 und b in richtigem Eingriffe mit den Rädern Y und c. Bei groſser Verschiebung der Achse D kann es nothwendig werden, daſs das Rad b etwas gehoben werden muſs.
Auf diese Weise wird es möglich, die Achsen der Scheiben A und B in wagerechter Richtung gegen
einander so zu verschieben (eigentlich nur die Achse von B), daſs auch bei beliebig gröſser werdendem Durchmesser von B die Aufnahmeseiten in gleicher Lage bleiben, also
ihre Projectionen sich berühren.
Wenn man nun die Umfänge der beiden Scheiben durch ein Netz von Umhüllungslinien
verbindet, wie es Textfig. 2 andeutet, so bilden
diese den Mantel eines schiefen abgestumpften Kegels, dessen Mantellinien an der
Aufnahmeseite am kürzesten, an der diametral gegenüberliegenden Seite am längsten
sind und wobei die Umfänge der beiden Grundflächen im Verhältnisse der Durchmesser
von einander verschieden sind. Diese Umhüllungsfläche (für den Zweck des conischen
Erbreiterns der Spitze jedoch nur zur Hälfte des Kegels) bildet die in
continuirlichem Gange stetig aufgenadelte Spitze. Berücksichtigt man dann noch, daſs
die beiden Scheiben, wie schon oben erläutert worden, auch noch convergirend gegen
einander gestellt werden, so ist einleuchtend, wie dieselben, wenn das Bördchen an
der unveränderlichen Scheibe aufgenadelt wird, die Spitze an der Zackenseite in
Länge und Breite ausgehen und diese so die Form eines Kegelmantels annehmen
muſs.
Die währenddessen auf sie einwirkende Dämpfung hat hierbei denselben Effect, wie bei
dem Verfahren des *D. R. P. Nr. 35509. Von α in Fig. 3 Taf. 15
ausgehend, kommt also die Spitze bei β in dem
gewünschten kegelförmig ausgebreitetem Zustande an.
Nun muſs sie noch der zweiten Operation unterzogen werden, durch welche sie in
gleichmäſsige kleine Wellen gelegt wird. Eine Bürstenwalze p nimmt deshalb die Spitze von den Nadelscheiben ab und führt sie in den
zu diesem Zwecke mit der Ausbreitevorrichtung in direktem Zusammenhange stehenden
Apparate. Dieser besteht aus zwei endlosen Gliederkettenpaaren qq1 und rr1 (Fig. 3 und 5 Taf. 15). Die Dreh- oder
Verbindungszapfen eines jeden Kettenpaares bilden conische Stege s und t, und die
Entfernung von Glied zu Glied, von Steg zu Steg ist so bemessen, daſs die Stege oder
Kegel der einen Kette in die Lücken der anderen zu liegen kommen. Die Ketten qq1 und rr1 werden um
Rollenpaare uu1 und vv1 gelegt, so daſs das
oben erwähnte Einlegen der kegelförmigen Stege der einen Kette in jene der anderen
stattfindet, sobald die Achsenträger w der Rollen u und v in senkrechter
Richtung nahe genug an einander gerückt sind, wie es Fig. 3 Taf. 15 und Textfig. 3 veranschaulicht.
Von geeigneter Stelle aus werden die Rollen u und v in mit der linearen Fortbewegung der Spitze
entsprechende Bewegung versetzt und mit ihnen also auch die Ketten und die zwischen
denselben liegende Spitze muſs sich demnach der durch die Kegelketten gebildeten
Wellenform anpassen. Diese Wellenform ist an der dünnen Kegelseite – Bördchenseite
der Spitze – gleich Null und nimmt nach der anderen Seite zu. Das Bördchen bleibt
also gerade; denn tiefer als bis zur Berührung der Kegelachsen oder Kettenrollen
können die Ketten überhaupt nicht einander genähert werden. Damit aber die Wellungen
in Tiefe und Länge (Breite der Spitze) verändert werden können, sind die
Rollenträger u und v auf
den Ständern w1, deren
Ende eine starke Schraube x bildet, mittels Mutter und
Gegenmutter senkrecht verstellbar befestigt.
Damit endlich auch nur eine Seite der Kette gesenkt werden kann, ruhen die
Lagerfutter der Rollenachsen in drehbaren Zapfen z,
welche also ohne Zwang eine geneigte Lage der Achsen zulassen.
Endlich sind die Kegelketten noch wagerecht verschiebbar, Stellringe sichern auf
ihren Achsenzapfen die jeweilige Lage.
Aus dieser Anordnung geht hervor, daſs der Spitze jede Wellung gegeben werden kann.
An Stelle der Kegelkette können cannellirte Kegelwalzen treten, welche zahnartig in
einander laufen, wie es Textfig. 4 zeigt. Die
Anwendung derartiger Kegelwalzen gestattet aber nicht die Hervorbringung
verschiedenartiger Wellungen ohne ein Auswechseln derselben, auch ihr Antrieb ist
wegen der im Winkel zu einander liegenden Achsen umständlicher.
Fig. 4., Bd. 269, S. 308Fig. 5., Bd. 269, S. 308Die Befestigung des Nadelbandes auf der Scheibe mit veränderbarem
Durchmesser geht aus Fig. 6 Taf. 15 hervor. Das eine Ende des Bandes sitzt fest auf einem
Segmente, das andere kann mittels eines Schlitzes und einer Schraube innerhalb der
nöthigen Grenzen darauf verschoben werden.
H. Glafey.