Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. |
Autor: | Morgen |
Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 422 |
Download: | XML |
Ueber Fortschritte in der
Spiritusfabrikation.
(Patentklasse 6. Schluſs des Berichtes S. 324 d.
Bd.)
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
VI. Apparate.
Eine Hefekühlvorrichtung einfachster Art mit maschineller
Kraft beschreibt C. Heſse in Czerbienschin in
der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S.
34.
Ein einfaches Verfahren zur Spundsicherung ist J. Piaubert-Leschure in Langem, Gironde, Frankreich, patentirt (D. R. P. Nr. 41462 vom 27. Mai 1887). Eine Feder von solchen Dimensionen,
daſs sie durch das Spundloch gebracht werden kann, wird an einem verzinkten
Eisendrahte, welcher durch den Kork hindurch geht, befestigt. Man bringt die Feder
in das Faſs hinein, verschlieſst mit dem Korke das Spundloch, zieht mittels des
Drahtes die Feder gegen die Innenwand des Fasses und befestigt sie in dieser
Stellung, indem man die beiden Drahtenden, welche aus dem Korke herausragen,
zusammenbindet.
VII. Analyse.
Ueber Verbindungen der Stärke mit den alkalischen Erden;
von C. J. Lintner (Zeitschrift
für angewandte Chemie, 1888 Heft 8). Eine im Laboratorium der
landwirthschaftlichen Central-Versuchsstation München ausgeführte Prüfung (dieselbe
Zeitschrift S. 65) der von Asboth angegebenen Methode
der Stärkebestimmung (vgl. 1888 268 94) hatte keine
befriedigenden Resultate ergeben. Dieses veranlaſste den Verfasser, das Verhalten
der Stärke zu Baryt eingehender zu prüfen. Eine früher vom Verfasser gemachte
Beobachtung, daſs auch durch Zuckerkalklösungen die Stärke quantitativ als
Kalkverbindung gefällt werden kann, führte darauf, auch das Verhalten der Stärke zu
Kalk und Strontian zu studiren. Hauptzweck der Versuche war es, zu entscheiden, ob
die Verbindungen der Stärke mit den alkalischen Erden überhaupt einer quantitativen
Bestimmung zu Grunde gelegt werden können. Die Versuche ergaben in dieser Beziehung
ein negatives Resultat, denn es stellte sich heraus, daſs die Stärke nicht eine, sondern mehrere
Verbindungen mit den alkalischen Erden bildet, und es gelang nicht, die
Versuchsbedingungen so
zu regeln, daſs wesentlich nur eine Verbindung
entsteht. Zu den Versuchen wurde verwendet: 1) Lösliche Stärke, bereitet aus
Kartoffelstärke durch Einwirkung von 7,5procentiger Salzsäure bei gewöhnlicher
Temperatur. 2) Prima Kartoffelstärke. 3) Reisstärke, ausgewaschen bis zur neutralen
Reaction. Die Resultate der sehr zahlreichen Versuche, stellt Verfasser in folgenden
Sätzen zusammen: 1) Zuckerkalklösungen fällen aus verdünnten Stärkelösungen alle
Stärke als Stärkekalkverbindung. Dextrine werden nicht gefällt. 2) 1 Th. Stärke
vermag verschiedene Kalkmengen zu binden, und zwar um so gröſsere Mengen, je mehr
Kalk auf 1 Th. Stärke vorhanden war. Als Maximum wurde auf 1 Th. Stärke 0,3164 Th.
