Titel: | Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. |
Autor: | Stammer |
Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 375 |
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Neuere Verfahren und Apparate für
Zuckerfabriken.
(Patentklasse 89. Fortsetzung des Berichtes S. 126
d. Bd.)
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
Die richtigen Verhältnisse für die qualitative Bestimmung des
Invertzuckers neben Rohrzucker mit Soldaini'scher Lösung (vgl. 1886 261 487. 1887 264 622. 265 554) sind von E. Parcus festgestellt worden (Chemiker-Zeitung, 1888 Bd. 12 S. 741).
Die Soldaini'sche Lösung hat vor der Fehling'schen den Vortheil, daſs sie mit Rohrzucker
erst nach sechs bis sieben Minuten eine Reaction zeigt, während dies bei der Fehling'schen schon nach zwei Minuten der Fall ist.
Indeſs liefert auch das Soldaini'sche Reagens nur dann
sichere Angaben, wenn
die Menge des Zuckers beim Kochen eine beschränkte ist, da sonst die Reduction
früher eintritt und zu falschen Schlüssen führen kann. Zur Ermittelung der hiernach
inne zu haltenden Bedingungen angestellte Versuche ergaben folgendes:
1) Verhalten des reinen Rohrzuckers. Man kann Rohrzucker
mit 100cc
Soldaini'scher Lösung 15 Minuten lang kochen, ohne eine
Spur von Ausscheidung zu erhalten, wenn nicht mehr als
5g Rohrzucker zur Einwirkung kommen. Kocht man
dagegen 100cc der Lösung mit 10g Rohrzucker, so ist Reduction bemerkbar. Die
Zersetzbarkeit des Rohrzuckers ist somit nicht allein von der Zeit, sondern auch von
der Menge abhängig. 5g Rohrzucker mit 10cc Lösung zeigen schon nach fünf Minuten starke
Reduction. Es geht hieraus hervor, daſs das Verhältniſs, in welchem eine
Gewichtsmenge Rohrzucker zu einem Volumen Soldaini'scher Lösung stehen muſs, um bei zehn Minuten langem Kochen Reduction
auszuschlieſsen, gleich 1 : 8 ist, daſs mithin bei Gebrauch von 50cc Lösung und 5g
Rohrzucker bei fünf Minuten langem Kochen Reduction nicht eintreten wird.
Nach diesen Erfahrungen gestaltet sich eine Methode zur Prüfung
von Zucker auf Invertzucker folgendermaſsen: Man bringt 5g des zu untersuchenden Zuckers (oder
Zuckerlösung, welche 5g der zu analysirenden
Substanz enthält) in ein Kölbchen, setzt 50cc
Soldaini'scher Lösung hinzu, erwärmt vorsichtig bis zur
vollständigen Lösung des Zuckers, erhitzt zum Kochen und erhält fünf Minuten darin.
Entsteht eine Ausscheidung von Kupferoxydul, so ist die Anwesenheit von Invertzucker
erwiesen.
2) Verhalten des Invertzuckers. Der Invertzucker zeigt bezüglich der Einwirkung auf
wechselnde Mengen Soldaini'scher Lösung dasselbe
Verhalten wie Rohrzucker. Er bewirkt bei gleicher Kochdauer in einer geringen Menge
Soldaini'scher Lösung Reduction, während eine
Ausscheidung von Kupferoxydul bei Vorhandensein von groſsen Mengen der Lösung
entweder gar nicht oder doch nur in geringem Maſse eintritt. Selbstverständlich gilt
dies nur für äuſserst geringe Mengen von Invertzucker, da 2mg Invertzucker unter allen Umständen schon
deutliche Reduction hervorbringen. Die Erhöhung der Empfindlichkeit der Reaction bei
Anwendung einer geringen Menge Soldaini'scher Lösung
läſst sich indessen nicht verwerthen, da Rohrzucker, wie schon erwähnt, unter
gleichen Bedingungen ebenfalls leichter reducirt. Dagegen erhält man durch Verdünnen
der Soldaini'schen Lösung mit dem halben Volumen Wasser
ein Reagens, mit welchem es gelingt, noch geringe Mengen Invertzucker nachzuweisen,
weil das Reductionsvermögen des Invertzuckers in der verdünnten Lösung ein gröſseres
ist, ohne daſs Rohrzucker einen störenden Einfluſs ausüben könnte, vorausgesetzt,
daſs nicht mehr als 5g Zucker der Prüfung
unterworfen werden.
