Titel: | Ueber das Vorkommen und die Erzeugung von Eisen in der Welt. |
Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 584 |
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Ueber das Vorkommen und die Erzeugung von Eisen
in der Welt.
Ueber Vorkommen und Erzeugung von Eisen in der Welt.
Die Darstellung von Eisend hat erst mit dem Beginne dieses Jahrhunderts gröſsere
Ausdehnung angenommen, denn um 1740 erzeugte England nur gegen 17000t Roheisen und führte solches von Amerika noch
ein, 1788 erzeugte es gegen 68000 und 1796 schon 125000t Roheisen. – In Amerika wurde die Eisenerzeugung durch Engländer
eingeführt um 1608. Nach den Freiheitskriegen ging das amerikanische Eisengewerbe
zurück und wurde von dem englischen überflügelt; 1839 hob sich ersteres wieder durch
die Einführung der Anthracit-Hochöfen in Pennsylvanien und heute fertigen die
Vereinigten Staaten nach Groſsbritannien die gröſste Roheisenmenge der Welt.
Das deutsche Eisenhüttenwesen besteht im Harz schon seit dem 6., im Siegerlande seit
dem 11. Jahrhundert und nimmt gegenwärtig die dritte Stelle in der Welt ein. Uralt
ist die Verarbeitung des Eisens zu Waffen und Geräthen im Bergischen, desgleichen in
der Umgebung von Steyr in Steiermark, sowie in Kärnten in Oesterreich. – In
Frankreich wurde schon zur Zeit der Gallier vielfach Eisen dargestellt. – In China
hat man schon vor 1000 v. Chr. Eisen und 400 v. Chr. schon Stahl erzeugt. Ebenso
verstanden die Egypter und Juden Eisen zustellen und in Stahl zu verwandeln.
1) Groſsbritannien steht, wie bei der
Steinkohleerzeugung, so auch im Eisengewerbe gegenwärtig auf der ersten Stufe, trotz
der schnellen Zunahme des Eisengewerbes der Vereinigten Staaten und Deutschlands
seit Anfang der 70er Jahre, wie folgende Zahlen beweisen:
Roheisenerzeugung:
1871
1875
1879
1881
1883
Groſsbritannien
6627
6365
6009
8377
8490
Andere Länder
5399
6776
7759
10589
12484
––––––––––––––––––––––––––––––––––
In 1000t gerechnet
12026
13141
13768
18966
20974
„ Proc.: Groſsbritannien
55¼
48½
44⅓
44¼
40½
„ „ Andere Länder
44¾
51½
55⅔
55¾
59½
Die Zunahme der Roheisenerzeugung Groſsbritanniens beträgt daher von 1871 bis 1883
nur 28 Proc. die der anderen Länder aber 130 Proc. In diesem Zeitraume hat in allen
Ländern eine bedeutende Ueberproduction stattgefunden, am meisten von 1879 bis 1883;
nach 1883 ist eine beträchtliche Einschränkung eingetreten, namentlich in
Groſsbritannien und den Vereinigten Staaten, nur in Deutschland und Luxemburg ist
die Roheisenerzeugung noch gestiegen.
Groſsbritanniens
Erzeugung
Ausfuhr
an Roheisen
Roheisen
Schienen
Eisenaller Art
betrug in
t
t
t
t
1867
4500000
567000
1317000
1872
?
1333000
2055000
1873
6671514
1142065
705014
2957813
1880
7721833
1632343
693696
3792993
1883
8666000
1564137
971662
4044273
1884
7937000
1269677
729236
3496352
1885
7366666
960160
711415
3128401
Die einzelnen Gegenden Groſsbritanniens erzeugten an Roheisen:
1884
1885
t
t
Cleveland
2524089
2498231
Scotland
1003808
1019618
Westcumberland
827993
699048
Lancashire
717912
689477
South-Wales
831019
790072
North- „
28249
37352
South-Staffordshire, Worcestershire
322743
297901
North- „
260150
257663
Lincolnshire
228358
189108
Northamptonshire
199351
169417
West- and South-Yorkshire
249544
162928
Derbyshire
343343
369201
Notts and Leicestershire
37410
127821
Shropshire
55035
47041
Gloucestershire, Wiets u.s.w.
20422
11786
–––––––
–––––––
7649426
7366664
Im Oktober 1885 waren in ganz Groſsbritannien von 668 Hochöfen nur 225 in Betrieb,
davon in Schottland 91. Der Absatz an Roheisen ist nach den Vereinigten Staaten und allen europäischen
Ländern geringer geworden.
An Eisenerzen führte Groſsbritannien ein:
1865
57000t
1884
2730829
1885
2822598
von letzteren kamen 2050519t
aus Spanien.