Kalk, als Minimum 0,0952 Th. Kalk gefunden, welche Werthe auf Verbindungen C6H10O5CaO und (C6H10O5)4CaO schlieſsen lassen. 3) Barytwasser verhält sich
der Stärke gegenüber wie Zuckerlösung. Als Maximum und als Minimum wurden Werthe
gefunden, welche annähernd Verbindungen von der Formel (C6H10O5)2BaO und (C6H10O5)8BaO zukommen. 4) Bei Gegenwart von wenig Alkohol
geben auch die Dextrine mit Baryt Niederschläge. 5) Strontianwasser und
Zuckerstrontianlösungen fällen die Stärke nicht vollständig. Unter Anwendung von
Alkohol gelingt es jedoch, auch mit Zuckerstrontianlösung die Stärke quantitativ
auszufällen. 6) Zur quantitativen Bestimmung der Stärke können die alkalischen Erden
nicht mit genügender Sicherheit direkt verwendet werden. Bemerkt sei noch, daſs
Verfasser das Barytwasser zur Ausfällung der Stärke für sehr geeignet hält, wenn es
sich darum handelt, die Stärke in Dextrin haltigem Materiale zu bestimmen. Man hat
dann den Niederschlag mit Barytwasser auszuwaschen, wieder zu lösen und die Stärke
in bekannter Weise mit Salzsäure zu invertiren.
Ueber Traube's Stalagmometer (Tropfenmesser), einen neuen Apparat zur Bestimmung
des Gehaltes von Flüssigkeiten an Fusel, Alkohol und Essig, (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 20
S. 2644, 2824, 2829, 2831) wird in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 5, berichtet. Das Verfahren beruht auf der von
Traube u.a. gemachten Beobachtung, daſs die
Tropfengröſse, d.h. das Volumen eines Tropfens, welcher aus einer capillaren
Oeffnung einer kreisförmigen ebenen Fläche heraustritt, in einem bestimmten
Verhältnisse zur Steighöhe oder Capillaritätsconstante und demnach auch zu dem
Gehalte des Spiritus an Fusel steht (vgl. unser Referat 1887 265 287 über Traube's Capillarimeter, vor
welchem das Stalagmometer den Vorzug leichterer Handhabung besitzt). Der Apparat
besteht im Wesentlichen aus einer Kugel, welche an beiden Seiten zu je einer Röhre
ausgezogen ist (also ähnlich wie eine Pipette). Die eine von diesen Röhren, welche
als Ausfluſsrohr dient, ist an ihrem Ende scheibenförmig verbreitert und trägt
daselbst eine capillare, sich nach unten kegelförmig erweiternde Oeffnung. Durch
zwei an den Röhren angebrachte Marken ist ein constantes Volumen begrenzt. Zum Gebrauche füllt man den
sorgfältig gereinigten, besonders an der Ausfluſsöffnung von allen Fettspuren auf
das Sorgfältigste befreiten und trockenen Apparat durch Saugen mit der auf
Zimmertemperatur abgekühlten zu untersuchenden Flüssigkeit (bei Spiritus, nachdem
man denselben auf 20 Vol.-Proc. verdünnt hat), stellt die obere Marke ein, läſst den
Inhalt bis zur unteren Marke austropfen und stellt die Anzahl der Tropfen fest. Nach
Angaben des Verfassers beträgt der Maximalfehler nicht mehr als 0,2 Tropfen auf je
100 und man soll nach dem Verfahren 0,1 bis selbst noch 0,05 Proc. Fusel bestimmen
können. Um noch kleinere Mengen, bis zu 0,02 Proc. Fusel, sicher feststellen zu
können, muſs eine Concentration des Fusels in der ursprünglichen Flüssigkeit
vorgenommen werden. Dieses geschieht durch Ausschütteln des Spiritus mit
Ammoniumsulfatlösung, von welcher das Fuselöl aufgenommen wird, und aus welcher
dasselbe durch Destillation im concentrirteren Zustande erhalten wird. Der störende
Einfluſs, welchen ätherische Oele auch auf dieses Verfahren ausüben, wird durch
Destillation des Spiritus über Aetzkali oder Aetznatron beseitigt. Diejenigen
ätherischen Oele, welche durch Aetzalkalien nicht zerstört werden, sind nach
Untersuchungen des Verfassers auch ohne Einfluſs auf die Tropfengröſse. Der Apparat
kann auch zur Bestimmung des Alkoholes in Gemischen von Alkohol und Wasser, sowie
der Essigsäure im Essig benutzt werden. Zur Bestimmung des Alkoholgehaltes in Wein
und Bier müssen diese Flüssigkeiten zuvor unter Zusatz von etwas Kali destillirt
werden. Der Apparat wird von C. Gerhardt in Bonn
geliefert.
