Titel: | Neuerungen an Koksöfen. |
Autor: | W. Koort |
Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 1 |
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Neuerungen an Koksöfen.
Mit Abbildungen auf Tafel
1 und 2
Neuerungen an Koksöfen.
Von Dr. Theodor Bauer in München, dem Erfinder der durch
das D. R. P. Nr. 28530 vom 26. Februar 1884 nebst Zusätzen bekannt gewordenen
Constructionen von Koksöfen, welche sowohl im Inlande wie im Auslande eine günstige
Aufnahme fanden, sind die nachstehenden neuen Constructionen (D. R. P. Nr. 41901 vom
30. März 1887) erdacht worden. In D. p. J., 1888 268 67, haben wir kurz mitgetheilt, daſs diese neuen
Constructionen in Frankreich (Le Creusot) bereits Eingang gefunden haben.
In den Zeichnungen Fig. 1 bis 6 ist die neue
Construction in drei Typen dargestellt und zwar in Fig. 1 und 2 für Fettkohlen, in Fig. 3 und 4 für halbfette
und in Fig. 5
und 6 für
wenig fette Kohlen.
In der Kammerform, wie in der Anordnung der Gasführungswege lehnt sich die
vorliegende Construction an die älteren Pläne des Erfinders an. Bei dieser neuen
Construction galt als leitender Grundsatz, eine wachsende Stärke der Luftvorwärmung
zu erzielen und einfachste Arbeit unter allen Umständen zu ermöglichen.
Der Contactkanal ist zu einem groſsen freien Luft- und Gassammelraume gestaltet und
wird im Kreise von den Bodensohlkammern umgeben. In diesem Gassammelraume werden
zunächst sowohl die direkten Gase, wie auch die von der Condensation kommenden Gase
mit der in dem Luftsammelraume LSR vorgewärmten
Verbrennungsluft zusammengeführt.
Der mittlere Kanal stellt mithin einen Sammler vor, welcher sich beständig wieder
füllt, sobald ihm Gas entnommen wird, und aus diesem Sammler können in Folge dessen
die sämmtlichen Sohl- und Seitenzüge einer ganzen Koksofengruppe ununterbrochen
gespeist werden, denn durch die freie Verbrennung des Gasgemisches, welches
entsteht, durch das Zusammentreffen der aus den geöffneten Kammerraumregistern KRR und aus den von der Condensation durch N2 kommenden
Retourgasen mit der erwärmten Verbrennungsluft La + Lb
entsteht eine einheitliche Gasquelle von höchster Temperatur in dem Luft- und
Gassammelraume L + G.SR, welche ein ganz gleichmäſsiges Heizgas für die Umspülung aller Kammern KR bis zu den Regulirungsschiebern VRR hin im Verbrennungsraume liefert.
Der Weg dieser Gase ist aus den Ofenquer- und Wagerechtschnitten leicht
ersichtlich.
Wenn ohne Nebengewinnung gearbeitet wird, also der Kanal N1 zu den Saugrohren für die
Nebengewinnung abgeschlossen ist, gehen alle direkten Kammergase durch die Register
und den Gasraum GR in den Contactkanal zur Verbrennung.
Ebenso kann bei geschlossenen Kammerregistern nur mit durch Nebengewinnung
ausgenutzten Gasen, wie auch endlich mit Gasmischungen gearbeitet werden. Die
Hauptsache ist, daſs jederzeit unabhängig gearbeitet werden kann. Die Gasfabriken
haben durch viele Analysen festgestellt, daſs die für die Nebengewinnung nutzbarsten
Perioden den minder nutzbaren in ganz bestimmter Weise vorangehen, und aus diesem
Vorgange ergibt sich von selbst die Nutzanwendung, nämlich die Führung des
Prozesses, also das An- und Abstellen der Nebengewinnung, so zu leiten, daſs der
vortheilhafteste Betrieb sich ergibt, und diese nothwendigen Aenderungen lassen sich
bei der vorliegenden Construction in der einfachsten Weise treffen. Die
Einrichtungen zur Veränderung des Arbeitsganges sind wesentlich vereinfacht und
verbilligt, und die vorliegende Construction erspart besonders zur Erreichung eines
zu jeder Zeit beliebig zu regelnden Betriebes von vornherein die bisher wegen etwa
eintretender Betriebsstörungen stets doppelt vorhanden gewesenen Einrichtungen.
