Titel: | Der Leuchtthurm und die Nebelsignalapparate der Insel Alsa Craig in Schottland. |
Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 434 |
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Der Leuchtthurm und die Nebelsignalapparate der
Insel Alsa Craig in Schottland.
Mit Abbildungen auf Tafel
21.
Leuchtthurm und Nebelsignale der Insel Alsa Craig.
Die Insel Alsa Craig liegt in einer Bucht, in welche der Clyde mündet, neun Seemeilen
von Girvan, und bildet eine bis zur Höhe von 340m
über dem Meer sich aufthürmende Felsenmasse von 2½ engl. Meilen Umfang. Sie senkt
sich von allen Seiten schroff ins Meer, mit Ausnahme der Ostseite, wo sich eine
Terrasse von etwa 120ha aus Kies und Geschiebe
vorfindet, welche zur Fluthzeit ungefähr noch 6m
über die Meeresfläche sich erhebt.
Da diese Insel bei Nebel ein für die Seeschifffahrt sehr gefährliches Hinderniſs
bildet, so faſste, wie Genie civil, 1888 S. 132,
berichtet, die englische Leuchtthurm-Commission im J. 1881 den Beschluſs, dort einen
Leuchtthurm in Verbindung mit Nebelsignalen zu errichten, und übertrug die
Ausführung den Herren Stevenson, ihren Ingenieuren.
Der Gipfel des Piks zeigte sich weder als Baustelle für den Leuchtthurm, noch als Ort
für die tönenden Nebelsignale geeignet. Es wurde daher für die ganze Anlage die
genannte Terrasse gewählt. Da ferner ein einziger Nebelsignalapparat in der Mitte
der Terrasse nur einen beschränkten Theil des Horizontes umfaſst haben würde, so
entschied man sich für die Aufstellung zweier Sirenen,
einer am südlichen und einer am nördlichen Ende der Terrasse. Beide Sirenen werden
von einer Centralstelle aus, welche den Leuchtthurm, das diesem angebaute
Maschinenhaus, die Gasbereitungsanstalt, die Wohnungen für den Dirigenten und drei
Wächter, die Magazine u.s.w. umfaſst, mit der nöthigen Preſsluft versorgt. Als
Betriebskraft sind in der Maschinenhalle fünf geräuschlose achtpferdige Gasmotoren,
System Otto, in einer Reihe angeordnet, wovon vier für
den Dienst hinreichen, während der fünfte zur Reserve bereit steht. Diese Motoren
setzen mittels Transmissionsriemen zwei Compressionspumpen in Betrieb, deren jede
mit einem Cylinderpaare von 0m,25 Durchmesser,
0m,4 Hublänge und 60 Kolbenhüben in der Minute
arbeitet und Preſsluft von 5at Spannung liefert.
Bei dieser Leistung stellt sich der Bedarf an reinem Gas auf 15cbm,33 in der Stunde. Das in 12 guſseisernen
Retorten, System Keith, erzeugte Mineralölgas wird,
nachdem es die Reinigungsapparate und Condensatoren passirt hat, in den
Gasbehältern, deren jeder 300cbm faſst, gesammelt
und vor seinem Eintritte in die Motoren mit ungefähr halb so viel atmosphärischer
Luft (35 Th. Luft auf 65 Th. Gas) gemischt.
Die Preſsluft gelangt zunächst in zwei seitwärts von den Compressionspumpen
angeordnete Behälter, und wird von hier aus mittels zweier schmiedeeiserner
Röhrenleitungen von 62mm,5 lichtem Durchmesser der
nördlichen und südlichen Sirene zugeführt, deren Entfernung von dem Maschinenhause
950 bezieh. 667m beträgt. Die Leitung und Regelung der Signale
geschieht vom Maschinensaale selbst aus, so daſs sich die Wärter nur der Reinigung
wegen nach den Signalstationen zu begeben haben. Fig. 3 stellt eine der
Sirenenkammern, welche den 4cbm,2 fassenden
Preſsluftbehälter A mit der Sirene a und ihrem Schalltrichter umschlieſst, im senkrechten
Durchschnitte dar. Der seitliche, zur selbsthätigen Regulirung des Tones dienende
Mechanismus m ist Fig. 4 und 5 in gröſserem Maſsstabe
in der Seitenansicht und im Grundrisse abgebildet. Die südliche Sirene gibt in
kurzen Intervallen eine Gruppe von drei Tönen, die beiden äuſseren von 640 und den
mittleren von 280 Schwingungen, die nördliche nur einen einzigen Ton von 640
Schwingungen. Damit die Schalle beider Sirenen sich nicht decken, ertönen sie
abwechselnd in regelmäſsigen Pausen von 1½ Minuten. Dieser Wechsel wird durch das
von der Hauptwelle des Maschinensaales getriebene Rad s
(Fig. 6)
bewerkstelligt. Dieses macht nämlich in drei Minuten eine Umdrehung und öffnet
mittels eines Hebedaumens abwechselnd zwei Ventile, welche die Preſsluft aus den
beiden Behältern der Maschinenhalle in die nach der südlichen und nördlichen Sirene
führenden Röhrenleitungen einströmen lassen.