Ein neues Verfahren zur Bestimmung des Alkoholes
beschreibt B. Röse in der Zeitschrift für angewandte Chemie, 1888 S. 31. Dasselbe beruht auf der
Oxydation des Alkoholes durch Permanganat bei Gegenwart von Schwefelsäure. Beim
Zusammenbringen von Alkohol mit Permanganat und verdünnter Schwefelsäure findet nur
eine theilweise Oxydation statt, indem theilweise Aldehyd entsteht; fügt man jedoch
concentrirte Schwefelsäure in Mengen von etwa 40 Proc. des Gewichtes hinzu, so tritt
vollständige Oxydation des Alkoholes zu Kohlensäure und Wasser ein. Zum
Zurücktitriren, sowie zur Feststellung des Wirkungswerthes der Permanganatlösung
empfiehlt Verfasser das vierfache oxalsaure Kali C2O4KH + C2H2O4 +
2H2O, welches vor der Oxalsäure den Vorzug
besitzt, daſs dasselbe über Schwefelsäure und selbst im Vacuum getrocknet werden
kann, ohne daſs es Wasser verliert; auch läſst sich dieses Salz leicht rein
darstellen, und durch Ueberführen desselben in das Sulfat kann man sich von der
Reinheit leicht überzeugen. Zur Ausführung der Bestimmung verfährt man wie folgt:
Etwa 5g der alkoholischen, ungefähr 1 Proc.
Alkohol enthaltenden Flüssigkeit werden in einem tarirten Kölbchen abgewogen, mit
genau 50cc der auf 1/10 Normalkaliumtetraoxalat gestellten
Permanganatlösung (etwa 10g Permanganat in 1l) vermischt und unter stetem Umschwenken 20cc concentrirte Schwefelsäure hinzugefügt. Man
läſst einige Minuten einwirken, verdünnt mit 100cc
Wasser, fügt eine zur Reduction hinreichende Menge 1/10 Normaloxalatlösung hinzu, erhitzt bis
fast zum Sieden und titrirt mittels Permanganatlösung zurück. Da ein Molekül Alkohol
zur völligen Oxydation zu Kohlensäure und Wasser 6 Moleküle Sauerstoff erfordert, so
entspricht 1g Alkohol 8g,244 Permanganat. Die mit absolutem reinem
Alkohole von 78,26° Siedepunkt ausgeführten Versuche zeigten, daſs sich in Gemischen
von Alkohol und Wasser der Gehalt an Alkohol nach diesem Verfahren so leicht und
scharf ermitteln läſst, wie dieses auf physikalischem Wege nicht möglich ist. Wie
weit das Verfahren für die Bestimmung des Alkoholes in vergohrenen Flüssigkeiten
verwendbar ist, sollen weitere Versuche entscheiden. Daſs es überhaupt möglich sein
wird, das Verfahren für diesen Zweck brauchbar zu machen, wird von Windisch in seinem Referate in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 99,
bezweifelt. Windisch ist der Ansicht, und der Referent
muſs sich derselben anschlieſsen, daſs das beschriebene Verfahren sehr wohl geeignet
sein wird zur Bestimmung des Alkoholes in wässerigen Lösungen, und daſs dasselbe für
diesen Zweck wohl auch hin und wieder angewendet werden wird. Wie die Methode jedoch
für die Bestimmung des Alkoholes in Fusel haltigem Branntweine, überhaupt in
Flüssigkeiten, welche auſser Aethylalkohol noch organische Substanzen in wechselnder
Menge und von oft unbekannter Zusammensetzung enthalten, geeignet gemacht werden
soll, ist nicht abzusehen. Zur Untersuchung des in gewerblichen Betrieben erzeugten
Alkoholes und spirituöser Flüssigkeiten wird dieses Verfahren voraussichtlich
niemals in Anwendung kommen können.
