Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. |
Autor: | Morgen |
Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 324 |
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Ueber Fortschritte in der
Spiritusfabrikation.
(Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes S. 272
d. Bd.)
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
III. Gährung und Hefe.
Erfahrungen mit dem beweglichen Gährbottichkühler theilt
A. Heſse in Marzdorf in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 42, 49, 56 und 65, mit.
Angeregt durch die Mittheilungen Delbrück's über die
Versuche von Foth (vgl. 1887 263 532. 266 566 und 1888 267 325), welche einen günstigen Einfluſs der Bewegung und insbesondere
der Entfernung der Kohlensäure für die Gährung ergeben hatten, stellte Verfasser
Versuche mit in senkrechter Richtung beweglichen Gährbottichkühlern an. Die
umfangreichen Versuche führten zu einem sehr günstigen Resultate, wie die
nachfolgenden Angaben, welche wir den Schluſsfolgerungen des Verfassers entnehmen,
zeigen. 1) Es fand eine Verminderung des Steigraumes um 8 bis 10cm statt; da 1cm
27l,6 entspricht, beträgt mithin der mehr
bemaischte Raum 220 bis 275l, für welchen Steuer
nicht nochmals bezahlt werden darf. Für 700 Bottiche ergibt dieses für die Campagne
173250l, entsprechend einer Ersparniſs von
2270 M. an Steuer. 2) Bei dem neuen Verfahren werden für den Bottich 165k Kartoffeln mehr genommen. Bei 23,3 Proc. Stärke
und einer Ausbeute von 60 Literprocent für das Kilogramm Stärke ergibt dies 2800
Literprocent, entsprechend 6,9 M., oder für 700 Bottiche 4830 M. Dadurch verwerthen
sich beim Mehrverbrauche von 1625k 50k Kartoffeln auf 2,12 M., oder, da man 50k zu 1,20 M. kaufen kann, kosten 700 . 162,5 =
45500k = 2730 M.; man kann also selbst für
Auslandsspiritus die Kartoffeln kaufen und verdient daran immer noch 1100 M., bei
Contingentspiritus zu 48 M. bringt ein Bottich 11,05 M. und 50k Kartoffeln werden zu 3,40 M. besser verwerthet.
Die jährliche Mehreinnahme aber beträgt 7730 M. und bei Kaufkartoffeln der
Ueberschuſs 5000 M. 3) Wird von dem Zukaufe Abstand genommen, so werden durch den
Mehrverbrauch 45 Maischungen für die Campagne weniger erforderlich, wofür dann die
Gesammtsteuer à 43 M. mit 1935 M. in Wegfall kommt. In gleichem Maſse verringern
sich die Betriebskosten für Feuerungsmaterial, Löhne u.s.w. 4) Wie unter 2)
nachgewiesen, werden bei dem neuen Verfahren der Maische 38k,44 Stärke mehr zugeführt, entsprechend 2300
Literprocent Alkohol. Auf den Maischraum berechnet gibt dies eine Mehrausbeute von
0,71 Proc. wobei
allerdings für Gährungsverluste kein Abzug gemacht ist. Laut Journal hat der
Mehrertrag zwischen 0,5 und 0,75 Proc. geschwankt, es ist also damit bewiesen, daſs
das mehr zugeführte Material auch vollständig ausgenutzt ist. 5) Als weitere
Vortheile mögen hier kurz nur noch die folgenden angeführt werden: Die Möglichkeit,
sehr concentrirte Maischen von 28 Proc. und darüber gut, also bis auf etwa 1,7 bis
1,8 Proc. zu vergähren; ferner Ersparniſs an Kühlwasser, sowie Verminderung der
Alkoholverluste durch Verdunstung. Diesen Vortheilen steht nur die eine Mehrleistung
gegenüber, daſs nach beendigtem Betriebe zur Bewegung der Kühler die Maschine noch
eine Zeitlang gehen muſs. Da hierzu eine Dampfspannung von 1 bis 1at,5 genügt, so fallen die Mehrkosten den
erlangten Vortheilen gegenüber nicht ins Gewicht, um so weniger, als die Maschine ja
vielfach nach Beendigung des Betriebes so wie so noch zu anderen Arbeitsleistungen
benutzt wird. Verfasser ist der Ansicht, daſs die höhere Ausbeute von 0,5 bis 0,75
Proc. noch der Steigerung fähig ist und daſs sein Verfahren in Verbindung mit dem
Müller'schen Entschalungsapparate bei dem
gegenwärtigen Modus der Raumsteuer den höchstmöglichen Ertrag gewährleistet.
Zur Bekämpfung der Schaumgährung empfiehlt Johann Ernst Brauer in Gerfin in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 81, den
Zusatz von Roggen- und Haferschrot zu gleichen Theilen zur Maischmalzhefe, ferner
die ausschlieſsliche Verwendung von Hafermalz zur Hauptmaische, Zusatz der Hefe bei
31° und Abkühlen bis auf 14°. Durch die verschiedenen Materialien zur Hefeernährung
wird eine recht kräftige Hefe erzielt und dieses ist besonders erwünscht, um vor
Eintritt des Schaumes eine genügende Menge Alkohol in der Maische zu haben, der am
meisten zur Tilgung des Schaumes beiträgt. Auch mag der Fettgehalt des Hafers
günstig wirken. (Die günstige Wirkung des Zubrennens von Mais führt man ja
bekanntlich auch auf den Fettgehalt desselben zurück. D. Ref.)