Zu erwähnen ist noch, daſs Soldaini'sche Lösung und
Rohrzucker, in dem Verhältnisse von 50cc zu 5g gemischt und fünf Minuten gekocht, nach
12stündigem Stehen eine Ausscheidung von Kupferoxydul nicht constatiren lassen, somit fällt
die Möglichkeit einer Reduction der Soldaini'schen
Lösung durch Rohrzucker in einer späteren Periode weg.
Max Müller empfiehlt, bei polarimetrischen Arbeiten sich
der Polarisationsröhren von Porzellan zu bedienen (Zeitschrift für angewandte Chemie, 1888 Heft 9 S. 251).
Die Porzellanröhren vereinigen nämlich die Vortheile der Metall- und der Glasröhren,
sind jedoch frei von deren bekannten Fehlern; sie sind dauerhaft, können innen stark
verletzt werden ohne zu zerspringen, werden von Säuren und Laugen nicht angegriffen
und haben dabei ein gefälliges Aussehen.
Die vom Verfasser benutzten Röhren sind innen und auſsen glasirt, und haben einen
inneren Durchmesser von 10mm und eine Wandstärke
von 1mm,5.
Mit dem früher (1888 268 * 275) beschriebenen Osmometer hat Leplay eine
lange Reihe von Versuchen begonnen, die sich einstweilen auf die einfachsten
Verhältnisse, nämlich reine Zuckerlösungen erstrecken, und also wohl erst später
praktisch verwerthbare Ergebnisse liefern werden. Folgende nicht gerade auffallende
Thatschen wurden bisher (Sucrerie indigène, 1888 Bd. 31
S. 550) einstweilen festgestellt:
1) Die Schnelligkeit der Osmose einer Zuckerlösung steht im
geraden Verhältnisse zu ihrer Dichte, und zwar sowohl bei hoher, wie bei
gewöhnlicher Temperatur.
2) Die Abnahme der Osmosegeschwindigkeit mit der Verminderung der
Dichtigkeit der Zuckerlösung scheint in der Hitze beträchtlicher zu sein, ist aber
niemals geringer als in der Kälte.
3) Die Geschwindigkeit der heiſsen Osmose ist etwa viermal gröſser
als die der kalten bei gleich dichten Lösungen.
4) Die Dichtigkeit des Exosmosewassers nimmt in der Wärme wie in
der Kälte mit der Abnahme derjenigen der osmosirten Lösung zu.
5) Der Einfluſs der Dichtigkeit der osmosirten Zuckerlösung auf
den Zuckerverlust in dem Exosmosewasser ist in der Wärme und Kälte ungefähr der
gleiche.
6) Eine Temperatur von 80 bis 82° bewirkt bei verschieden dichten
Zuckerlösungen etwa den doppelten Zuckeraustritt, d.h. Zuckerverlust, wie eine
solche von 18 bis 20° unter sonst gleichen Umständen.
Auslaugebatterie für Zucker oder Zuckerfüllmasse; von
Carl Steffen in Wien (*D. R. P. Nr. 43484 vom 4.
Mai 1887). Beim systematischen Auswaschen von Rohzucker nach dem Patente Nr. 31486
oder Rohzuckerfüllmassen im Allgemeinen mittels wässeriger, alkoholischer oder
anderer Zuckerlösungen in Nutschapparaten durchdringt die am meisten concentrirte
Waschflüssigkeit in Folge ihrer Dickflüssigkeit die Zuckerschichten mit sehr
geringer Geschwindigkeit. Hierdurch entsteht der Uebelstand, daſs die nachdrängenden
reineren und daher leichtflüssigeren Waschflüssigkeiten ebenfalls zu einem
langsameren Durchdringen der Zuckermassen veranlaſst werden. Dieselben bleiben in
Folge dessen zu lange mit der Zuckermasse in Berührung und das in Folge der
hierdurch herbeigeführten Uebersättigung der Waschflüssigkeit stattfindende
Auskrystallisiren von Zucker vermindert die Durchlässigkeit der zu waschenden
Zuckermassen.
Zur Beseitigung dieses Uebelstandes werden zwei Mittel, entweder jedes für sich oder
mit einander vereint, angewendet.