Zur Untersuchung der Pyridinbasen theilen Dr. Wepper und Lüders in der
Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 34,
die folgenden Beobachtungen mit. Der Umstand, daſs die bei Prüfung der Pyridinbasen
in Anwendung kommende Chlorcadmiumreaction (vgl. 1888 268
128) in der vorgeschriebenen Verdünnung bei Untersuchung ein und derselben Probe
Pyridinbasen, welche sonst alle vorgeschriebenen Reactionen gaben, in dem einen
Falle eintrat, in dem anderen nicht, veranlaſste die Verfasser, das zu diesen beiden
Prüfungen verwendete, aus verschiedenen aber bestrenommirten Fabriken bezogene
Chlorcadmium näher zu untersuchen. Dabei erwiesen sich beide Proben Chlorcadmium als
chemisch reine Salze, jedoch stimmte bei beiden weder der Gehalt an Chlor noch der
an Wasser mit der Formel CdCl2 + 2H2O, noch mit derjenigen des wasserfreien Salzes
CdCl2 überein, denn es enthielten:
Probe a)
Probe b)
Chlor
37,58
36,63 Proc.
Wasser
11,32
9,17 „
Das wasserfreie CdCl2 enthält
38,8 Proc. Chlor, das Wasser haltige Salz 16,44 Proc. Wasser. Beide Proben reagirten
sauer, a) anscheinend stärker als b). Die Probe a) gab die Reaction nicht, Probe b) dagegen mit
genügender Schärfe. Die verschiedenen Resultate bei Anwendung dieser beiden Salze
waren also durch die verschiedene Beschaffenheit derselben bedingt. Es ist auch
einleuchtend, daſs bei diesen beiden Salzen die 5procentige Lösung nicht die gleiche
Menge Cadmium enthielt; bei Probe b) ist der Gehalt an Cadmium gröſser als bei a).
Bei der vorgeschriebenen starken Verdünnung der Pyridinbasen von 1 : 250 ist es sehr
wohl denkbar, daſs diese Unterschiede im Cadmiumgehalte bei den beiden Proben
hinreichend waren, um die Reaction bei Probe a) überhaupt nicht mehr eintreten zu
lassen. Da nach diesen Beobachtungen das Eintreten der Reaction nicht nur von der
Beschaffenheit der Pyridinbasen, sondern auch von der Zusammensetzung des
Cadmiumchlorides abhängt, eine eingehende Prüfung des letzteren in der Praxis aber
vielfach unmöglich ist, so empfehlen die Verfasser die Prüfung der Pyridinbasen mit
Cadmiumchlorid dahin abzuändern, daſs die Lösung der Basen verstärkt wird. Es
erscheint nothwendig, daſs die Behörde hier andere Bestimmungen trifft, da nach
diesen Beobachtungen eine steueramtliche Zurückweisung von Pyridinbasen auf Grund
ganz haltloser Motive geschehen kann.
VIII. Allgemeines und
Theoretisches.
In Bezug auf die neuen alkoholometrischen Tafeln waren
verschiedene Bedenken und Wünsche laut geworden, welche die kaiserliche
Normalaichungscommission veranlaſste, in einer mündlichen Besprechung eine
Erörterung der aufgetretenen Bedenken vorzunehmen. Danach motivirte die
Aichungscommission die Eintheilung unter 0° in nur halbe Procente, statt wie in den
früheren Tafeln in zwei Zehntel damit, daſs es nach den zur Zeit vorhandenen
wissenschaftlichen Grundlagen durchaus unmöglich ist, für Temperaturen unter 0° die
Zahlenwerthe der Tafel I genauer als bis auf ¼ Proc. zu berechnen. Es werden daher
die neuen Tafeln, trotz der Abrundung zuverlässiger und genauer als die alten. Auch
wird die Abrundung für die Betheiligten eine Mahnung sein, daſs in allen Fällen, in
welchen die wahre Stärke genauer als auf ¼ Proc. ermittelt werden soll, die
Alkohollösung bei Temperaturen von 0° oder darüber ausgeführt werden muſs. Das
zweite Bedenken, daſs die Tafel II in den höheren Stärken nicht von Fünftel- zu
Fünftel-Procent, sondern nur in halben Procenten fortschreitet, rechtfertigt die
Commission damit, daſs bei Eintheilung in Fünftel-Procent die Tafel zu umfangreich,
werden würde, und daſs hiermit ihrer weitesten Verbreitung Hindernisse bereitet
werden würden. Um aber den laut gewordenen Wünschen möglichst entgegenzukommen, ist
die Veröffentlichung einer Ergänzungstafel in Aussicht genommen, welche für Stärken
von 75 bis 90 Proc., fortschreitend von Fünftel- zu Fünftel-Procenten, die
Ermittelung des Alkoholgehaltes aus der Stärke und dem Nettogewichte gestattet.