Bei der in Fig.
1 und 2 dargestellten Form eines Ofens für Fettkohle haben die Gase weniger
lange Wege zu durchstreichen, und ist deshalb nur die Luftzuführung La vorhanden, weil die meist sehr stark backende Kohle
bei hohem Ausbringen von Koks gasärmer ist.
Bei der in Fig.
3 und 4 dargestellten Form kann den Gasen unterwegs noch durch Lc neue Luft zugeführt werden, welche Construction mit
der im Patente Nr. 28530 geschützten Anordnung gleiche Zwecke verfolgt.
Der in Fig. 5
und 6
dargestellte, für wenig fette Kohle bestimmte Ofen hat verschiedene Luftzuführungen
La und Lb mit
gemeinschaftlichem Luftsammelraume LSR. Dieser
Sammelraum ist ganz durchgittert, um die Temperaturgleichheiten der zuströmenden
Luft La – Lb schnell auszugleichen und die Abströmung
der vorgewärmten Luft in den Luft- und Gassammelraum (L +
G . SR) zu einer gleichförmigen zu
gestalten.
Bei dieser Ofenform werden die abziehenden Verbrennungsgase in einen senkrechten
Kaminschacht KS geleitet, aus dem sie zwischen
den Luftkanälen La und Lb
kreisförmig von E als Eintritt, bis A als Austritt circuliren (Wagerechtschnitt 1 bis 2),
um endlich durch AK aus diesem tellerförmigen
Circulationsraume auszutreten und geeignetenfalls durch die Feuerzüge von
Dampfkesseln dem Hauptkamine zuzuströmen. Auch hier kann durch Lc,
wenn nöthig, den Verbrennungsgasen noch neue Luft auf dem Circulationswege zugeführt
werden. In Fig.
1 bis 4 werden die Retourgase aus der Nebengewinnung dem Contactkanale durch
N2 zugeführt,
während in Fig.
5 und 6 diese Gase dem Gasraume von oben zuströmen und von da in den Luft- und
Gassammelraum L + G.SR
ziehen.
Ein besonderer Vortheil der vorstehend beschriebenen Constructionen dürfte noch darin
bestehen, daſs Kohle von viel minderem Gehalte an Theer und Ammoniak nach dieser
Richtung hin ausgebeutet werden kann, ja, daſs sogar noch Theer bis zur Deckung der
Betriebskosten aus einem Beschickungsmateriale von 50 Proc. Anthracit mit 50 Proc.
Backkohle (Le Creusot in Südfrankreich) gewonnen werden kann, welches in den Oefen
alter Construction kaum brauchbaren Koks lieferte, eine Ausbeute von Nebenproducten
aber nicht gestattete.
Fortgesetzte praktische Erfahrungen und das Bestreben, äuſserst sparsame Kohle und
Kohlemischungen noch auf gute Producte und billig verarbeiten zu können, sowie der
Wunsch, mit einer einzigen Ofengruppe den Bedarf eines Hochofens decken zu können
(60 bis 70t für 24 Stunden), führten zur
Construction des in Fig. 6a dargestellten Ofens (Glaser's Annalen, 1887 S. 96 und 97). Derselbe hat bei 15m Durchmesser der Gruppe 40 Kammern mit je 2t,5 Kohlefassungsraum für 24 Stunden = 100t für eine Gruppe, so daſs, je nach dem festen
Kohlenstoffgehalte der zur Verarbeitung kommenden Kohle oder deren Mischungen mit
Anthracit (im Verhältnisse von 60 Proc. bis zu 85 Proc.) in 24 Stunden in einer
solchen Gruppe 60 bis 85t Koks erzeugt werden
können, da das Ausbringen, wie praktisch erwiesen, dem theoretischen fast
gleichkommt.
Bei sehr mageren Mischungen, wie z.B. in Le Creusot (50 bis 55 Proc. Anthracit auf 50
bis 45 Proc. Halbfettkohlen von St. Etienne), betrug der Stückkoksfall 92 Proc., der
Kleinkoks 4 Proc., die Lösche 4 Proc. vom gesammten Koksausbringen.
Diese Gruppen sind mit einer besonders sorgfältigen Vorerhitzung der Verbrennungsluft
durch die abziehenden Gase, und zwar continuirlich (ohne Zugumkehr und theuere
Wärmespeicher) ausgerüstet.