Seine Eisenerzförderung betrug 1884 16406649t, so
daſs mit der Einfuhr von 2730829t 19131321t den Hütten übergeben wurden. In Groſsbritannien
liegen mächtige Eisenerz- und Kohlelagerstätten, sowie Kalk nahe zusammen, wodurch
im Verein mit der günstigen Lage des Landes für die Ausfuhr die groſse
Eisenerzeugung in ihm geschaffen werden konnte. Zu den bedeutendsten
Eisenerzlagerstätten Groſsbritanniens gehören die von Cleveland, sowie die
Rotheisensteinablagerungen in West-Cumberland und North-Lancashire, im
Lake-District, welche in Gängen von 1 bis 5m im
Silur und Granit und in Lagern bis 27m Mächtigkeit
im Kohlenkalke auftreten.
2) Vereinigte Staaten von Nordamerika. Die
Roheisenerzeugung der Vereinigten Staaten betrug:
1810
54867t
1830
154225
1860
834415
1870
1691900
1872
2589655
1873
2602100
1874
2439835
1876
1723680
1882
4697019
1883
4669038
1884
4163434
1885
4109238
wovon Pennsylvanien ungefähr die Hälfte lieferte.
Im J. 1884 wurden 8255964l Eisenerze verbraucht,
davon waren 495625t eingeführt, zum gröſsten
Theile aus Canada (Magneteisenstein).
Die Hüttenwerke werden in die östliche, westliche und südliche Gruppe getrennt.
Erstere verhüttet mit pennsylvanischem Anthracit die Magneteisenerze im
krystallinischen Gebirge des Champlain-Sees mit 48 bis 69 Proc. metallischem Eisen,
des unteren Hudson, von New-Yersey mit 50 bis 59 Proc. metallischem Eisen und
Cornwall mit 50 Proc. metallischem Eisen; die silurischen Hämatite des nördlichen
Great Valley mit 53,8 Proc. metallischem Eisen und von den östlichen Seehäfen
eingeführte Erze. Die Haupthüttenwerke von Pennsylvanien befinden sich in den
Thälern des Lehigh, Schuylkil und Susquehannah bezieh. nahe den Anthracitlagern.
Die Westgruppe verarbeitet hauptsächlich mit Koks zumeist die Eisenglanze vom
Obern-See (die reichsten und bedeutendsten Nordamerikas) und aus Missouri mit 90 bis
95 Proc. Eisenoxyd, 0 bis 0,06 Proc. Phosphorsäure und 65 bis 68 Proc. metallischem Eisen und
untergeordnet Kohleneisenstein von Ohio und Pennsylvanien u.s.w. Die Südgruppe bläst
ebenfalls mit Koks und zwar aus dem südlichen Apalachebassin, in welchem die Oefen
liegen, Silur-Eisenerze des Great Valley. Das Clinton-Erz der Bird-Mine bei Clinton
im Staate New York hält im Durchschnitt 40,5 Proc. metallisches Eisen und 1,5 Proc.
Phosphor, der Brauneisenstein der silurischen Kalke 53,8 Proc. der spathige
Thoneisenstein von Süd-Ohio und Ost-Kentucky, welcher daselbst verschmolzen wird, 38
Proc. der Ost-Ohio Blackband 25 bis 40 Proc. metallisches Eisen. Ungefähr ⅓ bis ½
der Eisenerzförderung der Vereinigten Staaten liefert der Ober-See-District: 1885
2938486t. Die Eisenerzablagerungen derselben
sind bedeutend, jedoch kommen sie weniger mit Steinkohle und Kalk zusammen vor als
in England.
Ende 1885 waren 276 Hochöfen im Gange und zwar:
105,
mit
welchen
1319423t
Anthracit-,
60,
„
„
362738
Holzkohle-,
111,
„
„
2427336
Koks-
Roheisen erzeugt wurden. (Mit Holzkohle wird meistens in
Michigan gearbeitet.)
An Roheisen führten die Vereinigten Staaten noch ein:
1862
22600t
1873
218900
1879
312900
1880
718380
1881
502900
3) Brasilien ist reich an Eisenerzen, namentlich
Rotheisenstein, der phosphorfrei ist und an manchen Stellen Gold enthält. Der Fuſs
der Sierra de Caraça soll allein 8000 Millionen Tonnen Erz enthalten. Etwa 80 kleine
Hüttenwerke bauen daselbst, haben aber zu hohe Frachten bis zur Küste dem Mitbewerbe
des englischen Eisens gegenüber.