Ueber die Einwirkung von Malzmehl und anderen Körpern auf den
Vergährungsgrad hat Thausing im Anschlusse an
seine früheren Versuche (vgl. 1888 268 525) weitere
Untersuchungen ausgeführt (Wochenschrift für Brauerei,
Bd. 5 S. 37, daselbst nach Allgemeine Zeitschrift für
Bierbrauerei und Malzfabrikation, 1887 Nr. 51). Aus seinen Versuchen zieht
Thausing folgende Schlüsse: 1) Der Malzmehlzusatz
zur Hefe wirkt erhöhend auf den Vergährungsgrad. 2) Durch vorheriges Erhitzen
(Abbrühen oder Kochen) wird die Wirkung des Malzmehles abgeschwächt, jedoch nicht
aufgehoben. 3) Zusatz von Gerstenmehl wirkt ebenso wie Malzmehl erhöhend auf den
Vergährungsgrad. 4) Zusatz von Reisstärke zur Hefe bleibt ohne Einwirkung auf den
Vergährungsgrad, ebenso der Zusatz von Kühlgeläger und Spähnen zu der Würze. – Der
Verfasser ist der Ansicht, daſs die Ursache der schwächeren oder stärkeren
Vergährung beinahe ausschlieſslich in der Hefe zu suchen ist. Der Referent in der Wochenschrift für Brauerei bemerkt dazu, daſs die
Schluſsfolgerungen Thausing's nicht überall zutreffend
sind, indem der Zusatz von Gerstenmehl, also einem im Wesentlichen indifferenten
Stoffe, einen erheblichen Einfluſs auf den Vergährungsgrad gezeigt hat. Daſs die
Verwendung von Reisstärkemehl ohne günstigen Einfluſs geblieben ist, erklärt sich
leicht daraus, daſs die Stärkekörner sich schnell zu Boden setzen, nur wenig
Oberfläche bieten und daher auch nicht den gewünschten Erfolg haben konnten. Ueber
den Versuch mit Spähnen geben die Mittheilungen nicht genügend Auskunft, die Angaben
über Quantität und Beschaffenheit der Spähne fehlen; in zwei Fällen wirkten
dieselben auch günstig.
Die Heferassen im Brennereibetriebe. Ueber diesen
Gegenstand machte Prof. Delbrück in der
Generalversammlung der Spiritusfabrikanten (Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 11 Ergänzungsheft S. 23) hochinteressante
Mittheilungen über Versuche von P. Lindner. Die
bisherigen Untersuchungen über Hefe hatten die Erforschung der günstigsten
Lebensbedingungen (Temperatur, Nährstoffe u.s.w.) dieses Organismus zum Gegenstande.
Man ging dabei aber von der Annahme aus, daſs der Pflanzenorganismus, welchen wir in
der Hefe haben, und welcher in den verschiedenen Brennereien benutzt wird, ein einheitlicher ist. Die klassischen Untersuchungen von
Hansen, über die Brauereihefe, haben jedoch
gezeigt, daſs diese Annahme nicht zutreffend ist, daſs vielmehr bei der Hefe
Rassenunterschiede vorhanden sind, ebenso wie bei den Kulturgewächsen, z.B. den
Kartoffel- oder Getreidearten. Die Versuche von Hansen
haben erwiesen, daſs die aus einer Hefezelle gezüchteten Nachkommen andere
Eigenschaften besitzen als diejenigen aus einer anderen Hefezelle, welche anderswo
ausgewählt ist. Man hat beobachtet, daſs Biere, welche mit solchen verschiedenen
Reinhefen bereitet sind, verschiedenen Charakter, verschiedenen Geschmack, auch
einen verschiedenen Grad von Haltbarkeit besitzen. Aus diesen Beobachtungen Hansen's ergab sich die Nothwendigkeit, auch die
Brennereihefe in dieser Richtung zu prüfen und zu diesem Zwecke zunächst
Reinzüchtungen aus einer Hefezelle auszuführen. Zunächst wurden die Versuche Hansen's mit Brauereihefe wiederholt, um die
Zuverlässigkeit derselben zu constatiren.
Die Hefe pflanzt sich auf zwei verschiedene Arten fort, entweder durch Sprossung oder
durch Sporenbildung. Hansen hatte gefunden, daſs die
eine oder andere Art der Fortpflanzung für eine gewisse Heferasse eigenthümlich ist.