Die Gruppe enthält in ihrer Mitte den Abzugskamin, dessen Schacht aus starken Steinen
hergestellt ist, welche von auſsen und innen durch die abziehenden Gase bestrichen
werden, wodurch die innerhalb der mittels senkrechter Oeffnungen mit einander
verbundenen Kreiskanäle ziehende Luft erhitzt wird.
Die übrige Einrichtung der Kammern, der Gas- und Luftführung, ist derjenigen gleich,
welche bereits in den Formen Fig. 1 bis 6 beschrieben wurde.
Natürlich verlangen Oefen mit solcher Beanspruchung auf Haltbarkeit und
Temperaturhöhe ein sorgfältig geprüftes feuerfestes Material und eine saubere Ausführung. In
den Fällen, wo die Ausführung in die Hände des Constructeurs gelegt wurde, ist
derselbe immer allen Ansprüchen völlig gerecht geworden, während in zwei Fällen, wo
ihm das feuerfeste Material geliefert wurde, und er natürlich keine Garantien
übernehmen konnte, die Oefen nur kurze Zeit hielten, ein Vorkommen, das hier vom
Verfasser ausdrücklich erwähnt wird, weil dasselbe unter Verschweigung der übrigen
günstigen Ergebnisse zur Herabminderung seiner Constructionen benutzt worden
ist.
Julius Quaglio in Berlin hat eine Neuerung für
wagerechte Koksöfen (vgl. D. R. P. Nr. 41566 vom 12. März 1887) vorgeschlagen,
welche im Wesentlichen in der Anwendung durchaus hohler Pfeilerwände besteht.
Die Construction des Ofens ist derartig, daſs die Kohlendestillationsgase bei
gewöhnlichem Betriebe durch d (Fig. 7 und 7a) in die Hohlpfeiler
b treten, dort mit der durch m eingeführten, in h
vorgewärmten und durch i zugeführten Luft verbrennen
und durch die zwischen den Grundpfeilern e befindlichen
Schlitze f in den Bodenkanal c und durch g nach dem Schornsteine ziehen.
Die so abziehenden Verbrennungsproducte sind dann noch heiſs genug zum Heizen von
Dampfkesseln.
Bei Gewinnung der Nebenproducte werden die Oeffnungen d
geschlossen, die Gase durch l abgesaugt, condensirt und
durch die Röhren n dem Ofen wieder zugeführt.
Was nun die Pfeiler anbelangt, so sind dieselben dünnwandig und haben die denkbar
gröſste Heizfläche. Die Flammenentwickelung im Inneren ist vollständig frei, da
keine Züge vorhanden sind, sondern nur Stege, welche die beiden Wände verbinden und
zahlreiche Durchströmungsöffnungen freilassen, die mit den Stegen wechseln können.
Erfinder wendet zur Herstellung gut haltbarer Pfeiler eigenthümliche Formsteine an.
Bei Wänden mit wechselnden Löchern ist nur eine Form (Fig. 8) nothwendig. Den
ganzen Stein durchzieht ein wagerechter Kanal. An der einen wagerechten Wand ist ein
Loch in der Mitte, auſsen sind zwei Stege, an der entgegengesetzten Wand ist ein
Doppelsteg in der Mitte und auſsen sind zwei Schlitze. Will man in der Hohlwand Loch
unter Loch setzen, so sind zwei Formen von Steinen nöthig (Fig. 9 und 10) mit einer Reihe
Mittelloch oben und unten und einer Reihe Mittelsteg oben und unten. Fig. 11 zeigt den
Querschnitt mit über einander greifenden Leisten, welche jede Verschiebung unmöglich
machen.
Da die bekannten wagerechten Zickzackzüge ungleichmäſsige Erwärmung geben und dicke
Wandungen beanspruchen, dünnwandige Pfeiler dagegen durch Verziehen leicht
unbrauchbar werden, Pfeiler aus groſsen Hohlsteinen bald Risse und Sprünge zeigen
und Pfeiler mit senkrechten Kanälen sehr wenig Heizfläche besitzen, so dürfte sich
durch die Anwendung dieser Pfeilerwände, bei welchen gleichmäſsige Erwärmung, groſse Heizfläche,
Dünnwandigkeit, geringes Verziehen und Standfestigkeit sich vereinen, eine gute
technische Wirkung erzielen lassen.