1) Der Waschflüssigkeit wird im Laufe der Waschperiode, bevor sie
auf weitere Zuckermassen geführt wird, ein entsprechendes Quantum Wasser zugeführt,
um die in der Waschflüssigkeit sich bildenden feinen Zuckerkrystalle zu lösen.
2) In Verbindung mit den Nutschapparaten werden besondere Gefäſse
(Zellengefäſse) zur Aufnahme der Waschflüssigkeit so angeordnet, daſs sie die
Waschflüssigkeiten in der gebotenen Reihenfolge in solchen Quantitäten aufnehmen
können, daſs ein Getrennthalten derselben nach den specifischen Gewichten in noch
merkbaren kleinen Unterschieden möglich ist, wodurch erzielt wird, daſs die
Waschflüssigkeiten nach dem Austritte aus diesen Gefäſsen in derselben Reihenfolge
zur Wirkung auf die zu waschende körnige Zuckermasse gelangen, als wenn sie, aus der
Zuckermasse austretend, direkt auf das zunächst dem Waschprozesse zu unterwerfende
Zuckerquantum gelangten. Man erreicht durch diese Anordnung, daſs die
Waschflüssigkeiten die körnigen Zuckermassen immer mit der gröſsten, dem
verringerten specifischen Gewichte entsprechenden Geschwindigkeit durchdringen.
Bei dem systematischen Auswaschprozesse können die Zellengefäſse in ihrer Verbindung
mit den Waschgefäſsen, in welchen die körnige Zuckermasse sich befindet, in
folgenden vier verschiedenen Verbindungen angeordnet werden (welche in der
Patentschrift durch Zeichnungen erläutert sind):
1) Auslaugebatterien von mehr als zwei Waschgefäſsen.
2) Auslaugebatterien von zwei Waschgefäſsen.
3) Auslaugebatterien aus zwei Waschgefäſsen mit einem
Zellengefäſse.
4) Auslaugebatterien mit einem Waschgefäſse und einem
Zellengefäſse.
Die Patentansprüche lauten: 1) Auslaugebatterie für Zucker oder Zuckerfüllmasse,
bestehend aus einem oder mehreren Wasch- oder Nutschgefäſsen mit Siebboden und einem
oder mehreren mit denselben durch Rohrleitungen verbundenen Zellengefäſsen;
zusammengesetzt aus mehreren Abtheilungen oder Zellen, deren jede durch eine die
Abtrennung ermöglichende Zufluſsvorrichtung (Hahn, Ventil, Drehrohr) von einer
gemeinsamen Röhrleitung aus gefüllt und durch eine Ablaſsvorrichtung und eine
gemeinsame Rohrleitung in das Waschgefäſs entleert werden kann.
2) Als Abänderung der unter 1) angegebenen Auslaugebatterie die Verdoppelung der
gemeinsamen Rohrleitungen mit Zulauf- und Abfluſsvorrichtung an dem
Zellengefäſse.
Ueber die neuesten Versuchsarbeiten zur Gewinnung von Zucker
aus Sorghum, welche im Herbste 1887 in Fort Scott, Kansas, Vereinigte
Staaten von Nordamerika, ausgeführt worden sind, ist ein ausführlicher Bericht
erschienen (Bulletin, Nr. 17, Washington 1888, Ackerbauministerium, Abtheilung für Chemie), welcher von H. W. Wiley
am 26. Januar 1888 an das Ackerbauministerium erstattet worden ist. (Einen früheren
Bericht von Wiley, die Versuche vom Jahre 1886
betreffend, siehe 1887 265 557.) Für die Versuche mit
Sorghum waren vom Congresse Geldunterstützungen gewährt worden, im Ganzen seit 1884
die Summe von 244000 Dollars.
Der Gesammtbericht besteht aus drei Haupttheilen, von welchen der erstere der
wichtigste ist, und seinerseits wieder aus zwei Theilen, einem Berichte von Prof.
M. Swenson und einem ebensolchen von E. B. Cowgill zusammengesetzt ist. Aus beiden soll hier
das Wichtigste angeführt werden. Bisher boten die Versuchsarbeiten in Folge
verschiedener Schwierigkeiten nur geringe Aussichten auf die Entwickelung einer
Sorghumzuckerindustrie; nach den letztjährigen Versuchen ist dies aber wesentlich
anders geworden.
Der chemische Theil derselben stand unter der Leitung Prof. Wiley's, ebenso wie bei den Versuchen in Rio Grande (N. J.) und in
Lawrence (Louisiana).