Dieses wurde durch die Versuche Lindner's bestätigt,
und zwar zeigte es sich, daſs diese, sowie auch andere Rasseneigenschaften mit
merkwürdiger Zähigkeit festgehalten werden, indem dieselben durch mehrere
Generationen hindurch constant blieben, selbst wenn die Lebensbedingungen wesentlich
geändert wurden, indem man z.B. die Kulturen in Bierwürze oder in saurem Hefegute
oder in Asparagin-Rohrzuckernährlösung ausführte. Weder durch Aenderungen der
Ernährungsbedingungen, noch durch Aenderungen der Fortpflanzungsbedingungen wird die
Constanz der Hefecharaktere beeinfluſst. Es wurde nun geprüft, wie sich die
verschiedenen Hefearten zu einander verhalten und welche Unterschiede sie zeigen. So
beobachtete man z.B. in dem einen Falle einen süſslichen, in dem anderen einen
bitteren Geschmack der Würze und es ist daher sehr wahrscheinlich, daſs auch der in
der vergohrenen Maische oder Mutterhefe häufig beobachtete bittere oder scharfe
Geschmack durch die Eigenthümlichkeit der betreffenden Hefe bedingt ist. Ebenso
beobachtete man Verschiedenheiten des Geruches, bei der einen Hefe z.B. ein schönes
Fruchtätheraroma, bei der anderen einen schlechten oder gar keinen Geruch- endlich
auch äuſsere Verschiedenheiten, z.B. die Art, wie die Hefe sich in der Flüssigkeit
bewegt, ob sie sich fest oder locker zu Boden setzt u. dgl.
Es wurden nun die verschiedensten Brennereihefen untersucht, welche man sich aus
Bayern, Schweden, Belgien, Ostpreuſsen u.s.w. verschafft hatte, und es zeigte sich,
daſs die Hefen erheblich verschieden waren. Die Vermuthung, daſs die Hefe der
Brennerei besonders leicht zur Sporenbildung neigt, bestätigte sich nicht, vielmehr
wurde das Gegentheil beobachtet, überhaupt eine so groſse Verschiedenheit gefunden,
daſs man kaum 2 bis 3 gleiche Hefearten zur Untersuchung erhielt.
Für die Praxis ergibt sich nun die sehr wichtige Frage, ob diese verschiedenen Hefen
auch in ihrer Wirkung sich verschieden verhalten, ob z.B. die eine eine gute, die
andere eine mangelhafte Vergährung, oder die eine eine stürmische, die andere eine
ruhige Gährung bewirkt, ferner, ob die eine Hefe vielleicht weniger gut einen hohen
Alkoholgehalt vertragen und deshalb concentrirte Maischen nicht genügend vergähren
kann. Die Entscheidung dieser Fragen ist mit groſsen Schwierigkeiten verbunden und
die diesbezüglichen Versuche haben noch kein ausgebendes Resultat ergeben. Nur so
viel läſst sich danach sagen, daſs verschiedene Hefen, in derselben Weise gezüchtet,
unter denselben Nährbedingungen in dieselbe Maische ausgesäet, in Bezug auf
Schnelligkeit und Vollständigkeit der Vergährung gänzlich verschieden sich
verhielten. Inwieweit sich die Resultate dieser Untersuchungen für die Praxis
verwerthen lassen, ist vorläufig noch nicht zu übersehen. Eine Reinzüchtung
bestimmter Heferassen, wie solche in der Brauerei schon üblich ist, wäre in
Preſshefefabriken auch wohl durchführbar, aber es ist klar, daſs man damit nichts
gewinnen würde, wenn nicht mit gröſster Sorgfalt Vorkehrungen getroffen werden,
welche eine Verunreinigung der Hefe in der Brennerei selbst unmöglich machen. Leider
ist aber z.B. in Folge mangelhafter Anlagen eine solche Verunreinigung in vielen
Fällen kaum möglich auszuschlieſsen. Nachdem die Thatsache der Verschiedenheit der
Heferassen constatirt ist, unterliegt es keinem Zweifel, daſs dieselben auch verschieden
tüchtig für Brennereizwecke sein müssen und es gewinnt damit das Aussuchen einer
bestimmten Hefe für einen bestimmten Brennereibetrieb eine ganz andere Bedeutung,
als man diesem Gegenstande bisher zuerkannt hat. Die zahlreichen Beobachtungen der
Praxis über den Werth des Hefenwechsels finden jetzt ihre Erklärung. Der Verfasser
schlieſst seine interessanten Mittheilungen mit dem Hinweise auf die überaus groſse
Bedeutung, welche das Hefelokal für die Brennerei hat; es muſs das Heiligthum der
Brennerei sein, es muſs vor allen Dingen frei gehalten werden von äuſseren
Einflüssen, es muſs desinficirt werden; es muſs verhindert werden, daſs wilde Hefe,
die in der Luft vorhanden ist, geflogen kommt und verunreinigend wirkt.
Ein Verfahren zur Herstellung von Kunsthefe, welche in hoch
concentrirten aus Stärkemehl haltigen Stoffen hergestellten Branntweinmaischen
eine reine alkoholische Gährung bewirkt, theilt Ernst Johann Brauer in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 5, mit. Dasselbe bezweckt eine Tödtung bezieh.
Lähmung der Fäulniſsfermente durch Temperatursteigerung des Hefegutes nach der
Zuckerbildung auf 75° und darüber und durch geringen Schwefelsäurezusatz zur
angestellten Hefe zum Schütze vor Bakteriengährung. Man verfährt folgendermaſsen:
Für 100l Hefefaſsraum werden 80l Kartoffel- oder Getreidemaische von 25° Balling
und darüber mit 2l saurem Hefegute gemischt, mit
5k kurz vorher fein gequetschtem Grünmalze
oder 3k feinem Darrmalzschrote durchgearbeitet und
mittels Dampfmaischholzes bis zu 58° erwärmt. Nach 2 bis 3 Stunden im fest bedeckten
Hefefasse steigert man die Temperatur durch Zuführung von Dampf mittels des
Dampfmaischholzes bis auf 75°, läſst 10 bis 15 Minuten einwirken und kühlt auf 67°
ab. Während des Säuerungsprozesses halte man die Temperatur mindestens auf 48°. Wenn
der bestimmte Säuregehalt von 2,5 bis 3cc
Normalnatron erreicht ist, wird das Hefegut auf die gewünschte Temperatur abgekühlt.