4) Australiens Eisenindustrie ist ebenfalls noch wenig
entwickelt, da der eigene Verbrauch gering und die Ausfuhr erschwert ist. – In
Neu-Südwales befanden sich 1881 14 Eisenhütten zur Verarbeitung der im Norden dieses
Landestheiles auftretenden Erze und wurde in diesem Jahre für 2347000 M. Eisen
erzeugt. In Barrier Ranges (Neu-Südwales) liegt ein Eisensteinlager von mindestens
19km Länge und 360m Breite.
5) Deutschlands Eisenhütten werden in folgende Gruppen
eingetheilt:
1. nordwestliche Gruppe: Rheinland und Westfalen;
2. ostdeutsche Gruppe: Schlesien;
3. mitteldeutsche Gruppe: Sachsen und Thüringen;
4. norddeutsche Gruppe: Sachsen, Brandenburg, Hannover;
5. süddeutsche Gruppe: Bayern, Württemberg, Luxemburg, Hessen, Nassau;
6. südwestdeutsche Gruppe: Saargebiet, Lothringen.
Die erste Gruppe ist die bedeutendste. Im Januar 1886 erzeugte sie 143435t und zwar:
55068t
Puddel-Roheisen
11780
Spiegel- „
35120
Bessemer- „
30079
Thomas- „
11388
Gieſserei- „
und Guſswaaren I. Schmelzung.
Im Puddelroheisen kam nach ihr die sechste Gruppe mit 34492t, dann die fünfte mit 29256t, dann die zweite mit 28481t und nach dieser die vierte mit 1720t, während die dritte Gruppe solches Roheisen
nicht lieferte.
Spiegeleisen wurde und wird nur im Siegerlande bereitet.
Von Bessemerroheisen lieferte nur noch die dritte Gruppe 1851t, die fünfte 1530t und die zweite 874t.
Von Thomasroheisen erzeugte die fünfte Gruppe 12704t, die sechste 12025t, die vierte
6735t und die zweite 1744t.
Auch in Gieſsereiroheisen und in Guſswaaren I. Schmelzung stand die erste Gruppe
obenan; die fünfte lieferte nach ihr 11279t, die
sechste 6361t, die vierte 854t und die zweite 728t.
Im Siegener Bezirke waren 1886 14 Hochöfen in Betrieb, welche 269678t Roheisen lieferten gegen 298441t im J. 1885.
Auf die einzelnen Staaten entfällt:
1862
1869
1873
1882
1884
1885
t
t
t
t
t
t
Preuſsen
499642
1391123
1573902
2467548
2618897
2664874
Elsaſs-Lothringen
–
–
270468
359118
410317
431516
Bayern
30001
49572
61134
42125
65100
63083
Braunschweig
6667
20272
25170
29997
48873
27135
Hessen
7207
15141
18141
34720
36592
28311
SachsenDie übrig. Staaten
16000 52211
11606 11666
17672 16676
29753 40958
27518 27318
52901
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
611728
1499380
1983163
3004219
3234615
3267820
Preuſsen hat im J. 1886 2563027t Roheisen gegen
2664874t im J. 1885 und das Deutsche Reich im
J. 1886 3128014t gegen 3267820 im J. 1885 erzeugt.
Im J. 1887 ist die Roheisenerzeugung Deutschlands wesentlich gestiegen und betrug in
den ersten acht Monaten 2849471t gegen 2512219t des gleichen Zeitraumes von 1886. Gleichzeitig
stiegen auch die Eisenpreise und hat überhaupt im verflossenen Jahre das
Eisengewerbe Deutschlands sich wieder gehoben.
Deutschlands Ein- und Ausfuhr an Roh- und Brucheisen betrug:
Einfuhr
Ausfuhr
t
t
1860
10954
114700
1869
189600
101857
1873
743067
153466
1874
548304
222212
1885
215973
213534
in den ersten8 Monate
1887
94360
148881
An fertigem Eisen, Schienen, Draht, Eisenbahnachsen und Rädern, gezogenen Rädern,
groben und feinen Eisenwaaren, Nadeln u.s.w. führte Deutschland 1885 247656t ein und 852422t aus.
Am Niederrhein und im westfälischen Kohlengebiete ist die bedeutendste Eisenerzeugung
Preuſsens. Der englische Puddelprozeſs ist daselbst erst in den 20er Jahren, in
Schlesien schon 1806 – kurz nach seiner Erfindung – eingeführt worden. Die
Fabrikation des Guſsstahles hat Friedrich Krupp
erfunden, sein Sohn, Alfred Krupp, aber erst zu
groſsartiger Ausführung gebracht. Ebenso ist die Anwendung des Thomas-Gilchrist-Roheisenprozesses im Groſsen den
Hütten am Niederrheine und in Westfalen zuzuschreiben.
An Eisenerzen ist das Ruhrgebiet weniger reich; im J. 1886 wurden im ganzen
Oberbergamtsbezirke Dortmund nur 561837t gewonnen.