1) Aus dem Berichte von M. Swenson vom
9. November 1887.
Alle bisherigen Bemühungen, Zucker aus Sorghum mit Vortheil herzustellen, können als
gescheitert angesehen werden für die Sorghumindustrie (siehe den Bericht von Hardinge, 1887 266 85). Die
mechanischen wie die chemischen Schwierigkeiten in der Behandlung des Rohres und des
Saftes war es bis zu den hier zu besprechenden neuen Versuchsarbeiten nicht gelungen
zu überwinden. Dieselben betrafen hauptsächlich die Einrichtungen zum Zerschneiden
und Reinigen des Rohres, die Verhinderung der Inversion des Zuckers und die billige
und wirksame Behandlung des Rohres bei der Diffusion. Alle diese Schwierigkeiten
werden jetzt als überwunden angesehen.
Vergleiche zwischen Diffusion und Auspressung ergaben die Vorzüge der ersteren, indem
sogar aus sehr geringem Rohre sehr guter Syrup erhalten wurde, dessen Farbe und
Geschmack bei gleicher Arbeit demjenigen des Syrupes von ausgepreſstem Rohre
überlegen war. Man wird also auch am Anfang und Ende der Jahreszeit noch mit Nutzen
mit der Diffusion arbeiten.
Um die Zuckerinversion in der Batterie zu vermeiden, wurden etwa 5k gefällten trockenen kohlensauren Kalkes mit
Wasser zu einem dünnen Breie vermischt und zu den Schnittlingen während des
Beschickens der Diffusionsgefäſse zugesetzt; hierdurch wurde jede Spur von Inversion
verhütet. Dieser kohlensaure Kalk wurde erhalten, indem die Gase aus einem kleinen
Koksofen durch Kalkmilch geblasen wurden. Wenn der Kalk nur noch geringe Alkalität
zeigte, wurde er in ein groſses Loch in der Erde abgelassen, wo der kohlensaure Kalk
in kurzer Zeit fast ganz trocken wurde. Um die Ausbeute von 1t Sorghumrohr zu bestimmen, wurden zwei Versuche
mit folgendem Ergebnisse durchgeführt.
1. Versuch. Ein Sud wurde aus 133t gereinigtem Rohre gekocht. Um besseres Korn zu erhalten, wurden 2600
Pfund Zucker zum geschiedenen Safte hinzugesetzt. Ein Diffusionscylinder lieferte
2200 Pfund Saft. Die Temperatur der Batterie betrug zwischen 75 und 80°.
Rohrzucker im Schnitzelsafte
10,00
Glucose „ „
3,41
Nichtzucker „ „
3,20
Verhältniſs von Rohrzucker zu Glucose
2,94
Reinheitsquotient
60,3
Rohrzucker im Diffusionssafte
7,91
Glucose „ „
2,60
Nichtzucker „ „
2,59
Verhältniſs von Rohrzucker zu Glucose
3,04
Reinheitsquotient
60,4
Rohrzucker im geschiedenen Safte
8,34
Glucose „ „ „
2,40
Nichtzucker „ „ „
2,46
Verhältniſs von Rohrzucker zu Glucose
3,47
Reinheitsquotient
63,6
Gesammtgewicht des Zuckers des ersten Productes
17688
Pfund
Zum Safte zugesetzt
2600
„
––––––––––
Ausbeute an I. Product
15008
Pfund
„ „ II. „
2330
„
„ „ Melasse
2220
Gallonen
(etwa
24400
Pfund).
Ausbeute aus 1t Rohr.
I.
Product
113,0
Pfund
Melasse
15,5
Gallonen
II.
„
17,5
„
(etwa
170
Pfund).
Polarisation
des
I.
Productes
93,0
Proc.
„
„
II.
„
88,7
„
2. Versuch. 172t reines Rohr ergaben ohne
Zuckerzusatz einen Sud mit folgender Ausbeute:
I.
Product
9292
Pfund;
von
der
Tonne
108
Pfund
II.
„
1988
„
„
„
„
23
„
Melasse
1462
Gallonen;
„
„
„
17
Gallonen
(rund
16082
Pfund).
(rund
187
Pfund).
Polarisation
des
I.
Productes
97
Proc.
„
„
II.