Vom Anstellen bis zur Reife wird die Hefe um 10 bis 13° Sacch. vergohren sein und
die Abnahme der Mutterhefe erfolgen können. Das Vorstellen der Hefe geschieht mit
süſser Maische oder mit saurem Hefegute, und zwar bei 29°, wobei man 0,5 bis 1 Proc.
Schwefelsäure zusetzt. Nach halbstündiger Einwirkung wird die Hefe zur groſsen
Maische gegeben. Im Kleinen ausgeführte Versuche ergeben eine um 0,2 bis 0,9° B.
schlechtere Vergährung, jedoch war in diesen Maischen nur eine sehr geringe Anzahl
von Fäulniſsfermenten zu finden, während die Controlmaischen, nach der üblichen
Weise behandelt, von Spaltpilzen wimmelten.
Hierzu bemerkt Letzring in der genannten Zeitschrift Nr.
65, daſs bei der Temperatur von 75° das Milchsäureferment ebenso wie die anderen
Fermente getödtet werden, und daſs eine Temperatur von 57 bis 58° sich besser
empfehlen würde, da diese die Nebenfermente tödtet, ohne den Milchsäurebakterien zu
schaden. Auch die Anwendung der Schwefelsäure, eines allerdings ausgezeichneten
Desinfectionsmittels, sei nicht ohne Gefahr, besonders beim gröſseren Betriebe, wo
es gewöhnlich an der Zeit zur sorgfältigen Bewachung fehle. Brauer gibt in einer Erwiderung hierauf in der genannten Zeitschrift, Nr.
72, zu, daſs bei 75° auch das Milchsäureferment eine Schwächung erleidet, keineswegs
trete aber eine Tödtung desselben ein, besonders nicht bei der kurzen Dauer der
Einwirkung, es erhole sich vielmehr das Ferment von der erlittenen Schwächung sehr
bald, während die Fäulniſsbakterien vollständig lahm gelegt sind. Auch die Anwendung
der Schwefelsäure, welche allerdings mit Vorsicht geschehen müsse, sei unbedenklich,
da nach Delbrück ein Zusatz bis zu 1 Proc. bei kurzer
Dauer der Hefe nichts schade. Das Verfahren sei auch bei umfangreichem Betriebe sehr
wohl durchführbar, da die nothwendigen Operationen nur verschwindend kurze Zeit in
Anspruch nehmen.
IV. Destillation und
Rectification.
Verfahren zur Entfuselung und Reinigung von Rohspiritus oder
Maische, welche den Rohspiritus enthält, von Grote und Pinetta in Guatemala (D. R. P. Nr.
41678 vom 22. Januar 1887). Das Verfahren besteht in der Anwendung des durch Glühen
eines Gemisches von salpetersaurem Kali oder Natron und kohlensaurer Magnesia
erzeugten Productes zum Entfuseln und Reinigen von Rohspiritus, sonstigen
Destillationsproducten oder Maische, indem dasselbe beim Destilliren zugesetzt wird.
Die Wirkung der Reinigungsmasse, welche Magnesia, kohlensaure Magnesia,
salpetersaures Kali (Natron) und salpetrigsaures Kali (Natron) enthält, und welcher
auch Kohle oder andere zum Reinigen angewendete Substanzen zugesetzt werden können,
besteht darin, daſs bei der Destillation die Fuselöle möglichst lange zurückgehalten
werden, wodurch die Ausbeute an Spiritus vermehrt, der Vor- und Nachlauf verringert
wird. Die Menge der zuzusetzenden Reinigungsmasse richtet sich nach der Qualität des
Spiritus. Vortheilhaft ist es, 45 bis 60g auf
100l zu verwenden. Der Rohspiritus braucht
nicht verdünnt zu werden. Bei Destillation der Maische fügt man die Reinigungsmasse
am besten schon im Gährbottiche zu, unter sorgfältigem Durchmischen, um sie
möglichst lange in Berührung zu lassen. In Betreff der Menge gilt auch hier das
Obengesagte. Auch kann man bei der Destillation die Dämpfe durch die Reinigungsmasse
streichen lassen.
Die Frage: welche Versuche sind gemacht worden zur direkten
Gewinnung von Sprit aus der Maische? erörterte Hayduck in der Generalversammlung der Spiritusfabrikanten (Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11
Ergänzungsheft S. 25). Diese Frage erhält hohes Interesse durch das neue
Steuergesetz, welches einen Reinigungszwang bestimmt für flehen Spiritus, welcher
nicht aus Getreide dargestellt ist; es sind daher Kartoffelbrennereien, welche ihr
Product als Trinkbranntwein zu verwerthen beabsichtigen, genöthigt, den Rohspiritus zu
rectificiren. Da die Reinigung desselben in einer Raffinerie und ebenso die
Aufstellung eines Rectificationsapparates in der Brennerei viel zu kostspielig ist,
so muſs die Spiritusfabrikation dahin streben, auch ohne einen solchen Apparat die
Reinigung des Rohspiritus in der Brennerei selbst zu bewirken. Es sind bereits
verschiedene Verfahren und Apparate für diesen Zweck in Vorschlag gebracht. Zunächst
verdient das Verfahren von Scheibner (vgl. 1888 268 272) groſse Beachtung der Praktiker, weil dasselbe
zweckmäſsig, billig und in jeder Brennerei leicht ausführbar sein wird. Es ist noch
hervorzuheben, daſs bei Aufstellung einer Rectificationsblase von geeigneter Gröſse
das Product von 2 oder 3 Betriebstagen gleichzeitig rectificirt werden könnte.