Wenn in dem Preſsluftbehälter A der Sirenenkammer eine
Spannung von 5at eingetreten ist, so hebt der
Druck auf den Kolben eines kleinen Cylinders k (Fig. 4) den
durch ein Gewicht belasteten Hebel l und setzt mittels
des an dem kürzeren Arm des letzteren befindlichen gezahnten Segmentes m ein Kettenrad a in
Umdrehung, wodurch ein Gewicht d aufgezogen wird. Das
Segment stöſst schlieſslich gegen den Winkelhebel n und
drängt ihn zurück, eine Bewegung, welche den durch den Arm h bisher aufgehaltenen Stift g des Rades b auslöst, so daſs sich das letztere nun unter dem
Einflüsse des Gewichtes d frei drehen kann. Seine
Umdrehungsgeschwindigkeit wird durch die Windflügel p,
mit denen es durch ein Räderwerk in Verbindung steht, gemäſsigt. Zwei an der Achse
des Rades b sitzende Knaggen kommen mit zwei kleinen
Ventilen in Berührung, welche die Preſsluft aus dem Behälter A mittels kleiner Kupferröhren r1, r2 der Sirene zuführen. In dem Augenblicke aber, wo
die Luft unter dem Kolben k durch den Hahn entweicht,
sinkt der Hebel herab, der Arm h fällt in das Rad b ein und setzt es in Stillstand.
Die (Fig. 7) im
Durchschnitte abgebildete Sirene ist nach Professor Holme's automatischem Systeme construirt. Ein Gehäuse umschlieſst einen
unbeweglichen, mit einer Anzahl Längsspalten durchbrochenen Zylinder, worin sich ein
zweiter, mit der gleichen Anzahl Längsspalten versehener Cylinder dreht. Die
Schrägstellung der letzteren bezüglich der radialen Richtung hat die Folge, daſs die
durch die Spalten des festen Cylinders gepreſste Luft dem inneren Cylinder eine
groſse, durch einen Centrifugalregulator in den richtigen Grenzen gehaltene
Geschwindigkeit ertheilt, und demgemäſs einen Ton von constanter Höhe erzeugt. Würde die Luftspannung,
sei es in Folge einer Unregelmäſsigkeit in der Function der Maschinen oder aus einer
sonstigen Ursache, zur Hebung des Gewichtshebels l in
den bestimmten Intervallen nicht hinreichen, so würden die Sirenen ihre Tonsignale
nicht regelmäſsig geben. Das oben erwähnte Rad s (Fig. 6) mit den
Hebedaumen. dient daher zugleich als Umschalter für den Strom einer im
Maschinensaale aufgestellten Batterie, deren Leitungsdrähte die Sirenenkammern mit
dem Maschinenraume verbinden. Da dieses Rad in drei Minuten eine vollständige
Umdrehung macht, so wird alle 1½ Minuten ein elektrischer Strom abwechselnd nach der
südlichen und nördlichen Sirene entsendet. Wenn der Maschinenbetrieb eingestellt
wird, so bewirkt das Herabsinken der Kugeln eines kleinen Centrifugalregulators H die Unterbrechung des elektrischen Stromes. Bei
geschlossenem Stromkreise aber zieht der Elektromagnet F (Fig.
4) die Armatur an und öffnet dadurch ein kleines Ventil, welches aus dem
Behälter A Luft unter den Kolben des Cylinders k strömen läſst und dadurch den Hebel l mit dem Gewichte hebt. Da das letztere einem
Minimaldrucke von 3at entspricht, so sperrt das
Ventil bei Unterbrechung des Stromes die Verbindung mit dem Behälter ab, und läſst
die unter dem Kolben befindliche Luft entweichen, worauf der Hebel wieder
herabsinkt. Dieses Spiel wiederholt sich und bewirkt die in regelmäſsigen Perioden
ertönenden Signale.
Der Leuchtthurm, welcher die Installation auf der Insel Ailsa Craig vervollständigt,
ist von leichter Metallconstruction, und enthält einen dioptrischen Apparat der
dritten Ordnung aus den Werkstätten von Barbier und
Fenestre in Paris. Er brennt dasselbe Mineralölgas, welches zu den Motoren
verwendet wird, mit einem zweidochtigen Suggbrenner,
welcher in einer Stunde 420l Gas unter einem
Drucke von 0m,027 verbraucht und eine Leuchtkraft
von 100 Kerzen entwickelt. Die Gesammtkosten der Anlage belaufen sich auf 600000
Francs und die jährlichen Unterhaltungskosten, das Dienstpersonal inbegriffen, auf
16000 Francs.