Diese Ergänzungstafel
ist bereits erschienen und von der Verlagsbuchhandlung Julius Springer in Berlin zum Preise von 50 Pf. zu beziehen.
Die Controlirung der täglichen Ausbeute in den
Brennereien ist zur Zeit für eine groſse Anzahl der letzteren noch mit
Schwierigkeiten verbunden, da die Spirituskeller verschlossen sind und die
Beibehaltung der sogen. Vorlagen nur dort gestattet ist, wo dieselben bereits früher
im Gebrauche waren. Um nun doch eine annähernde tägliche Feststellung der Ausbeute
zu ermöglichen, sind in einzelnen Brennereien in den Sammelgefäſsen Schwimmer
angebracht, welche durch ihr Steigen im Brennraume an einer dort befindlichen Scala
den Stand des Spiritus in dem Reservoir anzeigen. Eine derartige Einrichtung
einfachster Art wird von Schwitzke in Wittmannsdorf in
der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 71,
beschrieben. Eine andere, vollkommenere Vorrichtung für diesen Zweck liefert das Hydrometer von G. Hambruch
in Berlin. Die Einrichtung desselben beruht darauf, daſs in einem glockenförmigen
Gefäſse, welches man mit der offenen Seite in eine Flüssigkeit taucht, die Luft
comprimirt wird, und zwar um so mehr, je tiefer man das Gefäſs eintaucht. Bringt man
eine solche Glocke auf dem Boden des Reservoirs an, und verbindet den Hohlraum, in
welchem die comprimirte Luft enthalten ist, mit einem geeigneten Manometer, so wird
dieses die Gröſse der Spannung der Luft, welche der Höhe der Flüssigkeitssäure über
der Glocke entspricht, anzeigen. Diese Anordnung würde sich namentlich für gröſsere
Betriebe und auch für Spirituslagerhäuser empfehlen, da sie die Uebertragung der
Anzeige auf weitere Entfernungen, z.B. nach den Comptoirs, gestattet.
Als antiseptisches Mittel wird neuerdings die α-Oxynaphtoësäure vielfach empfohlen. Nach Versuchen
von Magerstein (Oesterreichisch-Ungarische Brennerei-Zeitung, Bd. 12 S. 5), welche mit
Zuckerlösung unter Zusatz von Hefe ausgeführt wurden, ist die antiseptische Wirkung
der α-Oxynaphtoësäure etwa fünfmal gröſser als die der
Salicylsäure, denn bei Zusatz von 0,07 bis 0g,11
der Säure für das Liter Traubenzuckerlösung blieb die Gährung gänzlich aus, während
bei der Salicyilsäure erst ein Zusatz von 0,3 bis 0g,4 die Gährung verhinderte (vgl. 1888 267
238).
Isobutylenglycol hat Lanson
in den Producten der alkoholischen Zuckergährung gefunden (La Sucrerie indigène, Nr. 5). Verfasser vergohr bei 20°
eine Lösung von 6k Zucker in 40l Wasser mit 500g Bierhefe. Der Gährflüssigkeit wurden noch 1l,5 einer filtrirten Abkochung von 500g
Hefe in 3l Wasser zugesetzt, nach 14 Tagen wurden
25g Weinsäure, nach weiteren 8 Tagen 10l Wasser zugegeben. Durch Destillation nach
beendigter Gährung erhielt man aus der bei 175 bis 182° übergehenden Fraction 4g einer bei 178 bis 179° siedenden Flüssigkeit,
welche der Formel C4H10O2 entsprach, und sich durch die Analyse
als Isobutyleuglycol erwies. Verfasser berechnet, daſs auf 100k Zucker 60g,8 dieses Körpers
gebildet werden. Ueber das Auftreten dieses Körpers bei der Vergährung von Zucker
durch die elliptische Hefe vgl. unser Referat 1888 268
182.