Vielfach hat man versucht, durch Zusatz von Chemikalien, welche die verunreinigenden
Bestandtheile zerstören oder binden, die Reinigung des Spiritus zu erleichtern.
Hierzu gehören z.B. auſser der Kohle, welche die Fähigkeit besitzt Aldehyd zu
Essigsäure zu oxydiren und ferner die Fuselöle zurückzuhalten, Alkalien, sowie Oxyde
von Metallen, welche man hinzusetzt, theils um flüchtige Säuren zu binden, theils um
die das Fuselöl bildenden Alkohole zu den entsprechenden Säuren zu oxydiren und
diese dann zu binden. Zur Bindung der Fuselöle hat man neuerdings auch
vegetabilische und mineralische Fette, sowie Kohlenwasserstoffe in Anwendung
gebracht. Die Art der Anwendung der Chemikalien ist eine zweifache, entweder läſst
man nur die Spiritusdämpfe, bevor sie in den Kühler gelangen, durch dieselben
hindurchstreichen, oder aber man setzt sie direkt der Maische zu. Verfasser erwähnt
noch das Verfahren von Deininger, nach welchem die
Reinigung des Spiritus durch Bleioxyd bewirkt wird, welches in überschüssiger
Kalilauge gelöst ist, unter Zusatz von Glycerin. Diese Reinigungsflüssigkeit
befindet sich zwischen Rectificator und Kühler, die Spiritusdämpfe gehen durch
dieselbe hindurch, wobei die Bestandtheile des Fuselöles zu Säuren oxydirt und diese
an das Kali gebunden werden. Aehnlich wirkt eine alkalische Kupferoxydlösung (vgl.
1888 268 91). Der Verfasser führt ferner das Verfahren
von Grote und Pinetta an
(vgl. voriges Referat). Eine Untersuchung von Spiritus dieser beiden Verfahren ergab
noch einen Gehalt von 0,1 bis 0,2 Proc. Fuselöl. Die Reinigung war also keine
vollkommene und das Resultat der Untersuchung kein besonders günstiges, jedoch wäre
es unzulässig, auf Grund der wenigen Versuche die genannten, sowie überhaupt das
chemische Reinigungsverfahren zu verwerfen oder als unzweckmäſsig zu bezeichnen. Da
aber alle chemischen Reinigungsverfahren den Nachtheil haben, daſs eine Einwirkung
der Chemikalien auf den Aethylalkohol nicht ausgeschlossen ist, wodurch theils
Verluste herbeigeführt, theils neue verunreinigende Stoffe erzeugt werden können, so
muſs das Streben der Industrie darauf gerichtet sein, einen Maischdestillirapparat
von solcher Vollkommenheit zu erhalten, daſs damit ohne Anwendung von Chemikalien
direkt aus der Maische Sprit von genügender Reinheit gewonnen werden kann. Daſs
dieses Ziel erreichbar ist, kann kaum bezweifelt werden, da schon jetzt Apparate
existiren, die in dieser Hinsicht Vorzügliches leisten. Verfasser macht noch auf den
neuen Brennapparat von Ilges, den sogen. Automaten,
aufmerksam (vgl. 1888 268 * 271). Der mit diesem Apparate
gewonnene Spiritus enthielt nur so geringe Mengen von Fuselöl, daſs er vielleicht
schon den gesetzlichen Anforderungen des Reinigungszwanges genügen würde. Verfasser
ist der Ueberzeugung, daſs die Spiritusfabrikanten bei eintretendem Reinigungszwange
weder auf die Raffinerien angewiesen, noch gezwungen sein werden, einen besonderen
Rectificationsapparat anzuschaffen. Entweder wird die Reinigung des Rohspiritus nach
dem Scheibner'schen Verfahren bewirkt werden können
oder, was noch wünschenswerther sein würde, man wird Maischdestillirapparate von
solcher Vollkommenheit herstellen, daſs mit Hilfe derselben die Gewinnung von
Feinsprit direkt aus der Maische ohne Anwendung von Chemikalien möglich sein
wird.