Beim Beschicken von Koksöfen mit gepreſsten Kohlekörpern von der Gestalt der
Verkokungskammer bedient sich derselbe Erfinder nach dem D. R. P. Nr. 39512 vom 11.
Mai 1886 zur Herstellung des gepreſsten Kohlekörpers eines Kastens, dessen
Längswände A (Fig. 11a und 11b) mittels
angebrachter Scharniere C gleich einer Thür aufklappbar
gemacht sind. Der verschiebbare Boden B hat durch die
unteren Kanten der Seitenwände eine Führung oder entsprechende Leisten u.s.w.
erhalten, so daſs er beim Zurückziehen aus der Verkokungskammer nicht nach oben
entweichen kann. Diese Kästen dienen jedoch nicht nur zum Pressen der Kohle, sondern
auch in Verbindung mit einem Wagen zum Transporte des Kohlekörpers nach der
Kokskammer.
In den gepreſsten Kohlekörpern werden behufs schnellerer Entfernung der bei der
Verkokung sich entwickelnden Gase Löcher oder Kanäle angebracht, wodurch der
Verkokungsvorgang beschleunigt werden soll.
Um bei wagerechten Koksöfen die Entgasungsretorten a
(Fig. 12
Taf. 2) gleichmäſsig und möglichst hochgradig mit nur einem geringen Theile des den
Entgasungsretorten entströmenden Gases zu erwärmen und einen guten Koks in möglichst
kurzer Zeit zu erzeugen, haben die Gebrüder Röchling in
Saarbrücken (D. R. P. Nr. 38312 vom 30. December 1885) die Einrichtung getroffen,
daſs die Gase abwechselnd durch die Röhren E und E1 (Fig. 13) in die
Sohlkanäle G und G1 (Fig. 13) eintreten,
welche durch eine diagonale Scheidewand der ganzen Länge nach getrennt sind.
Die nothwendige Verbrennungsluft tritt durch eine Oeffnung im Deckel des
Zugwendeapparates und durch zwei mit je einem Schieber verschlieſsbare Oeffnungen,
welche in dem Endpfeiler der ganzen Ofengruppe angeordnet sind, in die Kanäle R1
M1 und c1
d1
e1 bezieh. RM und cde ein, während
die Abhitze nur durch den Kanal MR bezieh. M1
R1 nach dem Kamine
abzieht und die Luft unter diesem Kanäle so lange in Ruhe steht, bis Zugumkehrung
erfolgt. Steht z.B. der Wendeflügel so, daſs die Luft durch die genannte Oeffnung in
die Kanäle c1
d1
e1 eintritt, so gelangt
sie aus diesen durch die Oeffnungen i in den Kanal M1 und mischt sich hier
mit der darin befindlichen Luft. Aus dem Kanäle M1 tritt die Luft durch die Oeffnung t1 in den Kanal L1 und durch die
Oeffnung u1 sowie durch
die kleinen Spalten p... in den Sohlkanal G1 , wo dieselbe, hoch
erhitzt, mit dem Gase, welches jetzt ebenfalls in den Sohlkanal G1 durch das Rohr E1 eintritt,
zusammentrifft und die Verbrennung desselben bewirkt. Aus dem Sohlkanale G1 streichen die
brennenden Gase durch die Hälfte der Pfeilerzüge N
aufwärts und über das Gewölbe des Ofens durch die Hälfte der Züge O des anderseitigen Pfeilers (Fig. 14) abwärts in den
Sohlkanal G. Auf diese Weise bildet sich ein sogen. verschränktes
Auf- und Abwärtsstreichen der Gase in den Pfeilerzügen, so daſs immer zwischen zwei
aufwärts streichenden und frisch brennenden Gasströmen ein schwach brennender
Gasstrom abwärts streicht und zwischen zwei abwärts streichenden, schwach brennenden
Gasströmen ein frisch brennender Gasstrom aufwärts zieht. Bei Wendung des Zuges geht
die Gasströmung umgekehrt.
Aus dem Sohlkanale G gelangen die Verbrennungsproducte
nach L und L1 (Fig. 14) und von da durch
M und R in den Kamin.