Versuche über die Respiration der Hefe bei verschiedenen
Temperaturen sind von Gréhant und Quinquand ausgeführt (Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 91, daselbst nach Comptes rendus vom 27. Februar 1888). Pasteur hatte bereits früher die Absorption des
Sauerstoffes durch Hefe bestimmt, welche sich mit 315cc Luft in einem Zucker haltigen Medium befand; er hatte gefunden, daſs
1g Hefe in 15 Stunden 414cc Sauerstoff absorbirt. Die Verfasser ermittelten
die Menge des absorbirten Sauerstoffes und der producirten Kohlensäure bei
Temperaturen von 0 bis 58°, und zwar, wenn die Hefe sich in destillirtem Wasser in
Abwesenheit von Zucker mit einer bestimmten Menge Luft in Berührung befindet. Die
Verfasser gelangten zu dem Schlusse, daſs sich das Verhältniſs der Kohlensäure zum
Sauerstoffe mit der Temperatur ändere; es war dieses Verhältniſs z.B. bei 0° = 0,87,
bei 33° = 1,90, bei 58° = 4,50. Es scheinen sich daher die isolirten Hefezellen
nicht so zu verhalten wie die Pilze und Gewebe ohne Chlorophyll, welche nach den
Untersuchungen von Bonnier und Mangin für die gleichen Individuen ein constantes, von der Temperatur
unabhängiges Verhältniſs von Kohlensäure zu Sauerstoff ergeben.
Zur Darstellung einer Diastase nach Schartler schreibt C. J.
Lintner in der Wochenschrift für Brauerei, Bd.
5 S. 43: „Das Verfahren von Schartler ist nach
meinen Erfahrungen gänzlich ungeeignet zur Darstellung reiner, d. i. mit der
höchsten Wirksamkeit ausgestatteten Diastase. Ungeeignet ist 1) die Anwendung
von doppeltkohlensaurem Natron, da die Diastase sehr empfindlich ist gegen ein
alkalisch reagirendes Medium; 2) das Digeriren des Extractes bei 65°, da
hierdurch die Diastase erheblich geschwächt wird; 3) das Trocknen der Fällung
bei 50°, da hierdurch gleichfalls eine starke Schädigung des
Fermentativvermögens stattfindet.
Ueber die alkoholische Gährung der Galaktose hat Em. Bourquelot Versuche angestellt (Wochenschrift für Brauerei, Bd. 5 S. 235, daselbst nach
Comptes rendus, Bd. 106 S. 263). Die Veranlassung
zu diesen Versuchen geben die so vollständig abweichenden Ansichten über die
Vergährbarkeit der Galaktose. Die Versuche lieferten das interessante Resultat, daſs
die reine Galaktose in Gegenwart von Bierhefe bei 15
bis 16° nicht vergährt, daſs sie aber in Gährung kommt, wenn Glycose, Lävulose oder
Maltose hinzugefügt wird. Es folgt aus diesem Resultate, daſs in den Fällen, wo man
eine Vergährbarkeit der Galaktose gefunden hat, dieselbe nicht rein gewesen ist,
sondern eine andere vergährbare Substanz (Glycose) beigemengt enthielt, worauf schon
Pasteur, welcher ein etwas geringeres
Rotationsvermögen für die Galaktose fand, hingewiesen hat.
Die Frage: Enthalten die Getreidearten Zucker? hat A. von Asboth zu entscheiden versucht (Oesterreichisch-Ungarische Brennerei-Zeitung, Bd. 12 S.
27, daselbst nach Chemiker-Zeitung, 1888 S. 25 und 53).