V. Schlämpe.
Ueber die Organisirung gemeinsamer Fütterungsversuche zwecks
Aufklärung der bei der Schlämpefütterung noch offenen Frage berichtete
Prof. Maercker in der Generalversammlung der
Spiritusfabrikanten (Zeitschrift für Spiritusindustrie,
Bd. 11 Ergänzungsheft S. 70). Die Einschränkung des Brennereibetriebes muſs eine
Verminderung des Schlämpequantums im Gefolge haben. Um einer Einschränkung in der
Viehhaltung und damit auch in der Düngerproduction, welche für die Landwirthschaft
von gröſstem Nachtheile sein würde, vorzubeugen, muſs man sich nach einem
theilweisen Ersatze für die Schlämpe umsehen. Fragen, wie diejenigen nach der besten
Verwerthung des jetzt producirten Schlämpequantums oder nach dem besten und
billigsten Ersatze der in Folge der Verminderung des Schlämpequantums fehlenden
Nährstoffe, sind daher jetzt von besonderer Bedeutung. An den Grundlagen zur
Beantwortung dieser, wie vieler anderer praktisch wichtiger Fragen auf dem Gebiete
der Schlämpefütterung, wie überhaupt in der Fütterungslehre fehlt es aber noch
gänzlich. Der Verfasser führt aus, daſs die Zusammensetzung und damit auch der
Nährwerth der Schlämpe in Folge der Verbesserungen des Betriebes jetzt eine ganz
andere ist, als vor etwa 10 Jahren, und daſs daher auch die älteren Analysen von
Schlämpe jetzt nicht mehr maſsgebend sein können. Mit der Vervollkommnung des
Betriebes ist die Schlämpe durchweg ärmer an Nährstoffen geworden. Während z.B. Wolff den Inhalt der Schlämpe an Kohlehydraten noch zu
5,69 Proc. angibt, wurde derselbe im Durchschnitte zahlreicher in diesem Winter an
der Versuchsstation Halle ausgeführter Analysen nur zu 2,3 Proc. Stunden, ebenso
sind die Stickstoff haltigen Stoffe von 1,04 auf etwa 0,8 Proc. gesunken. Die Schlämpe
hat also jetzt einen ganz anderen Charakter bekommen, denn während früher das
Nährstoffverhältniſs in derselben etwa 1 : 4 war, beträgt es jetzt nur 1 : 2,5. Die
Trockensubstanz der Schlämpe besitzt jetzt ungefähr die Zusammensetzung der Bohnen
und 100l Schlämpe enthalten so viel Nährstoff als
3k,25 Bohnen. Immerhin repräsentirt die
Schlämpe noch einen ansehnlichen Nährstoffgehalt; es drängt sich nun aber die Frage
auf, ob man die Nährstoffe in der Schlämpe zu demselben Preise veranschlagen kann,
wie in den Kraftfuttermitteln. Die Beantwortung dieser Frage kann nur durch Versuche
gegeben werden. Es kommen dabei aber Punkte in Betracht, welche schon jetzt erörtert
werden können; so zunächst die Verdaulichkeit der Nährstoffe in der Schlämpe. Die
neuerdings nach dem Verfahren von Stutzer ausgeführten
diesbezüglichen Bestimmungen haben gezeigt, daſs die frühere Annahme, wonach die
Stickstoff haltigen Bestandtheile in der Schlämpe vollständig verdaulich sein
sollten, nicht zutreffend ist, denn es wurden dieselben nur zu 70 bis 85 Proc.
verdaulich gefunden, woraus folgt, daſs man bisher die Stickstoff haltigen
Bestandtheile in der Schlämpe um etwa 20 Proc. zu hoch bewerthet hat. Eine weitere
Frage ist aber, ob die Nährstoffe, wenn sie mit groſsen Mengen Wasser belastet sind,
wie dieses in der Schlämpe der Fall ist, in ihrer Wirkung beeinträchtigt werden. Vom
theoretischen Standpunkte aus ist eine solche ungünstige Beeinflussung entschieden
anzunehmen, sobald es sich um Verabreichung so groſser Schlämpegaben handelt, daſs
das Thier dadurch zur Aufnahme eines Uebermaſses von Wasser veranlaſst wird, wie wir
dieses schon früher an dieser Stelle des Näheren ausgeführt haben (vgl. 1887 264 566).
Eine weitere offene Frage, welche, sobald kein Ueberfluſs an Schlämpe mehr vorhanden
sein wird, von groſser Bedeutung sein wird, ist diejenige, welche Thierart die
Schlämpe am besten zu verwerthen vermag, ferner, wie hohe Schlämpegaben man mit
Vortheil den Thieren geben kann. In beiden Punkten herrschen in der Praxis die
widersprechendsten Ansichten. Dasselbe ist der Fall in Bezug auf die zweckmäſsigste
Art und Menge der Beigabe von Kraftfutter. Der Eine will hier mit 1k Kraftfutter den gröſsten Erfolg haben, der
Andere erst bei mindestens 5k; so widersprechend
sind die Angaben. Alle diese und ähnliche Fragen zeigen, wie wenig man zur Zeit noch
über die Grundlagen der Schlämpefütterung weiſs und wie dringend nothwendig daher
Versuche sind, welche allein hierüber Aufklärung bringen können.
Der Verfasser geht noch näher ein auf die Bereitung der Kunstschlampe. Durch Dämpfen von Kartoffeln, durch Zusatz von nur so viel
Malz, als gerade nothwendig ist, um die gedämpften Kartoffeln zu verflüssigen, und
durch Zusatz von sehr stickstoffreichen Kraftfuttermitteln kann man sich ein
Nährmedium herstellen, welches genau der Zusammensetzung der Schlämpe entspricht.