Die Luft in den Kanälen cde hat jetzt bis zur
Zugumkehrung in Ruhe gestanden und ist durch die darüber hinziehenden
Verbrennungsproducte hoch erhitzt worden. Sobald nun der Zug durch den Wendeflügel
umgestellt wird, wechseln auch die entsprechenden Schieber. Die Luft in den Kanälen
cde strömt nun durch die Oeffnungen i in den Kanal M und aus
diesem durch L nach G, so
daſs sämmtliche Gaseinströmungen, auch die entferntesten, sofort mit reiner und hoch
erhitzter Luft versehen werden.
Aus den Sohlkanälen G streichen die brennenden Gase
durch die Pfeilerzüge O aufwärts und über das Gewölbe
durch die Züge N des anderseitigen Pfeilers abwärts in
die Sohlkanäle G1. Von
da gehen dieselben durch L1
M1
R1 nach dem Kamine,
während die Luft in den Kanälen c1
d1
e1 in Ruhe steht und
durch die darüber hinwegziehenden Verbrennungsproducte hoch erhitzt wird.
Durch die so beschriebene Einrichtung muſs in der That ein gleichmäſsiges Brennen der
Gaseinströmungen erreicht werden, was bei den gewöhnlichen Siemens'schen Regeneratoren oder Wärmespeichern nicht immer der Fall ist.
Die ganze Construction bürgt dafür, daſs eine gleichmäſsige Erhitzung der
Entgasungskammer stattfinden muſs.
Das grundlegende, ursprünglich Hoffmann'sche D. R. P.
Nr. 18795 vom 8. Mai 1881, in welchem bekanntlich gewöhnliche Koksöfen mit Siemens'schen Regeneratoren combinirt sind, ist durch
Dr. Otto in Dahlhausen (Westfalen) durch zahlreiche
Zusätze erweitert worden und hat in der Praxis eine bedeutende Verbreitung erfahren.
Eine neue Abänderung ist in dem D. R. R Nr. 42473 vom 14. Juni 1887 vorgeschlagen.
Ueber den Zügen Sz1 und
Sz2 der Seitenwände
ist ein Längszug Lz angeordnet, welche, wie in der
neuen Anordnung in Fig. 15 im Längsschnitte und in Fig. 16 im Querschnitte
gezeichnet, durch mindestens einen Schacht Ol3 unmittelbar mit dem Regenerator LR1 sowie durch
mindestens einen Schacht Ol4 unmittelbar mit dem Regenerator LR2 verbunden ist. Unabhängig davon können die
Regeneratoren LR1 und
LR2 mit den
Sohlkanälen SK1 und SK2 unter den Oefen,
sowie mit Luftkanälen über den Oefen verbunden sein.
Die Gase können bei dieser neuen Anordnung in den Sohlkanälen SK1 oder SK2 (nicht gezeichnet) ganz, theilweise
oder gar nicht verbrannt werden.
Die Gase, welche nicht in den Sohlkanälen SK1 oder SK2 verbrannt sind, steigen in den Schächten Sz1 oder Sz2 (Fig. 15) der Seitenwände
auf und verbrennen dann ganz oder theilweise in dem Längszuge Lz mit der Luft, welche durch die neu angeordneten
Schächte Ol3 oder Ol4 unmittelbar aus dem
Regenerator LR1 oder
LR2 zugelassen
wird.
Die Menge der Luft, welche aus LR1 oder LR2 durch Ol3 oder Ol4 in den Längszug Lz
treten soll, wird durch die Stellung der Schieber s1 oder s2 (Fig. 15) bestimmt.
Aus dem Längszuge Lz treten die Verbrennungsproducte
durch die Oeffnungen o in die Kanäle GK1 und damit auch in
deren Erweiterungen GK2
(Fig.
16), welche über den Gewölben der Oefen angeordnet sind.
Auf diese Weise kann der obere Theil der Regenerativkoksöfen durch die in Lz, sowie in den Kanälen GK1 und GK2 über den Gewölben stattfindende Verbrennung
entweder ebenso hoch oder höher oder weniger hoch erhitzt werden als die Sohlkanäle,
ganz wie das Bedürfniſs des Verkokungsprozesses und die Eigenschaften der zu
verkokenden Kohlen es erfordern.
Eine Verbindung von einthürigen, sogen. Bienenkorb- oder muffelförmigen Koksöfen mit
Lufterhitzern, welche der Commanditgesellschaft Dr. C. Otto
und Co. in Dahlhausen a. d. Ruhr und der Bergwerksgesellschaft Hibernia und Shamrock in Herne gehört und durch das D.