Der Verfasser kommt auf Grund seiner Versuche, welche im Wesentlichen darin
bestanden, daſs er zur Extraction der Getreidemehle statt des Wassers absoluten (?
d. Ref.) Alkohol verwendete, zu dem Schlusse, daſs die Getreidearten keinen Zucker,
weder Glycose noch Saccharose, enthalten, daſs vielmehr deren Auffindung der
Anwendung schlechter Methoden zugeschrieben werden muſs. Der Verfasser ist der
Ansicht, daſs der in dem wässerigen Auszuge enthaltene Zucker erst durch die Wirkung
der in allen Getreidearten vorhandenen diastatischen Fermente während der Extraction
gebildet ist. Ferner fand er, daſs in die alkoholischen Auszüge, welche mit 80 bis
85procentigem Alkohole bereitet werden, eine dextrinartige Substanz hineingeht,
welche beim Invertiren Zucker liefert. Hierzu möchte Referent bemerken, daſs an der
Versuchsstation Halle Dr. WaasDiese Untersuchungen werden im Vereine mit anderen demnächst zur
Veröffentlichung kommen. eine groſse Anzahl von
Weizenproben auf ihren Zuckergehalt geprüft hat, in der Weise, daſs jede Wirkung
etwaiger in dem Korne vorhandener diastatischer Fermente durch Zusatz von
essigsaurem Quecksilber absolut ausgeschlossen war, da dieses Salz bekanntlich diese
Fermente tödtet. Die Mehle wurden in einer Reibschale mit 25cc der Quecksilberacetatlösung angerieben, diese
Mischung mit Wasser auf ein bestimmtes Volumen gebracht und in dem einen Theile
dieser Lösung der Zucker, in einem anderen Theile, nach vorheriger Inversion mit
Salzsäure, die Dextrine bestimmt. Die Versuche zeigten, daſs die mit
Quecksilberacetat bereiteten Auszüge stets Zucker (auf Maltose berechnet)
enthielten, allerdings, wie auch von vornherein zu erwarten war, bedeutend geringere
Mengen als die einfachen wässerigen, ohne Quecksilbersalz bereiteten Auszüge, in
welchen die Menge des Zuckers mit der Temperatur, bei welcher die Extraction
ausgeführt wurde (30°, 45° und 60°) zunahm. Immerhin enthielten auch die mit
Quecksilberacetat bereiteten Auszüge nicht unerhebliche Mengen Zucker, nämlich 0,177
bis 0,500, im Mittel 0,299 Proc. Maltose (daneben 0,729 bis 1,720, im Mittel 1,191
Proc. Dextrin), und es ist nach diesen Versuchen von Waas, wenigstens beim Weizen, das Vorhandensein von Zucker wohl
unzweifelhaft als erwiesen anzusehen.
Beiträge zum Studium der Umwandlungsproducte der Stärke bei
der Zuckerbildung von J. Effront (Oesterreichisch-Ungarische Brennerei-Zeitung, Bd. 11 S.