Dasselbe stellt ein ausgezeichnetes Futtermittel dar, welches Schlämpe von bester
Beschaffenheit zu ersetzen im Stande ist. Klagen über schlechte Bekömmlichkeit der
Kunstschlämpe sind auf Fehler in der Bereitung oder Aufbewahrung zurückzuführen. Die
Kunstschlämpe darf unter keinen Umständen unter 50° erkalten, weil dann Gährung
eintritt. Hält man aber an der bewährten Regel fest, die Schlämpe den Thieren
möglichst heiſs zu vergleichen, so kann es keinem Zweifel unterliegen, daſs die
Kunstschlämpe, welche nicht einmal die nur lästige und ungünstig wirkende Säure der
natürlichen Schlämpe enthält, auch ein gut bekömmliches Butter sein muſs. Der Preis
für die Kunstschlämpe würde sich auf etwa 55 Pf. für 100l stellen.
In Betreff der Pülpe, dem Rückstande der
Kartoffelstärkefabrikation, bemerkt Verfasser, daſs dieselbe ein sehr
stickstoffarmes Futter ist und daher vortheilhaft nur in Verbindung mit sehr
stickstoffreichen Kraft-Futtermitteln Verwendung finden kann. Beigaben von
schlechtem Korn, Graupenabfällen, Gerstenabfällen und ähnlichen an Kohlehydraten
reichen Futtermitteln, wie sie häufig in der Praxis üblich sind, sind dagegen gar
nicht am Platze und schlieſsen eine Verschlechterung der Nährwirkung und Vergeudung
an Nährstoffen ein.
Der Verfasser ist der Ansicht, daſs die Schlämpefütterungsfrage am besten durch
Mitwirkung der Praktiker gelöst werden könne, und daſs der Verein der
Spiritusfabrikanten das berufene Organ ist, um die Sache zu fördern. Der Verfasser
theilt mit, daſs in der Provinz Sachsen unter der Leitung der Versuchsstation Halle
bereits derartige Fütterungsversuche mit Milchkühen und Mastthieren in ausgedehntem
Maſse in Angriff genommen seien. Es hat sich dabei gezeigt, daſs die exacte
Ausführung solcher Versuche eine sehr schwierige Aufgabe für die Versuchsansteller
ist, man dürfe sich dadurch aber nicht abschrecken lassen, denn man hat auch
erkannt, daſs die bereits gesammelten Erfahrungen eine Vereinfachung der Versuche
möglich machen werden, und der groſse Nutzen, welcher von diesen Versuchen für die
Praxis zu erwarten ist, muſs alle Schwierigkeiten überwinden helfen. In der nächsten
Campagne empfiehlt es sich, diese Versuche in noch gröſserem Umfange in Angriff zu
nehmen, und Verfasser stellt seine Hilfe zur Förderung der Sache bereitwilligst zur
Verfügung.
In der an den Vortrag sich anschlieſsenden lebhaften Discussion werden aus der Praxis
Erfahrungen mit der Verfütterung der Kunstschlämpe oder süſsen Maische mitgetheilt,
welche ebenfalls zeigen, daſs auch die zweckmäſsigste Verwendung dieses
Futtermittels noch eine offene Frage ist, welche der Entscheidung durch den exacten
Versuch harrt. Prof. Orth empfiehlt bei den in Aussicht
genommenen Fütterungsversuchen mit Schlämpe auch auf die Qualität der Milch in Bezug
auf ihre hygienische Beschaffenheit, welche man bei der Schlämpemilch bisher
discreditirt hat, Rücksicht zu nehmen.
Ueber Schlämpeverwendung in Preſshefefabriken berichtet
G. Francke in der Zeitschrift für Spiritusindustrie. Bd. 11 S. 11. Es ist bekannt, daſs
Maischen, welche mit Schlämpen angestellt sind, in der Regel höhere Hefeerträge und
durchweg immer mehr Spiritus geben als Wasserbottiche. Ferner schreibt man der
Schlämpe einen günstigen Einfluſs auf die Eigenschaften der Hefe, besonders auf die
Triebkraft zu. Fast allgemein üblich ist der Zusatz von Schlämpe im Gährbottiche,
weniger bekannt, jedoch in einigen Fabriken mit bestem Erfolge angewendet, ist der
Zusatz der Schlämpe während der Maischung vor der Zuckerbildung. Hierzu verwendete
Schlämpe muſs natürlich sehr rein und gesund sein, sie muſs auch im Säuregehalte
normal sein, darf also nicht mehr als 1,0 bis 1cc,2 Normalnatron auf 20cc Schlämpe
verbrauchen. Es genügen schon 150l Schlämpe auf
100k Einmaischung. Der Erfolg ist etwa 1 Proc.
Hefe und Spiritus mehr; allerdings tritt derselbe bei Gebrauch von sehr viel Malz
nicht mehr hervor. Verfasser betont, daſs bei dieser Art der Verwendung der Schlämpe
groſse Vorsicht geboten ist, denn der Zusatz einer auch nur geringen Menge Schlämpe
während des Maischprozesses ist natürlich viel gefährlicher, als ein gröſserer
Schlämpezusatz zum Gährbottiche, sobald die Schlämpe flüssige Fettsäuren enthält
oder sonstwie nicht mehr normal ist. Zur Beurtheilung der Schlämpe kann auſser dem
Säuregehalte und der Farbe auch der Verlauf der Gährung Anhaltspunkte geben. War die
Gährung normal, ist die Schlämpe nach 24 Stunden gut geklärt und von hellgelber
Farbe, so kann man sie ohne Bedenken verwenden; bleibt sie trübe oder klärte sie
sich nur langsam, was gewöhnlich die Folge mangelhafter Gährung ist, so ist von der
Verwendung der Schlämpe zum Maischprozesse entschieden abzurathen.