R. P. Nr. 37280 vom 21. März 1886 gesetzlichen Schutz erlangt hat, bezweckt, den
Betrieb dieser einthürigen Koksöfen auch mit Gewinnung der Nebenproducte zu
ermöglichen. Dieser Zweck wird erreicht durch Erhitzung der Verbrennungsluft, indem
man die einthürigen Koksöfen mit einräumigen oder zweiräumigen Lufterhitzern
verbindet.
Im Falle der Anwendung von einräumigen Lufterhitzern müssen für die
Verbrennungsproducte der Koksöfen mindestens zwei Wege oder Hauptabzugskanäle
vorhanden sein, durch welche sie aus der Umgebung der Verbrennungsräume zu dem
Schornsteine gelangen können. Die einräumigen Lufterhitzer R und R1
(Fig. 18)
können innerhalb des Rauhgemäuers und über, unter, neben, hinter oder zwischen den
Verkokungskammern V oder auch ganz auſserhalb des
Rauhgemäuers der Koksöfen angeordnet sein.
Bei dieser Verbindung von einthürigen Koksöfen mit einräumigen Lufterhitzern sind
Kanäle l und l1 zwischen je zwei Verkokungskammern V derartig angeordnet, daſs je einer dieser Kanäle je
zweien der Verkokungskammern, entweder als Luftzuführungs- oder als
Abhitzeabführungskanal dient. Wenn das Gas durch die Gasrückleitung GR und die Zuleitungen g
in die Sohlkanäle der Verkokungskammern V geleitet
wird, dann tritt die Luft in den Lufterhitzer R und
durch die Kanäle l in die Sohlkanäle der
Verkokungskammer. Die Verbrennung erfolgt bei dem Zusammentritte von Gas und Luft. Die
Verbrennungsproducte ziehen durch die Sohlkanäle durch l1 nach R1 und dann nach dem Schornsteine.
Wenn zweiräumige Lufterhitzer (Fig. 17) angewendet
werden, so genügt schon ein Weg für die Verbrennungsproducte, aus welchem sie aus
der Umgebung der Verkokungsräume V zu dem Schornsteine
gelangen können. Die Lage der zweiräumigen Lufterhitzer kann, wie bei den
einräumigen, eine mannigfaltige sein. Der Betrieb der mit solchen zweiräumigen
Lufterhitzern verbundenen Koksöfen ist ohne Zugumkehrung und nur so zu führen, daſs
durch einen der Räume des Lufterhitzers immer die Abhitze und durch den anderen
immer die zu erhitzende Luft streicht.
Zwischen den Oefen und den Abhitzekanälen oder den Lufterhitzern sind die beiden
vorstehend beschriebenen Verbindungen zwischen Koksöfen und Lufterhitzern Kanäle A angebracht, welche bei der Inbetriebsetzung der Oefen
als Gasabzüge und zur direkten Erwärmung der Lufterhitzer dienen und, sobald die
Gase durch die Condensation gehen sollen, auf irgend eine Weise abgesperrt,
zugesetzt oder weggenommen werden können.
Heinrich Herberz in Dortmund bewirkt für
Kohledestillationsöfen die Vorwärmung der Verbrennungsluft in Kanälen oder
Rohrleitungen, welche, über den Ofenkammern oder über den Seitenzügen derselben
liegend, ihre Erwärmung von einer separaten Gasfeuerung erhalten (D. R. P. Nr. 37129
vom 15. December 1885). Fig. 19 zeigt den Ofen,
welcher im Wesentlichen sich der Construction der Coppée'schen Koksöfen anschlieſst. Die Ofenkammern sind vollkommen
geschlossen und haben auſser den Thüren nur noch Oeffnungen im Gewölbe zum Füllen
und Absaugen der Gase. Unter jeder Ofenkammer liegt der Bodenzug a und zwischen je zwei Kammern befinden sich die
Seitenzüge b, durch welche in der bekannten Weise der
Coppée'schen Construction die Heizung der
Ofenkammern bewirkt wird. In den Seitenzügen werden aus dem Gaskanale c die von den Condensationsapparaten zurückkehrenden
enttheerten Gase und gleichzeitig wird aus dem Luftkanale d vorgewärmte Luft zugeleitet. Das Gas entzündet sich schon oberhalb der
Seitenzüge, wird aber erst durch die Verengung des Querschnittes im oberen Theile
dieser Züge mit der Luft innig gemengt, so daſs die gröſste Hitze innerhalb der
Seitenzüge entwickelt wird.