Die niederrheinischen und westfälischen Hüttenwerke verarbeiten meistens Eisenerze
aus dem nahen Siegerlande, den Dill- und Lahngegenden, sowie aus Spanien
eingeführte. Das Siegerland ist mit seinen zahlreichen, im rheinischen
Schiefergebirge aufsetzenden und Züge bis 6000m
Länge bildenden Eisensteingängen am reichsten an Eisenerzen und wegen seines
Spatheisensteines berühmt. Die älteste Grube ist der Stahlberg bei Musen, welche auf
einem nur 170m langen, aber bis zu 25m mächtigen, feinen Spatheisensteinmittel des
Müsener Zuges schon über 500 Jahre lang baut. Die ergiebigste Grube im Siegerlande
und im ganzen Oberbergamtsbezirke Bonn ist gegenwärtig die Grube Storch und
Schöneberg auf dem Gosenbacher Zuge, welche auf einem 6m mächtigen Spatheisensteingange baut und 1886 133340t lieferte.
Der Metallgehalt der Siegerländer Eisenerze ist:
Metall. EisenProc.
ManganProc.
Spatheisenstein.
33 bis 40
5 bis 10
Brauneisenstein
42 „ 50
6 „ 12
Rotheisenstein
46 „ 60
2 „ 4
Geröstet hält der Spatheisenstein 50 bis 53 Proc. Eisen und etwa 10 Proc. Mangan.
Die Rotheisensteinlager an der Dill und Lahn treten zwischen Schalstein und
Kramenzelschiefer in Verbindung mit Diabas und Kalk des Ober-Devon auf; die an
ersterem Flusse sind bis zu 20m und die Lager des
von Garbenheim bis Braunfels sich erstreckenden Zuges 2, 6, 8 bis zu 36m mächtig. Der Metallgehalt der Eisenerze im
Reviere Wetzlar ist:
Metall. EisenProc.
ManganProc.
Rotheisenstein
43 bis 55
–
Brauneisenstein
35 „ 42
3 bis 8
„
20 „ 35
10 „ 25
1886 wurden im Oberbergamtsbezirke Bonn (Siegerland, Wetzlar, Nassau und Mittelrhein)
gewonnen:
998182t
Spatheisenstein,
579688
Rotheisenstein,
329729
Brauneisenstein,
4357
Thoneisenstein,
–––––––
1911956t
Eisenerze.
Der vor der Verschiebung der Eisenerzeugung nach den Kohlendistricten und den
Eisenerzvorkommen, welche sich zum Thomasprozesse
eignen, nicht unbeträchtliche Eisensteinbergbau der Eifel und des Harzes ist mit
seinen Hütten fast ganz zum Erliegen gekommen.
Zu den wichtigen Eisenerzvorkommen Deutschlands gehören u.a. noch das bis zu 17m,5 mächtige Braun- und Spatheisensteinlager des
Piesberges bei Osnabrück, die oolithischen Bohnerzablagerungen von Peine und
Liebenburg (welche für den Thomasprozeſs sehr geeignet
sind und von der Ilseder Hütte verschmolzen werden), die Brauneisensteinablagerungen
Schlesiens u.s.w. Weit bedeutender sind die auf der Grenze zwischen
Deutsch-Lothringen und Luxemburg liegenden mächtigen und sehr ausgedehnten
oolithischen Brauneisensteinlager. Bei Oettingen in Lothringen haben die drei über
einander liegenden Lager 3,5, 1 und 3,5 bis 4m
bauwürdiges Erz – Minette genannt.
Deutschlands Eisenerzgewinnung war:
1862
1869
1873
1882
1884
1885
t
t
t
t
t
t
Preuſsen
1502316
2895569
3555005
4027472
4186075
3925783
Elsaſs-Lothringen
–
–
859541
1359141
1909381
2152570
Groſsherzogthum Hessen
17058
39192
170532
111105
128105
109831
Bayern
51648
106015
115169
76431
120493
131123
Braunschweig
14993
59427
65731
114166
118376
105912
Sachsen
3897
15750
25634
25958
24955
19279
Württemberg
32027
27394
28346
19578
17968
17113
Die übr. Staaten
97190
13578
25875
52598
48989
47766
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Summa
1719129
3159425
4845833
5786449
6554342
6509376
1886 =
6124386
In Folge der geringeren Eisenerzeugung und der gröſseren Erzeinfuhr ist die
Eisenerzförderung Deutschlands im J. 1886 gesunken; dieselbe wird aber im J. 1887
wieder gestiegen sein durch die gröſsere Verhüttung von Erzen. Von den deutschen
Staaten wird Elsaſs-Lothringen in Bezug auf Eisenerzgewinnung die beste Zukunft
haben; die übrigen leiden zu sehr durch die Einfuhr von Eisenerzen aus Spanien und
Luxemburg.