229, 248, 264, 280, 295, daselbst nach Moniteur
Scientifique, 1887 S. 513). Nach einer Uebersicht über die bekanntlich sehr
zahlreichen Arbeiten auf diesem Gebiete geht Verfasser zur Besprechung seiner
eigenen Versuche über, zu welchen ihn hauptsächlich die widersprechenden Ansichten
über das Drehungs- und Reductionsvermögen der Umwandlungsproducte der Stärke Veranlassung gaben. Auf die
sehr umfangreichen und interessanten Ausführungen des Verfassers hier näher
einzugehen, verbietet uns der beschränkte Raum; wir müssen uns begnügen, auf diese
Arbeit hinzuweisen und die Hauptresultate derselben, wie Verfasser sie am Schlusse
zusammenstellt, hier wiederzugeben: 1) Der Gang der Umwandlung der Stärke in Zucker
und Dextrin ist nicht derselbe, je nachdem man die Verzuckerung mit Hilfe des Malzes
oder der Säure ausführt. Die Verzuckerung durch das Malz ist von einer Spaltung des
Stärkemoleküles in Dextrin und Maltose begleitet, während die Verzuckerung der
Stärke durch Säuren dadurch charakterisirt ist, daſs sich die Stärke in Dextrin und
dieses in Glycose umsetzt. 2) Die Dextrine, welche bei der Verzuckerung durch die
genannten Hilfsmittel entstehen, sind nicht dieselben. Die bei der Verzuckerung der
Stärke durch das Malz entstehenden Dextrine sind polymer, während die bei der
Verzuckerung der Stärke durch die Säure sich bildenden es nicht sind. 3) Alle die
Dextrine haben immer dasselbe Drehungsvermögen. 4) Bei der Verzuckerung der Stärke
durch die Säure bildet sich immer Maltose. Die Menge der Maltose, welche man in den
Producten findet, steigt in dem Maſse, als die Verzuckerung fortschreitet. Aber in
den sehr vorgeschrittenen Phasen der Verzuckerung besteht ein nahezu constantes
Verhältniſs zwischen den gebildeten Glycose- und Maltosemengen. Dieses Verhältniſs
ist 34 bis 38 Maltose auf 100 Glycose. 5) Bei der Verzuckerung der Stärke durch das
Malz bildet sich nicht regelmäſsig Glycose. In sehr concentrirten Flüssigkeiten
entsteht sie fast immer. In Flüssigkeiten von schwacher Concentration bildet sie
sich dann, wenn man einen trüben Malzauszug verwendet. 6) Das Dextrin erhält man in
reiner Form, wenn man den Zucker durch eine Milchsäuregährung zerstört. 7) Zur
analytischen Bestimmung der Stärkeverzuckerungsproducte schlagen wir eine Methode
vor, welche darin besteht, daſs man die Zucker durch Ammoniak und unterchlorigsaures
Natron zerstört und das Dextrin aus dem Drehungsvermögen der Flüssigkeit vor und
nach der Behandlung bestimmt.
Studien über die Substanzen, welche den Geschmack des
Handelsalkoholes ungünstig beeinflussen, hat Ch.
Ordonneau gemacht (Oesterreichisch-Ungarische
Brennerei-Zeitung, Bd. 11 S. 310, daselbst nach Revue industrielle, 1887 Nr. 723). Verfasser theilt die Verunreinigungen,
welche den Aethylalkohol im Rohsprite begleiten und unvortheilhaft beeinflussen, in
folgende vier Gruppen ein: 1) Substanzen, welche vom Rohmateriale stammen. Es sind
dieses hauptsächlich die riechenden Stoffe, welche die verschiedenen Rohmaterialien,
z.B. Früchte und besonders auch die Zuckerrübe enthalten und welche unter Umständen
in den Spiritus gelangen. 2) Körper, welche durch die normale Gährung der
Zuckerarten entstehen und welche verschieden sind, je nach der angewendeten Hefeart.
Es gehören hierzu hauptsächlich die höheren Alkohole und Aldehyde. 3) Körper, welche
durch die Einwirkung der Fermente oder Bakterien entweder auf die Zuckerarten oder
auf andere Bestandtheile der Maischen, hauptsächlich auf die Eiweiſsstoffe,
entstehen; hierhin sind zu rechnen die Säuren, Essigsäure und Milchsäure, ferner als
Producte der Einwirkung der Bakterien auf die Eiweiſsstoffe übelriechende Gase,
sowie organische Basen, insbesondere Pyridinbasen; auch Aetherarten werden
wahrscheinlich von den Hefen nach beendigter Gährung ausgeschieden. 4)
Verunreinigungen, welche sich während der Destillation bilden und welche durch lang
andauerndes Kochen des Rohspiritus und die dabei stattfindende Einwirkung der
verschiedenen, in demselben enthaltenen Substanzen auf einander sich bilden, so z.B.
die Aetherarten, welche durch Einwirkung der Säuren auf den Alkohol entstehen.
Verfasser bespricht sehr eingehend die einzelnen Körper der hier nur kurz
charakterisirten Gruppen. Wir verweisen in Betreff des Näheren auf das Original.
Morgen.