„
98
„
Ein Sud Melasse, auf Faden gekocht, ergab noch 12½ Proc. Zucker
von 88 Proc. Danach würde man im Durchschnitte aus der Tonne Rohr 128 Pfund Zucker
aller Producte und 16 Gallonen (177 Pfund) Melasse haben erhalten können. Ob man
zwei oder drei Producte kochen soll, hängt nur vom Stande des Syrupmarktes ab.
Aus vorstehenden Ziffern ergibt sich, daſs die bisherige Berechnungsart des
gewinnbaren Zuckers unbrauchbar für diesen Fall ist. Beim ersten Versuche würde man
nach der Zusammensetzung des Diffusionssaftes auf 61,6 Pfund Zucker aus der Tonne
Rohr gekommen sein, während in Wirklichkeit 130,5 Pfund erhalten worden sind. Statt
ihres gleichen Gewichtes haben Glucose und andere Nichtzucker nur ⅖ desselben
ungewinnbar gemacht. Dies wird durch alle Analysen während der ganzen Arbeitszeit
bestätigt.
Aus den Versuchen haben sich ferner folgende Thatsachen ergeben:
a) Das Rohr ist die ganze Zeit über von gleichmäſsiger Beschaffenheit gewesen.
b) Eine kleine Menge kohlensaurer Kalk verhindert die Inversion des Zuckers in dem
Diffusionsgefäſse.
c) Der Zuckergehalt in den Rückständen war zu hoch, jedenfalls in Folge der oben erwähnten
unrichtigen Gestalt mancher Schnittlinge. Aus diesem Grunde war auch der Saft zu
verdünnt.
Die zu erzielenden Erfolge hängen nicht allein von dem Verhältnisse des zu
gewinnenden Zuckers, sondern auch von den Betriebskosten ab, und in dieser Beziehung
ist der Einfluſs der einfachen und billigen Arbeit der besten Arbeitszeit
entscheidend gewesen. Man kann alle mit der Verarbeitung verbundenen Kosten auf
höchstens zwei Dollars für die Tonne Sorghumrohr beziffern.
Die ausgelaugten Schnittlinge können in dreierlei Weise ausgenutzt werden, nämlich
entweder als Dünger für die Sorghumfelder, oder als Brennstoff (nach vorherigem
Auspressen), oder endlich zur Papierfabrikation. Es muſs der Zukunft vorbehalten
werden, zu entscheiden, welcher dieser Wege der vortheilhafteste sein wird.
Die von Swenson aus den angestellten Beobachtungen
gezogenen Schlüsse sind folgende:
1) Es ist ein vollständiger Erfolg erzielt und der Beweis dafür erbracht worden, daſs
die Zuckerfabrikation aus Sorghum ausführbar und nutzbringend ist.
2) Der Zucker ist gleichmäſsig während der ganzen Jahreszeit erhalten worden.
3) Dies ist trotz der geringen Beschaffenheit und der Beschädigung des Sorghums durch
Trockenheit und Blattläuse der Fall gewesen.
4) Der Werth der in diesem Jahre aus 1t
Sorghumzucker erhaltenen Producte, Zucker und Melasse, steht dem höchsten aus
Zuckerrohr in Louisiana erzielten vortheilhaft gegenüber, während letzteres nichts
dem 2 Bushel Samen von 1t Sorghum Entsprechendes
liefert. Es ist also bestimmt auszusprechen, daſs in Kansas (aus Sorghum)
ProcentRohr-Zucker
Procent Glucose
Procent Balling
Mittel
Maximum
Minimum
Mittel
Maximum
Minimum
Mittel
Maximum
Minimum
Saft von Schnittlinien 55 Analysen
9,54
11,51
6,20
3,40
6,49
1,39
16,14
17,18
13,09
Diffusionssaft 51 „
6,68
8,79
5,05
2,26
3,07
1,75
11,08
13,10
8,64
Ausgelaugte Schnitzel 29 „ Gesammtzucker
1,03
1,83
0,49
–
–
–
–
–
–
Geklärter Saft 25 Analysen
6,91
8,25
5,11
2,19
2,85
1,69
11,31
13,35
8,94
Dicksaft 14 „
29,90
41,90
16,10
10,06
16,26
7,52
46,02
60,40
36,20
Erstes Product 28 „
95,64
98,10
92,40
–
–
–
–
–
–
Zweites Product 3 „
85,80
88,70
82,30
–
–
–
–
–
–
Verhältniſs von Rohrzucker
zuGlucose
im Durchschnitte der ganzen Arbeit
im Schnitzelsafte wie 2,80 : 1
im Diffusionssafte wie 2,95 : 1
ebenso billig Zucker hergestellt werden kann, wie in Louisiana
(aus Zuckerrohr).