6) Luxemburg. Der Phosphor haltige oolithische
Brauneisenstein (Minette) von Luxemburg und Lothringen hat seit Verwendung des Thomasprozesses mit Phosphor haltigem Roheisen groſse
Wichtigkeit erlangt, weil er das billigste Roheisen liefert. Der Hauptbezirk in
Luxemburg ist Etsch-Bermelange und Beloaux-Lamadelaine. In Etsch besteht das
Vorkommen ebenfalls aus drei 7 bis 10m über
einander liegenden Lagern von:
Mächtigkeitm
Metall. EisenProc.
PhosphorProc.
braunem oder schwarzem Erz
0,5 bis 3,6
38 bis 42
0,9
grauem Erz
3 „ 4
30 „ 32
0,53
rothem „
2,5 „ 3,6
37 „ 40
0,815
Das rothe Lager liegt zu oberst. Die drei Lager liefern auf 1ha 160000 bis 180000t Erz und haben mit denen in Lothringen eine Ausdehnung von etwa 46000ha, welche nur von den Eisenerzlagerstätten
Clevelands in Groſsbritannien (52000ha)
übertroffen wird. Die luxemburgisch-lothringischen Erze sind aber besser als die
Clevelands, weil sie keine Kohlensäure enthalten und wenig oder gar keinen
Kalkzuschlag bedürfen, da sie 3,5 bis 20 Proc. Kalk enthalten. Die Gewinnungskosten
der Minette betragen 1,70 bis 2,50 M. für die Tonne gegen 4 M. der Clevelands-Erze.
Im J. 1886 wurden von 60 Gruben (in Luxemburg) 2361372t Erz gewonnen, von denen ausgeführt wurden:
1198000t
nach
Belgien,
212000
„
Deutschland und
38000
„
Frankreich.
Der Rest von 913372t und
350000t aus Lothringen eingeführt, wurde im
Lande verhüttet. Luxemburgs Roheisenerzeugung betrug:
1869
124039t
1873
257411
1882
376587
1883
334688
1884
365997
1885
419611
1886
400644
7) Frankreich. Neben dem Kohlenbergbau ist in Frankreich
der Eisenerzbergbau am wichtigsten. Indessen ist, seit man nach 1860 reichere
Eisenerze einführt und Koks zur Verhüttung verwendet, die Eisenerzeugung gestiegen.
Durch den Verlust von Lothringen hat die Verhüttung fremder Erze zugenommen.
Frankreichs Aus- und Einfuhr betrug in den ersten elf Monaten:
Einfuhr
Ausfuhr
1886t
1885t
1886t
1885t
Eisenerz
1014784
1270849
89355
85020
Roheisen
146026
161348
7638
5358
in den
ersten sieben Monaten
1887
1886
1887
1886
Eisenerz
617465
638144
130002
34610
Roheisen
69416
95848
29910
4833
Algier ist reich an Eisenerzen, welche zu Bona in der berühmten Grube Mokta-El-Hadid,
zu Tafna, westlich Oran u.a. O. gewonnen werden.
Frankreich und Algier erzeugten an Roheisen:
1819
112500t
1866
1380965
1869
1366971
1882
2039067
1885
1628941
8) Belgiens Verkehr in Eisenerzen und Roheisen
betrug:
Einfuhr
Ausfuhr
1884t
1885t
1884t
1885t
Eisenerze
1392158
1265292
178055
?
Roheisen
108666
83914
9565
?
Stab- und Façoneisen
5868
4806
200398
?
Stahlschienen
540
286
52304
?
Bleche
500
767
36048
?
seine Roheisenerzeugung war:
1861
311838t
1873
541805
1882
726946
1883
783000
1884
750812
1885
713000
9) Spanien besitzt alle Arten von Eisenerzen reichlich
und zwar in den Provinzen Vizcaya (im Gebirge Triano auf dem linken Ufer des
Bilbaoflusses), Murcia, Almeria (beide besitzen viele Eisenerze), Malaga
(hauptsächlich Magneteisenstein), Sevilla (Magneteisenstein und brauner Glaskopf),
Santander, Asturien, Guipuzcoa und Navarra. Im J. 1881 waren in ganz Spanien 771
Eisensteingruben mit 12544ha Gesammtgrubenfeld und
13520 Arbeitern in Betrieb, welche 3502681t
Eisenstein lieferten. Davon wurde ausgeführt:
nach
England
1984986t
gegen
2050519t
in 1885
„
Deutschland
374241
„
572520
in 1885
„
Frankreich
424736
„
492144
in 1885
„
den Ver. Staaten
233902
„
6378
in 1885
„
Belgien
70030
„
171771
in 1885
––––––––––––––––––––––––––––––––
3087895t
gegen
3293332t
in 1885
und in 1886
4277552t
im Werthe von 29087300 M. – Im Lande verhüttet wurden 1881 in
37 Hütten 266044t mit 6811 Arbeitern, davon in
Vizcaya 136812t, in Oviedo 87647t und der Rest in den übrigen Provinzen.