Ueber den Seitenzügen oder über dem Ofengewölbe liegt ein Kanal f, welcher durch eine am Ende desselben angebrachte
Gasfeuerung geheizt wird, deren Verbrennungsproducte in einen oder mehrere der
Seitenzüge abgeführt werden.
Dieser Kanal theilt die Wärme den ihn umgebenden kleinen Kanälen g und d mit, in welchen
die Verbrennungsluft auf eine der Gas- und Luftzuführung entsprechende Temperatur
gebracht wird. Diese Gasfeuerung wird auch mit heiſser Luft aus dem Gaskanale d gespeist.
Oswald Rose in London ist der Erfinder eines Apparates (D. R. P. Nr. 40212 vom 14. Januar 1887), welcher hauptsächlich zur Destillation von
Abfällen und geringen Sorten von Kohle, Schiefer und anderem bituminösem Materiale
bestimmt ist, wobei im Wesentlichen Theer und Oel innerhalb einer Temperatur von 300
bis 500° C. gewonnen werden soll. Fig. 21 stellt den
Apparat im Längsschnitte und Fig. 20 in Vorderansicht
dar.
Ueber der wagerechten Retorte A sind zwei andere
cylindrische, ebenso lange Retorten B von kleinerem
Durchmesser angeordnet. Letztere sind an dem einen Ende mit einem Fülltrichter C versehen und stehen mit ihren anderen Enden durch D mit der Retorte A in
Verbindung. Unter der gröſseren Retorte A befindet sich
die Feuerung E, in welche, falls A aus Metall hergestellt ist, ein feuerfestes Gewölbe
F eingemauert wird, um eine direkte Einwirkung der
Flamme auf die Retorte zu verhindern.
Die Feuergase streichen von E aus durch den unter der
Retorte A gelegenen Kanal G, dann durch Kanal G1 (zwischen A und B), dann durch Kanal G2 über die Retorte B
hin nach dem Schornsteine G3. In Folge dieser Anordnung wird Retorte A
stärker erhitzt, als die kleineren Retorten B.
Sämmtliche Retorten sind mit Ableitungsrohren H
versehen.
Um das Material gleichmäſsig zu zerkleinern, ist der Trichter C an seinem unteren Ende mit einer Kammer J
ausgestattet, in welcher zwei mit Zähnen versehene Wellen K verstellbar angeordnet sind.
In der Längsachse der Retorten befinden sich die Wellen L und L1,
deren Durchmesser ungefähr gleich dem halben Durchmesser der Retorte ist und welche
zweckmäſsig hohl hergestellt sind. An diesen Wellen sind Schraubenflügel angeordnet,
deren beiden Theile P1
und P2 in einem Winkel
zu einander stehen und deren vordere Theile P2 steilere, deren hintere Theile P1 flachere
Schraubengänge bilden.
Die Welle L1 verjüngt
sich bei Q in der Richtung der Entleerungsöffnung der
Retorte A. Das Ende Q,
welches sich in eine cylindrische Welle O fortsetzt,
ist mit einer nach o zu sich verjüngenden Schnecke R ausgestattet. An den Mantel der Retorte A schlieſst sich eine conische, der Schnecke R entsprechende Fortsetzung S an, welche an ihrem engeren Ende mit einem zur Entleerung der Retorte
dienenden cylindrischen Mundstücke T versehen ist.
Dieses kann durch einen die Welle O dicht
umschlieſsenden Deckel V luftdicht geschlossen
werden.
Die Wellen L und L1 sind an ihren mit Kettenrädern W und X versehenen Enden
N (Fig. 19) durch eine
endlose Kette Y (Fig. 20) mit einander
derart verbunden, daſs durch die von der Maschine getriebene Welle L1 gleichzeitig diese
Bewegung auf die Welle L übertragen wird. Die
Durchmesser der Kettenräder werden zweckmäſsig so gewählt, daſs die Wellen der kleinen Retorten sich mit
halber Geschwindigkeit der Welle L1 bewegen.