Endlich folgt hier eine Zusammenstellung der Ergebnisse der verschiedenen
mitgetheilten Analysen der Fabrikproducte. Diejenigen der Füllmassen und Melassen
fehlen noch.
2) Aus dem Berichte von E. B.
Cowgill,
welcher in allen Punkten, namentlich in der Schluſsfolgerung
mit dem vorhergehenden übereinstimmt, soll hier nur einiges zur Ergänzung des
Gesagten angeführt werden.
Die ganze Rechnung für die ausgeführte Arbeit stellt sich wie folgt:
Erhaltener Zucker 235826 Pfund zu 5¾ Cents
13559,98
Dollars
Staatszuschuſs, 2 Cents
4716
„
–––––––––––––––––
17276,50
Dollars
Syrup, 51000 Gallonen zu 20 Cents
10200
„
Samen
7000
„
–––––––––––––––––
Gesammtwerth der Producte
Kosten
34476,50
Dollars
3840t Rohr
7680
Dollars
Samen
1934
„
Arbeitskosten, einschlieſslich Versuchskosten
5737,16
„
Kohlen, Versuche eingeschlossen
1395,77
„
Gehälter u.s.w.
3500,00
„
Versicherung und Verschiedenes
1500,00
„
–––––––––––––––––
21746,93
Dollars
Reinertrag 13229,57 Dollars.
Die Bestimmung von Rohrzucker neben „Glucose“ scheint in folgender Weise
ausgeführt worden zu sein. Zunächst wird mit Fehling'scher Lösung maſsanalytisch die Glucose gefunden, dann wird dieselbe
Bestimmung mit der invertirten Lösung ausgeführt; der Unterschied ergibt die vom
Rohrzucker stammende Glucose, woraus durch Multiplication mit 0,95 ersterer
berechnet wird.
Die Bestimmungen mit dem Polarisationsinstrumente werden daneben als für die meisten
Fälle ausreichend bezeichnet, wonach angenommen zu werden scheint, daſs der Glucose
in diesen Producten keine Drehung zukomme.
Die Glucose wird als „hauptsächlich aus Dextrose und Lävulose“ bestehend
bezeichnet und auch „Traubenzucker“ genannt, welcher die Ursache des süſsen
Geschmackes der meisten Früchte sei. „Der hohe Gehalt daran – über 53 Pfund in
1t Rohr – wird sich in kurzer Zeit als
eine der werthvollsten Bestandtheile des Sorghumzuckers herausstellen. “
Ueber die Zukunft der Sorghumindustrie spricht sich der Bericht wie folgt aus:
Die Sorghumindustrie scheint jetzt eine gesicherte Zukunft zu haben. Die von 1t Rohr und von einem Acre Land zu erhaltenden
Zucker und Melassen und andere werthvolle Producte werden den Landwirth wie den
Fabrikanten für Anlage, Arbeit und aufzuwendende Mühe belohnen. Der wie oben beschrieben
dargestellte Zucker ist hell von Farbe, aber nicht weiſs. Seine Süſskraft wird von
keinem anderen Zucker übertroffen, sein Geschmack ist sehr angenehm. Der jetzigen
Richtung entsprechend wird er raffinirt werden müssen; wenn, wie zu erwarten,
kleinere Syrupfabriken und gröſsere Centralanstalten entstehen, werden letztere auch
das Raffiniren übernehmen.
Die deutschen Consularberichte aus Havana über den Stand
der Zuckergewinnung auf der Insel Cuba (Wochenschrift des
Centralvereines für Rübenzuckerindustrie in Oesterreich-Ungarn, Bd. 26 Nr.
25 S. 395) zeigen, daſs die ungünstige Lage der Industrie in dieser Colonie sich
wesentlich zu bessern beginnt und daſs die nachtheiligen Einflüsse ihre Macht mehr
und mehr verlieren. Es wird unter anderem gesagt:
Wenn die hiesige Zuckerindustrie trotz der niedrigen Preise zu
Anfang des Jahres nicht zu Grunde ging, so wird dies in erster Reihe dem
sachgemäſsen Verfahren der hiesigen Pflanzer zugeschrieben, welche während der
harten Erfahrungen der vorausgegangenen Jahre gelernt haben, in der Gewinnung die
gröſsten Ersparnisse einzuführen. Es unterliegt keinem Zweifel, daſs die Pflanzer
heutzutage zu dem niedrigen Preise von 3½ bis 4 Realen für das Arroba (gleich 11k,5) produciren können, und es ist Thatsache, daſs
trotz der niedrigen Preise, womit das Jahr begonnen hat, kein Pflanzer zu Grunde
gegangen ist.