Trotz seines groſsen Reichthums an Eisenerzen und Kohle fertigt Spanien noch nicht
einmal seinen Bedarf an Roheisen. Dasselbe erzeugte:
1861
34533t
1873
42825
1882
120064
1885
161126
In der Provinz Vizcaya betreibt seit 1873 die Orconera Iron Company Limited sechs
Gruben im Districte von Somorrostro, 12km vom
Bilbaoflusse, welche sie auf lange Zeit gepachtet hat. Das Erz besteh aus rothem und
braunem Glaskopfe, welcher 54,6 bis 55,9 Proc. metallisches Eisen, 0,02 bis 0,03
Proc. Phosphor und 6 bis 9 Proc. Kieselsäure enthält. Im J. 1882 hat diese
Gesellschaft 937751t Erze mittels Bahn befördert,
meist aus ihren Gruben.
10) Portugal hat viele und reiche Eisenerz-Lagerstätten
(am bedeutendsten in den
Provinzen Trazosmontes und Beira), aber geringe Gewinnung und seit 1830 keine eigene
Verhüttung mehr.
11) Italien liefert ungeachtet seines Reichthumes an
Eisenerzen wenig Eisen, jährlich nur etwa 50000t
Eisen und Stahl, während es auſser den fertigen Maschinen 180000t einführt. Die Ursache der geringen Verhüttung
ist Mangel an Brennstoff.
Die Roheiseneinfuhr Italiens betrug:
1878t
1885t
aus
Groſsbritannien
2812
60690
„
Frankreich
1675
8085
„
Belgien
48
5278
„
Deutschland
25
4440
„
Oesterreich-Ungarn
1420
3633
–––––––––––––
5980
82126
Die eigene Roheisenerzeugung betrug:
1869 etwa 22000t; 1882 etwa
25000t; 1884 etwa 18000t.
Die Haupt-Eisensteinvorkommen sind die Eisenglanz- und Magneteisenstein-Ablagerungen
auf der Insel Elba, die Rotheisensteine auf der Insel Giglia und die
Spatheisenstein-Lagerstätten der Bergmaskischen und Brescianischen Gebirge der
Lombardei. Italiens Eisenerzförderung betrug:
1871 etwa 60000t; 1879 etwa
274000t; 1881 etwa 403000t.
An letzterer war die Grube Rio auf Elba allein mit etwa 75 Proc. betheiligt. Diese
Grube hat groſse Erzablagerungen, 20 bis 25 Millionen Tonnen allein in den alten
Bauen bemessen. Die Eisenerze auf Elba kommen in unregelmäſsigen Bänken oder Stöcken
bei Calamina, Cala Gineora und Sassi-Nori bis zu 26 und 30m mächtig vor und enthalten 58 bis 61 Proc.
metallisches Eisen und 0,008 Proc. Phosphor. Im J. 1883 förderten die Gruben
250000t mit 1200 Arbeitern; die Erze gehen
meistens nach England und Frankreich. – Elba soll mit der Insel Giglia noch für etwa
35 Jahre etwa 200000t aufs Jahr bis zum
Meeresspiegel Eisensteine abzubauen haben.
12) Oesterreich-Ungarns Eisenindustrie ist sehr alt. Der
erste Hochofen wurde 1567 zu Gussaring in Kärnthen und 1760 zu Eisenerz an Stelle
der Wolfsöfen erbaut. Oesterreichs Roheisenerzeugung betrug:
1883
522400t
1884
539621
1885
499047
1886
485313
Am meisten liefert jetzt Mähren, dann Steiermark und auch Böhmen. Jedoch führt
Oesterreich noch etwa 100000t Roheisen ein. – Am
reichsten sind die steirischen Gruben.
Ungarns Eisen-, Gruben- und Hüttenbetrieb befindet sich hauptsächlich in Oberungarn.