Die Frage: Haben die Trocknungsverfahren für
Kartoffelschlämpe in Deutschland eine Zukunft? erörtert Stutzer in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 37 und 40. Der Verfasser kommt auf Grund einer
Berechnung des Klaming'schen Trockenverfahrens (vgl.
1886 261 256) nach Angaben von Ungerer (1888 268 273) zu dem Schlusse, daſs
auch bei diesem Verfahren, welches nach seiner Ansicht das vollkommenste ist, in
Folge Kostspieligkeit des Apparates und Höhe der Betriebskosten an eine rationelle
Schlämpetrocknung, wenigstens innerhalb Deutschlands, nicht gedacht werden könne.
Verfasser ist der Ansicht, daſs das einzige Verfahren zur Conservirung der Schlämpe,
welches sich jemals Bahn brechen könnte, das Eindickungsverfahren, verbunden mit
einer zweckmäſsigen Aufbewahrung des Schlämpebreies ist.
Zu den Ausführungen des Verfassers möchte Referent folgendes bemerken: Zunächst
müssen wir der Ansicht des Verfassers, die getrocknete Schlämpe stelle keine schöne
Handelswaare dar, und jeder, der Kraftfutterbedarf hat, werde die schönen Reismehle,
die sich leicht erweichenden Mohn-, Lein- oder Sesamkuchen der getrockneten
Schlämpe, die eine
spröde unansehnliche Masse darstelle, welche das Wasser fast ebenso schwer wieder
aufnimmt, als sie dasselbe vorher abgegeben hat, vorziehen, entschieden
entgegentreten. Referent ist vielmehr der Ansicht, daſs die getrocknete Schlämpe ein
ganz vorzügliches Kraftfuttermittel darstellt. Der schöne brodähnliche Geruch, die
gute Haltbarkeit, die durch die Art der Darstellung gerechtfertigte, durch die
bisherigen Erfahrungen erwiesene gute Bekömmlichkeit, zeichnen dieses Futtermittel
sogar sehr günstig vor anderen Kraftfuttermitteln aus, und nach Ansicht des
Referenten ist es lediglich der höhere Preis der Nährstoffe, welcher bisher der
allgemeinen Verwendung der getrockneten Schlämpe entgegengewirkt hat. Wie Referent
seiner Zeit ausführlich dargelegt hat (vgl. 1887 266
571), ist es jedoch sehr wahrscheinlich, daſs der getrockneten Schlämpe specifische
Wirkungen zukommen, welche sehr wohl einen etwas höheren Preis der Nährstoffe
rechtfertigen würden, wie ein solcher bei Kraftfuttermitteln, denen solche
specifische günstige Wirkungen eigen sind, z.B. den Palmkernfabrikaten, bekanntlich
gern bezahlt wird.
Es sei hier bemerkt, daſs Fütterungsversuche mit getrockneter Schlämpe, welche auch
über die Frage, wie weit diesem Futtermittel specifische Wirkungen zuzuschreiben
sind, Auskunft geben werden, seitens der Versuchsstation Halle für die nächste Zeit
in Aussicht genommen sind.
In Betreff der vom Verfasser vorgeschlagenen Conservirungsmethode der Schlämpe durch
Eindicken und Aufbewahren des eingedickten Schlämpebreies unter Zusatz anderer
Futterstoffe (z.B. Rauhfutter, Spreu, auch Grünfutter) in Gruben, möchte Referent
nur darauf hinweisen, daſs ausnahmslos bei jeder Aufbewahrung von Futterstoffen,
welche mehr als etwa 12 Proc. Wasser enthalten, wie z.B. beim Einreichen oder
Einsäuern von Wurzelgewächsen oder Grünfutter, ebenso bei der sogen. süſsen Ensilage
bisher stets sehr erhebliche Verluste an Nährstoffen constatirt sind.
Referent ist der Ansicht, daſs das Eindicken der Schlämpe ein sehr beachtenswerthes
Verfahren ist, sobald es sich um Verabreichung groſser
Schlämpegaben, besonders an Mastthiere handelt, indem dann durch das Eindicken den
Thieren die Bewältigung groſser Wassermassen erspart wird. Als dauerndes Conservirungsmittel verdient aber
unzweifelhaft das Trocknen den Vorzug und es muſs das
Bestreben der Technik sein, dieses Verfahren, welches längst als das vollkommenste
und rationellste zur Aufbewahrung von Futtermitteln erkannt ist, so zu
vervollkommnen und zu verbilligen, daſs dasselbe auch rentabel und das Product
desselben, die getrocknete Schlämpe, mit anderen Kraftfuttermitteln concurrenzfähig
wird.
Ueber die Schlämpemauke berichtet Wenzel Christeck in der Oesterreichisch-Ungarischen Brennereizeitung, Bd. 11 S. 22. Wir können auf
diesen Aufsatz,
welcher eine gute Zusammenstellung der bekannten Beobachtungen und Erfahrungen, im
Wesentlichen aber nichts Neues bringt, hier nur hinweisen.
Morgen.
(Schluſs folgt.)