Das zu verarbeitende, in C aufgegebene Material wird
durch die Daumenwellen K etwas gebrochen und in die
Retorten B hineingetrieben, welche auf etwa 300° C.
erwärmt sind. Hier, durch die Wärme auch noch mürber gemacht, wird das Material
durch die vorderen Theile P der Flügel vorgeschoben und
gleichzeitig durch die hinteren Theile P1 unter einander gerührt, gebrochen und zerkleinert.
Das Material gelangt so allmählig durch D in die
Retorte A, wo es einer höheren Temperatur ausgesetzt,
stärker bewegt und fortgetrieben wird.
Die sich in den Retorten entwickelnden flüchtigen Producte werden durch die Rohre H einem Condensator zugeführt. Durch diese Construction
ist man in der Lage, die flüchtigen Producte der weniger erhitzten Retorte B und der stärker erhitzten Retorte A getrennt von einander auffangen zu können. Das
Material, in der Retorte A vorwärts bewegt und auch
etwas mehr zerkleinert, gelangt allmählig nach dem sich verengenden Theile S, wo es durch Schnecke R
in das Mundstück P gedrückt wird.
Wenn es gelingen sollte, durch die eigenthümliche Schraubenconstruction des
vorstehend beschriebenen Apparates das Material derartig zu bewegen, daſs ein
Festsetzen desselben an den Retorten wänden verhindert wird, so dürfte der Apparat
gute Dienste leisten, zumal die bei den verschiedenen Temperaturen entstehenden
Destillationsproducte getrennt aufgefangen werden können. Ihrem Zwecke nach steht
die beschriebene Einrichtung offenbar der Leuchtgasgewinnung näher als der
Kokstechnik, da die Gewinnung der flüchtigen Stoffe als Endziel angesehen werden
muſs, während bei den Koksöfen trotz der Nebenproducte zunächst die Gewinnung des
festen Kohlenstoffes in Form von Schmelzkoks für metallurgische Zwecke die
vornehmste Aufgabe bildet.
Ob überhaupt die so werthvollen Nebenproducte in der Koksgewinnung die Rentabilität
einer Anlage erhöhen, hängt je von den Umständen ab. Dr. Otto äuſsert sich in einem Vortrage darüber etwa folgendermaſsen:
„Angesichts der Summen, welche aus der Gewinnung der Nebenproducte gelöst werden
können, und angesichts der geringen Betriebskosten der Condensationsanlagen,
welche nur in den Ausgaben für Aufsichtspersonal und Oelconsum und den geringen
Unterhaltungskosten bestehen, liegt der Gedanke immer sehr nahe, daſs wir uns
bis jetzt einer groſsen Verschwendung schuldig machen, wenn wir die
Nebenproducte nicht gewinnen. Dem gegenüber ist nun doch als Entschuldigung
geltend zu machen, daſs es zur Hebung dieser verborgenen Schätze der Aufwendung
sehr bedeutender Anlagekosten bedarf. Wenn man bedenkt, daſs die zu kühlenden
Gasquantitäten ganz gewaltige sind, daſs es sehr groſser Kühl- und Waschflächen
bedarf, um diese Gasmassen zu kühlen und zu waschen, daſs die ganze Bewegung der
Gase und der Verbrennungsluft durch hinreichend starke Maschinen veranlaſst
werden muſs, daſs die Rohrleitungen sehr bedeutende Querschnitte haben müssen,
daſs eine Menge Einrichtungen getroffen werden müssen, um Verstopfungen zu
verhindern, daſs die Maschinen, Exhaustoren, Ventilatoren in doppelter Zahl
vorhanden sein müssen, um niemals Gefahr zu laufen, daſs eine Betriebsstörung
eintritt, so muſs einleuchten, daſs die Anlagekosten für die Gewinnung der
Nebenproducte sehr hohe sein müssen.
Man kann in der That annehmen, daſs ein Koksofen, der mit allen
Condensationsanlagen zur Gewinnung der Nebenproducte ausgerüstet ist, das Drei-
bis Vierfache von einem gewöhnlichen Koksofen kostet.
Wenn also auch die Rentabilität solcher Anlagen zur Gewinnung von Nebenproducten
eine gute ist, so werden doch die hohen Anlagekosten einer allzu raschen
Verbreitung solcher Anlagen im Wege stehen. Eine langsame und nicht überstürzte
Entwickelung dieses Industriezweiges kann aber für dessen Rentabilität nur von
Nutzen sein.“
W.
Koort.