Von Sohl bis Manj-Torna kommen ergiebige Eisensteinlager vor. Eisensteine werden
gewonnen und verhüttet bei Arad, im Siebenbürgischen zu Alsó-Rakos, Bibarczfalva,
Száldobos, Füle, Magyar-Hermany, zu Vashegy, wo in neuerer Zeit für die zu Likér
errichteten Hochöfen drei 4 bis 40m über bezieh.
aus einander liegende Brauneisensteinlager von 12, 20 und 30m Mächtigkeit und 1900m Länge mit einem Gehalte von bezieh. 40, 40 bis 45 und 35 bis 60 Proc.
metallischem Eisen und 2 bis 4 Proc. Mangan aufgeschlossen worden sind. Im Rakóser
Revier sind zwei über einander liegende Brauneisensteinlager von 8 und 24m Mächtigkeit, 800m Länge und 134m Tiefe für eine
Jahreslieferung von 100000t vorgerichtet.
Oberungarn liefert etwa 55 Proc. der Banat 29, Siebenbürgen 12, Nagybánya 2,5 und
Neusohl 1,5 Proc. von Ungarns Roheisen.
13) Schweiz. In der Schweiz werden nur im Jura Bohnerze
gewonnen und jährlich etwa 900l Roheisen
erzeugt.
14) Schweden besitzt groſse Eisenschätze. Im J. 1884
wurden in 378 Gruben 907087t Eisenerze gefördert.
An Eisenerzvorrath steht Schweden obenan. Am mächtigsten sind die Eisenerze in
Norrbothnien bis zu 230m, in Kirunavara 12 bis 30
und bis zu 38m Breite: der „Erzberg“
Kirunavara hat 8160m Länge und enthält über der
Thalsohle 260 Millionen Tonnen Erz; tiefer liefert 1m Teufe gegen 1516000l Eisenstein mit
62,8 Proc. metallischem Eisen und 2,8 Proc. Phosphor; andere Lager haben 200 bis
1200m Länge. Der bedeutendste Eisenerzgang
Schwedens ist der von Taberg in Småland, bis zu 230m Tiefe bebaut (Magnet- und Rotheisenstein). Im J. 1884 wurden in 178
Hochöfen 430457t Roheisen erblasen. Am meisten
Roheisen lieferte die Hütte Domnarfvet in der Provinz Kopparberg mit drei Oefen
16511t. Mangel an Steinkohlen und
Verkehrsmitteln sind die Ursachen, daſs Schweden nicht mehr Roheisen erzeugt. An
letzterem producirte es:
1862
199541t
1869
254080
1873
303158
1882
398955
1884
437992
1885
464737
15) Ruſslands gröſste Eisenhüttenwerke befinden sich zu
Longansk, Kramsk, Ekaterinenberg, Goroblagodad, Perm, Votkinsk und Artinsk, ferner
in Polen zu Dombrowa, sowie bei St. Petersburg (die Eisenhütten von Pontiloff). Im
Kaukasus ist das Lager von Tschatah, 70km von
Tiflis, mit Eisenglanz bis zu 6m mächtig, welcher
65 Proc. metallisches Eisen enthält und für eine Eisenhütte daselbst bebaut wird,
von Bedeutung. Der Altai lieferte 1860 1600t und
1884 nur 429t Roheisen. Finnland lieferte 1879
55384t Eisenstein und daraus 21100t Roheisen. Ganz Ruſsland erzeugte an Roheisen
1873 = 387940t, 1880 = 448596t und 1884 = 462908t.
16) Griechenland. Zu Nikias und Spiliazcsa in Laurium
werden
1. Eisenerze
1862
1882
Werke
Anzahl derArbeiter
Erz-gewinnung
Werth
auf denArbeiter
Werke
Anzahl derArbeiter
Erz-gewinnung
Werth
auf denArbeiter
t
M.
t
M.
M.
t
M.
PreuſsenHannoverChurhessenNassauGroſsherzogthum
HessenBraunschweigCommunion-UnterharzBayernSachsenWürttembergThüringische
StaatenOldenburg, Mecklenburg Lippe und
WaldeckBadenElsaſs-Lothringen
1125 87 21 500 38 6 25 279– 17 49 3 77–
15110 766 310 3789 467 188 25 844– 426 171 51 381–
1213861 118519 17058 267647 29530 14993 2289 51648– 32027 7722 1532 13702–
6415272 329529 132370 1414906 134301 67167 37800 316400– 272643 57441 4455 210426–
80,3 167,755
70,663 79,791
61,2–75453036–
424,5 430 427 373 287 3571512 375– 640 336 87 552–
741 15 6 21 20 3 20 3– 22
30475 657 444 430 367 133 224 144– 2115
4027472 111192 114166 76432 25958 19579 30539 22055– 1359141
28318806 670291 419919 377828 276434 159167 144823 113275– 2915784
132169257131 70147136153–642
9291020 945 878 7531196 646 786–1378
Sa. Deutsches
ReichLuxemburgGroſsbritannienVer.