In zweiter Reihe ist die Erleichterung anzuführen, welche der
Zuckerindustrie durch die am 1. August 1887 erfolgte gänzliche Aufhebung der
Ausfuhrzölle auf Zucker zu Theil geworden ist.
Die groſsen Schwierigkeiten, welche der Zuckerindustrie durch die
Abschaffung der Sklaverei und durch den Uebergang zur freien Arbeit bereitet waren,
können als überwunden bezeichnet werden. Das Resultat, welches heute mit freien
Arbeitern erzielt wird, übertrifft die Erwartungen, die man davon gehegt hat.
Arbeiter der weiſsen, schwarzen und chinesischen Race werden heute ohne Unterschied
neben einander verwendet, und es werden wenig Klagen über Uneinigkeiten unter den
Arbeitern oder zwischen Arbeitern und Pflanzern laut. Die Betheiligung allein der
chinesischen Bevölkerung an der Arbeit auf den Zuckerpflanzungen wird auf 40000
Köpfe angegeben.
Die Einrichtung der sogen. Central-Ingenios, welchen seitens der
kleinen Colonen das Zuckerrohr zur Verarbeitung überliefert wird, hat sich bewährt
und wird das frühere System bald ganz verdrängt haben. Die Einführung des
Colonensystemes hat den Anbau von Zuckerrohr auf bisher unbenutzte, abgelegene
Gegenden ausgedehnt; der Transport des Rohres andererseits nach den Factoreien hat
eine Steigerung des Eisenbahnbetriebes mit sich gebracht.
In der Fabrikation des Zuckers werden von Jahr zu Jahr neue
Verbesserungen eingeführt. Zu den bereits in Gebrauch befindlichen Filterpressen hat
man auf verschiedenen Pflanzungen versuchsweise Maschinen aufgestellt, welche das
Rohr zerstückeln, bevor es durch die Mühle geht, wodurch die Gewinnung von
Zuckersaft bedeutend erhöht wird; weitere Vervollkommnungen dieses Verfahrens sind
zu erwarten. Daneben haben einzelne Pflanzungen die Einrichtung getroffen, den
nassen Bagazo, d. i. das Rohr nach der Auspressung, auf Eisenplatten, welche über
die Feuerungskessel laufen, zu trocknen, um denselben am gleichen Tage als
Feuerungsmaterial verwenden zu können. Die letztere Neuerung hat noch wenig
Nachahmung gefunden, weil der zum Trocknen nöthige Zusatz an Feuerungsmaterial bis
jetzt noch nicht vortheilbringend durch den so gewonnenen Bagazo aufgewogen
wird.
In früheren Jahren glaubte man, daſs 7 Proc. Zucker auf 100 Pfund
Rohr als eine gute Ausbeute anzusehen und eine höhere Leistungsfähigkeit nicht zu
erzielen sei. Heute erreicht eine Mehrzahl von Pflanzungen im Durchschnitte 8 Proc.
als erstes Product.
Der Zucker, welcher von Cuba zur Ausfuhr gelangt, ist fast
ausschlieſslich unraffinirter Zucker. Es bestehen zwei Raffinerien auf der Insel,
die eine in Cardenas, die andere in der Nähe von Matanzas, deren Leistungsfähigkeit
zusammen auf etwa 50000 Barrels zu 400 Pfund Raffinaden für das Jahr geschätzt wird.
Die Aussichten dieser Raffinerien werden nicht als vielversprechend bezeichnet, da
die für ihr Product geforderten Preise für den allgemeinen Consum zu hoch sind. Die
gewonnenen Raffinaden werden zum Theile auf der Insel verbraucht, zum gröſseren
Theile werden sie nach Spanien verschifft. Aber trotzdem hat die Ausfuhr des
raffinirten Productes gegenüber der Ausfuhr von Rohzucker bis jetzt keine
Bedeutung.
Stammer.