StaatenSpanienFrankreichAlgierRuſslandOesterreich
(1883)SchwedenItalien
(1883)BelgienKanadaGriechenlandPortugalNorwegenAustralien
2227––––––––––––––––
22528––––––––––––––––
1770528* 500000 7562240* 1800000 130259* 2000000 –*
500000* 500000 445585* 60000
839115 – – –*
20000 –
9392610–47744949––––––––––––––
78,5––––––––––––––––
417––––––––––––––––
851 52––766373 19– 70459 48––––––
34989 3791––15179 9438 2121– 5322 6183 1820––––––
5786534 247680515328726 9143460 4726293 3467251 567119 1078000 882313 892862 242083 195468 227000 56803 24351 1950 1200
33396327 5788645108282120129600000 9413600 13473556 4371570– 4752792? 1959500 1205160 2306400––––
165653––311367267–166144133––––––
9541526–– 62014272061– 893?1076––––––
* geschätzt
–
–
* 16000000
–
–
–
–
–
45000000rund
–
–
–
2. Roheisen
1862
1882
Werke
Anzahl derArbeiter
Erz-gewinnung
Werth
auf denArbeiter
Werke
Anzahl derArbeiter
Erz-gewinnung
Werth
auf denArbeiter
t
M.
t
M.
t
M.
t
M.
PreuſsenHannoverChurhessenNassauBraunschweigCommunion-UnterharzGroſsherzogthum
HessenBayernThüringische
StaatenSachsenWürttembergBadenOldenburg,
MecklenburgLippe und Waldeck AnhaltElsaſs-Lothringen
234 13 10 15 7 1 10 84 14– 11 11 2 1–
14255 765 356 869 438 19 311 1599 500– 403 196 177 9–
526076 30855 8283 22788
8484 952 6985 35932
3476 – 10295 5036
951 537 –
44423391 2417730 941484 2429901 1012608 107658 816126 4138877 467397– 1717884 853959 136428 80646–
3740232619502222 7–2526 559–
31163160264427962311566626242588 934–42624356 7708960–
97 5 3 5 1 2 3––– 9
18143 732 258 490 205 332 246––– 1070
2467548 29997 34720 42125 30711 29753 10245 – – – 359117
149802551 2234385 2603959 2263854 2150670 2137151 1353360––– 16085918
136 41134 86150 89 42–––336
8256 305210092 462010735 6437 5501–––15033
Sa. Deutsches
ReichLuxemburgGroſsbritannienVer. Staaten
(1860)FrankreichBelgien (1861)OesterreichRufsland
(1861)SchwedenNorwegenSpanien (1861)Ungarn
(1883)AsienSüdamerikaKanadaItalienAfrikaAustralienSchweiz
413?–––––––––––––––––
19897?–––––––––––––––––
660650* 100000 3943469 834415 1053000
311838* 200000 286000 199541 –
34533* 100000* 50000* 20000* 5000*
2000* 5000 –* 5000
59544089–187173441–108103800 20094000–––––––––––––
33?–––––––––––––––––
2992?––––––––––––––––
125 7––––
59–––––––––––
21476 1539––15960–10367–––––––––––
3004216 376587 8620686 4697019 2039067 726946 522400 462908 398955 740 120064 187637* 100000* 60000* 20000* 25000* 20000* 15000* 9000
178631848 17076561427586026425345716148509013 35046528 48522576–– 6769600–––––––––
140245––127– 50––––––––––––
831711095–– 9305– 4680––––––––––––
* geschätzt.
–
–
7700000 rund
–
–
–
–
–
21400000 rund
–
–
–
Eisenerze mit 34 bis 36 Proc. Eisen und 14 bis 16 Proc. Mangan
gewonnen, zu Seriphos solche von 47 bis 49 Proc. Eisen und 2 bis 2,5 Proc.
Mangangehalt. Diese Eisenerze werden zum Bessemern nach den Vereinigten Staaten
verschickt. Seit 1870 verhüttet man Eisenerze mittels Braunkohlen auf der Insel
Euböa.
17) Türkei. Eisenstein findet sich auf der Halbinsel
Troja.
18) Persien besitzt reiche, bis jetzt wenig bebaute
Eisenerzvorkommen und auch Steinkohle.
Vorstehende Tabellen gewähren eine Uebersicht.
Aus dieser Tabelle ergibt sich, daſs die Gewinnung an Eisenerz und Roheisen der Welt
in dem Zeitraume von 20 Jahren, wie die der Steinkohle, um etwa das Dreifache und
daſs die deutsche Eisenerzförderung bezieh. Leistung auf einen Arbeiter um das
Doppelte, die der Roheisenerzeugung aber um das Vierfache gestiegen ist, in Folge
der Fortschritte im Berg- und Hüttenwesen.
(Nach Blömcke in Berg- und
Hüttenmännische Zeitung, 1888 Nr. 24.)